Was ist neu

Mit Karten spielt man nicht

Seniors
Beitritt
08.11.2001
Beiträge
2.833
Zuletzt bearbeitet:

Mit Karten spielt man nicht

Mit Karten spielt man nicht

Er betritt die kleine Küche im Dunkeln und setzt sich auf seinen gewohnten Platz. Der Tisch ist alt und die Platte ist gleichzeitig vernarbt und blank gerieben von all den Jahren.

Eine Weile sitzt er so da, die Arme aufgestützt, die Tüte aus altem, weichen Kunststoff neben sich. Dann erst, nach einem weiteren tiefen Atemzug, knipst er die Tischlampe an. Sie taucht den größten Teil des Tisches in schwaches, warmes Licht und er beginnt mit dem, was er sich für diese Nacht vorgenommen hat. Es ist an der Zeit.

Ohne hinzusehen, greift er zum ersten mal in die Tüte und zieht die Hand bedächtig wieder heraus. Er hält den Stapel verschiedener Visitenkarten kurz über der Tüte, so als wollte er sie wieder hineinwerfen, dann aber seufzt er vernehmlich und legt die Karten vor sich auf den Tisch. Den Blick starr geradeaus auf die Küchentür gerichtet, tasten seine Finger nach der ersten Karte. Langsam hebt er sie in seinen Blick.

Valerie. Name, Beruf, Adresse, drei Telefonnummern und eine Email-Adresse. Er legt die Karte, ohne sie weiter zu studieren, etwa in die Mitte des Tisches. Valerie wohnt im Appartement nebenan. Sie war eine Freundin seiner Frau. Er ruft sie nur selten an, aber manchmal tut er es. Noch seltener geht er hinüber. Wozu auch.

Die nächste Karte ist die Nummer eines Taxidienstes. Er zuckt die Schultern und legt sie rechts neben die erste. Karten, die er nicht braucht, entscheidet er. Karten, die nirgendwo hinführen. Die nicht einmal irgendwo herzukommen scheinen. Dieser Stapel für Unwichtiges ist wichtig. Er schiebt ihn ein wenig weiter nach rechts, dann noch ein wenig mehr, bis die Karte an den Fuß der Lampe anstößt. Er nickt befriedigt.

Die nächste Visitenkarte ist von der Stadtbibliothek. Sie wandert auf den ersten Stapel. Karten, die er manchmal braucht, Nummern, die er von Zeit zu Zeit anruft.

Ein Fitnessstudio. Einen Moment lang denkt er darüber nach, woher er die Karte hat und warum. Dann erinnert er sich. Die lagen irgendwo aus. Er hat eine mitgenommen, weil Sofie sie vielleicht eines Tages brauchen wird. Sobald sie wiederkommt. Einen Moment lang zögert er, dann legt er sie auf einen freien Platz, rechts oberhalb der Karten von Valerie und der Bibliothek. Weit genug entfernt von der Lampe.

Er wird sie für Sofie verwahren. Man weiß ja nie. Ebenso die nächste Karte, ein Museum für moderne Kunst, etwa zweihundert Kilometer von hier. Vielleicht fährt sie eines Tages hin.

Die Nummer eines Krankenhauses. Die kleine, weiße Karte, schmucklos, informativ, versetzt ihm einen Stich in die Lunge und für einen Moment glaubt er, husten zu müssen. Dann, sehr konzentriert, atmet er tief ein. Marie ist dort gestorben. Das ist fast zwölf Jahre her und dennoch kann er die Karte nicht einfach ansehen. Nicht einmal weglegen.

Langsam wandert die Karte auf den Stapel mit Nummern, die er anruft. Dabei hat er dort zum letzten Mal angerufen, als Sofie nicht heimkam, vor zehn Jahren. Vor genau zehn Jahren.

Draußen, zwei Etagen unter ihm, explodieren die ersten Chinaböller, aber er sieht nicht einmal auf. Es ist erst neun Uhr. Noch hat dieses Jahr drei Stunden zu leben und er wird es nicht tot feiern, bevor es soweit ist. Auch dann wird er nicht feiern. Wenn seine Arbeit hier getan ist, wird er ins Bett gehen und versuchen, wenigstens ein paar Stunden zu schlafen, vielleicht sogar ein wenig Ruhe zu finden.

Er muss an Sofie denken, an diesen Abend vor zehn Jahren, an dem sie aus dem Haus lief. Wenn er es heute betrachtet, weiß er immer noch nicht, ob er alles richtig gemacht hat. Ob es seine Schuld war, dass sie nicht zurück kam. Ihr Streit war kein besonderer gewesen. Aber er war ihr Vater und er hatte nicht eingesehen, dass sie nicht nach Hause kommen wollte. Er kannte die Freundin nicht, bei der sie nach der Party übernachten wollte und deshalb würde er nicht zulassen, dass seine Tochter dort die Nacht verbrachte. Ohnehin fand er es unangebracht, zu feiern. Es mochte Silvester sein, aber es war nicht einmal zwei Jahre her, dass ihre Mutter gestorben war. Das war einfach zu früh.

Genauso wie es zu früh für sie war, auszuziehen. Auch wenn es Streit gab. Auch wenn es immer wieder dieselben Sätze waren, die seine Seele zerschnitten. ‚Mutter war ganz anders. Ich bin zwanzig Jahre alt. Du bestimmst nicht über mein Leben.'

Sofie und er hatten die beiden Jahre gemeinsam überstanden, wenn auch nicht immer in bester Harmonie. Aber sie waren ausgekommen.

Die Karte eines chinesischen Fast-Food-Restaurants wandert auf den Stapel der Karten, die Sofie eines Tages brauchen könnte. Die Karten liegen so weit im Schatten, dass die bunte Schrift auf der letzten kaum zu erkennen ist. Während er seinen Gedanken nachgegangen ist, hat er, ohne es wirklich zu bemerken, Dutzende weiterer Karten auf die Stapel verteilt.

Die Reinigung gehört auf den ersten Stapel. Ab und zu ruft er an. Meist um zu sagen, dass er erst morgen kommt.

Als sie an diesem Abend das Haus verließ, hatte sie kaum mit ihm gesprochen. Zu tief saß der Streit. Erst am Nachmittag des ersten Januar hatte er bemerkt, dass sie nicht heimkam. Am Abend hatte er Melanie angerufen, die einzige ihrer Freundinnen, die er kannte. Aber Melanie wusste nichts von ihr, hatte sie seit Weihnachten nicht gesehen.
Am zweiten Januar hatte er Melanie wieder angerufen. "Sie hängt bestimmt mit diesem Typen rum." Melanie hatte irgendwo in ihren Notizen eine Handynummer gefunden. Die hatte er auf der Karte notiert, auf der auch Melanies Nummer stand.
Er hielt sie lange in der Hand. Sein Name war Michael. Den Namen hatte er später auch von der Polizei erfahren, und mit einer anderen Farbe neben die Nummer geschrieben. Eigentlich ist es keine Karte, auf der sein Name steht, sondern ein Stück aus einer Zigarettenschachtel. Er hatte damals nichts anderes zur Hand gehabt, als er Melanies Nummer notierte.

Er wiegt das kleine Stück Pappe in der Hand. Für einen Moment ist er versucht, ihn auf den mittlerweile größten Stapel zu legen. Am Fuß der Lampe sammelt sich alles, was niemand mehr braucht. Melanie hat ihm damals nicht geholfen und Michael auch nicht. Auch heute werden sie nicht helfen. Während er in Gedanken schwelgt, hat er bereits mechanisch weitersortiert.
Im letzten Moment besinnt er sich anders. Auch wenn Melanie keine Hilfe gewesen ist, er kann die Information nicht vernichten. Oberhalb der wenigen Karten mit Nummern, die ihm wichtig sind, eröffnet er einen neuen Stapel. Die Karten liegen weit außerhalb des Lichtkreises. Aber das ist schon in Ordnung. Nummern aus Sofies Vergangenheit, beschließt er.

Beim Anblick der nächsten Karte spürt er wieder den vertrauten Stich. Der ermittelnde Beamte hat ihm diese Karte gegeben. Zusammen mit dem Versprechen, sofort Nachricht zu geben, wenn eine Spur von ihr gefunden sei. Bereits beim kleinsten Hoffnungsschimmer.
Er hatte angerufen. Ende Januar, und mitgeteilt, man habe diesen Michael ausfindig gemacht. Jedenfalls beinahe. Er reise, vermutlich mit weiblicher Begleitung, per Anhalter durch Spanien. In den beiden folgenden Wochen hatte er Sofie verflucht. Sie hätte mit ihm reden können. Wenigstens anrufen.
Michael zu finden hatte keinen Aufschluss gebracht. Zu dem Zeitpunkt, als die Polizei ihn befragte, war er allein. Und er leugnete, je mit Sofie zusammen aufgebrochen zu sein. Den Namen seiner früheren Begleitung gab er nicht preis.
Die Polizei stellte die Ermittlungen ein, weil außer Gerüchten nichts vorlag und er beauftragte mehrere Privatdetektive, deren Karten er zu der des Beamten legte. Karten, die nicht zu Sofie führten.
Neben diesem Haufen türmt er alles auf, was sonst mit ihrem Verschwinden zu tun hatte. Karten von Reisebüros, kleine Zeitungsfetzen, nicht größer als die Karten, mit Artikeln über Kreta, die USA, Disney World. Irgendwo muss sie ja sein. Sie könnte wenigstens anrufen.

Jedes Mal, wenn er in die Tüte greift, ist er erstaunt darüber, dass der Vorrat an Karten und Kärtchen schier unerschöpflich ist. Die Stapel wachsen Stück für Stück, aber noch lange ist die Tüte nicht leer.

Plötzlich muss er an diesen Tag im Sommer denken, als Sofie neun oder zehn war. Sie hatte seine Schreibtischschublade geöffnet, den kleinen Karteikasten mit Visitenkarten herausgezogen und fragend angesehen. Wozu er die Karten sammele, hatte sie gefragt.
"Man kann nie wissen, wozu man sie mal braucht. Wenn man die Karte von jemandem hat, kann man ihn immer erreichen." Sofie war aufgesprungen und in ihr Zimmer gelaufen. Nach ein paar Minuten war sie strahlend zurückgekommen und hatte ihm ein Stück Pappe entgegengestreckt.
Mit Filzstiften hatte sie darauf in vielen verschiedenen Farben ihren Namen, ihre Adresse und Telefonnummer gemalt. Die untere Ecke zierte ein lachender Clown, den sie damals auf alles malte.

Einen Moment starrt er wieder auf die Küchentür, so als würde sie jeden Moment hineinhüpfen und ihm eine selbstgemalte Karte entgegenstrecken. Aber nichts geschieht. Er lässt seinen Blick über den Tisch schweifen und kann die Karte von damals nirgends entdecken. In beinahe greifbarer Panik beginnt er, in der Tüte zu wühlen, bis er endlich das kleine Stück Karton in seinen Händen hält. Er betrachtet es, und während sich sein Herzschlag zuerst beruhigt, steigt er schließlich bis zu einem Trommelwirbel an.
Wie ein fehlendes Puzzelteil hält er die Karte über die verschiedenen Stapel auf dem Tisch, so als würde sie ihm helfen, das Rätsel zu lösen.
Aber nichts geschieht. Weder geht die Karte in Flammen auf noch ergibt plötzlich alles einen Sinn. Letztendlich schwankt er zwischen drei verschiedenen Stapeln. Sofies Vergangenheit, Sofies mögliche Zukunft, oder Telefonnummern, die ihm selbst wichtig sind.
Mit einem Schulterzucken, aus dem Jahre der Resignation sprechen, legt er die Karte neben alle anderen, an den äußersten Rand des Lichtscheins, weit weg vom Fuß der Lampe.

Er gräbt tiefer in der Tüte, wirft achtlos eine ganze Hand voll Karten an den Lampenfuß, ohne sie richtig durchgesehen zu haben, dann hält er inne und betrachtet die Karte, die als oberste zu liegen kommt. Er kann sich nicht erinnern, diese Karte aus der Tüte gezogen zu haben. Und kann sich kaum erinnern, woher er sie bekommen hat und warum. Erst langsam kommen die Teile des Ganzen zu ihm zurück.
Valerie hat sie ihm gegeben. Silvester vor neun Jahren. Er müsse einen Schlussstrich ziehen, hat sie gemeint. Ein Symbol setzen, in dem er endlich Ruhe findet.
Langsam dreht er die Karte zwischen den Fingern. Bis heute hat er nichts getan. Symbole und Endgültigkeit liegen ihm nicht. Und ein Anruf bei einem Beerdigungsinstitut würde die Dinge besiegeln.

Er wirft die Karte zurück auf den Lampenfuß. Der schwarze Rand hebt sich deutlich von den anderen Karten ab, aber er wendet sich wieder der Tüte zu. Noch mehr Karten, die er zur Lampe wirft, aber keine von ihnen verdeckt den Trauerrand, der ihn immer noch vielsagend angrinst.

Nachdem er auch die letzte Karte aus der Tüte gezogen hat, zwingt er sich schließlich aufzustehen. Von der Küchentheke nimmt er einen Stapel Butterbrottüten aus Papier. Er streicht das alte Papier sorgfältig glatt und legt die Tüten auf den Tisch. Dann beginnt er, die Karten Stapel für Stapel ordentlich zusammenzulegen und jeden Packen für sich in eine Papiertüte zu schieben.

Als letztes nimmt er Sofies Karte auf und starrt sie an. Der lächelnde Clown starrt traurig zurück. Unbewusst greift er zum Hörer und wählt die Nummer auf der Karte. Nach Sekunden ertönt das Besetztzeichen, während vor dem Haus die ersten Raketen heulend in den Himmel steigen. Mit einem leisen Lächeln auf den Lippen lässt er den Hörer sinken. Kurz bevor er die Gabel berührt und das Zeichen verstummt, hört er sich murmeln. "Ein Frohes Neues Jahr, Sofie."

Dann schiebt er die bunte kleine Karte in die Tüte mit Valeries Nummer und der Visitenkarte des Krankenhauses. Es ist die kleinste der Tüten. Für alle Fälle.

Die Papiertüten stellt er sorgsam nebeneinander in die Plastiktüte. Diejenige mit den Karten vom Lampenfuß zuletzt. Dabei sieht er schon wieder den Trauerrand, der nach oben aus den anderen Karten herausragt, so als wäre die Karte größer als die anderen. Größer als im letzten Jahr, sonst wäre es ihm aufgefallen.

Vorsichtig zieht er sie heraus und lässt sie neben Sofies Karte in der ersten Tüte gleiten. Man kann nie wissen, wozu es gut ist.


Version 2 - 28.01.2006

 

Weder geht die Karte in Flammen auf, noch ergibt plötzlich alles einen Sinn.
Komma weg
Mit einem Schulterzucken, aus dem Jahre der Resignation sprechen
sprechend (?)
ohne sich richtig durchgesehen zu haben
sie
Hallo arc en ciel,
für die Idee bekommst du das hier: :thumbsup:
Sehr cool! Und da ich der alte Wortspielliebhaber bin, bekommst du für den Titel: :thumbsup:
Ebenso für den Stil: :thumbsup:
Den Inhalt finde ich jedoch nicht so gelungen. Etwas verwirrend, und scheinbar relativ uninteressant, sorry.
Bruder Tserk

 

hi Tserk,

Danke für die Kritik. Ich dachte schon, niemand liest die Geschichte und sie versinkt ungesehen in der Versenkung.

Vielen Lieben Dank für die :thumbsup:

Danke auch für die Korrekturen. Allerdings ist das "sprechen" meiner Meinung nach richtig. Die anderen 2 werden korrigiert.

Ist der Inhalt soooo verwirrend? Beim Schreiben und Korrigieren kam es mir gar nicht so vor. Ein wenig still vielleicht, aber sonst?

Kurz: Es geht um einen Mann, der seine Frau verloren hat. Dann verschwindet in der Sylvesternacht vor vielen Jahren seine Tochter und er kann nicht loslassen, weil er nicht weiß, was geschehen ist (weggelaufen? tod?). Er hat eine Art Manie entwickelt, Visitenkarten zu sammeln wegen der Geschichte mit seiner Tochter damals. ... und so weiter.

Ich dachte, das kommt raus???

Lieben Dank jedenfalls!

Frauke

 

Hallo Frauke,

ich kam inhaltlich problemlos mit. Die Geschichte hat mir gut gefallen, wenn sie auch eine sehr trostlose Stimmung verbreitet. Du hast den Prot sehr gut in seiner Ignoranz gegenüber den Tatsachen dargestellt.

Dadurch kam ich auch darüber ins Denken, wie es denn den vielen Menschen geht, die nur die Nachricht vermisst von Seiten derer erhielten (Soldatenfrauen, Familienangehörige einer Person, die wahrscheinlich einem Verbrechen zum Opfer gefallen sind), die gesucht haben.

Eine endgültige Antwort, zB der Tod, wäre einfacher als die Ungewissheit. Wie soll man denn auch damit umgehen? Die Hoffnung, dass die Person noch leben könnte, aber so herzlos ist, sich nicht mehr zu melden, tut mindestens genauso, wenn nicht noch mehr, weh. Gut eingefangen.

Lieber Gruß
bernadette

 

Allerdings ist das "sprechen" meiner Meinung nach richtig
oh Gott ist mir das peinlich ... ich dachte "aus DEM Jahr der resignation sprechend", also, dass das Schulterzucken aus einem ganz bestimmten Jahr, nämlich dem der Resignation spricht ... lalala
Zum Inhalt: Stimmt ... im Moment echt kein Plan, warum ich da verwirrend geschrieben hab
Bruder Tserk

 

Hi Ihr 2!

Lieben Dank für das Feedback. @Tserk: Aaah, jetzt verstehen, war selbst verwirrt, woher der Gedanke kam :D

@bernadette: Danke fürs Wiederaufbauen. Gerade wenn man so lange GAR keine Kritik bekommt, fragt man sich, ob vielleicht wirklich keiner durchsteigt ;) Ich hab so ein Talent dafür, meine Leser manchmal im Nebel stehen zu lassen. Unschön. Da freut es mich besonders, wenn es anscheindend ohne Erläuterung problemlos geht und die Stimmung rüberkommt.

Die Idee zu dieser Geschichte hat sich auf meinem letzten Flug entwickelt. Auf der anderen Seite vom Gang saß ein älterer Mann und sortierte Visitenkarten aus einer großen Einkaufstüte auf verschiedene Haufen, die er sorgfältig ausrichtete. Die ganze Nacht war er beschäftigt.

Ich habe mich gefragt, warum man sowas tut. Wer sowas tut und was man damit erreichen will, kann, wird. Noch im Flughafen in Paris - beim Umsteigen hatte ich ein paar Stunden - habe ich die Geschichte dann zu Papier gebracht.

Ich denke keine Sekunde, dass es die Geschichte dieses Mannes ist. Das würde überhaupt nicht zu ihm passen. Aber er hat die Idee losgetreten.

Lieben Gruß,
Frauke

 

Hallo Frauke,
aus irgendeinem Grund war deine Geschichte viel zu schnell aus dem Sichtfeld gerutscht. Ich hatte sie gelesen und eigentlich kommentieren wollen, dann aber gerade keine Zeit und - aus den Augen aus dem Sinn. Nun will ich's gerne noch nachholen.
Die Idee mit den Visitenkarten mag ich gerne, du beschreibst auch die Stimmung sehr gut und die ganze Geschichte entwickelt sich schön sachte mit den Rückblenden.
Nur beim Auslegen auf die einzelnen Stapel wird das Bild für mich etwas unscharf. Irgendwie krieg ich den Überblick nicht zusammen, welcher Stapel genau wo liegt und welche Art Karten dort hinsortiert wird. Allein der Stapel am Fuß der Lampe ist klar.

Was mir sonst noch so aufgefallen ist:

die Tüte aus altem, weichen Kunststoff neben sich
Werden alte Plastiktüten nicht eher spröde und brüchig? Oder ist das mehr so eine abgenutzte Kunststoff-Einkaufstasche?

Die Nummer eines Krankenhauses.
Haben Krankenhäuser allgemeine Visitenkarten? Vielleicht eher die Karte des Arztes, der Marie betreut hat?

Es mochte Sylvester sein,
Soweit ich weiß ist die y-Version von Silvester nur für den Namen gängig. Der Feiertag schreibt sich mit i.

Gruß,
kira.

 

Hi Kira!

Lieben Dank, ich dachte, die Geschichte hätte keine Leser gefunden. ;)

Ich werde beim Überarbeiten darauf achten, die Stapel näher zu beschreiben. Die Idee dahinter war im Wesentlichen: Je wichtiger und entscheidender die Karten sind, desto weiter liegen sie im Dunklen. Was keine Bedeutung hat, wagt er ins Licht zu legen.... Ich denke, das ist ein schwieriges Symbol. Aber ich musste es unbedingt einbringen. Ich dachte, wenn es nicht rüberkommt, ist es nur ein Bild ;)

Lieben Dank,

Frauke

 

Ja, Frauke,
dieses Symbol kommt schon durch, weil du ja auch nachdrücklich von der Lampe sprichst. Nur eben die Anordnung ist für mich nicht ganz so deutlich. Ich denke, es würde helfen, wenn du noch hier und da einen Satz darüber einstreust:

Die Stapel bilden nun die Ecken eines Quadrats auf dem Tisch ...
Diese Karten liegen links fast vollständig im Dunkeln ...

Oder etwas in der Art. Vielleicht steh ja aber auch nur ich hier auf dem Schlauch. :dozey:

Gruß,
kira.

 

Die Stapel bilden nun die Ecken eines Quadrats auf dem Tisch ...
Diese Karten liegen links fast vollständig im Dunkeln ...

Oder etwas in der Art. Vielleicht steh ja aber auch nur ich hier auf dem Schlauch. :dozey:


Nee, kira, ich schließe mich an. Diese Stapelgeschichte war mir auch nicht ganz klar.

 

Hi Frauke,

endlich komm ich mal wieder dazu, was von dir zu lesen :)

Die Geschichte hat mir gut gefallen (wenn man denn bei einem solchen Thema von gefallen sprechen kann). Die leisen, melancholischen Töne, die ruhige Erzählweise, das passt gut zusammen.
Die Karten als Symbol für Stationen in der Vergangenheit gefallen mir auch, wenn ich auch mit der Licht-Dunkelheit-Symbolik nicht so sehr durchgestiegen bin, vielleicht hab ich aber auch nur unaufmerksam gelesen.

Was ich sehr schön dargestellt finde, ist das Schwanken zwischen Loslassen (für tot erklären) und festhalten (auf die Rückkehr hoffen, karten für die Zukunft sammeln), denn ich glaube, das ist eine der schwersten Entscheidungen, die man fällen kann. Kein Wunder, dass dein prot dafür so lange braucht. Schließlich ist beides schmerzhaft.

Hat mich berührt, irgendwie.

Liebe Grüße,

Ronja

 

Hallo arc en ciel

nach dem Titel und den ersten beiden Abschnitten dachte ich an einen sich anbahnenden Rachefeldzug.
Doch dann entpuppte sich die Puzzelei mit Visitenkarten als Achterbahn der Erinnerungen, als der verzweifelte Versuch, diese zu sortieren, gepaart mit plötzlichen Stimmungsschwankungen.
Der Prot ist Gefangener seiner eigenen Trauer, die schon viel zu lange andauert, ja ihm sogar noch mehr Kummer einbrockte. Alles was er noch hat, ist eine Tüte mit schmuddeligen, Hoffnung vorgaukelnder Karten. Am liebsten möchte ich ihm die Tüte aus den Händen reissen und in den Ofen schmeissen...

Prima Geschichte mit offenem Ausgang,
der so (für unseren Prot) leider keiner ist.

Lieben Gruss,
dotslash

 

Hallo arc en ciel,

ich wurde durch deine Geschichte zu sehr an meine Vergangenheit udn Gegenwart erinnert und habe sie deshalb nicht zu Ende lesen können. Aber das, was ich gelesenhabe, hat mich in seiner leisen Eindringlichkeit sehr bewegt.

LG

Jo

 

hej Frauke... stelle fest, ich bin immer noch dein Fan...
Mir gefiels, weil man den Prot. auf die Suche gehen sehen, und ihn dabei begleiten konnte, ohne dass es langweilig wurde... gut auch, dass das Ende offen bleibt, die Geschichte ein Streiflicht auf etwas Vergangenes, aber deutlich gerichtet auf das noch geschehende ist...
Hast dzugelernt, finde ich...
Lord

 
Zuletzt bearbeitet:

hi!

Ich habe mir die Geschichte heute mal vorgenommen. Ich hoffe, die Verbesserungen haben ein wenig zur Klarheit beigetragen. Lieben Dank für die Kommentare und Hilfestellungen.

@Lord: Ich fühle mich geschmeichelt (aaah, ich hoffe, niemand hat meinen Vertipper gelesen. Löscht Eure Emails dazu *blush*)

@jobär: Entschuldige. Aber danke, dass Du eine Kritik geschrieben hast - trotzdem.

Lieben Gruß,
Frauke

 

Hallo arc en ciel,

Mir hat die Geschichte auch gefallen, ein treffendes Portrait einer zerstörten Existenz. Trostlose, leise Geschichten wie diese scheinen viele nicht zu mögen. Vielleicht liegt es daran, dass es in der Wirklichkeit leider oft auch nicht allzu "laut"/extrem zugeht und man sich daran erinnert fühlt ...

Ich finde praktisch nichts zum kritisieren, nur ein paar Kleinigkeiten:
Langsam hebt er sie in seinen Blick - wirkt umständlich formuliert
Wozu auch. - eigentlich eine Frage, oder?
Weder geht die Karte in Flammen auf noch ergibt - da fehlt ein Komma

Gruß,
HienTau

 

Hi Hien Tau!

Lieben Dank für Deine Kritik. Ich schwanke beim Schreiben zwischen den Psychokillern und den leisen Tönen. Vielleicht irritiert auch das manchmal. Obwohl ich finde, eigentlich sind sie "auf einer Wellenlänge". ;)

Ich habe die Frage "Wozu auch" extra nur als Feststellung formuliert, denn eigentlich fragt er sich das nicht. Es ist mehr eine automatische Bemerkung. Besser kann ich das jetzt nicht ausdrücken. Außer vielleicht "rethorische Bemerkung".

Das fehlende Komma habe ich aufgrund einer Kritik beseitigt. Ich dachte auch, zwischen weder und noch gehöre ein Komma. Aber von dieser Idee wurde ich abgebracht... :confused:

Lieben Dank,

Frauke

 

Vielleicht irritiert auch das manchmal. Obwohl ich finde, eigentlich sind sie "auf einer Wellenlänge".
Kann ich nur bestätigen. Zwanghafte, ungewöhnliche Handlungen sprechen meist für gestörte Persönlichkeiten.
Die Frage, die keine ist, habe ich auch so verstanden. Wollte nur sicher gehen, dass es so gewollt ist.

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom