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Momentaufnahmen

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04.06.2005
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Momentaufnahmen

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Sie wusste es. Sie wusste, dass alles sich verändert hatte. Nichts war so wie früher...
Früher, das war vor einem Jahr. Ein Jahr, ein Moment. Eine Woche, eine Ewigkeit... Sie, das war Emma. Eigentlich Emma-Emily, aber alle nannten sie Emma. Emma, die Kluge. Emma, die Intelligente. Emma, die Brave. Er, das war Dario. Der Dario, der im Sportunterricht spitze war. Der Dario, der schlau und nett war. Er war der Junge, der Emmas Herz erreicht hatte. Der ihr zum ersten Mal das Gefühl gegeben hatte, dass sie geliebt wird. Klar, von den Eltern wurde man auch geliebt. Und von den Freunden und Verwandten, in gewisser Weise wurde man von denen geliebt. Aber das mit Dario, das war etwas Anderes. Wenn er sie anschaute, wusste sie, dass er sich nach ihr sehnt. Dass er sie umarmen will, dass er stundenlang mit ihr reden oder mit ihr schweigen will, dass er sie bei sich haben will. Aber Emma war stur. Sie würdigte ihn keines Blickes, sie war sich zu gut für ihn. Sicher, sie merkte sofort, was da los war. Es kam ihr so vor als ob die ganze Klasse über sie tuschelte, wenn sie nicht da war. Als ob jeder Bescheid wüsste, nur sie nicht. Aber niemand verlor auch nur eine Silbe darüber, dass Dario sie mochte. Eine Weile stellte sie sich quer, sie wollte nichts von ihm wissen. Aber dann, eines Tages, sah er zu ihr hinüber. Mitten in der Mathestunde. Er schaute sie an, sein Blick rief Emma und sie spürte das. Langsam drehte sie sich von der Tafel und den Geschehnissen am Lehrerpult weg. Mitten durch die Klasse sah er zu ihr, direkt in ihre schönen blauen Augen mit den Goldfunken und den schmalen Silberkronen, sie sich erhaben um ihr Pupillen legten. Und Emma? Emma schaute zurück. Sie sah ihn lange an und plötzlich war ihr, als ob sie ihn zum ersten Mal gesehen hätte. Da saßen sie nun, die beiden, und ihre Blicke bauten langsam aber bestimmt eine unsichtbare Brücke durch den Raum. Von Dario zu Emma, von Emma zu Dario. Doch als sie den letzten Stein legen wollten, fiel die Brücke in sich zusammen. Herr Kiebel, der Mathelehrer, stand zwischen ihnen und fragte Emma nach einer Aufgabe. Schade. Von diesem Tag an wusste Emma, dass sie ihn mochte. Nein, nicht Hernn Kiebel. Dario. Sie mochte ihn einfach, sie wollte ihn rund um die Uhr um sich haben., denn sie spürte, dass irgendetwas sie und Dario verbindete. Sie vertraute ihm. Brücken bauten sie keine mehr, dafür schnellten Rennwagen, Flugzeuge und andere Gefährte durch die Luft, um ihr Blicke zu transportieren. Und obwohl sie kaum miteinander redeten, mochten sie sich. Dario war glücklich. Emma war glücklich. Doch plötzlich, nach einiger Zeit, rissen die unsichtbaren, dünnen Seile, die Emma und Dario zusammenhielten. Für Dario war ein anderes Mädchen wichtiger. Er hatte es anscheinend satt, dass Emma nicht auf seine Annäherungen reagierte. Er ließ von ihr ab. Zurück blieb ein gebrochener Mensch, dessen Hoffnungen wie Luftballons in den Himmel stiegen und niemals wiederkehrten...

Sie war wütend. Noch nie hatte Emma solch einen Hass verspürt, noch nie wollte sie jemandem so weh tun wie heute. Ihre Mutter hatte mit ihr geschimpft. Emma saß zusammengekauert im Physiktrakt der Schule. Ihr Hals wollte ihren Kopf nicht halten, er war zu schwer. Wie aus dem Nichts tauchte Dario auf. Er erkundigte sich, wie jeden Morgen, nach den Hausaufgaben. An jedem anderen Morgen hätte Emma normal geantwortet, aber heute zuckte sie nur mit den Schultern. Dario wusste nicht, was mit ihr los war. War sie etwa traurig? Vielleicht wegen ihm? Für einen Moment lang dachte er darüber nach, ob er sie trösten sollte. Aber wie denn? Also ließ er das Thema in Ruhe und erinnerte sie an die Hausaufgaben. Emma hatte sie vergessen. Tränen stiegen in ihr hoch. Dario sah sie besorgt an und fragte, ob Emma sie hatte. Sie schüttelte den Kopf. So saß sie da und wusste nicht, was sie tun sollte. Dario schlenderte langsam zur Treppe und hielt kurz vor den Steinstufen inne, um Emma zu sagen, dass er jetzt runtergehen und seine Hausaufgaben machen würde. Emma hebte den Kopf und schaute zu ihm. Ihre Blicken flehten ihn an, nicht fortzugehen, sie flehten, sie nicht allein zu lassen. Emma war sich sicher, dass er diese Blicke verstand. Dario aber ging trotzdem. Emma blieb zurück. Emma,die Kluge. Emma, die Brave. Emma, die Verzweifelte...

Monate zogen ins Land und weder Dario noch Emma fingen an, mit dem anderen zu reden. Aus Blättern wurden Schneeflocken, aus Regen wurde Sonnschein und die großen Ferien standen bevor. Nach der letzten Stunde gingen Emma und Dario zusammen nach Hause, aber beide wussten, dass jeder in seiner eigenen Welt ging. In einer Welt, in der es den Menschen neben sich nicht gab, sondern nur sich selber und die Menschen, die einem nichts bedeuteten...

Nach dem Sommer trafen sie wieder aufeinander. Das heißt, eigentlich nicht. Denn Dario lag im Krankenhaus. Mit einem gebrochenen Arm. Doch Emma wusste das nicht. Erst nach ein paar Tagen rief sie bei ihm zu Hause an und bestellte ihm schöne Grüße. Dario freute sich. Vielleicht deswegen, vielleicht auch nicht, war er am nächsten Tag wieder da.Strahlend, mit einem Gipsarm, aber ansonsten gesund. Doch es war nicht wie vorher. Nichts war wie früher. Emma merkte es. Dario schaute sie nicht an, sein Gesichtsausdruck war normal, wenn er mit ihr redete. Nicht das Glänzen in seinen Augen. Nicht mehr. Uns zum allerersten Mal in ihrem Leben wünschte sie sich, dass sie die Zeit rückwärts laufen lassen könnte. Noch einmal von vorne anfangen. All die schönen Momente noch einmal erleben. Sich frei und erwachsen fühlen. Aber es ging nicht...

 

Hallo EmikoLady
Dir ist eine sehr schöne, traurige Geschichte gelungen.
Ich mag mich erinnern, dass ich vor 4 Jahren in einer ähnlichen Situation war. Ich könnte mir gut vorstellen, dass der Text ein wenig autobiographisch ist. :) Dies ist durchaus nicht negativ zu bewerten. Ich habe eine Vorliebe für Momentaufnahmen.

Etwas Kleines:

Doch Emma wustte das nicht.

 

Danke schwarze Seele. Hab den Tippfehler korrigiert ;) Wie viele meiner Geschcihten handelt es sich hier bei wieder um eine reale Situation. ich hab sie selbst erlebt und "schwebe" sozusagen immer noch in diesem Zustand der...Unwissenheit? Nein...in einem Zustand der Anspannung, als ob sich nichts verändert...

 

Liebe Emikolady

Das autobiographische in dem text ist ja nicht zu übersehen...für mich etwas kritikwürdig, weil eben zu deutlich. Wenn schon autobiografisch, dann sollte es soweit verarbeitet sein, dass keine selbstzweifel mehr bleiben, wie es denn nun eigentlich war. Ansonsten taugt es dafür, es der bestemn freundin zu erzählen, aber sicher nicht für eine richtige geschichte. Naja, meinungssache...

Was mir gut gefällt sind einige vergleiche in deinem text. Das mit der brücke zum beispiel und dem letzten stein. Aber tatsache ist doch, dass das völlig einseitig, hochgegriffen und realitätsfern ist. Der einzige, der hier versucht eine brücke zu bauen ist die kleine ema, die sich offenbar ein bisschen magie wünscht, die gar nicht da ist.
Kommt vor.

Wie wärs beim nächsten mal mit einer etwas verschleiereten entstehungsgeschichte.

Und übrigens: Lass doch solche dinge wie 'Nein, eigentlich doch nicht.' weg. Sowas hat nur in sehr seltenen fällen sinn und wert.

in liebe
masas

 

masas schrieb:
Liebe Emikolady

Das autobiographische in dem text ist ja nicht zu übersehen...für mich etwas kritikwürdig, weil eben zu deutlich. Wenn schon autobiografisch, dann sollte es soweit verarbeitet sein, dass keine selbstzweifel mehr bleiben, wie es denn nun eigentlich war. Ansonsten taugt es dafür, es der bestemn freundin zu erzählen, aber sicher nicht für eine richtige geschichte. Naja, meinungssache...

hallo masas! so sehr ich mich auch angestrengt habe, hab ich deine kritik nicht 100prozentig verstanden. wie du richtig sagst, es ist meinungssache, aber ich verstehe nicht, was du mit den verbleibenden selbstzweifeln meinst. emma hat keine selbstzweifel. sie ist traurig, weil sich alles verändert hat. nun ja, mag sein, dass es schwer zu verstehen ist, wenn man die person bzw. die situation nicht kennt. trotzdem danke für deine kritik :schiel:

 

nicht die selbstzweifel von emma. deine eigenen in bezug auf das, was da vorgefallen ist.

 

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