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Mondenkind

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24.12.2004
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Mondenkind

"Das alles hätte uns gehören können, Karin" sagte er mit einem resignierenden Tonfall und schaute traurig durch die verstärkte, goldbedampfte Visierscheibe seines Raumhelmes auf die öde Landschaft des Mondes. "Wir waren so nahe dran, der Überbevölkerung und der Rationierung von Lebensmitteln zu entkommen!" In der Ferne konnte er die Begrenzungslichter seines Grundstückes sehen und noch weiter dahinter glänzten die riesigen Kuppeln der Agrarstation 3.

Um exakt zu sein, es wären die Begrenzungslichter seines Grundstücks gewesen, wenn er es hätte bezahlen können. Friedhelm setzte sich neben seine Frau auf einen schroffen Mondfelsen und sah zur Erde hinauf, die wie ein blaues Juwel schwer im Samt des dunklen Weltraums lag.

"Wir wären hier glücklich gewesen, ich hatte das Geld zusammen, wir hätten hier neu anfangen können. Und was machst du? Du wirst schwanger! SCHWANGER! Warum ausgerechnet jetzt?" Karin schwieg. "Ja, sicher, ein KIND kann unsere Ehe retten. Hast du dir überhaupt Gedanken gemacht, warum nur reiche Leute Kinder bekommen können? Weil die Regierung die voraussichtlichen Lebenskosten kurz nach der Zeugung vom Konto der Eltern abbucht! Und warum hast du mir nichts gesagt?" Nun schaute er sie an, während ihre toten Augen leer durch das Visier in den Weltraum starrten. Die explosive Dekompression hatte in wenigen Sekunden ihr Blut zum Kochen gebracht und der Ausdruck des Erstaunens war noch immer auf ihrem nun gefrorenen Gesicht zu sehen. Er strich zärtlich über ihren Arm, der durch das große Loch in ihrem Anzug ungeschützt dem Vakuum des Raumes ausgesetzt war.

"Aber vielleicht hast du recht..." Er legte den Steinpickel zur Seite, an dessen scharfer Spitze noch immer ein Stück Stoff ihres Raumanzugs hing und griff nach dem Bolzenschussgerät, mit dem Arbeiter normalerweise Seilverbindungen in den Mondfelsen verankerten.

"Vielleicht hast du recht und ich sollte mir die Sache wirklich noch einmal durch den Kopf gehen lassen." Tränen liefen sein Gesicht hinab, als er sich mit einer eleganten, ruhigen Bewegung das Werkzeug an den Helm hielt und abdrückte.

 

So, das wäre also mein erstes Posting hier :) Ich hoffe ich habe in der Geschichte nicht zu viele stilistische und grammatikalische Fehler hingelegt und dachte, etwas melancholisches zum Jahreswechsel wäre möglicherweise kein schlechter Start.
Auf jeden Fall finde ich kg.de eine ziemlich tolle Einrichtung und sage hiermit Hallo an alle Teilnehmer :)

Gruß,
Martin

 

Tachi Martin,

erst einmal ein herzliches Willkommen auf kg.de.

Zu deiner Geschichte. Stilistische und grammatikalische Fehler habe ich keine gefunden, was aber auch daran liegen könnte, dass ich darin selbst keine Leuchte bin.
Insgesamt hat mir deine Geschichte gefallen, ABER... sie ist viel zu kurz.
Man ist gerade in der KG drin, dann ist sie auch schon wieder vorbei. Mich hätte zum Beispiel etwas genauer interessiert, warum die Menschen den Mond bevölkern. Klar, Überbevölkerung. Aber wie extrem ist das Problem? Ein zeitlicher Rahmen hätte mich interessiert, ein kurzer Abriss des in der Zukunft vorherrschenden Staatssystems.
Deine Geschichte hat viel mehr Potential, dass du kaum an der Oberfläche gekratzt hast, auch wenn dieses Thema bei weitem nicht neu ist.

Schönen Gruß und viel Spaß beim lesen und schreiben.
Thor

 

Hallo Reaktor

Und was machst du? Du wirst schwanger! SCHWANGER! Warum ausgerechnet jetzt?" Karin schwieg. "Ja, sicher, ein KIND kann unsere Ehe retten.

Weißt DU eigentlich, was du hier geschrieben hast?

 

Morgen Reaktor,

bist nicht gerade der Familienvater, gell? :D Atmosphäre und Grundidee finde ich gut, Umsetzung allerdings wenig gelungen, Hauptkritikpunkt:

Glaubwürdigkeit.

1) Die Frau wartet solange bis sie auf der Mondoberfläche ankommen, um ihm ihr kleines Geheimnis anzuvertrauen. Monate Vorbereitung, Training, Ausrüstung erwerben, hinfliegen, die ganzen Strapazen und dann sind sie endlich da, und die Frau sagt: "Duuuu, Schatz - ähem - wir können hier gar nicht bleiben." Ne.

2) Wenn die Beziehung hinüber ist, warum zum Teufel sollte er mit seiner Frau ALLEIN auf dem Mond hausen wollen??? Mitten in der Stille.

2) Das Ende. Gut, die Erde und die Beziehung können ein Haufen :zensiert: sein, aber seine spontane Reaktion ist meiner Meinung nach zu übertrieben.

Und ein paar Zusatzinfos könnten wirklich nicht schaden, wie gesagt, der Ausgangspunkt ist soweit gut. :)

Willkommen auf KG!


LG

Dante, der Unweihnachtliche :sick:

 

Nun ja, ich lebe in einer Beziehung und meine Freundin ist mein schärfster Kritiker - In diesem Fall hat sie mir mal nicht die Ohren lang gezogen... Nicht von meinen Figuren auf mich schliessen, bitte. Bin ein ganz umgänglicher Typ :)

Was übertriebene Reaktionen angeht, so findet sich das auch heute viel zu häufig in häuslichem Umfeld, ich hab es nur ein bisschen weiter weg projeziert. Das das nicht so weit hergeholt ist, möchte ich damit erklären, dass eine Freundin von mir tatsächlich ähnliches mitgemacht hat, bis hin zu schweren inneren Verletzungen und einer Notoperation, bei der das Kind nicht überlebt hat. Er hat sich hinterher die Pulsadern aufgeschnitten.

Und solche Typen wird es immer geben, die sich nicht eingestehen dass es zwei Personen braucht um ein Kind zu zeugen, dass Materialismus nicht immer der richtige Weg ist und dass Gewalt im häuslichen Umfeld ebenso schlimm ist wie ausserhalb.

Aber es stimmt, in der Kürze liegt hier zumindest keine Würze... Muß mal sehen ob es sich lohnt, daraus etwas Längeres zu machen. Falls ich damit jemanden verärgert haben sollte, so bitte ich das zu verzeihen - Es war wohl tatsächlich etwas viel Sozialkritik in zu wenig Text verpackt.

Gruß,
Martin

 

Tja,...

Hi Reaktor!

Auch Dir ein Servus auf dieser Seite.

Leider muß ich Dir sagen, daß mir die Geschicht üerhaupt nicht gefallen
hat :( !

Zunächst macht mich die Thematik gruseln. Ich arbeite ehrenamtlich in einer Einrichtung für solche Fälle und kann daher die Reaktion nachvollziehen, aber wie Dante schrieb, warum muß du auf den Mond damit.

Härter fände ich es, wenn sie sich in einem Graubereich zweier zusammenwachsender Städte in naher Zukunft befinden, weiß nicht, in einer Art Interurb, gehobenes Slum, oder so, was sozialkritischer wäre (Armut, Afrika, Mexico City, etc.) :hmm:

Außerdem finde ich sollte in Suizidgeschichten immer ein Funke Hoffnung stecken. Deshalb dürfen Zeitungen auch nur eine gewisse Menge an Selbstmordartikel bringen, wegen der Nachahmer (Werthereffekt! :klug: ).

Fazit für mich: Mal ein anderer SciFi-Zugang, aber zu kurz und fatalistisch.
Motto: Bevor ich nach einer Lösung suche, wähl ich lieber den Freitod!

Wie dem auch sei, meine Meinung, daher nur Gedankenanstoß,
BG, LE

 

Tachi Reaktor

Und weils noch keiner getan hat:
Herzlich Willkommen hier auf Kurzgeschichten.de, oder, wie ich es immer gern nenne: Die weltbesten Kaderschmiede für Nachwuchsautoren und notorische Zeit-vor-dem-Bildschirm-Totschlager :D
(Ups, Thor hats ja doch schon gemacht, aber doppelt hält besser ;) )

Zu deiner Geschichte
Meine wesentlichen Kritikpunkte wurden bereits von den Vorrednern genannt:
zu knapp, fatalistisch, logisch nicht stringent
Daher will ich an dieser Stelle die Zeit mit nicht mehr als dieser Auzählung verschwenden.


Aber was mir sehr gut gefallen hat :thumbsup: und was mir ein bewunderndes Lächeln abgerungen und dir meine allgemeine Zustimmung eingebracht hat, ist der gekonnte Einsatz von - ja, wie nennt man das eigentlich? :confused:

Ich meine die Art und Weise, wie du es schaffst Existentielles in unscheinbar Nebensätzen einzubauen, so dass der Leser von Satz zu Satz immer wieder von den Wendungen in der Minihandlung überrascht und das ganze Satzgefüge plötzlich hochexplosiv wird.

In den zweieinhalb Absätzen von "Nun schaute er sie an..." bis "...an den Helm hielt und abdrückte." überstürzt sich auf gekonnte Art und Weise die Handlung förmlich. Man wird als Leser in einen wahren Sog gezogen, aus dem man sich nur schwerlich befreien kann.
Diese Stellen haben mir echt gefallen :thumbsup:

Falls du hier dran noch was machen willst, dann würde ich dir aber empfehlen das letzte "und abdrückte" zu entfernen. Um die ganze Sache mit einem sogenannten Cliffhanger (Handlungsabriss an der spannensten Stelle) würdig zu beenden.

Grüße
Hagen

 

@Oleandra

Weißt DU eigentlich, was du hier geschrieben hast?

Na was hat er denn deiner Meinung nach geschrieben? Würde mich auch mal interessieren :)

 

@Hagen
Er hat den Satz wie eine Binsenweisheit formuliert. Wahrscheinlich mit Absicht, damit dieses

Ich meine die Art und Weise, wie du es schaffst Existentielles in unscheinbar Nebensätzen einzubauen, so dass der Leser von Satz zu Satz immer wieder von den Wendungen in der Minihandlung überrascht und das ganze Satzgefüge plötzlich hochexplosiv wird.
Gefühl entsteht.
Eigentlich ein schlauer Reaktor. Weiß zu polarisieren.

 

Hallo Reaktor,
also auch auf die Gefahr hin, dass es dir schon bei den Ohren rausstaubt: Auch von mir ein herzliches Willkommen in der SF-Küche auf kg.de :D

Ich muss sagen, so schlimm fand ich deine Geschichte gar nicht (äh... unklug formuliert). Also mir hat sie sogar etwas gefallen, auch wenn natürlich die Aussagen deines Prots und seine Handlungsweise sehr zum Polarisieren deiner Leserschaft geeignet sind.

Von der angesprochenen Logiklücke, dass sie ihrem Mann erst auf dem Mond mitteilt, dass sie schwanger ist, wollen wir einfach mal absehen.

Ich persönlich kann die Reaktionen des Mannes auf eine gewisse Art und Weise doch nachvollziehen (was nicht heißt, dass ich sie gut finde!!!). Und wie Hagen schon gesagt hat, schaffst du es in deiner Kürze den Leser sofort in die Geschichte hineinzureißen und in wenigen Zeilen sehr viel passieren zu lassen.

Was dann natürlich zur Folge hat, dass die Geschichte um so kürzer erscheint.

Fazit: Es gab schon sehr viel schlechtere Einstansgeschichten ;)

@Oleandra: Es geht doch nichts über sinnvolle Kritiken, was?

glg Hunter

 
Zuletzt bearbeitet:

ReActor (Auch eine Neil Young-Platte)

Hi Reaktor!

Nicht schlecht, nicht schlecht... Da es hier viel zu wenige Geschichten gibt, die (überspitzt oder realistisch) die heutige Gesellschaft wiederspiegeln und viel zu viel Hard-Sci-Fi, war deine Geschichte eine kurz anhaltende Wohltat für meine Augen. :thumbsup:
Eine Wohltat mit Logikfehler zwar, aber wenn sie etwas länger wäre, hättest du es mit etwas Geschick vielleicht schaffen können, sie in sich logisch erscheinen zu lassen. Vielleicht hatte Karin ja einen (weit hergeholten :D) guten Grund, ihm erst dort auf dem Moooond die schreckliche Wahrheit zu offenbaren!!???

So hat diese Geschichte aber einen leicht Monty-Pythonesquen, dunkelschwarzhumorigen Einschlag, der vielleicht nicht jedermanns Fall ist. In der Tat ist hier viel verstecktes (Nun kommt eines meiner Lieblingsworte) Konfliktpotential.
Denn:

Oleandra schrieb:
Eigentlich ein schlauer Reaktor. Weiß zu polarisieren.

mfg
Prozac

 

@hunter
Gegenfrage: Was heißt denn schon sinnvoll? Komme mir mitte nicht mit den KG.de Regeln.
@Prozac

In der Tat ist hier viel verstecktes (Nun kommt eines meiner Lieblingsworte Konfliktpotential.
Genial, wenn man als Leser drauf anspringt.

 

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