Was ist neu

Morgenruhe

Mitglied
Beitritt
20.01.2005
Beiträge
5

Morgenruhe

Morgenruhe

Er saß einfach nur da. Er saß einfach nur so da.
Die Zeitung vom Morgen auf dem Tisch ausgebreitet, die Zigarette in der Linken und den frisch aufgebrühten Kaffee in der Rechten.
Die Sonnenstrahlen bahnten sich ihren Weg durch den leicht zugezogenen Vorhang und durchdrangen den rauchgeschwängerten Raum, prallten auf den Küchentisch und wurden vom dunklen Marmor aufgesogen.
Sie, saß ihm gegenüber und sagte nichts. Er genoss die Stille, nahm einen Schluck aus der Tasse.
„Guten Morgen, mein Schatz“ sagte er zu ihr aber sie antwortet nicht. Sie machte nicht einmal den Anschein etwas zu sagen.
„Gut“ dachte er erleichtert und schaute auf das kalte Stück Metall, welches vor ihm lag.
Dass es so einfach sein würde, hätte er sich nie getraut zu denken. Warum musste sie ihm auch immer ins Wort fallen. Alle vorhergehenden Tage, Monate – ja Jahre, die er schon mit ihr zusammen war. Heute war sie still.
Er saß einfach nur da und sie schwieg.
Er nahm die Zeitung nahe an sich heran, studierte die Börsenkurse des gestrigen Tages, trank den letzten Rest aus seiner Tasse und legte dann vorsichtig die Zeitung wieder nieder. Er zündete sich noch eine Zigarette an, schaute ängstlich zu ihr rüber und erwartet ihr hysterisches „Du rauchst zuviel!“ – aber es kam nichts. Heute nicht. Nie mehr.
Heute war sie still. So still, wie schon seit langem nicht mehr.
Zufrieden nickte er ihr zu, schaute nach der Uhr, stand auf, packte seine Tasche die er als Geschenk von ihr zu Geburtstag bekommen hatte und zog seine Jacke an.
Er ging auf sie zu, küsste sie und sagte „Ich liebe Dich!“.

Andächtig setzte er sich wieder und griff nach dem vor sich liegenden Metall, nahm den Lauf in den Mund, spannte den Hahn des Revolvers. Er hörte noch das klacken der Trommel und drückte ab.

 

Hallo laarson,

Du hast für meinen Geschmack eine sehr deprimierende Geschichte geschrieben. Am Anfang verwendest du gute (altbekannte) Bilder, die mir aber am Ende des Textes fehlen. Es wird zwar deutlich, dass er seine Ehefrau im Affekt getötet hat, nicht aber aus welchem Beweggrund. Genau so mysteriös, weil für den Leser nicht nachvollziehbar, bleibt der Selbstmord der Hauptperson, der stereotyp die Handlung abschließt. Du siehst also, dass mir in deiner Geschichte der nötige Pepp fehlt. So ist sie zwar stellenweise nett geschrieben, ragt aber nicht aus der Masse von tragischen Selbstmordgeschichten heraus. Vielleicht möchtest du noch einige Verbesserungen an ihr vornehmen?
Hier also ein Tipp:

„Gut“, dachte er erleichtert und schaute auf das kalte Stück Metall, welches vor ihm lag.
Hinter nicht abgeschlossen Sätzen in Anführungszeichen folgt ein Komma, wohingegen hinter abgeschlossenen Sätzen ein neuer Satz beginnt (Großschreibung). Den selben Fehler machst du an anderer Stelle erneut.

Lieben Gruß,
moonaY

 

Er bringt zuerst sie um, anschließend sich selbst.
Viel gibt es eigentlich nicht zu sagen, da der Text stark reduziert ist. Reduziert auf Wahnsinn und Konsequenz.
Der Rahmen um die Ausgangslage herum ist zwar durchaus alltäglich - ständige Nörgelei und die Beschreibung der Morgenidylle - aber die Reaktion scheint mir doch etwas übertrieben dafür. Zumindest für diese Rubrik.

 

moin laarson

ich finde den mord zu offensichtlich. sobald du das stück metall erwähnst, war für mich klar was passiert ist. der wahnsinn, geprägt von alltäglichen kleinlichkeiten, ist nicht sonderlich originell. das ist dann der berühmte "zahnpastatube offen gelassen" grund. dass der kerl sich ebenfalls umbringt, ist aus den motiven nicht nachvollziehbar. klar, er ist vielleicht von der plötzlichen stille, das nicht widersprechen, überrascht und es ist für ihn nicht auszuhalten. wenn es so ist, dann solttest du es aber schreiben.

gruß
flip

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom