Morgenruhe
Morgenruhe
Er saß einfach nur da. Er saß einfach nur so da.
Die Zeitung vom Morgen auf dem Tisch ausgebreitet, die Zigarette in der Linken und den frisch aufgebrühten Kaffee in der Rechten.
Die Sonnenstrahlen bahnten sich ihren Weg durch den leicht zugezogenen Vorhang und durchdrangen den rauchgeschwängerten Raum, prallten auf den Küchentisch und wurden vom dunklen Marmor aufgesogen.
Sie, saß ihm gegenüber und sagte nichts. Er genoss die Stille, nahm einen Schluck aus der Tasse.
„Guten Morgen, mein Schatz“ sagte er zu ihr aber sie antwortet nicht. Sie machte nicht einmal den Anschein etwas zu sagen.
„Gut“ dachte er erleichtert und schaute auf das kalte Stück Metall, welches vor ihm lag.
Dass es so einfach sein würde, hätte er sich nie getraut zu denken. Warum musste sie ihm auch immer ins Wort fallen. Alle vorhergehenden Tage, Monate – ja Jahre, die er schon mit ihr zusammen war. Heute war sie still.
Er saß einfach nur da und sie schwieg.
Er nahm die Zeitung nahe an sich heran, studierte die Börsenkurse des gestrigen Tages, trank den letzten Rest aus seiner Tasse und legte dann vorsichtig die Zeitung wieder nieder. Er zündete sich noch eine Zigarette an, schaute ängstlich zu ihr rüber und erwartet ihr hysterisches „Du rauchst zuviel!“ – aber es kam nichts. Heute nicht. Nie mehr.
Heute war sie still. So still, wie schon seit langem nicht mehr.
Zufrieden nickte er ihr zu, schaute nach der Uhr, stand auf, packte seine Tasche die er als Geschenk von ihr zu Geburtstag bekommen hatte und zog seine Jacke an.
Er ging auf sie zu, küsste sie und sagte „Ich liebe Dich!“.
Andächtig setzte er sich wieder und griff nach dem vor sich liegenden Metall, nahm den Lauf in den Mund, spannte den Hahn des Revolvers. Er hörte noch das klacken der Trommel und drückte ab.