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Morgenstund' hat ...

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03.02.2008
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Morgenstund' hat ...

Das Telefon musste mehrmals klingeln, bevor Walter erwachte und es in der Dunkelheit fand. Deshalb fielen auch erst noch diverse Gegenstände zu Boden, bis er sich melden konnte. „Ja ... am Apparat ... tot? .... ja....Fünfzehn Minuten. Danke.“

Walter ließ sich erst noch zurück fallen, bevor er sich mit einem Seufzer vorsichtig aufsetzte, die Beine über die Bettkante hängen und seine Füße langsam über den Boden wandern ließ, bis sie seine Pistole wieder gefunden hatten. Das mit den Augenöffnen musste noch warten, dafür war es gestern einfach zu viel gewesen.

Zum Glück war Gabrielle auf dem alle sechs Wochen stattfindenden Weiberwochenende - sie wäre ausgeflippt, hätte sie die Pistole auf dem Nachtisch gesehen, ausgerastet, als sie zu Boden fiel. Walter hatte seit seiner Zeit in der Polizeischule seine Pistole auf dem Nachtisch liegen. Sein Ausbilder hatte ihm während einer Sauftour erklärt, dass dies alle Bullen täten, die Karriere machen wollten: Karrierebullen haben einfach zu viele Feinde und im Schlaf sind sie am wehrlosesten. Walter fand später raus, dass das mit den Feinden zwar stimmte, aber dass nicht der Schlaf den Mann am wehrlosesten macht – die Liebe tut dies. Seit er mit Gabrielle zusammen war, war seine Achtunddreissiger nicht mehr auf dem Nachttisch, keine Zeitung mehr auf dem Klo und er trank teuren Wein statt Bier zum Abendessen. Vermutlich hatte er deshalb gestern den Besuch in diversen Kneipen nicht so gut verarbeitet. Wenn er ehrlich war, wusste er nicht mehr, wie er nach Hause gekommen war. Auch deshalb war es gut, dass Gabrielle nicht da war – es hätte nicht erst die Pistole auf dem Nachtisch gebraucht, um ihre zurzeit ohnehin mehr lautstarke als starke Beziehung in einen neuen Krach zu führen. Dass es mangels Heiratsurkunde kein wirklicher Ehekrach, sondern nur ein Beziehungsstreit war, machte es weder besser noch leiser.

Diese Überlegung verdrängte er lieber, während er sich anzog und seine Pistole wie immer im Halfter unter dem linken Arm verstaute. Hätten ihn seine Kollegen gestern so besoffen, wie er offensichtlich gewesen war, am Steuer erwischt – das Disziplinarverfahren hätte ihn seinen Job kosten können. Auch diesen Gedanken wollte er durch neue gewaltsam zur Seite schieben. Er überlegte krampfhaft, woher ihm die Wielandallee so bekannt vorkam, die ihm die Einsatzzentrale am Telefon durchgegeben hatte. Hotel am Park – Michaeliburgstraße Höhe Wielandallee.

Wielandallee– genau! Er hatte gestern Abend eine Zielperson observiert, die sich in der Kneipe am Michaelibad mit einem unbekannten Mann getroffen hatte. Das war Wielandallee! Er war ganz in der Nähe des Tatorts gewesen. Zufälle gab es, das war schon unglaublich. Walter hätte gerne den Kopf geschüttelt, aber der Kater, den er schon spüren könnte, verbat dies.
Er nahm auf dem Weg in die Garage sein Frühstück zu sich: den Rest alter Cola, die er noch gefunden hatte, und jede Menge Fischermans – viel hilft viel.

Walter stieg in seinen Dienst-BMW und betete, dass sich seine Blutalkoholwerte soweit verbessert hatten, dass er fahren durfte. Er wusste, dass sein Gebet unrealistisch war, aber welches Gebet war das nicht? Unterwegs konnte er befriedigt feststellen, dass zumindest ein Teil seiner Gebete erhört worden waren: die Straßen waren morgens um halb sieben noch leer – er fand seinen Weg, ohne Aufsehen zu erregen.
Vor dem Hotel standen mehrere Streifenwagen und zwei Leichenwagen. Die Ambulanzen waren schon wieder weg. Ambulanzen durften keine Toten transportieren; sie musste also auch nicht warten. Wenn die Leichenwagen noch da waren, waren die Leichen noch im Hotel – gut. Sein Ausbilder mit dem Pistolenfimmel hatte ihm auch beigebracht, dass die eigenen Augen immer mehr sehen als die Linse eines Fotoapparates. Walter hatte kein Problem mit Leichen, er hatte in seiner Laufbahn genug davon gesehen. Und das war endlich ein Tick, den Gabrielle nicht bekämpfen konnte.

Er stieg aus dem Auto und ging an einem Kollegen vorbei, der die Aussagen der ersten Zeugen aufnahm. Als er an einem der Zeugen vorbei ging, einen kleinen, blonden, seltsam feminin wirkenden Mann mit einer Mütze, die der Welt stolz „Nachtportier“ verkündete, schien dieser erschreckt zurückzuweichen. Walter suchte in seiner Tasche schnell nach dem nächsten Fishermen’s, seine Fahne war wohl doch größer als er es wahrhaben wollte – denn eigentlich war er nicht der Typ Mann, auf den Schwuchteln standen. Schwuchteln zu meiden hatte ihm sein Ausbilder auch erklärt; aber das war etwas, dass man Polizisten nicht wirklich erklären musste. Nicht zuletzt deshalb sah ihm sein Kollege wohl auch mit einem kurzen, bewusst männlichen Heben des Kinns als Begrüßung in die Augen und zeigte mit der gleichen männlichen Geste des Kinns auf den Eingang des Hotels: „223 - Zweiter Stock, gleich links neben der Treppe.“
Walter nickte und ging ins Hotel, erklomm die Stufen in den zweiten Stock und hatte schon wieder dieses eigenartige Gefühl von Déjà-vu – genau wie vorhin mit der Adresse und so als sähe man einen Schauspieler in einem Film und muss die ganze Zeit nachdenken, woher man ihn kennt. Aber Walter war während seiner Polizistenjahre schon in so vielen Hotels gewesen, dass sie für ihn zu einer einheitlichen Masse verschwommen waren, auf die er keinen Gedanken verschwendete.

Zimmer 223 hatte einen Schlauch als Flur, von dem das Badezimmer abging und einen Hauptraum mit Doppelbett, in dem es von Beamten der Spurensicherung nur so wimmelte. Walter wollte sich gerade in den Flur durchdrängeln, als ihm der Gerichtsmediziner entgegen kam.
„Morgen.“
„Morgen.“ Der Morgen war nicht gut, es hatte keinen Sinn zu lügen. „Und?“

Der Arzt sah genauso müde aus, wie Walter sich fühlte. „Zwei Tote, aber das wissen Sie ja sicher schon. Ein Mann und eine Frau, beide unbekleidet, keine Kampfspuren. Die beiden waren offensichtlich voll in Action als der Täter rein kam – am Mann hing immer noch das Kondom. Die Frau wurde durch einen Schuss in die rechte Schläfe getötet, der Mann durch einen in die linke. Vom Winkel und der Blutverteilung her würde ich sagen, dass sie rittlings auf ihm saß und dass der erste Schuss sie getroffen hat.“ Walter musste kurz an die üblichen Witze der Polizisten denken, dass sie alle „dabei“ sterben wollten. Jetzt waren zwei „dabei“ gestorben – da schien Leben doch die bessere Alternative. „Ist das Kaliber schon bekannt?“ Der Arzt zuckte mit den Schultern: „Ich schätze mal Achtunddreißiger, viel größer waren die Einschusswunden nicht. Keine Kontaktwunden und die Wundränder waren ziemlich sauber. Schussentfernung somit nicht mehr als ein oder zwei Meter. Bei dem winzigen Zimmer schätze ich, dass der Schütze im Türahmen stand. Gleichwohl guter Schütze, wenn man überlegt, dass beide sich vermutlich bewegt haben.“

Walter nickte und drängte sich nun ohne weiteren Kommentar am Arzt und den Kollegen der Spurensicherung vorbei, um selbst endlich den Blick auf die Leichen und den Tatort werfen zu können.

Er wusste es, als er nur ihre Konturen sah. Er musste nicht erst auf ihre braunen Locken mit den blonden Strähnchen sehen, auch nicht auf das Muttermal über ihrem Po in der Form von Sylt, nicht auf die Tätowierung aus Rosen am Knöchel; die Konturen reichten. Er kannte diese Konturen. Wäre es nicht ihr übliches Weiberwochenende gewesen, diese Konturen hätten heute Morgen neben ihm gelegen. Es war Gabrielle, die da lag. Es war Gabrielle, obgleich es nicht sein konnte. Gabrielle, die „Gabi“ hasste und nie so genannt werden sollte und die nun nicht mehr Gefahr lief, dass sie jemand so nennen würde. Walter spürte, wie sich die Cola und die Fisherman’s Friends sich in seinem Magen zu bitteren Feinden verbündeten und die Speiseröhre nach oben entweichen wollten. Schnell hielt er die Hand vor den Mund und rannte aus dem Zimmer. Er schaffte es bis ins Bad.

Zwei seiner Kollegen, die beiden, die Freunden immerhin so nahe kamen, dass man sich mit den Vornamen ansprach, kamen ihm hinterher. Einer hatte Gabrielles Handtasche in der Hand. „Sag mal, wohnst Du nicht Paul-Heyse-Straße? Die Tote auch!“ Walter wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab und nickte mit geschlossenen Augen. War der Schmerz größer oder die Pein?
„Die Tote ist meine Freundin“, seine Stimmbänder gehorchten ihm nicht ganz und er brauchte einen Moment, bis er merkte, was mit seinen Augen nicht stimmte – ihm liefen Tränen die Wange runter.

„Oh mein Gott“, das Mitgefühl seiner Kollegen schien echt. „Du Ärmster. Mensch, mein Beileid. Dass das keiner gewusst hat – wir hätten Dich nie rufen lasen!“ Sein anderer Kollege nickte „Komm, wir bringen Dich nach Hause, damit Du Dich beruhigen kannst. Wir nehmen Deine Aussage später auf.“ Einer der Kollegen hakte ihn links unter, der andere rechts. Wer sich die Szene flüchtig ansah, hätte meinen können, dass er abgeführt wurde.

Außen beobachtete dann der kleine, blonde, seltsam feminin wirkenden Mann mit der Mütze und einem unangebraucht zufriedenen Gesichtsausdruck, wie Walter von seinen Kollegen sorgsam auf den Rücksitz eines Streifenwagens verfrachtet wurde. Mit jedem Knallen der Streifenwagentüren schien er ein Stück zu wachsen. Er zupfte dem Beamten, der die Szene ebenfalls mit aufmerksam beobachtet hatte, am Ärmel. „Sie brauchen mich dann ja nicht mehr, das nenne ich gute Arbeit!“ Er wollte sich schon umdrehen, als der Beamte ihn nun seinerseits am Ärmel festhielt. „He, nun warten Sie doch, der Zeichner ist gleich da, dann können Sie dem den Mann beschreiben, der nach den Schüssen aus dem Hotel gestürmt ist!“
Der Nachtportier sah ihn mit großen, fast schon kindlich aufgerissenen Augen an. „Was soll denn der Scheiß? Ihr habt den Kerl doch gerade verhaftet!“

 

Moin LolaLola,

deine Geschichte lässt mich jetzt doch ziemlich unzufrieden zurück. Insbesondere deshalb, weil du eigentlich ganz interessant schreibst. Zwischenzeitlich schaffst du es durch deine Formulierungen, trotz des recht schwachen Einstiegs in die Geschichte, Interesse zu wecken.

Gerade zum Ende hin war ich dann aber mehr und mehr enttäuscht. Natürlich ist eines der großen Probleme bei Geschichten die durch Rubriken kategorisiert werden, dass man sehr schwer überraschende Wendungen hin bekommt, die der Leser nicht eh schon erwartet. Allerdings muss ich gestehen, dass ich wohl auch ab von Rubriken das Ende dieser Geschichte ziemlich genau so erwartet hätte. Gerade deshalb bin ich ja enttäuscht, weil ich eigentlich neugierig war, wie du von der vermeintlich falsch gelegten Spur noch weg kommen wolltest.


Aber gehen wir erstmal zuzm Textkram:

Deshalb fielen auch ernst noch diverse Gegenstände zu Boden, bis er sich melden konnte
-> Erst ... nicht ernst.

„Ja?“ – „Am Apparat“ – „Tot?“ – „Ja“ – „Fünfzehn Minuten. Danke.“
-> Hier habe ich echt einen Moment gebraucht, bis mir klar war, dass ER das alles selbst sagt und man den Gesprächspartner nicht hört.
Schreib es als einen Satz, schlicht durch Punkte getrennt. Wenn du die Pausen besonders verdeutlichen willst, dann von mir aus auch durch "..." getrennt.

Zum Glück war Gabrielle auf dem alle 6 Wochen stattfindenden Weiberwochenende
-> "sechs" statt 6

Sein Ausbilder hatte ihn während einer Sauftour erklärt,
-> ihm

dass dies alle Bullen täten, die Karriere machen wollte:
-> wollten

Seit er mit Gabrielle zusammen war, war seine .38 nicht mehr auf dem Nachtisch,
-> "Achtunddreissiger". Übrigens liegt die Pistole doch nicht auf Pudding, oder? :D -> Nachttisch.
um ihre zurzeit ohnehin mehr lautstarke als starke Beziehung
-> ungünstige Wortwiederholung. Warum nicht einfach "eher laute als innige"?
und seine Pistole wie immer im Halfter unter dem linkten Arm verstaute
-> linken

Auch diesen Gedanken wollte er durch neue gewaltsam zur Seite schieben, er überlegte krampfhaft, woher ihm die Adresse so bekannt vorkam, die ihm die Einsatzzentrale am Telefon durchgegeben hatte.
-> "erneut gewaltsam"? Und dann wird es unübersichtlich. Ich würde vorschlagen zuerst einmal vor dem "er überlegte krampfhaft" einen Punkt zu setzen. Und den Satz danach ein wenig umzuformulieren, so dass man erst erfährt um welche Adresse es geht und dann, dass er sich fragt woher sie stammt.


Heinrich-Wieland– genau! Er hatte gestern Abend eine Zielperson observiert, die sich in der Kneipe am Michaelibad mit einem unbekannten Mann getroffen hatte. Das war auch Heinrich-Wieland!
-> Ist die Zielperson Heinrich Wieland (bzw deren Bekannter) oder ist das auch die Adresse?

Zufälle gab es, das war schon unglaublich.
-> Und warum ist das ein Zufall? Also bisher hat der Leser noch keine einzige Information erhalten, die ihn jettzt gerade von den Socken haut.


Er nahm auf dem Weg in die Garage sein Frühstück zu sich: den Rest alter Cola, die er noch gefunden hatte, und jede Menge Fischermen’s
-> Erstmal muss das Fragezeichen vor dem Satz weg.
Und zweitens heißt die Marke "Fisherman's Friend". Im Deutschen würde einfach nur ein Plural-S angehangen, also "Fishermans".
Aber ganz nebenbei ... ist das wirklich ein sinnvolles Frühstück? Wenn ich morgens katermäßig einen unruhigen Magen habe, dann suche ich mir eher etwas fischiges. Heringssalat?

Nicht zuletzt deshalb sah ihm sein Kollege wohl auch mit einem kurzen,
bewusst männlichen Heben des Kinns als Begrüßung in die Augen und zeigt mit der gleichen männlichen Geste des Kinns auf den Eingang des Hotels
-> zeigte
Ich schätze mal .38, viel größer waren die Einschusswunden nicht.
-> Achtunddreissiger

Keine Kontaktwunden und die Wundränder waren ziemlich sauber. Schussentfernung somit nicht mehr als ein oder zwei Meter.
-> Kontaktwunden? Meinst du damit Schmauchspuren? Oder Verbrennungen, was ausschließt, dass die Mündung auf der Schläfe aufgelegen hat?
Im weiteren bin ich kein Experte, aber "fransen" die Wundränder bei größerer Entfernung aus?
Zuletzt nochmal die große Frage ... Wie groß ist denn das Zimmer? In einem Hotel würde ich mal maximal 6x6 Meter tippen. Wenn das Bett zwei Meter breit ist (grob gepeilt), dann ist die Schussentfernung doch logischerweise nicht besonders groß. Es sei denn, sie sind durch das Fenster erschossen worden. Insofern finde ich die Angaben des Arztes eher unnütz.

Wäre es nicht ihr übliches Weiberwochenende gewesen, diese Konturen hätte heute Morgen neben ihm gelegen
-> "hätten"

Walter spürte, wie sich die Cola und die Fishermen’s Friends
-> Hier wäre es dann "Fisherman's Friends"

Wer sich die Szene flüchtig ansah, hätte meinen können, dass er abgeführt wurde.
-> Sie haben gerade die Freundin von Walter als Leiche auf einem anderen Kerl gefunden. Sollte es da nicht naheliegend sein, dass er tatsächlich abgeführt wird? Insbesondere, wenn keiner der Kollegen ihn so nah kennt, dass für ihn gebürgt werden kann, etc?


Ich muss also letztlich bemerken, dass mir die Geschichte leider nicht gefallen hat. Zeitweilig zu viel Info, die gar nicht nötig ist (diese lange Adresse), teilweise zu wenig Logik (die "Verhaftung" am Ende) und der sehr schleppende Anfang, in dem nichts passiert.
Man erfährt nicht, warum er es getan hat. Man weiß nicht, warum er sich nicht erinnert (immerhin wusste er noch, dass er Auto gefahren ist - aber er wusste nichts von dem Trauma SEIN Mädchen in den Armen eines anderen gefunden zu haben?)
Aus dem Seelenleben Walters hätte sich sicherlich mehr rausholen lassen.


Liebe Grüße,
:zensiert:

 

Schade, die Antwort ist schon zehn Tage alt, und keine Antwort der Autorin darauf erfolgt. Deshalb kann ich mir eine weitere Antwort wohl sparen.

Also mir gefällt die Geschichte recht gut, und da ich es nicht normal finde, daß man seine Freundin einfach so erschießt, nur weil sie einen betrügt, war der Schluß für mich nicht unbedingt vorhersehbar, wenn auch sicherlich nicht neu.

Daß Walter sich an nichts erinnern kann, scheint mir bei einem Filmriß normal zu sein. Vor allem, da die eigene Psyche solche Dinge gern verdrängt. Ich weiß nicht, ob man aus der Psyche von Walter wirklich noch sehr viel mehr herausholen kann, er scheint doch ein ziemlich dummer Macho zu sein. Nur deshalb konnte er ja auch einfach so seine Freundin erschießen, aus einem so banalen Grund heraus, daß sie mit einem anderen Mann schläft. Eigentlich kein Grund, jemand zu erschießen, sondern höchstens, die Beziehung zu beenden.

Wahrscheinlich haben sich die Streits zwischen ihm und Gabrielle genau darum gedreht, daß er ihr nicht genug Gefühl in der Beziehung gibt. Das wäre ein Punkt gewesen, über den ich gern noch mehr erfahren hätte: worum die Streits gingen.

"Mehr lautstark als stark" – das Wortspiel hat mir sehr gefallen.

lg
Bradley

 
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Hallo, Zensur,

erstmal Danke für Dein ausführliches und gründliches Korrekturlesen. Ich habe den Text gleich geändert. Allerdings halte ich mit Bradley und halte an meinem möchtegern starken Wortspiel fest ;->

Dann bin ich etwas ratlos, ob ich meine Geschichte verteidigen soll oder nicht. Ich kann Deine Kritik gut verstehen und ich bin nach wie vor der Ansicht, dass ich als Autorin einen schlechten Job abgeliefert habe, wenn Du die Handlungen der Figuren nicht nachvollziehen kannst.

Ohne, dass ich mich allzu sehr verteidigen möchte, sei nur kurz angemerkt, dass die falsche, ausdrückliche Spur der Kürze der Geschichte zum Opfer gefallen ist. Ich wollte eine bestimmte Wortzahl nicht überschreiten.

Und eine Sache will ich dann doch auch noch anmerken und mir dafür gerne den Tadel anhören, dass ich das in der Geschichte hätte anmerken müssen: Gruppen wie Polizisten, die einem starken Druck von Außen ausgesetzt sind, vermuten Bösewichter niemals auf Anhieb zwischen ihren Reihen. Das ist immer erst eine Überlegung für den zweiten Blick, nicht für den ersten.

Ein, zwei und drei liebe Grüße

Lola

Hallo, Bradley,

Schade, die Antwort ist schon zehn Tage alt, und keine Antwort der Autorin darauf erfolgt. Deshalb kann ich mir eine weitere Antwort wohl sparen.

Nicht doch, ich war nur kurz (oder auch etwas länger) offline :-)


Also mir gefällt die Geschichte recht gut, und da ich es nicht normal finde, daß man seine Freundin einfach so erschießt, nur weil sie einen betrügt, war der Schluß für mich nicht unbedingt vorhersehbar, wenn auch sicherlich nicht neu.

Nun, gibt es wirklich einen Grund zu töten?


Daß Walter sich an nichts erinnern kann, scheint mir bei einem Filmriß normal zu sein. Vor allem, da die eigene Psyche solche Dinge gern verdrängt. Ich weiß nicht, ob man aus der Psyche von Walter wirklich noch sehr viel mehr herausholen kann, er scheint doch ein ziemlich dummer Macho zu sein. Nur deshalb konnte er ja auch einfach so seine Freundin erschießen, aus einem so banalen Grund heraus, daß sie mit einem anderen Mann schläft. Eigentlich kein Grund, jemand zu erschießen, sondern höchstens, die Beziehung zu beenden.

Wahrscheinlich haben sich die Streits zwischen ihm und Gabrielle genau darum gedreht, daß er ihr nicht genug Gefühl in der Beziehung gibt. Das wäre ein Punkt gewesen, über den ich gern noch mehr erfahren hätte: worum die Streits gingen.


Walter ist mit Sicherheit keine Intelligenzbestie, sein Problem ist aber nicht so zwingend sein fehlender IQ als vielmehr, dass ihm die Fähigkeit fehlt, sich über sich selbst und seine Gefühle wirklich klar zu werden. Alles, was er an Gabriele kritisiert, sind Dinge, bei denen er sich eingeengt fühlt, ohne, dass er ihr wirklich was entgegenhalten kann. Deshalb hat ihn ihr Fehltritt auch so getroffen; nach seinem Verständnis hat er alles getan, was wer konnte - und hat nichts dafür bekommen.

Verständnisvolle Grüße ;->
Lola

 

Hallo Lola!

Ich habe darauf gewartet, dass du diesen Text überarbeitest, denn da waren ja einige Fehler drin. Aber jetzt kann ich ja loslegen. (PS: es sind immer noch einige Fehler drin.)

Oh, zuvor noch etwas Formales: Wenn du auf mehrere Kommentare gleichzeitig antwortest, dann packe deine Antworten bitte in nur einen Post. Alles andere wird hier nicht gerne gesehen.

Dann ran an den Speck (und diesmal gehe ich wirklich detailliert vor - du wolltest es ja so):

"Das Telefon musste mehrmals klingeln, bevor Walter erwachte und es in der Dunkelheit fand. Deshalb fielen auch erst noch diverse Gegenstände zu Boden," => Es fielen also diverse Gegenstände zu Boden, weil das Telefon mehrmals klingeln musste? Das solltest du umformulieren.

"tot? .... ja....Fünfzehn" => Immer nur drei Punkte, und die Leerzeichen nicht vergessen.

"Deshalb fielen auch erst"
"Walter ließ sich erst noch zurück fallen"
"den Boden wandern ließ," => Auf Wortwiederholungen durchsehen. Fielen/fallen, erst, ließ ...

"Pistole auf dem Nachtisch gesehen," => Die Pistole liegt ja immer noch auf dem Dessert! (Auch diese Formulierung wird oft, zu oft wiederholt.)

"sind sie am wehrlosesten." => Wehrloser als wehrlos?

"hatte er deshalb gestern den" => Im Grunde gibt es weder gestern noch heute in der Vergangenheit. Hier also: am Vortag, oder ähnliches.

"in einen neuen Krach zu führen. Dass es mangels Heiratsurkunde kein wirklicher Ehekrach," => Kein wirklicher Ehekrach? Du hast vorher doch nirgends gesagt, dass es ein Ehekrach gewesen wäre/sein könnte.

"Auch diesen Gedanken wollte er durch neue gewaltsam zur Seite schieben" => Auch diesen? Er hat doch vorher keinen Gedanken gewaltsam zur Seite geschoben - ich habe jedenfalls nichts Derartiges gelesen.

"ihm die Wielandallee so bekannt vorkam, die ihm die Einsatzzentrale am Telefon durchgegeben hatte" => Die Zentrale hat telefonisch eine Allee durchgegeben?

"Wielandallee– genau!" => Vor einem Gedankenstrich immer ein Leerzeichen.

"Das war Wielandallee!" => Da fehlt was.

"den Rest alter Cola, die er noch gefunden hatte," => Himmel, wo hat er denn die gefunden? Ist er auf dem Weg in eine Mülltonne gestolpert?

"Fischermans" => Da muss ich Zensur (zum Teil) widersprechen. Die Dinger heißen Fisherman's Friends, also abgekürzt: Fisherman's (weil Eigenname). Aber das c ist in allen Versionen falsch.

"dass sein Gebet unrealistisch war" => Das Gebet ist nicht unrealistisch, sondern nur, was er sich wünscht.

"ein Teil seiner Gebete erhört worden waren" => Ein Teil, also Einzahl: erhört worden war.

"die Straßen waren morgens um halb sieben noch leer" => In einer großen Stadt? Und "leere Straßen" klingt nicht so toll.

"Ambulanzen durften keine Toten transportieren" => Auch wenn das richtig ist, das ist Info-Bumping. Die Autorin möchte hier dem Leser ihr Wissen mitteilen - für den Text ist diese Info total unnütz.

"Wenn die Leichenwagen noch da waren, waren die Leichen noch im Hotel – gut." => Leichen werden niemals abtransportiert, bevor die ermittelnden Beamten vor Ort sind.

"dass die eigenen Augen immer mehr sehen als die Linse eines Fotoapparates." => Das ist doch Unsinn. Man kann sich vor Ort ein besseres Bild machen, sicher, aber nicht mehr sehen als eine Kamera.

"Walter hatte kein Problem mit Leichen, er hatte in seiner Laufbahn genug davon gesehen. Und das war endlich ein Tick, den Gabrielle nicht bekämpfen konnte." => Warum ist es ein Tic, wenn man sich dienstlich Leichen ansehen muss?

"einen kleinen, blonden, seltsam feminin wirkenden Mann mit einer Mütze" => Das ist wirklich eine der schauderhaftesten Umschreibungen einer Person, die ich je gelesen habe, sorry.

"seine Fahne war wohl doch größer als er es wahrhaben wollte – denn eigentlich war er nicht der Typ Mann, auf den Schwuchteln standen." => Was? Nee, bitte umformulieren (der Portier weicht zurück, weil er möglicherweise auf den Protagonisten steht?) Und wie kommt der Protagonist auf Schwuchteln? Lernt man in der Polizeischule, dass feminin wirkende Männer alle schwul sind, oder was?

"Schwuchteln zu meiden hatte ihm sein Ausbilder auch erklärt; aber das war etwas, dass man Polizisten nicht wirklich erklären musste." => Oh, bitte, wir sind nicht mehr in den Sechzigern!

"Nicht zuletzt deshalb sah ihm sein Kollege wohl auch mit einem kurzen, bewusst männlichen Heben des Kinns als Begrüßung in die Augen und zeigte mit der gleichen männlichen Geste des Kinns auf den Eingang des Hotels" => Das liest sich jetzt aber so, als wäre dieser Kollege bewusst männlich schwul.

"zeigte mit der gleichen männlichen Geste des Kinns auf den Eingang des Hotels: „223 - Zweiter Stock, gleich links neben der Treppe."" => Er zeigt also mit dem Kinn einen ganzen Satz, sagt ihn nicht? Einfach den Doppelpunkt durch einen Punkt ersetzen und das Problem ist gelöst.

"„Morgen."
„Morgen." Der Morgen war nicht gut, es hatte keinen Sinn zu lügen." => Es hat doch niemand einen "guten" Morgen erwähnt, was soll also diese Anspielung auf eine Lüge?

"Ich schätze mal Achtunddreißiger, viel größer waren die Einschusswunden nicht. Keine Kontaktwunden und die Wundränder waren ziemlich sauber. Schussentfernung somit nicht mehr als ein oder zwei Meter." => Nein, so einfach ist das nicht. Wenn die Waffe nicht bekannt ist, lässt sich die Schussentfernung nicht auf einen Blick bestimmen. Und was meinst du mit "Kontaktwunden" (vielleicht keine Verbrennungen durch Aufsetzen der Waffe?) und "sauberen Wundrändern" (bei einer Entfernung von nur einem Meter müssten Schmauchspuren an und um die Wunde herum zu finden sein)?

"Bei dem winzigen Zimmer schätze ich" => Das ist doch eher des Pudels Kern. Wenn kein Loch in der Fensterscheibe ist, müsste sich der Schütze im Zimmer befunden haben und somit kann die Schussentfernung nur gering sein.

"Gleichwohl guter Schütze, wenn man überlegt, dass beide sich vermutlich bewegt haben" => Bullshit! Aus einer Entfernung von nur einem Meter würde vermutlich auch deine Großmutter treffen.

"Gabrielle, die „Gabi" hasste und nie so genannt werden sollte" => Wozu der "Gabi"-Einschub?

"die nun nicht mehr Gefahr lief, dass sie jemand so nennen würde." => Szene bei der Beerdigung: "Wir trauern um unsere geliebte Gabi." => Oh, shit, sie springt aus dem Grab und beklagt sich.

"Er schaffte es bis ins Bad." => Mehr als unprofessionell. Er verunreinigt den Tatort!

"wohnst Du nicht" => Du, dich ... schreibt man in literarischen Texten immer klein.

"War der Schmerz größer oder die Pein?" => Schmerz und Pein ist doch dasselbe.

"meine Freundin", seine Stimmbänder" => Punkt nach "Freundin", groß weiter.

"mein Gott", das Mitgefühl seiner" => Dieselbe Vorgehensweise bezüglich der Interpunktion.

"nickte „Komm, wir" => Da fehlt ein Punkt. Außerdem solltest du in Dialogen immer einen Zeilenumbruch machen, wenn der Sprecher/die handelnde Person wechselt. Sonst ist es unübersichtlich.

"Wer sich die Szene flüchtig ansah, hätte meinen können, dass er abgeführt wurde." => Total überflüssig, weil Info-Bumping und du außerdem damit deiner Pointe zuvorkommst. (Obwohl die Pointe schon sehr früh klar war. Wer sollte sie denn sonst umgebracht haben - bei der Kürze des Textes?)

"der kleine, blonde, seltsam feminin wirkenden Mann mit der Mütze" => Nicht schon wieder diese Formulierung! Warum nicht "Nachtportier"? Und außerdem hast du das nur von oben rauskopiert und die Grammatik nicht dem Satz hier unten angepasst!

"unangebraucht zufriedenen Gesichtsausdruck" => RS!

"Mit jedem Knallen der Streifenwagentüren schien er ein Stück zu wachsen" => Wie oft knallen die denn die Türen zu?

"Er zupfte dem Beamten, der die Szene ebenfalls mit aufmerksam beobachtet hatte, am Ärmel." => Welchem Beamten? Du meinst den, der ihn befragt, richtig? Also umformulieren. Und: zupfte dem am?

"dann können Sie dem den Mann beschreiben," => Ausdrucksweise!

Abschließendes Urteil: dein anderer Text war viel, viel besser. Besser ausgearbeitet, besser formuliert. Ich nehme mal an, dass du selbst tanzt, Polizisten und Polizeiarbeit hingegen nur aus dem Fernehen kennst.
In diesen Text musst du noch eine Menge Arbeit stecken, wenn daraus etwas Gutes werden soll.

Grüße
Chris

 

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