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nach anderswo

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15.02.2003
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nach anderswo

„Die nehmen wieder einen mit.“
Anja hat mich gar nicht gehört, sie ist im Bad, den Medizinschrank ausräumen. Ich kann sie mit den Fläschchen und Döschen klappern hören, in denen sie unsere Jugend aufbewahrt; statt Geburtstagen feiern wir die Mittel, die sie überflüssig machen.

Draußen regnet es in Strömen, auf beiden Seiten der Straße haben sich kleine Rinnsale gebildet, Miniaturkanäle, in denen das Regenwasser vermutlich irgendwohin geleitet wird, wohin weiß ich auch nicht, vielleicht in die Wüste, hier kann es jedenfalls nicht bleiben.
„Hast du gehört?“, rufe ich. „Die nehmen wieder einen mit.“
Aus dem Badezimmer kommt Anjas genervte Stimme: „Wie willst du das denn von hier oben sehen?“
Einen Moment lang ist es still, ich lege das Ohr an die Fensterscheibe und prüfe, ob man den Regen hören kann. Aber da ist nichts, kein Regengeräusch, nichts. Dann höre ich Schritte und Anja erscheint in der Badezimmertür, den Karton mit dem Inhalt des Medizinschränkchens unterm Arm.

„Die haben kein Blaulicht an. Außerdem scheinen sie es nicht gerade eilig zu haben.“
Anja zuckt die Schultern, und bevor einer von uns den Mund aufmachen kann, ist bereits alles gesagt. Der dritte Todesfall in diesem Monat. Auf einmal sterben sie alle, der Reihe nach. Als wäre das was Ansteckendes, das Sterben. Vielleicht liegt es ja am Wetter. Oder am Fernsehprogramm: Sie sterben, weil sie nichts besseres zu tun haben und es auch im Fernsehen nichts zu verpassen gibt. Sie sterben aus Langeweile. An Langeweile.

Anja hat es von Anfang an gestunken, so nah an einem Altersheim zu wohnen. Die dicken Gardinen waren ihre Idee, und von ihr kam auch der Vorschlag, den Balkon nur noch als Abstellkammer zu benutzen. Die schalldämpfenden Fensterscheiben hingegen waren schon eingebaut, bevor wir eingezogen sind. Anfangs hatten wir die Fenster in der Nacht geöffnet, um frische Luft hereinzulassen. Meistens war es still, aber manchmal hörten wir Geräusche. Schreie oder ein Weinen oder die lauten Stimmen der Pfleger, die auf irgendwen einredeten.
Irgendwann schliefen wir dann bei geschlossenen Fenstern, auch wenn wir wie die Hunde schwitzten.

Anja stellt den Karton zu den anderen. „Weißt du noch, in welche Kiste wir die Teller getan haben?“
Gleich wird sich die große Schiebetüre öffnen, man wird zwei Männer mit orangenen Westen sehen, sie werden eine Bahre tragen und auf der Bahre wird jemand liegen, dem es inzwischen egal sein wird, dass seine Füße als einzige trocken geblieben sind.

Weiter oben tauchen Gesichter an den Fenstern auf. Der Blick da hinüber ist wie der in einen höhnischen Spiegel, der dir dein Spiegelbild in fünfzig Jahren zeigt. Es ist deprimierend, wirklich deprimierend. Man kann das Gesicht verziehen wie man will, kann ihnen die Zunge herausstrecken oder den Mittelfinger hinhalten – ihr Gesichtsausdruck bleibt immer gleich, sie zeigen keine Reaktion, als wären sie jetzt schon tot und ausgestopft und nur zur Abschreckung dort an den Fenstern. Um die Vögel zu verscheuchen, oder sonstwen.

„Glaubst du, die sehen uns überhaupt? Können die überhaupt noch so weit sehen?“
Anja hat mich wieder nicht gehört, sie ist damit beschäftigt, die Deckel der Kisten zu beschriften. Geschirr, schreibt sie mit ihrem dicken Filzstift, Weingläser, Sektgläser, etc.
Ohne weiter auf sie oder das, was sie tut, zu achten, fahre ich fort: „Ich glaube das nämlich nicht. Ich schätze, ihre Sehkraft reicht gerade noch zum Fernsehen. Das nennt man dann Anpassungsfähigkeit im Alter.“

„Wir müssen den Schrank wohl dalassen, du hast ja selbst gesehen, die neue Wohnung ist nicht so groß wie die hier.“ Ich strecke die Arme aus, wie um zu zeigen, dass die Wohnung nicht einmal dafür groß genug ist. Anja macht ein Gesicht, als wäre ich an all dem Schuld. Dabei war sie es, die auf der kleineren Wohnung bestand. Das Geld, hieß es immer, denk doch an das Geld, wieviel wir da sparen.
Aber ich denke doch schon jetzt an gar nichts anderes mehr. Denkt man zulange an Geld, brennt sich der Gedanke ein wie ein zu lang gezeigtes Bild in einen Monitor. „Und die alten Säcke da drüben grinsen sich eins ab, in ihren Dreißigquadratmeter-Apartments.“
Wieder recke ich den Mittelfinger in Richtung Altenheim, aber dann kommt Anja und legt mir die Hand auf die Schulter und ich beruhige mich. „Lass das doch, bringt eh nichts.“

„Den Sessel lassen wir besser auch da.“ Ich sehe Anja zu, wie sie die Kartons füllt, mit Fotoalben und Cds und Bettvorlegern. Sie packt unser ganzes Leben in Kartons. Es passt mühelos da rein, in die paar Kisten, man muss nichtmal stopfen.
Genau wie die Umzugskisten auch, lässt sich unser Leben leicht zusammenfalten, eine tolle Sache, es ist so flach, dass es unter jeden Teppich passt.

Die Hecktüren des Krankenwagens stehen weit offen, aber ich kann keinen Pfleger in der Nähe sehen, vielleicht hat der Wind sie aufgeweht. Die schweren, mit Wasser vollgesogenen Blätter der Ahornbäume klatschen auf das Dach des Krankenwagens, als wollten sie ihn am Wegfahren hindern. Ich lege meine Hand an die Fensterscheibe, stelle mir vor, den Regen fühlen zu können, nachdem ich ihn doch schon nicht hören kann. Zu Anja, die hinter mir Untertassen in Papier einwickelt, sage ich: „Die da drüben ziehen nur noch einmal um, darauf kannst du dich verlassen. Und da müssen sie sich nichtmal selbst drum kümmern.“ Und dann etwas leiser: „Ich mag das Geräusch, das der Regen macht. Besonders, wenn man es nicht hört. Ich denke dann immer an -“
„Schnee“, flüstert Anja.
„Genau“, sage ich. Schnee. Regen, der so sehr friert, dass er vergisst, ein Geräusch zu machen.

Gemeinsam falten wir einen riesengroßen Karton zusammen. Erst war er ganz flach und jetzt wird er immer größer, es ist schon komisch, das hört gar nicht mehr auf. „Hoffentlich passt der durch die Tür.“
Anja hat mich wieder nicht gehört, sie starrt reglos auf die Faltanleitung in ihrem Schoß, ist irgendwie in Gedanken versunken. Nach einer Weile, als hätte ich einen Knopf an ihrem Rücken gedrückt, hebt sie den Kopf und sieht mich fragend an. „Werden wir das überhaupt vermissen? Ich meine, das alles hier.“ Ich zucke die Schultern, zum Zeichen, dass ich nicht verstehe, was sie nun schon wieder meint. „Warum fragst du sowas?“

„Gestern abend, auf dem Heimweg, da fiel mir plötzlich ein, dass ich das alles wahrscheinlich zum letzten Mal gesehen habe, die ganzen Häuser und so. Und da sah ich dann auf einmal Sachen, die mir bisher noch gar nicht aufgefallen sind. Die Webcam am Rathaus zum Beispiel, ein ganz kleines Ding, aber die ganze Welt schaut uns dadurch zu, oder zumindest der Teil, der nichts besseres zu tun hat. Und da bin ich stehengeblieben und hab gewunken, einfach so. Ich weiß auch nicht. Als wollte ich allen Leuten da draußen zeigen, was für eine tolle Stadt das hier ist. Als wäre mir das wichtig, was die Leute von der Stadt halten.“
„Und weiter?“, sage ich. Aber da kommt nichts mehr, und das weiß ich.

Erst als wir alles sicher verstaut haben, meint sie mit einem Blick auf die Uhr: „Die Packer müssen jeden Moment da sein, ich habe sie für elf Uhr hierher bestellt.“
Der große Karton steht fertig gefaltet im Flur. Er geht gerade so durch die Tür, wir haben nachgemessen. Wenn ich davorstehe, reicht er mir bis zum Kinn, er ist wirklich groß. Die Wände des Kartons sind unbeschriftet, die Packer wissen schon Bescheid.
Anja runzelt die Stirn. "Glaubst du, die schaffen das?"
Ich muss lächeln: "Wir sind doch schlank. Zwei Idealgewichte."

Anja steigt zuerst hinein. Ich helfe ihr über den Rand, indem ich sie auf meine Schultern klettern lasse. Sie ist nicht schwer, das ist kein Problem für mich. Vom Rand lässt sie sich einfach auf den Boden gleiten. Dann folge ich ihr nach, ich greife nach der oberen Kante und suche mit den Füßen nach Halt an der Außenwand des Kartons. Anja packt von innen meinen Arm und zieht mich über die Kante. Anja ist stark, aber auch sie keucht und ist erschöpft, als wir endlich beide auf dem Kartonboden hocken. Ich richte mich noch einmal auf und schließe den Deckel über unseren Köpfen. Ich komme mir dabei vor wie jemand, der den Himmel zuklappt.

Im Karton ist es ziemlich dunkel, nur durch die Halteschlitze fällt noch etwas Tageslicht ins Innere. Wir hören uns gegenseitig atmen, das sind die einzigen Geräusche. Spasshalber halte ich die Luft an. Fünf Sekunden, zehn Sekunden. „Wo bist du?“, fragt Anja. „Bist du tot?“
Ich pruste los, und dann lachen wir beide, im Dunkeln, wie es sonst nur sehr schüchterne oder ängstliche oder blinde Menschen tun.
Und dann hören wir auf zu lachen und schweigen und tasten nach der Hand des anderen und warten darauf, dass wir die Schritte der Packer auf den Treppenstufen hören, die uns forttragen werden, irgendwohin, an einen anderen Ort, wo es uns hoffentlich besser gefällt als hier.
Derweil freuen wir uns über unsere Umgebung. Menschen in Kisten. Jener ideale Zustand.

 

Hallo wolkenkind,

ganz schön morbide, deine Geschichte. Das Ende hat mich ziemlich überrascht, hätte sowas eher in Seltsam als in Alltag erwartet.

Mir gefällt sie, sehr sogar. Die Beschreibungen und Dialoge erzeugen eine sehr triste Stimmung, passend zum Altersheim gegenüber.

Ich habe das Ende vielleicht nicht wirklich deinen Absichten entsprechend verstanden. Mir erschien der Karton wie ein Sarg, in den die beiden sich freiwillig begeben. Zusammen mit den angedeuteten Geldproblemen, dem beobachteten Tod im Altersheim, dem Aufräumen: Wirkt auf mich wie ein geplanter gemeinsamer Selbstmord.

Gruß
Rainman

 

Hallo wolkenkind,

wie immer eine Geschichte mit sehr viel Tiefgang, vielen Denkanstößen und wundervollen Bildern.

Habe die Geschichte wirklich gerne gelesen.

Steffi

 

Das freut mich besonders, dass gleich der erste den Schluss korrekt deutet, bzw. den Karton als Sarg erkennt.
An Selbstmord im wörtlichen Sinn hab ich allerdings nicht gedacht, vermutlich taugt ein Umzugskarton auch nicht dazu ;)

Danke euch beiden fürs Lesen.

 

Hallo Wolkenkind,
Deine Geschichte ist zwar ziemlich deprimierend, aber trotzdem sehr gut. Diesmal hast Du nicht ganz so viele Bilder reingepackt wie sonst. Bei dem Satz: Ich kann sie mit den Fläschchen und Döschen klappern hören, in denen sie unsere Jugend aufbewahrt; statt Geburtstagen feiern wir die Mittel, die sie überflüssig machen, musste ich sogar schmunzeln.
Den Schluss fand ich auch etwas seltsam, hatte mir aber schon gedacht, dass der Karton soetwas wie einen Sarg darstellen sollte.

LG
Blanca

 

Hi Wolkenkind!

Blanca hat recht, nicht ganz so viele Bilder wie sonst, aber trotzdem viel schöne. Meine Lieblingsforumlierung: „Schnee. Regen, der so sehr friert, dass er vergisst, ein Geräusch zu machen.“
Toll wie Du es immer wieder schlaffst, Stimmungen einzufangen, Formulierungen zu finden. Der Schluss war auch für mich im ersten Moment überraschend, wird aber in der Geschichte selbst gut vorbereitet. Ein einfacher Karton, der unter jeden Teppich passt, als Hoffnung, an einen Ort gebracht zu werden, wo es besser ist….

Schöne Grüße
Anne

 

Danke euch beiden fürs Lesen, auch wenn ich diesmal knauserig war, was Metaphern angeht.
Ich versuch ja immer wieder mal, die Bilder einzuschränken, und das Altersheim und seine Insassen taugen meiner Meinung nach auch nicht zur Mystifizierung, der Anblick ist so schon meist traurig genug ;)

Der Schluss passt vielleicht nicht in "Alltag", aber ebensowenig passt der Rest in "Seltsam". Bis ich meine eigene Rubrik bekomme, gibts da wohl keine Alternative :)

Liebe Grüße
Christoph

 

Hallo Wolkenkind,

ich finde schon, dass die Geschichte in diese Rubrik gehört. Du schaffst es, den "alltäglichen" Vorgang eines Umzugs so zu schildern, dass bei mir als Leser viele Gedanken freigesetzt werden. Spontan fiel mir ein Satz ein, den einer meiner Lehrer mal gesagt hat: "Ein gutes Sterben dauert ein Leben lang." Er meinte damit, dass Sterben auch immer Abschied nehmen heißt und dass man im Leben immer wieder Abschied nehmen muss.

Mir hat die Geschichte ausgesprochen gut gefallen. Die Trostlosigkeit hast Du wunderbar geschildert. Ich dachte allerdings weder an einen Sarg noch an Selbstmord - mir erschien es fast logisch, dass die beiden in die Umzugskiste steigen, wo sie doch bis dahin ihr ganzes Leben verpackt hatten.

Du hast einige wunderbare Beschreibungen in die Geschichte gepackt, z.B. "Ich kann sie mit den Fläschchen und Döschen klappern hören, in denen sie unsere Jugend aufbewahrt..." oder "...als wären sie jetzt schon tot und ausgestopft und nur zur Abschreckung dort an den Fenstern."
Am besten fand ich die Formulierung: "Denkt man zu lange an Geld, brennt sich der Gedanke ein wie ein zu lang gezeigtes Bild in einen Monitor."

Doch, sehr gelungen, die Geschichte.

Viele Grüße
George

 

Hallo Wolkenkind!

Stimmt, diese Geschichte beinhaltet nicht so viele Bilder wie sonst, ist aber dennoch sehr anschaulich und stilsicher geschrieben. Der von George erwähnte Satz:

Ein gutes Sterben dauert ein Leben lang.
ist eine gute Hinführung auf einen Gedanken, den ich beim Lesen hatte. Meinem Empfinden nach, ist der Ort der Handlung (Wohnung gegenüber Altersheim) nicht zufällig gewählt, sondern könnte auch auf einen zusätzlichen Grund für den Umzug hinweisen: das Nicht-sehen-Wollen des unausweichlichen Alterns und des Sterbens.
Die da drüben ziehen nur noch einmal um, darauf kannst du dich verlassen.
Das Grab als letzte "Wohnung"? Eigentlich schon, wenn ich recht überlege.


Lieben Gruß
Antonia

 

Danke auch euch beiden fürs Kommentieren.
Der Satz, dass ein gutes Sterben ein Leben lang dauert, hat wirklich was für sich, allerdings würde ich ihn so deuten, dass man auch immer wieder Abschied nehmen soll, dass das auch positiv sein kann.

Erst im Nachhinein ist mir aufgefallen, dass man den Schluss auch so deuten kann, dass wir uns, genau wie die Gegenstände in den Kartons, mit jedem Umzug abfinden, uns an jede neue Umgebung gewöhnen können.

LG
Christoph

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Wolkenkind,

den anderen Lesern ist vor allem das Ende der Geschichte aufgefallen - ich glaube, zurecht. Meiner Meinung nach passt es nicht zum Rest der Story. Bis zu dem Moment, wo die beiden in den Karton steigen, ist das eine realistische Alltagsgeschichte. Aber dann rutscht das ganze ins Surreale. Du wechselst damit das Genre. Der Effekt: Es wirkt "überraschend" oder "seltsam".

Vorschlag: Die beiden steigen in den Karton, aber das ist ein komischer Einfall von Anja. Ich finde, sie sollten nicht wirklich damit rechnen, dass die Packer sie mitnehmen. Damit bliebe die Sarg-Analogie erhalten, die Story müsste nur ganz wenig geändert werden, und der Genrewechsel wäre vermieden.

Gut gelungen ist die Art, wie du mitten in die Szene springst. Schön, wie du klar machst, dass hier gerade für einen Umzug gepackt wird, ohne es explizit zu erwähnen. Und wie du den Leser auf die Folter spannst, was das "Die nehmen wieder einen mit" bedeutet.

Ansonsten muss ich - wie die anderen - deine Sprache loben, z.B. das Regenwasser-Ableiten: "wohin weiß ich auch nicht, vielleicht in die Wüste, hier kann es jedenfalls nicht bleiben." Das ist einfach gut formuliert. Manchmal hab ich nur das Gefühl, dass die schönen Formulierungen nicht aus der Situation wachsen, sondern aus deinem Gestaltungswillen.

Zum Beispiel: "Schnee. Regen, der so sehr friert, dass er vergisst, ein Geräusch zu machen."
Klar, ein schöner Satz. Aber ich glaube nicht, dass jemand so redet, außer er ist Poet. Vielleicht besser als inneren Monolog bringen?

An anderen Stellen formulierst du manchmal ungenau, finde ich:
"... in denen sie unsere Jugend aufbewahrt; statt Geburtstagen feiern wir die Mittel, die sie überflüssig machen."
Schöner Gedanke, das mit der abgepackten Jugend. Der zweite Teil mit den Geburtstagen klingt auch gut, aber was bedeutet das? Die beiden feiern keine Geburtstage und benutzen Anti-Falten-Cremes. Aber was hat das Eincremen mit Feiern zu tun? Ich glaube, da hast du den Sinn für den schönen Klang geopfert.

"auf beiden Seiten der Straße haben sich kleine Rinnsale gebildet, in denen das Regenwasser vermutlich irgendwohin geleitet wird"
Rinnsale sind m.E. etwas Nasses. Man kann in Rinnsalen kein Regenwasser ableiten.

"wie die Hunde schwitzten"
Ich kenne diese Redewendung nur mit Schweinen: Schwitzen wie ein Schwein. Wahrscheinlich ist es wegen der Alliteration. War dir das zu vulgär?

"auf der Bahre wird jemand liegen, dem es inzwischen egal sein wird, dass seine Füße als einzige trocken geblieben sind."
Mein Vorschlag: dass nur seine Füße trocken geblieben sind

Naja, das sind nur Details. Insgesamt sehr gut.

Grüße,
dein Stefan aka leixoletti

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Stefan

Erstmal :huldig: für deine ausführliche Kritik.
Das Genreproblem hab ich ja oben schonmal erwähnt, eigentlich ist das keine Alltagsgeschichte, aber unter "Seltsam" wär sie meiner Meinung nach noch schlechter aufgehoben, gerade weil ja dieser "seltsame" Schluss als Denkanstoß geplant war. Wenn das "In die Kiste steigen" nur im buchstäblichen Sinn, bzw. als Scherz gemeint wäre, gäbe es keine Interpretationsmöglichkeit mehr.

Auf deine Anmerkungen hin hab ich die Geschichte nochmal überarbeitet, den Schluss leicht verändert und das mit den Packern etwas deutlicher gemacht.
An der Stelle mit dem Schnee hab ich einfach die Anführungszeichen gestrichen, dadurch wird das zum inneren Monolog.
Bei den Füßen ist mir dein Vorschlag zu missverständlich, obwohl er natürlich besser klingt.
Und die Hunde können, soweit ich weiß, für jede negative Assoziation herhalten ;)

Dann hast zwar meinen Fehler erkannt, noch viel für den schönen Klang zu opfern, aber der Satz am Anfang war anders gemeint.
Die Cremes und Mittelchen machen schlicht das Alter unwichtig, daher auch die Geburtstage überflüssig, da wir, spitz formuliert, unser halbes Leben lang wie zwanzig aussehen können.
Vielleicht ist die Formulierung etwas schwer durchschaubar, aber ich wüsste spontan keine Alternativlösung.

Danke nochmal an dich, und jetzt werd ich deine Geschichte auseinandernehmen ;)

Gruß
Christoph

 

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