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Nachbarschaft

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29.11.2004
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Nachbarschaft

Nachbarschaft:

Wir wohnen, wie eine große Familie, in einem zwölfstockigen Haus. Jeder kennt hier jeden und jeder weiß über seinen Nachbar bescheid. Seit einigen Tagen ist bei uns ein neuer Nachbar eingezogen. Viele fragen sich wie er so ist. Der alte Nachbar ist mit nur 42 Jahren verstorben. Er hatte selten Besuch und wenn dann nur von seinem Arzt.

Es war ein ganz netter, immer freundlich und höfflich. Doch mit seinen Nachbarn hat er sich nicht oft unterhalten, er war eher ein Einzelgänger. Seltsam war er. „Ich habe mal beobachten, wie unser alter Nachbar mit Bäumen geredet hat“ – erzählte mir die alte Dame aus dem zehnten Stock. „Und öfters mal hat er ein Baum umarmt oder gestreichelt“ – erzählte mir die alte Dame auch. Aber wir haben ihn trotzdem gemocht. Keiner hatte sich über den alten Nachbar beschwert, ein ganz Ruhiger war das. Dass er verstorben ist, haben wir erst nach einer Woche gemerkt.

Es roch schon nach Verwesenem im Flur, erzählte mir die alte Dame. Erst dann haben die Nachbarn aus seinem Stock gemerkt, dass in seiner Wohnung etwas nicht stimmt und die Polizei gerufen. Die Polizisten haben dann in die Wohnung aufgemacht: Er lag tot auf dem Sofa und der Fernseher lief noch. „Euch trifft keine Schuld, dass Herr K. verstorben ist“ – sagte ein Polizist. Wir waren alle erleichtert. Und auch traurig, dass er verstorben ist. Einige sagen er ist aus Einsamkeit verstorben, für ihn habe es keinen Sinn mehr gegeben zu leben. Es ist doch so, wenn man niemanden hat, hat man auch keinen Sinn zu leben. Was ist das denn für ein Leben ohne Menschen, die
dich lieben und die du lieben kannst!?

Ich habe ihn auch gemocht, aber ich konnte mich nicht mit ihm unterhalten. Über unseren alten Nachbarn habe ich nur durch die alte Dame aus dem zehnten Stock einiges erfahren. Sehr oft stand sie draußen und unterhielt sich mit der alleinerziehenden Mutter aus dem elften Stock, wenn ich mein Müll weggebracht habe. Mit der alten Dame war ich sehr gut befreundet, doch ihr Name fällt mir momentan nicht ein. „Er hat seine Familie bei einem Autounfall verloren. Und seid diesem Unfall hat er sich von seiner Umwelt abgeschottet. Nach dem Unfall hat er alles verkauft was er besaß und hierhin gezogen.“ – erzählte die alte Dame. Sein Arzt meinte: „Es ist eine sehr gute Entscheidung hierhin zu zeihen, wo so viele Menschen um ihn herum leben. Er braucht Gesellschaft. Und in diesem Haus, wo so viele Mensch so eng bei einander leben, wie eine große Familie, wird er ganz bestimmt Freunde finden.“

Wir haben doch alles was in unserer Kraft stand getan, um ihn zu helfen über den Autounfall hinwegzukommen. Wir waren immer freundlich zu ihm, haben ihn immer gegrüßt. Schade, dass er jetzt nicht mehr am Leben ist. Er wird uns allen ganz bestimmt fehlen. Selten habe ich ihn draußen gesehen nur mal aus dem Fenster, wenn er einkaufen gegangen ist. Manchmal auch wenn er sein Müll rausgebracht hat. Ich werde ganz bestimmt immer an ihn denken, wenn ich aus dem Fenster gucke. Er war immer so freundlich und so hilfsbereit, kaum zu glauben, dass er ganz alleine war.

Ein paar mal hat er der alleinerziehender Mutter aus dem Elften geholfen, ihre Taschen nach oben zu tragen, der Fahrstuhl war defekt. Niemandem wünsche ich so ein Leben ganz allein. Gestern, beim spazieren gehen, habe ich ein paar Worte mit der Dame aus dem Zehnten gewechselt. Sie erzählte mir eine interessante Geschichte über unseren alten Nachbarn: „Er war früher Vorstand einer großen Firma nach dem Autounfall hat er angefangen zu trinken. Er musste später an einer Therapie teilnehmen. Während seiner Therapie haben alle seine Freunde und Verwandte den Kontakt zu ihm abgebrochen. Mit der Hoffnung ein neues Leben anzufangen, ist er in unser Haus gezogen, aber auch mit der Hoffnung hier neue Freunde zu finden.“ Wir sind hier wie eine große Familie, wir sorgen doch für einander. Er hat sich selber von uns abgewendet und kaum ein Wort mit uns gesprochen. In der letzten Zeit hat er uns nicht mal gegrüßt.

Seltsam fand ich das schon aber wenn ein Mensch mit keinem zutun haben will, sollte man ihn in Ruhe lassen. Wer will schon mit einem Verrückten befreundet sein!? Er war doch nicht normal. Uns trifft keine Schuld, dass er verstorben ist. Für ihn und für uns wäre doch das Beste gewesen, wenn er gleich in eine Psychiatrische Klinik eingewiesen wäre, die alte Dame aus dem zehnten meinte das auch. Wir hätten jetzt unsere Ruhe und unser alter Nachbar wäre noch am Leben.

Uns trifft doch keine Schuld, dass er verstorben ist. Er hat Selbstmord begangen sagten uns die Polizisten. Tabletten hat er geschluckt. Wir können doch nichts dafür wenn er durchdreht und Tabletten schluckt. Er hätte uns doch um Hilfe bitten können. Wir hätten ihm ganz bestimmt geholfen, die alte Dame ist auch meiner Meinung.

von Nyktimos

 

Hallo Nyktimos

Ich weiss nicht genau, an was es liegt... aber deine Geschichte ist fesselnd. Auch wenn es hier und da etwas holprig geschrieben ist; und grammatikalisch nicht ganz korrekt... Die Geschichte übt einen selten gesehenen Bann auf den Leser aus. Und irgendwie wurde mir beim Lesen auch mulmig zumute...

Die Rechtsschreibung überprüfen würde ich nochmals... z.B. schreibt man "höflich" und nicht "höfflich". Aber dies nur so am Rande, weil die Geschichte ansonsten so beunruhigend wie real und gut ist, was wahrscheinlich auch dein neutraler, nüchterner Schreibstil ausmacht!

Gruss visakhapatnam

 

Nyktimos,

deine Geschichte ist wirklich gut. Visakhapatnam hat mit den sprachlichen Fehlern allerdings Recht.

Die Geschichte hat mich nun nicht gerade gefesselt (das ist bei mir auch furchtbar schwer ;) ), doch war sie höchst interessant.
Vor allem der letzte Absatz hat mir gefallen. Er wirkt sehr menschlich (moralisch gesehen natürlich unmenschlich).

Behalt den Schreibstil bitte weiter bei. Er ist sehr schön.

 

Hallo Nyktimos,

ich bin mir nicht immer ganz darüber im Klaren über deine erzählende Figur. Ich glaube, es ist ein Kind, allerdings hat mich dieser Satz dabei irritiert.

Mit der alten Dame war ich sehr gut befreundet, doch ihr Name fällt mir momentan nicht ein.
Für die Kindertheorie spricht aber die offensichtliche Verwirrung angesichts des Selbstmords deines Protagonisten. Mal ist er freundlich, höflich und zuvorkommend, dann wiederum komisch und so zurückgezogen, dass er nicht mal grüßt.
Vielleicht ist es so, dass sich jeder irgendwie doch schuldig fühlt, wenn ein Nachbar eine Woche unentdeckt tot bei sich in der Wohnung liegen kann, ohne dass jemand die Fernseher hört.
Vielleicht fühlen diese latenten Schuldgefühle zu so diffusen Ansichten über den Toten. Die Hausgemeinschaft hätte ihm doch geholfen, aber besser hätte man ihn gleich in die Klinik eingewiesen. Na, bei solchen verborgenen Ressentiments, hätte ich mich auch nicht an die Gemeinschaft gewandt. ;) Jeder achtet auf jeden kann ja auch bedeuten, jeder spitzelt jeden aus für Klatsch und Tratsch ist gesorgt. Ich nehme an, auf diese Doppelmoral wolltest du auch hinaus.

Ein paar Details:

Nach dem Unfall hat er alles verkauft was er besaß und hierhin gezogen.“
ein "ist" vergessen
Es ist eine sehr gute Entscheidung hierhin zu zeihen
zu ziehen
wenn er gleich in eine Psychiatrische Klinik eingewiesen wäre,
psychatrische Klinik eingewiesen worden wäre.

Du solltest dir den Test auch selber noch mal durchsehen.

Lieben Gruß, sim

 

Hallo,

Erstmal vielen Dank für eure Kritik! Die, für mich überraschender Weise, doch recht positiv ausgefallen ist. :thumbsup: (siehe andere Kurzgeschichten :crying: )

@Sim

Über die erzählende Figur habe ich, ehrlich gesagt, nicht so viele Gedanken gemacht. Ich wollte, wie Du es schon gut erkannt hast, die Doppelmoral und die Schuldgefühle der Hausbewohner hervorheben. Ich wollte aufzeigen, dass man auch unter vielen Menschen sehr einsam sein kann. Und das obwohl diese Menschen sagen, dass sie einander gut kennen und gut leiden können. Doch in der wirklichkeit ist es sehr oft nur ausgesetzt.

Der Satz:

Mit der alten Dame war ich sehr gut befreundet, doch ihr Name fällt mir momentan nicht ein.
soll nochmal verdeutlichen, dass die Anonymität vorhanden ist. Zwar meint man den Menschen gut zu kennen, doch man weißt nicht mal seinen Namen.

Und man kennt doch "alte Damen", die nichts anderes den ganzen Tag zu tun haben als ihre Nachbarn zu bespitzeln :)

Ich habe schon mal erwähnt, dass Deutsch nicht meine Muttersprache ist, deshalb so viele sprachliche Fehler...
...aber ich geb mir immer Mühe, diese zu vermeinden. Manchmal sind es aber nur Flüchtigkeitsfehler :Pfeif: :D

@All

Nochmals vielen Dank für eure, zum großen Teil auch sehr produktive, Kritik!

Nyktimos

 

Hallo Nyktimos,

ehrlich gesagt hatte ich beim ersten Lesen ganz schön viele Textanmerkungen, allerdings habe ich natürlich erst am Ende begriffen, dass einiges ironisch gemeint war.
Ich lasse jetzt meine Textanmerkungen trotzdem stehen. Erstens, weil ich zu faul bin sie wieder zu löschen und zum zweiten, weil es vielleicht nicht schlecht für dich ist, eine Reflektion eines Erstlesers zu bekommen, bzw. von dem Empfinden, dass ein Leser hat, wenn er nicht weiß, worauf du hinaus willst.

Nachdem ich nun das Ende kenne hat mir deine Geschichte sehr gut gefallen.

Wir wohnen, wie eine große Familie, in einem zwölfstockigen Haus. Jeder kennt hier jeden und jeder weiß über seinen Nachbar bescheid. Seit einigen Tagen ist bei uns ein neuer Nachbar eingezogen. Viele fragen sich wie er so ist. Der alte Nachbar ist mit nur 42 Jahren verstorben. Er hatte selten Besuch und wenn dann nur von seinem Arzt.

Der Einstieg liest sich für mich ein bissl wie in einem Schulaufsatz. Das finde ich persönlich so unschön, dass ich fast wieder mit dem Lesen aufgehört hätte.

Es war ein ganz netter, immer freundlich und höfflich.

Es? Er (ist ja ein Mann)

Er war ein ganz Netter(groß), immer freundlich und höflich. (Nur ein f).

„Und öfters mal hat er ein Baum umarmt oder gestreichelt“

einen

Die Polizisten haben dann in die Wohnung aufgemacht:

"in" streichen

„Euch trifft keine Schuld, dass Herr K. verstorben ist“ – sagte ein Polizist.

Warum sollte ein Polizist so etwas sagen? Gut es ist schlimm, dass sie sein Fehlen nicht früher gemerkt haben, aber deswegen haben sie noch lange keine Schuld.

Wir waren alle erleichtert. Und auch traurig, dass er verstorben ist.

Also sie waren zuerst erleichtert und dann erst traurig?

Einige sagen er ist aus Einsamkeit verstorben, für ihn habe es keinen Sinn mehr gegeben zu leben. Es ist doch so, wenn man niemanden hat, hat man auch keinen Sinn zu leben.

Störende Wiederholung von "Sinn zu leben". Ich würde daher einen Satz daraus Machen. Einige sagen, dass er aus Einsamkeit gestorben ist, denn er hatte niemanden mehr und so hatte das Leben für ihn keinen Sinn. (Oder so ähnlich).
Du könntest allerdings auch den zweiten Satz komplett streichen. Der erste reicht schon aus, finde ich.

Was ist das denn für ein Leben ohne Menschen, die
dich lieben und die du lieben kannst!?

Würde ich komplett streichen? Erstens Mal hast du die Thematik schon in zwei weiteren Sätzen behandelt und im dritten wird es etwas ausgenudelt und zweitens finde ich komisch, dass man als Leser auf einmal dirket angesprochen wird.

Sehr oft stand sie draußen und unterhielt sich mit der alleinerziehenden Mutter aus dem elften Stock, wenn ich mein Müll weggebracht habe.

meinen

Mit der alten Dame war ich sehr gut befreundet, doch ihr Name fällt mir momentan nicht ein.

Ich würde "doch ihr Name fällt mir nicht ein" streichen. Es ist unwichtig, wenn die Prot. den Namen sowieso nicht weiß.

Sein Arzt meinte: „Es ist eine sehr gute Entscheidung hierhin zu zeihen, wo so viele Menschen um ihn herum leben. Er braucht Gesellschaft. Und in diesem Haus, wo so viele Mensch so eng bei einander leben, wie eine große Familie, wird er ganz bestimmt Freunde finden.“

Woher weiß der Arzt, wie die Menschen dort leben?

Wir waren immer freundlich zu ihm, haben ihn immer gegrüßt.

Freundlich sein und grüsen ist alles????

Manchmal auch wenn er sein Müll rausgebracht hat.

seinen

Mit der Hoffnung ein neues Leben anzufangen, ist er in unser Haus gezogen, aber auch mit der Hoffnung hier neue Freunde zu finden.“

Du schreibst doch schon oben, dass er im Haus hofft über den Unfall hinweg zu kommen und neue Freunde zu finden.

LG
Bella

 

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