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Nakbe

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16.02.2004
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Nakbe

Dies ist die Geschichte zweier Nationen. Zwei Völker, die sich gar nicht richtig kennen und doch hassen sie sich.
Beide haben Probleme, wie jedes andere Land.
Es gibt viele Arbeitslose, Armut und jeder meckert über sein Leben.
Und doch riss sie eines Tages eine Bombe in tausend kleine Fetzen.
Diese Bombe war wirklich eine Bombe. Es war ein Ereignis, das viele Menschen in den Tod schickte.
Dies ist die Geschichte zweier Menschen. Zwei Menschen, die sich gar nicht kennen und doch hassen sie sich.
Beide haben ein ganz normales Leben. Einen Job. Eine Familie. Freunde. Gemeinschaft mit anderen ihres Standes. Es geht beiden gut.
Und doch riss eines Tages eine Bombe ihr Leben in tausend kleine Fetzen.
Diese Bombe war keine Bombe. Es war die Geschichte ihres Landes.
Dies ist die Geschichte eines Krieges.


Es fing an, in einem Land im Osten schon vor mehr als 2000 Jahren. Dort, wo die Sonne aufgeht und ein neuer Tag anbricht. Der rote Schimmer des Sonnenaufgangs beschwor bereits die blutige Zukunft dieses Landes. Die Zeit verstrich und das Land trug viele Narben davon, die bis zum heutigen Tage nie richtig heilen konnten.

An einem solchen Morgen legte Hayat seinen Teppich zum Gebet zurecht. Ein Morgen, wie jeder andere und doch nicht wie der vorherige. Er dankte Allah für diesen Tag, für seine Eltern, Geschwister, Freunde und sein Studium. Und doch wusste er, dass Allah größeres mit ihm vorhatte.
Er ging zur Universität. Eine der besten Universitäten des Landes, mitten im Herzen der Stadt. Obwohl er sehr zufrieden war, mit dem, was er hatte, träumte Hayat vom Westen. Eines Tages, so beschloss er, würde er diesen Traum verwirklichen und nach Europa oder sogar nach Amerika reisen, um dort ein neues Leben anzufangen.

In einem anderen Stadtteil lebte Chaim. Er war ein junger Mann und gerade frisch verliebt. Im Glück seiner Gefühle dankte er Jahwe für diesen wunderbaren Tag und bat ihn um Schutz, Vernunft, Weisheit und um Kontrolle über seine Gedanken, die momentan nur von seiner Liebsten handelten. Er wickelte seinen Gebetsgürtel auf und machte sich fertig, um zur Lesung zu gehen. Der Weg dorthin war jedoch oftmals gefährlich. Die Hochschule war nicht weit von der Amerikanischen Botschaft entfernt und man musste durch einen islamischen Stadtteil.

Hayat war stolz auf diese Universität zu gehen. Er war einer der wenigen Moslem, die diese Schule besuchten. Nur die Besten wurden angenommen und die meisten seiner Freunde, hatten gar kein Interesse zu studieren, weil sie bereits Frau und Kinder versorgen mussten. Die Juden waren ihm egal. Er mochte sie zwar nicht, doch er wollte seinen Wissenshunger stillen.

Chaim hätte eigentlich kein Problem mit den Moslems, wenn diese kein Problem mit ihm gehabt hätten. Auf dem Weg zur Universität, warfen die Leute ihm verachtende Blicke zu. Er musste sehr vorsichtig sein. Doch an diesem Tag ließen ihn die Schmetterlinge in seinem Bauch ganz leicht werden und er tanzte auf den Wolken, dass ihn diese Blicke gar nicht erreichen konnten, so weit war er mit seinen Gedanken entfernt.

Zur gleichen Zeit betrat Hayat bereits das Foyer der Universität. Ein Plakat kündigte die Veranstaltung des Tages an. Hayat verzog das Gesicht bei dessen Anblick.
„Jüdisch-Christliche Begegnung. Theologieseminar mit Rabbiner Nadab Rosen, Pater Enriko Andula und Reverend Mathew Allen“
Er ging mit schnellen Schritten weiter, bevor ihm einer dieser Theologiestudenten über den Weg laufen würde. Hayat war der erste im Hörsaal. Das war er immer. Er wollte sich den besten Platz nicht von irgendeinem Juden wegschnappen lassen. Bis die Lesung anfing hatte er noch reichlich Zeit um seine Notizen nochmals durchzugehen und ein wenig zu lesen. Mit der Zeit kamen auch die anderen Studenten und die Reihen füllten sich.

Chaim verspätete sich jedoch, weil sein Linienbus mal wieder von der Polizei durchsucht wurde. Er hasste das. Bei so einer Aktion fühlte er sich immer so hilflos. Das nächste Mal würde er einfach einen Bus früher nehmen. Als er endlich in der Uni ankam, war der Saal schon gefüllt. Er war der letzte und schloss die Tür hinter sich.

Hayat ärgerte sich über den Spätling und erst recht, als der sich auch noch ausgerechnet neben ihn setzte. Es blieb Chaim nichts anderes übrig, denn der Sitz neben dem Moslem war der letzte Platz im Saal. Es besuchten nicht viele Moslems diese Lesung, es waren gerade mal vier. Einer von ihnen war Hayat. Die anderen Studenten waren alles Juden oder europäische und amerikanische Austauschstudenten. Die Lesung war auf Englisch und was Hayat besonders gefiel war, dass sein Professor Moslem war. Ein intelligenter Mann um die Fünfzig. Auch Chaim hatte großen Respekt vor dem Professor und schätzte ihn sehr, trotz seines Glaubens, denn er war ein unparteiischer Mann, der eine neutrale Meinung vertrat und nicht nur subjektiv über eine Sache urteilte. Chaim wünschte sich manchmal, dass alle Moslems so tolerant und menschlich wären wie Professor Saeed.

Der Schwerpunkt der Lesung lag an diesem Tag auf der Geschichte ihres Landes:
Die Zionistische Bewegung.
Hayat und Chaim mochten beide die Historie der Vergangenheit. Weniger jedoch die schwierige Geschichte ihres eigenen Landes. Das war schließlich ihr Leben über das beide bereits nur zu gut Bescheid wussten. Beide interessierten sich mehr für den Westen, die Französische Revolution, die Zeit der Aufklärung, die Institutionen der Europäischen Union, die verschiedenen politischen Systeme, die Entdeckung Amerikas und schließlich dessen Verfassung.

Die zionistische Bewegung war im Wesentlichen eine jüdische Reaktion auf das Auftauchen nationaler Bewegungen in Europa, von denen alle mehr oder weniger antisemitisch waren. Nachdem die Juden von den europäischen Nationen zurückgewiesen wurden, haben einige von ihnen sich entschieden, dem neuen europäischen Modell folgend, eine Nation für sich zu bilden und einen eigenen nationalen Staat, in dem sie Herr ihres eigenen Schicksals sein konnten, zu gründen. Das führte zur Entstehung eines eigenen jüdischen Staates in Palästina.

So fing Professor Saeed mit den Thesen des Uri Avnery an:
„Nun ich denke Sie sind alle schon sehr vertraut mit diesem Thema. Schließlich sind Sie bereits die fünfte Generation von Israelis und Palästinensern, die schon in diesen Konflikt hineingeboren wurden. Die gesamte psychische und physische Welt Ihrer Generation wurde von diesem Konflikt bestimmt, der alle Bereiche Ihres Lebens beherrscht. Habe ich nicht recht? Genau dies steht in der zweiten These Avnerys. Im Laufe dieses langen Konfliktes hat sich wie in jedem Krieg eine ungeheure Menge von Mythen, Geschichtsfälschungen, Propagandaslogans und Vorurteile auf beiden Seiten entwickelt. Das Verhalten von jeder der beiden Konfliktseiten wird durch ihr historisches Narrativ, die Art und Weise, wie sie die 120 jährige Geschichte des Konfliktes wahrnehmen, bestimmt. Die zionistische, historische Version und die palästinensische Version widersprechen einander jedoch völlig – sowohl allgemein, als auch in fast jeder Einzelheit. Seit Beginn des Konfliktes bis zum heutigen Tag hat die zionistische beziehungsweise israelische Führung in totaler Nichtbeachtung des palästinensischen Narrativ gehandelt. Selbst dann, wenn sie eine Lösung erreichen wollte, waren solche Bemühungen zum Misslingen verurteilt, weil die nationalen Aspirationen, Traumas, Ängste und Hoffnungen des palästinensischen Volkes ignoriert wurden. Etwas Ähnliches geschah auch auf der anderen Seite.“

Es stimmte, das wussten Hayat und Chaim. Sie waren beide auf einmal gar nicht mehr so stolz auf ihre Nationalität. Beide Seiten hatten Fehler gemacht, das sahen sie ein und beide Nationen haben immer nur egoistisch und in ihrem eigenen Interesse gehandelt.

„Nun, meine Aufgabe ist es nun Ihnen den genauen Ablauf der Geschehnisse darzulegen und Ihnen klar zu machen wo die Probleme unseres Landes herstammen. Die 6. These besagt, dass die Schlichtung eines solch langen historischen Konfliktes nur dann möglich ist, wenn jede Seite in der Lage ist, die psychisch-politische Welt der anderen Seite zu verstehen und bereit ist, mit der anderen Seite auf gleicher Augenhöhe – ebenbürtig - zu sprechen. Geringschätzige, machtorientierte, anmaßende, unsensible und ignorante Haltungen verhindern eine übereinstimmende Lösung.
Nun meine Herrschaften, der Kern dieses Konfliktes ist die Konfrontation zwischen der israelisch-jüdischen und der palästinensisch-arabischen Nation. Ich will Ihnen die Sinnlosigkeit dieses Konfliktes zeigen. Es ist ein trauriger, grausamer Krieg der unsere Welt teilt und ein nationaler Konflikt, auch wenn er religiöse, soziale und andere Aspekte hat. Trotzdem gibt es dafür weitaus friedvollere Lösungen als Attentate, Selbstjustiz und Rechthaberei."

Das war wahr. Saeed erzählte weiter und seine Studenten schrieben eifrig mit. Alle Daten und Zahlen waren zusammengesetzt ein Ganzes. Zusammen ergaben sie ein Bild. Es war die Geschichte ihres Landes. Kriege und Waffenstillstände, Diskussionen und Anschläge wurden genauestens besprochen. Die Zeit verging wie im Flug und Hayat und Chaim hörten mit größtem Interesse zu, obwohl sie das meiste schon wussten. Doch es war das erste Mal, dass sie den Inhalt und die Wichtigkeit dieser Worte erkannten. Und nun, da sie so nebeneinander saßen und dem Beitrag zuhörten, vergaßen sie ganz Jude und Moslem zu sein. Die Religion und die Herkunft spielten bei dieser Lesung gar keine Rolle mehr. Es ging um die Geschichte. Um ihre gemeinsame Geschichte.

„Der Kontrast zwischen den beiden nationalen Darstellungen erreichte seinen Höhepunkt im Krieg 1948, der von den Juden „Unabhängigkeitskrieg“ oder sogar „Befreiungskrieg“ genannt wurde und von den Arabern „Nakbe“, was so viel bedeutete wie…“

Weiter kam der Professor nicht. Es waren seine letzten Worte.

Während dieser Lesung, fand nebenan die Glaubensbegegnung statt. Eine Veranstaltung mit renommierten Geistlichen. Ein Treffen unter „Freunden“, das unter dem Einfluss der christlichen Nächstenliebe stand. Ein Treffen, das einige Leute mit Verachtung und Hass betrachteten.
Vier unauffällige, junge Männer, schlichen sich aufgrund dessen in die Universität. Mit Semtex und den Worten „Allahu ackbar“ nahmen sie Abschied von der Welt, sprengten die Universität in die Luft und rissen 367 Menschen mit in den Tod. Sie wollten ein Denkmal setzen, doch es war ein Grabstein für 367 Menschen. Juden, Amerikaner, Europäer und sogar einige ihrer eigenen Landsleute mussten sterben. Aus Patriotismus und religiöser Überzeugung begingen sie diese schreckliche Tat, die niemand vorhersehen konnte, denn es war eine ganz normale, harmlose Veranstaltung verschiedener Religionen, die keineswegs politische Auswirkungen hätte haben können. Was auch immer ihre Beweggründe waren, sie entstanden aus dem nationalen Konflikt und dessen religiösen und sozialen Aspekten, die das Leben dieser Leute prägte. Auch Chaim und Hayat waren tot. Der viel versprechende, intelligente Nachwuchs des Landes wurde somit ausgelöscht. Menschen, die in ihrem späteren Leben vielleicht Politiker hätten werden können, Botschafter, Vermittler oder Professoren. Der Hass der Juden auf die Palästinenser entfachte ein Feuer auf den Straßen der Stadt. Es waren nicht mehr die Menschen, die in dieser Stadt lebten, sondern es war der Hass und die Gewalt, die jeden Tag in einen blutigen Kampf verwandelten. Alle stritten sich wieder darum, wer nun Schuld an dem ganzen hatte. Alte Leute, Frauen und unschuldige Kinder wurden verletzt und noch weitere Menschen starben bei Straßenkämpfen. Diese Bombe war nur eine kleine unter vielen, die das Land in tausend kleine Fetzen riss. Und eines der letzten Worte des Professors spiegelte genau das Ausmaß dieser Attentate wider.
Nakbe - die Katastrophe.

 
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Diese Geschichte habe ich Anfang des Jahres an einen Wettbewerb geschickt, doch gegen 1800 andere Einsendungen hatte ich leider keine großen Chancen. Dafür präsentiere ich euch hier meine Geschichte "Nakbe" in überarbeiteter Version.
Geschrieben habe ich den Text im Oktober 2006 und das erschreckende ist, dass so etwas im Januar diesen Jahres tatsächlich so ähnlich passiert ist.
Hier der Artikel

ja was ist noch dazu zu sagen. Also die Thesen des Uri Avnery existieren tatsächlich und ich hab sie zum größten Teil zitiert oder in der Sprache verändert, um dem Niveau einer Lesung gerecht zu werden.
Die Namensbedeutungen waren mir auch wichtig. Hayat (arabisch) und Chaim (hebräisch) bedeuten beide "Leben"
Den Rest müsst ihr selbst interpretieren.

 

Hallo beeljata,

es freut mich ehrlich sehr, daß diese Geschiche nun wieder hier zu lesen ist, auch wenn es mit dem Wettbewerb nicht geklappt hat. Ich finde sie immer noch und wieder großartig, sie geht mir unter die Haut und erreicht mich. Sie macht mich ratlos und traurig, obwohl ich die Hoffnung und "das Gute" in ihr finde bleibt am Ende dieses reale, alltägliche Ende, dieses finale, alles in Fetzen reissende.
Traurige und sehr starke Geschichte, ich freue mich wirklich sehr, sie wieder hier zu haben :)

Grüße,
C. Seltsem

 

Hallo Beeljata,

du hast hier ein Thema gewählt, dass mich sehr interessiert.
Ich habe selber schon länger mit dem Gedanken gespielt das aufzugreifen, hab es aber bisher nicht gemacht.
Wie du das aufgebaut hast, hat mir sehr gut gefallen - auch wenn ich den "Theorieteil" in der Vorlesung etwas trocken fand. Zum Einen war mir persönlich das alles schon bekannt, zum Anderen hätte ich mir diese Aussagen mehr in die Handlung hineingewoben gewünscht - vielleicht, dass die beiden Jungen, von denen du hier schreibst, diese Kenntnisse selbst erwerben und sie nicht von ihrem Prof. vorgesetzt bekommen.
Aber gut, das ist natürlich hauptsächlich Geschmackssache.
Insgesamt schaffst du es aber, das das Schicksal der Beiden den Leser erreicht - und deine Geschichte regt zum Nachdenken an. Und das finde ich eines der besten Zeichen für eine gelungene Geschichte.

Stilistisch hats mir - ehrlich gesagt - nicht so wahnsinnig gut gefallen. Du reihst hier Hauptsatz an Hauptsatz und das ganze wirkt dadurch sehr distanziert und emotionslos. Ich kann mir aber vorstellen, dass das durchaus von dir so gewollt ist - mein Ding ist es aber ehrlich gesagt nicht.

Lieben Gruß, Bella

 

Hi beeljata

Dies ist die Geschichte zweier Menschen. Zwei Menschen, die sich gar nicht kennen und doch hassen sie sich.
Beide haben ein ganz normales Leben. Einen Job. Eine Familie. Freunde. Gemeinschaft mit anderen ihres Standes. Es geht beiden gut.
Und doch riss eines Tages eine Bombe ihr Leben in tausend kleine Fetzen.
Diese Bombe war keine Bombe. Es war die Geschichte ihres Landes.
Dies ist die Geschichte zweier Nationen. Zwei Völker, die sich gar nicht richtig kennen und doch hassen sie sich.
Beide haben Probleme, wie jedes andere Land.
Es gibt viele Arbeitslose, Armut und jeder meckert über sein Leben.
Und doch riss sie eines Tages eine Bombe in tausend kleine Fetzen.
Diese Bombe war wirklich eine Bombe. Es war ein Ereignis, das viele Menschen in den Tod schickte.
Dies ist die Geschichte eines Krieges.

Ich hätte erst das Kursive geschrieben. Weil das der Rahmen ist und den Hass der zwei Männer nachvollziehbar macht. Außerdem ist das ein guter Anfang für so eine Story.

Da wo die Sonne aufgeht und ein neuer Tag anbricht.
Dort – fände ich besser
An einem solchen Morgen legte Hayat seinen
Ich kenne nur Hayatt – und ziemlich passend der Name. Er ist nicht nur auf arabisch Leben. Auch auf Türkisch, Kurdisch, Indisch und ich glaub auch Persisch.
Und doch wusste er, dass Allah größeres mit ihm vorhatte.
Hier könntest du zum Beispiel erwähnen, welches Schicksal Allah ihm gegeben hat – beruflich meine ich jetzt. Dann bräuchtest du am Ende nicht so zu schreiben/erzählen, dass an jenem Tag Menschen umkamen, die hätten etwas werden können.
Er ging zur Universität. Eine der besten Universitäten des Landes, mitten im Herzen der Stadt
Er ging auf eins der besten Uni…
Obwohl er sehr zufrieden war, mit dem, was er hatte, träumte Hayat vom Westen. Eines Tages, so beschloss er, würde er diesen Traum verwirklichen und nach Europa oder sogar nach Amerika reisen, um dort ein neues Leben anzufangen.
Für mich ist es sehr wichtig, wenn du erwähnst, warum er diesen Traum hat? Wie soll sein neues Leben aussehen, er hat ja sicher Vorstellungen davon, mit Gründen, die du dem Leser erzählst, bringst du ihm deine Figur auch näher. Ansonsten ist das zuviel Gerede um nichts. Er hatte einen Traum, er wollte nach Amerika oder in den Westen, um ein besseres Leben zu haben. Ja, und? Wollen viele.
Der Weg dorthin war jedoch oftmals gefährlich. Die Hochschule war nicht weit von der Amerikanischen Botschaft entfernt und man musste durch einen islamischen Stadtteil.
Kennen wir alle aus den Medien, was da so passiert, aber wir kennen nicht das Gefühl, wie es ist, wenn ein Jude durch ein islamisches Stadtviertel läuft. Welche Ängste ihn begleiten. Hier könntest du vielleicht von einem Erlebnis Chaims berichten, so machst du ihn lebendiger. Und gibst ihm eine Vergangenheit, also auch eine Zukunft, ein Leben, worum der Leser dann betrauert, wenn Chaim stirbt.
Hayat war stolz auf diese Universität zu gehen. Er war einer der wenigen Moslem, die diese Schule besuchten.
Daraus könntest du auch einen Satz machen. Hayatt war einer der wenigen Moslems, die …, worauf er stolz war.
Nur die Besten wurden angenommen und die meisten seiner Freunde, hatten gar kein Interesse zu studieren, weil sie bereits Frau und Kinder versorgen mussten.
Interesse wahrscheinlich schon, nur keine Zeit(?), kein Geld(?), oder vllt wegen den Juden(?).
Er musste sehr vorsichtig sein. Doch an diesem Tag ließen ihn die Schmetterlinge in seinem Bauch ganz leicht werden und er tanzte auf den Wolken, dass ihn diese Blicke gar nicht erreichen konnten, so weit war er mit seinen Gedanken entfernt.
Diese naive Sprache mag ich nicht – nicht bei so einem Thema, passt meiner Meinung nach nicht. Es wird dem Ganzen einfach nicht gerecht.
Chaim verspätete sich jedoch, weil sein Linienbus mal wieder von der Polizei durchsucht wurde. Er hasste das.
Ich denke nicht, dass du das extra erwähnen musst. Kann weg.
Bei so einer Aktion fühlte er sich immer so hilflos.
So hilflos? Wie hilflos?
Hayat ärgerte sich über den Spätling und erst recht, als der sich auch noch ausgerechnet neben ihn setzte.
Wie kann der Spätling so einen guten Platz bekommen – Hayatt sitzt ja auf eins der besten Plätze. Du könntest schreiben, dass keiner der Juden sich getraut hatte sich neben dem Moslem zu setzen und so blieb Chaim keine andere Wahl.
Hayat ärgerte sich über den Spätling und erst recht, als der sich auch noch ausgerechnet neben ihn setzte. Es blieb Chaim nichts anderes übrig, denn der Sitz neben dem Moslem war der letzte Platz im Saal.
Hier wechselst du wieder die Perspektive. Einmal Hayatt und dann wieder Chaim. Entweder Absatz machen oder du lässt Hayatt klar werden, dass es keinen anderen Platz gab.
Es besuchten nicht viele Moslems diese Lesung, es waren gerade mal vier. Einer von ihnen war Hayat. Die anderen Studenten waren alles Juden oder europäische und amerikanische Austauschstudenten.
Entweder weglassen oder du schreibst: Es waren mit Hayatt nur vier Moslems, die an der viel besuchten Lesung teilnahmen.
Jude zu sein, ist übrigens keine Nationalität. Deshalb solltest du lieber Israelis schreiben. Und europäisch und amerikanisch wird glaub ich groß geschrieben. Bin mir nicht sicher.
Ein intelligenter Mann um die Fünfzig
Besser fände ich gelehrter oder intellektueller. Oder du schreibst, dass Hayatt das denkt.
Englisch und was Hayat besonders gefiel war, dass sein Professor Moslem war. Ein intelligenter Mann um die Fünfzig. Auch Chaim hatte großen Respekt vor dem Professor und schätzte ihn sehr, trotz seines Glaubens,
Wieder in die andere Perspektive gerutscht.
denn er war ein unparteiischer Mann, der eine neutrale Meinung vertrat und nicht nur subjektiv über eine Sache urteilte.
Ich glaube, es würde stärker rüberkommen, wenn du das einmal erwähnst. Außerdem käme das natürlich besser an, wenn du das nicht wertest sondern auch mal den Leser denken lässt, indem du den Prof. etwas machen lässt.
dass alle Moslems so tolerant und menschlich wären wie Professor Saeed.
Said oder Sa’ed. Ich weiß jetzt nicht, welchen du meinst.
die französische Revolution,
Groß
Tag hat die zionistische / israelische Führung in totaler Nichtbeachtung
Beziehungsweise
Selbst dann, wenn sie eine Lösung erreichen wollte, waren solche Bemühungen zum Misslingen verurteilt, weil die nationalen Aspirationen, Traumas, Ängste und Hoffnungen des palästinensischen Volkes ignoriert wurden. Etwas Ähnliches geschah auch auf der anderen Seite.“
Hier könntest du erwähnen, warum jegliche Lösung zum Scheitern verurteilt ist. Und somit die Begeisterung der Männer für den Westen etwas hemmst. So könnten sie anfangen die 'andere Seite' zu verstehen (Denn beide Seiten wurden ja in ihre Lage gezwungen.) Dann wäre eine Entwicklung deiner Prots. sichtbar, was ja dein Anliegen war.
Es stimmte, das wussten Hayat und Chaim. Sie waren beide auf einmal gar nicht mehr so stolz auf ihre Nationalität. Beide Seiten hatten Fehler gemacht, das sahen sie ein und beide Nationen haben immer nur egoistisch und in ihrem eigenen Interesse gehandelt.
egoistisch ... :hmm: Finde ich nicht, aber politische Diskussionen sind hier nicht erlaubt. Aber einen egoistischen Akt in der Geschichte der beteiligten Länder kann ich nicht wirklich finden. Meine Meinung.
Mit Semtex und den Worten „Allah ackbar“ nahmen sie Abschied von der Welt, sprengten die Universität in die Luft und rissen 367 Menschen mit in den Tod.
Entweder ''Allahu akbar'' oder ''Allah 'u' akbar''
Aus eigenem Egoismus und religiöser Überzeugung begingen sie diese schreckliche Tat
Falsch. Es ist nicht egoistisch sich in die Luft zu sprengen. Die 72 Jungfrauen werden nicht auf sie warten. (Wasn Schrott.:dozey: ) Es ist religiöse Überzeugung, hast du doch schon genannt, Patriotismus spielt da auch noch mit und einfach nur Dummheit.
Auch Chaim und Hayat waren tot
Brauchst du nicht zu erwähnen.
Der viel versprechende, intelligente Nachwuchs des Landes wurde somit ausgelöscht. Menschen, die in ihrem späteren Leben vielleicht Politiker hätten werden können, Botschafter, Vermittler oder Professoren.
Finde ich irgendwie zu pathetisch. Als ob nur Studenten intelligent wären, oder etwas gutes im Lang bewegen wollten. Das solltest du besser in die Story reinstricken. Schon am Anfang, als du die beiden 'vorstellst'

Die Geschichte hat mir gefallen. Aber du musst noch daran arbeiten, finde ich.

Cu
:joblack87:

 

hallo beeljata,

wie du deine geschichte aufbaust ist wirklich super. ein spannendes thema wunderschön aufgebaut und durch die identifikationsmöglichkeiten der prots ungemein fesselnd. :thumbsup: eines der besten werke, die ich in letzter zeit hier lesen durfte. bin gespannt mal wieder von dir zu hören(lesen). schade, dass du mit diesem werk keinen preis abgeräumt hast.

germane

 

hallo beeljata,
bin beeindruckt!
einfühlsam, aussagestark, toller Aufbau und absolut am Zahn der Zeit!
eine starke Geschichte!
:thumbsup: akira.

 

Hallo beeljata,

na gut, du hast damit keinen Preis gewonnen, dafür hast hier die Herzen berührt. Eine wirklich gelungene zeitgemäße Geschichte, die leider noch lange aktuell bleibt.

lieben Gruß aus der Weltflucht

 

dankeschön für eure Kommentare :) freut mich echt, dass ich so viele positive, aber auch kritische Worte von euch bekomme :) Momentan komm ich leider wegen der Schule nicht so oft zum schreiben, aber bald ist mal wieder eine Geschichte fällig :) Aber es sind ja noch genügend alte Geschichten von mir online :) Doch Nakbe ist mein Favorit.

Liebe Grüße
beeljata

 
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Hallo beeljata!

Leider konnte ich deiner Geschichte nicht sehr viel abgewinnen. Die Einleitung fiel mir von der Idee her sehr positiv auf, aber leider hat mich der Rest der Geschichte ein wenig enttäuscht.
Im Höhrsaal der Universität wird die Story eher zu einem trockenen blank polierten Referat, bei dem Theorie heruntergebetet wird, die eigentlich jedem mittlerweile mehr oder weniger bekannt sein sollte. Besonders den beiden Hauptfigueren, die ja intelligente Studenten sind, sich für ein solches Fachgebiet interessieren (sonst würden sie es ja nicht studieren wollen) und schon immer dort gelebt haben. Diese plötzliche heilende Katharsis mittels eines Propheten in Professorenform kam mir ein wenig unrealistisch vor. Es ist einfach nicht so leicht, wie wir Kinder des Westens es uns in Gedanken machen.

Sicherlich, du hast die Ursache des Hasses in den Menschen erkannt, aber ich hätte es schöner gefunden, es durch menschliche Schicksale lebendig werden zu lassen. Wie einfach ist es, diese klugen Thesen umzusetzen? Das wäre spannend.
Am Anfang berichtest du z.B. von einer Freundin (evtl bald Ehegattin) und einer aufflammenden Liebe - dort habe ich schon gedacht, dass du die Partnerin eventuell sterben lassen möchtest, um ihn mit der Situation unmittelbar zu konfrontieren und zu zeigen, wie er damit umgeht - hasst er die Moslems nun, obwohl er die tollen Thesen aus der Vorlesung kennt, oder nicht?
Ich hätte auch darauf getippt, dass eine aufkeimende Freundschaft zwischen den beiden männlichen Protagonisten eventuell durch ein solches Ereignis auf die Probe gestellt wird.

Leider wirkt das Ende hier sehr konstruiert und baut wenig Dramatik und Empathie für die Beteiligten auf.

Wir Europäer blicken meiner Meinung nach immer ein wenig zu sehr auf die Menschen in diesem Konflikt herab. Wir liefern tolle klugscheißerische Lösungen, aber die Wenigsten von uns können nachvollziehen, wie ein solcher Hass überhaupt funktioniert. Wir verlieren in der Regel keine Angehörigen in Bombenattentaten oder Raketenangriffen. Und wir kalkulieren auch nicht ein, wie realistisch es ist, dem Mörder einer unschuldigen Person zu vergeben, die uns vielleicht sehr nahe stand (Freundin, Mutter, eigenes Kind ... ). Das schlimme ist auch die Fortsetzung über mehrere Generationen. Du hast auf all das ein wenig aufmerksam gemacht. Leider taucht deine Geschichte hier nicht wirklich tief in dieses Geflecht ein, sondern kratzt nur an der Oberfläche.

Insgesamt hat es was von einer möglichen Hausaufgabe in einem Politik- oder Geschichts-Leistungskurs, die sicherlich mit 1 bewertet worden wäre, da du sehr viel gut recherchiertes Wissen vorbildlich strukturiert auflistest. Dafür Respekt.

Liebe Grüße

 

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