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Serie Narben

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Monster-WG
Beitritt
02.05.2020
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180
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Narben

Kawi zügelte ihr Pferd auf der Düne und betrachtete das Dorf vor ihr im Tal. Die Wüste erstreckte sich bis zum bergigen Horizont und die Hitze ließ die Gebäude flimmern. Rechts schlängelte sich die große Schlucht in Richtung der Berge und teilte die Wüste gleich einer dunklen Wunde.
Sie seufzte und schloss die Augen, suchte das Bild der früheren Stadt, so wie sie in den Büchern beschrieben wurde. Ein Hafen am breiten Fluss, Felder in den Marschlanden und Menschen, die dort Reis anbauten. Kinder spielten im Wasser und soweit das Auge reichte, war die Welt grün. Wälder …
»Träumst du wieder von der Vergangenheit?«
Kawi öffnete die Augen und blickte die Gestalt neben ihr an. Wie sie saß Anui auf einem Pferd, er trug das gleiche weiße Hemd und die gleichen weißen weiten Hosen. Lediglich die rote Schärpe um seine Hüften unterschied ihn von ihr und ihren eintreffenden Gefährten.
Anui zog das weiße Tuch vor dem Gesicht herunter und blinzelte im grellen Licht. »Wir werden in diesem Dorf rasten. Unsere Wasservorräte sind nahezu erschöpft und wir müssen uns ausruhen.«
Keiner widersprach, doch Kawi biss die Zähne zusammen, bevor sie schroff nickte.

Ein Junge stand auf dem Dorfplatz und beobachtete, wie sie das Tor in der niedrigen, bröckelnden Steinmauer durchritten. Dann rannte er auf das größte Gebäude zu.
»Ein Zintos!«, war das Einzige, das Kawi verstehen konnte, bevor er hinter der Tür verschwand.
Sie saßen ab und führten ihre Pferde auf den Platz, während die Dorfbewohner an die Türen ihrer Häuser traten. Lediglich die Farben ihrer Ärmel unterschieden sich. Die Ärmel von Kawi und ihren Gefährten waren weiß, wie der Rest ihrer Gewänder. Bei den Dorfbewohnern herrschte das Gelb der Händlerkaste vor, auch wenn in dem großen Haus, in das der Junge gerannt war, das Ocker der Kriegerkaste dominierte.
Ein kleiner, drahtiger Mann mit einem Gesicht, das Kawi an Leder erinnerte, trat auf Anui zu. Kawi tippte auf den Dorfvorsteher.
»Mögen die Götter eure Ankunft segnen.« Er hob die rechte Hand, legte Daumen und Zeigefinger aneinander und reckte die rechte Hand in den Himmel.
Anui intonierte die Antwort: »Mein Glaube, mein Erwachen«, bevor die Gruppe zusammen ebenfalls das Götterzeichen formten und ihre Hände gen Himmel streckten.
»Wir haben Drängendes mit dir und Kawi zu besprechen. Folgt mir bitte.«
Bevor Kawi die Aufforderung kommentieren konnte, hob Anui die Hand in ihre Richtung und nickte dann dem Dorfvorsteher zu. »Ein Handwerker sollte sich um unsere Pferde kümmern, solange wir uns besprechen. Sie brauchen Wasser und Futter.«
Der Dorfvorsteher gestikulierte in Richtung einer Frau mit grauen Ärmeln und begab sich dann zurück zu seinem Haus, ohne abzuwarten, ob Anui und Kawi ihm folgen würden.
Kawi schloss sich Anui mit einem Seufzen an. »Das wird bestimmt genauso erquicklich, wie in den bisherigen Dörfern. Ihr eigenes Zintos scheint die Stadt verlassen zu haben, sonst hätte es uns empfangen. Schon wieder.«
»Vielleicht weiß der Vorsteher dieses Dorfes mehr als die bisherigen.«
Kawi lachte auf. »Das glaubst du doch selbst nicht.«
Sie riss das Tuch vom Gesicht und verspürte eine verdrießliche Freude über die aufgerissenen Augen des Kriegers, der nun vor dem Gebäude Wache hielt. Wiederholte Brüche hatten ihre Nase nicht nur verformt, aktuell schimmerte sie nach Aussage ihrer Gefährten in einem dunklen Violett, das sich tief unter ihren Augen entlang zog. Die Verletzungen ihrer Gefährten waren zwar weit schlimmer als eine gebrochene Nase, sie prangten jedoch nicht mitten im Gesicht.
Der Gang endete in einem kleinen Saal, sie befanden sich offenbar im Gemeindehaus. Der Vorsteher und seine Krieger saßen auf dem Boden in einem Halbkreis und warteten bis sich Anui und Kawi setzten.
»Vor einiger Zeit kam bereits ein Zintos vorbei. Es ist zusammen mit unserem Zintos abgereist, unsere Anui ließ sich nicht umstimmen.«
Kawi biss sich auf die Unterlippe. In jedem Dorf hörten sie die gleiche Geschichte und nach jedem Aufenthalt vergrößerte sich der Abstand zwischen ihrer Ankunft und der Abreise der Zintos.
»Und jetzt steht das Dorf Problemen gegenüber, um die sich normalerweise euer Zintos gekümmert hätte.« Anuis Stimme war sanft wie immer. Als würden ihn diese inzwischen allzu üblichen Aufräumarbeiten nicht kümmern.
Der Vorsteher nickte schroff. »Eine Familie von Felsenspinnen in der großen Schlucht hat angefangen, unsere Kinder als Schlupfnester zu benutzen, und wir können uns ihrer nicht erwehren.«
»Wie steht es um das Wasserreservoir des Dorfes?«
Der Vorsteher wandte sich ihr mit zusammengepressten Lippen zu, doch Kawi starrte einfach zurück. Er antwortete nicht und sie setzte nach. »Um das Dorf herum gibt es keine Kakteenfelder mehr und die Beete sind karg.«
»Wir werden unser Zuhause nicht verlassen.«
Kawi spürte das Verlangen, deutlicher zu werden, doch letztlich wandte sie den Blick ab. Anui würde ihren Zorn über den Starrsinn des Vorstehers spüren, aber ignorieren. Sie nahm es ihm nicht übel. Sie waren ein Zintos und hatten ihre Pflichten.
»Du willst, dass wir die Felsenspinnen töten.« Anui hätte nicht anders geklungen, wenn Kawi davor geschwiegen hätte.
Der Vorsteher nickte.
»Wie groß ist die Familie?«
»Wir glauben, es sind etwa zehn.«
»Sie kommen nachts?«
Der Vorsteher nickte wieder.
Anui erhob sich. »Dann sollten wir uns beeilen. Die Sonne steht noch nicht hoch am Himmel und der Weg zur Schlucht ist kurz. Wir können sofort aufbrechen.«
Kawi hätte am liebsten die Hände vors Gesicht geschlagen, aber sie verkniff es sich und folgte Anui steif aus dem Gebäude.
»Wir töten eine Familie von Felsenspinnen nicht einfach so«, presste sie schließlich zwischen den Zähnen hervor und schnippte mit den Fingern. »Diese Menschen sollten das Dorf verlassen. Sie werden sowieso gehen müssen. Ihr Wasser versiegt!«
Bari empfing sie mit verschränkten Armen, die restlichen vier warteten hinter ihm. Er schonte sichtlich sein Bein. Er war fast so breit wie hoch und darüber vergaß man oft, wie groß er tatsächlich war. »Was ist es also dieses Mal?«
Anui warf Kawi einen warnenden Blick zu und wandte sich an ihre Gefährten. »In der Schlucht haben sich Felsenspinnen eingenistet und sie benutzen die Kinder zur Eiablage. Ihr eigenes Zintos hat das Dorf vor einer Weile verlassen und natürlich übersteigt so etwas die Möglichkeiten der Krieger.«
Bari kratze über die Stoppeln am Kinn. »Kein schönes Schicksal, von innen aufgefressen zu werden. Wie viele Felsenspinnen sind es?«
»Sie schätzen zehn. Wir rechnen also mit fünfzehn und hoffen auf fünf.«
Bari lachte auf. »Und was ist dein Problem damit, Kawi?« Er schüttelte den Kopf, als Anui den Mund öffnete. »Der Segen und der Fluch eines Zintos, mein Anui.« Er lächelte. »Kawi ist da drinnen richtig wütend geworden und wir sind neugierig, was es dieses Mal war.«
Kawi seufzte. Dass sie immer miteinander verbunden waren, war wirklich Segen und Fluch gleichermaßen. »Sieh dich um. Ihr Wasser versiegt. Sie sollten das Dorf verlassen. Jetzt. Sie werden es sowieso in absehbarer Zeit verlassen müssen. Diese Aufgabe schiebt nur etwas Unvermeidliches auf und nicht nur, dass unser Abstand zu den abgereisten Zintos größer wird, wir haben auch noch das hier.« Sie zog Anuis Hemd nach oben und entblößte die tiefe, blutverkrustete Wunde, die sich von seiner Brust über seinen Bauch bis unter den Hosenbund erstreckte. Sie kreuzte mehrere Narben in unterschiedlichen Heilungszuständen. Jeder weitere Fingerzeig verdeutlichte die Situation zusätzlich. »Und keiner hier sieht unter seiner Kleidung besser aus. Ich bin noch am glimpflichsten weggekommen.« Kawi deutete auf ihre Nase. »Wir haben Glück, dass ich die Verbände schon abnehmen konnte, aber ich bin versucht sie wieder anzulegen, weil ein paar eurer Nähte unter Belastung reißen könnten.«
Bari betrachtete Anui. »Ändert das irgendwas?«
Anui schüttelte den Kopf. »Wir folgen unserem Schicksal.«
Der Sand um die Gruppe schwebte plötzlich in der Luft, rieselte nach einem Moment lautlos hinab. Sechs Augenpaare richteten sich auf Kawi.
»Ja, ja. Tut mir leid. Die Felsenspinnen haben genauso ein Anrecht auf ein Leben wie wir. Sie sind nicht für den Zustand unserer Welt verantwortlich. Und jetzt töten wir mal eben schnell eine ganze Familie von ihnen, nur weil sie keine natürlichen Feuchtgebiete mehr haben und sich den neuen Gegebenheiten anpassen mussten.«
»Sollen sie dann besser weiterhin die Kinder auffressen, Kawi?« Anui zog eine Augenbraue hoch.
»Nein! Die Menschen sollten das Dorf verlassen. Dann würde niemand sterben.«
»Außer auf der Reise.« Anui nickte. »Aber sie werden nicht gehen.«
Kawi lächelte bitter. »Weil wir hier aufgetaucht sind und ihnen die Möglichkeit geben, ihren Starrsinn auszuleben.«
Ihre Gefährten sogen zischend die Luft ein und Anui nickte langsam. »Was keiner von uns hören wollte. Es lässt sich nicht mehr ändern. Wir sind hier. Unser Auftauchen gab ihnen Hoffnung und es ist unsere Aufgabe, für sie einzustehen.«
Kawi fühlte sich nicht, als befreie sie das Fehlen einer Wahl von irgendeiner Schuld, aber sie entschied sich, das nicht auszusprechen. Es reichte, wenn sie sich mit solchen Empfindungen herumschlug.
»Der Vorsteher soll uns wenigstens schon jetzt ein Haus zuweisen. Ich habe das mit den Verbänden ernst gemeint und ich werde nicht verlangen, dass ihr euch hier auszieht.«
Deri öffnete den Mund, aber Kawi richtete einen Finger auf ihn. »Lass es. Deine Verletzungen sehen so schlimm aus, die Frauen werden wegrennen, anstatt auf dich zu.«
Kawi hörte ein Räuspern hinter sich. »Entschuldigt bitte, dass ich euch unterbreche.« Alle wandten dem Krieger ihre Blicke zu und er räusperte sich noch einmal. »Ich bin der Stellvertreter des Dorfvorstehers und Anui …«, er stockte. »Es tut mir leid, ich weiß, dass Anui schlicht eine Rangbezeichnung ist, aber …«, er atmete schwer aus.
Anui lächelte leicht und nickte. »Ihr seid mit eurer Anui aufgewachsen und kennt nur sie. Es ist seltsam, wenn ein anderes Zintos auftaucht und die Namen plötzlich zu einem Rang werden.«
Der Krieger nickte. »Ja.« Er schüttelte den Kopf, schien sich an etwas zu erinnern. »Sie gab mir eine Botschaft für reisende Zintos mit. Ich glaube, dass der andere Anui nicht sehr glücklich darüber war, aber es interessierte sie nicht oft, was Andere von ihren Entscheidungen hielten.«
Anui lächelte. »Das bringt der Rang mit sich. Was ist ihre Botschaft?«
»Sie sagte, ich solle weitergeben, dass alle Zintos in die Hauptstadt beordert wurden und ihr keinen Umweg in Kauf nehmen sollt.«
Die Gruppe tauschte hinter Anui Blicke aus, er nickte jedoch schlicht. »Danke. Das ist eine wertvolle Nachricht. Wir müssen dennoch hier rasten und werden uns eures Problems annehmen. Und wir brauchen ein Haus. Jetzt.«
Der Krieger starrte ihn einen Moment an, dann nickte er. »Natürlich. Ich kümmere mich sofort darum.« Er hatte bereits einen Schritt gemacht, da drehte er sich noch einmal zu ihnen um. »Benutzt ihr wirklich niemals eure Geburtsnamen?«
Anui rieb sich über die Augenbraue. »Aus eurem Dorf entstammt kein Wolkenkrieger?«
»Nicht seit meiner Geburt.«
Anui nickte. »Nun, dann. Wenn ein Neugeborenes von den Priestern als Wolkenkrieger erkannt wird, ist das Schicksal bestimmt. Ein Name hat darin keinen Platz. Unsere Eltern nennen uns Wolkenkrieger, bis wir mit fünf in die Ausbildung kommen und dort bleiben wir Wolkenkrieger, bis wir uns in einem Zintos zusammenschließen.« Jetzt lächelte er leicht. »Der Rang gleicht dadurch selbst für uns einem Namen.«
Der Krieger starrte Anui an und nickte dann zögernd. Er öffnete den Mund, doch Anui kam ihm zuvor. »Kümmere dich bitte um das Haus.«
Abrupt verbeugte sich der Krieger. »Sofort.«
Mit einer weiteren Verbeugung entfernte er sich und Kawi atmete auf. Mühsam entspannte sie ihre Faust. »Er hat gar nicht erwähnt, dass wir von den Göttern gesegnet sind.«
Deri wackelte mit dem Kopf. »Vielleicht hat ihn deine starre Mimik abgelenkt.«
Kawi boxte gegen seine Schulter.

Bari musterte den Höhleneingang vor ihnen. »Wie groß sind Felsenspinnen noch mal?«
Alle Augen richteten sich auf Kawi.
Sie kramte weiter in ihrem Rucksack, bis ihr die Stille auffiel. Sie hob eine Augenbraue. »Wirklich? Keiner weiß es?«
Bari zog die Schultern hoch. »Frag in fünf Dörfern, bekomm fünf unterschiedliche Antworten.«
»Du hast ›Magische Wesen und Konstrukte‹ immer noch nicht gelesen?« Kawis zweite Augenbraue wanderte hoch, dann sah sie Anui an. »Keiner von euch?« Sie winkte ab, bevor einer antworten konnte. »Immer das Gleiche mit euch. Sie sind größer als Menschen. Allerdings ist mir nicht klar geworden, was genau mit Größe einer Felsenspinne gemeint ist. Mit Glück gilt das nur für eine Messung mit gestreckten Beinen.« Sie musterte den Höhleneingang. »Ich glaube aber nicht, dass sie größere Tunnel graben, als sie benötigen. Dieser Tunnel ist sogar größer als du, Bari, und wenn du mal die Arme ausstreckst …«
»Ich seh selbst, dass der Tunnel riesig ist!«
Kawi lenkte lieber ab und zog flache Kakteensprosse aus ihrem Rucksack. Die getrockneten Scheiben waren so lange bearbeitet worden, bis ihre Oberfläche glatt war. »Anui, wir sollten deine Fackeln aufsparen, falls einer gebissen wird. Man kann die Eier ausbrennen, aber das muss man sehr schnell machen. Soweit ich im Dorf gesehen habe, gibt es dort kein Holz mehr, das heiß genug brennt.«
»Ich habe keine mehr.«
Kawis Mund klappte auf und wieder zu. »Das … wir …«, sie verlagerte ihr Gewicht, »… hm.«
»Gibt es eine andere Möglichkeit die Eier loszuwerden?«, fragte Anui.
Kawi spitzte die Lippen und hoffte, dass ihre Unruhe nicht ihre Gefährten alarmierte. »Ja …« Aber die wollt ihr nicht kennenlernen. Schnell winkte sie ab und breitete die Kakteensprossen auf dem Boden aus, um sie mit den Ritual-Symbolen zu versehen.
Anui betrat derweil den Tunnel. Stapfte zweimal auf. »Kein Sand.«
Kawi riss den Blick hoch und spähte an ihm vorbei in den Tunnel. Der grelle Schein der Sonne endete knapp hinter Anui, aber zeigte den blanken Fels unter seinen Füßen. Sie schluckte.
»Zwei Reihen.« Anuis Stimme klang so ruhig wie immer und mit derselben Ruhe ordneten sich Kawis Gefährten hinter Anui an.
»Konzentrieren oder verteilen?« Deri zog sein Breitschwert und hüpfte auf und ab.
Anui rieb sich über die Narbe, die seine Augenbraue spaltete. »Je drei auf eine Spinne, ich passe auf.«
Kawi reichte jedem eine leuchtende Kaktussprosse und reihte sich ein.

Kawi berührte federleicht Anuis Arm. Im Gewirr der Gänge hatte sie zuerst vereinzeltes Kratzen und Klicklaute gehört. Ein Huschen gerade außerhalb ihres Sichtfeldes wahrgenommen. Doch jetzt folgte ihnen ein stetiges Scharren und Klicken. Anui nickte. Er hörte es ebenfalls. Die Felsenspinnen kreisten sie ein.
Sie spürte die Emotionen seiner Frage durch ihre Verbindung. Wie viele? Kawi wusste es nicht. Genug.
Die nächste Tunnelkreuzung zeichnete sich im sanften Licht der Kakteensprossen ab. Anui hob die Hand, sie fächerten hinter ihm auf, die Kakteensprossen klatschten gegen Tunnelwände, glitten an ihnen hinab.
Warten. Die Felsenspinnen zögerten. Bari murmelte einen Fluch. Angreifen oder Abwarten?
Kawis Griff um ihr Schwert wurde fester. Sie kämpfte nicht gerne. Sie heilte und las und führte Rituale, aber …
Anuis Befehl prägte die Emotionen in der Verbindung. Angreifen.
Sie stürmte neben Bari und Deri nach rechts. Anuis beruhigende Präsenz blieb hinter ihr.
Dann kamen sie. Schatten bewegten sich in dem Gang, mehrere Spinnen versuchten, als Erste ihr Ziel zu erreichen.
Kawi atmete tief durch und ergab sich dem Kampf.
Ihr Schwert schrammte an Spinnenbeinen entlang, Deris Wurfspeer nagelte eines an die Wand. Mit einem Kreischen riss sich die Spinne los, bäumte sich auf. Zwei schnelle Schritte brachten Kawi unter die Spinne, sie stieß ihr Schwert nach oben in den weichen, schwarzen Körper, verzog das Gesicht beim schrillen Kreischen und rückte zurück in die Linie. Fremdartige Laute beherrschten die Gänge. Dunkle Flüssigkeit tropfte von der Klinge auf Kawis Finger.
Eine Spinne stieß mit ihrem Bein gleich einem Speer nach Kawi. Sie wich zur Seite aus, musste sofort dem nächsten Bein ausweichen. Ein ganzer Wald von Beinen drängte Bari, Deri und Kawi zurück. Mit einem donnernden Brüllen schwang Bari seinen Kriegshammer, zerschmetterte Gliedmaßen. Kawi wollte ihn noch warnen. Ihre Emotionen sickerten bereits durch die Verbindung, doch es war zu spät. Eine Spinne bäumte sich vor Bari auf, Kieferklauen öffneten sich und offenbarten feucht schimmernde Eier. Blitzschnell knickte die Spinne ein und rammte Bari die Kieferklauen in die Seite.
Bari schrie, Kawi keuchte beim Schock des eintreffenden Schmerzes, hörte den Chor der Schreie ihrer Gefährten.
Bari sackte zu Boden, die Spinne begrub ihn unter sich. Kawi konnte nur zusehen, wie die Kiefertaster vorschnellten und die Eier in Baris Seite pressten.
Der Schmerz breitete sich aus, überflutete ihre Sinne. Der harte Körper einer Spinne begrub sie unter sich. Mühsam kämpfte sie gegen die Spinnenbeine. Der Schmerz prasselte auf sie ein. Von eigenen Verletzungen. Von Verwundungen ihrer Gefährten. Die Verbindung wankte.
Oh, ihr Götter, ich flehe euch an: Bitte helft mir! Oh, ihr Götter, bitte leitet mich! Mein Glaube ist unerschütterlich!
Dann war Anui über ihr, verschaffte ihr Luft. Keuchend zog Kawi sich aus der Bedrängnis, stocherte blind mit ihrem Schwert in der schwarzen Masse der Spinnen herum.
Ein harter Griff an ihren Arm und Deri schob sie in den freien Bereich zwischen den Fronten, kurz darauf schleifte Anui Bari zu ihr.
»Kümmer dich um ihn!«
Baris Haut schimmerte beinahe weiß im schwachen Licht der Kakteensprossen.
»Oh, ihr mit euch selbst beschäftigen Götter!«
Kawi war sich vage ihrer eigenen Blutspur bewusst, doch sie richtete ihre Konzentration darauf, mehr Licht zu Bari zu bringen.
»Du musst das festhalten.« Sie drückte ihm eine der Kakteensprossen in die Hand und richtete den Lichtschein aus.
Blut rann schwallartig seinen Körper hinunter, irgendetwas Helles zeichnete sich in der Wunde ab.
Plötzlich kreischte Bari auf. »Da bewegt sich was in mir! Die Spinnen schlüpfen! Tu was! Tu was!« Er tastete nach seiner Bauchwunde, Kawi fluchte, schlug seine Hand immer wieder zur Seite, sobald er in die Wunde greifen wollte. »Wenn ein Ei platzt, vergiftet es dich!«
Das hielt Bari von weiteren Versuchen ab, aber das Blut lief nun schneller seinen Körper hinunter. »Du hast gesagt, wir brauchen Holz, um die Eier zu vernichten, und wir haben keins!«
Anui beugte sich über Bari. »Schnell! Da kommen noch mehr. Wir haben nicht viel Zeit.«
Dann war auch der Rest da und plapperte wild durcheinander.
»Seid still!« Kawi holte Luft und versuchte sich zu sortieren. »Ich brauche ein Männchen. Die Kieferklauen. Mit Giftdrüsen dran.«
Vier Gestalten stoben auseinander, Anui trat zurück an die Front.
Bari hob den Kopf. »Was wirst du damit machen, Kawi?«
»Ich glaube nicht, dass es dir hilft, wenn ich es dir erkläre.«
Die zwei sahen sich an, dann begann Bari sich wegzuziehen. »Du erzählst sonst immer, was du vorhast! Das ist eine schlechte Idee! Nein! Eine furchtbare!«
»Und doch ist es die Einzige!«
Bari hielt inne und begann zu wimmern.
»Hier! Hilft dir das?« Deri drückte Kawi eine Kieferklaue in die Hand. Weißliches, dickliches Gewebe bildete am breiten Ende eine unregelmäßige Beule. Kawis Blick glitt an dem gigantischen Beißwerkzeug entlang. Es war knapp so lang wie ihr Arm und in der Mitte etwa so dick wie ihr Oberarm. Probehalber bewegte sie die Hand, als wäre die Kieferklaue ein Dolch und verzog den Mund. Ungelenk. Wirklich ungelenk.
»Du darfst dich nicht bewegen, Bari. Nicht einmal zucken.«
»Sie kommen. Wir verschaffen euch Luft«, sagte Anui und die Gefährten ließen Kawi und Bari alleine auf dem Boden zurück.
Bari wimmerte. »Sag mir, was du tun wirst.«
»Das Gift eines Männchens neutralisiert das Gift im Ei und tötet die Jungspinne. Ich werde also mit der Kieferklaue in das Ei bohren und Gift reindrücken.« Sie drückte das weißliche Gewebe zusammen. Die gallertartige Masse in ihren Händen war glitschig und gab ihr das Gefühl verrottenden Kaktus zwischen den Fingern zu zerquetschen. Ein gelblicher Tropfen bildete sich an der Spitze der Kieferklaue. Dann bewegte sie die Klaue wie einen Dolch und hoffte, dass es nicht so ungelenk aussah, wie sich die Bewegung anfühlte. Sie rang sich ein zuversichtliches Lächeln ab.
Bari wimmerte noch einmal, doch der Klang ging mit den eintreffenden Spinnen unter.
Kawi bemühte sich den Kampf auszublenden. Ignorierte die Schmerzen ihrer Gefährten und beugte sich über Bari.
Aus dem Augenwinkel sah sie, wie er die Lippen bewegte. Unhörbare Gebete reihten sich aneinander.
Sie hob die Kieferklaue, visierte ein Ei an und richtete die Spitze darauf aus. Dann stieß sie zu.
Ein unangenehmes Drücken, gefolgt von einem Wühlen floss durch die Verbindung.
»Du musst den Schmerz unterdrücken, Bari.«
Er fluchte und ballte die Hände zu Fäusten. Seine sich im Gebet bewegenden Lippen ließen die zusammengebissenen Zähne aufblitzen.
Vorsichtig griff Kawi in die Wunde und zog das behandelte Ei heraus. Es war glitschig von Baris Blut, fühlte sich jedoch hart an. Sie ließ es auf den Boden fallen, wo es regungslos liegen blieb.
Aus dem Augenwinkel sah sie ihre Gefährten im Kampfgetümmel taumeln und steckte den Kopf tiefer über Baris Wunde. Vier weitere Eier konnte sie erkennen.

Sie war beim vorletzten Ei angekommen, als Bari keuchte.
»Kawi, irgendetwas passiert da.«
Sie stach in das Ei und Bari begann zu kreischen.
»Sie schlüpfen! Sie schlüpfen! Oh, ihr Götter! Sie schlüpfen wirklich!«
Schock flutete durch Kawis Körper, die Geräusche um sie herum wurden dumpf. Grob griff sie in die Wunde, kämpfte gegen Baris krampfartige Bewegungen an. Wo war die Spinne? Wo war das verdammte Mistvieh?
Ihre Finger glitten durch warme Flüssigkeiten, über harte Stränge, eine kinderfaustgroße Kugel. Sie schnappte zu, zerrte das Ding aus Baris Körper. Warf es auf den Boden und drosch mit der flachen Seite der Kieferklaue auf die Jungspinne ein. Kawi glaubte, ein hohes Kreischen zu hören. An- und abklingend, ähnlich einem Weinen. Die Kieferklaue knackte.
Stille. Kawi sah auf und ihr wurde bewusst, dass das Weinen keineswegs nur in ihrem Kopf erklungen war. Der Kampf um sie herum war verebbt. Anui stand an einer Tunnelöffnung. Bari wimmerte, lag mit angezogenen Knien auf der Seite und presste beide Arme auf die Wunde.
Zärtlich legte sie die Hände auf ihn. »Nur noch einmal, Bari. Ich muss nur noch ein abgestorbenes Ei rausholen. Dann ist es vorbei.«
Er ließ ihre Hand in seine Wunde gleiten und bewegte sich erst, als das Ei auf den Boden fiel. Das Schmatzen, mit dem es landete, trieb Kawi die Galle in den Mund. Jetzt war sie froh, dass dieses Geräusch vorher im Kampfeslärm untergegangen war.
Kawi presste ein sauberes zusammengefaltetes Tuch auf die Wunde und ließ sich von Anui bei einem festen Verband helfen.
Unsicher stand Bari schließlich auf. Kawi bückte sich. »Ich nehme deinen Hammer.« Mitten in der Bewegung hielt sie inne. »Ist es denn vorbei?«
Anui schüttelte leicht den Kopf. »Vielleicht. Wir haben hier acht Felsenspinnen getötet. Ich habe die anderen weiter geschickt. Bisher scheinen sie nichts gefunden zu haben.«
Kawi lauschte in sich hinein, aber sie fühlte unter den Schmerzen verschiedener Verletzungen nur entspannte Konzentration.
Zittrig legte Bari Daumen und Zeigefinger aneinander, doch Anui schlug schnell seine Hand hinunter. »Reiß dich zusammen, Bari! Oder willst du ausgerechnet jetzt den Gott der Berge auf uns aufmerksam machen? Das wäre wirklich das Letzte, was wir noch zu unserem Glück bräuchten.«
Bari stöhnte, ballte eine Faust und legte sich auf die Stirn. »Reflex. Nur ein Reflex. Muss ich wirklich aufstehen?«
Anui nickte. »Die vier kommen zurück. Sie haben keine Spinnen mehr gefunden.« Er betrachtete das Massaker vor ihnen. »Bei den Göttern, acht Felsenspinnen waren auch mehr als genug.«
Einen Moment lang glaubte Kawi, Anui wanken zu sehen, dann war der Moment vorbei. Sie fühlte in die Verbindung, aber konnte seine Gefühle nicht im Strom ausmachen. Es waren einfach zu viele Eindrücke.

Anui musterte die Tunnelgabelung. »Warum ist der Weg nicht markiert?«
Betretenes Schweigen.
Anui ließ die Schultern fallen und Deri starrte die Abzweigung entlang. »Tja. Was machen wir jetzt? Schicken wir Kawi vor?«
Die Gruppe wandte sich ihr zu.
»Müssen wir schon wieder darüber reden?« Kawi machte keine Anstalten nach vorne zu treten. Sie hasste diesen Augenblick regelrecht. Dieses stumme Vertrauen, das durch die Verbindung in ihren Körper sickerte.
»Nein, müssen wir nicht«, sagte Anui. »Wir wissen, dass du den Weg nicht kennst. Ja, das sind immer Zufälle. Ja, wir verstehen dich. Ja, wir haben keine Erwartungen. Und jetzt geh vor.«
Kawi fluchte, aber trat nach vorne. Sie wusste, sie würden nicht nachgeben. Sie konnte nur erneut verdeutlichen, dass sie wirklich keine Ahnung hatte, wo der Ausgang war. Also drehte sie sich im Kreis, bis ihr schwindelig wurde und wankte in den nächsten Tunnel. Sie konnte das Grinsen in den Gesichtern ihrer Gefährten regelrecht spüren.

Die Sonne war weit über den Himmel gewandert, als sie nach draußen stolperten und die Augen zusammenkniffen.
»Das war nur ein Zufall!« Kawi stapfte durch den Sand auf den Weg aus der Schlucht zu.
Aus den Augenwinkeln konnte sie sehen, wie Anui lächelte und das Göttersymbol formte.
Neben ihm hob Bari sein Hemd und musterte den straffen Verband um seinen Bauch. Selbst verbunden konnte man die Mulde sehen, die die Jungspinne herausgebissen hatte.
Kawi schloss verbittert die Augen. Sie hörte das Kreischen der Jungspinne und Tränen liefen ihr über die Wangen.
Wer konnte all die Narben noch zählen? Die äußeren, wie die inneren.

 

Hallo @feurig,

du hast ja bereist fleißig kommentiert und dies ist deine erste Geschichte hier. Da kommentiert man doch direkt viel lieber. :) Und dann auch noch Fanatsy! Eine gute Wahl!

Mit deiner Geschichte habe ich leider so meine Schwierigkeiten. Der Einstieg geht leider gar nicht.

Bari deutete auf die schlanke Gestalt oben auf der Düne.
Anui seufzte und nickte. Kawis Stimmung drückte zu düster auf das Zintos.
Drei Leute und ein Zintos, was auch immer das ist. Drei ungewöhnliche Namen, an denen ich nicht erkenne um welches Geschlecht es sich handelt.
Seine Schritte knirschten im Sand, sie drehte sich jedoch nicht um.
Deswegen habe ich keine Ahnung, wessen Schritte das sind und wer sich nicht umdreht.

Das solltest du anders einführen, gerade wenn du ungewöhnliche Namen benutzt.

Seine Schritte knirschten im Sand, sie drehte sich jedoch nicht um. Sie wandte sich ihm nicht einmal zu, als er sich neben sie in den Sand setzte.
Auch dass sie - es ist wohl Kawi – im Sand sitzt wird mir erst jetzt klar. Ich sah alle drei Personen einen Weg entlang marschieren.
Es ist schlecht, wenn ich das in meinem Kopf entstandene Bild sofort revidieren muss.

Also für den Einstieg gilt: klarere Bilder, Personen nacheinander einführen.

»Sie töten die Kinder.«
Kawi schwieg, senkte den Kopf ein wenig.
Eigentlich musste er es ihr nicht erklären. Sie fühlte das Gleiche wie sie, es war keine Überzeugungsarbeit nötig. Aber sie vollkommen an seiner Seite zu wissen machte seit jeher alles leichter.
»Die Felsenspinnen verlassen nachts das Tunnelsystem und suchen sich passende Wirte für ihre Eier. Die Kinder sind einfache Opfer und ihr Fleisch bietet genug Nahrung.«
»Hör auf.«
Anui tat ihr den Gefallen.
Wieso erzählt er das alles? Das hört sich sehr nach Informationen für den Leser an. Wenn du davon etwas unterbringen willst, schreib es einfach in den Text. Etwas Tell finde ich nicht schlimm, sogar besser als unechte Dialoge.

Sie führte mit der rechten Hand ein lapidares Götterzeichen aus. »Mögen die Götter unsere Taten begleiten! Ah, ich vergaß!«
Wie kann ich mir denn ein lapidares Götterzeichen vorstellen? Beschreibe doch was sie tut, dann bekommt der Leser auch ein Bild vor Augen. Den letzten Satz finde ich merkwürdig unpassend, ich kann mir nicht vorstellen wie und in welchem Tonfall sie das sagt.

Schlag auf Schlag. Prellungen, oberflächliche Schnitte, Stöße. Füße platschten in Flüssigkeiten unterschiedlicher Quellen. Zischen. Zirpen. Kreischen. Die Spinnen kamen nicht durch.
Da machst du es dir aber einfach. Kurze Sätze oder auch einzelne Worte können in schnellen Szenen funktionieren, hier fehlt mir aber eindeutig zu viel.

Ich habe dann nur noch überflogen. Mich hat das Abenteuer der drei leider nicht gepackt. Warum führst du dort noch fünf weitere Personen ein? Das macht alles ja noch verworrener.

Mir ist auch nicht klar, warum die drei gegen die Spinnen kämpfen. Einfach weil sie das richtige tun wollen? Sie erscheinen mir ziemlich schlecht vorbereitet, obwohl sie anscheinend ja regelmäßig gegen Monster kämpfen.Mir ist dieses Ziel irgendwie zu diffus. Spannender wäre es doch, wenn sie jemanden aus der höhle befreien müssten, zum Beispiel.

So ich hab jetzt viel gemeckert, aber das meiste ist ja auch Geschmackssache. Ich denke, das wichtigste wäre auf jeden Fall, den Anfang zu sortieren, damit dort keiner stolpert.

Viel Erfolg und liebe Grüße,
NGK

 

Hallo @Nichtgeburtstagskind , hallo @Rob F,

Da hab ich mich doch tatsächlich in die Nesseln gesetzt. Ich habs sonst eher mit langen Geschichten und wollte es extra kurz halten, aber das war wohl übers Ziel hinaus.


Also für den Einstieg gilt: klarere Bilder, Personen nacheinander einführen.
check
und
Den Kampf gegen die Spinnen beschreibst du sehr kurz, finde ich leider nicht so gelungen. Insgesamt entsteht leider keine wirklich bedrohliche Stimmung in der Geschichte.
check

Vielleicht ist mir etwas durchgegangen, aber was m.E. fehlt ist der Hintergrund, warum die Truppe überhaupt dort ist? Und warum gehen sie in das Höhlensystem, nur um kurz zu kämpfen, jemand wird verletzt und dann ziehen sie weiter?
Du hast recht, explizit habe ich das nicht in die Geschichte eingebaut, wahrscheinlich wäre das der bessere Einstiegspunkt, weil ich damit wohl auch mehr Logik reinbringen kann, auch was die Charaktervorstellung angeht.

Also sie kämpfen eine zeitlang, jemand wird verletzt ... und dann haben sie alle Zeit der Welt, um ihn zu heilen? Warum werden sie nicht weiter von den Spinnen angegriffen?
Eigentlich war ihr Ziel die Spinnenfamilie zu töten und nachdem sie das getan haben, haben sie tatsächlich Zeit. Aber es ist natürlich nicht explizit erwähnt, dass der Bau damit leer ist und es ist fraglich ob alle Spinnen gleichzeitig angreifen würden. Wobei ich das realistisch finde. Zusammen einkreisen und Töten. Bzw. als Aufzuchtsort nutzen.

»Sie töten die Kinder.«
Kawi schwieg, senkte den Kopf ein wenig.
Eigentlich musste er es ihr nicht erklären. Sie fühlte das Gleiche wie sie, es war keine Überzeugungsarbeit nötig. Aber sie vollkommen an seiner Seite zu wissen machte seit jeher alles leichter.
»Die Felsenspinnen verlassen nachts das Tunnelsystem und suchen sich passende Wirte für ihre Eier. Die Kinder sind einfache Opfer und ihr Fleisch bietet genug Nahrung.«
»Hör auf.«
Anui tat ihr den Gefallen.
Wieso erzählt er das alles? Das hört sich sehr nach Informationen für den Leser an. Wenn du davon etwas unterbringen willst, schreib es einfach in den Text. Etwas Tell finde ich nicht schlimm, sogar besser als unechte Dialoge.
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Jein. Eigentlich ist das so ein gar nicht so unverbreitetes Ding. Dachte ich. Wenn jemand etwas nicht tun will, erklärt man ihm warum es nötig ist, mit möglichst ungeschönten Worten. Es ist ein Unterschied etwas zu wissen oder es ausgesprochen zu hören. Hat aber bei euch beiden nicht funktioniert, mal sehen was ich damit mache.

Auch hier: "tell" in einem Dialog verpackt. Das wird die Heldentruppe zu dem Zeitpunkt doch schon alles wissen.
Eigentlich nicht. Kawi schweift bei ihrer Erklärung natürlich schon aus, aber sie rezitiert aus dem Gedächtnis und filtert nicht. Der Gruppe ist schon klar, was das mit den Eiern ist, aber mit dem Rest hat sich keiner von ihnen davor beschäftigt. Warum das so ist, warum sie davor nicht Dinge getan haben etc bleibt natürlich unklar, das liegt glaube ich wirklich daran, dass ich den falschen Einstiegspunkt gewählt habe.

Es sind nur, und das ist mein Hauptkritikpunkt, zu viele Personen und dann auch noch mit teilweise ähnlichen, kurzen Namen. Auch nachdem ich die Geschichte gelesen habe, könnte ich die Namen nur noch ungefähr wiedergeben und habe von den Protagonisten einfach kein Bild vor Augen. Ich nehme an, du hast als Fantasy-Kennerin eine größere Truppe genommen, weil sonst der Kampf gegen die Riesenspinnen unrealistisch erscheint? Aber für eine Kurzgeschichte sind es einfach zu viele, nach den ersten Sätzen versuche ich schon gar nicht mehr, mir die Personen vorzustellen.
Hier wird es dann schwierig. Das Universum ist nicht für eine Kurzgeschichte entstanden, ich wollte jedoch versuchen es in einer Kurzgeschichte darzustellen. Ich habe bereits befürchtet, dass die androgynen Namen und die recht große Gruppe ein Problem darstellen würden, versuchen wollte ich es dennoch. Vielleicht kann ich es in einer Überarbeitung klarer gestalten, auch wenn ich die Anzahl und Namen nicht ändere.
Ich werde versuchen die Geschichte zu überarbeiten und poste hier dann die Aktualisierung, das kann jedoch ein paar Tage dauern.

Dennoch danke für das Feedback, das waren alles gute Punkte und auch wenn ich nicht auf jedes einzelne Zitat geantwortet habe, habe ich sie aufgenommen und werde die einzelnen Fragestellungen versuchen aufzuarbeiten.

 
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Hallo @feurig,
ich will dir nur kurz eine Rückmeldung zur Wirkung des Textes geben.
1) Das Personal. Schon in den ersten beiden Zeilen führst du vier Namen ein. Die sind wohlausgedacht, doch gelingt es dir im ganzen Text nicht, die dazugehörigen Figuren mir Leben zu füllen. Es geht immer nur um das, was sie gerade tun, nie jedoch um die persönlichen Merkmale (Kawi und ihr Götterdings mal außen vor). Das Problem, das daraus entsteht: Sie sind austauschbar. Du könntest sie auch durchnummerieren, ohne dass der Text sich verändert. Das gipfelt dann darin, dass ich bei solchen Sätzen

Tanae ließ seine Schulter los, woraufhin Ciru und Deri den Kontakt zum Boden verloren. Tanae nahm Baris Gesicht zwischen ihre Hände und zwang seinen Blick ihr zu. »Wie oft hat Kawi schon deine Wunden versorgt?
abschalte, weil kein Bild in meinem Kopf entsteht.
Ruha als der Kopf der Antagonisten wird nur einmal erwähnt, ich erfahre, es gibt einen Lenker hinter den Spinnenaktionen, den Rest muss ich mir dazu denken. Warum? Wer ist das?
2) Die Handlung hat Videospielcharakter. Das ist fantasievoll, sehr spannend und gut ausgedacht, dennoch packt es mich nicht vollends, weil es mir zu actionlastig geschrieben ist. Mir fehlt ein wenig der Background. Was hat es mit dieser Götterbeschwörung auf sich? Wie geht das mit der Verbindung der fünf (sieben?)? Was ist das Zintos? Füttere mein Hirn!
Mir fehlt der innere Konflikt, die Eier in Baris Bauch sind nur eine Aufgabe, die mit ein wenig Know-How schnell gelöst wird. Ich denke da an Ender´s Game, wo es auch um einen Kampf zwischen insektenartigen Formics und Menschen geht. Der Konflikt ergibt sich daraus, dass der Prota denkt, es sei nur eine Simulation und er unwissentlich die ganze Species vernichtet. Sein Gewissen treibt ihn dazu, ein Ei der sterbenden Königin zu einem entfernten neuen Lebensraum zu bringen, um seine Schuld zu tilgen.
3) SdT. Wenn sie in einem Bewusstsein verbunden sind, müssen sie sich sehr nahe stehen, muss es auf Verstandesebene eine Verbindung geben. Dann sind solche Sätze wie der folgende obsolet: »Sie töten die Kinder.« Wer von ihnen weiß das nicht? Das ist doch der Sinn ihres Unterfangens, das zu verhindern? Es ist ja ein Kampf der Lebensformen, das ist ganz elementar. Wenn du das so dahinstellst, wirkt das wie ein Anruf vom Autor an den Leser: Hör mal, ich muss dir mal was sagen ... Das könntest du abmildern, indem du beim Setting erfahrene Kämpfer mit Frischlingen mischt, denen diese Infos noch fehlen, die sie jedoch unbedingt jetzt erfahren müssen.
Auch dieser ganze Infoblock, wo Kawi über das Tal wie es früher war plaudert, während sie eine lebensgefährliche Operation mit einer riesigen Giftklaue zum überhaupt allerersten Mal durchführt, hat mich rausgebracht, weil ich dachte: He, wie realistisch ist das, dass sie da kniet, so einen scheißeschwierigen Job macht und dann so locker einen Schwank von früher erzählt? Da hätte ich erwartet, dass das Storytelling zur Ablenkung eine der anderen Anwesenden übernimmt.
4) Der Titel. Der Inhalt des Textes sind also Narben, neu, alte, schlecht verheilte, in Heilung befindliche? Hm, die Frage ist, was ist der Kern dessen, was du erzählst? Das sollte sich im Titel widerspiegeln.
Das nur als Hinweise auf Punkte, an denen du ansetzen könntest, um am Text weiter zu arbeiten. Potential sehe ich auf jedem Fall, ich möchte dir nur raten, sorgfältiger das Setting aufzustellen und tiefer reinzugehen, das auch gedanklich zu durchdringen.

Peace, linktofink

 

Hallo @linktofink ,

vielen Dank für dein Feedback. In manchen Bereichen schlägt das in die selbe Scharte, wie das Feedback von NGK und Rob

Wie hier:

Es geht immer nur um das, was sie gerade tun, nie jedoch um die persönlichen Merkmale (Kawi und ihr Götterdings mal außen vor).
Das Problem, das daraus entsteht: Sie sind austauschbar. Du könntest sie auch durchnummerieren, ohne dass der Text sich verändert.
Auch hier, wobei das einen Kern trifft, den ich hier gar nicht so austreten wollte. Eventuell hat mir da mein Unterbewusstsein einen Streich gespielt.
Die folgenden Anmerkungen gehen in die gleiche Richtung.
Mir fehlt ein wenig der Background.
Mir fehlt der innere Konflikt,

Wenn sie in einem Bewusstsein verbunden sind, müssen sie sich sehr nahe stehen, muss es auf Verstandesebene eine Verbindung geben
Ich finde es schön, dass das zumindest teilweise rübergekommen zu sein scheint.
Dann sind solche Sätze wie der folgende obsolet: »Sie töten die Kinder.« Wer von ihnen weiß das nicht? Das ist doch der Sinn ihres Unterfangens, das zu verhindern?
Ja. Du hast später angemerkt, dass es dir insgesamt an Konflikt fehlt, im Prinzip taucht er hier auf, aber ich denke inzwischen er ist zu sehr zwischen den Zeilen. Da ich ihn soweit oben und so subtil aufführe - Kawi will nicht dass die Gruppe - das Zintos - den Kampf gegen die Spinnen aufnimmt, weil sie - die Gruppe - in der letzten Zeit zu viel auf sich genommen hat <-> es ist die Aufgabe eines Zintos genau solche Dinge zu erledigen - kollidiert der Konflikt mit dem Versuch des Lesers überhaupt in die Welt zu finden.
Natürlich weiß Kawi an der Stelle, was das Problem ist und auch dass es ihre Aufgabe ist -> Er muss es ihr nicht sagen, aber wie ich oben schon meinte, dachte ich hier eher daran, dass manchen Dinge eben ausgesprochen werden müssen, selbst wenn man sie weiß, um das Gewicht zu verdeutlichen.
Nicht umsonst soll ein Alkoholiker (zumindest laut meines Wissens) in einem Treffen laut aussprechen, dass er Alkoholiker ist. "Ich bin bla und ich bin Alkoholiker." Auch hier könnte man sagen, dass die Aussage völlig dämlich und ein Infodump ist, denn auf einem Treffen der anonymen Alkoholiker ist es ja ziemlich klar, dass man Alkholiker ist, sonst wäre man ja nicht da. Das Aussprechen der Worte wiegt jedoch schwerer als das Denken der Worte. Dieses Konzept habe ich für meinen Dialog verwendet.
Auch dieser ganze Infoblock, wo Kawi über das Tal wie es früher war plaudert, während sie eine lebensgefährliche Operation mit einer riesigen Giftklaue zum überhaupt allerersten Mal durchführt, hat mich rausgebracht
Soweit ich weiß, operieren nicht alle Ärzte in absoluter Stille ohne Trash-Talk, manche sogar mit Musik. In Kawis Fall soll dieses Abschweifen in die Vergangenheit Bari von dem ablenken was sie tut. Ihre Frage und Baris Antwort
»Habe ich schon erzählt, wie es hier früher aussah?«, fragte sie.
Nach einem Moment der Stille antwortete ihr Bari. »Hier floss der Tiges, nicht wahr?«
stehen für "Brauchst du eine Ablenkung?" "Ja, bitte."
Um soweit zu kommen, muss man aber wahrscheinlich zuerst die Charaktere besser verstehen und nicht als Nummern ansehen, was ich nicht umsetzen konnte.
Der Inhalt des Textes sind also Narben, neu, alte, schlecht verheilte, in Heilung befindliche?
Ja, das war meine Idee, deswegen auch der Titel.

Ich werde versuchen die Fragen zu beantworten und auch die Charaktere besser darzustellen, es ist ja eigentlich ein gutes Zeichen, dass hier jeder mehr Ausschweifung haben möchte, anstelle gar nix :shy:

 
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Hi @feurig

da hast du dir aber keine leichte Aufgabe gesucht. Eine Kurzgeschichte aus einer größeren Welt herauszuschneiden ist schwierig. Zum einen musst du viele Ideen und Lieblinge von dir töten, damit die kurze Geschichte übersichtlich bleibt, und zum anderen musst du erstmal erkennen, was für den Leser überhaupt relevant ist. Du hast viel mehr Wissen in deinem Kopf, aber nur ein Bruchteil darf in diese Kurzgeschichte fließen. Fehlen aber die Informationen zu den entscheidenden Stellen wird es für den Leser verwirrend.

Das Universum ist nicht für eine Kurzgeschichte entstanden, ich wollte jedoch versuchen es in einer Kurzgeschichte darzustellen. Ich habe bereits befürchtet, dass die androgynen Namen und die recht große Gruppe ein Problem darstellen würden, versuchen wollte ich es dennoch. Vielleicht kann ich es in einer Überarbeitung klarer gestalten, auch wenn ich die Anzahl und Namen nicht ändere.
Wieso willst du die Anzahl der Leute und die Namen behalten? Nur weil es in deinem Roman/ deinem Weltenentwurf so ist?

die Gruppe - das Zintos
Wieso nennst du diese Gruppe so? Warum ist das wichtig? Würde es der Kurzgeschichte schaden, diesen Namen wegzulassen?

Ich rate dir, so viel wie möglich aus deiner ursprünglichen Welt wegzulassen. Überlege dir: Was willst du erzählen? Um diesen Kern legst du eine neue Geschichte an, am besten mit neuen Charakteren. Das macht es vermutlich leichter dich von der ursprünglichen Welt zu lösen und eine neue Geschichte zu erschaffen.

Viel Erfolg und liebe Grüße,
NGK

 

Hallo @Nichtgeburtstagskind,

ja, einfach ist anders. Aber Herausforderungen wollen ja auch angenommen werden.

Ich habe habe bereits sehr viele Bestandteile der Welt heraus gekürzt, ich bin ganz guter Hoffnung einen besseren Ansatz im Kopf zu haben.

Wieso willst du die Anzahl der Leute und die Namen behalten? Nur weil es in deinem Roman/ deinem Weltenentwurf so ist?
Weil Zintos nicht irgendetwas ist, sondern einem sehr spezifischen Konzept unterliegt. Selbst wenn ich den Begriff Zintos substituieren würde, würde das an der Gruppe, deren Konstellation und Größe nichts ändern,denn es wäre immer noch ein Zintos, ob ich es so bezeichnen würde oder nicht.
Würde es der Kurzgeschichte schaden, diesen Namen wegzulassen?
Im Endeffekt ist Zintos der einzige Begriff, den ich aus der Welt herausgegriffen habe. Ob ich dann auch noch den vermeiden muss, bzw es dem Verständnis schadet, in einer Fantasy-Geschichte mit einem fremden Begriff konfrontiert zu werden, kann ich noch nicht beurteilen.
In der aktuellen Version hätte ich den Begriff besser weglassen sollen. Aber es hätte die Version auch nicht ausschlaggebend verbessert, wenn ich "Zintos" nicht geschrieben hätte.

Vielen Dank für deine Anmerkungen, die Fragen helfen mir bei der Antwortsuche.

Liebe Grüße,
Feurig

 
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Hallo @Rob F

vielen Dank für dein erneutes Feedback, und ...

da hast du vor allem den Beginn der Geschichte grundlegend überarbeitet und ich finde, es hat sich gelohnt!
... das freut mich natürlich sehr :)

Noch immer nicht ganz klar ist mir, was das "Zintos" ist, ich finde es daher eher störend, da es m.E. zur Handlung auch nicht unbedingt etwas beiträgt. Also m.E. eher unnötiger Informationsbalast, den du auch weglassen könntest.
Das ist schade, ich habe versucht das besser rauszuarbeiten.
Letztendlich ist ein Zintos vergleichbar mit einer Einheit das SWAT oder einer Einheit der SEK. Es ist einfach ein Betriff der für eine dieser Einheiten steht und daher gibt es viele Zintos. Die sieben Namen sind in dem Sinn auch keine Namen (auch wenn es die einzigen Namen sind, die die Mitglieder eines Zintos führen - andere Geschichte) sondern Rangbezeichnungen. Anui ist Anführer des Zintos, Kawi der Rang eines Stellvertretes des Anuis.
Kannst du mir mit diesem Hintergrundwissen aufzeigen, wo ich nacharbeiten kann? Denn letzendlich ist es etwas besonderes, dass ausgerechnet ein Zintos in dem Dorf auftaucht und ich möchte eigentlich nicht den Jungen "eine Einheit außergewöhnlicher Krieger" ankündigen lassen, das klänge wohl extrem verkehrt und nachdem sie eben keine einfache Abenteurer-Gruppe sind, sondern etwas sehr spezifisches - und mächtiges - möchte ich das schon ordentlich abbilden.
Das Kommunizieren ohne Worte, der Empfang im Dorf, die Fähigkeiten den Schmerz der anderen zu spüren - und auch die Schwere der Wunden schneller zu verarbeiten - sind alles Dinge die funktionieren, weil es ein Zintos ist.
So gesehen basiert die ganze Handlung darauf, dass das ein Zintos ist. Wäre es kein Zintos, gäbe es den Auftrag nicht, die Dorfbevölkerung würde das Dorf verlassen und die Spinnen würden letztendlich auch den Ort verlassen, weil sie sich nicht mehr fortpflanzen könnten.

 

Zum Beispiel den folgenden Satz konnte ich schwer einordnen, demnach hat ein Dorf ein eigenes Zintos? Das bringt es dann m.E. wieder etwas durcheinander, warum sollte das so sein?
Es ist eine wirklich unfreundliche Welt, in der Felsenspinnen tatsächlich eher zu den kleinen Ärgerlichkeiten des Lebens zählen und es wesentlich unangenehmeres gibt. Jedem Dorf ist deswegen ein Zintos zugewiesen, in den verbliebenen zwei Hauptstädten leben mehrere. Funktioniert natürlich nur, weil es nicht mehr besonders viele Menschen/Dörfer/Städte gibt.
In diesem Fall wurden die Zintos in die Hauptstadt berufen, allerdings hat das Zintos dieser Geschichte davon noch nichts mitbekommen. Sie laufen aktuell seit einer ganzen Weile den reisenden Zintos hinterher, haben aber keine Ahnung, warum die Zintos abgezogen werden.

Dort könntest du, als spontanes Beispiel, etwas in die Richtung schreiben, dass die sieben als Gruppe zusammen stehen, ihre Verbindung spüren und vielleicht innerhalb eines kurzen Dialogs noch das ein oder andere hierzu erwähnen.
Ich kann versuchen, das noch etwas auszuweiten, ich hatte das mit diesem hier versucht, wahrscheinlich sollte ich hier noch etwas mehr in die Breite gehen?
Bari lachte auf. »Und was ist dein Problem damit, Kawi?« Er schüttelte den Kopf, als Anui den Mund öffnete. »Der Segen und der Fluch eines Zintos, mein Anui.« Er lächelte. »Kawi ist da drinnen richtig wütend geworden und wir sind neugierig, was es dieses Mal war.«
Kawi seufzte. Dass sie immer miteinander verbunden waren, war wirklich Segen und Fluch gleichermaßen.

 
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Hey @feurig ,

ich geh mal ein paar Punkte durch.

war die Welt grün

finde 'die Welt ist' aussagen abgegriffen. Weg damit! :rolleyes: Außer es ist wie beim kleinen Prinzen, wo 'die Welt' wirklich überschaubar ist.

»Wir töten eine Familie von Felsenspinnen nicht einfach so«, presste sie schließlich zwischen den Zähnen hervor und schnippte mit den Fingern.

Sie hat sehr wenig andere Emotionen als dieses Verkniffene. Das ist keine Kritik, mir nur aufgefallen.

Sie sind nicht für den Zustand unserer Welt verantwortlich. Und jetzt töten wir mal eben schnell eine ganze Familie von ihnen, nur weil sie keine natürlichen Feuchtgebiete mehr haben und sich den neuen Gegebenheiten anpassen mussten.«
»Sollen sie dann besser weiterhin die Kinder auffressen, Kawi?«

Da konnte ich sie nicht wirklich verstehen. Ich meine, die legen ihre Eier (!) in die Kinder und fressen sie dann. Da kann ich Kawis Pazifismus nicht mehr so ganz folgen. Klar, die Menschen sollten den Ort verlassen; ist aber auch ihre Heimat und sie hängen daran, wie es scheint.

Kawi reichte jedem eine leuchtende Kaktussprosse und reihte sich ein.

Das habe ich mal zitiert, weil das die Stelle ist, die die nächste, die Entscheidungsszene einläutet. Das finde ich gut gemacht. Ich lese das weiter. Trotzdem hat es mich da nicht sehr gecatcht. Ich dachte mir: Ja, entweder sie macht mit oder sie lässt es. Aber was Fetteres als diesen Spinnen-Kampf hatten die in ihrer Karriere doch sicher schon. Insofern fand ich es dann gut, dass der Kampf doch heftiger wurde als erwartet; das war definitiv eine Wendung.

Kawi schloss verbittert die Augen. Sie hörte das Kreischen der Jungspinne und Tränen liefen ihr über die Wangen.
Wer konnte all die Narben noch zählen? Die äußeren, wie die inneren.

Das wäre für ein Kapitel am Anfang okay. Es fehlt für mich die Wandlung. Kawi ist verbittert und sie bleibt es. Ich finde, sie könnte hier auch endlich mal eine Entscheidung treffen; abhauen, sich Anui in den Weg stellen.

LG
Carlo

PS: was mir noch einfällt: Kawi ist Stellvertretende Chefin der Zintos; seit wann ist sie Pazifistin?

 
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Hallo feurig,

Fantasy finde ich immer gut. Ich freu mich immer über neue Welten und deine klingt interessant, weil sie scheinbar einen großen Wandel durchgemacht hat. Von einer Welt mit Feuchtgebieten, Reisfeldern und Wäldern zu einer Wüste, in der jeder ums Überleben kämpfen muss. Einschließlich der Spinnen, gegen die deine Helden kämpfen. Schöner Ansatz.

Aber natürlich habe ich noch einige Anmerkung. :)

Genau wie den anderen, stellte sich mir beim Lesen sofort die Frage: Was ist ein Zintos? Ist das eine Gruppe von reisenden Soldaten oder sind das einfach Abenteurer die von Ort zu Ort ziehen, um Leuten zu helfen? Und wenn dass der Fall ist, warum klingt es in deiner Geschichte so, als hätte eigentlich jedes Dorf ihre eigenen Zintos‘ Vielleicht hättest du ihre Aufgabe oder ihren Status in der Gesellschaft in einem Satz erklären können. So kann ich mir nichts unter diesem Begriff vorstellen.
Gehören sie einem anderen Volk an? Jagen sie immer Monster? Scheinbar schon, schließlich hat die Gruppe einige Naben und Blessuren aus vergangenen Schlachten. Aber das passt wiederum nicht zu Kawis Einstellung. Sie will die Spinnen nicht angreifen, obwohl sie Kinder fressen. Natürlich, die Spinnen kämpfen genauso um ihre Existenz wie die „Menschen“, kann ich verstehen. Aber dasselbe muss sie doch auch. Wie heißt es doch gleich? Fressen oder gefressen werden? Klingt hart ist aber so. Daher verstehe ich Kawis Punkt nicht. Ist sie vielleicht nicht freiwillig eine Kriegerin/Zintos?
Ansonsten finde ich deine Geschichte von der Handlung ganz gut.

Was mich stört sind die Einschübe, wie die verschiedenen Farben der Ärmel. Für eine Kurzgeschichte sind sie unnötig. Das sind zu viele Details, die deine Geschichte nicht voranbringen. Sowas gehört eher in eine längere Geschichte. Aber du hast ja auch geschrieben, dass du eigentlich längere Geschichten schreibst. Daher nur als Anregung, für eine weitere Kurzgeschichte. Weniger Details, mehr Handlung. Das lockert einen kurzen Text mehr auf. So ist zumindest mein empfinden.

Mach weiter so, feile an deinem Stiel. Ich würde gerne weitere Geschichten aus dieser Welt lesen.

VG
Schwinge

P.s. Noch ein paar kleine Anmerkungen.

»Das Schicksal führt euch in unser Dorf, Anui. Ich bitte dich und Kawi, mich zu begleiten. Wir haben Drängendes zu besprechen.«
Warum kennt der Vorsteher die Namen deiner Helden? Waren sie schon mal in diesem Dorf? Oder habe ich den Teil, wo sie sich Vorstellen überlesen.


Bevor Worte aus Kawis Mund explodieren konnten, hob Anui die Hand in ihre Richtung und nickte dann dem Dorfvorsteher zu. »Ein Handwerker sollte sich um unsere Pferde kümmern, solange wir uns besprechen. Sie brauchen Wasser und Futter.«

Explodierende Worte… Ich muss bei diesem Satz an einen Cartoon denken, der eine Bombe im Mund hat. Vielleicht findet sich noch eine schönere Formulierung?

 

Hallo @feurig,

Fantasy ist nicht mein go-to-Genre, deshalb fällt es mir auch schwerer als sonst, irgendwo mit meiner Kritik anzusetzen. Ich habe mir hier mal ganz bewusst keine sprachlichen Kleinigkeiten rausgezogen, das war auch gar nicht nötig, es wurde nämlich recht schnell klar, dass du mit Worten umzugehen weißt. Das liest sich so, wie sich die Fantasy, die ich bisher so gelesen habe, nunmal liest - eher wenige ... ich glaube, @Isegrims nannte das mal "Sternensätze", irgendwie so in der Art jedenfalls, dafür souverän daran orientiert, die Handlung voranzutreiben, in Bewegung zu bleiben. Und in deinem Fall, glücklicherweise: Atmosphäre aufzubauen. Das hat es mir dann noch mal leichter gemacht, den Rotstift in der Tasche zu behalten, und einfach zu lesen, was da vor sich geht.

Ja, und was geht da vor sich? Ich lese da die Geschichte einer ... Witcher-artigen. Kennst du den Witcher? Wahrscheinlich, wenn Fantasy dein Ding ist ... Und deine Witcher sind auf magische Weise miteinander verbunden, durch das "Zintos".
Ich weiß aber auch, dass es da eigentlich mehr als diese eine Witcher-artige gibt. Neben Kawi gibt es nämlich noch, warte ... Anui und Bari und Deri. Die bleiben aber so blass, dass ich fast der Ansicht bin, dass du auf zwei von ihnen verzichten könntest, überhaupt würde ich grundsätzlich die Personenanzahl in einer Kurzgeschichte immer möglichst gering halten.

Das würde den Kampf natürlich anders gestalten, dann gäbe es da keine zwei, die weiterkämpfen könnten, während Kawi sich um die Wunde kümmert, aber das würde auch meine Verwirrung etwas dämpfen, wenn ich dem Schwertergeschwinge folge und dabei ständig diese Namen lese, die dieses und jenes tun, Namen, zu denen ich noch keine Gesichter vor Augen habe.

Den Kampf selbst, der ja den größten Teil der Geschichte ausmacht - aufgebröselt ist die Handlung ja: Ankunft im Dorf, kurzes Palaver, Kampf! - fand ich sehr eindrücklich/eindrucksvoll, nur die bereits erwähnte Verwirrung hat mir da etwas den Lesegenuss geraubt. Trotzdem, und damit komme ich wieder auf die Gesamthandlung zurück, entlässt die Geschichte mich mit dem Gefühl, etwas verpasst zu haben.
Der Plot ist mir zu wenig ausgearbeitet: Ankunft im Dorf, kurzes Palaver, Kampf! Das ist eine Episode aus etwas Größerem, ein Ausschnitt aus einer coolen Fantasywelt, wie ich glaube, ein cooler Ausschnitt, aber er verpufft ein wenig im Nichts, weil ich die Motivation der Witcher-artigen nicht richtig greifen kann. Die sind auf einer großen, bedeutenden Reise, hat es den Anschein. Eine Reise, die nach diesem Kampf weitergeht, sie sind auf der Suche nach den anderen Zintos, wenn ich das richtig verstanden habe, und das hier war ein Zwischenstopp. Und während dieses Zwischenstopps gab es zu wenig Entwicklung, es war ein Kampf, der Kampf wurde gewonnen, und fertig, sie starten als suchende Wanderer und enden als (kampfversehrte) suchende Wanderer, sie haben aber nichts gefunden. Da sucht jemand - und findet es nicht. Ich beginne die Geschichte aber mit der Erwartung, dass da gefunden wird, diese Erwartungshaltung hat der Autor mir ja quasi aufgedränt, deshalb wohl die Unzufriedenheit :D

Mann, der Kommentar fühlt sich an wie das sinnlose Gebrabbel eines Dummkopfs, aber was soll's, so weit mein Eindruck. Noch mal zusammengefasst: Sprachlich souverän, actionlastig, Action gut umgesetzt, cooles Worldbuilding (wenn man das so sagen kann, weil so viel world wurde ja gar nicht gebuildet, fühlt sich aber trotzdem nach viel und echt an) - Gesamthandlung unbefriedigend, weil falsche Erwartungshaltung geweckt! Danke!

Eins noch:

wie die Kiefertaster vor schnellten

vorschnellten

Bis bald!

Bas

 

So, tatsächlich steckte ich bis gestern Abend ziemlich mit dem Problem fest, wie ich erkläre, was ein Zintos ist, ohne es als Infodump oder in einen unauthentischen Dialog zu verpacken und hatte eigentlich schon vor zu kapitulieren, aber dann kam mir doch noch eine Idee. Ich habe hierfür einen Dialog in der Dorfszene hinzugefügt und ich hoffe tatsächlich, dass das etwas zur Aufklärung des Mysteriums beiträgt. Ja, ich habe da einen weiteren Begriff hinzugefügt, aber ich hoffe, der ist nicht so schwammig.

Hallo @Carlo Zwei ,

ich habe mich sehr gefreut, dass du dich in meine Geschichte verirrt hast!

Außer es ist wie beim kleinen Prinzen, wo 'die Welt' wirklich überschaubar ist.
Jein. Das hat mehr mit Verklärung und Naivität zu tun. Kawi kennt nur die Wüste. Es gibt nichts anderes als Sand und immer mehr verlassene Städte und Dörfer. Aus dieser Position erscheint ihr die untergegangen Welt einfach grün. Sicher, da gibt es Schattierungen, aber sie kennt nur Bilder aus Büchern und Geschichten.

Sie hat sehr wenig andere Emotionen als dieses Verkniffene. Das ist keine Kritik, mir nur aufgefallen.
Das ist ein guter Hinweis. Das ist nicht ganz mit Absicht so passiert, aber passt.

Klar, die Menschen sollten den Ort verlassen; ist aber auch ihre Heimat und sie hängen daran, wie es scheint.
Und dennoch werden sie ihre Stadt verlassen müssen. Der Tod der Spinnen ändert nichts daran, dass in spätestens einem Jahr niemand mehr in dieser Stadt leben wird. Es geht Kawi nicht darum, dass sie die Spinnen nicht töten will, weil Töten schlecht ist - auch wenn sie tatsächlich pazifistisch ist - sondern um die Sinnlosigkeit des Tötens, weil es an der Situation nichts ändern wird.
Ich hätte einen zweiten Dialog einfügen können, in dem Anui ihr erklärt, dass wenn die Menschen wegziehen würden, würden letztendlich auch die Spinnen wegziehen, denn sie brauchen nunmal Feuchtgebiete für ihre Eier und dementsprechend würde auch ein Weiterziehen der Menschen den Tod der Spinnen nicht aufhalten.
Ich habe mich aktuell dagegen entschieden, weil die Geschichte eh schon lang ist und der Dialog die Handlung wenig vorantreibt, er würde jedoch wohl die Position der zwei zueinander ein wenig deutlicher gestalten.

Es fehlt für mich die Wandlung. Kawi ist verbittert und sie bleibt es. Ich finde, sie könnte hier auch endlich mal eine Entscheidung treffen; abhauen, sich Anui in den Weg stellen.
Das ist richtig. Hier kommen wir dann tatsächlich zum dem Problem, das Nichtgeburtstagskind auch angesprochen hat: Es ist schwierig, eine Kurzgeschichte aus einer existierenden Geschichte zu extrahieren. Wahrscheinlich würden die meisten Geschichten aus diesem Universum einen seriellen Charakter haben, eher wie James Bond oder Sherlock Holmes.

was mir noch einfällt: Kawi ist Stellvertretende Chefin der Zintos; seit wann ist sie Pazifistin?
:) Schon immer :)
Der ist das Problem dieses Charakters und eigentlich auch damit das Problem des Zintos.

Hallo @Silberschwinge,

Fantasy finde ich immer gut. Ich freu mich immer über neue Welten und deine klingt interessant, weil sie scheinbar einen großen Wandel durchgemacht hat. Von einer Welt mit Fachgebieten, Reisfeldern und Wäldern zu einer Wüste, in der jeder ums Überleben kämpfen muss. Einschließlich der Spinnen, gegen die deine Helden kämpfen. Schöner Ansatz.
Danke schön :)

Was ist ein Zintos? [...] Gehören sie einem anderen Volk an? Jagen sie immer Monster? Scheinbar schon, schließlich hat die Gruppe einige Naben und Blessuren aus vergangenen Schlachten. Aber das passt wiederum nicht zu Kawis Einstellung. [...] Ist sie vielleicht nicht freiwillig eine Kriegerin/Zintos?
Ja, das schwere Kreuz dieser Geschichte. Ich habe versucht die Fragen zu beantworten, und ich hoffe, es ist mir etwas besser gelungen.

Was mich stört sind die Einschübe, wie die verschiedenen Farben der Ärmel.
Verstehe ich, das war tatsächlich linktofinks Komm geschuldet, er hatte sich ein bisschen mehr Futter gewünscht und diese kleinen visuellen Eindrücke fügen sich vielleicht noch am Besten ein, ich habe es daher drinnen gelassen.

Mach weiter so, feile an deinem Stiel. Ich würde gerne weitere Geschichten aus dieser Welt lesen.
Das ist der Plan :)

Warum kennt der Vorsteher die Namen deiner Helden?
Ich hoffe, auch diese Frage konnte ich jetzt klären.

Explodierende Worte…
Fixed.

Hallo @Bas ,

ich freue mich sehr, dass du dich in meine Geschichte verirrt hast, obwohl Fantasy nicht so dein Ding ist und ich dir das Genre nicht vollkommen verleidet habe :)

Ich lese da die Geschichte einer ... Witcher-artigen. Kennst du den Witcher? Wahrscheinlich, wenn Fantasy dein Ding ist ... Und deine Witcher sind auf magische Weise miteinander verbunden, durch das "Zintos".
Ich weiß aber auch, dass es da eigentlich mehr als diese eine Witcher-artige gibt. Neben Kawi gibt es nämlich noch, warte ... Anui und Bari und Deri. Die bleiben aber so blass, dass ich fast der Ansicht bin, dass du auf zwei von ihnen verzichten könntest, überhaupt würde ich grundsätzlich die Personenanzahl in einer Kurzgeschichte immer möglichst gering halten.
Eiiigentlich sind es sogar sieben Witcher-artige. Witcher ist wahrscheinlich sogar einer der besten Vergleiche, die mir jetzt so einfallen würden, außer dass Witcher anders "entstehen" als meine Wolkenkrieger :)

Trotzdem, und damit komme ich wieder auf die Gesamthandlung zurück, entlässt die Geschichte mich mit dem Gefühl, etwas verpasst zu haben.
Der Plot ist mir zu wenig ausgearbeitet [...] Das ist eine Episode aus etwas Größerem, ein Ausschnitt aus einer coolen Fantasywelt, wie ich glaube, ein cooler Ausschnitt, aber er verpufft ein wenig im Nichts, weil ich die Motivation der Witcher-artigen nicht richtig greifen kann. [...]Und während dieses Zwischenstopps gab es zu wenig Entwicklung.
Ich denke, das ist ähnlich wie bei Carlo Zwei, meine Handlung zielt eher auf eine Serie ab - auch wenn ich erstmal die Reaktionen auf diese Geschichte abwarten wollte. Ich meine ... stelle ich es gleich als Serie ein und dann findet jeder die Geschichte und Welt fürchterlich, würde es wohl keine Serie werden. Dennoch verstehe ich das Problem. Für diese Geschichte werde ich das nicht ändern, aber ich behalte es für weitere Geschichten im Hinterkopf.
Bezüglich der Motivation hoffe ich, dass ich mit der Erklärung zum Zintos dazu etwas beitragen konnte.

Sprachlich souverän, actionlastig, Action gut umgesetzt, cooles Worldbuilding (wenn man das so sagen kann, weil so viel world wurde ja gar nicht gebuildet, fühlt sich aber trotzdem nach viel und echt an)
Das geht runter wie Öl
Gesamthandlung unbefriedigend, weil falsche Erwartungshaltung geweckt!
Das bleibt dann eher wie Schweröl an mir hängen, aber für diese Geschichte werde ich damit leben müssen. Es ist tatsächlich einfach nur eine Episode.

vorschnellten
Fixed. Ich hatte das auf dem Schirm, aber hing an "vorschnell" fest.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo feurig,

ich möchte mich grad für ein Projekt wieder mehr in die Fantasy einlesen, und kenne deine Texte noch gar nicht - und die Ausgangslage / Grundidee finde ich auch spannend genug, um es mehrmals mit deiner Geschichte zu versuchen. Ehrlich gesagt habe ich es aber beim fünften oder sechsten Mal immer noch nicht geschafft, richtig einzusteigen bzw. nicht relativ am Anfang mit Skippen zu beginnen, und jetzt gebe ich auf.

Die ersten Male hab ich nicht so richtig den Finger drauflegen können, warum ich den Text als so extrem sperrig empfinde, aber ich hoffe, das mal aufdröseln zu können (dazu: ich habe die anderen Komms / deine Antworten nur zum Teil überflogen):
- Unpräzise Beschreibungen, die die Vorstellung deiner Welt nicht nur erschweren, sondern unsinnlich / mühsam zu lesen machen.
- Teils Perspektivwechsel bzw. "Wackelkamera" -> Springen zw. den Details
- Fokus auf Details, die man aus unserer Welt kennt vs Geheimniskrämerei um Dinge, die Lesern fremd sind / die nicht existieren, und die mehr Hintergrund gebrauchen könnten.

Hier das alles mal an Beispielen gesagt:

Kawi zügelte ihr Pferd auf der Düne und betrachtete das Dorf vor ihr im Tal.
"Wackelkamera" Ich schaue auf
1. Kawi (keinen Plan bisher, wer oder was das ist) ->
2. aha, ein Pferd = Reiterin (ich gucke nicht mehr auf sie, sondern das Pferd)
3. vom Pferd geht es nicht zurück zur Reiterin, sondern auf die Umgebung / die Erde, auf der das Pferd steht
4. Jetzt springst du von der Außenperspektive (wir schauen ja auf sie, das Pferd und die Landschaft, immer weiter rausgezoomt) auf ihren Blickwinkel:
5. aha, also nicht nur eine Düne in der unbewohnten Wildnis - wie ich mir das gerade vorgestellt hatte - sondern ein Dorf, und dann wieder rausgeschwenkt aus ihrem Kopf ("vor ihr")
6. im Tal. Ich muss wieder umdenken, denn so hoch, dass Berg / Tal gerechtfertigt wäre, hab ich mir das nicht vorgestellt, auch wenn manche Dünen natürlich sehr hoch sind.
Das sind ein Intro (Kawi) und fünf Bildkorrekturen bei nur 15 Worten. Das funktioniert für mich absolut nicht, sorry.
Die Wüste erstreckte sich bis zum bergigen Horizont und die Hitze ließ die Gebäude flimmern. Rechts schlängelte sich die große Schlucht in Richtung der Berge und teilte die Wüste gleich einer dunklen Wunde.
Wieso wird jetzt nur der Horizont als bergig herausgestellt, wo doch auch ihre Düne ein Berg-Tal-Gefälle hat?
schlängelte -> Schlucht wäre evt. zu überdenken.
Warum "in Richtung Berge", wenn sie bereits mit ihrem Pferd auf einem steht?
Wunde = Assoziation 'Blut' = nass. Ist da Wasser in der Schlucht? Oder woher kommt die Assoziation? Finde ich ansonsten etwas unpassend.
Sie seufzte und schloss die Augen, suchte das Bild der früheren Stadt, so wie sie in den Büchern beschrieben wurde.
beschrieben war, da das ja keine andauernde / fortwährende Handlung ist.
Ein Hafen am breiten Fluss, Felder in den Marschlanden und Menschen, die dort Reis anbauten. Kinder spielten im Wasser und soweit das Auge reichte, war die Welt grün. Wälder …
Da du in der Vergangenheitsform bereits erzählst, brauchst du hier Vorvergangenheit / Plusquamperfekt: angebaut hatten etc.
»Träumst du wieder von der Vergangenheit?«
Finde ich als ersten Dialog ungünstig, weil dem Leser damit nichts Neues gesagt wird.
Kawi öffnete die Augen und blickte die Gestalt neben ihr an. Wie sie saß Anui auf seinem Pferd,
Gestalt in Fantasy legt nahe, dass das kein Mensch/Menschenähnliches ist - aber die zwei scheinen ja von der selben Spezies zu sein (also humanoid), oder? Warum also so abstrakt / verdreht?
Zweiter Satz: da ist der Wurm drin -
a) "wie sie" - wie wer? Sie selbst, oder Anui saß auf seinem Pferd wie die Gestalt? (Für dich, der ja die Story kennt, vllt eine dusselige Frage, aber ich bin immer noch dabei, ich in deinem Setting und Personal zurechtzufinden)
b) Was du von der Syntax her sagst ist, dass die Gestalt auf dem selben Pferd sitzt wie Anui. Was du aber vermutlich meinst ist, dass da zwei Leute sind, Kawi und Anui, die beide jeweils auf einem Pferd sitzen. Das wäre klarer, stringenter und mit weniger verdrehten Blickwinkeln sehr viel günstiger - denn die Zeit, die ich damit verbringe, deine Beschreibungen auseinanderzuklamüsern, geht davon ab, mir deine Geschichte lebhaft vorzustellen, mich da reinziehen zu lassen. Ich bleibe komplett außen vor.
Anui zog das weiße Tuch vor dem Gesicht herunter und blinzelte im grellen Licht.
Anui zog sich ein Tuch vors Gesicht. Oder so.
Wenn du starke Verben nimmst bzw. deinen Verben mehr traust, brauchst du weniger (schwache) Adjektive oder Adverbien: Wenn jemand im Licht blinzelt (zumal du ja dabei bist, eine Art Wüstensetting zu etablieren), wird es schon sehr hell sein. ;)
Ein Junge stand auf dem Dorfplatz und beobachtete, wie sie das Tor in der niedrigen, bröckelnden Steinmauer durchritten. Dann rannte er auf das größte Gebäude zu.
»Ein Zintos!«, war das Einzige, das Kawi verstehen konnte, bevor er hinter der Tür verschwand.
Oi ... Jetzt schwenkst du vom Hügel - von zwei Figuren, von denen ich immer noch nix weiß - ganz weg ins Dorf zu einem Jungen, den ich auch nicht kenne, und der wohl eh nur eine Art Belebung der Szene ist, keine tragende Figur. Ich habe langsam den Eindruck, du erzählst keine Geschichte, sondern einen Film nach, bei dem du die Kameraschwenks / Cuts nachvollziehst. Das ist aber kein Mittel der Prosa.
Lediglich die Farben ihrer Ärmel unterschieden sich. Die Ärmel von Kawi und ihren Gefährten waren weiß, wie der Rest ihrer Gewänder. Bei den Dorfbewohnern herrschte das Gelb der Händlerkaste vor, auch wenn in dem großen Haus, in das der Junge gerannt war, das Ocker der Kriegerkaste dominierte.
Ich weiß, was Ärmel / Gewänder / Kasten etc. sind und man kennt Standesmerkmale anhand von Kleidung (-> Indigo, Purpur, Weiß ...). Das müsstest du nicht so detailliert auseinanderklamüsern, wenn du das, was mir echt fremd ist, und was hier im Text ja zentral zu sein scheint - das / die Zintos - vollkommen im Vagen lässt.

Hier stoppe ich mal, obwohl sich der gesamte Text so durchkommentieren liesse, aber ich hoffe, es wird klar, worauf ich hinaus will.

Anui musterte die Tunnelgabelung. »Warum ist der Weg nicht markiert?«
Betretenes Schweigen.
Anui ließ die Schultern fallen und Deri starrte die Abzweigung entlang. »Tja. Was machen wir jetzt? Schicken wir Kawi vor?«
Die Gruppe wandte sich ihr zu.
»Müssen wir schon wieder darüber reden?« Kawi machte keine Anstalten nach vorne zu treten.
Das finde ich unangemessen umgangssprachlich, wirkt wie ein Kinderspiel vor einer touristischen Höhlenlandschaft; nimmt die Spannung und die tragische Relevanz, die die Geschichte hier vertragen könnte.
Die Sonne war weit über den Himmel gewandert, als sie endlich nach draußen stolperten und die Augen zusammenkniffen.
"endlich" - Hier mischt sich der Erzähler wertend ein.

Was ich gut finde: Kawis Standpunkt, dass die Menschen gehen sollen (die scheinen sich ja im Spinnengebiet angesiedelt zu haben - ich sehe da einen relevanten Verweis auf das Verhalten der realen Menschen, die alle anderen Spezies einschränken), dass sie sich wehrt, etwas zu tun, das gefährlich ist und in ihren Augen langfristig zum falschen Ergebnis führt. Ist das dein zentraler Konflikt? Das wäre toll, wenn der sich durchziehen würde, anstatt nur kurz aufzuflammen.

Sorry, feurig, dass ich nicht so viel Positives sagen kann. Mein Tipp wäre:
- Stärker geführte, stringente Blickwinkel bzw. Beschreibungen
- Klarere Sätze / Struktur überhaupt: Was sieht man: wo ist das, wer ist das, worum geht es?
- Keine Geheimnistuerei um zentrale Fantasiekonzepte, deine Geschichte funktioniert nicht wie ein Spoiler bei einem Film: Du erzählst hier die Story selbst, die Implikationen / Konsequenzen deiner 'Zintos' müssen klar erfassbare sein - dann fängt man als Leser an, da auch emotional mitzugehen.

Ich wünsche dir dennoch viel Spaß hier, auch beim Überarbeiten oder bei einem neuen Text, beim Lesen und Kommentieren,
Cheers, Katla

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Katla,

es ehrt dich, dass du dich so oft an meiner Geschichte versucht hast und noch mehr, dass du versucht hast im Detail zu ergründen, warum beim Erzählstil bei dir nicht funktioniert. Ich gehe daher auch gerne auf die einzelnen Passagen ein, ich werde es dir jedoch nicht wirklich recht machen können und dafür schäme ich mich fast ein bißchen, nachdem du dir so viel Mühe gegeben hast.

Wieso wird jetzt nur der Horizont als bergig herausgestellt, wo doch auch ihre Düne ein Berg-Tal-Gefälle hat?
Also eine Düne impliziert ein Gefälle, denn eine Düne wäre keine Düne, wenn es keinen Höhenunterschied gäbe. Und tatsächlich nennt man die tiefergelegenen Bereiche zwischen Dünen auch Täler. Dass es einen visuellen Unterschied zwischen Bergen (Fels) und Dünen (Sand) gibt, müssen wir - glaube ich - nicht diskutieren.
Wunde = Assoziation 'Blut' = nass. Ist da Wasser in der Schlucht? Oder woher kommt die Assoziation?
Hier verbinden wir unterschiedliche Assoziationen mit Wunde. Für mich steht eine Wunde hauptsächlich für eine Verletzung. Zusammen mit dem "grellem" Licht sollte dies eigentlich Kawis emotionale Haltung zu ihrer Welt darstellen, gestützt durch ihre Flucht in die Vergangenheit. Das geht bei dir leider nicht auf.
Das sind ein Intro (Kawi) und fünf Bildkorrekturen bei nur 15 Worten. Das funktioniert für mich absolut nicht, sorry.
Das tut mir leid. Ich habe dieses Bild sehr oft mit meiner eigenen ... hm ... Geschichte-Hirn-Funktionsweise überprüft - auch jetzt mit deinem Eindruck im Hinterkopf - und bei mir ergänzt sich ein Bild einfach um immer mehr Details.
Ehrlicherweise hinterlässt mich diese Erklärung auch ziemlich ratlos, wie ich dieses Bild groß anders aufbauen sollte, denn selbst wenn ich nicht in die Weite blenden würde, könntest du argumentieren, dass du bei dem Satz "Kawi zügelte ihr Pferd auf der Düne" drei Bildkorrekturen hättest und nichts über Kawi wüsstest.

Da du in der Vergangenheitsform bereits erzählst, brauchst du hier Vorvergangenheit / Plusquamperfekt: angebaut hatten etc.
Sie stellt sich vor, das Tal unter ihr sähe jetzt in diesem Moment so aus, wie sie es aus Büchern kennt. Das ist mMn nicht Vorvergangenheit.
Finde ich als ersten Dialog ungünstig, weil dem Leser damit nichts Neues gesagt wird.
Okay, ich persönlich sehe das anders, denn es sagt erstens aus, dass Kawi nicht nur ab und an von der Vergangenheit träumt, oder sie zurücksehnt, sondern oft und dass Anui dieses Verhalten nicht nur sehr gut kennt, sondern es auch akzeptiert.
Gestalt in Fantasy legt nahe, dass das kein Mensch/Menschenähnliches ist - aber die zwei scheinen ja von der selben Spezies zu sein (also humanoid), oder? Warum also so abstrakt / verdreht?
Das finde ich zu eng gesteckt. Fantasy ist ein sehr weites Spektrum und der Anteil an Fantasy-Literatur der mit drölfzig unterschiedlichen Rassen unterschiedlichen Formats gespickt ist, ist ein eher kleiner Teil dieses weitem Spektrums. Du kannst Jahrzehnte lang jeden Monat zwei neue fette Fantasy-Romane lesen, ohne auf humanoid-fremde Spezies zu stoßen. Ich finde Gestalt eigentlich auch nicht abstrakt. Ich könnte Mann schreiben, ja, aber das ist mir eigentlich schon wieder zu direkt für eine nebensächliche visuelle Wahrnehmung, Mensch finde ich profan und Person gefällt mir nicht.

Ich habe langsam den Eindruck, du erzählst keine Geschichte, sondern einen Film nach, bei dem du die Kameraschwenks / Cuts nachvollziehst. Das ist aber kein Mittel der Prosa.
Hier kommen wir wohl zum eigentlichen Punkt. Tatsächlich laufen bei mir, wenn ich eine Geschichte schreibe die Bilder in Kameraschwenks und Schnitten ab. Ich stimme dir hierbei also voll zu, dass das wohl meine Art zu Schreiben ist. Dass "das aber kein Mittel der Prosa" ist, ist mir ehrlich gesagt zu eng gesteckt und zu allgemeingültig formuliert.
Dass du diese Technik nicht im Prosa haben willst und du auf diese Art kein befriedigendes Bild im Kopf bekommst, kann ich absolut akzeptieren und auch verstehen. Du hast es auch sehr nachvollziehbar beschrieben. Ich werde jedoch nie diese Bilder so wackelig wahrnehmen wie du und dementsprechend werde ich nie zufriedenstellend für einen Absatz meines Textes definieren können, ob er für dich verständlich ist oder nicht.

Das finde ich unangemessen umgangssprachlich, wirkt wie ein Kinderspiel vor einer touristischen Höhlenlandschaft; nimmt die Spannung und die tragische Relevanz, die die Geschichte hier vertragen könnte.
Dieser Absatz ist genau so umgangsprachlich und "unangemessen" wie ich ihn haben möchte. Ich möchte an dieser Stelle weder Spannung noch Tragik kommunizieren. Ja, sie gehen mit der Situation flapsig um. Es sind Veteranen. Sie stecken nicht zum ersten Mal in der Scheiße und auch nicht zum letzten Mal.

"endlich" - Hier mischt sich der Erzähler wertend ein.
Hm. Okay. Eigentlich bin ich beim personellen Erzähler und Kawi empfindet es als "endlich". Aber ich hänge jetzt auch nicht an diese spezifischen Wort fest.

Was ich gut finde: Kawis Standpunkt, dass die Menschen gehen sollen (die scheinen sich ja im Spinnengebiet angesiedelt zu haben - ich sehe da einen relevanten Verweis auf das Verhalten der realen Menschen, die alle anderen Spezies einschränken), dass sie sich wehrt, etwas zu tun, das gefährlich ist und in ihren Augen langfristig zum falschen Ergebnis führt. Ist das dein zentraler Konflikt? Das wäre toll, wenn der sich durchziehen würde, anstatt nur kurz aufzuflammen.
Nein, das ist nicht der zentrale Konflikt. Vielleicht auch doch, weil ich in dieser Geschichte nicht wirklich auf einen zentralen Konflikt hingearbietet habe und das dann am konfliktreichsten rauskommt. Es ist ein Abenteuer, eine Episode. Bas hat das ganz treffend formuliert - "Gesamthandlung unbefriedigend, weil falsche Erwartungshaltung geweckt!". Da mir dieses episodische Element jedoch wichtig ist, werde ich mit dieser Unzufriedenheit leben müssen.
wenn du das, was mir echt fremd ist, und was hier im Text ja zentral zu sein scheint - das / die Zintos - vollkommen im Vagen lässt.
Inzwischen habe ich folgende Informationen im Text, die direkt ansprechen was ein Zintos ist:
Wenn ein Neugeborenes von den Priestern als Wolkenkrieger erkannt wird, ist das Schicksal bestimmt. Wolkenkrieger kommen mit fünf in die Ausbildung und schließen sich dann zu einem Zintos zusammen. Ein Zintos ist eine Gruppe von Kriegern, die einer eigenen Kaste angehören (weiße Ärmel) und sich um Probleme kümmern, die die Fähigkeiten normaler Krieger übersteigen. Man erkennt bereits an ihren Aussehen, was sie sind (klar, Kaste) und offenbar sind sie immer in ihrer Gruppe unterwegs, so dass man sie direkt als Zintos ankündigt. Sie sind zusätzlich besonders genug, dass man sie beim Vorsteher eines Dorfes ankündigt, sobald man sie sieht. Sie haben keine Namen, sondern sprechen sich mit Rängen an. Der Anführer trägt den Rang Anui, dessen Stellvertreter den Rang Kawi. Wir wissen, dass zwei weitere Ränge Deri und Bari genannt werden. Sie können (wenigstens macht das einer davon) den Sand in die Luft heben - haben also wenigstens manchen von ihnen irgendwie geartete Kräfte - und alle Mitglieder eines Zintos sind miteinander verbunden, so dass sie die Gefühle der anderen Gruppenmitglieder wahrnehmen können. Dadurch verteilt sich auch der Schmerz einer Verletzung die einer fühlt auf die anderen. Normalerweise ist in jedem Dorf/Stadt ein Zintos stationiert.

Ich persönlich empfinde das absolut nicht als vage. Und ich bin auch nicht davon überzeugt, dass man all diese Informationen benötigt, um die ja nicht sehr komplizierte Handlung zu verstehen.

 

Hallo feurig,

Inzwischen habe ich folgende Informationen im Text, die direkt ansprechen was ein Zintos ist: [...]

Sehr gut, jetzt weiß ich was du mit „Zintos“ meinst.

Ich persönlich empfinde das absolut nicht als vage. Und ich bin auch nicht davon überzeugt, dass man all diese Informationen benötigt, um die ja nicht sehr komplizierte Handlung zu verstehen.

Eine ganze Fantasy Welt in eine Kurzgeschichte zu verpacken, ist nicht einfach. Man darf nicht zu viel erzählen, weil der Leser sonst erschlagen wird und der Spannungsboden dadurch zusammenbricht. Allerdings muss man auch aufpassen, dass man jeden Leser an die Hand nimmt, damit man ihn im Laufe der Handlung nicht verliert. Keine leichte Aufgabe, das weiß ich selbst.
Ich persönlich teile deine Meinung. Die Informationen sind nicht vage. Vielleicht hätte man sie besser einarbeiten können, doch das nur am Rande. Das ist immer Geschmackssache.

Ich wünsche dir jedenfalls noch viel Spaß beim Bearbeiten.
VG
Schwinge

 

Hallo @feurig,

ich finde deine Geschichte interessant, weil mir die Fantasy-Atmosphäre gefällt. Manche Stellen sind mir etwas zu langatmig beschrieben, ich glaube, dass da noch Verbesserungspotential besteht. Insgesamt habe ich deinen Text gerne gelesen. Hier mein subjektiver Leseeindruck:

Kawi zügelte ihr Pferd auf der Düne und betrachtete das Dorf vor ihr im Tal. Die Wüste erstreckte sich bis zum bergigen Horizont und die Hitze ließ die Gebäude flimmern.
Mir hat der erste Satz gefallen. Der Schauplatz deiner Geschichte wird deutlich und die Wüste trägt zur Atmosphäre bei, die ich mir während des Lesens vorstelle.

»Träumst du wieder von der Vergangenheit?«
Geschickt geschrieben, du kommst so gut aus den Beschreibungen in die Handlung. Hat für mich funktioniert.

Bei den Dorfbewohnern herrschte das Gelb der Händlerkaste vor, auch wenn in dem großen Haus, in das der Junge gerannt war, das Ocker der Kriegerkaste dominierte.
Ich finde gut, dass du die Farben wie selbstverständlich einführst. Bei mir als Leser bleibt der Eindruck hängen, dass du deine Welt gut kennst.

»Mögen die Götter eure Ankunft segnen.« Er hob die rechte Hand, legte Daumen und Zeigefinger aneinander und reckte die rechte Hand in den Himmel.
Ich musste hier an Skyrim denken, liegt vielleicht auch an dem Götterbezug.

»Das Schicksal führt euch in unser Dorf, Anui. Ich bitte dich und Kawi, mich zu begleiten. Wir haben Drängendes zu besprechen.«
Ich finde, dass dieser Dialog etwas zu förmlich klingt, so als würdest du den Dialog für mich als Leser schreiben. Kann dir da leider nicht genau sagen, wie man das verbessern kann, weil das bei meinen Texten bislang auch noch so ist (und ich weiß noch nicht genau woran das liegt).

»Und jetzt steht das Dorf Problemen gegenüber, um die sich normalerweise euer Zintos gekümmert hätte.«
Ihr eigenes Zintos hat das Dorf vor einer Weile verlassen und natürlich übersteigt so etwas die Möglichkeiten der Krieger.«
Mir gefällt, dass du die Zintos hier nicht lang und breit erklärst. Das weckt bei mir als Leser Interesse, ich frage mich, was die Zintos sind. Das ist wie ein Versprechen nach dem Motto: Wenn du weiter liest, dann erkläre ich dir, was die Zintos sind.
Sie zog Anuis Hemd nach oben und entblößte die tiefe, blutverkrustete Wunde, die sich von seiner Brust über seinen Bauch bis unter den Hosenbund erstreckte. Sie kreuzte mehrere Narben in unterschiedlichen Heilungszuständen. Jeder weitere Fingerzeig verdeutlichte die Situation zusätzlich.
Hier führst du das Motiv der Narben ein, finde die Beschreibungen ausgesprochen gut gelungen.

Kawi hätte gerne angefügt, dass das Fehlen einer Wahl sie nicht von der Schuld befreite, aber sie entschied sich, diese Überlegung für sich zu behalten.
Die Stelle hat mir nicht so gut gefallen, weil mir die Satzkonstruktion zu umständlich vorkommt. Vielleicht kannst du daraus zwei Sätze machen?

»Danke, dass du die Nachricht überbracht hast. Sie ist tatsächlich sehr wertvoll für uns. Wir müssen dennoch hier rasten und werden uns eures Problems annehmen. Und wir brauchen ein Haus. Jetzt.«
Ich würde das "tatsächlich sehr" streichen, kommt mir etwas künstlich vor.

Unsere Eltern nennen uns Wolkenkrieger, bis wir mit fünf in die Ausbildung kommen und dort bleiben wir Wolkenkrieger, bis wir uns in einem Zintos zusammenschließen.«
Hier die vertiefende Erklärung zu den Zintos, hat mir gefallen.

Bari musterte den Höhleneingang vor ihnen. »Wie groß sind Felsenspinnen noch mal?«
»Je drei auf eine Spinne, ich passe auf.«
Kawi reichte jedem eine leuchtende Kaktussprosse und reihte sich ein.
Diese Passage kommt mir etwas langatmig vor. Es passiert nicht wirklich viel, du bereitest mich eher auf den Kampf vor. Meiner Meinung nach, kannst du die Stelle etwas kürzen. Ich als Leser habe mich schon gefragt, wann die Handlung endlich an Fahrt aufnimmt.

Im Gewirr der Gänge waren die Geräusche zuerst vereinzelt aufgetaucht.
Ich würde mir hier ein Geräusch raussuchen und das gezielt beschreiben. So bleiben die Geräusche für mich vage. Ich glaube, dass du die Spannung mit einem konkreten Geräusch erhöhen kannst.

Bari sackte zu Boden, die Spinne begrub ihn unter sich. Kawi konnte nur zusehen, wie die Kiefertaster vorschnellten und die Eier in Baris Seite pressten.
Der Schmerz breitete sich aus, überflutete ihre Sinne. Der harte Körper einer Spinne begrub sie unter sich.
Die Idee finde ich außergewöhnlich und gleichzeitig ein wenig eklig. Ich wollte dann auf jeden Fall wissen, wie es mit den Eiern weitergeht.

Plötzlich kreischte Bari auf. »Da bewegt sich was in mir! Die Spinnen schlüpfen! Tu was! Tu was!« Er tastete nach seiner Bauchwunde, Kawi fluchte, schlug seine Hand immer wieder zur Seite, sobald er in die Wunde greifen wollte. »Wenn ein Ei platzt, vergiftet es dich!«
Finde ich eine gute Stelle, auch wenn das Bild für mich etwas eklig war.

»Das Gift eines Männchens neutralisiert das Gift im Ei und tötet die Jungspinne. Ich werde also mit der Kieferklaue in das Ei bohren und Gift reindrücken.«
Das hat sich für mich plausibel angehört, funktioniert.

Sie schnappte zu, zerrte das Ding aus Baris Körper. Warf es auf den Boden und drosch mit der flachen Seite der Kieferklaue auf die Jungspinne ein.
Gott sei dank, ich dachte schon, die Spinnen würden ihn von innen zerfressen. Igitt!

Ist es denn vorbei?«
Anui schüttelte leicht den Kopf. »Vielleicht. Wir haben hier acht Felsenspinnen getötet. Ich habe die anderen weiter geschickt. Bisher scheinen sie nichts gefunden zu haben.«
Diesen Dialog finde ich absolut nicht überzeugend. Nach diesem schweren Kampf, redet jemand so nüchtern und überlegt? Und hat dabei auch noch genau im Blick, wie viele Spinnen getötet wurden?

Sie hörte das Kreischen der Jungspinne und Tränen liefen ihr über die Wangen.
Wer konnte all die Narben noch zählen? Die äußeren, wie die inneren.
Finde das Ende dann wieder besser, weil es den schweren Kampf und die damit verbundenen Opfer deutlich macht.


Liebe feurig, ich habe deine Geschichte gerne gelesen und würde gerne mehr von dir lesen. Die Stellen, die für mich nicht so gut funktioniert haben, sind oben dargestellt. Vielen Dank noch mal für deine bisherigen Kritiken, sie haben mir sehr weitergeholfen.


Beste Grüße
MRG

 

Hallo @MRG ,

vielen Dank für deinen Kommentar, und ich freue mich, dass dir meine Geschichte gefällt.
Ich muss gestehen, sie seit der letzten Überarbeitung nicht mehr gelesen zu haben, ich hab doch recht viel in kurzer Zeit geändert, aber mit dem jetzigen Abstand geht da vielleicht doch noch was.

»Mögen die Götter eure Ankunft segnen.« Er hob die rechte Hand, legte Daumen und Zeigefinger aneinander und reckte die rechte Hand in den Himmel.
Ich musste hier an Skyrim denken, liegt vielleicht auch an dem Götterbezug.
Eines der wenigen Fantasy-Spiele, die an mir vorbeigezogen sind. Ist ein Punkt, den ich im Auge behalten werde, aber zumindest habe ich nicht absichtlich darauf referenziert.

»Das Schicksal führt euch in unser Dorf, Anui. Ich bitte dich und Kawi, mich zu begleiten. Wir haben Drängendes zu besprechen.«
Ich finde, dass dieser Dialog etwas zu förmlich klingt, so als würdest du den Dialog für mich als Leser schreiben. Kann dir da leider nicht genau sagen, wie man das verbessern kann, weil das bei meinen Texten bislang auch noch so ist (und ich weiß noch nicht genau woran das liegt).
Ja, aus dem Abstand betrachtet, sehe ich das genauso, passt nicht ganz zum Shinto. Der ist etwas steifer und forscher, aber das ist schon zu hölzern.

Kawi hätte gerne angefügt, dass das Fehlen einer Wahl sie nicht von der Schuld befreite, aber sie entschied sich, diese Überlegung für sich zu behalten.
Die Stelle hat mir nicht so gut gefallen, weil mir die Satzkonstruktion zu umständlich vorkommt. Vielleicht kannst du daraus zwei Sätze machen?
Werde ich ein bisschen dran bauen müssen, ich sehe was du meinst, muss mir aber überlegen, wie ich das auflöse.

»Danke, dass du die Nachricht überbracht hast. Sie ist tatsächlich sehr wertvoll für uns. Wir müssen dennoch hier rasten und werden uns eures Problems annehmen. Und wir brauchen ein Haus. Jetzt.«
Ich würde das "tatsächlich sehr" streichen, kommt mir etwas künstlich vor.
Check, baue ich wahrscheinlich ein bisschen mehr um, als nur das zu streichen.

Bari musterte den Höhleneingang vor ihnen. »Wie groß sind Felsenspinnen noch mal?«
»Je drei auf eine Spinne, ich passe auf.«
Kawi reichte jedem eine leuchtende Kaktussprosse und reihte sich ein.
Diese Passage kommt mir etwas langatmig vor. Es passiert nicht wirklich viel, du bereitest mich eher auf den Kampf vor. Meiner Meinung nach, kannst du die Stelle etwas kürzen. Ich als Leser habe mich schon gefragt, wann die Handlung endlich an Fahrt aufnimmt.
Ich bin es mal kritisch durchgegangen, habe auf den ersten Blick allerdings noch nicht wirklich etwas gefunden, das ich gerne rausschmeißen möchte. Allerdings ist diese Szene als Vorbereitung tatsächlich lang geraten. Muss ich drüber nachdenken.

Im Gewirr der Gänge waren die Geräusche zuerst vereinzelt aufgetaucht.
Ich würde mir hier ein Geräusch raussuchen und das gezielt beschreiben. So bleiben die Geräusche für mich vage. Ich glaube, dass du die Spannung mit einem konkreten Geräusch erhöhen kannst.
Du hast völlig recht, im Satz darauf hatte ich es bereits präzisiert, aber in dem von dir zitierten Satz ist es deutlich besser aufgehoben.

Ist es denn vorbei?«
Anui schüttelte leicht den Kopf. »Vielleicht. Wir haben hier acht Felsenspinnen getötet. Ich habe die anderen weiter geschickt. Bisher scheinen sie nichts gefunden zu haben.«
Diesen Dialog finde ich absolut nicht überzeugend. Nach diesem schweren Kampf, redet jemand so nüchtern und überlegt? Und hat dabei auch noch genau im Blick, wie viele Spinnen getötet wurden?
Ich verstehe deinen Gedankengang dabei, allerdings ist genau das die Aufgabe eines Anführers in einem Kampf. Weiß der nicht mehr, wieviele getötet wurden und wer wo kämpft, ist es an der Zeit zu rennen. Und die Ruhe ist in diesem Fall ein Charakterzug.
Ich hatte die erste Version dieser Geschichte aus seiner Perspektive geschrieben, das aber ganz schnell umgestellt, weil er zu wenig Gefühle zulässt und zu ausgeglichen ist, um eine interessante Perspektive zu bieten. Die unkontrollierte Kawi ist da spannender.

Ich werde mich bemühen die Anpassungen über das Wochenende hinzubekommen, vielleicht auch Freitag. :)

Gruß
Feurig

 

Hallo @Manlio ,

ich freue mich sehr über deinen Kommentar!

Ich stimme dir bezüglich Phantastik und Kurzgeschichten...

obwohl es als Kurzgeschichte oft ein bisschen zu ausschnitthaft ist
... voll zu, ich glaube allerdings, dass das eher ein allgemeines Thema ist. Bei Geschichten in unserer Welt fällt das nur nicht auf ins Gewicht, weil wir die halt kennen und weniger erklärt brauchen.

Du hast einige Sachen erwähnt, die sich mir nicht ganz erschlossen haben [...] . Richtig gestört hat es mich nicht, man müsste dann wahrscheinlich mehr Texte aus deiner Serie lesen, um die Zusammenhänge zu begreifen, für den Moment kann ich das wunderbar so stehen lassen und mich auf die Action konzentrieren
Ich habe versucht es auf das nötigste zu reduzieren, dass ,das für dich im Rahmen der Geschichte funktioniert, freut mich sehr. Natürlich bleiben viele Fragen offen, ist halt eine große Welt :)

Liebe Grüße
Feurig

 

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