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Nathans Augen

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23.08.2001
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Nathans Augen

Natürlich hatte sie es nicht gewollt, wie sie es nie wollte. Aber dennoch musste sie sich eingestehen, ihn geopfert zu haben. Nathan mit den graugrünblauen Augen, die je nach Stimmung die Farbe wechselten. Sie waren das Erste gewesen, was sie von ihm wahrgenommen hatte, als habe er nur aus Augen bestanden, damals, irgendwo im Hotel, auf ihrer langen Fluchtreise.
Sie konnte sich beim besten Willen nicht erinnern, in welchem Ort es gewesen war, wusste nur, dass alles andere vor und neben ihm verblasste, die Welt erschien ihr mit einem Male durchsichtig, nur er war von kräftiger Farbe, opak inmitten der Auflösung. Er lachte sie an, reichte ihr die Hand und ein Glas schweren Rotweins, während sie an der Balkonbrüstung standen und zusahen, wie die Sonne die Berge rot färbte, bevor sie versank und ein unwirkliches Zwielicht hinterließ. Erst viel später erfuhr sie seinen Namen, und sie rollte ihn auf der Zunge hin und her, kostete seinen Klang, nickte schließlich zufrieden. Nathan, ja.
Als die Nacht weit fortgeschritten war, betrachtete sie seine Haut, die silbrigweiß im Mondlicht schimmerte, wagte es nicht, ihn zu berühren, wollte den Zauber nicht brechen, der auf ihnen lag. Erst, als die Berge wieder in zartem Rot erstrahlten und der Mond sich hinter ihnen zurückzog, schlief sie ein.

Sie hatten nicht darüber gesprochen, aber fortan reisten sie gemeinsam weiter. Sie fragte ihn nicht nach seinem Ziel, konnte und wollte das ihre nicht nennen, ließ sich treiben und freute sich daran, dass er der gleichen Strömung folgte. Gemeinsam liefen sie auf alten Indianerpfaden oder dem, was sie dafür hielten, schauten den Murmeltieren beim Liebesspiel zu und hielten sich an den Händen, als vor ihnen ein Elch aus den Bäumen trat, sie ohne Angst musterte und schließlich gemächlich wieder im Dickicht verschwand.
Nathan fragte nie, woher sie kam, wohin sie wollte, wie lange sie bliebe. Er nahm sie hin mit seiner ruhigen Art, steckte ihr Blaubeeren in den Mund, die sie in ihrer immerwährenden Ungeduld übersah, und liebte sie nachts mit einer Zärtlichkeit, die sie herbeisehnte und dennoch nicht annehmen konnte. Er fragte nicht, ließ sie in seinen Armen weinen, strich ihr die verklebten Strähnen aus dem Gesicht und wartete, bis der Sturm sich gelegt hatte.
Nach drei Wochen erreichten sie den Pazifik, von dessen Weite sie überwältigt war. Nathan lachte leise, als er ihren Überschwang erlebte, küsste sie auf die Nasenspitze und sagte, er wolle eines Tages Kinder, die genauso wären wie sie. In ihr zersprang etwas mit hellem Klirren, sie machte einen halben Schritt fort von ihm und zog ihre Strickjacke enger um die hochgezogenen Schultern. Zum ersten Mal verstand er sie nicht, streckte eine Hand nach ihr aus und ließ sie wieder sinken, als er den Ausdruck ihrer Augen wahrnahm. Sie hasste sich dafür und konnte es doch nicht ändern, die Kluft war zu groß, um sie zu überspringen.
Abends im Zelt hatte sie sich wieder beruhigt, fand sich selbst kindisch und lächerlich und schaffte es dennoch nicht, ihm zu sagen, wie dumm sie gewesen war und dass es ihr Leid tat. Dass er sie zu sich heranzog, sie in den Arm nahm und sie streichelte, als ob nie etwas vorgefallen sei, machte sie schon wieder wütend. Sie versteifte sich erneut, drehte sich zur Seite, als er sie küssen wollte und murmelte, sie wäre müde. Er strich ihr sanft übers Haar, wünschte ihr eine gute Nacht und schlief ein, lange bevor sie Ruhe finden konnte.

Die Tage am Pazifik waren gekennzeichnet von einer Vorsicht im Umgang miteinander, die nicht auf Liebe, sondern Angst basierte. Immer wieder stieg in ihr der Drang auf, sich ihm mitzuteilen, immer wieder schlug im letzten Moment die Panik zu, ließ sie flüchten vor Vertrauen, Offenheit und Verständnis, hinein in die leere Verzweiflung ihres selbsterwählten Gefängnisses. Und immer war Nathan an ihrer Seite, streckte vorsichtige Fühler nach ihr aus, wartete geduldig auf ihre Rückkehr, die sie ihm nicht gewähren konnte.

Am Morgen des fünften Tages, den sie am Meer verbrachten, küsste sie ihn ungewohnt zärtlich, schlief zum ersten Mal seit dem Bruch wieder mit ihm, klammerte sich an ihn wie eine Ertrinkende. Er stellte keine Fragen, nahm das Geschenk an und erwiderte, was er für ein Zeichen ihrer Liebe hielt. Den Tag verbrachten sie ausgelassen am Strand; eingemummelt in Pullover und Jacke, ausgerüstet mit festen Schuhen und einer Thermoskanne voll Tee, wanderten sie an überdimensionalem Treibholz und Findlingen von bizarrer Schönheit vorbei, lachten und tollten und vergaßen, dass es ein Morgen geben musste. Abends grillten sie Steaks am offenen Lagerfeuer, buken Kartoffeln in der Glut und fühlten sich frei wie die Wale, die im letzten Licht am Horizont vorbeizogen. Er sagte ihr, dass er sie liebte, und sie bezahlte mit einem Kuss, ohne ihm in die Augen zu sehen.

Am nächsten Morgen brachen sie auf, schweigend standen sie auf der Fähre, die sie in die Stadt zurückbringen würde, ihrem Flugzeug entgegen. Am Flughafen gab er sie frei, bedrängte sie nicht, fragte nicht nach ihrer Wiederkehr, stellte ihr kein Ultimatum. Einzig das Versprechen gab er ihr, da zu sein, wann immer sie ihn brauchte. Sie dankte ihm mit toter Stimme und verschwieg, dass sie nicht plante, zurückzukommen.

Als sie wieder in ihrer Heimat war, ging sie zurück zu dem Mann, vor dessen Liebe sie in die Einsamkeit geflohen war und die sie nun annehmen konnte. Doch Nathan und seine Augen vergaß sie nie. Von Zeit zu Zeit, wenn die Sonne rotgolden unterging, spürte sie seinen Blick und hörte sein Versprechen. In diesen Augenblicken fragte sie sich, ob sie dort in der Einsamkeit, in seiner Welt mit ihm hätte leben können. Die Stimmen ihrer Kinder ließen ihr nie lange Zeit zum Grübeln. Lächelnd wandte sie sich um und sah in die fragend auf sie gerichteten graugrünblauen Augen ihres Ältesten.

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Mai / Juni 2005
für Tony

 

Hallo chaosqueen,

deine Geschichte hat etwas sehr Rundes, ausgeglichenes. Die Erzählweise zeugt von Erfahrung und Reife, die Formulierungen sind schön, generell differenziert und abwechslungsreich. Der Inhalt lässt eigentlich keine großen Fragen offen.
Ich halte es für keinen Diskussionspunkt, ob die Geschichte vielleicht etwas mehr Kontrast und Konflikt benötigt. Sie ist gut, wie sie ist. Es ist ja auch kein Happy-End, eher neutral mit einem würzigen Schuss Überraschung.

Ich finde die Geschichte wirklich gut und eigentlich lässt sich daran garnichts aussetzen. Nur eine Sache :
Im letzten Absatz verwendest du zweimal den Begriff "Einsamkeit". Es ist zwar ein relativer Abstand, aber da man die schöne Ausdrucksweise, deren Vielfalt einen wie ein schillernder Regenbogen in Wohlbehagen packt, gewohnt ist, halte ich das doch schon fast für einen unverzeihlichen Fehler. :[ *scherz* ;)

Nein ernsthaft. Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen. :thumbsup:
Du könntest ruhig mal öfter was veröffentlichen. Das macht richtig Spaß, sowas zu lesen. ;>


Liebe Grüße,
fallen

 

Hej fallen,

erstmal Danke für das große Lob - wow! Ebenfalls Danke fürs Auffinden der Wortwiederholung (wenn Dir noch mehr auffällt oder Du meinst, das vielleicht irgendeine Stelle zu kurz kommt, immer her damit!), wird überarbeitet.

Das mit dem häufiger Posten werde ich hoffentlich mal wieder hinbekommen, ewig kann eine Schreibblockade ja nicht dauern, und dieser Text hier ist mir im Großen und Ganzen an einem abend aus der Feder geflossen (und wurde jetzt noch mal ein Bisschen "kosmetisiert").

Liebe Grüße
chaosqueen

 

Hi chaosqueen,

schöne Geschichte, manche Details gefallen mir sehr gut; trotzdem war da ein Abstand, den ich spürte. Die Prots kamen mir nicht so nahe, wie ich es eigentlich gerne gehabt hätte. War es das Fehlen der wörtlichen Rede?
Gerade in der Konfliktzeit, in der sie sich zurückzog, hätte sie der Geschichte meinem Geschmack nach gut getan.

Sehr schade fand ich, dass die Prot es nicht mal zum Abschied hin fertigbekommt, ihm reinen Wein einzuschenken :( .


Noch ein paar Anmerkungen:

Natürlich hatte sie es nicht gewollt, wie sie es nie wollte. Aber dennoch musste sie sich eingestehen, ihn geopfert zu haben.

Beim zweiten Lesen fragte ich mich, ob es wohl öfters vorkommt, dass sie vor der Familie bzw. ihrem Mann flüchtet?

die Welt erschien ihr mit einem Male durchsichtig, nur er war von kräftiger Farbe, opak inmitten der Auflösung.

Ein wohl sehr fachlicher Ausdruck; ich mußte erst nachsehen, was er bedeutet. Wahrscheinlich geht es anderen auch so und da frage ich mich, ob der Text dann genau dieses Wort benötigt.

und sie rollte ihn auf der Zunge hin und her, kostete seinen Klang, nickte schließlich zufrieden. Nathan, ja.

Rollen kann ich ein "R", aber bei Nathan kommt mir beim laut Aussprechen kein Rollen in den Sinn.

Lieber Gruß
ber

 

Hej chaosqueen,
Eine runde Sache, mit gekonnten Formulierungen.
Aber mir geht es wie Bernadette. Du erzählst gekonnt, steuerst die Handlung zielsicher auf den Konflikt zu und der Schluss bestätigt dem Leser noch einmal deutlich den erlebten Einschnitt und Wendepunkt der Protagonistin.

Also alles perfekt.
Oder?

Ich glaube, was mir nicht gefällt, ist, dass die erzählte Zeit und die Erzählzeit weit auseinander klaffen. Dieses Zeitraffergeschehen wirkt auf mich wie ein Stakato. Es hämmert auf mich ein, ohne mir die Zeit zu geben, die Protagonistin und ihren Konflikt zu verinnerlichen. Andererseits verstehe ich auch diese Atemlosigkeit, die du dadurch erzielst, als einen wesentlichen Charakterzug, den die Protagonistin in sich trägt.

Liebe Grüße
Goldene Dame

 

Hallo zusammen!

Hui, noch mehr Textarbeit für mich! :)

@bernadette: Die Distanz ist ein guter Punkt. In gewisser Weise schon beabsichtigt,
aber nicht zu sehr. Ich werde darüber nachdenken, wie ich das verbessern kann.

Ja, der erste Satz soll dem Leser das Gefühl geben, dass sie häufiger vor Männern flieht, und es wird ja auch später im Text noch mal gesagt, dass sie zu dem Mann zurückkehrt, vor dem sie in die Einsamkeit geflohen ist. Richtig erkannt! :)

Das opak bleibt stehen. Manchmal mag ich Wörter, die nicht jeder in seinem Wortschatz hat, und ich finde, dass es hier passt. "Undurchsichtig" ist einfach zu schwach, zu banal. Der Klang des Wortes hat mit reingespielt, als ich es ausgewählt habe.

Natürlich enthält "Nathan" kein R, aber einen Namen - oder generell ein Wort - kann man unabhängig von seinen Lauten im Mund hin und her bewegen, um "seinen Geschmack zu prüfen". Versuchs mal!

@Goldene Dame: Das ist ein Problem, ich gebe es zu. An sich würde der Stoff auch für eine längere Erzählung reichen, mit einem einstieg in medias res und dann einem langsamane Spannungsaufbau, in dem die Reise nacherzählt und gleichzeitig Rückblenden in ihre Vergangenheit gewährt werden. Vielleicht war ich wirklich zu eilig beim Erzählen, ich werde mir auch hier noch überlegen, wie ich die Geschichte runder, intensiver und etwas weniger hastig bekomme.

Danke euch beiden fürs Feedback! :)

Liebe Grüße
chaosqueen

 

Hi euch,

ich denke, dass die Geschichte gerade durch die Hast, durch die schnelle Erzählung und die doch etwas kurz geratene Geschichte mehr eine Erinnerung ist, als eine Geschichte, die man augenblicklich erlebt. Man stelle sich vor, in dem Moment, in dem sie sie erzählt steht ihr Sohn vor ihr, der all diese Erinnerungen in ihr wach ruft. Muss ja nicht zwingend so sein. Trotz allem finde ich den Gedanken logisch und gut. Erinnerungen aus so lang entfernter Zeit können auch nicht mehr realistisch in aller Fülle wiedergegeben werden. Man erinnert sich an das, was prägend war. Und das ist in diesem Fall eben die Detailpracht bzw. die harten Einschnitte. Das ist auch der Grund, aus dem ich diese Geschichte, so wie sie ist für gelungen halte.


Grüße euch,
fallen

 

Hey chaosqueen,

Der besondere Reiz dieser Geschichte ist ja die Dichte an Informationen, die du mit dem Einstieg vorweg genommen hast. (Opfer? Wieso Opfer?) Auf der Strecke bleibt aber die (nachfühlbare)Situation, die der Flucht voraus gegangen ist. Der weitere Handlungsverlauf ist so schön und schwunghaft erzählt, dass ich meine eingangs gestellte Frage nach dem Opfer prompt vergessen habe, weil andere Fragen sich mir aufgedrängt haben. Das Verhalten der Prot. ist mir ein Rätsel, das zwar am Ende gelöst wird, aber die Eingangsfrage nach den Opfer bei mir nicht beantwortet.

Ich bin gespannt auf die Überarbeitung.

Liebe Grüße
Goldene Dame

 

Hm - bleibt die Frage wirklich offen? Dann muss ich noch mal schauen, was ich ändern kann. Hatte gehofft, dass sich ergibt, wie und wodurch sie ihn "opfert".
Ich werde also auch diesen Aspekt in meine Überarbeitung mit einbeziehen, danke!

 

Hallo Chaosqueen,

eine schöne, melancholische Geschichte ist dir hier gelungen. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie Nathan noch immer nachtrauert, weil sie eine gute Zeit miteinander hatten. Ganz verstehen konnte ich deine Prot. nicht - wahrscheinlich kann sie das selbst nicht richtig. Letztendlich war es aber wohl er, der sie dazu bewogen hat, wieder zu ihrem Mann zurück zu kehren.

Ein bißchen gestört hat mich die hastige Erzählweise und das die Charaktere mir nicht richtig nahe gegangen sind, obwohl sie es bei einer solchen Geschichte hätten tun sollen. Sie wirkten etwas unwirklich.

LG
Bella

 

Hallo Chaosqueen!

Sie hat mich sehr berührt, deine Geschichte. Wahrscheinlich weil fast jeder das kennt, dieses Zurückschaudern, wenn Festlegung, emotionale Verbindlichkeit gefordert wird. Insofern macht es auch Sinn, dass der Leser wenig weiß über die Prot und ihre persönliche Historie und die Sehnsucht, die sie zu Nathan trieb. So wird der Text "allgemeingültig".

Danke für das Lesevergnügen!

Chica

 

chaosqueen schrieb:
Er lachte sie an, reichte ihr die Hand und ein Glas schweren Rotweins, während sie an der Balkonbrüstung standen und zusahen, wie die Sonne die Berge rot färbte, bevor sie versank und ein unwirkliches Zwielicht hinterließ.

und liebte sie nachts mit einer Zärtlichkeit, die sie herbeisehnte und dennoch nicht annehmen konnte.

und sagte, er wolle eines Tages Kinder, die genauso wären wie sie. In ihr zersprang etwas mit hellem Klirren, sie machte einen halben Schritt fort von ihm …

Dass er sie zu sich heranzog, sie in den Arm nahm und sie streichelte, als ob nie etwas vorgefallen sei, machte sie schon wieder wütend. Sie versteifte sich erneut, drehte sich zur Seite, als er sie küssen wollte und murmelte, sie wäre müde.

Und immer war Nathan an ihrer Seite, streckte vorsichtige Fühler nach ihr aus, wartete geduldig auf ihre Rückkehr, die sie ihm nicht gewähren konnte.

Am Morgen des fünften Tages, den sie am Meer verbrachten, küsste sie ihn ungewohnt zärtlich, schlief zum ersten Mal seit dem Bruch wieder mit ihm, klammerte sich an ihn wie eine Ertrinkende. Er stellte keine Fragen, nahm das Geschenk an und erwiderte, was er für ein Zeichen ihrer Liebe hielt.

Abends grillten sie Steaks am offenen Lagerfeuer, buken Kartoffeln in der Glut und fühlten sich frei wie die Wale, die im letzten Licht am Horizont vorbeizogen. Er sagte ihr, dass er sie liebte, und sie bezahlte mit einem Kuss, ohne ihm in die Augen zu sehen.

Da ist sie wieder, diese Denkweise, diese Voreingenommenheit der Frauen, sie würden sich verschenken, wenn sie sich mit einem Mann einlassen. Ihre Küsse sind nicht einfach Küsse, nein, sie sind Zahlungsmittel oder Geschenke. Wir Männer müssen, sollten froh sein, sie beschlafen zu dürfen, denn ihre Bereitschaft dazu ist grundsätzlich eine Gnade, die man sich erst mit Wohlverhalten verdienen muß.

Oder sie werden schwach. Dazu reicht mitunter schon ein Lächeln, ein Glas schweren Rotweins und untergehende Sonne. Wie perfide können Männer sein!

Die Sprache der Geschichte entspricht dem Charakter der Protagonistin: kalt und distanziert. Selbst bei Schilderungen von Stimmungen, kommt keine Stimmung auf, weder auf dem Balkon noch am Lagerfeuer. Das sind behauptete Stimmungen.

Die Geschichte ist also gut. Sie ist so gut geschrieben, daß man sie versteht und die Handlung der Protagonistin nachvollziehen kann. Natürlich nicht ganz, ein Mann wird eine Frau nie verstehen. Dazu läßt er sich zu sehr von seinen Trieben leiten. Oder anders gesagt, er ist nicht berechnend genug.

Nicht nur Chica hat das erkannt: der Text ist allgemeingültig.

Dion

 

Hallo,

ich werde erst mal einige Verbesserungsvorschläge machen und meine subjektive Bewertung hinterher abgeben:

chaosqueen schrieb:
Sie waren das Erste gewesen, was sie von ihm wahrgenommen hatte,

Das "gewesen" bitte streichen. Das ist entweder Umgangssprache oder hamburgisch...

chaosqueen schrieb:
als habe er nur aus Augen bestanden, damals, irgendwo im Hotel, auf ihrer langen Fluchtreise.

Ah, da suhlt sich doch die Konjunktivliebe. ;-)


chaosqueen schrieb:
Sie konnte sich beim besten Willen nicht erinnern, in welchem Ort es gewesen war,

Schon wieder gewesen. Es reicht doch einfach zu schreiben "in welchem Ort es war"...

chaosqueen schrieb:
Als die Nacht weit fortgeschritten war, betrachtete sie seine Haut, die silbrigweiß im Mondlicht schimmerte, wagte es nicht, ihn zu berühren, wollte den Zauber nicht brechen, der auf ihnen lag. Erst, als die Berge wieder in zartem Rot erstrahlten und der Mond sich hinter ihnen zurückzog, schlief sie ein.

Klasse Formulierung - das könnte ich eigentlich bei jedem Satz drunterschreiben. Sprachliches Kunstwerk + atemberaubende Tiefe!

chaosqueen schrieb:
Sie fragte ihn nicht nach seinem Ziel, konnte und wollte das ihre nicht nennen, ließ sich treiben und freute sich daran,

Besser wäre vielleicht "erfreute sich daran", aber das ist Geschmackssache!


chaosqueen schrieb:
Nathan fragte nie, woher sie kam, wohin sie wollte, wie lange sie bliebe.

wie lange sie "bleibe"...

chaosqueen schrieb:
ie hasste sich dafür und konnte es doch nicht ändern, die Kluft war zu groß, um sie zu überspringen.

statt überspringen "überwinden" - hört sich harmonischer an!

chaosqueen schrieb:
Abends im Zelt hatte sie sich wieder beruhigt, fand sich selbst kindisch und lächerlich und schaffte es dennoch nicht, ihm zu sagen, wie dumm sie gewesen war und dass es ihr Leid tat.

und schaffte es dennoch nicht,ihm zu sagen, wie dumm sie sich verhalten habe und dass es ihr leid tue...

chaosqueen schrieb:
Sie versteifte sich erneut, drehte sich zur Seite, als er sie küssen wollte und murmelte, sie wäre müde.

In die indirekte Rede gehört Konjunktiv 1. Sie "sei müde"...

chaosqueen schrieb:
ie Tage am Pazifik waren gekennzeichnet von einer Vorsicht im Umgang miteinander, die nicht auf Liebe, sondern Angst basierte.

Wieso basierte sie denn auf Angst???

chaosqueen schrieb:
Er sagte ihr, dass er sie liebte, und sie bezahlte mit einem Kuss, ohne ihm in die Augen zu sehen.

Er sagte ihr, dass er sie "liebe"
Wieso bezahlt sie mit einem Kuss??? Wäre es nicht angebrachter "sie dankte ihm mit einem Kuss? Vielleicht habe ich es auch falsch interpretiert...


So: ich muss mich einem der anderen Mitglieder anschließen.
Deine Kg lässt unheimlich viel Reife durchblicken. Die Formulierungen, wie wunderbar die Gefühle, Stimmungen und Gedanken und auch der Konflikt nachempfunden ist. Wahnsinn!!!
Ahhh, ich wünschte, ich könnte so was schreiben!

Bis auf die paar Sachen, die ich halt angemerkt habe, ist das wirklich klasse!
Und ich meine, Konjunktivfehler oder ein "untreffendes" Wort kann man ja leicht korrigieren!
Aber inhaltlich habe ich daran bis auf diese ein oder zwei Ungereimtheiten nichts auszusetzen!

:thumbsup: :thumbsup: :thumbsup: :thumbsup: :thumbsup:

Lg
Nadine

 

Mitleid. Mit Nathan. Zumindest ist er clever genug nicht allzu fordernd zu sein und mit dem zufrieden zu sein was er bekommt. Eine Eigenschaft die sicher wenige Männer mit ihm teilen. Sie verhilft ihm dazu wenigstens eine kurze glückliche Zeit mit der in höchstem Maße selbstsüchtig handelnden, aber nicht zwingend denkenden, Protagonistin verbringen zu können. Sogar zum Schluss ist er gefasst. Ganz ehrlich, so eine Verhaltensweise schon mal bei einem Mann im RL beobachtet? Wunschtraum?

Die graugrünblauen Augen bilden ihr temporäres Refugium, nett dass du sie in ihrem Leben weiterleben lässt.

Das Wort Fluchtreise passt irgendwie nicht. Klingt sehr leichtfertig benutzt in der sonst so gewählten Ausdrucksweise.

Eine interessante Geschichte mit hohem Unterhaltungswert. Packt einen sofort, muss man zuende lesen. Detailtiefe, emotionsgeladen, *schleim*.

Weiter so,

Basti

 

Bella, Chica: Danke! Gerade ihr beiden schreibt so tolle Geschichten, dass mich ein Lob aus eurer Feder natürlich ehrt. :)
Ich traue mich nicht recht, den Text zu überarbeiten, um die Charaktere näher, runder, authentischer zu machen. Aber vielleicht sollte ich das doch noch mal versuchen. Wenn der NaNoWriMo vorbei ist. ;)

Dion: Du schaffst es immer mal wieder, ein Lob zunächst wie eine vernichtende Kritik aussehen zu lassen. Danke auch Dir!

nadine: Danke für die Korrekturen - beim Konjunktiv hast Du (fast) immer Recht, aber die Vorvergangenheit in den ersten beiden Anmerkungen ist korrekt. Ich schau aber mal, ob es nicht auch anders geht.
Ich freue mich sehr über Dein Lob - zumal ich dieses Jahr das Gefühl hatte, komplett an writer's block zu leiden, da ist es natürlich um so schöner, wenn einer der Texte gut ankommt und dann auch noch jemand sagt, er würde gern so schreiben. Danke! :kuss:

Erebos: Danke auch dir - schön, dass Dir die textliche Klammer mit den Augen aufgefallen ist.
Die Fluchtreise war sehr bedacht gewählt, weil sie zwar Urlaub macht, aber zugleich auch vor ihrem alltag und ihrem Leben flieht. Insofern eben eine Mischung. Das Wort mag ich zu sehr, um es zu ersetzen. ;)

Liebe Grüße
chaosqueen

 

Ich habe deine Geschichte gelesen und weil sie mir so gut gefallen hat, habe ich sie gleich als Übung (redigieren, gliedern und Wirkung erzielen) für mein Studium benutzt.
Hier also das Ergebnis: Dein Anfang zieht den Leser sofort in Text und in die Handlung hinein, vorallem die immer wieder eingestreuten Andeutungen, schaffen Spannung.
Die Beschreibung von Nathans Augen finde ich sehr schön, fast schon poetisch.
Auch die Innere Stimmung der beiden lässt sich gut nachvollziehen. Schließlich das Wechselspiel in der Beziehung der beiden, ER, der Sanfte, Verständisvolle und SIE die Geheimnisvolle, die scheinbar nicht weis was Sie will. Der krönende Abschluss ist ein Ende, das wohl kaum jemand erwartet hat und das alle offenen Fragen mit einem Satz beantwortet. Bravo, sehr gelungen. Trotzdem, hier noch einige vielleicht ganz nützliche Tipps: 1. Versuch doch mal deiner Hauptdarstellerin einen Namen zu geben
(z.Bsp. Maria oder Lisa) und in einigen winzigen Andeutungen ihr
äußeres zu beschreiben und du wirst merken, dass die SIE, von
einem Schatten zu einer lebendigen Person wird.
2. Wale und Horizont? Der Vergleich passt nicht so richtig, vielleicht,
findest du ja einen besseren.
Liebe Grüße Phoenix26

 

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