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Nebenwirkungen

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25.05.2008
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Nebenwirkungen

Nebenwirkungen

„Sie werden noch von meinem Anwalt hören“

Wie oft hatte ich diesen Satz schon gehört. Diese Leute konnten einfach keine Kritik vertragen. Sie lasen meine Artikel, dann hassten sie meine Artikel und dann klingelte das Telefon bei mir. Viele Anwälte kamen auf eine Tasse Tee rüber, um den Wunsch ihres Mandanten zu äußern. Jedes Mal kehrten sie enttäuscht zurück. Denn es gab bei uns nur Kaffee und den Hinweis, dass ihr Mandant in meinem Artikel weder beleidigt oder in irgendeiner Weise angegriffen wurde. Es war sachliche Kritik und in diesem Land herrschte nun mal Pressefreiheit.

Wenn man erfolgreich war, dann musste man halt mit diesen Nebenwirkungen umgehen können. Auch viele Menschen in meiner Abteilung waren neidisch auf mich. Das beste Beispiel dafür war Jack Livingston. Jack kam vor fünf Jahren von London nach Berlin, um seinen kulturellen Horizont zu erweitern. Meinte er zumindest. Doch gleich zu Beginn seines Engagements bei der Berliner Morgenpost stapelten sich seine Akten zu einem riesigen Turm zusammen, sodass sein Horizont meistens nicht über den Schreibtisch kam. Während ich regelmäßig Lohnzuschüsse bekam und letztes Jahr befördert worden war, saß er immer noch an dem gleichen abgemoderten Holztisch und sortierte die alten Zeitungen ins Archiv.

Dabei hätte er sich einfach nur um seinen eigenen Kram kümmern müssen. Vor zwei Monaten hatte unser Redakteur eine Beförderung für Jack geplant. Zu diesem Anlass kam er sogar persönlich zu seinem Schreibtisch, um ihm zu gratulieren. Unglücklicherweise war er genau zu diesem Zeitpunkt damit beschäftigt an meinem Stuhl zu sägen. Seine Beförderung wurde gestrichen und sein Lohn gekürzt. Wie das Schicksal so wollte, bekam ich auf dem darauffolgenden Tag einen Lohnerhöhung. Jack kochte vor Wut und gab mir die Schuld für das Ganze. Was konnte ich schon dafür?

Eine Stunde vor Redaktionsschluss entschied ich mich nach Hause zu fahren. Die Arbeit für heute war getan. Als ich an Jacks Schreibtisch vorbeiging, hatte ich das Gefühl, jederzeit von seinen hasserfüllten Armen erwischt werden zu können, die plötzlich durch die Aktenstapel durchgreifen, um mich durch das Gebäude zu schleifen. Zum Glück behielt er die Nerven und versuchte nicht wie letzte Woche mir ein Bein zu stellen. In der Vorfreude, meiner Frau Samantha und meinen zwei Kindern eine Überraschung machen zu können, stieg ich in mein blankgeputztes BMW Cabriolet. Ich roch kurz an den Sitzen. Das Spray mit dem Neuwagengeruch hatte wirklich gewirkt. Völlig fasziniert von dem Aroma, fuhr ich aus meiner Parklücke. Im Rückspiegel bemerkte ich auf einmal einen pechschwarzen Lkw, der immer schneller auf mich zufuhr. Völlig verängstigt drückte ich das Gaspedal durch. Ein Schuss ertönte, jedoch konnte ich bei dieser Hektik nicht wahrnehmen, woher er kam und wen oder was er traf. War mir in dem Moment auch ziemlich egal. Ich wollte nur noch unversehrt verschwinden. Mit einem Riesentempo raste ich auf die Kurve zu, um aus dem Parkplatz rauszukommen. Wie in Trance krachte ich durch die Schranke und entwischte somit meinem Verfolger, der meinen Schätzungen zufolge irgendwo hängen geblieben sein musste.

***

Meine Aussage bei der Polizei machte ich noch am gleichen Abend. Am nächsten Tag war ich mit den Nerven völlig am Ende. Mir wurde von der Redaktion freigestellt, ob ich zur Arbeit komme oder nicht. Trotz großer Bedenken wollte ich hinfahren. Zu Hause noch einmal alles durch den Kopf gehen zu lassen, war für mich keine angenehme Variante es zu verarbeiten. Beschäftigung hatte sich bisher immer als beste Methode bewährt, Sorgen zu kompensieren. Natürlich wusste ich, dass es nicht einfach werden würde, gleich wieder im Büro aufzutauchen, als wäre nichts vorgefallen. Normalerweise fuhr ich sehr gerne zur Arbeit, aber in der Regel verfolgten mich auch keine tonnenschweren Fahrzeuge. Außerdem auch noch dieser schreckliche Schuss aus dem Nichts. Nicht einmal Jack hatte wohl je daran gedacht mich zu erschießen. Würde er das tun? Nein, das würde selbst für ihn echt zu weit gehen.

Heil in der Redaktion angekommen, schauten alle auf mich, als hätte ich Geschenke zu verteilen. Ohne darauf zu reagieren, begab ich mich in mein Büro. Mir fiel auf, dass Jack nicht da war und immer mehr Akten seinen Schreibtisch füllten. War er der Täter? Führten die Spuren zu ihm und hatte man ihn vorläufig festgenommen? Diese Fragen erledigten sich schnell, als Jack völlig wutentbrannt meine Bürotür aufriss und auf mich losstürzte. Er packte mich fest am Kragen und zog mich mit einer Bewegung hoch. Vollkommen überrascht von seiner sportlichen Fitness, versuchte ich mich erst nach einigen Sekunden von ihm loszureißen.

„Du!... Wie kannst du nur?... Mir meinen Job zu klauen, reicht dir nicht oder? Jetzt hast du es auch noch auf mein Auto abgesehen! Aber das bringt dir nichts, Michael. Ich brauch kein Auto, um dich ins Jenseits zu befördern“, schrie Jack und drückte mich nun auch noch gegen die Wand. Meine Kollegen eilten mir zur Hilfe, doch vorerst griff keiner ein. Niemand verstand so, genau was los war.

„Auf dein Auto abgesehen? Wovon sprichst du überhaupt? Auf mich wurde geschossen! Ich wurde von einem Lastwagen verfolgt! Und du redest von deinem Auto. Was ist denn überhaupt los?“ Ich konnte mich endlich losreißen und schaffte mir Distanz zu Jack, der immer noch total von der Rolle zu sein schien.

„Du hast doch meinen Micra zertrümmert! Der Schuss war doch bestimmt Tarnung. Ein ganz Gerissener bist du. Aber nein...das lass ich mir nicht gefallen. Sowieso ein Unding, dass so ein kläglicher Journalist wie du in meinem Büro haust. Du denkst, du kannst mich herumschubsen. Du dachtest dir gestern kurz vor Feierabend...ach, du erlaubst dir einfach einen Spaß. Urplötzlich verschwindest du eine Stunde vorher. Fährst meinen allgeliebten Micra gewissenlos zu Schrott und lachst über mich. Nein...das büßt du mir...mit Jack Livingston kann man so etwas nicht anstellen.“ Jetzt wusste ich, woran der Lkw hängen geblieben war. Jacks Micra hatte mir das Leben gerettet. Wie sollte ich ihm das nun bloß beibringen? Die Wahrheit würde ihm das Herz brechen. Er wollte wieder nach mir greifen, jedoch konnte ich diesmal ausweichen.

„Hört auf mit diesen Kinderspielereien. Der Lkw wurde zehn Kilometer westlich von hier gefunden. Leider ohne Fahrer. Zu allem Übel ist der Wagen auch noch auf niemanden registriert. Aber Jack, du kannst dir sicher sein, dass Michael keine Schuld trägt. Der Polizeipräsident persönlich hat mir versprochen, dass der Übeltäter gefasst wird. Nun wieder alle an die Arbeit! Eine leere Ausgabe verkauft sich nicht so gut“, bemerkte unser Redaktionsleiter, der mittlerweile hinzugekommen war, um uns zu beruhigen.

***

Die nächste Woche verlief ohne besondere Vorkommnisse. Der Alltag war eingekehrt. Trotzdem vermied ich es früher Feierabend zu machen und zog es vor mit der Menge nach Redaktionsschluss das Gebäude zu verlassen. Außerdem konnte ich mich jeden Tag auf eine angespannte Hin- und Heimfahrt einstellen. Jacks Wagen sollte noch eine Weile in der Werkstatt verbringen. Aufgrund dessen schlug unser Redaktionsleiter vor, dass ich ihn zur Arbeit bringe und auch nach Hause fahre. So können wir uns vertragen und lernen besser miteinander auszukommen, meinte er. Fehleinschätzungen diesen Ausmaßes hatte unser Chef eigentlich nie. Fünf Jahre komplette Abneigung entlud sich in meinem Cabriolet.

Nach der alljährlichen Betriebsfeier nahm einer unserer Wortgefechte eine größere Dimension an. Intern wurde in unserer Redaktion jedes Jahr die goldene Feder für den erfolgreichsten Journalisten verliehen. Als er bei mir landete, fand Jack natürlich, dass der Preis völlig unverdient zu mir gefunden habe.

„War ja klar! Michael kriegt die goldene Feder. Für welche Artikel hast du sie denn bitte verdient? Für den reinsten Müll. Preis für den schleimigsten Schoßhund hättest du verdient. Nicht mehr und nicht weniger. Auf so ein Niveau muss ich mich nicht hinab begeben“, sagte Jack völlig erzürnt. Für solche Worte hätte ich ihn eigentlich aus meinem Wagen schmeißen müssen, jedoch versuchte ich die Ruhe zu bewahren.

„Du bist doch schon meistens im Keller und sortierst die Akten. Wohin willst du dich noch hinab begeben? Vielleicht solltest du mal nicht an dem Ast sägen, auf dem du gerade sitzt. Oder nicht an meinem Stuhl. Dann kriegst du auch so einen Preis“, antwortete ich gehässig. Eigentlich wollte ich die Unterhaltung nicht ausarten lassen, aber das musste einfach mal gesagt werden.

„Hast leicht reden. Der Liebling. Der Goldjunge. Kriegst alles hinten reingeschoben. Jetzt auch noch die Feder. Passt ja eigentlich. Für den literarischen Scheiß, den du aus dir rauspresst, muss man echt eine Feder reinstopfen, damit es aufhört. Irgendwann wird deine Glückssträhne aufhören und die Menschen werden erkennen, dass deine Texte in den Schredder gehören.“ Irgendwie fand ich es amüsant, wie sehr sich Jack aufregte. Im Prinzip war er mein aufmerksamster Leser. Er kannte jeden meiner Artikel, um sie danach schlecht finden zu können. Diese Streitereien sollten wohl nie aufhören.

Gleich konnte ich ihn an seinem Haus absetzen und mich entspannen. Zum Glück war es auch still geworden zwischen Jack und mir. Anscheinend war ich auch ganz schön müde von der Feier. Mir wurde ein bisschen schwarz vor Augen. Doch nach mehreren Zwinkern, stellte ich fest, dass das Schwarze nicht von meiner Müdigkeit kam. Vorne auf der Straße standen zwei dunkle Mannschaftswagen und versperrten den Weg. Meine Autohupe führte Selbstgespräche. Niemand reagierte. Ich legte den Rückwärtsgang ein, um die Straße umfahren zu können. Jedoch tauchten auch hinter mir dieselben Fahrzeuge auf, sodass ich feststeckte. Langsam bekam ich ein ungutes Gefühl. Die Blockaden standen wohl nicht aus Spaß da. In einer unbelebten Gegend. Jemand hatte uns ganz klar eine Falle gestellt.

***

„Sie sind also Michael Rosenberg?“, meinte ein kleinwüchsiger älterer Typ mit tiefer Stimme. Hinter ihm standen sechs riesige Männer in dunklen Anzügen. Sollte mich wohl einschüchtern. Wurde auch äußerst überzeugend erreicht. Mitten im prasselnden Regen zwischen vier Mannschaftswagen fühlte man sich enorm eingeengt und hilflos. Ich hatte nur Jack auf meiner Seite und der wartete wohl nur auf den passenden Zeitpunkt, um sich auf die Gegenseite stellen zu können.

„Nein, Sie irren sich, das ist der Kerl neben mir.“ Ich versuchte den Verdacht auf Jack zu lenken, auch wenn ich wusste, dass es nicht die feine englische Art war.

„Was? Du schiebst mir das nicht auch noch in die Schuhe. Ich bringe dich um!“, schrie Jack und holte mit seinem rechten Arm kräftig aus. Einer der Kolosse hielt ihn zurück. Anscheinend war die Bande wirklich nur gekommen, um mit mir zu reden.

„Wir wissen wie sie aussehen, Herr Rosenberg. Sie können uns nicht täuschen. Ich bin Georg Fledel. Sie kennen mich bestimmt. Ich will sie nur um etwas bitten.“ Sein Name kam mir bekannt vor, jedoch konnte ich ihn nicht zuordnen. Trotz seiner Männer wirkte er nicht wie ein kleiner Mafiosi. Seine Stimme wirkte außerdem auch sehr vertraut. Kannte ich ihn aus dem Fernsehen oder Radio?

„Um was für eine Bitte handelt es sich denn?“, fragte ich, als würde ich schon wissen, mit wem ich es zu tun hatte. Jack hatte sich mittlerweile beruhigt und stand wieder neben mir.

„Sie müssen wissen, Herr Rosenberg. Ich bin ein empfindlicher Mensch. Ich mag es nicht, wenn man sich über meine Firma lustig macht. Wir sind ein seriöses Unternehmen. Unsere Pharmazeutika sind das Beste auf dem Markt. Da kommen Sie und ruinieren unseren Ruf. So etwas kann ich nicht dulden. Erst wollte ich Sie aus dem Weg räumen. Gelang nicht. Dann entschied ich mich anders und dachte, das ist viel zu einfach. Sie sollen leiden. Ich will, dass Sie ihren Job aufgeben“, bemerkte Georg. Ich hielt nichts von seiner Idee. Nun wusste ich aber, mit wem ich es zu tun hatte.

„Was kann ich denn dafür, dass Sie ihre Firma Pharma-Karma nennen. Sie wollen mit ihren Mitteln nicht nur die Krankheiten der Menschen heilen, sondern auch ihr Wohlbefinden verbessern. Dafür setzen Sie die Leute unter Drogen. Wie sollte ich das denn bitte in meinem Artikel positiv darstellen? Und was wollen Sie machen, wenn ich nicht meinen Job aufgebe?“, fragte ich neugierig.

„Ich sehe schon. Sie sind ein stures Wesen. Ich werde wohl zu Option eins zurückgreifen müssen“, sagte er und seine Worte liefen mir kalt den Rücken runter.

„Nein! Nein! So meinte ich das nicht. Dann höre ich halt auf. Es ist ja nicht der einzige Beruf auf dieser Welt“, hob ich hervor. Jack strahlte über beide Ohren, als er das hörte. Was für eine Wahl hatte ich schon? Ich hatte eine Familie zu versorgen und konnte nicht einfach so dahinscheiden. Mich machte es stutzig, dass dennoch einer der muskelbepackten Herren hinter Georg eine Waffe zog.

„Hatte ich ganz vergessen. Eine Sache wäre da noch. Da es nicht auffällig wirken darf, dass Sie so plötzlich aus ihrem Beruf aussteigen, haben wir uns entschieden, selber dafür einen Grund zu schaffen. Ein Trauerfall erschien am einleuchtendsten. Aufgrund depressiver Störungen, welche durch den Todesfall verursacht wurden, beenden Sie ihre Karriere als Journalisten, Herr Rosenberg“, meinte Georg.

Was mich dazu trieb, mich in den Schuss zu werfen, um Jack zu retten? Die Nebenwirkungen.

 

Hallo Kompakt,

sie lässt sich gut lesen, deine Geschichte. Hat mir gefallen, wie du die Situationen beschreibst und dabei weitestgehend gegenständlich bleibst, so dass das Kopfkino angeregt wird. Auch der Plot hat Krimi-Reife: zwei Stränge, die erst am Ende zusammenfinden. Ein Schuss Gesellschaftskritik. Ein sarkastisches Ende, noch dazu elliptisch - die Nebenwirkungen bereits am Anfang eingeführt.

Bei Zeichensetzung und Orthographie gibt es wenig zu bemängeln, und die wenigen Ausrutscher scheinen eher vom schnellen Tippen zu kommen:

„Um was für eine Bitte handelt es sich denn?, fragte ich, als würde ich schon wissen, mit wem ich es zu tun hatte.
„Um was für eine Bitte handelt es sich denn?", fragte ich, als würde ich schon wissen, mit wem ich es zu tun hatte.

Wir wissen wie sie aussehen Herr Rosenberg.
Wir wissen wie sie aussehen, Herr Rosenberg.

„Aufgrund depressiver Störungen, welche durch den Todesfall verursacht wurden, beenden sie ihre Karriere als Journalisten Herr Rosenberg“, meinte Georg.
Wenn nur Herr Rosenberg gemeint ist, müsste es "als Journalist" heißen. Auch hier vor der Anrede wieder ein Komma (jedenfalls habe ich nirgendwo gelesen, dass dies durch die Neue Deutsche Rechtschreibung wegfallen würde. Gibt es da irgendwo einen von mir übersehenen Paragrafen?).

Irgendwo hattest du dich noch mit dem das/dass verheddert. Finde die Stelle gerade nicht mehr.

Was ich nicht so überzeugend fand, war die Charakterzeichnung deiner beiden Protagonisten. Die wirkte für mich arg überzogen, hart am Rand der Satire: Kollegen, die hinter überhohen Aktenbergen nach einem greifen, weil sie eifersüchtig auf den Erfolg des anderen sind, erscheinen mir schwer vorstellbar. Auch der Zwist zwischen den beiden wirkt auf mich eher wie eine Karikatur denn wie ein Krimiszenario. Ansatzweise Carlo Manzoni, dann aber im Humor nicht durchgehalten.

Dadurch, dass die Charaktere so überzogen waren, wirkte auch der Krimi-Plot nicht mehr ganz überzeugend. Bin nicht sicher, ob du mit etwas weniger Karikatur den Leser nicht tiefer in die Spannung der Geschichte hättest hineinnehmen können.

Herzliche Grüße,
Ennka

 

Erst einmal vielen Dank Ennka, dass du meine Geschichte gelesen hast. Freut mich auch sehr, dass es dir gefallen hat:). Zu meinen Protagonisten: Ja einige Stellen sind vielleicht zu überspitzt dargestellt. Der Neid von Jack sollte möglichst amüsant rüberkommen und ich dachte eine starke - fast absurde - Rivalität würde zu der Handlung passen. Die greifenden Arme durch die Akten war ja auch im Prinzip nur eine metaphorische Darstellung und sollte keineswegs bedeuten, dass so eine Reaktion von Jack möglich gewesen wäre.

Dein Lob über meinen Plot regt mich aber auf jeden Fall an weitere solcher Geschichten zu schreiben;).

 

Hallo Kompakt!

Jo, vielleicht bin ich einfach zu blöd, aber ich versteh den Schluss nicht, falls das eine Pointe sein soll??? Und der Schluss ist auch nicht logisch, denn wieso sollten sie nicht wirklich gleich ihn selbst erschießen, wenn sie schon jemanden töten? Die beiden Stränge werden so auf etwas gewaltsame Weise miteinander verbunden.

Und auch sonst find ich diesen Krimi nicht so toll. Der Großteil der Geschichte nimmt dieser klischeebeladene, etwas einfallslose Kleinkrieg zwischen den beiden Protagonisten ein, was bei mir wenig Spannung aufkommen lässt. Ab und zu kommt ein Satz in flapsigem Stil, den du aber nicht ganz durchhältst oder auch nicht weit genug treibst.

Da sind auch noch einige Fehler drinnen:

kam vor 5 Jahren von London nach Berlin
fünf Jahren
Während ich regelmäßig Lohnzuschüsse und letztes Jahr meine Beförderung bekam, saß er immer noch an dem gleichen abgemoderten Holztisch
Du musst hier bei der Zeitenfolge genauer sein, es müsste heißen: Während ich regelmäßig Lohnzuschüsse bekam und letztes Jahr befördert worden war ...
an dem gleichen abgemoderten Holztisch
dieses Wort gibt es nicht, es stimmt auch von der Aktionsart nicht, etwas modert vor sich hin, okay, aber was für eine Steigerung wäre dann: abmodern? Da hilft anscheinend noch jemand von außem beim Modern, aber das ist doch etwas, was mit dem Holz einfach passiert, nicht etwas, was ihm angetan wird.
bekam ich auf dem darauffolgenden Tag einen Lohnerhöhung
am darauffolgenden Tag
stieg ich in meinen blankgeputzten Bmw Cabriolet
in mein blankgeputztes BMW Cabriolet
Meine Aussage bei der Polizei hatte ich noch am gleichen Abend gemacht.
hier kannst du durchaus im Präteritum bleibe: machte
Zuhause noch einmal alles durch den Kopf
Zu Hause
Beschäftigung bewährte sich bisher immer als beste Methode
wieder falsche Zeitenfolge: Beschäftigung hatte sich bisher immer als beste Methode bewährt
Mir war aufgefallen, dass Jack nicht da war und immer mehr Akten seinen Schreibtisch füllten
falsche Zeit: Mir fiel auf
die Spuren zu ihm und man hatte ihn vorläufig festgenommen?
Satzstellung: ... und hatte man ihn vorläufig festgenommen
und zog mich mit einer Bewegung hoch.
es ist klar, dass er sich dabei bewegt, du kannst das "mit einer Bewegung" also weglassen, vielleicht statt dessen "energisch" setzen?
Du!...Wie kannst du nur?...Mir meinen Job zu klauen
vor und nach den drei Punkten immer ein space
Aber das bringt dir nichts Michael
Komma: nichts, Michael
Niemand verstand so genau was los war.
Komma: genau, was ...
Du denkst du kannst mich herumschubsen
Komma: denkst, du ...
ach du erlaubst dir einfach einen Spaß
Komma: ach, du
Aber Jack du kannst dir sicher sein
Komma: Jack, du
Als er bei mir landete, fand Jack natürlich, dass der Preis völlig unverdient zu mir gefunden habe.
komische Formulierung, auch wenn sie ironisch gemeint ist, geht das so nicht, denn der Preis wird ja wohl aktiv verliehen
Vielleicht solltest du mal nicht an dem Ast sägen auf dem du gerade sitzt.
Komma: sägen, auf dem ...
Irgendwie fand ich es amüsant wie sehr sich Jack aufregte
Komma: amüsant, wie Jack ...
Im Prinzip war er auch mein aufmerksamster Leser.
Du neigst manchmal zu sehr zu Modalpartikeln - hier könntest du dir das "auch" sparen
Gleich konnte ich ihn an seinem Haus absetzen und mich entspannen. Zum Glück wurde es auch still zwischen Jack und mir.
wieder falsche Zeitenfolge und das "auch" wieder weg: "Zum Glück war es still geworden zwischen Jack und mir" - da das bereits vor dem Absetzen passiert ist
Doch nach mehreren Zwinkern, stellte ich fest
ohne Komma
Vorne auf der Straße standen zwei dunkle Mannschaftswagen
welche Mannschaft?
Hinter ihm standen sechs riesige Männer mit dunklen Anzügen.
in dunklen Anzügen - denn sie halten die ja nicht in Händen
Mitten im prasselnden Regen zwischen vier Mannschaftswagen fühlte man sich enorm eingeengt und hilflos.
hier gehört Präsens, weil´s eine allgemeine Feststellung ist, worauf schon das "man" hinweist, also: fühlt
„Nein, sie irren sich, dass ist der Kerl neben mir
groß: Sie und einfaches "das"
Eine der Kolosse hielt ihn zurück.
Einer
Wir wissen wie sie aussehen Herr Rosenberg.
groß: Sie und Kommas: wissen, wie Sie aussehen, Herr ...
Ich will sie nur um etwas bitten.“
groß: Sie, auch alle weiteren "sie" und "ihre" usw. sind falsch klein geschrieben, schau dir das nochmals durch
handelt es sich denn?, fragte ich,
Anführungszeichen fehlt
Sie müssen wissen Herr Rosenberg. Ich bin ein empfindlicher Mensch
Kommas: wissen, Herr Rosenberg, ich bin ...
Dann entschied ich mich um
entschied ich mich anders
dachte, dass ist viel zu einfach
einfaches "das"
beenden sie ihre Karriere als Journalisten Herr Rosenberg
Fallfehler und Komma: als Journalist, Herr Rosenberg

Gruß
Andrea

 

Danke Andrea fürs Lesen. Kommafehler hab ich jetzt alle beseitigt...glaube ich.

Also zu meinem Schluss: Ist keinesfalls eine Pointe. Im Schlusssatz stecken mehrere Interpretationansätze. Jeder Leser kann selbst überlegen, warum Michael am Ende Jack gerettet hat. Ich hab es eigentlich auf den ersten Satz vom zweiten Absatz bezogen. Die Nebenwirkungen seines Erfolges haben ihn letztendlich zu seinem Tod geführt. Michael hatte nicht gelernt, trotz heftiger Beschwerden, Rücksicht auf die Personen zu nehmen, über die er schreibt. Andere Faktoren haben da auch mitgespielt. Zum Beispiel die versteckte Sympathie, die Michael zu Jack hat, obwohl beide nicht gerade die besten Freunde sind. Dies hab ich versucht deutlich zu machen, indem ich Jack zum "aufmerksamsten Leser" von Michael "ernannt" habe. Es finden sich noch andere Gründe, die ich vielleicht nicht so durchscheinen hab lassen. Doch genau solche Dinge machen das Lesen für mich persönlich interessant. Weiß nicht, ob du es genau so siehst.

Und zu der Sache zum Preis: Also ich greife gerne zu Personifikationen zurück. Bringt Abwechslung in meine Erzählweise und ist nebenbei meine Lieblingsstilfigur:D. Heißt ja nicht, dass der Preis sich selbstständig gemacht und sich mit dem Taxi zu seinem Besitzer begeben hat(um es jetzt maßlos zu übertreiben).

Schade, dass ich dich mit meiner Geschichte nicht so richtig unterhalten konnte, wobei ich gerade Spannungsaufbau eigentlich zu meinen Stärken zähle. Naja man kann nicht alles haben.

 

Hallo Kompakt!

Im Text sind nur wenige RS- und Grammatikfehler, das ist erfreulich und das meiste hast du ja schon korrigiert.
"kurz vor Feierabend...ach, du" => Vor und hinter die drei Auslassungspünktchen müssen Leerzeichen (behandle sie einfach wie ein Wort).
Beim Tempus zeigen sich Unsicherheiten. Da du in der Vergangenheit schreibst, musst du bei Rückblenden in die Vorvergangenheit. Beispiel: "Das beste Beispiel dafür war Jack Livingston. Jack kam vor fünf Jahren von London nach Berlin," => Jack war nach Berlin gekommen.

Inhaltlich: Du bleibst an vielen Stellen vage, wo du mit konkreten Beschreibungen die Leser an deinen Text fesseln könntest. Z.B. hier: " um ihm zu gratulieren. Unglücklicherweise war er genau zu diesem Zeitpunkt damit beschäftigt an meinem Stuhl zu sägen. Seine Beförderung wurde gestrichen und sein Lohn gekürzt." => Ja, wie sägt Jack denn am Stuhl des Protagonisten? Warum fällt es dem Chef sofort auf? Und warum hasst Jack den Protagonisten eigentlich dermaßen?
Im Text sind nur Andeutungen, unter denen sich der Leser nicht viel vorstellen kann. Geh näher an die Personen ran, vermittle den Lesern den Eindruck, sie seien live dabei.

"Außerdem auch noch dieser schreckliche Schuss aus dem Nichts." => Mich wundert immer, dass Personen, die im nicht sonderlich schwer bewaffneten Deutschland wohnen, sofort wissen wollen, dass geschossen wurde, wenn sie irgendeinen Knall hören. Könnte es sich nicht auch um Feuerwerkskörper, Fehlzündungen oder sonst etwas handeln?

"Meine Kollegen eilten mir zur Hilfe, doch vorerst griff keiner ein." => Was soll das für eine Hilfe sein, wenn sie nicht eingreifen?

"Du dachtest dir gestern kurz vor Feierabend...ach du erlaubst dir einfach einen Spaß. Urplötzlich verschwindest du eine Stunde vorher." => Die Typen sind doch Journalisten, oder? Also sitzen sie nicht acht Stunden (bis zum Feierabend) am Schreibtisch, sondern müssen oft unterwegs sein.

"Der Lkw wurde zehn Kilometer westlich von hier gefunden. Leider ohne Fahrer." => Wow! Die Berliner Polizei muss klasse sein. Ein paar Stunden nach dem Vorfall finden sie den besagten LKW, der kein Kennzeichen hat, von dem sie ohnehin nichts als die Farbe wussten. Wie haben sie das gemacht?

"Jacks Wagen sollte noch eine Weile in der Werkstatt verbringen." => Ich dachte, der ist Schrott.

"Fünf Jahre komplette Abneigung entlud sich in meinem Cabriolet." => Los, ran an die Männer! Die Leser wollen die "Abneigung" spüren!

"Für solche Worte hätte ich ihn eigentlich aus meinem Wagen schmeißen müssen," => Mir ist echt nicht klar, warum Michael Jack immer mitnimmt. Bloß weil der Redaktionsleiter das vorgeschlagen hat? Das ist unglaubwürdig.

"Mir wurde ein bisschen schwarz vor Augen. Doch nach mehreren Zwinkern, stellte ich fest, dass das Schwarze nicht von meiner Müdigkeit kam. Vorne auf der Straße standen zwei dunkle Mannschaftswagen " => Nee, so geht das nicht. Wenn Michael auf die Straße sieht, dann sieht er, was da vorgeht. Ihm wird nicht plötzlich "schwarz vor Augen".

"Jedoch tauchten auch hinter mir dieselben Fahrzeuge auf," => Dieselben? Eher weitere Mannschaftswagen, oder?

"In einer unbelebten Gegend." => Unbelebte Gegend? Ich denke, die sind mitten in Berlin? Du solltest nicht an relevanten Beschreibungen sparen.
"Mitten im prasselnden Regen" => Dito. Bisher hat der Leser nichts von den Wetterverhältnissen mitbekommen (nicht mal die Jahreszeit ist klar) und nun regnet es urplötzlich in Strömen.

"Hinter ihm standen sechs riesige Männer mit dunklen Anzügen"
"vier Mannschaftswagen" => Wie passen Anzugtypen zu Mannschaftswagen?

"„Nein, sie irren sich, dass ist der Kerl neben mir." Ich versuchte den Verdacht auf Jack zu lenken" => Den Nachsatz streichen, denn das hat selbst der dümmste Leser bereits kapiert.

"Jack hatte sich mittlerweile beruhigt und stand wieder neben mir." => Wann sind sie aus dem Auto gestiegen?

"Sie müssen wissen, Herr Rosenberg. Ich bin ein empfindlicher Mensch." => Mal abgesehen von dem Fehler in der Zeichensetzung: Warum steht der empfindliche Typ denn da im prasselnden Regen, ohne Regenschirm, und schwingt lange Reden? (Und gesteht dann auch noch, vor Zeugen, einen Mordversuch => "Erst wollte ich sie aus dem Weg räumen. Gelang nicht."?)

"Was mich dazu trieb, mich in den Schuss zu werfen, um Jack zu retten? Die Nebenwirkungen. => Äh, was für Nebenwirkungen? Von was? Sorry, aber das kapiere ich nicht, ganz und gar nicht - und daher lässt mich dein Text mehr als unbefriedigt zurück.
(Auch mit deiner Erklärung aus dem Kommentar verstehe ich das nicht. Nebenwirkungen vom Erfolg? Also, wenn du das dem Leser wirklich weismachen willst, müssen mehr Hinweise in den Text. Weitere Interpretationsansätze sehe ich da auch nicht, wie gesagt, ich kapiere das Ende schlicht und einfach nicht.)

Grüße
Chris

 

Hallo Chris,


hab auch mittlerweile gemerkt, dass ich in meiner Kurzgeschichte oft die Sitautionen zu undeutlich beschrieben habe und daher genug Fragen offen bleiben.

Liegt wohl daran, dass ich eine lange komplexe Handlung in einen kurze Geschichte gepackt habe. Die vielen Verkürzungen zerstören die Logik bei der ganzen Sache. So viel zu meiner eigenen Erkenntnis. :)

Jetzt aber nochma zum Ende meiner Kurzgeschichte:

Stell dir vor du bist ein Journalist. Du sparst nicht mit Kritik in deinen Artikeln. Ziehst die Aufmerksamkeit der Leser auf dich und somit kommt automatisch auch dein Erfolg. Erste Nebenwirkung: Die Leute, die du in deinen Artikeln kritisierst, fühlen sich verspottet. Als Journalist musst du damit rechnen, dass sie dich eventuell sogar hassen. Immerhin kommen sie mit ihren Anwälten und wollen dich verklagen. Ist kein schönes Gefühl gehasst zu werden. Damit muss man umgehen können. Das konnte Michael nicht (Also Nebenwirkung Nr.1)

Nebenwirkung Nr.2 : Stell dir noch einmal vor du bist ein Journalist. Du wirst vielleicht gehasst, aber du bist stolz darauf, was du mit deinem Beruf erreicht hast (Beförderung usw.). Du weißt, dass Jack alle deine Artikel kennt, da sich Jack über die Artikel jedesmal nicht gerade spärlich auslässt (habe ich in meiner KG auch viel zu wenig deutlich gemacht ist mir aufgefallen). Du merkst Jack ist neidisch. Neid ist nun einmal die höchste Anerkennung von Ruhm (hat einmal ein sehr verblödeter Rapper gesagt, aber der Satz hat schon seine Richtigkeit). Du kannst dich durch diesen Gedanken sehr gut aufbauen. Du gelangst zu der Meinung, dass du es in deinem Leben zu etwas gebracht hast. Nun bist du in der Situation, dass die Person, dem du diese Erkenntnis zu verdanken hast, ermordet werden soll. Wie entscheidest du dich? (Ich habe irgendwie das Gefühl du würdest dich trotzdem nicht aufopfern, aber Michael ist so ein Mensch)

Diese und weitere Nebenwirkungen, die ich nicht nennen will, weil ich keine Lust habe, alle ausführlich zu erklären, habe ich in meiner KG viel zu undeutlich herauskristallisiert. Werde die nächste Kurzgeschichte nicht aus dem Stehgreif schreiben. Dann kommt sie vllt. auch besser an. (Allein der Gedanke, dass meine Journalisten den ganzen Tag im Büro hocken, ist wirklich ein Anzeichen dafür, dass ich gar nicht nachgedacht und mich überhaupt nicht in meine eigene Geschichte hineinversetzt hatte.) Aber gegen mein Schreibstil hast du hoffentlich nichts einzuwenden.

Also Chris, wenn meine Erklärungen dich immer noch mehr als unbefriedigt zurücklassen, wende dich für weitere Nebenwirkungen, damit die Kurzgeschichte Sinn macht, an deinen Arzt oder Apotheker.:lol:

 

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