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neue Eltern?
Es war ein sehr warmer Abend und die Zweibeiner hatten die großen Gitter schon verlassen, da erschnupperten 3 kleine Waschbärchen die Luft der Welt, drängten sich leise wimmernd an ihre pelzige Mutter Fenja, die sie geduldig säugte. Thar, ihr Mann, schlich mit stolz geschwellter Brust umher und erzählte jedem, der es wissen wollte, und sogar denen, die es nicht wissen wollten, das er nun Vater zweier starker Söhne und einer wunderhübschen Tochter wäre.
Doch dann, die drei Wolleknäule hatten schon vor einigen Tagen das erste Mal ihre Augen geöffnet geschah etwas, an das sich die Familie noch lange erinnern würde. Ein schlimmes Gewitter zog auf, es stürmte und polterte, als wäre es dem Stum selbst ein Anliegen, alles nieder zu reißen, was sich ihm in den Weg stellte. Die Sonne verkroch sich erschrocken hinter dem Horizont und im peitschenden Regen verlor eines der großen Gitter seinen Halt, und kippte in den kleinen Teich der Waschbärenfamilie. Thar untersuchte mutig die Lücke im Zaun, und rief dann allen zu, das sie endlich frei wären. Hastig lief er zum Nest seiner kleinen Familie zurück und verkroch sich, denn die Freiheit war ihm nicht geheuer.
Unschuldig zogen am nächsten Morgen weiße Schafwölkchen über den hellblauen Himmel und als Fenja die Augen öffnete, hörte sie von weitem viele Stimmen von Zweibeinern, denn es war schon spät am Tage und sie sah wie Thar das frisch geflickte Gitterstück untersuchte.
Als schon viele Zweibeine an ihrem Käfig vorbei gezogen waren, da merkte Fenja mit einem mal, das eins der Fellknäule fehlte und sie fragte ihren Mann: „Hast Du den kleinen Tarlin bei Dir?“ Und Thar sah seine Frau an und stellte erschrocken fest: „Nein, ich dachte Du hast ihn bei Dir!“ Sie suchten alles ab, auch die Stelle, wo das Gitter heute Morgen geflickt worden war, und da sie den kleinen Tarlin nirgends finden konnten, brach Sorge und Kummer über die kleine Waschbärenfamilie herein…
Sipp, der Kuckuck flog an diesem schönen Morgen über das Wäldchen, nahe dem Zoo, er konnte von hier oben viel sehen, den kleinen Bauernhof hinter dem Wäldchen, in dem vermutlich noch immer alle schliefen, die bunten Wägen der Zweibeiner nahe dem Zoo, über den sich nur selten ein Vogel fliegen traute, den langen Hals der Giraffe, die grünen Wipfel der Tannen, ein - er flog einen Kreis, blinzelte erstaunt - was war denn das? Auf dieser Lichtung im Wäldchen hockte auf einem großen Stein ein gar merkwürdiges Tier. Sipp flog näher heran, kreiselte über dem Stein auf der Lichtung, bis ihm beinah übel wurde und setzte dann endlich, in genügend Entfernung von der Merkwürdigkeit zur Landung, auf einem der untersten Äste einer Tanne an. Misstrauisch beäugte er das Tier, das sich nicht bewegen wollte und das am Kopf - ja es musste der Kopf sein - eine noch merkwürdigere Zeichnung trug, die aussah wie eine schwarze Maske. „Kriminell“ flötete Sipp und hüpfte ein wenig näher heran. Endlich hob das pelzige Etwas den Kopf – ja, jetzt war Sipp sich sicher das es der Kopf war –und öffnete die schwarzen Knopfäuglein, sah den Kuckuck erschrockener an, als dieser es je gesehen hatte. „Ich bin doch kein Rabe“ murrte er und hüpfte zu einem anderen Ast, der näher zum Stein reichte. Dort wurde sein bräunliches Gefieder von der Sonne beschienen und das seltsame Pelztier könnte sehen, dass er nicht gefährlich war. Das pelzige Tier rückte ein wenig ab und wäre beinah vom Stein gepurzelt, dann fragte es leise – es hatte einen seltsamen Akzent: „Bist du ein Strauß?“ Empört schnappte Sipp nach Luft. Also so was. Noch nie hatte ihn jemand mit dem Grünzeug verwechselt, das die Zweibeiner sich schenkten. „Was bist du für ein dummes Knäul“ brachte er endlich hervor und die kleinen Knopfaugen des Pelzigen blinzelten verwirrt. „Was bist Du denn? Meine Mami sagt, Sträuße haben Schnäbel im Gesicht und anstatt Pelz haben sie Federn“ Sipp freute sich, ach einen Vogelstrauß hatte das Fellknäul gemeint, ja damit ließ er sich gern vergleichen. „Sipp, der III., meines Zeichens Kuckuck“ erwiderte er gnädig. Der Kleine kroch wieder näher und betrachtete Sipp nun eingehender. „Wo ist denn Deine Mami?“ fragte Sipp, der sich bei der Musterung ein wenig unbehaglich fühlte. Konnte man denn wissen, was so ein Knäul fraß? Der Kleine blickte ihn mit einem mal traurig an „ich habe mich verlaufen und weiß es nich“. „Oh“, machte Sipp und flatterte auf. „Im Elternsuchen bin ich ungeschlagen“ - und weg war er.
Vom Rufen ihres Freundes Sipp erwachte die Gans Cecil an jenem Morgen. Hatte Tock schon wieder verschlafen? Ohje das würde Ärger geben – wenn er bloß nicht in den Topf kommen würde. So schnell sie ihre Gänsebeine trugen rannte sie zum Misthaufen, stocherte mit ihrem Schnabel ins bunte Gefieder von Tock, dem Hofhahn. „Aufwachen, aufwachen Du Taugenichts!“ gackerte sie ungeduldig. Tock fuhr erschrocken auf, ordnete schnell sein Gefieder und seine Gedanken, stolzierte dann hastig auf den Misthaufen und krähte aus Leibeskräften, so eifrig, das er einen Hustenanfall bekam.
Auch Benny, der struppige Esel, hörte den Lärm, erhob sich ächzend aus seinem Stroh und blickte aus seinem kleinen Stallfenster hinaus auf den Hof. Er hatte gerade vom Gesang einer Nachtigall geträumt und jammerte leise seinem schönen Traum nach. Auch der Bauer und seine Familie erwachte und der Bauer öffnete Bennys Stalltür, denn er wusste, dass Benny auf seine alten Tage nicht mehr fort laufen würde. Dann ging er in den großen Stall um die Kühe zu melken. Von Tocks Verspätung hatte er zum Glück nichts gemerkt.
Endlich hatte Sipp Zeit sein wirres Geplapper an seine beiden Freunde Cecil und Benny loszuwerden und bald darauf trieb Cecil von Neugier und Mitleid erfasst die beiden anderen ins nahe Wäldchen. „Auf auf, das kleine braucht eine Mutter, schnell schnell ihr beiden!“ rief sie immer wieder und schon nach wenigen Minuten hatten sie die kleine Lichtung und den Stein erreicht, versammelten sich um den Stein, auf dem das Knäul hoffnungsvoll gewartet hatte und bestaunten es. Es schien ein wenig erschrocken, von so vielen großen Tieren umringt, aber als es Sipp erkannte, fragte es froh: „Hast Du meine Mutter gefunden?“ Sipp reckte den Kopf stolz und erwiderte: „Hier, das sind Deine neuen Eltern – sagte ich nicht, das ich im Elternfinden ungeschlagen bin?“ Das Pelzige Tierchen blickte ängstlich und betrübt zwischen dem Esel und der Gans hin und her und Benny fragte mit jammerndem Tonfall: „Bist Du sicher, das es neue Eltern braucht?“. „Papperlapapp“ fuhr Cecil dazwischen, und fragte dann in Richtung Stein: „Wo ist denn Deine richtige Mutter?“. Sipp flatterte empört auf und flötete: „Es hat seine Mutter verloren!“ Benny begann von neuem zu Jammern: „Das arme kleine, hat seine Mutter verloren“. „Und wie heisst Du überhaupt?“ gackerte Cecil etwas lauter noch wie zuvor, denn sie musste ihre beiden Freunde ja übertönen. „Wenn es keine Mutter hat, hat es auch keinen Namen“ krakelte Sipp, der sich durch die Fragerei der Beiden gekränkt fühlte. „Nicht mal einen Namen hat es“ jammerte Benny. „Ruhe ihr beiden“ kreischte Cecil nun endgültig und als mit einem mal Stille eintrat, fiel den dreien auf, dass das pelzige Tier inzwischen vom Stein gerutscht war und sich in den hohen Grashalmen der Lichtung zu verstecken versuchte. „Ihr habt es erschreckt“ gackerte Cecil und watschelte auf den Kleinen zu. „So klein und so viel Lärm“ murmelte Benny voller Mitleid und Sipp setzte sich schmollend auf einen höheren Ast der Tanne. Cecil neigte ihren langen Hals und Benny schnaubte das kleine Tier freundlich an. „Nun sag uns, wie ist Dein Name?“ fragte Cecil, und das kleine Tier antwortete leise: „Tarlin“. „Du hast eine schöne Zeichnung im Gesicht, fast so schön wie meine Blesse, was bist Du für ein Tier?“ fragte Benny, der endlich Gelegenheit hatte, das kleine Tier genauer zu betrachten. „Ein Waschbär“ erwiderte der Kleine. Der neugierige Sipp flatterte wieder näher und ließ sich neben den kleinen Tarlin ins Gras sinken. „Habe ich dir nicht freundliche Eltern gesucht?“ fragte er und vergaß ganz, dass er ja böse auf Cecil und Benny sein wollte. „Ja Sipp, der III., aber ich möchte gern zu meinen eigenen Eltern zurück“. Benny seufzte schwermütig und die Gans Cecil fuhr Sipp an: „Du hast ihm nicht richtig zugehört – Taugenichts“. Sipp versuchte die Freundin zu ignorieren und starrte stur vor sich hin und Cecil besann sich einen Moment. „Waschbären gibt es hier nicht, kommst Du aus dem Zoo?“ „ich wohne hinter den großen Gittern“ erwiderte Tarlin glücklich, denn endlich schien ihm jemand helfen zu können. „So klein und schon hinter Gittern“ seufzte Benny und Sipp konnte es sich nicht verkneifen zu murmeln: „kriminell, ich wusste es doch gleich“. „Ruhe ihr beiden“ schnatterte Cecil und wandte sich dann an Sipp: „Du kennst doch den Weg zum Zoo?“. Sipp nickte, noch immer ein wenig beleidigt. „Gut - Benny Du wirst ihn tragen, na los!“. Keinen Widerspruch duldend piekte die Gans dem alten Esel in die Seite und der nahm den kleinen Tarlin auf seinen Rücken und schon konnte es losgehen. Es dauerte nicht lang, da tauchten die ersten Gitter schon vor den Augen der vier Reisenden auf und Tarlin begann glücklich zu quieken, fast wäre er vom Rücken des Esels gerutscht. Am Eingang angekommen setzte Benny seinen kleinen Passagier ab und der rannte glücklich den Weg hinauf zum Zoo, gleich wäre er wieder zu Hause, gleich.. doch dann wandte er sich noch einmal um und rief den dreien zu „Im Elternfinden seid ihr alle ungeschlagen!“ und schon war er im Eingang des Zoos verschwunden.