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Nicht mal Opa

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22.06.2003
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Nicht mal Opa

Beziehnungs-Tuev in etwa zehn Sekunden. Haben wir eine Zukunft, oder nur eine Nacht? Liebe ich sie, passen wir zusammen? Schwerwiegende Fragen innerhalb von so kurzer Zeit gestellt und eindeutig alle mit „Ja“ beantwortet, das war ich.
Als Tuev Plakete schenkte ich ihr nach fuenf Tagen einen Ring und nochmal fuenf Tage spaeter lag ich mit ihr auf der Wiese unterm Eifelturm.
Wir liebten uns jahrelang. Ich machte meine Ausbildung fertig, studierte Design, fand einen Job in einer Agentur, in der ich fuer ein alleinlebenden Mann zuviel verdiente. Bei Opas Beerdigung suchte ich den Grabstein aus. Mit 65 wuerde ich impotent und beschloss von meiner Rente monatlich ein bisschen Geld beiseite zu legen, damit ich mir den Marmorgrabstein kaufen kann, der die Form eines kindlichen Engels hat und zwei weisse Flecken im oberen Teil des schwarzen Steines, wie Augen aussehen. Mein Leben war total unjazzig. Nicht improvisiert. Geplant und abgearbeitet.

Die Zeilen sind nicht waagerecht zur oberen und unteren Kante des Papiers. Beim Lesen erkenne ich die Ueberlegenheit der Schrift, der toten Geometrie des Papiers zu trotzen. In diesem Brief schreibt sie, geahnt zu haben, dass ich ausflippen werde, wenn sie es mir sagt. Ich betrete unwegsame Erinnerungswege, Schotter und Schlaglöcher. Aber ausgeflippt bin ich nicht als sie mir es gesagt hat. Es geht nicht. Ich kann nicht weiterlesen. Ich muss raus.

Gegenden, in die mich mein schwächelnder Erkundungsdrang nie gefuehrt hat. Ländlich und naturbelassen legt sich die fremde Landschaft mit ihren Wiesen und Huegeln neben die Autobahn. Unter dem Tränenstrom nehme ich alles so wahr, wie hinter der Frontscheibe ohne Scheibenwischer bei starkem Regen. Ich fahre ein Stueck Bundesstrasse, ein mickriges Stueck Kreisstrasse und stottere schliesslich auf einem Feldweg. Die Räder drehen im Matsch durch. Nicht mal ein Opa bin. Ich habe keine Enkel. Niemand sieht mich als heulenden Greis auf Rallyefahrt. Wenn ich jetzt hier sterbe, den Grabstein beim Steinmetz habe ich gegen Anzahlung reserviert.

Die Nadel streift an der 7.000 am Drehzahlmesser und ich komme langsam weiter. Vor mir liegt jemand auf der Strasse. Ich halte an und steige aus. Das Kind hat einen Kleid an. Es ist ein Mädchen. Sie steht auf.
„Gib mir den Brief!“ ihre Stimme hat eine weltfrieden machende Ruhe.
Ich hatte den Brief vorher mitgenommen auch wenn ich vor meiner Vergangenheit wegfahren wollte. Ich reiche ihn ihr.
„Es war ein Licht, in dem meine schreibende Hand Schatten auf die gesetzten Wörter warf. Damals war das Papier weiss. Schau es Dir an! Jetzt ist es gelblich, zerfällt fast im Wind.“
Als sie mir den Brief zurueck gibt sehe ich den Ring an Ihrer Hand.
„Ich trage ihn nur wenn ich hier unten bin.“
Sie ist es. Sie ist das Maedchen, fuer das ich vor 50 Jahren alle meine Zweifel zu Gunsten der Liebe aufgegeben habe.
„Ich musste gehen, ich habe es Dir gesagt und ich habe es Dir in diesem Brief geschrieben. Ich musste zurueck in meine Welt.“
Ich sinke vor ihr in den Schlamm und sehe aus meinen Tränenaugen wie sie wegläuft, sich umdreht:
„Ich bin Dein Engel, Deine Liebe, aber nicht Dein Schutzengel. Fahre bitte vorsichtig nach hause, sterbe nicht hier im Schlamm. Ich werde meine Fingerabdruecke auf den schwarzen Grabstein setzen und niemehr einen Menschen ungluecklick machen indem ich mich in ihn verliebe.“

 
Zuletzt bearbeitet:

Ein schwierig zu interpretierender Text.

Der Einstieg des Textes ist schon in die Irre führend:

Beziehnungs-Tuev in etwa zehn Sekunden. Haben wir eine Zukunft, oder nur eine Nacht? Liebe ich sie, passen wir zusammen? Schwerwiegende Fragen innerhalb von so kurzer Zeit gestellt und eindeutig alle mit „Ja“ beantwortet, das war ich.
Als Tuev Plakete schenkte ich ihr nach fuenf Tagen einen Ring und nochmal fuenf Tage spaeter lag ich mit ihr auf der Wiese unterm Eifelturm.

Beziehungs-TÜV? TÜV-Plakette?

Du wiederholst diese Einflüsse immer und immer wieder:

Ländlich und naturbelassen legt sich die fremde Landschaft mit ihren Wiesen und Huegeln neben die Autobahn. Unter dem Tränenstrom nehme ich alles so wahr, wie hinter der Frontscheibe ohne Scheibenwischer bei starkem Regen. Ich fahre ein Stueck Bundesstrasse, ein mickriges Stueck Kreisstrasse und stottere schliesslich auf einem Feldweg. Die Räder drehen im Matsch durch.

Die Nadel streift an der 7.000 am Drehzahlmesser und ich komme langsam weiter

Der Text hinterlässt den Eindruck als beschriebst du einen älteren Herrn, der die Liebe seines Lebens verließ und seinen Frust mit seinem Auto kompensierte. Wenn man einige Sätze aus deinem Text streichen würde (...in der ich fuer ein alleinlebenden Mann zuviel verdiente), könnte man sogar denken, du beschreibst auf eine besonders poetische Art und Weise das Daseinsgefühl einer TÜV-Plakette bzw. eines Autos...
Ob ich damit richtig liege, das wäre allerdings eine Mutmaßung. Meiner Meinung nach solltest du die Botschaft stärker herausarbeiten oder zumindest in einem Extraposting deine Intention kund tun.

Mfg
jingles

 

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