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Nicht umdrehen

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29.08.2003
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Nicht umdrehen

Nichts scheint dem Menschen mehr Halt zu geben, als ein anderer… Aber ich möchte niemanden festhalten… Ich möchte loslassen können…
Damals, als du weggingst, noch einmal zurückschautest, und dann weitergingst, nahmst du mich mit… In eine neue Welt voller Gefahren, Lügen, Liebe und Tränen… Ich fühlte Glück, welches krank in seinem Herzen war… Und dennoch ließ ich nicht los…
Ich konnte mich nicht einfach umdrehen…
und gehen…

Ein kleines Mädchen, das in der Ecke sitzt, während die anderen Kinder miteinander spielen und sich denkt, es ist gut so. Und traurig ist.

Es dreht sich um, wenn die Tür aufgeht. Deshalb setzt es sich immer an einen Platz mit Blick zur Tür. Da kann es nichts verpassen. Außerdem muss es sich nicht umdrehen.
Das Spielzeug liegt herum. Es bewegt sich nicht. Das Mädchen mag nicht damit spielen. Es findet es viel besser, die Puppen nur anzusehen. So wie die Tür.
Die Leute sagen, es hätte einen sehr starren Blick, wenn es das Spielzeug beobachtet und einen traurigen, wenn sie die Tür ansieht. Aber das Mädchen macht es gerne. Es wird ihr nie langweilig dabei. Solange sich die Tür von Zeit zu Zeit öffnet.


Ein kleines Mädchen, das in der Ecke sitzt, während die anderen Menschen tanzen und sich denkt, hoffentlich kommt bald ein Lied, das mir gefällt. Und ein trauriges Mädchen beobachtet.

Es dreht den Kopf, wenn jemand den Raum betritt. Doch es sitzt wie immer an einem Platz mit Blick zum Eingang. Manchmal glaubt es, dass… Oder hat es sich getäuscht?
Sie tanzen. Sie lachen und feiern. Das Mädchen kann nicht feiern. Es kann nicht grundlos in die Menge grinsen. Auch bemerkt es nicht, wenn es angelächelt wird. Aber wahrscheinlich täuscht sie nur vor, ein Lächeln nicht zu bemerken. Sie möchte die Puppen einfach nur ansehen. Und den Eingang im Blick behalten.
Manchmal fragen die Leute das Mädchen, warum es so traurig schaut. Aber es ist nicht traurig. Es ist ihm auch nicht langweilig. Es kann die Puppen tanzen sehen. Es kann den Eingang sehen. Es muss sich dafür nicht einmal umdrehen. Es kam alles zu ihr.

 

hi!!!
wäre erfreut über ein bisschen kritisiert werden...

dankeschön, eva

 

hi!
eine sehr berührende geschichte...
und sehr mutig, über dieses thema zu schreiben!
ich hoffe nur, dass hinter dieser geschichte nicht allzu viel wahrheit steckt was deine person angeht...

alles liebe weiterhin, schriftbild

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Kardia

Mir missfällt deine Geschichte, da sie in mir etwas berührt, das ich an mir selbst nicht mag. Sorry.

Ein paar Dinge, die mir aufgefallen sind:

Ich konnte mich nicht einfach umdrehen…
und gehen…

Ein kleines Mädchen, das in der Ecke sitzt, während die anderen Kinder miteinander spit
Es dreht sich um, wenn die Tür aufgeht. Deshalb setzt es sich immer an einen Platz mit Blick zur Tür. Da kann es nichts verpassen. Außerdem muss es sich nicht umdrehen.

Das ist etwas seltsam, finde ich, auch wenn du es zuerst eher verallgemeinert meinst.

Das Spielzeug liegt herum. Es bewegt sich nicht. Das Mädchen mag nicht damit spielen. Es findet es viel besser, die Puppen nur anzusehen.
Das Spielzeug sind die Puppen (die Menschen)? Puppen im Sinne eines Puppen-Theaters finde ich passend. Spielzeug-Puppen nicht. Der Begriff allein birgt schon zuviel potentielle Bezugnahme des Mädchens auf seine Umwelt.

 

Gerade sehe ich wie alt die Geschichte ist... sie unterscheidet sich auch wirklich sehr von "Wir vergessen uns"..

 

hallo!

zu deiner kritik: ich krieg nicht ganz zusammen, was dich stört an den zitaten, die du gebracht hast. die ersten zeilen mit "ich" als Personalpronomen sind dem eigentlichen text vorangestellt. das "es" später bezieht sich auf das mädchen, und das mädchen als neutrales substantiv verlangt eben das "es". war das dein problem?

zu den puppen: klar wäre puppentheater eine möglichkeit als bild für die menschen. hab ich damals auch überlegt. aber die menschen können auch spielzeug sein, in doppeltem sinne: einerseits spielt man mit ihnen und dies impliziert, dass man sie in der hand hat, mit ihnen machen kann, was man will, das spielzeug ist willenlos. also auch puppentheater. spielzeug und puppentheater sind bilder, die sehr nahe beieinander liegen.

und ja: die geschichte ist sehr anders als "wir vergessen uns". "nicht umdrehen" halt ich mittlerweile auch nicht mehr für gut. ich würde so heute nicht mehr schreiben, inhaltlich schon, aber sprachlich nicht mehr.

ich dank dir!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi

die ersten zeilen mit "ich" als Personalpronomen sind dem eigentlichen text vorangestellt. das "es" später bezieht sich auf das mädchen, und das mädchen als neutrales substantiv verlangt eben das "es". war das dein problem?
Nein. Aber ich hab mich ja auch nicht ausgedrückt. Mein "Problem" war, daß in der Vorrede steht: "ich konnte mich nicht umdrehen." Danach aber gleich die Handlung geschieht: "Es dreht sich um." Ich verstehe natürlich, daß sich das Mädchen erst danach nicht wieder umdreht. Somit kein Problem, aber auch nicht schön in seiner geringen Verwirrung.

spielzeug und puppentheater sind bilder, die sehr nahe beieinander liegen.
Finde ich nicht. Ein Puppentheater ist für mich eher etwas, das man sich ansieht, aber das andere vorspielen, und nicht wie Spielzeug, das ich selbst in die Hand nehmen könnte.

 

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