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Nicki

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31.01.2016
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Nicki

Das erste Mal begegneten wir uns in der Übergangszeit. Die Zeit, in der ich morgens weiß, dass es einige Stunden heiß wie ein Sommertag sein wird, weil die Sonne bereits am wolkenlosen Himmel orangefarben aufgeht und ich das kurze Kleid anziehen will, bevor es für Monate im Schrank verschwindet. Es ist Herbst, aber ich will noch einmal in die offenen Schuhe schlüpfen, weil die Füße bald für lange Zeit in Stiefeln stecken. Und wenn ich früh draußen vor dem Haus stehe, bin ich froh, die dicke Jacke angezogen zu haben, auch wenn das nicht toll zusammen mit dem Kleid und den Sandalen aussieht und ich trotzdem friere. Mittags würde ich die Jacke dann am liebsten verschenken wollen, weil sie in der Hitze keinen Sinn macht und ich sie herumtragen muss. Es gibt Frauen, die wissen genau, was sie erwartet, und die haben für alles eine Lösung.

Nicki hockte im Hausflur vor ihrer Wohnungstür und wühlte in einer großen Tasche mit Pferdeaufdruck. Ihr Name stand handgeschrieben an der Klingel. Nicole Nickel in geschwungenen Buchstaben. Die ‚N’s erinnerten mich ein bisschen an offene Lassos, bereit ein Rindvieh einzufangen. Es muss weit nach zehn gewesen sein und ich kam vermutlich aus dem Kino. Nicki trug einen Mantel in einer Farbe, für die ich keinen Namen wüsste. Ein schmutziges, warmes Gelb hätte ich geantwortet, falls jemand überhaupt fragt. An den Füßen trug sie Sneakers in blassrosa und ich überlegte, ob die Farbkombination in Ordnung ging. Ich fror in dem Sommerkleid und den Sandalen. Die Jacke hatte ich versehentlich irgendwo liegenlassen. Der Platz um Nicki herum war versperrt, weil sie noch weitere Taschen abgestellt hatte. Ich blieb unschlüssig stehen und sagte wohl etwas wie ‘Entschuldige, bitte’, habe mich sicherlich auch geräuspert, vorbeigedrängelt habe ich mich aber nicht. Sie strich immer wieder eine Haarsträhne hinters Ohr, die nicht hielt, weil das Ohr zu klein war und das Haar zu dick. Als sie zu mir herumwirbelte, schien ihr Gesicht nur aus Augen und Zähnen zu bestehen. Die Augen blau, die Zähne schief. Es überraschte mich in einer Art, dass ich unvermittelt lachte, wie es mir manchmal während einer Kinovorstellung passiert, wenn sonst niemand lacht. Sie guckte nicht einmal irritiert, sondern lachte einfach auch und war so vertraut.
„Immer liegt der Schlüssel unten und alles andere oben drauf. Man sieht ihn nie“, sagte sie. „Es hängt ein dickes, schweres Herz aus Gold dran.“ Das war der Moment, in dem ich ihren Augenaufschlag zum ersten Mal sah.
Unbeschwertheit schüchtert mich ein. So zwinkerte ich wortlos und ungeübt zurück, als wäre mir ein Insekt ins Auge geflogen, kletterte über ihr Zeug und schleppte mich die Treppe hoch ins Dachgeschoss, wo sich seit kurzer Zeit meine Wohnung befand. Wir müssen ungefähr zur selben Zeit eingezogen sein. Ich hätte den Abend gerne im Bett verbracht und gehofft, früh einzuschlafen, aber bei allem Stress muss sich auch mal amüsiert werden, sagte meine Mutter. Ich würde viel zu wenig für mich selbst tun. So begleitete ich sie nach der Arbeit ins Kino, wie wir dann eben jedes Mal ins Kino gingen, wahlweise ins Theater oder in ein Musical, schon mal mit anschließendem Restaurantbesuch.
Sie zahlt den Babysitter und auch alles andere. Das Gute daran ist, ich kann sitzen und muss mich nicht unterhalten oder werde nicht angewiesen, nach diesem oder jenem Mann zu sehen. Manchmal nicke ich sogar kurz im Dunkeln ein. Sport würde ich auch zu wenig treiben. Ich wäre nicht mehr jung genug, um nichts für meinen Körper zu tun. Das letzte Mal war ich im wellyou, um den Vertrag zu unterschreiben.

An besagtem Abend, als ich Nicki zum ersten Mal traf, schlief ich schon, noch bevor mein Kopf die Matratze meines Bettes berührte und dachte am nächsten Morgen nicht mehr an sie. Stattdessen zog ich ungeschminkt und mit nassen Haaren die Reißverschlüsse an den Jacken meiner beiden Kinder zu, ohne Zipfel vom Pullover oder Haut am Kinn einzuklemmen, bevor wir gemeinsam die Wohnung verließen. Kosmetik betrieb ich dann später am Autospiegel vor dem Verlag, in dem ich arbeitete.

Das zweite Mal traf ich sie am darauffolgenden Samstag in der Kassenschlange vom Drogeriemarkt. Dabei stellten wir fest, dass unsere Töchter im selben Alter waren. Ihre rotblond gelockt, meine tat sich schwer mit dem Haarwuchs. Den Rückweg gingen wir gemeinsam und die Mädchen in ihren Wagen nahmen sich währenddessen die Holztierchen gegenseitig aus den Händen und ließen sie unermüdlich zu Boden fallen. Die meiste Zeit hob ich sie auf, denn Nicki war damit beschäftigt, zu erzählen. Sie sei frisch geschieden und habe einen Job in einer Werbeagentur angenommen. Sie könne ja heilfroh sein, mit der Kleinen überhaupt eine Stelle gekriegt zu haben. Aber na ja, ich wisse ja, wie das wäre: Alltag mit Kleinkind. Dann redete sie die gesamte Strecke weiter und ich hörte zu. Im Hausflur angekommen war ich informiert: Einzel- und Scheidungskind, schockverliebt in einen Architektensohn, schwanger, Studium abgebrochen. Zu diesem Zeitpunkt parkten wir die Briefkästen mit den Kinderwagen zu, nahmen die Einkäufe und die Krabbelkinder heraus. Vor ihrer Wohnungstür im Parterre übergab sie mir ihr Baby und suchte wieder nach dem Schlüssel und das Baby etwas in meinen Haaren.
„Suri scheint dich zu mögen. Sollen die Kleinen vielleicht ein bisschen zusammen spielen? Ich komm dann gleich dazu und bringe ein paar süße Teilchen mit. Wir feiern auf gute Nachbarschaft.“ Ich muss nicht erwähnen, dass eines ihrer Augenlider langsam herabfiel und ihr Lächeln wie eine freundliche Waffe war, die sie einzusetzen wusste.

In meiner Wohnung setzte ich die beiden Kleinen in das Laufgitter und bereitete für meinen Sohn eine Mahlzeit zu. Ich erwartete ihn von einem Ausflug mit seinem Vater zurück. Erfahrungsgemäß haben die beiden Männer vor lauter Kumpelspaß keine Zeit, sich mit Nahrung zu versorgen. Belustigung plus Übernachtung mit Verpflegung ist eine seltene Kombination. Unsere Tochter wird dann meist hier vor Ort noch ein Stündchen bespaßt. Er hätte ‚da so noch keine Bindung aufgebaut‘. Dafür ist der kleine Bursche immer mächtig aufgedreht von Eiscreme und Kletterpark.
„Ah, du hast gekocht, Cara mia.“ Carlos Nase hing bereits im Topf, noch bevor ich ‚Hallo‘ gesagt hatte.
„Ich bin soo hoch geklettert, Mama“, rief der Bub zeitgleich. Er stand noch im Hausflur und reckte seine Arme über den Kopf, hüpfte dann an mir vorbei ins Wohnzimmer und stieg zu den Mädchen in den Laufstall, rief seine Frage, wer denn die Rothaarige da neben seiner Schwester sei, ob Papa mitessen würde und ich sparte mir sämtliche Antworten. Immer haushalte ich mit meinen Kräften an Gesprächen. Ich bin die, die den Weg kehrt, wenn die anderen noch darüber reden, wie der Dreck da überhaupt hingekommen ist. So deckte ich den Tisch für drei und drückte den Kleinen einen Keks in die Hand. Carlo und ich tranken anschließend noch einen Kaffee. Süße Teilchen gab es nicht dazu, dafür eine Sprachnachricht; Nicki würde im Stau stehen, sie wäre noch schnell zu ihrem Pferd in den Stall gefahren. Da müsse ich unbedingt mal mitkommen. Kindern gefiele es dort so gut zwischen all den Tieren. Es folgte eine Salve lobender Worte über meine Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft und noch etwas über Nachbarschaftshilfe, dann hupte es und die Aufnahme war beendet.
„Wow, die ist ganz schön am Rotieren“, sagte der Ex. „Das ist doch die Blonde, die unten eingezogen ist?“ Die Bewunderung war ihm anzusehen, weil seine Augen kreisrund erschienen und der Mund Katzenbabies in einem Stück hätte verschlucken können, so breit lächelte er. Ich fragte, wo er denn heute noch so rotieren müsste und begleitete ihn zur Tür, wohlwissend, dass außer Spaß nichts auf dem Tagesplan stehen würde. Einem Kuss konnte ich gerade noch ausweichen, und er streifte mit seinen Lippen mein Kinn, aber sein Lachen hallte im Treppenhaus eine Weile nach.

Meine Stirn lehnt an der kühlen Autoscheibe und ich denke an die Fahrten damals im Schulbus, wenn ich unglücklich verliebt war. In ihrer Wohnung brennt kein Licht. Bevor ich aussteige, schreibe ich ihr eine Nachricht, in der ich sie bitte, heute Abend hochzukommen. Ich muss das klären. So geht’s nicht weiter. Mittlerweile ist Winter und mein Atem gefriert an der Frontscheibe meines alten Wagens. Sie will eine ‚Flasche guten Weines‘ mitbringen, die Kunden in der Agentur seien großzügig und dann würden wir uns einen gemütlichen Mädelsabend auf der Couch machen.
Alles, was ich denke, hat mit Nicki zu tun. Es gibt keine Zeit, die ich nicht zuvor mit ihr abspreche. Ich bringe ihr etwas vom Einkauf mit oder aus der Apotheke, fahre einen Umweg, um ihre Kleine nachmittags aus der Krippe abzuholen, wenn sie aufgehalten wird, und behalte sie dann bei mir, bis es Nicki möglich ist, sie abzuholen. Bis dahin hab ich das Kind bereits drei Mal getröstet, fünf Mal mit Nahrung versorgt, sie umgezogen, weil ich nicht rechtzeitig die Windel gewechselt habe oder sie etwas verschüttet hat, auf die Beule am Kopf gepustet und „Heile heile Segen …“ gesungen, mehrmals die Geschichte von Mama-Bär vorgelesen und sie manchmal einfach für eine kurze Zeit ignoriert. Es verging im vergangenen halben Jahr keine Woche, in der ich nicht wenigstens einmal nachts an Nickis Bett saß, das Babyfon auf dem Schoß, ihre Hand in meiner. Ich erinnere mich, als sie sagte, es wäre nicht die Angst vor dem Schlaf, sondern vor dem Aufwachen. Weil sie, noch bevor sie die Augen öffnet, genau in dem Moment, der sie vom Schlaf ins Wachsein trägt, an das denkt, was sie vergessen wollte, als sie einschlief. Danach haben wir beide geweint. In vielen anderen Nächten liegen Männer in ihrem Bett. Im Job ist sie kreativ, es gibt keine festen Arbeitszeiten und manchmal ist sie erst spät zurück. Dann nimmt sie ihre Kleine bettfertig und schlafend von mir in Empfang, schlägt eines ihrer wimpernschweren Lider langsam zu und wieder auf, haucht mir einen Kuss auf die Wange. Strong and independent woman nennt sie sich im Spaß. Es sei alles eine Frage der Organisation.

Die Kinder übernachten heute bei meiner Mutter, deswegen bin ich noch spät unterwegs, konnte ordentlich was wegarbeiten. Morgen vor dem Frühstück werde ich die beiden wieder abholen, setze meine Mutter bei der Gelegenheit am Tennisclub ab. Schließlich zahlt sie die Autoversicherung.
Doch jetzt ist Feierabend, ich habe sturmfreie Bude, liege endlich in der Badewanne. Ich spreche mir den Text laut vor, den ich später vor Nicki aufsagen werde und lasse immer wieder heißes Wasser nachlaufen, denn ich will auf keinen Fall wieder aus der Wanne steigen. Nicht, weil ich so gerne bade, sondern weil ich sonst etwas anderes tun müsste. Gar nicht mal etwas wie Wäsche zusammenlegen oder Spielzeug aufräumen, Nägel schneiden oder Geschirr spülen. Ich müsste irgendetwas tun, wie auf dem Sofa sitzen und überlegen, ob ich Musik einschalte oder den Fernseher. Ich könnte auch nur im Zimmer stehen und auf die Straße sehen. Ich müsste etwas tun. Meine melancholische Stimmung wird von den Songs The Hics weiter gedämpft und ich habe so viele Kerzen auf den Badewannenrand gestellt, dass ich mir wie aufgebahrt vorkomme. Als ich nach dem Weinglas greife, fällt der aufziehbare Schwimmer ins Wasser und bewegt mit letzter Antriebskraft die Beine. Die Zugschnur schleppt er hinter sich her. Er paddelt schwach, vorwärts kommt er nicht, geht aber auch nicht unter. Ich drücke ihn mit dem Fuß auf den Grund der Wanne, bis er sich nicht mehr rührt und leere das Glas mit dem Rotwein in einem Zug.
Um zehn ist Nicki immer noch nicht da, aber mein Telefon voll von Sprachnachrichten. Eine davon lautet: ‚Hallo Süße. Stell dir vor, wen ich getroffen habe: Deinen Ex. Und du kennst ihn ja. Da sind wir eben versackt. Is ja jetzt schon spät. Du kommst dann besser morgen zum Frühstück runter. Die Kinder spielen und wir quatschen. Ciao, mach dir ’n schönen Abend mal so ganz in Ruhe. Nur für dich.‘ Im Hintergrund ist eindeutig Carlos Lachen aus den üblichen Bargeräuschen herauszuhören und sie schmatzt mit ihren feuchten Lippen einen Kuss in das Telefon, bevor es in meinen Ohren still wird.

Am nächsten Morgen öffnet sie mir verschlafen die Tür. Ich bin schon einmal durch die halbe Stadt geschlittert, eingefroren und wieder aufgetaut, habe mir Lebensweisheiten meiner Mutter angehört, den hungrigen Kindern auf dem Rücksitz „Bis nach Toulouse“ vorgesungen, hab an der Stelle „… als gäb’s kein Morgen mehr“ vor lauter Gefühl meine Stimme verloren, der Bub hat ein anderes Lied gefordert und ich hab dann „Halb so wild“ angestimmt, weil mit Anfang dreißig eben alles nur noch halb so wild ist.
„Komm rein. Bin gleich so weit“, murmelt sie. Im Schlafshirt mit zerwühlten Haaren sieht sie aus wie ein Mädchen. Sie schlurft vor mir her ins Bad, ich biege mit der Brötchentüte in die Küche ab. Meine Kinder flitzen durch die Wohnung und suchen Suri. Die ist bei ihrem Vater. Ich räume den Tisch frei von Papieren, Zeitschriften und Spielzeug und frage vorsichtshalber, ob wir das Frühstück nicht verschieben sollten. Vertrocknete Blütenblätter fallen aus der Vase auf den Tisch. Auf meinem stehen nicht mal Blumen.
„Das ist eine Superidee. Ich komme hoch, wenn die Kleine zurück ist. Er will sie gegen elf bringen. Dann machen wir es uns schön“, sagt sie und es klingt, als würde sie den Text vom Blatt ablesen. Ich hebe an, etwas zu erwidern, doch Musik übertönt meinen Versuch und sie verschwindet hinter dem Duschvorhang wie in einer Film noir-Szene.

Gegen Mittag treffen sie alle bei mir ein. Fröhlich, hungrig und teilweise wie verliebt.
„Ich wollte Nicki überraschen, aber sie meint, sie will grad hoch zu dir und wir können ja alle zusammen frühstücken.“ Carlo zieht die Schultern zu den Ohren und strahlt wie die Sonne Italiens im Hochsommer. Und ich meine, er hat sie vor elf unter der Dusche überrascht. Nickis Suri auf seinem Arm vergräbt die Hände in seinen braunen Locken, während er wohl mehr intuitiv ihr Pausbäckchen küsst. Nicki selbst trägt nur einen Kaschmirpullover in ihrer Augenfarbe und eine enge Jeans. Der Bub springt lachend an seinem Vater hoch, meine Kleine weint und klebt mit einer Hand an meiner Jogginghose. Meinem Naturell entsprechend lasse ich die kleine Gruppe ohne Gesprächsbeteiligung stehen, ziehe überstürzt Mantel und Stiefel an und flüchte aus dem Irrenhaus.
So irre ich durch die Straßen und formuliere eine Ansprache, bis meine Lippen vor Kälte nicht mehr formbar sind und mir der Magen knurrt. Außerdem könnten meine Selbstgespräche auf Passanten unheimlich wirken.

Es könnte schöner nicht sein. Eine fröhlichere Familie hab ich nie gesehen: Ein dunkelhaariger Mann, eine blonde Frau und drei reizende Kinder. Das schießt mir durch den Kopf, als ich zurückkomme. Die Kinder kauern allerdings vor dem Fernseher, vor ihnen eine Tüte Gummibärchen. Carlo versucht Nicki eine Haarsträhne hinters Ohr zu klemmen. Ich weiß, dass die nicht halten wird. Selbstverständlich werde ich erst bemerkt, als ich das angetrocknete Geschirr abräume und nachfrage, was denn heute noch anstehen würde. Vermutlich haben sie nicht einmal bemerkt, dass ich zwischenzeitlich die Wohnung verlassen hatte. Nicki wirft einen Blick aufs Telefon.
„Ach du liebes bisschen. Ich muss los. Florian wartet mit dem Makler. Wir gucken uns doch heute das kleine Reihenhaus an. Er hat mir sogar einen Heiratsantrag gemacht.“ Sie hält das ganz sicher für eine wunderbare Idee und uns den funkelnden Verlobungsring unter die Nase, während Carlo Tränen in die Augen steigen. Wir haben offenbar beide nie zuvor von Florian gehört.
„Ach“, sagt sie und sieht wunderschön aus mit dem gelockten Kind auf ihrer Hüfte, „das wollte ich dir übrigens geben.“
Mit einer Hand kramt sie ihr Schlüsselbund aus der Tasche und hält es mir entgegen. Natürlich zögere ich. Der Haustürschlüssel ist dann doch zu viel des Guten.
„Nur den Anhänger.“ Sie wirkt ungeduldig, aber sie lächelt und Carlo eilt zu Hilfe, fummelt ihn vom Schlüsselbund. Das dicke goldene Herz füllt seine Handfläche aus und er bestaunt es wie einen soeben ausgehobenen Schatz, wissend, dass er ihm nicht zusteht.
„Wenn jemand das haben sollte, dann ja wohl du“, sagt sie mit Pathos in der Stimme und das
Augenlid klappt schnell auf und zu. Sie ist in Eile.
„Bis später dann, ihr beiden Süßen!“ Lautlos geht sie aus der Tür. Carlo legt den Kopf schief, presst die Lippen aufeinander. Schließlich überreicht er mir feierlich das Herz aus Gold. An einer Stelle blättert der Belag.
„So, dann muss ich auch mal los“, sagt er, schlägt sich auf die Schenkel und küsst seine Kinder zum Abschied auf die Köpfe.
Morgen mache ich Schluss. Mit beiden. Aber erst einmal schalte ich den Fernseher aus und weine eine Weile oder besser noch, ich singe laut.

 
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Hej @Isegrims,

ich dank dir schon mal für deine Zeit, weiß ich doch drum, wie knapp auch deine ist.

Ich mag die Texte und du schaffst es Situationen eindringlich zu beschreiben, die ich an sich nicht ganz so spannend finde, eher ungeeignet für "literarische Versuche". :D

Hömma :eek: - Frauen innerhalb der Gesellschaft mit all ihrem stuff - die können aber so was von literarisch. Meine Versuche mögen nicht deinen Geschmack treffen, was mich schon wurmt, but so ...

ich weiß nicht, ob du ewig über diese Themen schreiben kannst oder willst und ob es für deine (künstlerische) Entwicklung gut ist... (na ja, klingt hochtrabend, aber du weißt hoffentlich, was ich meine). Wäre womöglich erfrischend deine sprachlichen Möglichkeiten, die zarten Charaktere, die du darstellen kannst, in anderen Genres zu erproben.

Und bist du denn des Wahnsinns fette Beute? :sconf: Was soll denn da der Floh in meinem Ohr? Ich richte mich hier grad so bequem ein, vertraue meiner Art zu schreiben endlich mal ein wenig mehr, schreibe selbstzufrieden so vor mich hin und da kommst du und willst mich mim Floh ins kalte neue Wasser schubsen? Der kann nicht schwimmen!
Aber es ist natürlich nur halb so dramatisch, sorry, aber diese deine Aussage hat mich eine schlaflose Nacht gekostet (eine halbe) und ich habe gedacht: mannmannmann Entwicklung dies das. Wozu denn das jetzt? Ist doch okay so. Aber dann kam ich doch ins Grübeln. Ist es das, was du wolltest?
Mal gucken, ob das vorgesehen ist, auf meiner Matrix :D

mm, starke Metapher, klar, aber fast ein bisschen zu augenfällig, könnte man für plakativ halten... bin mir unsicher, wie ich es empfinde

Mist. Ich kam bisher so gut durch damit, war mir aber schon bei der Darstellung nich ganz sicher, ob das nich zu dicke ist. Ist es wohl. Ich geb’s zu und ändere es.

Bei der Darstellung Carlos bin ich mir nicht ganz so sicher. Aber ich könnte eine winzige Gegendarstellung anbieten, vielleicht passt es in diese kurze Variante, wenn nicht, dann bleibt der Kerl eindimensional. Der hats auch nicht anders verdient.

Lieber Ise, das war äußerst befruchtend. Ich guck mal, was geht. Dir weiterhin viel Spaß mit deiner Entwicklung und lieber Gruß, Kanji

Hej, liebes @Vulkangestein ,

schön, dich hier zu finden.

Thematisch frage ich mich gerade, ob ich Zielgruppe für diesen Text sein kann:
Naja, Google hat mich jetzt belehrt, die sind also wirklich ganz klein. Jetzt aber zum Text.

Das finde ich ... befremdlich. Ich denke niemals über Zielgruppen nach, selbst dann nicht, wenn ich eine Geschichte lese. Ich bin immer eine. :D Und wenn mir das Thema fremd ist oder nicht geläufig, dann wird es das eben dann. Aber ich kann nicht davon ausgehen, dass jeder Leser so tickt. Schon klar. (Schade eigentlich :sealed:). Und wenn ich dann etwas lese, was mir fragwürdig erscheint, dann glaube ich dem Autoren erst mal ... blind. (Der wird schon keine Vierjährigen in einen Laufstall sperren, den es ganz offensichtlich hier gibt und wenn doch, dann wird das sicher später bemerkt und wenn nicht, dann ist die Geschichte eben einfach doof :lol:) But so. Du bist da genauer und das ist ja eine Art zu lesen.

Ich habe wegen den Sprüngen am Anfang allein mehrere Anläufe gebraucht, um nachzuvollziehen, wer wie viele Kinder hat (anfangs bei der Prota zwei, später ungenannt in der Drogerie nur eins, dann taucht der Sohn auf, nachdem zwei Mädchen ins Laufgitter gepackt wurden ...). Jetzt habe ich es raus,

Ochnee, du armes Vulkangestein. :( tut mir leid.

Meinem Leseeindruck nach könnte hier
stehen, dass sie nur mit ihrer Tochter unterwegs ist.

Das könnte ich machen. Gern für dich.

und hier, dass aus "Sollen die Kleinen vielleicht ein bisschen zusammen spielen?" Automatisch resultiert: "Nimm Suri doch schon mal mit".

Das hat die Protagonistin ja auch so verstanden. Ist das jetzt ... ein Problem?

Hat die Mutter das einmal gesagt und sie erinnert sich daran (da würde ich entsprechend das "einmal" am Schluss noch einfügen) oder wohnt ihre Mutter bei ihr (bzw. sie bei ihr) und sagt das, woraus resultiert, dass sie ins Kino gehen. Ich steige hier noch nicht ganz klar in das Verhältnis von Ort und Zeit ein - löst sich später auf, verwirrte mich aber eben anfangs.

Herrjemine. Das ist wohl mehr so eine Gepflogenheit der Mutter als Argument, Zeit mit ihr zu verbringen und es so zu verpacken, als würde es die Mutter als Gefallen für die Tochter tun und die Tochter erlebt es eben umgekehrt. Völlig unabhängig von der Ort und Zeit.
Vielleicht zu “Weiblich“ gedacht?

Sodele, meine Verwirrung endet hier erstmal

Da bin ich aber froh.

Haushaltet sie nicht eher mit ihren Kräften in / während Gesprächen? Kräfte an Gesprächen klingt für mich irgendwie nach einem bestimmten Vorrat an Gesprächen, den sie zur Verfügung hat

Oha. Ich sehe ein, dass es eine ungewöhnliche Redensart ist ... ich bin aber derzeit noch nicht bereit, daran zu rühre ,denn sie meint tatsächlich, dass sie am liebsten ohne Gespräche lebt. (Mein Opa sagte immer zum Frisör: einmal Haare schneiden, ohne Gespräch, bitte)

An der Stelle frage ich mich, woher der Typ das denn schon weiß. Ich glaube, meine Irritation rührt daher, dass in der erzählten Zeit deutlich mehr Zeit vergangen ist. Aber als (vielleicht heute etwas unaufmerksamer) Leser waren es für mich gerade erst ein paar Zeilen, wo Nicki überhaupt erst die Protagonistin kennengelernt hat.

Ich weiß, ich schreibe „gerne“ unstrukturiert, aber hier möchte ich mich etwas wehren, denn es ist zwischenzeitlich Winter und es begann im Spätsommer/Frühherbst, du ... unaufmerksamer Leser, du. :D

Diese Beschreibung finde ich beinah melodramatisch. Nicki wirkt hier auf mich wie eine Kranke, an deren Seite man das Bett hüten muss und die bald stirbt.
Diese eigentlich enge Beziehung und der erste gute Kontakt lassen mich dann doch stutzen, dass die Protagonistin nichts über Florian weiß. Aber es ist nicht unmöglich, ich gehe das schon mit (ist ja auch ein guter Effekt am Ende).

Diese Bettszene soll gar nicht dramatisch sein. Sie ist ... normal in Nickis und Prots Leben. Nicki ist nicht so strong und Independent, wie sie sich selbst Glauben machen will. Sie hat Angstattacken. Die sind schlimm. Und Nicki nimmt und hält auf Distanz, vielleicht damit sie weniger Angriffsfläche bietet. Es ist schade, dass du sie nicht so nehmen kannst, wie ich sie serviere und zweifelst. Es mag nicht viele wie Nicki geben in all ihren Eigenheiten, aber die ist so. :shy:

Das macht doch kein Mensch, es sei denn er ist vollkommen empathielos oder boshaft. Beides entmenschlicht Nicki, wie es Chai schon so schön beschrieben hat. Für die Boshaftigkeit fehlt mir persönlich der Grund, für die Empathielosigkeit weitere Hinweise.

Du kannst dich nicht einlassen auf diese Drei. :( Sie sind ein seltsames Gespann, jeder handelt nach seinem Dafürhalten und alle gehen auf die eine oder andere Weise miteinander um. Ich sehe hier das Problem der Kürze. Kannes sein? Wenn ich mehr davon oder andere Reaktionen gezeigt hätte, hättest du es vielleicht am Ende sogar wie bittere Medizin schlucken können. Die drei sind ... weird, I know. :shy: Aber jeder hat seine Sichtweise.

Aus der Perspektive der Erzählerin kriegt er kein bisschen Farbe und durch seine Handlungen geriert er sich als Don Juan. Er kriegt am Ende wenigstens sein Fett weg, ist aber für mich absolut uninteressant.
Und leider muss ich das auch über die Protagonistin sagen. Ihr Leid und ihre schwierige Situation schilderst du in deinem genialen Stil wirklich gut - aber sie tut nichts dagegen. Der Konflikt wird vorbereitet, aber nicht durchgezogen.

Der letzte Satz lässt mich etwas ratlos zurück. Quitt? :shy: Carlo ist Beiwerk, die Prot hat längst resigniert, vermutlich ist die Beziehung beendet, weil sie es nicht mehr mit seiner Art der Lebensweise aushalten konnte. Aber er ist der Vater ihrer Kinder. Sie haben ein Recht aufeinander, auch wenn sie ihn nicht mehr will. All das, was du denkst, was sie nicht tut, stellst du über das, was sie tut. Sie macht ja nicht nichts, sondern sie macht viel. Darunter leidet sie nicht. Ich hab das wohl „vergessen“ zu zeigen.

und denke mir: "Eh nicht."

Und das sollst du ja auch denken. :hmm:

Ich weiß nicht, ob das eventuell sogar war, was du dir vorgenommen hast: eine melancholische Situation kreieren, aus der kein Ausweg gefunden wird. Aber mich kriegt das nicht, weil ich die Figuren leider alle recht einseitig finde.

Das ist hart. Ich kann dir die Leute hier nicht glaubhafter erklären, als du sie empfindest. Ich würde nur gerne wirklich nachvollziehen, was dir die Prot einseitig erscheinen lässt. Carlo ist es. Hier überleg ich irgendeine Reaktion einzufügen, die ihn kurz in eine andere Richtung weist. Weiß noch nicht genau tough sicher nicht. Liebevoll ist er bereits. Verschlagen? Nee. Ich überlege mal alleine weiter. Nicki ist schon so dies und das: auf jeden Fall nicht unbemüht. Aber sie scheitert eben. Ob es mit dem Florian und Haus etwas wird, wissen wir ja auch nicht. Und es ist sicher nicht leicht, ständig mit dem Gefühl zu arbeiten, anderen etwas zu schulden, weil sie sich um die Tochter kümmern. Es ist ja nicht genau gesagt, das die Prot es jeden Tag macht. Nicki wird viele Helferlein benötigen. Die Prot wurschtelt sich ja auch irgendwie durch Mithilfe der Mutter. Vielleicht bleibt ja auch Carlo mal bei ihr zu Hause, während sie arbeitet. Das Verhältnis ist ja nicht schlecht. Du fühlst es ja auch. ;)
Die Prot ist sicher nicht dumm oder naiv. Sie versucht ihr Bestes und urteilt nicht. Jeder versucht hier sein Bestes.

sie wird von Nicki, von Carlo, von ihrer eigenen Mutter, also eigentlich von allen ausgenutzt.

:confused: das sollst du Leser aber nicht denken. Verdammich. Nicki hilft, so wie ihr geholfen wird. Das sind keine riesigen Gesten, aber Carlo nimmt den Sohn, ihre Mutter die Kinder. Ihre Mutter zu bespaßen, mit ihr Zeit zu verbringen macht sie sicher auch, weil sie es möchte (sie wird eingeladen und hat alles for free, die Autoversicherung) Geben und Nehmen. Die Prot erzählt, vielleicht sollte ich die Erzählperspektive wechseln @wieselmaus hat es angemerkt. ...

aber leider muss ich auch sagen: die Passivität packt mich nicht.

Ach du liebe Güte. Passivität? Die Prot ist hochaktiv. Aber sie hilft, weil sie jede einzelne Position nachvollziehen kann. Niemand macht es sich leicht. Okay, Carlo vielleicht, aber wir kennen sein Leben nicht weiter. Ich hätte so viel mehr schreiben mögen über alle, aber das wäre mir falsch erschienen.

Das hat mich nicht verwirrt. Und das scheint bei mir heute einiges zu heißen :lol:

Damn true :lol:

Im Prinzip stelle ich mir den gesamten Text vor, als würde mir die Protagonistin gerade in der Küche gegenübersitzen und ihre Lebensgeschichte erzählen

Das hätte ich machen können. Ich werde sie mal in der 3. Person schreiben. Mal gucken, was das macht.

Insgesamt eine toll erzählte Geschichte, deren Figuren mich leider nicht für sich einnehmen können und bei der ich zugeben muss, dass das Thema nicht meins ist.

Das ist für mich verwirrend. :shy: Ich hätte mich sehr gefreut, dir meine Prots besser näherbringen zu können.

Dennoch und nee, gerade deswegen, weil du so gar nix mit dem Thema (Frau/Mutter/Kind/Vater) anfangen konntest ... warum auch immer nicht. (Man muss doch wohl nicht alles selbst erlebt haben, um mitfühlen oder -erleben zu können, oder? So richtig will mir deine Haltung nicht einleuchten ... aber nu ja - ich muss wohl irgendwas falsch gemacht haben), danke ich dir herzlich, dich mit dem Text auseinandergesetzt zu haben.

Eine schöne Restwoche und lieber Gruß, Kanji

 

Gude @Kanji,

ich dann nochmal :)

Das hat die Protagonistin ja auch so verstanden. Ist das jetzt ... ein Problem?
-> Kein Problem - die Prot hat es verstanden, ich aber nicht. Zumindest nicht auf Anhieb.

Das ist wohl mehr so eine Gepflogenheit der Mutter
-> Dass das ein Punkt ist, um gemeinsam Zeit zu verbringen, wird klar. Nur, dieser Gepflogenheitsaspekt war mir erst einmal nicht geläufig (ergibt sich aber durchaus - ob da jetzt großer Änderungsbedarf besteht würde ich eher zurückhaltend bewerten).

denn sie meint tatsächlich, dass sie am liebsten ohne Gespräche lebt.
-> Dann stimmt es ja so. Klingt ungewöhnlich, aber das macht ja auch den Reiz aus :)

du ... unaufmerksamer Leser, du. :D
-> ertappt. Damn :lol:

Nicki ist nicht so strong und Independent, wie sie sich selbst Glauben machen will. Sie hat Angstattacken. Die sind schlimm.
-> Ich würde meine Aussage dahingehend ergänzen, dass diese Szene sehr heraussticht. Ich kenne am Bett sitzen als Motiv eben nur von Schwerkranken. Daher konnte ich es hier thematisch nicht ganz verknüpfen.

Ich sehe hier das Problem der Kürze. Kannes sein?
-> Du kennst mich: Wenn du mich fragst, ob ein Text länger werden soll, sag ich immer ja :lol:

Sie macht ja nicht nichts, sondern sie macht viel. Darunter leidet sie nicht. Ich hab das wohl „vergessen“ zu zeigen.
-> Da habe ich wohl etwas durchgeschwurbelt. Es kam bei mir auf jeden Fall an, dass die Prota viel macht - aber in den für die Handlung relevanten Bereichen eben nicht (hier muss ich anmerken: Ich sehe die Handlung in der Dreier-Beziehung Carlo-Prota-Nicki. Die Kinder bilden für mich einen Rahmen, in dem sich die Prota bewegt und der sie prägt). Sie scheint mir unzufrieden mit Carlo zu sein, der es sich viel zu leicht macht, und sie ist unzufrieden mit Nicki, da diese ihr wenig zurückgibt.
Das würde ich dann zusammenlegen mit:
Ich würde nur gerne wirklich nachvollziehen, was dir die Prot einseitig erscheinen lässt.
Einseitig war der falsche Begriff von mir :bonk:
"Entwicklung" trifft es eher. Beziehungsweise ihr Fehlen. Ja, ich weiß, nicht jede Geschichte braucht eine sich entwickelnde Figur, aber hier fehlt es mir wirklich. Der innere Konflikt der Prota bezüglich Nicki wird wunderbar aufgebaut, aber es entwickelt sich daraus keine offene Konfliktsituation, dass sie es wirklich anspricht - das meine ich mit "vorbereitet" und "nicht durchgezogen". Damit bleibt sie von Anfang bis Ende doch dieselbe struggling single mother, wenn ich das mal so sagen darf.
Als Nachsatz dazu: Ich vermute, dass der nicht eintretende offene Konflikt dein Ziel ist (du sagst ja, das "Eh nicht" war das, was ich denken sollte, also hat das super funktioniert!). Mich frustriert er nur unglaublich - und auch das willst du ja erreichen. Ist eben irgendwie eine anstrengende, in der Luft hängende Situation, die mal schön ist, mal nicht. Aber durch ihre innere Gedankenwelt fühle ich mich auf das Negative fokussiert.

Vielleicht bleibt ja auch Carlo mal bei ihr zu Hause, während sie arbeitet. Das Verhältnis ist ja nicht schlecht. Du fühlst es ja auch.
-> Ich habe ihn nicht als Entlastung wahrgenommen, auch wenn deine Argumentation und dein Text dahingehend schon schlüssig sind. Da war ich wohl etwas voreilig.

Man muss doch wohl nicht alles selbst erlebt haben, um mitfühlen oder -erleben zu können, oder? So richtig will mir deine Haltung nicht einleuchten
-> Das habe ich auch nicht gesagt ;)
Ich finde nur, es gibt Themen, mit denen man mehr anfangen kann und Themen, mit denen man es etwas schwerer hat (und bestimmte Andeutungen/Motive etc. nicht kennt oder nicht versteht). Und ich dachte, es wäre fair dir gegenüber, wenn ich klar sage, dass das jetzt nicht unbedingt etwas ist, wozu ich schon zehn Romane gelesen habe - damit du mein Feedback einsortieren kannst (wahlweise als Kretin oder etwas netter als Leser, dem hier manche Zwischentöne, siehe Carlo, nicht direkt auffallen).

Liebe Grüße und hoffentlich etwas klareres Feedback :),
Vulkangestein

 

Hej liebes @Vulkangestein,

ja, also so kann ich das nicht stehenlassen. Am Ende klingt das in meinen Ohren nach, als wärst du nicht in der Lage, meine popelige Geschichte zu lesen, nur weil du kein Mädchen bist, ein Carlo oder keine Kinder hast. Da liegt eindeutig der Hase neben meinen Fähigkeiten im ... Argen.
Ich kümmere ich mich mal um ihn (und verschwende fröhlich deine Zeit :shy:).

Dass das ein Punkt ist, um gemeinsam Zeit zu verbringen, wird klar. Nur, dieser Gepflogenheitsaspekt war mir erst einmal nicht geläufig

Gepflogenheitsaspekt - den kann ich ausbauen. Kann ich das? Ich kann’s!

Dann stimmt es ja so. Klingt ungewöhnlich, aber das macht ja auch den Reiz aus

Hm, stilistisch ungeschickt formulieren kann ich eben gut. :shy:

Ich würde meine Aussage dahingehend ergänzen, dass diese Szene sehr heraussticht. Ich kenne am Bett sitzen als Motiv eben nur von Schwerkranken. Daher konnte ich es hier thematisch nicht ganz verknüpfen.

Liebes Vulkangestein, wenn unter dem Bett des kleinen Vulkankieselchens ein Monster saß, dann hielt mit großer Wahrscheinlichkeit Mama Vulkanjuwel oder Papa Vulkanfelsen die kleine Hand und schüchterte das dumme Monster ein, damit es sich einen anderen Schlafplatz suchen konnte, nicht wahr? Und es handelte sich nicht um ein schwerkrankes Kieselchen.

Du kennst mich: Wenn du mich fragst, ob ein Text länger werden soll, sag ich immer ja

Und ich sag: Jiehaa :D

Da habe ich wohl etwas durchgeschwurbelt. Es kam bei mir auf jeden Fall an, dass die Prota viel macht - aber in den für die Handlung relevanten Bereichen eben nicht (hier muss ich anmerken: Ich sehe die Handlung in der Dreier-Beziehung Carlo-Prota-Nicki. Die Kinder bilden für mich einen Rahmen, in dem sich die Prota bewegt und der sie prägt). Sie scheint mir unzufrieden mit Carlo zu sein, der es sich viel zu leicht macht, und sie ist unzufrieden mit Nicki, da diese ihr wenig zurückgibt.

Und das gefällt mir mal gleich so gar nich! Das darfst du nicht denken müssen. Die Prot ist kein Opfer. Sie kennt die Schwächen der anderen sehr wohl und vielleicht besser als sie selbst es tun, sie will nicht, dass die sich schlecht fühlen. Das geht schon mal über ihre Kräfte und sie will alle loswerden ... aber das will sie gar nicht wirklich.

"Entwicklung" trifft es eher. Beziehungsweise ihr Fehlen. Ja, ich weiß, nicht jede Geschichte braucht eine sich entwickelnde Figur, aber hier fehlt es mir wirklich. Der innere Konflikt der Prota bezüglich Nicki wird wunderbar aufgebaut, aber es entwickelt sich daraus keine offene Konfliktsituation, dass sie es wirklich anspricht - das meine ich mit "vorbereitet" und "nicht durchgezogen". Damit bleibt sie von Anfang bis Ende doch dieselbe struggling single mother, wenn ich das mal so sagen darf.

Ich verstehe. Und ich muss dir rechtgeben. Sie entwickelt sich nicht. :confused: Nicht in dieser vorgegebenen Zeit. Es wär echt cool, wenn sie das würde ...

Ich vermute, dass der nicht eintretende offene Konflikt dein Ziel ist (du sagst ja, das "Eh nicht" war das, was ich denken sollte, also hat das super funktioniert!). Mich frustriert er nur unglaublich - und auch das willst du ja erreichen. Ist eben irgendwie eine anstrengende, in der Luft hängende Situation, die mal schön ist, mal nicht. Aber durch ihre innere Gedankenwelt fühle ich mich auf das Negative fokussiert.

... aber dann gab es eben diesen Mitfühlaspekt, selbst wenn er Wut und Ärger ist, weil die so ist, wie sie ist eben nicht. Denk ich. Vielleicht sollte ich in all dem struggeling etwas zeigen, worin sie glücklich ist.

Ich habe ihn nicht als Entlastung wahrgenommen, auch wenn deine Argumentation und dein Text dahingehend schon schlüssig sind.

Nee, im Nachhinein argumentieren is doof. Das muss ich einmal ansprechen.

Das habe ich auch nicht gesagt
Und ich dachte, es wäre fair dir gegenüber, wenn ich klar sage, dass das jetzt nicht unbedingt etwas ist, wozu ich schon zehn Romane gelesen habe - damit du mein Feedback einsortieren kannst (wahlweise als Kretin oder etwas netter als Leser, dem hier manche Zwischentöne, siehe Carlo, nicht direkt auffallen

Nein, das hast du nicht gesagt, das hab ich einfach so behauptet. Entschuldige.
Und es ist fair und überaus nett von dir, wenn du diese Geschichte mit diesem dir fremden Thema liest und ausführlich kommentierst ... als Leser, dem etwas in der story fehlt.

Du hast eine Menge angeregt. Danke dafür und ein schönes, sonniges Herbstwochenende, Kanji

 

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