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Nicki

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31.01.2016
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Nicki

Das erste Mal begegneten wir uns in der Übergangszeit. Die Zeit, in der ich morgens weiß, dass es einige Stunden heiß wie ein Sommertag sein wird, weil die Sonne bereits am wolkenlosen Himmel orangefarben aufgeht und ich das kurze Kleid anziehen will, bevor es für Monate im Schrank verschwindet. Es ist Herbst, aber ich will noch einmal in die offenen Schuhe schlüpfen, weil die Füße bald für lange Zeit in Stiefeln stecken. Und wenn ich früh draußen vor dem Haus stehe, bin ich froh, die dicke Jacke angezogen zu haben, auch wenn das nicht toll zusammen mit dem Kleid und den Sandalen aussieht und ich trotzdem friere. Mittags würde ich die Jacke dann am liebsten verschenken wollen, weil sie in der Hitze keinen Sinn macht und ich sie herumtragen muss. Es gibt Frauen, die wissen genau, was sie erwartet, und die haben für alles eine Lösung.

Nicki hockte im Hausflur vor ihrer Wohnungstür und wühlte in einer großen Tasche mit Pferdeaufdruck. Ihr Name stand handgeschrieben an der Klingel. Nicole Nickel in geschwungenen Buchstaben. Die ‚N’s erinnerten mich ein bisschen an offene Lassos, bereit ein Rindvieh einzufangen. Es muss weit nach zehn gewesen sein und ich kam vermutlich aus dem Kino. Nicki trug einen Mantel in einer Farbe, für die ich keinen Namen wüsste. Ein schmutziges, warmes Gelb hätte ich geantwortet, falls jemand überhaupt fragt. An den Füßen trug sie Sneakers in blassrosa und ich überlegte, ob die Farbkombination in Ordnung ging. Ich fror in dem Sommerkleid und den Sandalen. Die Jacke hatte ich versehentlich irgendwo liegenlassen. Der Platz um Nicki herum war versperrt, weil sie noch weitere Taschen abgestellt hatte. Ich blieb unschlüssig stehen und sagte wohl etwas wie ‘Entschuldige, bitte’, habe mich sicherlich auch geräuspert, vorbeigedrängelt habe ich mich aber nicht. Sie strich immer wieder eine Haarsträhne hinters Ohr, die nicht hielt, weil das Ohr zu klein war und das Haar zu dick. Als sie zu mir herumwirbelte, schien ihr Gesicht nur aus Augen und Zähnen zu bestehen. Die Augen blau, die Zähne schief. Es überraschte mich in einer Art, dass ich unvermittelt lachte, wie es mir manchmal während einer Kinovorstellung passiert, wenn sonst niemand lacht. Sie guckte nicht einmal irritiert, sondern lachte einfach auch und war so vertraut.
„Immer liegt der Schlüssel unten und alles andere oben drauf. Man sieht ihn nie“, sagte sie. „Es hängt ein dickes, schweres Herz aus Gold dran.“ Das war der Moment, in dem ich ihren Augenaufschlag zum ersten Mal sah.
Unbeschwertheit schüchtert mich ein. So zwinkerte ich wortlos und ungeübt zurück, als wäre mir ein Insekt ins Auge geflogen, kletterte über ihr Zeug und schleppte mich die Treppe hoch ins Dachgeschoss, wo sich seit kurzer Zeit meine Wohnung befand. Wir müssen ungefähr zur selben Zeit eingezogen sein. Ich hätte den Abend gerne im Bett verbracht und gehofft, früh einzuschlafen, aber bei allem Stress muss sich auch mal amüsiert werden, sagte meine Mutter. Ich würde viel zu wenig für mich selbst tun. So begleitete ich sie nach der Arbeit ins Kino, wie wir dann eben jedes Mal ins Kino gingen, wahlweise ins Theater oder in ein Musical, schon mal mit anschließendem Restaurantbesuch.
Sie zahlt den Babysitter und auch alles andere. Das Gute daran ist, ich kann sitzen und muss mich nicht unterhalten oder werde nicht angewiesen, nach diesem oder jenem Mann zu sehen. Manchmal nicke ich sogar kurz im Dunkeln ein. Sport würde ich auch zu wenig treiben. Ich wäre nicht mehr jung genug, um nichts für meinen Körper zu tun. Das letzte Mal war ich im wellyou, um den Vertrag zu unterschreiben.

An besagtem Abend, als ich Nicki zum ersten Mal traf, schlief ich schon, noch bevor mein Kopf die Matratze meines Bettes berührte und dachte am nächsten Morgen nicht mehr an sie. Stattdessen zog ich ungeschminkt und mit nassen Haaren die Reißverschlüsse an den Jacken meiner beiden Kinder zu, ohne Zipfel vom Pullover oder Haut am Kinn einzuklemmen, bevor wir gemeinsam die Wohnung verließen. Kosmetik betrieb ich dann später am Autospiegel vor dem Verlag, in dem ich arbeitete.

Das zweite Mal traf ich sie am darauffolgenden Samstag in der Kassenschlange vom Drogeriemarkt. Dabei stellten wir fest, dass unsere Töchter im selben Alter waren. Ihre rotblond gelockt, meine tat sich schwer mit dem Haarwuchs. Den Rückweg gingen wir gemeinsam und die Mädchen in ihren Wagen nahmen sich währenddessen die Holztierchen gegenseitig aus den Händen und ließen sie unermüdlich zu Boden fallen. Die meiste Zeit hob ich sie auf, denn Nicki war damit beschäftigt, zu erzählen. Sie sei frisch geschieden und habe einen Job in einer Werbeagentur angenommen. Sie könne ja heilfroh sein, mit der Kleinen überhaupt eine Stelle gekriegt zu haben. Aber na ja, ich wisse ja, wie das wäre: Alltag mit Kleinkind. Dann redete sie die gesamte Strecke weiter und ich hörte zu. Im Hausflur angekommen war ich informiert: Einzel- und Scheidungskind, schockverliebt in einen Architektensohn, schwanger, Studium abgebrochen. Zu diesem Zeitpunkt parkten wir die Briefkästen mit den Kinderwagen zu, nahmen die Einkäufe und die Krabbelkinder heraus. Vor ihrer Wohnungstür im Parterre übergab sie mir ihr Baby und suchte wieder nach dem Schlüssel und das Baby etwas in meinen Haaren.
„Suri scheint dich zu mögen. Sollen die Kleinen vielleicht ein bisschen zusammen spielen? Ich komm dann gleich dazu und bringe ein paar süße Teilchen mit. Wir feiern auf gute Nachbarschaft.“ Ich muss nicht erwähnen, dass eines ihrer Augenlider langsam herabfiel und ihr Lächeln wie eine freundliche Waffe war, die sie einzusetzen wusste.

In meiner Wohnung setzte ich die beiden Kleinen in das Laufgitter und bereitete für meinen Sohn eine Mahlzeit zu. Ich erwartete ihn von einem Ausflug mit seinem Vater zurück. Erfahrungsgemäß haben die beiden Männer vor lauter Kumpelspaß keine Zeit, sich mit Nahrung zu versorgen. Belustigung plus Übernachtung mit Verpflegung ist eine seltene Kombination. Unsere Tochter wird dann meist hier vor Ort noch ein Stündchen bespaßt. Er hätte ‚da so noch keine Bindung aufgebaut‘. Dafür ist der kleine Bursche immer mächtig aufgedreht von Eiscreme und Kletterpark.
„Ah, du hast gekocht, Cara mia.“ Carlos Nase hing bereits im Topf, noch bevor ich ‚Hallo‘ gesagt hatte.
„Ich bin soo hoch geklettert, Mama“, rief der Bub zeitgleich. Er stand noch im Hausflur und reckte seine Arme über den Kopf, hüpfte dann an mir vorbei ins Wohnzimmer und stieg zu den Mädchen in den Laufstall, rief seine Frage, wer denn die Rothaarige da neben seiner Schwester sei, ob Papa mitessen würde und ich sparte mir sämtliche Antworten. Immer haushalte ich mit meinen Kräften an Gesprächen. Ich bin die, die den Weg kehrt, wenn die anderen noch darüber reden, wie der Dreck da überhaupt hingekommen ist. So deckte ich den Tisch für drei und drückte den Kleinen einen Keks in die Hand. Carlo und ich tranken anschließend noch einen Kaffee. Süße Teilchen gab es nicht dazu, dafür eine Sprachnachricht; Nicki würde im Stau stehen, sie wäre noch schnell zu ihrem Pferd in den Stall gefahren. Da müsse ich unbedingt mal mitkommen. Kindern gefiele es dort so gut zwischen all den Tieren. Es folgte eine Salve lobender Worte über meine Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft und noch etwas über Nachbarschaftshilfe, dann hupte es und die Aufnahme war beendet.
„Wow, die ist ganz schön am Rotieren“, sagte der Ex. „Das ist doch die Blonde, die unten eingezogen ist?“ Die Bewunderung war ihm anzusehen, weil seine Augen kreisrund erschienen und der Mund Katzenbabies in einem Stück hätte verschlucken können, so breit lächelte er. Ich fragte, wo er denn heute noch so rotieren müsste und begleitete ihn zur Tür, wohlwissend, dass außer Spaß nichts auf dem Tagesplan stehen würde. Einem Kuss konnte ich gerade noch ausweichen, und er streifte mit seinen Lippen mein Kinn, aber sein Lachen hallte im Treppenhaus eine Weile nach.

Meine Stirn lehnt an der kühlen Autoscheibe und ich denke an die Fahrten damals im Schulbus, wenn ich unglücklich verliebt war. In ihrer Wohnung brennt kein Licht. Bevor ich aussteige, schreibe ich ihr eine Nachricht, in der ich sie bitte, heute Abend hochzukommen. Ich muss das klären. So geht’s nicht weiter. Mittlerweile ist Winter und mein Atem gefriert an der Frontscheibe meines alten Wagens. Sie will eine ‚Flasche guten Weines‘ mitbringen, die Kunden in der Agentur seien großzügig und dann würden wir uns einen gemütlichen Mädelsabend auf der Couch machen.
Alles, was ich denke, hat mit Nicki zu tun. Es gibt keine Zeit, die ich nicht zuvor mit ihr abspreche. Ich bringe ihr etwas vom Einkauf mit oder aus der Apotheke, fahre einen Umweg, um ihre Kleine nachmittags aus der Krippe abzuholen, wenn sie aufgehalten wird, und behalte sie dann bei mir, bis es Nicki möglich ist, sie abzuholen. Bis dahin hab ich das Kind bereits drei Mal getröstet, fünf Mal mit Nahrung versorgt, sie umgezogen, weil ich nicht rechtzeitig die Windel gewechselt habe oder sie etwas verschüttet hat, auf die Beule am Kopf gepustet und „Heile heile Segen …“ gesungen, mehrmals die Geschichte von Mama-Bär vorgelesen und sie manchmal einfach für eine kurze Zeit ignoriert. Es verging im vergangenen halben Jahr keine Woche, in der ich nicht wenigstens einmal nachts an Nickis Bett saß, das Babyfon auf dem Schoß, ihre Hand in meiner. Ich erinnere mich, als sie sagte, es wäre nicht die Angst vor dem Schlaf, sondern vor dem Aufwachen. Weil sie, noch bevor sie die Augen öffnet, genau in dem Moment, der sie vom Schlaf ins Wachsein trägt, an das denkt, was sie vergessen wollte, als sie einschlief. Danach haben wir beide geweint. In vielen anderen Nächten liegen Männer in ihrem Bett. Im Job ist sie kreativ, es gibt keine festen Arbeitszeiten und manchmal ist sie erst spät zurück. Dann nimmt sie ihre Kleine bettfertig und schlafend von mir in Empfang, schlägt eines ihrer wimpernschweren Lider langsam zu und wieder auf, haucht mir einen Kuss auf die Wange. Strong and independent woman nennt sie sich im Spaß. Es sei alles eine Frage der Organisation.

Die Kinder übernachten heute bei meiner Mutter, deswegen bin ich noch spät unterwegs, konnte ordentlich was wegarbeiten. Morgen vor dem Frühstück werde ich die beiden wieder abholen, setze meine Mutter bei der Gelegenheit am Tennisclub ab. Schließlich zahlt sie die Autoversicherung.
Doch jetzt ist Feierabend, ich habe sturmfreie Bude, liege endlich in der Badewanne. Ich spreche mir den Text laut vor, den ich später vor Nicki aufsagen werde und lasse immer wieder heißes Wasser nachlaufen, denn ich will auf keinen Fall wieder aus der Wanne steigen. Nicht, weil ich so gerne bade, sondern weil ich sonst etwas anderes tun müsste. Gar nicht mal etwas wie Wäsche zusammenlegen oder Spielzeug aufräumen, Nägel schneiden oder Geschirr spülen. Ich müsste irgendetwas tun, wie auf dem Sofa sitzen und überlegen, ob ich Musik einschalte oder den Fernseher. Ich könnte auch nur im Zimmer stehen und auf die Straße sehen. Ich müsste etwas tun. Meine melancholische Stimmung wird von den Songs The Hics weiter gedämpft und ich habe so viele Kerzen auf den Badewannenrand gestellt, dass ich mir wie aufgebahrt vorkomme. Als ich nach dem Weinglas greife, fällt der aufziehbare Schwimmer ins Wasser und bewegt mit letzter Antriebskraft die Beine. Die Zugschnur schleppt er hinter sich her. Er paddelt schwach, vorwärts kommt er nicht, geht aber auch nicht unter. Ich drücke ihn mit dem Fuß auf den Grund der Wanne, bis er sich nicht mehr rührt und leere das Glas mit dem Rotwein in einem Zug.
Um zehn ist Nicki immer noch nicht da, aber mein Telefon voll von Sprachnachrichten. Eine davon lautet: ‚Hallo Süße. Stell dir vor, wen ich getroffen habe: Deinen Ex. Und du kennst ihn ja. Da sind wir eben versackt. Is ja jetzt schon spät. Du kommst dann besser morgen zum Frühstück runter. Die Kinder spielen und wir quatschen. Ciao, mach dir ’n schönen Abend mal so ganz in Ruhe. Nur für dich.‘ Im Hintergrund ist eindeutig Carlos Lachen aus den üblichen Bargeräuschen herauszuhören und sie schmatzt mit ihren feuchten Lippen einen Kuss in das Telefon, bevor es in meinen Ohren still wird.

Am nächsten Morgen öffnet sie mir verschlafen die Tür. Ich bin schon einmal durch die halbe Stadt geschlittert, eingefroren und wieder aufgetaut, habe mir Lebensweisheiten meiner Mutter angehört, den hungrigen Kindern auf dem Rücksitz „Bis nach Toulouse“ vorgesungen, hab an der Stelle „… als gäb’s kein Morgen mehr“ vor lauter Gefühl meine Stimme verloren, der Bub hat ein anderes Lied gefordert und ich hab dann „Halb so wild“ angestimmt, weil mit Anfang dreißig eben alles nur noch halb so wild ist.
„Komm rein. Bin gleich so weit“, murmelt sie. Im Schlafshirt mit zerwühlten Haaren sieht sie aus wie ein Mädchen. Sie schlurft vor mir her ins Bad, ich biege mit der Brötchentüte in die Küche ab. Meine Kinder flitzen durch die Wohnung und suchen Suri. Die ist bei ihrem Vater. Ich räume den Tisch frei von Papieren, Zeitschriften und Spielzeug und frage vorsichtshalber, ob wir das Frühstück nicht verschieben sollten. Vertrocknete Blütenblätter fallen aus der Vase auf den Tisch. Auf meinem stehen nicht mal Blumen.
„Das ist eine Superidee. Ich komme hoch, wenn die Kleine zurück ist. Er will sie gegen elf bringen. Dann machen wir es uns schön“, sagt sie und es klingt, als würde sie den Text vom Blatt ablesen. Ich hebe an, etwas zu erwidern, doch Musik übertönt meinen Versuch und sie verschwindet hinter dem Duschvorhang wie in einer Film noir-Szene.

Gegen Mittag treffen sie alle bei mir ein. Fröhlich, hungrig und teilweise wie verliebt.
„Ich wollte Nicki überraschen, aber sie meint, sie will grad hoch zu dir und wir können ja alle zusammen frühstücken.“ Carlo zieht die Schultern zu den Ohren und strahlt wie die Sonne Italiens im Hochsommer. Und ich meine, er hat sie vor elf unter der Dusche überrascht. Nickis Suri auf seinem Arm vergräbt die Hände in seinen braunen Locken, während er wohl mehr intuitiv ihr Pausbäckchen küsst. Nicki selbst trägt nur einen Kaschmirpullover in ihrer Augenfarbe und eine enge Jeans. Der Bub springt lachend an seinem Vater hoch, meine Kleine weint und klebt mit einer Hand an meiner Jogginghose. Meinem Naturell entsprechend lasse ich die kleine Gruppe ohne Gesprächsbeteiligung stehen, ziehe überstürzt Mantel und Stiefel an und flüchte aus dem Irrenhaus.
So irre ich durch die Straßen und formuliere eine Ansprache, bis meine Lippen vor Kälte nicht mehr formbar sind und mir der Magen knurrt. Außerdem könnten meine Selbstgespräche auf Passanten unheimlich wirken.

Es könnte schöner nicht sein. Eine fröhlichere Familie hab ich nie gesehen: Ein dunkelhaariger Mann, eine blonde Frau und drei reizende Kinder. Das schießt mir durch den Kopf, als ich zurückkomme. Die Kinder kauern allerdings vor dem Fernseher, vor ihnen eine Tüte Gummibärchen. Carlo versucht Nicki eine Haarsträhne hinters Ohr zu klemmen. Ich weiß, dass die nicht halten wird. Selbstverständlich werde ich erst bemerkt, als ich das angetrocknete Geschirr abräume und nachfrage, was denn heute noch anstehen würde. Vermutlich haben sie nicht einmal bemerkt, dass ich zwischenzeitlich die Wohnung verlassen hatte. Nicki wirft einen Blick aufs Telefon.
„Ach du liebes bisschen. Ich muss los. Florian wartet mit dem Makler. Wir gucken uns doch heute das kleine Reihenhaus an. Er hat mir sogar einen Heiratsantrag gemacht.“ Sie hält das ganz sicher für eine wunderbare Idee und uns den funkelnden Verlobungsring unter die Nase, während Carlo Tränen in die Augen steigen. Wir haben offenbar beide nie zuvor von Florian gehört.
„Ach“, sagt sie und sieht wunderschön aus mit dem gelockten Kind auf ihrer Hüfte, „das wollte ich dir übrigens geben.“
Mit einer Hand kramt sie ihr Schlüsselbund aus der Tasche und hält es mir entgegen. Natürlich zögere ich. Der Haustürschlüssel ist dann doch zu viel des Guten.
„Nur den Anhänger.“ Sie wirkt ungeduldig, aber sie lächelt und Carlo eilt zu Hilfe, fummelt ihn vom Schlüsselbund. Das dicke goldene Herz füllt seine Handfläche aus und er bestaunt es wie einen soeben ausgehobenen Schatz, wissend, dass er ihm nicht zusteht.
„Wenn jemand das haben sollte, dann ja wohl du“, sagt sie mit Pathos in der Stimme und das
Augenlid klappt schnell auf und zu. Sie ist in Eile.
„Bis später dann, ihr beiden Süßen!“ Lautlos geht sie aus der Tür. Carlo legt den Kopf schief, presst die Lippen aufeinander. Schließlich überreicht er mir feierlich das Herz aus Gold. An einer Stelle blättert der Belag.
„So, dann muss ich auch mal los“, sagt er, schlägt sich auf die Schenkel und küsst seine Kinder zum Abschied auf die Köpfe.
Morgen mache ich Schluss. Mit beiden. Aber erst einmal schalte ich den Fernseher aus und weine eine Weile oder besser noch, ich singe laut.

 

Hi @Kanji ,
vorab:

Mittlerweile ist Winter und mein Atem gefriert an der Frontscheibe meiner altes Wagens.

Ich bin mir nicht sicher. Ist das ein Fehler oder einfach eine Formulierung, die ich nicht kenne?
Falls ja, ist das das Einzige, was ich so an Fehlern bemerkt habe.

Bevor ich jetzt weiter schreibe: Ich bin nur ein Greenhorn und habe keine Ahnung vom Geschäft. Ich schildere dir einfach nur meine Eindrücke, die Tipps überlasse ich den Profis.

Dabei stellten wir fest, dass unsere Töchter im selben Alter waren. Ihre rotblond gelockt, meine haarlos.

Ich dachte für einen Moment, die Tochter hat Krebs :lol:. Hab erst danach gemerkt, dass es sich Babys handelt.

Es geht also um zwei alleinerziehende Frauen, die sich zusammenraufen. Dein Prot. hat zwei Kinder, ein kleines Mädchen und der Bub, der bei seinem Vater war. Irgendwie wirkt sie ziemlich verzweifelt auf mich. Eintöniges Leben als Kontrast zu dem Ex, dem es anscheinend nur um Spaß geht.

Hallo Süße. Stell dir vor, wen ich getroffen habe: Deinen Ex. Und du kennst ihn ja. Da sind wir eben versackt. Is ja jetzt schon spät. Du kommst dann besser morgen zum Frühstück runter. Die Kinder spielen und wir quatschen. Ciao, mach dir ’n schönen Abend mal so ganz in Ruhe. Nur für dich.‘ Im Hintergrund ist eindeutig Carlos Lachen aus den üblichen Bargeräuschen herauszuhören und sie schmatzt mit ihren feuchten Lippen einen Kuss in das Telefon, bevor es in meinen Ohren still wird.

Und so wird die Leidensgenossin Nicki wieder fremd. Man, die Stelle tut weh :hmm:.

So irre ich durch die Straßen und formuliere eine Ansprache, bis meine Lippen vor Kälte nicht mehr formbar sind und mir der Magen knurrt.

Ab da habe ich richtig mitgefiebert. Das Ende fand ich ziemlich lustig, kam überraschend, wie sie ihn abserviert hat. Da war das dann doch zu viel des Guten.
So viel von meiner Seite.

Gruß
Michel

 

Hallo liebe Kanji, du gute Fee,

Kein Geschwafel, ich fang gleich an.

Es ist Herbst, aber ich will noch einmal in die offenen Schuhe schlüpfen, weil die Füße bald für lange Zeit in Schuhen stecken werden.

Das klingt ja gerade so, als wären offene Schuhe gar keine Schuhe?

Es gibt Frauen, die wissen genau was sie erwartet und haben für alles eine Lösung.

'Komma nach "genau"

Das erste Mal begegneten wir uns in der Übergangszeit. Die Zeit, in der ich morgens weiß, dass es einige Stunden heiß wie ein Sommertag sein würde, die Sonne bereits am wolkenlosen Himmel orangefarben aufgeht und ich das kurze Kleid anziehen will, bevor es für Monate im Schrank verschwindet. Es ist Herbst, aber ich will noch einmal in die offenen Schuhe schlüpfen, weil die Füße bald für lange Zeit in Schuhen stecken werden. Und wenn ich früh vor dem Haus stehe, bin ich froh, die dicke Jacke angezogen zu haben, auch wenn das nicht toll zusammen mit dem Kleid und den Sandalen aussieht und ich trotzdem friere. Mittags würde ich die Jacke dann am liebsten verschenken wollen, weil sie in der Hitze keinen Sinn macht und ich sie herumtragen muss. Es gibt Frauen, die wissen genau was sie erwartet und haben für alles eine Lösung.

Puh, es ist eine meiner eigenen großen Schwächen, aber bist du dir mit den Zeiten sicher? Vom Präteritum zum Präsens, vom Präsens zum Futur, vom Futur im nächsten Absatz dann wieder ins Präteritum. Find ich ein bisschen verwirrend, aber wenn du mir jetzt sagst, das muss so, dann werd ich dir das einfach glauben.

in einer großen Tasche mit Pferdeaufdruck.

Was ist ein Pferdeaufdruck? Oder ist da einfach nur ein Pferd drauf?

Nicole Nickel in geschwungenen Buchstaben.

Den Namen evtl in kursiv?

Die ‚N’s erinnerten mich an offene Lassos, bereit ein Rindvieh einzufangen.

Uff, da fehlt mir wohl die Phantasie

Ein schmutziges, warmes Gelb hätte ich geantwortet, falls jemand gefragt haben sollte.

Eher: "... gefragt hätte", hätte ich gesagt

und ich kam vermutlich aus dem Kino. Sie trug einen Mantel in einer Farbe, für die ich keinen Namen wüsste.

Hier bin ich gestolpert. Vielleicht musst du hier einen Absatz machen. Im Satz davor geht's um "dich", mein Kopf hat automatisch weitergelesen mit "Ich trug einen Mantel ..."

Die Jacke hatte ich versehentlich irgendwo liegenlassen.

Und das interessiert sie so gar nicht?

und sie war mir wie vertraut.

Wie wärs mit: sie schien mir vertraut. ?

So zwinkerte ich wortlos und ungeübt zurück, als wäre mir ein Insekt ins Auge geflogen,

Super!:lol:
So begleitete ich sie nach der Arbeit ins Kino, wie wir dann eben jedes Mal ins Kino gingen, wahlweise ins Theater oder in ein Musical, schon mal mit anschließendem Restaurantbesuch.

Öh, verstehe ich nicht, den Satz.

An diesem besagten Abend,

Ich glaube, du musst dich entscheiden
"An diesem Abend" oder "An besagten Abend"
Beides ist redundant, "besagten Abend" gibt es ja nur einen.

ohne Zipfel vom Pullover oder Haut am Kinn einzuklemmen,

Puh, was waren das für unmenschliche Schmerken, wenn Haut am Kinn eingeklemmt wurde ... Ich bin überzeugt, in der Hölle wird einem andauernd die Haut am Kinn eingezwickt und man muss Salat in einer etwas zu kleinen Schüssel umrühren.

denn Nicki war damit beschäftigt zu erzählen.

Komma nach "beschäftigt"
Alternativ: ... war mit Erzählen beschäftigt.

Aber na ja, ich wisse ja, wie das wäre:

wie das sei (glaube ich)

Dann redete sie die gesamte Strecke und ich hörte zu.

Warum "dann"? Auch davor hat ja scheinbar nur sie gesprochen.

Im Hausflur angekommen, war ich informiert:

Kein Komma

Vor ihrer Wohnungstür im Parterre, übergab sie mir ihr Baby

Kein Komma

wie eine freundliche Waffe

Hm ... Freundliche Waffe? Das gefällt mir nicht, was besseres fällt mir spontan aber auch nicht ein.

„Wow, die ist ganz schön am Rotieren“, sagte der Ex.

Cool, wie du die Distanz zu ihm aufbaust, deine Prota beim beschreiben nicht mal den Namen verwendet.

Sie will eine ‚Flasche guten Weines‘ mitbringen,

Die Anführungszeichen heißen ja, dass sie das so gesagt hat. Aber wer zur Hölle sagt "Flasche guten Weines", nicht sowas wie " 'ne gute Flasche Wein"?

die Kunden in der Agentur wären großzügig

seien
Alles was ich denke, hat mit Nicki zu tun.

Komma nach Alles

Ich habe keine Zeit, die ich nicht zuvor mit ihr abspreche.

Hm ... Wie wär's mit:
Ich verbringe keine Stunde, ohne es vorher mit ihr abgesprochen zu haben. ?

Strong and independent woman nennt sie sich im Spaß.

Kursiv?

Es wäre alles eine Frage der Organisation.

Es sei alles ...

Meine melancholische Stimmung wird von den Songs The Hics noch mehr gedämpft

Die melancholische Stimmung wird gedämpft? Also wird sie besser? Oder schlechter?

Meine Kinder flitzen durch die Wohnung und suchen Nickis. Das ist bei seinem Vater.

Hä?

Entsprechend meinem Naturell

Ich glaube, es müsste heißen:
Entsprechend meines Naturells ...
oder
Meinem Naturell entsprechend ...

Das schiesst mir durch den Kopf

scharfes ß

als ich zurückkomme.

zurück komme (getrennt)

So liebe Kanji, lass dich von meinen vielen Korrekturen und Vorschlägen nicht darüber hinwegtäuschen, dass ich deinen Text sehr gerne gelesen habe. Hat mir gut gefallen, tolle Stimmung und deine Protagonistin ist so super sympathisch!
Ich wollte eigentlich noch mehr zum Inhalt sagen, muss jetzt aber leider los. Hole ich nach, wenn und falls ich's schaffe!

Liebe Grüße,
dein @Salomon

 

Hallo liebe @Kanji,
habe schon auf die Oktobergeschichte gewartet, und nun liegt sie vor mir. Pünktlich zum Monatsende.
Wie immer vermittelst du mir ein komplexes Bild deiner Protagonisten. Die Erzählerin ist mir sehr sympathisch, ich mag diese Mischung aus chaotisch und pflichtbewusst/hilfsbereit. Das lässt sie rundum menschlich wirken. Einerseits hat sie etwas sehr Mädchenhaftes, will den Sommer nicht gehen lassen, zieht nochmal Sommerkleid und Sandalen an, obwohl sie sich - trotz Jacke, die sie dann auch noch irgendwo liegen lässt :herz: - den Arsch abfriert. Andererseits ist sie der Fels in der Brandung, die, die den Weg kehrt, wenn die anderen noch darüber reden. Und ihr Umfeld scheint das zu wissen, redet einfach so lange weiter, bis sie den Besen in die Hand nimmt und würde sich wahrscheinlich heiser reden, wenn sie es nicht täte.
Auch Nicki scheint von Anfang an zu spüren, dass die Erzählerin einen Hang zum Helfersyndrom (unterstelle ich jetzt einfach mal ;)) hat. Denn:

Kanji schrieb:
Es gibt Frauen, die wissen genau, was sie erwartet und haben für alles eine Lösung.

Kanji schrieb:
Es sei alles eine Frage der Organisation.
Ab hier fange ich echt an, diese egoistische Schnörkel-Nicki-Kuh zu hassen.
Von Anfang an scheint sie die Prota einzulullen, und ich frage mich (wie so oft im Leben): Was ist da echt, und was von Anfang an geplant? Die Vertrautheit, die die Erzählerin spürt, muss ja schon von einer gewissen Verbindung herrühren, es scheint eine gemeinsame Wellenlänge zu geben, obwohl der erste Eindruck/die Intuition der Prota sie nicht zu trügen scheint:

Kanji schrieb:
Unbeschwertheit schüchtert mich ein.
Wahrscheinlich gehört die Prota zu denen, die sich für nicht locker genug hält, vielleicht meint, grundsätzlich etwas verbindlicher und offener sein zu müssen. Und genau da schnappt die Falle zu.

Nicht, dass ich hier jeden unbeschwerten Menschen als oberflächlich abstempeln will, im Gegenteil. Oft macht es mich neidisch, wie locker und schnell manche Leute neue Kontakte zu knüpfen scheinen, während ich selbst ... ja ... mich mit lockerer Kontaktaufnahme oft ein wenig schwer tue.
Offenbar geht es deiner Prota ähnlich, denn:

Kanji schrieb:
So zwinkerte ich etwas ungeübt zurück, als wäre mir ein Insekt ins Auge geflogen.
:lol:
Und schon hat Nicki sie am Haken, dominiert von da an ihr ganzes Leben. Angefangen damit, dass sie mit ihren Taschen den Weg versperrt, erfährt die Prota kurz darauf an der Supermarktkasse Nickis ganze Lebensgeschichte, erweist sich (natürlich) als gute Zuhörerin, während die andere redet und redet. Von sich, von sich, von sich ...
Und so kommt es dann auch, wie es kommen musste, unbeschwert schnappt sie sich den Ex, nachdem die Prota schon zur 24-Stunden-Aufsicht mutiert ist.
Einzig Carlo will mir nicht so recht gefallen, also von der Figurenzeichnung her. Er scheint mir ein wenig zu oberflächlich, kommt mir fast wie die Karikatur eines Klischee-Italieners vor mit seinem breiten Lachen, das im Treppenhaus noch eine Weile nachhallt. An der Stelle war es mir etwas zu viel des Guten, und ich konnte das auch nicht so recht einordnen. Warum lacht er so lange? Lacht er sie aus? Oder hat sie sein Lachen noch so lange in den Ohren, weil sie sich so über ihn ärgert? Das ist mir hier nicht klar geworden.

Und in all dem Chaos kreisen die Gedanken der Erzählerin nur noch darum, wie sie ein klärendes Gespräch mit Nicki anfangen kann, ohne sie vor den Kopf zu stoßen oder die vermeintliche Freundschaft zu gefährden, während die sich (ooops, ist halt einfach passiert ...) den Ex schnappt, ohne auch nur einen halben Gedanken an die Erzählerin zu verschwenden.

Ja, das ist schon hard stuff, keine Frage. Ich habe die Situation gut nachempfinden und mitfiebern können, nur der Schluss hat mir leider nicht so gut gefallen, liebe Kanji. Ich finde, da bist du etwas übers Ziel hinausgeschossen. Dass die da alle friedlich-familiär am Frühstückstisch sitzen, Carlo&Nicki sogar Zärtlichkeiten austauschen, war mir dann doch zu viel. Auch habe ich mich gewundert, dass die Erzählerin das zunächst so locker hinzunehmen scheint. Gut, sie verdrängt vielleicht ihre Gefühle, will alles cool sehen, aber einen kleinen Stich in der Magengrube hätte es zumindest geben können, und wenn es nur ein Pieken ist.
Auch das mit diesem Florian war mir etwas zu konstruiert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Nicki ihn der Prota gegenüber nie erwähnt hat, und der Abgang lässt sie unmenschlich wirken auf mich, im Sinne von nicht echt. Ich finde, du hast sie im Vorfeld schon so gut charakterisiert, dass es diesen Donnerschlag nicht braucht, schon gar nicht, ohne mit der Wimper zu zucken. Bisschen schlechtes Gewissen hätte sie mMn bringen können, und sei es auch nur, um die Form zu wahren. Da driftet deine ansonsten gut aus dem Leben gegriffene Geschichte mMn in eine Sitcom ab und lässt alle Charaktere - inkl. der sympathischen Prota - plötzlich flach erscheinen, auch wenn Carlo Tränen in den Augen hat. Das macht ihn zwar etwas menschlicher, aber scheint mir auch etwas übertrieben für einen Lebemann, der sich eine nette Nacht mit einer hübschen Blonden gegönnt hat. Ich fände es schön, wenn dir da eine andere Lösung einfiele. Falls nicht, wäre das zwar schade für mich, aber nicht so, dass es das Lesevergnügen einer toll erzählten Geschichte schmälert.
:thumbsup:

Kanji schrieb:
Außerdem könnten meine Selbstgespräche auf Passanten unheimlich wirken.
Den Gedanken hatte ich auch schon oft :shy:.

Gerne gelesen, und liebe Grüße!
Chai

 

Im Job ist sie kreativ, es gibt keine festen Arbeitszeiten und manchmal ist sie erst spät zurück. Dann nimmt sie ihre Kleine bettfertig und schlafend von mir in Empfang, schlägt eines ihrer wimpernschweren Lider langsam zu und wieder auf, haucht mir einen Kuss auf die Wange. Strong and independent woman nennt sie sich im Spaß. Es sei alles eine Frage der Organisation.

Ja, das nenne ich Organisationstalent, dass ich sogar an dem Vorsatz
Morgen mache ich Schluss. Mit beiden.
an sich gut finde uns auch konsequent gedacht, aber bezweifel, dass er je durchgesetzt wird.
Warum?
Schon allein wegen des Schlusssatzes
Aber erst einmal schalte ich den Fernseher aus und weine eine Weile oder besser noch, ich singe laut.
Aber so ist das, wenn man den kleinen Finger hinhält und die ganze Hand genommen wird, wie hier durch das titelspendende Organisationstalent – und ich fürchte, da ist der Hausname Omen genug, wenn es zu Streitpunkten wie einen Schlusspunkt zu setzen kommt. Und dass unsere Icherzählerin eher an eine Fortsetzung denn einen Schussstrich denkt, zeigt einmal der Gezeitenwechsel, der unbewusst von der aktuellen, vor allem aber künftigen Lage kündet
Sie (Frau Nickel) zahlt den Babysitter und auch alles andere.

Aber ist denn schon Oktober (nach der Erzählung müsste es ein güldener werden, warten wir‘s ab),

liebe Kanji,

und bis dahin zunächst mal die Frage hierzu

Die Zeit, in der ich morgens weiß, dass es einige Stunden heiß wie ein Sommertag sein würde, die Sonne bereits am wolkenlosen Himmel orangefarben aufgeht ….
warum die würde-Konstruktion, wenn das schlichte Futur „wird“ so offen ist, wie die Kombination aus sein und werden ...

Es gibt Frauen, die wissen genau, was sie erwartet[,] und haben für alles eine Lösung.
(da und setzt den Relativsatz fort, die … haben für alles eine Lösung.
Sie guckte nicht einmal irritiert, sondern lachte einfach auch[,] und sie war so vertraut.
Warum nicht wie etwa zuvor „Sie guckte …., …, und war so vertraut“?

Ich bin soo hoch geklettert, Mama“, rief der Bub[,] als er im Hausflur stand[,] und reckte seine Arme über den Kopf, ...
Ich spreche mir den Text laut vor, den ich später vor Nicki aufsagen werde[,] und lasse immer wieder heißes Wasser nachlaufen, denn …

Ein schmutziges, warmes Gelb hätte ich geantwortet, falls jemand gefragt haben sollte.
Warum nicht schlicht „falls jemand (überhaupt) fragt“?

... Treppe hoch ins Dachgescho[ss]

Die Bewunderung war ihm anzusehen, weil seine Augen kreisrund schienen und der …
Hm, mein Realschullehrer ertählte immer, nur die Sonne schein, selbst der Mond leihe sich nur ihr Licht. Und so ist es, dass das Verb „scheinen“ nahe dem „brauchen“ zu finden ist, von dem der Volksmund sagt „wer brauchen ohne zu gebraucht, braucht brauchen gar nicht zu gebrauchen“. Die Duden Grammatik umgeht dieses Problem, indem die Vorsilbe „er“ vors scheinen gesetzt wird, „weil seinen Augen kreisrund erschienen“ oder „zu sein schienen“

Bin gleich so[...]weit“, murmelt sie.

Wie dem auch sei, gerne gelesen! Und vielleicht hätstu uns/mich auf dem Laufenden, wie der Vorsatz durchgesetzt wird ...

Bis bald

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi @Kanji,

juchuu, eine Geschichte, die ich beim ersten Lesen verstehe!

Wenn ich nach Chai kommentiere, komme ich mir ja immer wie ein Trampel vor, ihre Kommentare sind immer so verständnisvoll, aber mal schauen ob ich auch noch was zur Diskussion beitragen kann.

Es gibt Frauen, die wissen genau, was sie erwartet und haben für alles eine Lösung.
Meine Lösung für die Übergangszeit ist, fast den ganzen Tag zu schwitzen, nur damit ich morgens nicht friere. Ich mag frieren nicht ... :sconf:

Die ‚N’s erinnerten mich ein bisschen an offene Lassos, bereit ein Rindvieh einzufangen.
Und das Rindvieh ist die Prota. Irgendwie gefällts mir. Aber ich stocke auch und denke drüber nach wie diese Ns aussehen.

und ich kam vermutlich aus dem Kino.
Ich weiß du legst dich nicht gerne fest, aber diese Stelle mit dem Kino find ich merkwürdig. Sie erinnert sich den Pferdeaufdruck aber nicht daran was sie an dem Abend gemacht hat?

Ein schmutziges, warmes Gelb hätte ich geantwortet, falls jemand gefragt haben sollte.
Ocker? Senf? ;)

Sie strich immer wieder eine Haarsträhne hinters Ohr, die nicht hielt, weil das Ohr zu klein war und das Haar zu dick.
Schöne Beobachtung.

Als sie zu mir herumwirbelte, schien ihr Gesicht nur aus Augen und Zähnen zu bestehen.
Und das finde ich gruselig. Klingt wie ein Alien. :eek:

Das war der Moment, als ich ihren Augenaufschlag zum ersten Mal sah.
„Der Moment, in dem“ klingt für mich sauberer.

Das Gute daran ist, ich kann sitzen und muss mich nicht unterhalten, oder werde nicht angewiesen nach diesem oder jenem Mann zu sehen. Manchmal nicke ich sogar kurz im Dunkeln ein.
Man ist die genügsam.

An besagtem Abend, als ich Nicki zum ersten Mal traf, schlief ich schon, noch bevor mein Kopf die Matratze meines Bettes berührte
Komische Kombi, klingt im ersten Moment so als würde sie schlafen als sie Niki trifft.

Kosmetik betrieb ich dann später am Autospiegel vor dem Verlag, in dem ich arbeitete.
Nur Aufopfern für die anderen, die eigenen Bedürfnisse werden hinten angestellt. Was für ein Leben ...

Vor ihrer Wohnungstür im Parterre übergab sie mir ihr Baby
Da du ja grade auf den doppelten Gebrauch von Verben stehst, schlage ich hier vor: ... und das Baby sich auf meine Jacke. :rotfl:

Katie und Tom lassen grüßen.

dass eines ihrer Augenlider langsam herabfiel
Also das mit dem Augenlied lässt mich ja an Karl Dall denken und zusammen mit dem Aliengesicht ist das ja langsam alptraumverdächtig.
Was meinst du denn mit diesem Herabfallen? Ein Zwinkern?

Dafür ist der kleine Bursche immer mächtig aufgedreht von Eiscreme und Kletterpark.
Und sie fängt alles auf, erträgt alles mit einer stoischen Gelassenheit, die ja kaum auszuhalten ist.

rief der Bub als er im Hausflur stand
Komma nach Bub.

Immer haushalte ich mit meinen Kräften an Gesprächen. Ich bin die, die den Weg kehrt, wenn die anderen noch darüber reden, wie der Dreck da überhaupt hingekommen ist.
Das finde ich eine schöne Beschreibung.

sie wäre noch schnell zu ihrem Pferd in den Stall gefahren.
Wie dreist ist das denn?!

So geht’s nicht weiter.
Da frag ich mich, wie es dazu kommen konnte, dass sie sowas denkt. Wo sie doch sonst alles erträgt. Gab es eine bestimmte Situation, die das fass zum Überlaufen brachte?

Alles, was ich denke, hat mit Nicki zu tun. Es gibt keine Zeit, die ich nicht zuvor mit ihr abspreche.
Ich verstehe nicht was die Prota davon hat? Bisher ist Nicki doch nur unsymphatisch. Gefühlt hat sie noch gar nichts für die Freundschaft getan.

Strong and independent woman nennt sie sich im Spaß. Es sei alles eine Frage der Organisation.
Unverschämt! Die ist doch sowas von abhängig von den Leuten, die sie ausnutzt,

Es könnte schöner nicht sein. Eine fröhlichere Familie hab ich nie gesehen
Da ich die Freundschaft vorher schon unglaubwürdig fand, ist mir das dann auch zu viel.

Deine Geschichte ist wirklich kaum zu ertragen. Diese Nicki ist einfach schrecklich und die Prota kaum besser, da sie alles mit sich machen lässt.
Du hast deine Erzählerin sehr gut gezeichnet. Beeindruckend, was du alles in so eine Geschichte packst, so lockerleicht nebenbei. Da müsste ich mir mal ne Scheibe von abschneiden.
Trotzdem frage ich mich bei solchen Konstellationen, ob es sowas wirklich gibt. Wenn Nicki der Prota doch rein gar nichts zurückgibt, wieso lässt sich die Prota immer weiter ausnutzen? Für mich absolut unverständlich.

Der Erzählanteil in der Geschichte ist mir zu groß. Das sind mir zu viele Gedanken, zu wenig direkte Aktionen. Aber das ist ja wie immer Geschmackssache.

Sieht bei den ganzem Gemecker vielleicht nicht danach aus, aber ich hab deine Geschichte gerne gelesen. :)

Liebe Grüße,
NGK

 
Zuletzt bearbeitet:

Das erste Mal begegneten wir uns in der Übergangszeit. Die Zeit, in der ich morgens weiß, dass es einige Stunden heiß wie ein Sommertag sein würde, die Sonne bereits am wolkenlosen Himmel orangefarben aufgeht und ich das kurze Kleid anziehen will, bevor es für Monate im Schrank verschwindet. Es ist Herbst, aber ich will noch einmal in die offenen Schuhe schlüpfen, weil die Füße bald für lange Zeit in Stiefeln stecken. Und wenn ich früh draußen vor dem Haus stehe, bin ich froh, die dicke Jacke angezogen zu haben, auch wenn das nicht toll zusammen mit dem Kleid und den Sandalen aussieht und ich trotzdem friere. Mittags würde ich die Jacke dann am liebsten verschenken wollen, weil sie in der Hitze keinen Sinn macht und ich sie herumtragen muss. Es gibt Frauen, die wissen genau, was sie erwartet und haben für alles eine Lösung.
… und deine Erzählerin scheint da jetzt nicht unbedingt dazuzugehören …
Der erste Absatz verrät mir zwischen den Zeilen ja schon mal eine ganze Menge über die Verfasstheit der Erzählerin. Was ich gut finde, Kanji.
Aber die sprachliche Umsetzung finde ich jetzt nicht unbedingt brillant. Ist eher ein ziemliches Kuddelmuddel in dem Absatz.
Die Zeit, in der ich morgens weiß, dass es einige Stunden heiß wie ein Sommertag sein würde, die Sonne bereits am wolkenlosen Himmel orangefarben aufgeht und ich das kurze Kleid anziehen will, bevor es für Monate im Schrank verschwindet.
Bei dem hervorgehobenen Satzteil zum Beispiel weiß ich nicht recht, was ich damit anfangen soll. Wie soll ich den lesen? So:
Die Zeit, in der […] die Sonne bereits am wolkenlosen Himmel orangefarben aufgeht
Oder so:
Die Zeit, in der ich morgens weiß, dass […] die Sonne bereits am wolkenlosen Himmel orangefarben aufgeht
Aber egal, wie ich ihn lese, so oder so kapier ich ihn nicht.
Weil, was soll das heißen?
Die Zeit, in der ich morgens weiß, dass die Sonne bereits […] aufgeht.
Hm.
Kann es sein, Kanji, dass sich das Adverb gar nicht auf das Aufgehen der Sonne beziehen soll, wie es momentan den Anschein hat, sondern in Wahrheit auf den wolkenlosen Himmel? In dem Sinne, dass der Himmel bereits morgens wolkenlos ist? Falls du das so meinst, müsstest du den Satz wirklich umformulieren, weil in der jetzigen Form ist er schon ziemlich … äh, na ja, ziemlich dings halt.

Und im Grunde könnte ich jetzt so weitermachen. Dich einerseits loben für die inhaltliche Gestaltung der Geschichte, für die Figurenzeichnung, die ich wirklich großartig finde – (beispielhaft diese Szene:

… liege endlich in der Badewanne. Ich spreche mir den Text laut vor, den ich später vor Nicki aufsagen werde[,] und lasse immer wieder heißes Wasser nachlaufen, denn ich will auf keinen Fall wieder aus der Wanne steigen. Nicht, weil ich so gerne bade, aber [besser: sondern] weil ich sonst etwas anderes tun müsste. Gar nicht mal etwas wie Wäsche zusammenlegen oder Spielzeug aufräumen, Nägel schneiden oder Geschirr spülen. Ich müsste irgendetwas tun, wie auf dem Sofa sitzen und überlegen, ob ich Musik einschalte oder den Fernseher. Ich könnte auch nur im Zimmer stehen und auf die Straße sehen. Ich müsste etwas tun.
Das ist einfach toll dargestellt, wie sich die Frau psychisch quasi mehr und mehr auf einer Gratwanderung bewegt, wie sie so augenscheinlich aufgerieben wird zwischen Alltagspflichten, Fürsorglichkeit anderen gegenüber und der eigenen seelischen Verlorenheit.)

- andererseits aber meckern über die stellenweise … äh, ich will’s mal stilistische Eigenartigkeiten nennen.
So was zum Beispiel:

Ein schmutziges, warmes Gelb[,] hätte ich geantwortet, falls jemand gefragt haben sollte.
Oder so was:
Es verging im vergangenen halben Jahr keine Woche, in der ich nicht nachts wenigstens einmal an Nickis Bett saß,
Wenn du damit ausdrücken willst, dass sie °wenigstens einmal in der Woche an Nikis Bett saß“ – was ich vermute, weil du ansonsten die Woche ja nicht hättest erwähnen müssen – und nicht „wenigstens einmal in der Nacht“, solltest du den Satz geringfügig umstellen:
Es verging im vergangenen halben Jahr keine Woche, in der ich nicht wenigstens einmal nachts an Nickis Bett saß,
In meiner Wohnung setzte ich die beiden Kleinen in das Laufgitter und bereitete für meinen Sohn eine Mahlzeit zu. Ich erwartete ihn von einem Ausflug mit seinem Vater zurück.
[…]
„Ah, du hast gekocht, mio caro.“ Carlos Nase hing bereits im Topf, noch bevor ich ‚Hallo‘ gesagt hatte.
Würdest du hier ihren Sohn nicht als ihren Sohn bezeichnen, sondern dem Kleinen gleich einen Namen geben, könntest du dadurch nicht nur ein Possessivdings einsparen, sondern obendrein mich gar nicht erst auf die Idee kommen lassen, mich zu fragen, wer da jetzt in den Topf reinguckt. Der Sohn oder der Vater?
Immer haushalte ich mit meinen Kräften an Gesprächen.
Hä? Kräfte an Gesprächen?
Semantisch erschließt sich mir der Satz natürlich, aber er klingt einfach … du weißt schon, dings und so. Musst du wohl selber zugeben.
usw.

Also solche stilistische Fragwürdigkeiten gibt’s halt schon eine Menge, sind ja auch schon viele angeführt worden, aber was ich eigentlich sagen will: Daneben gibt’s wirklich viele ganz, ganz wunderbare Stellen.
Ja, Kanji, im Grunde ist das eine wirklich gute Geschichte.

Ach ja, noch ein kurzer Zwischenruf von Giuseppe:

„mio caro“ heißt: „mein Lieber“, wo hingegen Carlos vermutlich „meine Liebe“ meint, also „mia cara“, oder, um ganz korrekt zu sein: „mia Cara (Weil man im Deutschen auch fremdsprachige Substantive großschreibt.)

(Sagt Giuseppe, wie gesagt. Keine Ahnung ob er recht hat, ich selber kann nicht italienisch.)

Ciao, bella.

offshore


PS @Salomon

Ich glaube, es müsste heißen:
Entsprechend meines Naturells ...
oder
Meinem Naturell entsprechend ...
Egal, wie du die Satzglieder reihst, Salomon, das ändert nix daran, dass „entsprechend“ immer mit dem Dativ verwendet wird.
(Dementsprechend heißt es ja auch „dementsprechend“ und nicht „desentsprechend“.)

 

Hej @Meuvind ,

netter Avatar (ich glaube, ich hasste deinen zuvor ;)). Danke, dass du meine Geschichte gelesen hast und mir deine Eindrücke schilderst.

Ist das ein Fehler oder einfach eine Formulierung, die ich nicht kenne?

Himmelherrje, das war einfach schlampig von mir. Ich habe den Wagen nachträglich eingefügt und so bin ich im Geraffel völlig blind gewesen. Entschuldige, dass ich dich verunsichert habe.

Ich bin nur ein Greenhorn und habe keine Ahnung vom Geschäft. Ich schildere dir einfach nur meine Eindrücke, die Tipps überlasse ich den Profis.

Wie lange ist man eigentlich ein Greenhorn? Ich fühle mich auch immer wie eines, wenn ich die anderen Geschichten lese und kommentiere. Und unter uns, ich denke die Profis sind hier in der Unterzahl. :sealed:

Ich dachte für einen Moment, die Tochter hat Krebs :lol:. Hab erst danach gemerkt, dass es sich Babys handelt.

Oje, das ist doof. Dabei habe ich extra nicht Glatze geschrieben. Vielleicht wäre das aber direkter und somit schärfer und der Gedanke einer Krankheit würde sich nicht anbieten, als wenn ich es so freundlich umschreibe. :hmm: Ich denke drüber nach.

Ab da habe ich richtig mitgefiebert. Das Ende fand ich ziemlich lustig, kam überraschend, wie sie ihn abserviert hat. Da war das dann doch zu viel des Guten.

Mitfiebern klingt gut. Und ja, am Ende muss sich unsere Protagonistin mit Humor durch die Angelegenheit manövriere, denk ich. Die machen eh was sie wollen und biegen sich ihre Handlungen zurecht.

Lieber Michel, hab herzlichen Dank für deine Eindrücke und einen freundlichen Gruß, Kanji


Hej @Salomon ,

cool, dass du trotz Eile sowohl die Geschichte gelesen, als auch noch kommentiert hast und unter uns, eine orthographische Bestandsaufnahme hat den folgenden Leser sicher viel Ärgernis erspart. Ich hab alles in Windeseile ausgebessert, bis auf zurückkommen. Danke schön.

Kanji schrieb:
Es ist Herbst, aber ich will noch einmal in die offenen Schuhe schlüpfen, weil die Füße bald für lange Zeit in Schuhen stecken werden.

Das klingt ja gerade so, als wären offene Schuhe gar keine Schuhe?

Blöd von mir. Vorher stand da hundertmal Sandalen und Stiefel und feste Schuhe und FlipFops ... das hab ich dann davon. Ist ausgebessert.

Puh, es ist eine meiner eigenen großen Schwächen, aber bist du dir mit den Zeiten sicher?

Pssst.

Find ich ein bisschen verwirrend, aber wenn du mir jetzt sagst, das muss so, dann werd ich dir das einfach glauben.

Echt? Lässt du mir das durchgehen? Ich find es so am Ende am logischsten. Glaub mir, ich habs heaps of times hin-und hergeändert.

Kanji schrieb:
in einer großen Tasche mit Pferdeaufdruck.

Was ist ein Pferdeaufdruck? Oder ist da einfach nur ein Pferd drauf?

Hm. Du bringst mich in Verlegenheit. Mein Gedanke war so: Schreib ich, da war ein Pferd aufgedruckt, ist es ein ... bestimmtes Pferd; ein Pferdeaufdruck sind für mich viele beliebige Pferde. :shy:

Kanji schrieb:
Die ‚N’s erinnerten mich an offene Lassos, bereit ein Rindvieh einzufangen.

Uff, da fehlt mir wohl die Phantasie

Ich wollte er akribisch beschreiben, wie ich mir diese Ns vorstelle, aber das war dann zu und zu doof und so dachte ich, der Leser muss es dann eben so hinnehmen, weil es mit dem Rindvieh so gut passt. Sorry.

Kanji schrieb:
Ein schmutziges, warmes Gelb hätte ich geantwortet, falls jemand gefragt haben sollte

Eher: "... gefragt hätte", hätte ich gesagt

Daran saß ich ewig und ein paar Tage und dann entschied ich mich fürs Falsche. Ich übernehme jetzt @Friedrichard s Vorschlag, wenns dir recht ist. (...falls jemand fragt - einfach, gell?)

Kanji schrieb:
Die Jacke hatte ich versehentlich irgendwo liegenlassen

Und das interessiert sie so gar nicht?

:shy: nö, die hat ganz anders Sorgen

Kanji schrieb:
und sie war mir wie vertraut

Wie wärs mit: sie schien mir vertraut. ?

Da dreh ich noch mal dran. Scheinen ist ja immer auch so ein Wackelkandidat.

Kanji schrieb:
So begleitete ich sie nach der Arbeit ins Kino, wie wir dann eben jedes Mal ins Kino gingen, wahlweise ins Theater oder in ein Musical, schon mal mit anschließendem Restaurantbesuch.

Öh, verstehe ich nicht, den Satz.

Wie ärgerlich. Da soll so eine Mischung aus Resignation und Langweile durchschimmern. Sie soll ja ausgehen, weil ... die Mutter das findet, aber eigentlich geht sie mit der Mutter aus, weil die das so will. Der Protagonistin ist es egal, wohin, Hauptsache, die Mutter nervt nicht länger. So in etwa.

Puh, was waren das für unmenschliche Schmerken, wenn Haut am Kinn eingeklemmt wurde ... Ich bin überzeugt, in der Hölle wird einem andauernd die Haut am Kinn eingezwickt und man muss Salat in einer etwas zu kleinen Schüssel umrühren.

Hast du auch eine Narbe davon am Kinn? :( Und ich hab mir eine extragroße Salatschüssel gekauft und alle denken immer so: öh, so wenig Salat, soll das reichen? Und dabei kann ich die normale Portion darin herrlich problemlos umrühren. Was sagst du dazu?

Hm ... Freundliche Waffe? Das gefällt mir nicht, was besseres fällt mir spontan aber auch nicht ein.

Ich dachte da an die berühmten Waffen einer Frau :shy:

Aber wer zur Hölle sagt "Flasche guten Weines", nicht sowas wie " 'ne gute Flasche Wein"?

Ich weiß schon. Niemand sagt das. Aber Nicki verdeutlicht so ihre Position, mehr scherzhaft, aber sie will zeigen: Guck, das kann ich haben, weil ich hier arbeite und tolle Leute kenne.

Die melancholische Stimmung wird gedämpft? Also wird sie besser? Oder schlechter?

Das weiß ich auch nicht so genau. Melancholie ist ja so gesehen gar nicht immer schlecht ...

Ich wollte eigentlich noch mehr zum Inhalt sagen, muss jetzt aber leider los. Hole ich nach, wenn und falls ich's schaffe!

Hab vielen Dank für deine Mühe. Es gibt ja hier so viele Geschichten, da muss man sich gut einteilen. Bis bald und lieber Gruß, Kanji


Hej @Chai ,

du treue Lese- und Kommentiererin. :kuss:

habe schon auf die Oktobergeschichte gewartet, und nun liegt sie vor mir. Pünktlich zum Monatsende.

Wenn es mir nicht so ein schlechtes Gefühl machen würde, so wie aufgeben, würde ich uns die beiden ausstehenden Geschichten ersparen, aber das geht leider nicht. Ich muss liefern. :lol:

Die Erzählerin ist mir sehr sympathisch, ich mag diese Mischung aus chaotisch und pflichtbewusst/hilfsbereit. Das lässt sie rundum menschlich wirken
will den Sommer nicht gehen lassen, zieht nochmal Sommerkleid und Sandalen an, obwohl sie sich - trotz Jacke, die sie dann auch noch irgendwo liegen lässt :herz: - den Arsch abfriert.
obwohl sie sich - trotz Jacke, die sie dann auch noch irgendwo liegen lässt :herz: - den Arsch abfriert. Andererseits ist sie der Fels in der Brandung, die, die den Weg kehrt, wenn die anderen noch darüber reden. Und ihr Umfeld scheint das zu wissen, redet einfach so lange weiter, bis sie den Besen in die Hand nimmt und würde sich wahrscheinlich heiser reden, wenn sie es nicht täte.

Och du, die hast du aber schön erkannt und beschrieben.

Ab hier fange ich echt an, diese egoistische Schnörkel-Nicki-Kuh zu hassen.
Von Anfang an scheint sie die Prota einzulullen, und ich frage mich (wie so oft im Leben): Was ist da echt, und was von Anfang an geplant? Die Vertrautheit, die die Erzählerin spürt, muss ja schon von einer gewissen Verbindung herrühren, es scheint eine gemeinsame Wellenlänge zu geben, obwohl der erste Eindruck/die Intuition der Prota sie nicht zu trügen scheint:

Sind wir mal nicht so streng. Die guckt eben auf ihre Weise, wie sie durchkommt und hat wohl, im Gegensatz zur Protagonistin ein klares Ziel vor Augen: guten Job und ne gute Partie (also einen Mann:shy:). Wohingegen die andere so herumstreunert und nicht mal weiß, was sie tun soll, wenn sie nicht badet. (Wie doof muss man sein?)

Wahrscheinlich gehört die Prota zu denen, die sich für nicht locker genug hält, vielleicht meint, grundsätzlich etwas verbindlicher und offener sein zu müssen.

Kann sein. Oder sie lebt so gut sie kann und reflektiert gar nicht so oft, wie sie ist oder rüberkommt.

Und so kommt es dann auch, wie es kommen musste, unbeschwert schnappt sie sich den Ex, nachdem die Prota schon zur 24-Stunden-Aufsicht mutiert ist.

Das ist wohl keine große Sache. Der nervt wohl schon länger. Sie scheint das zu kennen und die sind ja getrennt, Vielleicht deswegen. Und sie mag Nicki ja auch, erliegt ihrem Charme. Die ist dem Carlo ja auch ähnlich. Irgendwie. Die Protagonistin hat da wohl eine Schwäche. :D

Und schon hat Nicki sie am Haken, dominiert von da an ihr ganzes Leben. Angefangen damit, dass sie mit ihren Taschen den Weg versperrt, erfährt die Prota kurz darauf an der Supermarktkasse Nickis ganze Lebensgeschichte, erweist sich (natürlich) als gute Zuhörerin, während die andere redet und redet. Von sich, von sich, von sich ...

Ich denke, das steigerte sich langsam und kontinuierlich schleichend. Aber schön, dass du auch die Taschen als Einstieg siehst.

Einzig Carlo will mir nicht so recht gefallen, also von der Figurenzeichnung her.
Warum lacht er so lange? Lacht er sie aus? Oder hat sie sein Lachen noch so lange in den Ohren, weil sie sich so über ihn ärgert? Das ist mir hier nicht klar geworden.

Mit Carlo ist sie fertig. Viele seiner Attribute findet sie aber in Nicki wieder, so wollte ich ihn in den Vordergrund schieben. Auf anderer Ebene und erliegt ihnen in anderer Art: Hilfsbereitschaft. Nicki ist clever. Carlo amüsiert sich über die Protagonistin, weil er glaubt, sie würde sich bloß weigern, ihn zu küssen, um nicht „rückfällig“ zu werden, der eingebildete Lockenkopf, der. Er freut sich über sich selbst.

Ich habe die Situation gut nachempfinden und mitfiebern können, nur der Schluss hat mir leider nicht so gut gefallen,
Auch habe ich mich gewundert, dass die Erzählerin das zunächst so locker hinzunehmen scheint. Gut, sie verdrängt vielleicht ihre Gefühle, will alles cool sehen, aber einen kleinen Stich in der Magengrube hätte es zumindest geben können, und wenn es nur ein Pieken ist.

Das nehme ich so mal auf. Ich dachte eher, sie hat niemanden von den beiden wirklich an sich herangelassen, wollte behilflich sein, hat Verständnis für die Situation beider und ist gefühlsmäßig nicht so involviert. Ein fauler Carlo ist im Alltag eher eine Last.

Auch das mit diesem Florian war mir etwas zu konstruiert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Nicki ihn der Prota gegenüber nie erwähnt hat, und der Abgang lässt sie unmenschlich wirken auf mich, im Sinne von nicht echt.

Schade. Das sollte zeigen, Nicki bestimmt, was sie erzählt. Denn sie baut sich ihre Welt. Eine Freundin brauchte sie nicht.

Bisschen schlechtes Gewissen hätte sie mMn bringen können, und sei es auch nur, um die Form zu wahren.

Nicki ist sich keiner Schuld bewusst. Sie schadet niemandem, lässt sie nicht an sich heran.

Da driftet deine ansonsten gut aus dem Leben gegriffene Geschichte mMn in eine Sitcom ab und lässt alle Charaktere - inkl. der sympathischen Prota - plötzlich flach erscheinen, auch wenn Carlo Tränen in den Augen hat.

Oje. mal gucken, was ich da machen kann.

Das macht ihn zwar etwas menschlicher, aber scheint mir auch etwas übertrieben für einen Lebemann, der sich eine nette Nacht mit einer hübschen Blonden gegönnt hat.

Carlo ist wie gesagt Nicki ähnlich. Der nimmt das sportlich. Er hatte seinen Spaß. Weiter gehts.

Ich fände es schön, wenn dir da eine andere Lösung einfiele. Falls nicht, wäre das zwar schade für mich, aber nicht so, dass es das Lesevergnügen einer toll erzählten Geschichte schmälert.

Versprochen, ich guck, was mir einfällt. Schließlich soll sie dir gefallen. ;)

Vielen Dank und bis bald, Kanji

Hej und hallo @Friedrichard ,

ich kam noch gar nicht dazu, dich zu vermissen, so schnell bist du bei mir in der Geschichte.

Und dass unsere Icherzählerin eher an eine Fortsetzung denn einen Schussstrich denkt, zeigt einmal der Gezeitenwechsel, der unbewusst von der aktuellen, vor allem aber künftigen Lage kündet

Stimmt. Da kommt noch was. Das dicke Ende.

Aber ist denn schon Oktober (nach der Erzählung müsste es ein güldener werden, warten wir‘s ab),

Nee du, den hab ich übersprungen. Ich weiß. Das ist doof, aber ich brauchte einen längere Zeitraum.

Die Zeit, in der ich morgens weiß, dass es einige Stunden heiß wie ein Sommertag sein würde, die Sonne bereits am wolkenlosen Himmel orangefarben aufgeht ….

warum die würde-Konstruktion, wenn das schlichte Futur „wird“ so offen ist, wie die Kombination aus sein und werden ...

Jaha, warum einfach, wenns umständlich geht? :shy:

Es gibt Frauen, die wissen genau, was sie erwartet[,] und haben für alles eine Lösung.

(da und setzt den Relativsatz fort, die … haben für alles eine Lösung

Geht klar.

Sie guckte nicht einmal irritiert, sondern lachte einfach auch[,] und sie war so vertraut.

Warum nicht wie etwa zuvor „Sie guckte …., …, und war so vertraut“?

Ja, warum eigentlich nicht?

Ein schmutziges, warmes Gelb hätte ich geantwortet, falls jemand gefragt haben sollte.

Warum nicht schlicht „falls jemand (überhaupt) fragt“?

Wäre das nicht die falsche Zeit? Immer hin hat sie ja weder geantwortet, und es hat auch niemand gefragt. Ich saß immerzu daran und gedreht und gewechselt. Das hat keinen Spaß gemacht.

Hm, mein Realschullehrer ertählte immer, nur die Sonne schein, selbst der Mond leihe sich nur ihr Licht.

Ich erinnere mich dunkel. Und ich lasse die Augen erscheinen.

Und vielleicht hätstu uns/mich auf dem Laufenden, wie der Vorsatz durchgesetzt wird ...

Okay, lieber Friedel, das mach ich gern. Die Arme hat noch eine Menge zu durchleben. Na ja, wer nicht?

Danke für deinen Besuch und freundliche Hilfe. Ein schönes Wochenende, Kanji

Hej @Nichtgeburtstagskind ,

dafür, dass du immer wieder reinguckst, obwohl du dieses Genre gar nicht so dolle findest, könnte ich ewig monatlich weiterschreiben. Du freust dich immer so, wie ich mich. Nee, keine Sorge.

Meine Lösung für die Übergangszeit ist, fast den ganzen Tag zu schwitzen, nur damit ich morgens nicht friere. Ich mag frieren nicht ... :sconf:

Och du. Frieren ist echt doof und schwitzen ja wohl auch so ... gesund?

Und das Rindvieh ist die Prota. Irgendwie gefällts mir. Aber ich stocke auch und denke drüber nach wie diese Ns aussehen.

Mist. Ja, super, dass du das Rindvieh entdeckt hast, aber doof mit den Ns. Ich hatte sie erst beschrieben, aber das war so was von meh und deswegen dachte ich : so what. Isso.

Ich weiß du legst dich nicht gerne fest, aber diese Stelle mit dem Kino find ich merkwürdig. Sie erinnert sich den Pferdeaufdruck aber nicht daran was sie an dem Abend gemacht hat?

Ja weißt du. Sie merkt sich, was für sie von Bedeutung ist. Ob sie mit ihrer Mutter im Kino war, oder im Theater oder Musical, auf dem Mond oder im Abwasserkanal ... das ist ihr so derbe gleichgültig. Irgendwas wird’s gewesen sein und eigentlich war sie für alles viel zu müde und kaputt. Tat es wieder mal jemand anderem zuliebe. Das Rindvieh.

Ocker? Senf? ;)

:shy: Oder modisch artikuliert korrekt.

Als sie zu mir herumwirbelte, schien ihr Gesicht nur aus Augen und Zähnen zu bestehen

Und das finde ich gruselig. Klingt wie ein Alien. :eek:

Ist doch nur der erste Eindruck. Alles andere war weniger dominant wohl.

Das Gute daran ist, ich kann sitzen und muss mich nicht unterhalten, oder werde nicht angewiesen nach diesem oder jenem Mann zu sehen. Manchmal nicke ich sogar kurz im Dunkeln ein.

Man ist die genügsam.

Ja, oder aber sie geht kraftraubenden Gesprächen und Rechtfertigungen, Auseinandersetzungen aus dem Weg und genießt den Moment auf ihre Weise. So oder so.

An besagtem Abend, als ich Nicki zum ersten Mal traf, schlief ich schon, noch bevor mein Kopf die Matratze meines Bettes berührte

Komische Kombi, klingt im ersten Moment so als würde sie schlafen als sie Niki trifft.

Dabei sollte das nur noch mal einen Bezug zur Begegnung und die Überleitung zum weiteren verlauf sein ... ich denk darüber nach.

Vor ihrer Wohnungstür im Parterre übergab sie mir ihr Baby

Da du ja grade auf den doppelten Gebrauch von Verben stehst, schlage ich hier vor: ... und das Baby sich auf meine Jacke. :rotfl:

Ist dir echt aufgefallen. Wie nett von dir. Und dein Vorschlag ist sowohl gut, als auch naheliegend, aber da würde ich wohl wieder mal übers Ziel hinausschießen ... denk ich.:D

Katie und Tom lassen grüßen

Suri ist Sanskrit und heißt Göttin. Was anderes kommt für manche Leute eben nicht ran ans Kind.

Also das mit dem Augenlied lässt mich ja an Karl Dall denken und zusammen mit dem Aliengesicht ist das ja langsam alptraumverdächtig.
Was meinst du denn mit diesem Herabfallen? Ein Zwinkern?

Ich dachte an diese Frauen, auf deren Augenlider man ganze Gedichte schreiben könnte, weil sie so viel Fläche aufweisen. Und dann kann ein Augenaufschlag schon mal eine kleine Weile dauern.

Und sie fängt alles auf, erträgt alles mit einer stoischen Gelassenheit, die ja kaum auszuhalten ist.

So issie. Hat sicher auch ihre Gründe.

So geht’s nicht weiter.

Da frag ich mich, wie es dazu kommen konnte, dass sie sowas denkt. Wo sie doch sonst alles erträgt. Gab es eine bestimmte Situation, die das fass zum Überlaufen brachte?

Ach iwo. Das hat sie sich bestimmt schon x-mal vorgenommen. Es kommt ja auch nicht dazu.

Ich verstehe nicht was die Prota davon hat? Bisher ist Nicki doch nur unsymphatisch. Gefühlt hat sie noch gar nichts für die Freundschaft getan.

Man weiß es nicht. Manche Leute denken wohl nicht unbedingt an dein eigenen Nutzen. Das ist auch gar keine Freundschaft. Das ist ... nett? Nicki verspricht ja „Mädelsabend“ und "gemütlich machen“ - vielleicht sitzen die ja mal abends so rum.

Unverschämt! Die ist doch sowas von abhängig von den Leuten, die sie ausnutzt,

Ich glaube, Nicki denkst wirklich, das wäre ein organisiertes Leben einer Alleinerziehenden. Hilfe anzunehmen und einzufordern. Her Lifestyle.

Nimm es mir bitte nicht übel, aber ich finde es so so süß von dir, wie du dich ereiferst, als gäbe es die alle. Ich kann Nicki auch nicht leiden. Ich kann nicht mal den hyperaktiven Jungen leiden. Für die Protagonistin hege ich eine kleine Sympathie, obwohl sie sich so verhält. Und Carlo ist nicht zu gebrauchen.

Der Erzählanteil in der Geschichte ist mir zu groß. Das sind mir zu viele Gedanken, zu wenig direkte Aktionen. Aber das ist ja wie immer Geschmackssache.

Ich habe bewusst, der Protagonist keinen Namen und keine Sprache gegeben, um ihre Stellung innerhalb dieser Gruppe extrem zu halten. Rein aus Bock. :sealed:

Vielen Dank, die liebes NGK, Kanji

Hej @ernst offshore ,

sei herzlich willkommen in meiner Geschichte. Jetzt kommt sicher Leben in die Bude.

Der erste Absatz verrät mir zwischen den Zeilen ja schon mal eine ganze Menge über die Verfasstheit der Erzählerin. Was ich gut finde, Kanji.
Aber die sprachliche Umsetzung finde ich jetzt nicht unbedingt brillant. Ist eher ein ziemliches Kuddelmuddel in dem Absatz.

Nein. Nicht brillant. I’m so so sorry. Das kann ich nicht. Kuddelmuddel dagegen sehr gut.
Aber eine gute Figur will ich zeichnen und sie gefällt dir ja doch schon irgendwie.

Bei dem hervorgehobenen Satzteil zum Beispiel weiß ich nicht recht, was ich damit anfangen soll. Wie soll ich den lesen? So:
Die Zeit, in der […] die Sonne bereits am wolkenlosen Himmel orangefarben aufgeht
Oder so:
Die Zeit, in der ich morgens weiß, dass […] die Sonne bereits am wolkenlosen Himmel orangefarben aufgeht
Aber egal, wie ich ihn lese, so oder so kapier ich ihn nicht.
Weil, was soll das heißen?

:confused: ich wollte nur sagen, dass die Sonne morgens schon am wolkenlosen Himmel orangefarben aufgeht (es verspricht ein warmer/heißer Tag zu werden). Ich kümmere mich noch mal.

Und im Grunde könnte ich jetzt so weitermachen. Dich einerseits loben für die inhaltliche Gestaltung der Geschichte, für die Figurenzeichnung, die ich wirklich großartig finde
andererseits aber meckern über die stellenweise … äh, ich will’s mal stilistische Eigenartigkeiten nennen.

Das tut mir ja leid, dass ich dich so verdingse. Ehrlich. Ich kanns nicht besser. Vielleicht wird das noch mal was. Gib mir Zeit und ich mir Mühe.

Wenn du damit ausdrücken willst, dass sie °wenigstens einmal in der Woche an Nikis Bett saß“ – was ich vermute, weil du ansonsten die Woche ja nicht hättest erwähnen müssen – und nicht „wenigstens einmal in der Nacht“, solltest du den Satz geringfügig umstellen:
Es verging im vergangenen halben Jahr keine Woche, in der ich nicht wenigstens einmal nachts an Nickis Bett saß,

Ich weiß auch nicht, was mir da im Hirn fehlt und dir nicht. Ich dachte, ich sagte das. :lol:

Ein schmutziges, warmes Gelb[,] hätte ich geantwortet, falls jemand gefragt haben sollte.

Okay, hier wars auch für mich eine Katastrophe. Aber ich habs dann so gelassen und mit Prügel gerechnet. Au.

Würdest du hier ihren Sohn nicht als ihren Sohn bezeichnen, sondern dem Kleinen gleich einen Namen geben, könntest du dadurch nicht nur ein Possessivdings einsparen, sondern obendrein mich gar nicht erst auf die Idee kommen lassen, mich zu fragen, wer da jetzt in den Topf reinguckt. Der Sohn oder der Vater?

Stimmt. Aber der sollte nicht heißen. Ich versuch doch noch mal irgendwie anders, dass klar wird: Carlo guckt in Topp.

Hä? Kräfte an Gesprächen?
Semantisch erschließt sich mir der Satz natürlich, aber er klingt einfach … du weißt schon, dings und so. Musst du wohl selber zugeben.
usw.

Nein. Ich geb nix zu. Manche Menschen strengen Gespräche eben an. Die sind froh, wenn sie sich nicht rechtfertigen müssen, wenn sie keine Argumente aus den Haaren herauszaubern müssen, wenn sie nicht abwägen und stilistisch brillant reden müssen. Das kümmern sie sich lieber und fegen Dreck. Ich könnte ja mal versuchen, den Satz brillanter zu formulieren. :shy:

Ich hatte übrigens Guiseppe angeschrieben und ihn gefragt, wies heißt: Cara mia, cara mia etc. aber er hat gesagt, ich solle ihn nicht belästigen und könne schreiben was ich wolle.
Der hatte wohl schlechte Laune.

Ich bin sehr froh, dass du sie gelesen und kommentiert hast. Also ich hab mich total gefreut und ich wäre gerne brillanter für dich.

Lieber Gruß, Kanji

 

Liebe @Kanji,

schon witzig, dass wir gleichzeitig uns mit Frauen, die sich neu im Leben einrichten müssen, beschäftigen. @Bas hat darauf hingewiesen. Und es ist erstaunlich, welche Parallelen auftauchen.

Wie immer möchte ich nur wenige Anmerkungen zur sprachlichen Gestaltung machen. Das ist ja schon von den Vor-Kommentatoren ausführlich und für mich gut nachvollziehbar geschehen. Aber die eine oder andere Textstelle möchte ich doch näher beleuchten.

Dabei stellten wir fest, dass unsere Töchter im selben Alter waren. Ihre rotblond gelockt, meine haarlos.

Das "haarlos" hat mich auch irritiert und in eine falsche Richtung gelockt. Wie wär's mit

Ihre rotblond gelockt, meine mit unsichtbarem (oder spärlichem) Flaum.

Die Mutter sieht natürlich auch Haare, wo noch keine sind.:gelb:

Natürlich ist es eine ganz andere Belastung, wenn Kinder im Spiel sind. Da ist das Loslassen besonders kompliziert.

Belustigung plus Übernachtung mit Verpflegung ist eine seltene Kombination. Unsere Tochter wird dann meist hier Vorort noch ein Stündchen bespaßt. Er hätte ‚da so noch keine Bindung aufgebaut‘. Dafür ist der kleine Bursche immer mächtig aufgedreht von Eiscreme und Kletterpark.

Ja, der Ex fischt sich den bequemeren Anteil an der gemeinsamen Verantwortung heraus. Klar, einem kleinen Buben kann man schon besser imponieren, da hat auch ein Schluri wie Carlo seinen Spaß.
Die "Notgemeinschaft" im Haus erweist sich als sehr einseitige Geschichte, zu Lasten deiner Prota, was sie aber selbst merkt. Nix mit Frauensolidarität, diese Nicki ist aber auch wirklich eine, die andere Menschen für sich springen lässt. Ob deine Prota tatsächlich auch noch Händchen halten muss ?- Ich weiß nicht. Vielleicht wolltest du für Nicki wegen ihrer Angstattacken ein paar Empathiepunkte herausholen. Ich finde, hier übertreibst du die Hilfsbereitschaft.
Allerhöchste Zeit für

Bevor ich aussteige, schreibe ich ihr eine Nachricht, in der ich sie bitte, heute Abend hochzukommen. Ich muss das klären. So geht’s nicht weiter.

Ich drücke ihn mit dem Fuß auf den Grund der Wanne, bis er sich nicht mehr rührt und leere das Glas mit dem Rotwein in einem Zug.

Wen immer sie damit meint, tja, es wird nicht reichen, sondern noch schlimmer.

Die verliebten Eltern sitzen sich an meinem Esstisch gegenüber.

Das ist etwas missverständlich, aber ich weiß, was du meinst. Hier würde ich die beiden einfach beim Namen nennen : Nicki und Carlo ..
Sie wird ja wohl nicht mit dem Gedanken spielen, den beiden sämtliche Kinder zu überlassen ... (im realen Leben gibt es auch solche Situationen:D)

Geschieht Carlo ganz recht, dass er so düpiert wird. Sein Feingefühl ist ziemlich unterentwickelt. Jetzt darf die Prota aber bloß nicht rückfällig werden. Sie braucht ihn doch gar nicht, scheint ja mit gelegentlicher Hilfestellung ihrer Mutter auch allein zurechtzukommen, bei soviel Organisationstalent.

Morgen mache ich Schluss. Mit beiden. Aber erst einmal schalte ich den Fernseher aus und weine eine Weile oder besser noch, ich singe laut.

Ja, wenn es doch nur so einfach wäre!

Hat mir gut gefallen, besonders die vielen feinen Beobachtungen aus dem Leben einer alleinerziehenden Mutter. Du bist sehr nah dran an den handelnden Personen.

Ist auch interessant zu vergleichen, wenn man Ich-Erzählung und Erzählung in der dritten Person jeweils umformt.

Schöner Text :herz:
wieselmaus

 

Hej, liebe @wieselmaus ,

du hast recht. Sogenannte Frauenthemen liegen uns scheinbar beide am Herzen. Dabei ist es ja auch ein Männerthema, solange sie mit Frauen leben. :hmm: Ein weites Feld, nicht wahr?

Wie immer möchte ich nur wenige Anmerkungen zur sprachlichen Gestaltung machen.

Ich habe noch eine Menge zu tun, vor allem stilistisch. Ich weiß das wohl und an vielen Stellen, die so auffallen, vor allem Schöngeistern wie @ernst offshore und dir, da weiß ich, dass der Text kränkelt, aber ich red ihn mir dann schön (@HerrSperling macht das auch so :sealed:), damit ich weitermachen kann. Es ist wohl am ehesten Unvermögen und ich will damit niemanden verärgern.

Das "haarlos" hat mich auch irritiert und in eine falsche Richtung gelockt.

Und weil das so nicht geht, hab ichs umgeschrieben.

Vielleicht wolltest du für Nicki wegen ihrer Angstattacken ein paar Empathiepunkte herausholen. Ich finde, hier übertreibst du die Hilfsbereitschaft.

Aber weißt du, ich wollte nicht die Hilfsbereitschaft übertreiben der Sympathien schinden, sondern ich will Nicki nicht eindimensional zeigen. Ich hätte noch ewig weiterschreiben können, Nicki ist nicht die Böse und die Protagonistin nicht die Gute. Nickis Antrieb ist größtenteils Angst.

Wen immer sie damit meint, tja, es wird nicht reichen, sondern noch schlimmer.

Als mir der Schwimmer einfiel und seine mühsamen Anstrengungen und der minimale Antrieb und Erfolg, da dachte ich natürlich an die Protagonistin (in den Antworten nervt es ein bisschen, dass ich ihr keinen Namen gegeben habe). Und dass sie ihn zu Boden drückt, zeigt vielleicht, wie sehr sie ihn/sich manchmal verachtet, zu sein wie sie ist.

Das ist etwas missverständlich, aber ich weiß, was du meinst. Hier würde ich die beiden einfach beim Namen nennen : Nicki und Carlo ..

Natürlich. Ich habs geändert.

Geschieht Carlo ganz recht, dass er so düpiert wird. Sein Feingefühl ist ziemlich unterentwickelt. Jetzt darf die Prota aber bloß nicht rückfällig werden. Sie braucht ihn doch gar nicht, scheint ja mit gelegentlicher Hilfestellung ihrer Mutter auch allein zurechtzukommen, bei soviel Organisationstalent.

Carlo nimmt das Leben leicht und denkt nich viel darüber nach, dass seine Last andere mittragen. Ähnlich wie Nicki. Sie sind sich ähnlich und deswegen steckt die Protagonistin wohl mittendrin.
Ach, brauchen und brauchen. Doch, eigentlich braucht sie beide, aber sie geben weniger als sie nehmen (können). Ein Ungleichgewicht, dass immer balanciert werden muss und Kraft kostet.

Ja, wenn es doch nur so einfach wäre!

Nicht wahr? Und es ist ja auch nur scheinbar leichter für Nicki (und Carlo).

Ist auch interessant zu vergleichen, wenn man Ich-Erzählung und Erzählung in der dritten Person jeweils umformt.

Darüber denkst du nun auch schon von Anfang an nach.;) Ich habe sie nämlich auch in der dritten Person geschrieben. Es war schwieriger für mich in Texten wie diesen. Und ob sie ausdrucksvoller werden, weiß ich auch nicht. Es bleibt ja immer eine Distanz.

Vielen Dank, liebe wieselmaus für deine Gedanken und Hilfe und ein schönes Wochenende, Kanji

 

ich
Warum nicht schlicht „falls jemand (überhaupt) fragt“?
Du:
Wäre das nicht die falsche Zeit? Immer hin hat sie ja weder geantwortet, und es hat auch niemand gefragt. Ich saß immerzu daran und gedreht und gewechselt. Das hat keinen Spaß gemacht.
Versteh ich, manchmal ist Schriftstellerei zugleich Selbstquälerei.
Aber nee, "falls jemand fragt" seh ich dank der Konjunktion als historisches Futur jenseits der laufenden Handlung, was ja Deine ursprüngliche, aufwändigere Formulierung ja auch schon war. Da ist die Zukunft wieder nahe beim Konjunktiv oder dem binären "können", kann sein, muss aber nicht nachgefragt werden ...

Tschüss und ein schönes Wochende aus'm sonnigen Pott vonnet

Dante Friedchen

 

Ach @Friedrichard ,

so was Hübsches wie Historisches Futur hab ich ganz und gar ... vergessen. Danke, dass du’s erwähnt hast. :kuss:

Ich feile weiter an den stilistischen Eigenartigkeiten (ernst offshore) und und überhaupt an so anderem noch ...

Hab einen schönen Sonntag, Kanji

 

da weiß ich, dass der Text kränkelt, aber ich red ihn mir dann schön
Das brauchst du nicht tun, Kanji. Der Text ist schön. Der ist richtig gut.
Und ich hab ein bisschen ein schlechtes Gefühl jetzt, weil ich mich in meinem Kommentar in die paar nicht ganz so gelungenen Formulierungen richtiggehend verbissen hab. Aber wenn ein Satz in meinen Augen nicht funktioniert, möchte ich zuerst mal selber wissen, warum eigentlich nicht. Und dann versuch ich in erster Linie, es mir selber zu erklären.
Aber glaub mir, Kanji: Ich hätt’s nicht getan, wenn die Geschichte es nicht wert gewesen wäre.

offshore


(Erst wollte ich dir das eigentlich in einer PM sagen, aber dann hab ich mir gedacht, es relativiert meinen Erstkommentar ein wenig, wenn ich’s öffentlich mach.)


PS

Ich hatte übrigens Guiseppe angeschrieben [...] aber er hat gesagt, ich solle ihn nicht belästigen [...].
Der hatte wohl schlechte Laune.
Ach ja, Giuseppe lässt dir auch was ausrichten:
"Ich hab immer schlechte Laune. Ist mit ein Grund, warum ich so erfolgreich bin in meinem Job ."

 

Hej @felixreiner ,

wie schön, dass du mal wieder hier bist.

Du hast wohl recht, es hat sich verfestigt. Dabei bin ich gar nicht so glücklich darüber, ist es doch ein Thema, an dem sich viele schwertun. Aber ich will nur aufzeigen, ich will nichts bewerten. Niemanden bloßstellen oder schon gar nicht urteilen. Es ist für die meisten/für alle nicht leicht. Und ja nie gewesen. Auch wenn es manchmal so scheinen mag, als wäre es nie so einfach wie heute. Ich zeige Schnipselchen. Ganz willkürlich und ich übertreibe. Das kann ich gut. Von vielem habe ich nicht mal eine Ahnung. Ich tu nur so. :shy:
Und am meisten freue mich, dass du Zwischentöne wahrnimmst und sie als Freiheiten deutest, die will ich unbedingt lassen, denn ich weiß nichts. Jeder weiß es besser. Die Personen haben alle ihre eigene Last, ihre eigene Dämonen, die ich gerne deutlicher zeigen würde und auch nicht konnte. Ich wollte es aber versuchen und so ist Carlo ein Mann, der das Leben genießen will und es nur auf eine Weise vermag, die auch scheitert und schmerzt, Nicki, die Mutter, selbst der Bub leiden. Aber ich beschränke mich auf meine Protagonistin, die von all dem Leid eine kleine Ahnung hat und auch lindern will. All das will ich spüren lassen. Und damit es nicht zum Weinen ist, ist es eben manchmal ... lustig.
Gott im Liebenden. Oje, da sagt der „Mann“ was. Und du.

Ich danke dir für deinen Eindruck. Du hilfst mir auf deine Weise sehr. Aber das weißt du wohl.
Ich wünsche dir eine gute Woche, Kanji

Lieber @ernst offshore ,

und nee, bloß nicht schlecht fühlen. Auch nicht ein bisschen und nicht meinetwegen. Ich bin da wie du. Ich habe alles überlesen, was du positiv aufgezeigt hast und nur das wahrgenommen, was dir nicht so dolle vorkam.
Ist super, dass du dir mit meiner Hilfe, Sätze erklären kannst. Gern geschehen.
Vor allem danke ich dir dafür, dass du sie überhaupt gelesen hast und noch einmal nachgelegt hast mim Kommentar :kuss:

Grüße bitte den erfolgreichen Griesgram falls du ihn triffst, Kanji

 

Hi, @Kanji

Ich habe die anderen Kommentare nur überflogen. Es ist aber auch hart bei Dir, da liest man die Geschichte, ist zwei Tage inaktiv, und dann … Tja. Bin ich mir unsicher, ob es noch was zu sagen gibt.

Aber ich kann schon einmal sagen, dass mir Deine Geschichte mal wieder sehr gut gefallen hat. (Und an Lob soll man ja nicht sparen, also bin ich trotzdem hier.) Du bist einfühlsam, und trotzdem möchte man wirklich alle Beteiligten schütteln und rufen: Tu doch was! Mach doch nicht nur! Deine Prota ist eine, die funktioniert, die die Flucht nach vorne sucht. Anstatt die Dinge zu reparieren, einfach immer weiterwursteln. Das ist einerseits beeindruckend, andererseits ein Problem. Ich fühle mit ihr mit und versuche gleichzeitig, mich irgendwie von ihr zu distanzieren. Wirklich sehr bewegend!

Und so geschickt gemacht mit dem Anfang in Vergangenheit, da so viele vage Sachen, erzählerisch extrem gut umgesetzt. Das ist so gut!

Ich gehe erstmal auf die Details ein:

Nicole Nickel in geschwungenen Buchstaben.

Also die deutsche Variante von Nicole "Nicky" Nichols? Mir schwant Übles. Es springt übrigens schon ziemlich stark ins Auge, ist aber wahrscheinlich nicht beabsichtigt. Und Deine Zielgruppe schaut vielleicht gar nicht "Orange is the New Black", also ... nimm's als Fun Fact.

Das Gute daran ist, ich kann sitzen und muss mich nicht unterhalten, oder werde nicht angewiesen nach diesem oder jenem Mann zu sehen.

Komma weg vor „oder“, dafür ein Komma vor „nach“.

Ihre rotblond gelockt, meine tat sich schwer mit dem Haarwuchs.

Ah, das hast Du schon geändert. Gut. Ich hatte auch erst das Gefühl, die Tochter der Prota hätte zu allem Überfluss noch Krebs. Das wäre ja aber auch abartig viel Stress und Leid gewesen für so eine kleine Geschichte. :cry: Was noch abartig viel Stress und Leid ist, darauf komme ich gleich noch zu sprechen.

Unsere Tochter wird dann meist hier Vorort noch ein Stündchen bespaßt.

In Braunschweig gibt es ja in der Gegend wirklich einen Vorort, der „Vordorf“ heißt. Wenn Du aber keinen Vorort meinst, sondern unmittelbar hier, dann heißt es „vor Ort“. Der Duden sagt dazu: „ein Vorort von Frankfurt; aber vor Ort sein; Vor-Ort-Begehung usw.“. Also, wenn Du einen Vorort meinst, müsste es richtig heißen "hier im Vorort bespaßt".

Er hätte ‚da so noch keine Bindung aufgebaut‘.

Und ich dachte zu Anfang, der Vater zieht sich raus, weil die Tochter Krebs hat. Das ist zwar ein Riesenfass, war aber auch sehr bewegend. Ist aber gut, dass es nicht mehr drin ist.

Ich bringe ihr etwas vom Einkauf mit, oder aus der Apotheke, fahre einen Umweg, um ihre Kleine nachmittags aus der Krippe abzuholen, wenn sie aufgehalten wird und behalte sie dann bei mir, bis es Nicki möglich ist, sie abzuholen.

Komma weg vorm „oder“. Das gilt immer, wenn die beiden Satzteile ums „oder“ drumherum gleichgestellt sind. Also „vom Einkauf oder aus der Apotheke“, klassisch ziemlich gleich. Vor „und behalte sie dann“ würde ich auch ein Komma setzen, denn der Satz ist ja wirklich lang und verschachtelt, da können ein paar Hilfestellungen nicht schaden.

weil ich nicht rechtzeitig die Windel gewechselt habe, oder sie etwas verschüttete,

Rate mal. Komma weg vorm „oder“. Außerdem ... Ich bin ja selbst noch am Kämpfen mit der Vorvergagenheit von Präsensgeschichten, aber hier verwendest Du Perfekt und Präteritum in einem Satz ... Ich würde Perfekt nehmen, also "oder sie etwas verschüttet hat".

Es verging im vergangenen halben Jahr keine Woche, in der ich nicht wenigstens einmal nachts an Nickis Bett saß, das Babyfon auf dem Schoß, ihre Hand in meiner. Ich erinnere mich, als sie sagte, es wäre nicht die Angst vor dem Schlaf, sondern vor dem Aufwachen. Weil sie, noch bevor sie die Augen öffnet, genau in dem Moment, der sie vom Schlaf ins Wachsein trägt, an das denkt, was sie vergessen wollte, als sie einschlief. Danach haben wir beide geweint. In vielen anderen Nächten liegen Männer in ihrem Bett.

Das ist so neben dem Krebs der Tochter (ich weiß, den es nicht gibt, und Du hast es schon repariert, alles gut) der zweite inhaltliche Kritikpunkt, den ich habe. Was soll das? Ich hab’s überhaupt nicht verstanden. Und nachdem ich zwei Tage drüber nachgedacht habe, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die Kanji bloß ein Pronomen verwechselt hat und gar nicht Nicki meint, sondern ihre Tochter … Aber hier ist doch eindeutig Nicki gemeint, wie ich beim neuerlichen Lesen feststelle.

Warum ist das? Ist das Abladen der Kinder, das Verführen und Fallenlassen des Ex nicht schlimm genug? Und im Zusammenhang mit den Männern ergibt das für mich gar keinen Sinn. Müssen die dann nicht auch alle mitkriegen, dass Nicki echt ‘nen Knacks hat? Wie steht sie das durch, das dann doch zu verbergen? Warum macht sie das, sich diesen zusätzlichen Stress aufbürden?

Ich weiß nicht, warum Du so ein Fass aufmachst. Denn Du kommst ja auch nie wieder darauf zurück. Damit Nicki nicht einfach nur parasitär wirkt, sondern ich auch Mitleid mit ihr habe? Sorry, durch diese Szene wirkt sie noch deutlich parasitärer auf mich.

Meine Kinder flitzen durch die Wohnung und suchen Suri. Die ist bei ihrem Vater.

Ach, deshalb habe ich diesen Satz von Nicki nicht gecheckt:

Ich komme hoch, wenn die Kleine zurück ist. Er will sie gegen elf bringen.

Ich dachte so: Hä, ist Carlo mit Suri gegangen, als die Prota mit seinen Kindern kommt? Aber Du meinst nicht den Vater von den Kindern der Prota, sondern Suris Vater. Ach so! Bei "Die ist bei ihrem Vater" dachte ich, Du meinst Carlo. Das ist nicht richtig eindeutig formuliert.

Nicki selbst trägt nur einen Kaschmirpullover in ihrer Augenfarbe und eine enge Jeans.

Wieso das „nur“? Ich finde, im Haus einen Pullover und eine Hose zu tragen, ist gar nicht so wenig.

Du weißt ja, das sind nur die Details. Die Szene mit Nickis Angst ist für mich der einzige größere Wermutstropfen. Das ist ein Riesenfass, dass Du anstichst und dann einfach auslaufen lässt. Um Mitgefühl mit Nicki zu erzeugen, ist das zu unmotiviert eingestreut. Damit meine ich, dass Du schon darauf zurückkommen müsstest, um mich auch mit Nicki mitfühlen zu lassen. Und damit ich sie wirklich hasse, dafür ist das gar nicht mehr notwendig. Dafür reicht schon, was sie jetzt alles tut. Mme "Organisationstalent". Dass ich nicht lache.

Eine sehr gute, sehr bewegende Geschichte. Ich habe wirklich das ganze Wochenende darüber nachgedacht. Beim zweiten Lesen ist mir aufgefallen, wie auch die Mutter Deine Prota einspannt, sie dazu zwingt, ihre Freizeit nicht mit dem zu verbringen, was die Prota sich wünscht, sondern was die Mutter sich wünscht. Das ist wirklich tragisch.

So viel also erstmal von mir. Einen schönen Start in die Woche!

Parasitäre Grüße,
Maria

 

Hej @TeddyMaria ,

ich bin ziemlich sicher, du hast Zeit gebunkert oder in einem Zeitschwein gelagert. Ich könnte mir sonst dein Leben nicht vorstellen.

Ich habe wirklich das ganze Wochenende darüber nachgedacht.

und eine Sprache erfunden und eine SF-Geschichte, studiert und ein WK-Treffen organisiert, im Theater geprobt, eine FB geführt und bist mit deiner Mutter verreist. Very Busy Girl. In einer Zeit vor unserer Zeit, wärst du Gefahr gelaufen, verbrannt zu werden.

Umso dankbarer bin ich, deinen Eindruck dieses Textes zu lesen, den ich nicht immer gut nachvollziehen kann, wenn es nicht um Kommas geht oder annerm Zeuch.

Tja. Bin ich mir unsicher, ob es noch was zu sagen gibt.

Na Eindrücke sind immer speziell und einzigartig. Immer her damit.

Und so geschickt gemacht mit dem Anfang in Vergangenheit, da so viele vage Sachen, erzählerisch extrem gut umgesetzt. Das ist so gut!

Das ist auch gut.

Also die deutsche Variante von Nicole "Nicky" Nichols?

I've never ever heard of. So sorry. Und nachdem ich deinem Link gefolgt bin: I will never want to know.:D

Also, wenn Du einen Vorort meinst, müsste es richtig heißen "hier im Vorort bespaßt".

vor Ort; alles klar.

Und ich dachte zu Anfang, der Vater zieht sich raus, weil die Tochter Krebs hat. Das ist zwar ein Riesenfass, war aber auch sehr bewegend. Ist aber gut, dass es nicht mehr drin ist.

Nope. Kein Krebs. Nirgendwo.

Also „vom Einkauf oder aus der Apotheke“, klassisch ziemlich gleich

Wohl wahr. Das wird gelöscht.

Das ist so neben dem Krebs der Tochter (ich weiß, den es nicht gibt, und Du hast es schon repariert, alles gut) der zweite inhaltliche Kritikpunkt, den ich habe. Was soll das? Ich hab’s überhaupt nicht verstanden. Und nachdem ich zwei Tage drüber nachgedacht habe, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die Kanji bloß ein Pronomen verwechselt hat und gar nicht Nicki meint, sondern ihre Tochter … Aber hier ist doch eindeutig Nicki gemeint, wie ich beim neuerlichen Lesen feststelle.

Ich fühle mich nicht schuldig. :shy: Was du alles denkst beim Lesen. :hmm:

Warum ist das? Ist das Abladen der Kinder, das Verführen und Fallenlassen des Ex nicht schlimm genug? Und im Zusammenhang mit den Männern ergibt das für mich gar keinen Sinn. Müssen die dann nicht auch alle mitkriegen, dass Nicki echt ‘nen Knacks hat? Wie steht sie das durch, das dann doch zu verbergen? Warum macht sie das, sich diesen zusätzlichen Stress aufbürden?

Ja aber ... :confused: das ist Nicki! Schlimm genug? Für wen? Warum? Und wir wissen nichts Genaues. Wer verführt wen? Wer kriegt was mit? Hat sie einen „Knacks“ oder versucht sie nach ihrem Muster, ihrem Lebensplan ein Konstrukt zu erstellen? Nimmt sie dazu, was sie benötigt? Verbirgt sie etwas? ICH weiß es nicht.

Ich weiß nicht, warum Du so ein Fass aufmachst. Denn Du kommst ja auch nie wieder darauf zurück. Damit Nicki nicht einfach nur parasitär wirkt, sondern ich auch Mitleid mit ihr habe? Sorry, durch diese Szene wirkt sie noch deutlich parasitärer auf mich.

Ich öffne ein Fass, weil ... ich gastfreundlich bin. :bounce: It’s up to you. Man könnte sie bemitleiden. Man könnte denken, Nicki ist eine arme Seele in Not, die kompensiert, die alles versucht, von verdrängen, bis nutzen. Aber sie leidet. Wie alle. Die Hilfe, die sie bekommt, deckt nicht alle ihre Bedürfnisse und Wünsche. Muss man aber auch nicht. Du darfst sie finden, wie du kannst und willst.

Ich dachte so: Hä, ist Carlo mit Suri gegangen, als die Prota mit seinen Kindern kommt? Aber Du meinst nicht den Vater von den Kindern der Prota, sondern Suris Vater. Ach so! Bei "Die ist bei ihrem Vater" dachte ich, Du meinst Carlo. Das ist nicht richtig eindeutig formuliert.

Na ja, Nicki spricht. :hmm:

Wieso das „nur“? Ich finde, im Haus einen Pullover und eine Hose zu tragen, ist gar nicht so wenig.

Schön, dass du es siehst - schade, dass du es nicht verstehst. Mein Fehler. ’Nur’ bezieht sich auf das Tragen. Man könnte denken: Die Protagonistin trägt die meiste Verantwortung, nicht bloß für sich selbst, Carlo Nickis Tochter ... Nicki Cashmere. :shy: Wenn man das nicht denkt, dann ärgert man sich vielleicht kurz über ein Füllwort.

Die Szene mit Nickis Angst ist für mich der einzige größere Wermutstropfen. Das ist ein Riesenfass, dass Du anstichst und dann einfach auslaufen lässt. Um Mitgefühl mit Nicki zu erzeugen, ist das zu unmotiviert eingestreut. Damit meine ich, dass Du schon darauf zurückkommen müsstest, um mich auch mit Nicki mitfühlen zu lassen. Und damit ich sie wirklich hasse, dafür ist das gar nicht mehr notwendig. Dafür reicht schon, was sie jetzt alles tut. Mme "Organisationstalent". Dass ich nicht lache.

Es ist ein notwendiges Fass. Nicki ist die Titelgeberin. Sie ist nicht nur so oder so. Sie ist allerhand. Sie versucht auch Vieles, auf ihre Art und scheitert die meiste Zeit an sich selbst, wenn sie Mädelsabend will oder die Protagonistin mit den Pferdestall nehmen will, sie rotiert und kann es niemandem rechtmachen. Okay, das steht zwischen den Zeilen. Die sind mir die liebsten. Sorry.:shy:

Beim zweiten Lesen ist mir aufgefallen, wie auch die Mutter Deine Prota einspannt, sie dazu zwingt, ihre Freizeit nicht mit dem zu verbringen, was die Prota sich wünscht, sondern was die Mutter sich wünscht. Das ist wirklich tragisch.

Jeder Teilnehmer dieser kleinen Geschichte plagt sein Leben auf die eine oder andere Weise. Die Protagonistin weiß das und versucht zu helfen, wie sie kann.
Aber das ist ihr Leben ... zu diesem Zeitpunkt. Basta, würde Carlo vielleicht sagen.

Vielen Dank für deine Eindrücke und Hilfe. Orthographisches wird ausgemerzt.

Lieber Gruß, Kanji

 

Hi, @Kanji

Ich grätsche nochmal rein, denn Du bietest ja auch so ein warmes Willkommen.

In einer Zeit vor unserer Zeit, wärst du Gefahr gelaufen, verbrannt zu werden.

Woher weißt Du, dass ich kürzlich angefangen habe, zu Hexenverfolgungen zu recherchieren? Vielleicht für einen Roman ... Haha. :lol:

It’s up to you. Man könnte sie bemitleiden. Man könnte denken, Nicki ist eine arme Seele in Not, die kompensiert, die alles versucht, von verdrängen, bis nutzen. Aber sie leidet. Wie alle. Die Hilfe, die sie bekommt, deckt nicht alle ihre Bedürfnisse und Wünsche. Muss man aber auch nicht. Du darfst sie finden, wie du kannst und willst.

Und, okay, Du hast recht. Immerhin hat diese Stelle mich dazu gebracht, das ganze Wochenende über Nicki nachzudenken. Ich glaube, wenn diese Stelle nicht gewesen wäre, hätte ich nicht so viele Gedanken daran verschwendet. Also geht der Punkt wohl an Dich. Es hat mich nur so geärgert, weil Du nie wieder darauf zurückkommst, weil: Das hat so viele Implikationen! Aber die mache ich mir alle selbst, also Chapeau.

Aber abgesehen davon, dass ich es mag, gelobt zu werden, ist DAS hier der eigentliche Grund für die Grätsche:

Na ja, Nicki spricht.

Tut sie nicht. Im Text steht:

Meine Kinder flitzen durch die Wohnung und suchen Suri. Die ist bei ihrem Vater.

Und das ist weder als wörtliche Rede markiert, noch würde das irgendeinen Sinn ergeben, dass es wörtliche Rede sein sollte und Du bloß die Anführungszeichen vergessen hast. Das war für mich die Stelle, wo ich dachte: Wie herzzerreißend! Die Kinder finden ihre Freundin bei ihrem Vater (also dem Vater der Kinder). Also, an DIESE Stelle würde ich nochmal rangehen, nicht an das, wo Nicki den Irrtum aufdeckt. Weil das eigentlich ein schönes Bild ist, das aber durch Nickis Worte ZERSCHREDDERT wird. Da war ich verwirrt und blätterte vorwärts und rückwärts, bis ich den Übeltäter, dieses irreleitende Possessivpronomen zwischen zwei verschiedenen Vätern gefunden habe. Und das war wohl nicht Deine Absicht, sondern einfach nur eine Possessivpronomen-Verwirrung: Weil mir erstmal unklar ist, ob sich das "ihrem" auf "meine Kinder" oder auf "Suri" bezieht.

Hoffe, jetzt habe ich mich deutlicher ausgedrückt.

Grätschende Grüße,
Maria

 

Hej @TeddyMaria ,

du bist schon eine ;).

Meine Kinder ... suchen Suri. Die ist bei ihrem Vater. :confused:

Das geht nicht?
Wie du es sagst, klingt es wirklich kompliziert. Wenn ich die beiden Sätze lese nicht. :hmm:
Sie ist bei ihrem eigenen Vater. Okay, ich guck mal, wie ich deichsel mim Possessivpronomen. Wär ja gelacht ...

Zerr dir nix beim Grätschen. :D

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Liebe @Kanji

die Serienproduktion existentieller Alltagsgeschichten geht weiter. Ich mag die Texte und du schaffst es Situationen eindringlich zu beschreiben, die ich an sich nicht ganz so spannend finde, eher ungeeignet für "literarische Versuche". :D

Darin liegt aber auch eine Schwierigkeit: ich weiß nicht, ob du ewig über diese Themen schreiben kannst oder willst und ob es für deine (künstlerische) Entwicklung gut ist... (na ja, klingt hochtrabend, aber du weißt hoffentlich, was ich meine). Wäre womöglich erfrischend deine sprachlichen Möglichkeiten, die zarten Charaktere, die du darstellen kannst, in anderen Genres zu erproben.

Paar Textstellen:

„Immer liegt der Schlüssel unten und alles andere oben drauf. Man sieht ihn nie“, sagte sie. „Es hängt ein dickes, schweres Herz aus Gold dran.“ Das war der Moment, in dem ich ihren Augenaufschlag zum ersten Mal sah.
mm, starke Metapher, klar, aber fast ein bisschen zu augenfällig, könnte man für plakativ halten... bin mir unsicher, wie ich es empfinde

Die Bewunderung war ihm anzusehen, weil seine Augen kreisrund erschienen und der Mund Katzenbabies in einem Stück hätte verschlucken können, so breit lächelte er.
hübscher Vergleich, wirklich, nur kommt später ein weiterer und das finde ich dann too much.

Carlo zieht die Schultern zu den Ohren und strahlt wie die Sonne Italiens im Hochsommer.
hier!

Ich wünsche dir einen Herzenstrahlentag
Isegrims

 

Gude @Kanji,

ich mag deinen Erzählstil. Meinem Eindruck nach hast du es echt drauf, dieses erzählte Rückblicken darzustellen und an genau den richtigen Stellen atmosphärische Vergleiche zu bringen.

Thematisch frage ich mich gerade, ob ich Zielgruppe für diesen Text sein kann: Es geht schon los bei mir, dass ich Schwierigkeiten habe, das Alter der Kinder zu schätzen (wenig Erfahrung mit Kleinkindern, mit dem Elternsein sowieso gar keine). Um das zu verdeutlichen: so wenig Ahnung, dass ich nicht mal weiß, wie lange Kinder in ein Laufgitter gesetzt werden (oder, dass es die überhaupt noch gibt) :lol:
Naja, Google hat mich jetzt belehrt, die sind also wirklich ganz klein. Jetzt aber zum Text.
Ich muss leider sagen, dass ich ihn zuweilen als etwas verworren empfand, was es mir schwermachte, ihn flüssig zu lesen. Ich habe wegen den Sprüngen am Anfang allein mehrere Anläufe gebraucht, um nachzuvollziehen, wer wie viele Kinder hat (anfangs bei der Prota zwei, später ungenannt in der Drogerie nur eins, dann taucht der Sohn auf, nachdem zwei Mädchen ins Laufgitter gepackt wurden ...). Jetzt habe ich es raus, scheine beim Querlesen der einzige mit diesen Probleme gewesen zu sein, aber sei's drum: Meinem Leseeindruck nach könnte hier

Das zweite Mal traf ich sie am darauffolgenden Samstag in der Kassenschlange vom Drogeriemarkt.
stehen, dass sie nur mit ihrer Tochter unterwegs ist.
Sollen die Kleinen vielleicht ein bisschen zusammen spielen? Ich komm dann gleich dazu und bringe ein paar süße Teilchen mit.
und hier, dass aus "Sollen die Kleinen vielleicht ein bisschen zusammen spielen?" Automatisch resultiert: "Nimm Suri doch schon mal mit".

Hier eine kleine Verwirrung:

Ich hätte den Abend gerne im Bett verbracht und gehofft, früh einzuschlafen, aber bei allem Stress muss sich auch mal amüsiert werden, sagte meine Mutter.
-> Hat die Mutter das einmal gesagt und sie erinnert sich daran (da würde ich entsprechend das "einmal" am Schluss noch einfügen) oder wohnt ihre Mutter bei ihr (bzw. sie bei ihr) und sagt das, woraus resultiert, dass sie ins Kino gehen. Ich steige hier noch nicht ganz klar in das Verhältnis von Ort und Zeit ein - löst sich später auf, verwirrte mich aber eben anfangs.

Sodele, meine Verwirrung endet hier erstmal ;) Ein paar Kleinigkeiten:

Immer haushalte ich mit meinen Kräften an Gesprächen.
-> Haushaltet sie nicht eher mit ihren Kräften in / während Gesprächen? Kräfte an Gesprächen klingt für mich irgendwie nach einem bestimmten Vorrat an Gesprächen, den sie zur Verfügung hat. ^^

„Das ist doch die Blonde, die unten eingezogen ist?“
-> An der Stelle frage ich mich, woher der Typ das denn schon weiß. Ich glaube, meine Irritation rührt daher, dass in der erzählten Zeit deutlich mehr Zeit vergangen ist. Aber als (vielleicht heute etwas unaufmerksamer) Leser waren es für mich gerade erst ein paar Zeilen, wo Nicki überhaupt erst die Protagonistin kennengelernt hat.

Es verging im vergangenen halben Jahr keine Woche, in der ich nicht wenigstens einmal nachts an Nickis Bett saß, das Babyfon auf dem Schoß, ihre Hand in meiner.
-> Diese Beschreibung finde ich beinah melodramatisch. Nicki wirkt hier auf mich wie eine Kranke, an deren Seite man das Bett hüten muss und die bald stirbt.
Diese eigentlich enge Beziehung und der erste gute Kontakt lassen mich dann doch stutzen, dass die Protagonistin nichts über Florian weiß. Aber es ist nicht unmöglich, ich gehe das schon mit (ist ja auch ein guter Effekt am Ende).
Aber hier hakt es für mich auch:
„Ich wollte Nicki überraschen, aber sie meint, sie will grad hoch zu dir und wir können ja alle zusammen frühstücken.“
-> Das macht doch kein Mensch, es sei denn er ist vollkommen empathielos oder boshaft. Beides entmenschlicht Nicki, wie es Chai schon so schön beschrieben hat. Für die Boshaftigkeit fehlt mir persönlich der Grund, für die Empathielosigkeit weitere Hinweise.

Das bringt mich dann zu meinem Kernproblem: Nicki wirkt am Ende irgendwie platt - und Carlo erst recht:

wohlwissend, dass außer Spaß nichts auf dem Tagesplan stehen würde.
-> Aus der Perspektive der Erzählerin kriegt er kein bisschen Farbe und durch seine Handlungen geriert er sich als Don Juan. Er kriegt am Ende wenigstens sein Fett weg, ist aber für mich absolut uninteressant.
Und leider muss ich das auch über die Protagonistin sagen. Ihr Leid und ihre schwierige Situation schilderst du in deinem genialen Stil wirklich gut - aber sie tut nichts dagegen. Der Konflikt wird vorbereitet, aber nicht durchgezogen. So lese ich den Schluss:
Morgen mache ich Schluss. Mit beiden.
und denke mir: "Eh nicht."
Ich weiß nicht, ob das eventuell sogar war, was du dir vorgenommen hast: eine melancholische Situation kreieren, aus der kein Ausweg gefunden wird. Aber mich kriegt das nicht, weil ich die Figuren leider alle recht einseitig finde. Das wurde hier in anderen Kommentaren schon anders wahrgenommen und u.a. auf den mädchenhaften Anfang verwiesen - da triffst du auch für mich durchaus sehr gut den "Zwiespalt" einer jungen und auch noch alleinerziehenden Mutter. Im Text baust du das zu einer Art "Opferrolle" (schlechtes Wort, aber ich hoffe, du verstehst, was ich meine) aus: sie wird von Nicki, von Carlo, von ihrer eigenen Mutter, also eigentlich von allen ausgenutzt. Das ist schlimm und ich will, dass etwas passiert. Aber sie scheint nicht mehr in der Lage, etwas zu machen und das macht mich ein bisschen fertig, aber leider muss ich auch sagen: die Passivität packt mich nicht.

Dann noch, weil ich gerade die anderen Kommentare gelesen habe:

Meine Kinder ... suchen Suri. Die ist bei ihrem Vater. :confused:

Das geht nicht?

Das hat mich nicht verwirrt. Und das scheint bei mir heute einiges zu heißen :lol:
Im Prinzip stelle ich mir den gesamten Text vor, als würde mir die Protagonistin gerade in der Küche gegenübersitzen und ihre Lebensgeschichte erzählen. Einzelne Redefetzen (ob wörtlich, erzählt oder erlebt) passen in diese Erzählweise wunderbar hinein, meiner Meinung nach.

Ich hoffe, ich konnte meinen Kommentar einigermaßen verständlich rüberbringen. :confused:
Insgesamt eine toll erzählte Geschichte, deren Figuren mich leider nicht für sich einnehmen können und bei der ich zugeben muss, dass das Thema nicht meins ist.

Liebe Grüße,
Vulkangestein

 

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