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Nie ein Leben nur allein

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14.01.2001
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Nie ein Leben nur allein

Vorsichtig baumelnd hängen meine Beine über die Dachkante, zwei Spatzen zwitschern dreckig gegenüber. Ich starre eisern hinunter.
Der kühle Wind vergnügt sich in meinen Haaren, ich warte wohl nur.
Recht hoch hier und sicher schmerzhaft. Mir ist kalt.
Meine Mutter hat gesagt, ich solle mich warm anziehen, es könnte auch regnen. Meine Mutter sagt auch, ich solle mir die Schuhe zubinden, tat weh als ich stolperte. Ein Schnürsenkel hängt noch immer freundlich in den Tag am Schuh herunter.
Die Schuhe sind staubig, es hat noch nicht geregnet.
Glück ist wohl nur Illusion. Dann auch das Leben. Mein Arm schmerzt noch.
Ich starre hinunter.
Vorhin noch sind wir dumm spielend alter Zeit nachgelaufen, es hat nicht geholfen. Eben zu alt dafür.
Leben vorbei, nur noch atmen. Hin und wieder ein Sonnenstrahl, der mir böse ins Gesicht scheint, Augen zu kneifen, sonst nur atmen.
Ich öffne meine Jacke, sie hatte sie nie geschlossen. Doch, im Winter, nur im Winter, auch bei Regen, nicht bei Wind. Mochte keinen Regen, hatte auch heute Angst davor.
Es gibt bald Mittag, meine Mutter wird gleich rufen, ich sitze noch.
Die rostigen Balkone glitzern leicht im Sonnenlicht, der Plattenbau nimmt alles.
Ich lasse mich zurückfallen, es liegt sich gut.
Ein Wolke vor der Sonne, sie zieht vorbei. So geht alles, eine Wolke geht, eine neue kommt, ein Hund bellt, eine Katze rennt. Ob ein Schwarm schwarzer Kater auch Unglück bringt? Einer sehr wohl, ein Kater. Zwei dann nicht mehr.
Ich blinzele als die Wolke vorbei ist.
Mutter ruft. Ich bleibe. Keinen Hunger.
Der Wind frischt auf, ich schließe die Jacke. Richte mich auf, schaue nach unten.
Unheil und Glück verkünden nur Seltenheiten. Nun gut.
Die Spatzen sitzen noch immer, vielleicht fällt einer.
Füttert man sie nur lang genug hier auf dem Dach, würden sie fallen ohne noch fliegen zu können bei ihrem Gewicht. Armer Spatz.
Viele Menschen dort unten, dabei ist nur Sonntag.
Früher hatte ich ein kleines Fahrrad, heute ist die Klingel kaputt.
Wieder falle ich zurück.
Von Zeit zu Zeit denke ich an Früher, kann mich aber schlecht erinnern.
Im Frühling Radtouren mit den Eltern, auch Geschwister dabei. Zwanzig Kilometer, ein Eis und wieder zwanzig Kilometer, dazu noch Sonnenschein. Wir sind wohl leicht zu Alt.
Schön war es schon, doch hier in der Stadt ohne Fahrrad ist es auch wunderbar, keine Menschen die man kennt, nur Gesichter die man nicht einordnen kann. Kein Wort, nur Lärm und Spass dabei.
Wenn ich zur Schule gehe, komme ich zu spät, ein Umweg durch den Park, schön dort. Alter Springbrunnen ohne Wasser, grüne Beete ohne Blumen.
Ich will nicht allein zur Schule gehen.
Früher war das besser. Lustiger gemeinsam.
Irgendwie ist es kalt hier oben. Ich hebe meinen Kopf und sehe nach unten.
Noch immer viele Menschen, aus mir kann nichts werden.
Der andere Schnürsenkel ist auch aufgegangen. Konnte nie gut die Schleifen.
Früher hat sie mir Mutter gebunden, dann ich, oft gestolpert. Seit zwei Jahren macht sie es, in Zukunft wohl wieder öfter Gestolpere.
Irgendwas fehlt da. Bäume vielleicht. Wirkt zu steril, alles Leben heraus gesaugt, besonders da unten.
Ich habe keine Lust zu essen, atmen muss ich aber wohl.
Was nicht mehr selten ist, kann nicht Unheil bringen. Ein Schwarm fliegend schwarzer Kater ist dann nur lustig.
Ich lege mich zurück und schließe die Augen.
Weiß nicht, was ich vorhabe, noch sieben Tage bis zum Ende der Woche, wie immer.
Mich ärgert nicht alles, nur dass ich nichts weiß.
Ich öffne die Augen und blicke hinunter. Das Geld in meinen Taschen reicht für zwei Leben. Wenn wir das gewusst hätten. Menschen dort unten gibt es nicht mehr, auch sie liegt nicht mehr, Gehwegplatten schon immer rot, mein Arm schmerzt auch jetzt noch, war wohl zu schwer.
Habe es weit gebracht, doch nie gelebt, ich sehe auf meine Schuhe, Schnürsenkel offen, ich springe.

[ 08.07.2002, 19:43: Beitrag editiert von: epilog ]

 

Nach Alltag verschoben, da keine phantastischen oder märchenhaften Elemente zu finden sind.

 

Hallo epilog!

Wirklich eine nette kleine Geschichte, auch wenn das Ende etwas vorhersehbar ist.
Dennoch ist es ein wenig zu leicht, wenn man einfach so in den Tod springt, nur weil man das Alleinsein satt hat.

Aber so vom inhaltlichen Verlauf her nicht schlecht. Die Erinnerungen und Beobachtungen des Protagonisten hast du gut beschrieben.

Einige Sätze mögen zwar nicht vollständig sein; extrem abgehackt finde ich sie aber gar nicht. Ich finde sie zum Beschreiben der Gedanken angemessen.

Tippfehler: ... wieder öfter gestolpere ...
dass: ... nur das ich nichts weiß ...

Viele Grüße,
Michael :)

 

....so obwohl ich die geschichte ja nun doch schon vor viel zu langer zeit gepostet hatte und dachte sie würde nie wieder vorgekramt hab ich jetzt brav die tippfehler beseitigt.....zugegeben.....der mit "dass" war kein tippfehler....so nun kurz zur geschichte auch wenn ich mir bisher immer sehr viel vviel unmut auf den tisch gezogen habe mit all meinen kommentaren....nun gut....also.....die geschichte ist natürlich vorhersehbar.....schon in den ersten sätzen klar......doch der sinn der geschichte liegt weniger in der wahnsinnig aufregenden pointe des sprunges als vielmehr in der begründung warum jemand springt.....die sache ist doch so, dass es eine einfache liebesgeschichte ist, doch scheidet einer der beiden frühzeitig aus dem leben.....der andere lebt sein leben...ist schon sehr alt als er dort auf dem dach sitzt....und wie er so auf dem dach sitzt lässt er sein leben revue passieren......und beginnt in seiner kindheit....an dem tag als sich sein leben in form der anderen person vom dach gestürzt hat....es geht nciht darum das alleinsein satt zu haben....es geht darum, dass er eine person so sehr geliebt hat, dass sein leben nie wieder mehr auch nur ein stück weit leben sein konnte....deshalb springt er.....und noch dazu.....selbstmord ist wohl niemals einfach....oder feige....du solltest bedenken durch welche hölle derjenige gegangen sein muss um solch einen schritt zu wagen....am leben gesacheitert auch wenn es schwer vorstellbar ist für den normal sterblichen....das leben ist nciht für jeden leicht.....und wie unerträglich muss es für jemanden sein, der sich umbringt.....noch kurz zu den sätzen.....mein gott wieso nur glaubt ein jeder den schreibstil eines anderen kritisieren zu müssen....ich meine ich bin doch kein kind mir ist doch klar was ich schreibe und ich sehe keinen grund auch nur einen dieser sätze zu ändern ganz einfach weil sie in meinen augen....einfach nur schön sind und für die geschichte 7und den zweck passend scheinen....

ps: kitara.....hab dank für das verschieben doch mit ein wenig phantasie kann man wohl auch in dieser geschichte ein märchen sehen....es müssen doch nicht immer elfen und engel darin vorkommen die sich auf phantasievollen sci-fi schlachtfeldern die köpfe mit schwertern einschlagen.......was ich sagen will.......ich hielt die geschichte damals als ich sie gepostet habe für gerechtfertigt in den bereich "märchen" eingebracht.......denn das ist es...auch wenn die auslegungen und definitionen dabei wohl weit auseinander gehen........und nach der definition der meisten hier ist wohl dieses verschieben gerechtfertigt....

mfg

epilog

...tschuldigung für kleinschreibung und rechtschreibfehler....tippfehler meine ich

 

Hi epilog!

Wenn Du Deine Geschichte als Märchen ansiehst, dann kann jede "alltägliche" Geschichte als solches angesehen werden. Ich will mit Sicherheit nicht nur mit Elfen und Drachen, Riesen und Hexen vollgestopfte Stories in Fantasy/Märchen lesen (siehe z.B. Stephys Geschichte ), aber mE sollte ein bisschen Magie, Mystik oder etwas Geheimnisvolles, das es so in unserem alltäglichen Leben nicht gibt, schon in den Texten enthalten sein.
Erst gucken, dann meckern.

Grüße,
Kitana

 

....ich habe doch gesagt, dass nach der ansicht der meisten hier, dein austausch voll gerechtfertigt ist.......außerdem dürfte klar sein, dass ich mit der elfen und engel sache leicht übertrieben habe....dennoch bleibe ich dabei, dass es leichtfertig ist, es als alltäglich abzustempeln....geheimnisvoll ist auch bei dieser geschichte, dass er zu beginn als kleiner junge auf dem dach sitzt und am ende der geschichte plötzlich alt ist....nunja....auch egal....wie gesagt, wollte nur gesagt haben, dass ich es als ich es gepostet habe, den charakter der kategorie märchen falsch eingeschätzt habe........tschuldigung dafür....

 

Hallo nochmal!

Das mit dem Revue passieren lassen hast du echt gut dargestellt, dass es aber eigentlich eine Liebesgeschichte ist, hat mich etwas überrascht. Ich habe die Geschichte ein weiteres Mal durchgelesen, aber kaum irgendwelche Ansatzpunkte gefunden, die darauf hin deuten.
Eher dachte ich, dass der Protagonist vielmehr an seinen bisherigen allgemeinen Lebenslauf und seine Kindheit zurückdachte (z. B. wegen der häufigen Erwähnung der Mutter).
Wenn es dir auf den Liebeskummer ankommt, solltest du versuchen, ihn noch besser rüberzubringen.

.....mein gott wieso nur glaubt ein jeder den schreibstil eines anderen kritisieren zu müssen....
Wenn ich Bemerkungen über Schreibstil und Sprache abgebe, dienen sie nicht dazu, eine Geschichte schlecht zu machen (jeder hat eben seinen eigenen Stil), aber ich versuche dem Autor zu vermitteln, was mir daran aufgefallen ist und was man daran eventuell noch verbessern könnte.

Dennoch sind wir uns vermutlich beide einig, dass die Sprache zwar nicht unwesentlich ist, es aber vor allem auf den Inhalt einer Kurzgeschichte ankommt und der hat mir bei deiner Story gut gefallen.

Viele Grüße,
Michael

 

.....schon klar, was du mit dem hinweis auf den sprachstil bezweckst oder beabsichtigst....nur legitim.....trotzdem besitze ich die arroganz zu glauben, ich habe den besten weg dabei gefunden für meine geschichte.....denn sonst wäre es nciht meine geschichte...........zu der anderen sache.......wie oft ich die mutter erwähne spielt keine rolle, das zeigt nur ein stück weit wie unselbsständig der protargonist ist und wie abhängig von einer bezugsperson, die ihm durch die person, die sich umgebracht hat, abhanden gekommen ist........ich bin mir schon darüber bewußt, dass dieser gedanke einer liebesgesachichte eher hintergründig ist......der punkt ist glaube ich, dass jeder wohl bei meinen geshcichten hineinlesen kann was er will......ich gebe doch nur ein stückchen anreiz.....so ähnlich zumindest.....

 

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