Grüß Gott @Carlo Zwei!
Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren!
ein sehr schöner, sehr dichter, sehr poetischer Text. Hat mir sehr gut gefallen.
Da ist einfach viel, viel Gutes dabei. Ein Text, an dem ich nicht herumnörgeln will, weil mir auch nicht wirklich etwas zu Meckern einfällt und dann will ich nicht nach dem Haar in der Suppe suchen, wenn es mir doch geschmeckt hat
Ja, schön, dass dir das Teil gefällt! Ich finde es interessant, langsam habe ich schon so eine starke Ahnung, wer welche Art von Text eher gutheißt, und für wen sie nichts ist
Die Perspektive macht Spaß. Vor allem, dass du es schaffst, ich, du und wir im Verlauf der Flashfiction immer mehr verschmelzen zu lassen.
Super
Es ist ein sehr persönlicher Text. Vielleicht ist das, unfair gesprochen, auch seine einzige Schwachstelle: Die Konstellation hat einen biografischen Anklang und beraubt sich damit ein Stück weit ihrer dramaturgischen Möglichkeiten. Damit meine ich, dass sie (Sina?) eben Bachelorarbeit schreibt und er halt (für mein Wahrnehmen) nicht wirklich Milieu ist, wo man jetzt nicht studieren würde, sondern ja eigentlich die persönlichen Traumata gegeneinander abgewogen werden. Also Misshandlung (welcher Art auch immer) durch einen Vater und Depressionen auf der anderen.
Dennoch versucht der Text ja auch auf der Milieu-Ebene ein Spannungsverhältnis aufzumachen – und genau da ist der Text dann, glaube ich, durch seinen präzisen, fast biografischen Touch ein Ticken zu speziell, um da wirklich Fallhöhe zu erzeugen.
Den letzten Punkt habe ich nicht verstanden - was meinst du denn mit Milieu und mit der Fallhöhe?
tue, sage und denke finde.
noch ein Komma
Richtig!
Hey @AWM,
Hallo @zigga ich habe deinen Text als Beschreibung einer Beziehung gelesen, in der beide auf Grund von Traumata dysfunktional sind. Für deinen Prota ist sie zugleich ein Halt und eine extreme Belastung, weil er Angst hat, was passiert, wenn er sich offenbart. Er muss quasi in zwei Realitäten leben; in der äußeren und der inneren, die er für sich behalten muss, weil er glaubt, sie verlässt ihn sonst.
Ja, so hatte ich es gemeint
Ich finde, dass du gute Stellen drin hast und der Text auch auf die Länge funktioniert.
Auf der anderen Seite ist er mir zu wenig konkret.
Da wird viel geraunt, was natürlich auch zum Protagonisten passt, der sich ja nicht offenbaren will. Aber: Er redet hier ja nicht mit ihr. Ich lese das eher als Selbstgespräch und es würde für mich passen, wenn die Leser hier eben mehr erfahren als seine Freundin. Es wirklich nachvollziehen könnten, warum er ihr so viel nicht sagt und daraus ein Spannungsverhältnis entstünde.
So werden viele Dinge angedeutet, die für mich als Leser aber weit weg bleiben.
Ja, ich stimme dir zu. Der Text liegt schon etwas auf der Bank und ich hadere, was ich damit anfangen möchte. An manchen Tagen finde ich ihn erzählenswert, bzw. entfaltet er eine gewisse Wirkung auf mich, an anderen Tagen sehe ich genau dieses Problem: Er ist unkonkret. Aber dann denke ich, fuck it, Gedichte sind allesamt unkonkret, Songtexte ebenso, aber da wird es geschluckt. Ich würde einen Text jetzt nicht auf 20k Worte in dem Stil und dem weglassenden Duktus aufbauen, aber auf so kurzer Strecke; ich bin mir da nach wie vor nicht sicher, ob das funktioniert für mich. Ein Kriterium für mich wäre, dass die Figuren greifbar werden, dass ein Konflikt greifbar wird, und im Gedächtnis bleiben kann. Wenn die Figuren hier schal und nur Oberfläche sind, würde ich den Versuch verwerfen. Ja, ich bin am überlegen. An manchen Tagen habe ich die Figuren konkret vor Augen, an anderen kommt mir das auch unkonkret vor.
ein Bild von mir und sie findet mich blasiert.
Das hat mich irritiert. Natürlich kann das sein. Aber blasiert ist ja überheblich. Und es ist schon recht ungewöhnlich jemanden nur auf Grund eines Bilds als überheblich zu beurteilen. Vielleicht wäre besser "sie findet, ich sehe blasiert aus."
Ja, so war es gemeint. Evtl. ändere ich es, wobei ich mir denke, wenn die Schwester ja nur ein Bild gesehen hat, bezieht sich die Aussage ja automatisch auf das Bild
Das ist die eine Sucht, die in unserer Gesellschaft nicht anerkannt wird. Obwohl die Substanz illegal sei. Ist das nicht paradox?
Das stimmt ja nicht wirklich, glaube ich. Anerkannt wird das schon. Ich finde eher, es ist eine Droge und eine Sucht, die nicht ernstgenommen und auch verharmlost wird. Der lustige verpeilte Kiffer ...
Ja, ungünstig ausgedrückt, so meinte der Prot das!
Du willst, dass ich mir einen Rock anziehe und mich versuche zu bücken, damit ich weiß, wie es ist, zu menstruieren.
Das habe ich nicht ganz verstanden. Aber das ist trotzdem ein Beispiel für eine Stelle, von denen ich mir mehr wünschen würde. Hier wird die Beziehung wirklich greifbar durch solche ungewöhnlichen und glaubhaften Details.
Ja, das werde ich genauer beschreiben.
In der Nacht wache ich im Krankenwagen auf. Meine Mitbewohnerin fand mich halb bewusstlos im Bad liegen. Das Plastikrohr sticht in meinem Hals.
Ich würde hier den mittleren Satz streichen. Woher weiß er das in der Situation? Und wieso ist es wichtig, das gerade jetzt zu erzählen?
Gekauft
Ich liege im Bett, mit einem Fuß in Flipflops auf dem Krankenhausboden.
Kleinigkeit: Aber er hat ja nicht einen Fuß in zwei Flipflops, oder? Ich liege im Bett, einen Fuß in einem Flipflop auf dem Krankenhausboden.
Ebenfalls
Danke fürs Lesen und Kommentieren!
Servus @jimmysalaryman,
Danke dir ebenfalls fürs Lesen und Kommentieren.
Ja, ich stimme dir im Grunde voll zu. Der Text liegt schon etwas auf der Bank und ich überlege immer mal, was ich mit dem anfange. An manchen Tagen funktioniert er für mich, an anderen ist er für mich drüber und die zwei Kritikpunkte, die für dich im Vordergrund stehen, sind auch für mich zentral: Wenig konkretes, viel Pathos. Aber dann denke ich mir wieder: Fuck that, das Leben ist nun mal manchmal so! Gerade in den Zwanzigern - Dinge, Beziehungen, sind pathetisch, alles steigt und fällt damit (meint man zumindest) ... wenn man fünf, zehn, fünfzehn Jahre älter und gesettelt ist und eine Menge Bullshit aufgearbeitet hat, blickt man (oder besser: ich) natürlich mit einem gewissen Kopfschütteln auf solche Empfindungen zurück und sieht die Sache entspannter. ABER ich erinnere mich, wenn man in dieser Zeit steckt, können die Dinge übermächtig, beängstigend wirken, die ich heute auch gelassen sehe. Ich sehe das als so eine Art Postpubertät. Der Text ist jetzt nicht autobiografisch, selbst wenn, würde ich es hier verneinen, haha, aber ich hab versucht, dieses Gefühl einzufangen. Ich finde, ein wenig Fremdscham und Kopfschütteln zeigt vielleicht - und das ist meine Ausrede
- dass es ein wenig authentisch sein könnte. Ob das natürlich lesenswert ist oder eine gute literarische Figur hergibt, ist eine andere Frage.
Ich bin mal frech und unverschämt und behaupte, auch das hier ist ein Wettbewerbstext. Den liest man, lässt sich das Herz erweichen und seufzt dann leise. Hach ja, so schwer haben die es, aber wirklich!
Erwischt!

Ja, kann schon sein, dass der von diesem Duktus beeinflusst wurde - guilty! Für mich ist das auch keine Kurzgeschichte, ich hab es ja in Flash Fiction
Der Text funktioniert vor allem über Kadenz, Rhythmus und Repetition. Das ist der bag of tricks. Der oben zitierte Satz ist so die Quintessenz. Aber. Und du sagst. Nie sagst du. Ich sage. Du sagst. Ein Text, in dem sehr viel gesagt wird, aber (haha, no pun!) wenig mit Substanz, wie ich finde. Mir erscheint das wie ein ewiges Geraune, ein Flüstern im Dunkeln.
Ja, ein wenig so war es intendiert, ohne den Text verteidigen zu wollen, es geht ja darum, dass er unfähig zur Sprache ist, im gewissen Sinne, und gleichzeitig ist ja dieser Text - er ist ja aus der Perspektive des Prots erzählt, als ob er ihn verfassen/sprechen würde - ein Versuch, das Gefühl, das ihn umhertreibt, in Sprache zu fassen; aber ja, ob ich damit dem Text einen Bärendienst erwiesen habe, weiß ich nicht. Das ist ein wenig so, als ob man einen sehr langweiligen Text geschrieben hat, und danach sagt: Ja, ich wollte ja die Langeweile darstellen! Macht das einen guten Text?
Auf der Bank brichst du in Tränen aus, kurz nachdem wir laut gelacht haben. Paul Maar war an uns vorbei gelaufen. Der Autor deiner Kindheit. Sams, Lippels Traum. So bist du manchmal. So bin ich manchmal.
Hier auch.
So bist du. So bin ich. Aber wie genau sind sie denn? Und wie steht das in Verbindung zueinander? Sie bricht in Tränen aus, weil sie ihren Kindheitsautor gesehen hat. Und dann?, möchte ich fragen. Das möchte ich in diesem Text andauernd fragen. Und dann? Was ist da die Konsequenz? Wie geht es in diesem spezifischen Strang weiter, warum ist genau der wichtig?
Ja, du hast Recht, vielen Dank für die Anmerkung. Das war der Grund, weswegen ich den Text mal besprochen haben wollte, weil ich da als Autor schlecht einschätzen kann, was andere vor ihrem inneren Auge sehen. Für mich ergibt das ein schlüssiges Bild, ich sehe zwei Figuren, aber ich frage mich, sehen das auch andere? Oder ist das zu konfus bzw. unkonkret?
Da entsteht durch das Buzzword Kindheit ein Resonanzraum, aber das ist und bleibt halt eine Dunkelkammer. Ich erahne, muss mich mit dem Vagen zufrieden geben, und vielleicht ist das ja auch gewollt, weil anhand dieser Echokammer jeder einfach selbst seine eigenen Bilder entwickeln kann und soll.
Ja, das mit der Echokammer, ich denke, zu einem gewissen Teil brauchst du das in Storys, ansonsten catched du den Leser nicht. Aber wenn ein Text nur Freiraum ist, wo man sich selbst drinnen sieht, wieso bräuchte man dann so einen Text?
Was du brauchst, sagst du mir auf der Bank am Bach neben dem mexikanischen Schnellrestaurant.
Kann dir nicht sagen, wie schwer es mir fällt, mit dir zu schlafen. Spüre deine warmen, weichen Hände auf meinem Körper. Aber kann dir nicht sagen, was andere Hände mir angetan haben.
Was braucht sie denn? Sex? Und dann verneint er gleich zweimal hintereinander. Er spürt ihre warmen, weichen Hände auf seinem Körper, aber er kann ihr nicht sagen, was andere Hände ihm angetan haben. Wenn man das in eine Gleichung setzen möchte, dann würde er ihre Hände nicht als weich und warm empfinden, sondern eher wie bedrängend, er würde sich ekeln, unwohl fühlen, sich dieser Berührung entziehen wollen. Das passt nicht so ganz für mich.
Das mit den Ekel ist ein guter Hint. Ändere ich womöglich.
Mich zu zeigen, wer ich wirklich bin, und von dir verlassen zu werden, ist unerträglicher, grausamer und schmerzhafter als der wahre, echte, große, physische Tod.
Woher weiß das der Erzähler? Ist etwas pathethisch, oder? Ist er schon mal gestorben? Woher sonst würde er wissen, wie schmerzhaft der echte Tod ist? Oder behauptet er das nur? Dann frage ich mich sogleich: Was behauptet er im Text denn noch einfach nur so?
Es geht ja hier nicht um wissen, es ist die Innensicht des Prots. Natürlich ist er noch nie gestorben - aber es ist seine Fantasie, dass es so sein würde. So zumindest war es intendiert. Ich kann mich selbst an solche Dinge erinnern, bei denen ich dachte, scheiße, wenn das und das jetzt passiert, das wird so ein grausamer, nie endender Abfuck, daran dachte ich. Ich weiß nicht, es ist klar nicht die objektive Wahrheit, verstehe mich nicht falsch, da gebe ich dir Recht, aber ich finde, es kann die Wahrheit des Erzählers in dem Augenblick sein. Ich denke, man kann durchaus in so einem Dilemma stecken, gerade als sehr junger Mensch, wo man wenige bis keine ausgleichenden Erfahrungen sammeln konnte, dass einem die Welt so vorkommt. Aber hey, ich will hier nix verteidigen, ich sehe deinen Punkt
Dein sandfarbener Trenchcoat. Hast dich ein Leben lang aufgeopfert.
Ich denke nicht daran, dich zu verlassen, sagst du mir. An den Grübchen deiner Wange erkenne ich, wie es dir geht. Je tiefer die Gruben, desto angespannter und somit schlechter. Ich nenne es mein Sina-Barometer.
Auf eine gewisse Art glaube ich dir, dass du mich liebst, sage ich dir im Krankenbett.
Ich fühle mich wie ein Junge, wenn ich das sage.
Leicht, ängstlich, verletzlich.
Ausgeliefert. Bedürftig. Traurig. Abhängig. Aufgehoben. Sicher. Müde.
Erweitern ...
Das summiert das Problem, dass ich mit dem Text habe, ganz gut.
Hast dich ein Leben lang aufgeopfert. Das klingt eher wie etwas, was man zu seiner Mutter sagen würde. So sieht er sie ja auch. Als seine Mutter. Sie denkt nicht daran, ihn zu verlassen. Würde man das so sagen? Und er sagt dann: Auf eine gewisse Art glaube ich, dass du mich liebst. Auch das klingt sehr akademisch für mich. Krankenbett darf natürlich nicht fehlen. Tiefer geht es nicht mehr, er ist ausgeliefert, und dann muss er sich noch weiter erniedrigen und sich selbst beichten, dass er sich wie ein Junge fühlt. Dann eine lange Sammlung an Adjektiven, die den Charakter nachdrücklich zurechthämmern und den Leser aus dem Text entlassen. So geht der Leser ja aus dem Text, mit diesen Nackenschlägen:
Ausgeliefert! Bedürftig! Traurig! Bang bang bang! Ganz schön manipulativ.
Ja, das ist pathetisch

Wie gesagt, ich verstehe die Kritik. Ich sehe es auch so. Ich spüre eine gewissen Fremdscham, wenn ich das lese. Aber ich frage mich auch: warum? Wenn ich Tagebucheinträge von mir lese, bei denen ich sechzehn war, spüre ich natürlich auch Fremdscham. Da sind Dinge, die ich nur da reingekritzelt habe, und nach außen habe ich keinen Mucks gesagt und eher eine gewisse Art der Gewalt sprechen lassen. Aber innen habe ich rumgeheult und mich selbst bemitleidet. Natürlich liegt der Erzähler hier falsch. Und natürlich ist er pathetisch. Aber ich denke mir: Wenn jemand sehr lange alles in sich hineinfrisst, wird er innen, für sich, pathetisch. Das ist ein wenig wie der Druck im Kessel. Also das ist meine Zwiegespaltenheit ggü. dem Text: Ich finde ihn auch zu pathetisch, zu sehr im eigenen Leid suhlend, aber gleichzeitig finde ich das plausibel: Leute tun das, Typen wie der Prot. Anschließend daran stellt sich natürlich die Frage: Ist das erzählenswert?
Du bist nicht meine Therapeutin, haben wir gesagt. Ich besuche mit dir die leeren Büroräume, in die dein Projekt einziehen wird. Psychotherapie mit Langzeitarbeitslosen.
Sie leitet dieses Projekt, ist wahrscheinlich selbst Therapeutin (oder so was in der Richtung) aber schafft es nicht, seine Texte so reflektiert zu lesen, dass sie nicht ihre eigene Kindheit im Nachhinein ruinieren, oder vielmehr die Erinnerung daran, denn das ist schließlich ihr Anker.
Dann nimmt sie Lithium und hat Depressionen, Menstruationsbeschwerden und schlafwandelt.
Es fehlt nur noch, dass sie entführt und mißbraucht wurde. Da ist einfach kein Fokus, es ist von allem zu viel. In dieser Anhäufung liest sich das wie Pornographie, wie ein textlicher Gang Bang, von allem immer mehr. Ich habe nicht das Gefühl, zwei Menschen kennenzulernen, sondern zwei Zustandsbeschreibungen, zwei Krankenakten, zwei Diagnosen.
Ein textlicher Gang Bang, haha

Das mit dem Schlafwandeln war metaphorisch gemeint! Ja, danke dir für die ehrliche Einschätzung, auch hier bin ich in diesem Zwiespalt: Ich gebe dir absolut recht, aber gleichzeitig halte ich das für plausibel, dass ein Erzähler wie der Prot die Welt auf diese Art sieht: Das Leid, die Krankheiten im Vordergrund. Aber ich bin unentschlossen, ob ich das jetzt gut oder schlecht finde
Dein Mitgefühl ist das Furchteinflößendste und Beruhigendste, das ich kenne.
Warum genau ist es das? Hier fehlt das Intime. In dem Text höre ich von beiden Seiten, die ja im Grunde nur von einem Erzähler erzählt werden, vor allem eins: Ich.
Ich, ich, ich. Ich habe dies, mir fehlt das, ich sage dies, ich sage dir das nicht, ich tue dies, ich tue das. Du sagst dies, du willst das, dir fehlt dies, dir fehlt das - das ist eigentlich auch ein Ich. Dann diese Gegenüberstellungen, die Nennung der beiden am weitesten entfernten Pole: das schreit ja auch:
Wir sind so extrem! Alles ist so extrem! Es ist eine extreme Beziehung, es ist extrem hart hier alles aufrecht zu erhalten! Liebe ist so extrem schwer! Leben ist so extrem schwer! Aber ich lese das wie den Blogpost von einem schwermütigen Teenager, der soeben Rimbaud für sich entdeckt hat.
Hier ebenso
Ich erzähle dir, dein Feminismus sei zu größten Teilen eine Projektion deiner eigenen Traumata.
Irgendwas mit Feminismus darf auch nicht fehlen. Go woke or go broke!
Haha, aber hey, in der Bubble, in der das spielt, Frauenfiguren, ich finde, die Wahrscheinlichkeit dass irgendwelche Feminismusdinge von ihnen mal gedroppt werden, ist eher sehr hoch
Wäre ich mein Leben lang empathisch gewesen, wäre ich längst tot, sage ich.
Aber mehr sage ich nicht. Aus Angst vor dem, was danach kommen würde.
Das hier ist der Kern. Natürlich ist er empathisch. Er ist so sensibel, dass er an der Realität zerbricht bzw zerbrechen würde, wenn er seinen Schutzwall aufgibt. Jemand, der mißbraucht und gedemütigt wurde, dem geht es sehr oft so, dass er sich verschließt und niemand an sich heranlässt, weil er Angst hat, wieder benutzt und mißbraucht oder gebraucht zu werden, und auch Angst vor der Wahrheit: er muss dem Anderen gegenüber, wenn er ihm wirklich vertrauen will, sagen was passiert ist, was ihn zu dem gemacht hat, sonst ist echte Intimität kaum möglich. Das ist eine immense Hürde emotional, weil du in diesem Moment vollkommen verletztbar und vulnerabel bist; und du nicht weißt, wie der andere Mensch reagiert. Er könnte dich auch auslachen, dich nicht ernstnehmen, dir deinen Schmerz kleinreden,
Stell dich nicht so an, So schlimm war das nicht, dich gar einen Lügner nennen, dir eine Schuld daran geben, oder er kann damit gar nicht umgehen und verkompliziert diese Beziehung.
Ja, ich kann nur alles unterschreiben, so ist der Text intendiert gewesen
Hier, in deinem Text, sind aber beide so reflektierend, können den Finger so genau auf die Wunde legen, haben den intellektuellen und gar beruflichen Hintergrund dafür, sich damit distanziert auseinanderzusetzen, tuen es aber nicht. Da frage ich mich, warum?
Ah, ich verstehe den Einspruch, aber hey, nichts für ungut, dass Psychotherapeuten in ihrem eigenen Beziehungsleben oder ihrer eigenen Psychohygiene aufgeräumt wären, halt ich für einen Mythos! Ich denke, gerade, wenn das Leute in den Zwanzigern sind, sind die tendenziell - verzeiht mir die Verallgemeinerung - wesentlich abgefuckter als, sagen wir, BWL-Leute
Oder: Warum trennen sie sich nicht? Offensichtlich ist diese Beziehung ja ein extrem fragiles Gebilde, wo alles passieren kann, Lachen, Weinen, Krankenhaus, aber nebenbei wird das alles noch reflektiert und aufbereitet.
Ja ist ein Punkt! Ist halt auch eine Flash Fiction und kein Roman, aber ja, vllt müsste man das irgendwo ein wenig mehr gestalten
Ich frage mich auch, ob es wirklich um die Beziehung geht, denn ich höre immer nur: Ich. Beiden geht es nur um sich selbst.
Sehr feine Beobachtung. Du hast Recht. Aber ist das nicht authentisch?
Für mich bleibt dann auch die Frage: Über was sprechen die eigentlich in seiner Therapie?
Dass er eine Therapie macht steht nirgends!
Der Kern deiner Geschichte ist sehr erzählenswert. Das sind brutale Wahrheiten und substanzielle Ängste, die man erleidet, wenn man sich einem anderen Menschen offenbart. Darüber würde ich gerne einen Text lesen, ein Text der einen Fokus hat und nicht durch eine Leidenswüste mäandert.
So ist der Text für mich Düsterkitsch.
Ja, Düsterkitsch kann man das nennen! Meine ich jetzt ohne einen Vorbehalt oder so. Ich frage mich halt, wie oben beschrieben, ob nicht genau das das Authentische ist, ob Leute in den Zwanzigern, in der Bubble, mit dem Hintergrund, nicht so sind: Pathetisch, Ich-bezogen, Angsthasen.
Danke dir für den ausführlichen Kommentar, Jimmy!
Beste Grüße
zigga