Was ist neu

Niemals

Seniors
Beitritt
17.09.2002
Beiträge
1.870
Zuletzt bearbeitet:

Niemals

Ich kann nicht einschlafen. Ich muss immer an die neue Lehrerin denken. Die neue Lehrerin ist anders. Sie lacht oder lächelt die ganze Zeit.
Wenn sie sich über ein Mädchen beugt, um ihm zu zeigen, wie ein Buchstabe geschrieben wird, dann liegt ihre Hand auf seinem Arm. Den Jungen wuschelt sie manchmal durchs Haar.
Die anderen mögen das. Sie kichern und melden sich wie wild, damit sie an ihren Tisch kommt.
Wenn sie Pausenaufsicht hat, dann wollen alle neben ihr stehen und mit ihr reden. Die Mädchen zupfen solange an ihrer Jacke, bis sie sich hinunterbeugt und mit ihnen spricht.
Ich will nicht so nah bei ihr sein. Mich soll sie nicht anfassen. Niemand soll mich anfassen.
Als ich gestern im Sportunterricht das Tor geschossen habe, da hat sie mir auf die Schulter geklopft. Das war ein komisches Gefühl. Irgendwie warm und – ach, ich weiß nicht ... es war – beinahe zum Weinen ... sie soll das nicht noch einmal machen! Ich will das nicht!
Ich passe immer genau auf, ob sie an meinen Tisch kommt, denn dann rücke ich ein wenig von ihr weg.
Sie merkt, dass ich nicht so nah bei ihr sein will. Manchmal hebt sie die Hand und lässt sie wieder sinken, bevor sie mich berührt hat. Dann lächelt sie nicht. Sie sieht mich ganz ernst an, fast traurig – aber das ist mir egal.
Neulich ist Jonas beim Turnen vom Kasten gefallen. Er hat ziemlich doll geweint und dann wuchs eine dicke Beule auf seiner Stirn. Ganz blau war die. Jonas tat mir Leid. Ich weiß, wie weh das tut. Ich habe oft blaue Flecken und Beulen – weil ich ... . Ich stoße mich manchmal.
Sie hat Jonas richtig in den Arm genommen und getröstet. Ich musste die ganze Zeit hinsehen. Jonas hatte keine Angst vor ihr. Er hat sich einfach trösten lassen und nach einer Weile hat er schon wieder gelacht. Das war – irgendwie gut, aber ... . Mich muss niemand trösten. Ich heule nicht. Nie.
Ich will nicht, dass sie mich tröstet.
Trotzdem muss ich immer wieder daran denken, wie Jonas geweint hat und wie sie ihn im Arm gehalten hat. Dann hat sie ein nasses, kaltes Tuch auf die Beule gelegt und die ganze Zeit hat sie gelächelt und leise mit Jonas geredet. Jonas hat schon bald nicht mehr geweint. Sie hat ihm geholfen!
Meine Schulter tut weh. Gestern bin ich gegen den Schrank gefallen. Ich würde mich gerne anders hinlegen, aber das alte Bett quietscht so laut. In der Küche ist noch Licht. Ich sehe den schmalen, hellen Spalt unter der Tür. Wenn das Bett quietscht, dann hört er es. Immer hört er es. Und dann kommt er herein, weil ich noch wach bin. Aber es ist egal – er kommt auch, wenn ich schon schlafe. Er kommt immer. Jede und jede und jede Nacht. Meistens schlägt er mich. Einfach so.
Wenn er mich schlägt, dann weint Mama. Ich höre sie in der Küche weinen. Ich weine nicht. Niemals. Schlagen ist nicht so schlimm. Das kann ich aushalten.
Die Tür geht auf. Diesmal poltert er nicht. Er ist noch nicht betrunken, sonst hätte er die Tür gegen die Wand geknallt. Er kommt zu meinem Bett und flüstert:
„Schläfst du schon, Junge?“
Ich hasse ihn. Ich hasse ihn. Ich hasse ihn.
Er setzt sich auf die Bettkante. Ich rühre mich nicht. Vielleicht geht er wieder? Geh weg. Bitte, bitte, bitte, geh weg. Ich schlafe doch schon. Merkst du nicht, wie fest ich schlafe?
Ich halte den Atem an. Er riecht nach Schweiß. Er streichelt meine Wange. So komisch zart. Ich werde ganz steif. Meine Schulter tut weh. Seine rauen Finger kratzen über meinen Hals. Er knöpft meinen Schlafanzug auf. Seine Hand fährt über meinen Bauch. Mir ist schlecht. Ich rühre mich nicht. Bald ist es vorbei. Ich weiß, dass es bald vorbei ist. Seine Finger sind schon unter dem Gummi meiner Pyjamahose ...
Mich muss niemand trösten. Ich weine nicht. Niemals.

 

Jonas tat mir Leid.
leid

Hallo al-dente,

deine Geschichte ist sehr empathisch geschrieben :thumbsup:
Natürlich ist schnell klar, worauf es hinausläuft, aber trotzdem muss man bei der "Auflösung" erst mal schlucken, wenn es dann wirklich das ist, was man vermutet hatte, wenn es dann wirklich da steht.

Mich muss niemand trösten. Ich heule nicht. Nie.
Mich muss niemand trösten. Ich weine nicht. Niemals.
Ich würde beides Mal die gleiche Formulierung verwenden.

Bruder Tserk

 

Liebe al-dente,

zunächst, dies muss ich gleich vorweg mal loswerden, fällt mir eine Formulierung auf, die mir nicht stimmig erscheint:

Manchmal hebt sie die Hand und lässt sie wieder sinken, bevor sie mich berührt hat.
...bevor sie mich berührt hat...genau diesen Halbsatz würde ich weglassen, denn du willst doch nur die Szene darstellen, dass die Lehrerin sehr wohl weiß oder ahnt, dass er nicht berührt werden möchte und deswegen hält sie Abstand zu ihm. Sie respektiert ihn!


Zur Geschichte:
ich fand die Umsetzung zu plakativ. Man ahnt relativ schnell was der Junge empfindet und dass die Ursache im Missbrauch liegt, so dass du durch die weitere Schilderung, wie es passiert eigentlich nicht noch eins draufsetzen müsstest.
Es wird dadurch inhaltlich nicht dichter.

Was ich schöner gefunden hätte, wäre ein Lehrer, der sich so natürlich verhält wie die Lehrerin. Das Problem des Jungen zwischen den Berührungen des Vaters und denjenigen des Lehrers unterscheiden zu können. Die Sehnsucht, die ihn hin und herreißt und der Konflikt das eine vom anderen unterscheiden zu können. Die Angst, das herauszufinden.

Oder du hättest noch etwas zur Mutter schreiben können. Sie weint, ok. Das sagt ja schon viel aus. Aber schließt sie den Jungen nicht in unbeobachteten Momenten in die Arme? Genau weil sie das wohl nicht tut, könnte die Lehrerin wiederum Bedeutung haben.

Trotz meiner Kritik an der Umsetzung, hab ich deine kleine Geschichte aber doch gerne gelesen.

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo al-dente,

so gerne ich deine Kindergeschichten lese und gut finde, diese hier kann mich nicht überzeugen. Du kommst mir mit zuviel Holzhammer.

Ich kann nicht einschlafen. Deshalb denke ich an die neue Lehrerin. Die neue Lehrerin ist anders. Sie lacht oder lächelt die ganze Zeit. Und sie fasst uns an.

Schon da war für mich klar, was in der Geschichte passieren wird.

Ich will nicht so nah bei ihr sein. Mich soll sie nicht anfassen. Niemand soll mich anfassen.
Das ist mir zuviel. Da komme ich mir als Leser vor, als müsste man mir alles dreimal andeuten, bis ich es kapiere.
Mich muss niemand trösten. Ich heule nicht. Nie.
Ich will nicht, dass sie mich tröstet.
Die Wiederholungen sind Absicht von dir, wie ich merke. Mich als Leser nervt das eher, als dass es mich betroffener macht.

Ich weiß, dass es bald vorbei ist. Seine Finger sind schon unter dem Gummi meiner Pyjamahose ...
Mich muss niemand trösten. Ich weine nicht. Niemals.

Eine Situationsbeschreibung und es ist keine Veränderung ersichtlich. Ähnlich wie lakita fehlt mir ein Impuls:
- Die Mutter begehrt endlich auf / - die Lehrerin sucht das Gespräch und kann vielleicht helfen (ein Hoffnungsschimmer reicht erst mal)
- der Prot geht in die Offensive.

Vielleicht baust du da noch was ein?

Lieber Gruß
bernadette

 

Liebe al-dente!

Da muß ich mich leider lakitas und bernadettes Kritik anschließen. Bereits am Anfang wird so deutlich, worauf die Geschichte hinausläuft, daß ich dann erst davon ausgegangen bin, daß es vielleicht doch auf ein anderes Thema zugeht und das Offensichtliche eher auf eine falsche Fährte locken soll. Deshalb war ich am Ende eigentlich enttäuscht, daß es doch um das offensichtliche Thema Kindesmißbrauch geht.

Es war auch ein ganz konkretes Thema, an das ich gedacht hatte, und wofür der Anfang sich sehr eignen würde - nämlich die Unfähigkeit, Liebe anzunehmen, wenn man sie nie kennengelernt hat bzw. sich wohl danach sehnte, aber die Hoffnung, geliebt zu werden, irgendwann begraben mußte. Trifft man dann plötzlich darauf, kann es unheimlich weh tun und man kann sie deshalb nicht nehmen.
Vielleicht magst Du Dir das ja überlegen und damit mal ein anderes Thema aufgreifen, das nicht schon so oft verwendet wurde.

Aber egal, ob das eine oder das andere Thema: Der Protagonist denkt viel zu reflektiert über seine Situation, vor allem, daß er die beiden Situationen in Zusammenhang zu setzen in der Lage ist, erscheint mir zuviel des Guten.
Deshalb finde ich die Ich-Perspektive nicht so günstig, und auch deshalb nicht, weil es dadurch so wirkt, als würde er es jemandem erzählen - aber gerade das ist ja ein Problem, daß mißbrauchte und mißhandelte Kinder sich nur sehr selten trauen, jemand anderem davon zu erzählen, oder (besonders noch in dem Alter) gar nicht erst wissen wahrhaben können, daß es Unrecht ist, was ihnen geschieht. - Ein auktorialer Erzähler könnte hier leichter verschiedene Beobachtungen einfließen lassen, ohne daß sie deshalb dem Kind bewußt sein müssen.

Meistens schlägt er mich. Weil das Essen kalt ist. Weil ich den Müll nicht weggebracht habe. Weil kein Bier da ist. Weil – keine Ahnung, irgendwas ist immer. Wenn er mich schlägt, dann weint Mama. Ich höre sie in der Küche weinen.
Und warum macht die Mutter das nicht? Sitzt sie nur in der Küche, um zu weinen? :confused:
Wenn ja, könnte hier vielleicht auch ein auktorialer Erzähler ein bisschen Licht ins Dunkel bringen.

Seine Finger sind schon unter dem Gummi meiner Pyjamahose ...
Der Satz - besonders auch durch die drei Punkte - gefällt mir so nicht, weil ich denke, daß das Bild auf einen Pädophilen so wirkt, wie auf einen Durchschnittsmann das Bild einer Frau in Reizwäsche, und ich bin mir sicher, das wolltest Du nicht. ;)

"weil ich ... ." und "aber ... ." - Nach den drei Punkten entfällt der Punkt.

Hab ich sie gern gelesen? - Als ich noch guter Hoffnung war, sehr gern, danach etwas weniger, also im Durchschnitt: Ja, trotzdem. :)

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Das ist für mich die Definition von Ambivalenz.
Einerseits möchte ich mich schützend vor diese mutige und wahre Geschichte stellen, die leider oftmals einen wahren Hintergrund hat und allen anderen Unverständnis vorwerfen. Andererseits muss ich mich den Vorrednern/innen anschließen und sagen, es kommt zuweilen doch etwas sehr plakativ daher.

Vorerst der Inhalt:
Als Mutter, als Gasthörerin des legendären Burkhard Oelemann, womöglich sogar als Opfer, sage ich: alles stimmt.
Er will nicht berührt werden, weil in seiner erlernten Logik dann dies der Anfang vom Ende ist. Bzw. der Beginn seiner Angst. Die Lehrerin ist in meinen Augen hier alles andere als eine zukünftige Heldin. Sie macht leider das, was viele, viele andere auch machen. Sie ahnt etwas und verschweigt es, denn dann muss sie nicht handeln und in der Not war der Junge dann eben verschlossen, was sollte sie denn tun? = Tragischerweise vermutet die Lehrerin hier sogar „nur“ den körperlichen Missbrauch und „nicht einmal“ den will sie aufdecken, warum auch immer.
Und was noch nicht wissen betrifft. Die Kinder wissen sehr wohl was da abgeht und wissen auch, dass dies nicht richtig sein kann. Aber wie Oelemann treffend formulierte, sie sind schlicht und ergreifend unfähig das Geschehene in Wort zu fassen, um es erklären zu können.

Naja und das prügelnde Männer (und Frauen) prügeln um jeden Grund, steht auch außer Frage.
Hier sollte aber das Plakative rausgenommen werden. Der Müll und das Essen sollte man draußen lassen, oder aber die Situation des Jungen so sehr erschweren, dass die Mutter gar nicht erwähnt wird.
Ich wünsche mir, dass die Geschichte erhalten bleibt. In ihren Grundzügen wie sie da ist. Eine Lehrerin die nicht helfen will/kann. Ein Vater der alles das tut, was er da tut. Ein Junge der sich wenigstens den Stolz des niemals weinen erhalten will.

Also al-dente:
Diese Geschichte ist klasse im Sinne von böse und zerstörend.
Die Grundidee ist auch klasse, wie der Junge alles sich selbst (wenn ihm schon kein anderer zuhört) erzählt.
Die Umsetzung sollte der Stimmung des Jungen angepasst werden. Da er nicht aggressiv genug ist sich zu wehren, sondern (wie eben so viele) den Totstellreflex aufwählt, sollte die Sprache auch leiser und fast resignierend daherkommen. Z.B, nicht: Deshalb denke ich an die neue Lehrerin. Die neue Lehrerin ist anders. Sie lacht oder lächelt die ganze Zeit. Und sie fasst uns an. – sondern - Deshalb denke ich an die neue Lehrerin. Sie ist ganz anders. Sie lacht oder lächelt die ganze Zeit. Und sie fasst uns an. …
Was mich stört, ist die Mutter. Entweder sollte sie es hier gar nicht geben oder sie wäre zu zu betrunken um zu hören, dass er ihn auch schlägt, oder sie ist unfähig ihn zu beschützen – dann aber sorgt sie zumindest für Essen und Müll raus bringen und tröstet ihn ab und zu.

Und das mit der Hose kannst du getrost stehen lassen: - Gummi meiner Pyjamahose – es ist inzwischen leider Tatsache, dass es den Herrschaften nicht um SEX an sich geht, sondern allein um Gewalt und die Macht Gewalt ausüben zu können. Und wie zerbreche ich eine kleine Seele für immer? Leider so wie oben beschrieben.

 

Hallo an alle,

vielen Dank für Eure ausführlichen Kommentare und Eure kritischen Bemerkungen.

Ich bin nicht sehr überrascht über den Tenor Eurer Kritiken. Ich war mir selber nicht so richtig sicher, ob ich den richtigen Ton getroffen habe ...

Ich hatte gehofft, im gleichen Stil zu schreiben, wie vor längerer Zeit in meinen Geschichten "Nichts mehr fühlen" und "Die Parkbank". Aus diesem Grunde hatte ich eher mit Kommentaren à la "Das ist ja schon wieder das Gleiche" gerechnet.

Die vielen Wiederholungen sind gewollt. Ich wollte damit ausdrücken, dass immer die gleichen Gedanken im Kopf des erzählenden Kindes im Kreise laufen.
Aber ich weiß natürlich, dass dieses "Ich wollte damit ausdrücken ..." nichts wert ist, wenn das, was meine Intention war, nicht beim Leser ankommt.

Ich habe bewusst keinen Lehrer gewählt, sondern eine Lehrerin, da es in unseren Grundschulen leider immer noch sehr an männlichem Personal mangelt und die Anwesenheit einer Lehrerin leider der Normalfall ist ...

Ich werde über Eure Tipps und Hinweise in Ruhe nachdenken, aber im Augenblick denke ich fast, dass ich nicht an dem Text herum ändern werde, sondern die Geschichte lieber ein zweites Mal schreiben und vielleicht nicht mehr den Ich-Erzähler wählen werde ... Mal sehen.

Die Fehler werde ich gleich verbessern - allerdings glaube ich, lieber Tserk, dass "Es tut mir Leid." nach der neuen Rechtschreibung tatsächlich groß geschrieben wird - oder gibt es da schon wieder etwas Neues?

Lieben Gruß
al-dente

 

Hallo al-dente
nichts mehr fühlen unterscheidet sich meiner Erinnerung nach deutlich von dieser Geschichte. Nun kenne ich nichts mehr fühlen auch nur vorgelesen und sie hat funktioniert. Die Trauer des Kindes war plastisch, weil der Leser mehr wusste als das Kind.
In dieser Geschichte ist die Sprache kindlich, die Gedanken aber sind es nicht.

Lieben Gruß
Goldene Dame

 

Hallo Goldene Dame,

danke fürs Lesen und deine Meinung!

Mir ist allerdings nicht ganz klar, wieso die Gedanken des Jungen nicht kindlich sind. Magst du mir da vielleicht noch einen Tipp geben?

Danke im Voraus!

Gruß
al-dente

 

Hallo al-dente,

sorra, hatte das irgendwie übersehen:

Die Fehler werde ich gleich verbessern - allerdings glaube ich, lieber Tserk, dass "Es tut mir Leid." nach der neuen Rechtschreibung tatsächlich groß geschrieben wird - oder gibt es da schon wieder etwas Neues?
Früher wurde es "leid" geschrieben, dann kam die Reform, man schrieb es "Leid", dann kam eine neue Reform und nun schreibt man wieder "leid". :)

Bruder Tserk

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo al-dente,

mir hat deine Geschichte gefallen. Dass du die Mutter erwähnst, nur im dem Kontext, dass sie weinend in der Küche sitzt, gefällt mir auch. Denn die Mutter ist schwach und sieht ihre eigene Schuld, weil sie nicht in der Lage ist ihr Kind zu beschützen und diese Schuld wiederum hindert sie daran Hilfe zu suchen.
Außer das Opfer selbst, sind alleTäter. Und vielleicht ist die Mutter früher selbst Opfer gewesen und kann deshalb nicht einschreiten, doch dies entbindet sie nicht von der Schuld.

Ein Junge der sich wenigstens den Stolz des niemals weinen erhalten will.
Das der Junge niemals weinen will, hat hier nichts mit Stolz zu tun sondern niemanden seine innerliche Verletztung zu zeigen, weil die Angst zu groß ist, irgendetwas rauszulassen, weil der Junge dann ja nicht weinen müsste sondern seine ganze Qual hinaus schreien müsste. Und dann würde er alles Fühlen müssen, totstellen oder sich schlafenstellen, würde dann nichts mehr nützen.
Die Geschichte hat mir gefallen, auch wenn es für andere Leser nicht immer verstehbar ist, für Außenstehende wird das wohl immer so sein.:)

liebe Gruße Weltflucht

 

Hallo Tserk,

dass leid tun jetzt wieder klein geschreiben wird, wusste ich nicht - ich werde es sofort korrigieren, danke!

Hallo Weltflucht,

auch dir vielen Dank für deine Rückmeldung! Fein, dass die Geschichte bei dir so ankam, wie es meine Absicht war!

eine lieben Gruß an euch beide
al-dente

 

Hallo al-dente

(Kinds)Missbrauch, ein ernstes Thema. Oft findet ja am Thema selber Missbrauch statt, was dann meist platt in einem Kundenfänger für die Geschichte endet.

Dein Text allerdings kommt stark daher, zum Teil allerdings etwas zu laut. Manche Stellen würde ich, wie bereits in den vorgängigen Kommentaren erwähnt wurde, ersatzlos streichen.

"Und sie fasst uns an."
Der Satz musseinfach weg.


Weil das Essen kalt ist. Weil ich den Müll nicht weggebracht habe. Weil kein Bier da ist. Weil – keine Ahnung, irgendwas ist immer
Aus Sicht des Vaters mag das stimmen, aus Sicht des Jungen würde ich den ganzen Teil mit "Einfach so." ersetzen.
Denn, wie oft antworten Kinder bei "Warum?" mit "Einfach so."

Irgendwie lebt die Geschichte am intensivsten, wenn mich der Bewusstseinstrom packt. Von mir aus könntest du den noch stärker ausbauen.

Ansonsten würde weniger dick Auftragen zu mehr Raum zwischen den Zeilen führen.

Gerne gelesen,
Gruss.dot

 

Hallo al-dente,
ich habe die Geschichte schon als Lähmungsbeitrag gelesen und wundere mich jetzt, wie alt sie schon ist.

Ich finde sie berührend - den Missbrauch denkt man sich sofort, der sexuelle kommt dann noch mal als zusätzliche Pointe.

Soviel ich weiß, kannst du dir jetzt aussuchen, wie du "leid / Leid" schreibst; da differieren die Bundesländer.

Gruß, Elisha

 

Hallo dotslash,

vielen Dank für deinen Kommentar. Die beiden Stellen, die du angemerkt hast werde ich in deinem Sinne ändern, deine Argumente haben mich überzeugt.

hallo Elisha,

ja, die Geschichte ist schon etwas älter, aber ich fand, sie passt zum Thema "Gelähmt" :D.

Danke für deinen Kommentar.

Liebe Grüße an euch beide
al-dente

 

Hallo al-dente,

Der Text gibt einen guten Einblick in die Gefühlswelt eines misshandelten Kindes, erworben durch die Erzählungen des Kindes selbst, wieder.
Über die Reaktion der Lehrerin beschreibst Du gekonnt das Außenbild, welches andere von diesem Kind haben. BRAVO!
Die Verschlossenheit gegenüber Körperlichkeiten aufgrund des heimischen Dramas eines traumatisierten Kindes. Man könnte meinen, Du hast selbst ähnliches erlebt … und wenn nicht, dann ist es erst recht eine starke Leistung.

Jeder hat ja selbst schon als Kind unangenehme Situationen erlebt. Freilich zum Glück nicht derartiges, aber dieses „sich steif machen“, dieses ausweichen, „sich unsichtbar machen wollen“ sind ja Verhaltensweisen, die man als Kind in unglücklicheren Lebenslagen oft unbewusst wählt. So muss man sich fühlen, wenn man 8 oder 9 oder 10 ist, und so etwas erfährt.
Abschnitte wie „Ich hasse ihn. Ich hasse ihn. Ich hasse ihn“ wirken etwas zu dramatisch, aber in Anbetracht des Schicksales des Prot wiederum angemessen, denn ich kann mir durchaus vorstellen, dass ein seelisch geschundenes Kind solche Sätze vor sich hin sagt!

Was mir etwas zu wenig ist: Handlung. Ein wirklicher Vorgang, in dem diese tollen Gefühlsbeschreibungen eingebettet sind, und nicht nur ein willkürlicher Schultag und eine Nacht im Leben des Kindes.

Fazit: Ein wertvoller Text!

Gruß
BacardiFreezer – frieser.autorenhomepage.de

 

Hallo BarcadiFreezer,

oh - so einen alten Text hast du ausgegraben ... Es fiel mir richtig ein wenig schwer, mich wieder in den Text hineinzuversetzen ...

Ja, Handlung gibt es nicht viel, das stimmt, aber das war mir beim Schreiben nicht wichtig.

Über dein Fazit habe ich mich natürlich sehr gefreut. Danke!

Liebe Grüße
al-dente

 

Gute Geschichte.
Es stimmt, dass man sofort mitbekommt, dass das Kind missbraucht wird, aber das macht den Text nicht langweilig.
Ich finde auch, dass die Mutter irgendwie etwas abgedroschen daherkommt und ruhig etwas besser beschrieben werden könnte, dann wiederum: es ist ja eine Kurzgeschichte, kein Roman, also finde ich das schon OK so.
Die Berührungen der Lehrerin kommen anfangs recht bedrohlich rüber, als wäre sie diejenige die andere missbraucht, aber da es ja aus der Sicht des Kindes geschrieben ist, haben diese unschuldigen Berührungen ja durchaus etwas bedrohliches (für das missbrauchte Kind).

Grüße,

f.

 

Hallo Foehre,

danke für deinen Kommentar und das Lob

Gute Geschichte
das mir natürlich gut tut.

Ich bin nach wie vor ein wenig verwirrt, dass so eine alte Geschichte hier plötzlich wieder gelesen wird. :confused:

Zur Zeit bin ich mit der Arbeit an so vollkommen anderen Texten befasst, dass es mir richtig schwerfällt, mich in diese Geschichte wieder hinein zu versetzen.

Liebe Grüße
al-dente

 

Es liegt vielleicht daran, dass die Geschichte fast ganz oben, auf der ersten Seite des Themas "Alltag" erscheint...

:)

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom