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Nils' Wunschliste

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25.05.2014
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Nils' Wunschliste

Nils war ein Junge von sieben Jahren mit einem schwarzen Lockenkopf, der stolz seine Brust herausreckte, denn er ging jetzt in die Schule. Das Lernen machte ihm großen Spaß, wenn da nicht seine Mitschüler gewesen wären, die ihn überhaupt nicht zu mögen schienen. Nils wohnte in einem sehr alten Haus, zusammen mit Mama, Papa und seiner Oma Luise. Alle seine Anziehsachen hatten vor ihm schon andere Kinder angehabt. Er kannte es nicht anders und es war ihm auch egal. Für ihn waren es schöne Sachen. Aber die anderen Kinder in seiner Klasse fanden ihn deswegen uncool. Sie wollten mit ihm nichts zu tun haben. Viel schlimmer noch: Sie verspotteten und beschimpften ihn. Das machte Nils sehr traurig. Mama und Papa hatten so viel zu tun, dass sie es nicht bemerkten, aber Oma Luise hatte eine ganz feine Antenne für große Probleme.

»Nils, komm, setz dich zu mir. Dich bedrückt doch etwas. Raus damit.« Oma Luise hatte schneeweiße Haare, die ihr glatt bis auf die Schultern reichten. Sie waren seidenweich und Nils ließ sie gerne durch seine Finger fließen.
Er lehnte sich an sie, sog ihren Duft ein, der für ihn Geborgenheit bedeutete, und fing augenblicklich an zu weinen. Seine Tränen fielen auf ihre himmelblaue Bluse und hinterließen dunkelblaue Flecke. Er erzählte Oma Luise, wie gemein die anderen Kinder zu ihm waren. Und dann sagte er etwas, das Oma erschreckte. »Sie sagen, ich bin ein Loser. Auch, weil Papa ein uraltes Auto fährt. Sie sagen, ich gehöre nicht zu ihnen und nicht in diese Schule. Ich wünschte, ich müsste da nicht mehr hingehen.«

Oma sagte erst einmal nichts, sondern streichelte einfach nur seinen Kopf. Dann fasste sie ihn an den Schultern und sah ihm in die grünen Augen. »Weißt du, Opa war auch manchmal traurig. Da hat er sich an sein altes Klavier gesetzt und angefangen zu spielen. Er hat es Wünsche erfüllen genannt. Aber es waren seine eigenen Wünsche, die in Erfüllung gehen sollten. Dein Opa war nämlich schlau. Er hat genau gewusst, was mir gefällt. Und wenn er gespielt hat, was ich gerne höre, dann ging manchmal in Erfüllung, was er sich gewünscht hat. Es waren kleine Wünsche. Für die großen hat bei ihm die Zeit nicht mehr gereicht. Aber du bist noch ein kleiner Junge. Du kannst es zu den ganz großen Wünschen schaffen.«

Nils wusste noch nicht, worauf Oma Luise hinauswollte. Doch dann führte sie ihn in die winzige Kammer, in dem noch immer Opas altes Klavier stand und klappte den Deckel auf. Nils hat zwar manchmal selbst schon mit dem Zeigefinger seiner rechten Hand einzelne Töne angeschlagen, aber ein richtiges Lied hat er noch nicht zustandegebracht. Er staunte, als Oma sich auf den Hocker setzte und eine leise Melodie zu spielen begann. Das gefiel Nils und er fiel ihr um den Hals.
»Siehst du, ich habe mir gewünscht, dass du mich umarmst. Wenn du willst, zeige ich dir, wie man einfache Melodien spielen kann. Du musst aber immer einen Wunsch im Kopf haben, den du aber niemandem sagen darfst. Sonst geht er nicht in Erfüllung. Am besten ist es, wenn du dir eine Liste mit Wünschen aufschreibst. Fange mit ganz kleinen Wünschen an.«
»Und meine Wünsche werden dann sofort wahr?«, fragte Nils erwartungsfroh.
»Nicht immer. Du musst viel Geduld haben. So wie Opa.«

Am Abend setzte Nils sich hin und begann, seine ersten Wünsche auf eine leere Seite zu schreiben. Die versteckte er dann, damit sie auch niemand finden konnte, nicht einmal seine Mama oder sein Papa. Und am nächsten Tag ging er sofort zu Oma Luise. Sie hatte Notenbücher aus Opas Schrank gesucht und setzte sich mit ihm ans Klavier und erklärte ihm, auf welche Taste er bei einer bestimmten Note drücken musste. Es machte ihm Spaß, wenn er die richtigen Töne traf und Oma die Melodie erraten konnte. Mit der Zeit spielte er immer fließender.
Einer von seinen Wünschen war, dass er einmal so gut spielen könnte, dass Oma feuchte Augen bekam, wie so oft, wenn sie sich über etwas freute. Und heute war es endlich so weit. Als er die Finger von den Tasten nahm und zu ihr sah, wischte sie sich über die Augen.
»Weinst du?«, fragte er, um es auch ganz genau zu wissen, dass ihr wegen ihm die Tränen kamen.
»Ach, wenn Opa das erleben könnte, wie schön du spielst«, antwortete sie. Von da an glaubte er ganz fest an seine Wunschliste.

Jeden Abend kontrollierte er seine Liste und merkte bald, dass er zu viel aufgeschrieben hatte. Einige Wünsche verloren mit der Zeit auch an Bedeutung und er strich sie durch, bis nur noch ein einziger übrig blieb. Den verwahrte er wie einen Schatz.
Nils übte jeden Tag am Klavier und wurde immer besser. Einmal, als er die Träumerei von Schumann spielte, öffnete Oma das Fenster zur Straße. Gerade spielte er die letzten Töne, als jemand an der Haustür klingelte. Oma Luise ging hinaus und machte auf. Sie kam mit einem älteren Mann zurück, den Nils schon irgendwann und irgendwo gesehen hatte. Er stand vom Hocker auf und trat einen Schritt zurück.
»Spiel weiter, Junge«, sagte der Mann und seine Stimme klang ganz aufgewühlt.
Nils setzte sich wieder ans Klavier und spielte die letzte Melodie noch einmal. Er vergaß den Mann, vergaß die Oma und hatte nur seinen letzten großen Wunsch im Kopf, der ihn mit einem Mal so durcheinanderbrachte, dass er sich verspielte. Aber er ließ sich nicht beirren und spielte weiter bis zum Schluss. Der Mann drehte sich um und ging hinaus. Oma Luise folgte ihm. Nils hörte sie beide vor der Haustür reden, verstand aber nicht, was sie sagten. Dann kam Oma wieder herein und Nils sah, dass sie einen ganz roten Kopf bekommen hatte. Sie rief die Treppe nach oben, Nils Mama und Papa sollten kommen. Nils spürte sein kleines Herz klopfen. Etwas lag in der Luft.

Oma konnte es kaum erwarten, dass alle beisammen saßen. Dann sagte sie endlich: »Stellt euch vor, Herr Katzenbart, der Klavierlehrer unserer Musikschule, war hier und hat zugehört, wie Nils gespielt hat. Er hat gesagt, er möchte dem Jungen Klavierunterricht geben. Er hat gesagt, er hat vielleicht gerade ein neues Talent entdeckt. Und stellt euch vor, wir müssen nichts bezahlen dafür.«
»Möchtest du das denn?«, fragte ihn sein Vater.
Statt einer Antwort rannte Nils die Treppe hoch und weiter in sein Zimmer. Als er zurückkam, hielt er einen Zettel in der Hand. Außer Atem sagte er nur: »Nichts lieber als das.« Er gab den Zettel Oma Luise. Sie sah ihn sich an, hielt ihn dann in die Höhe und zeigte auf die einzige, nicht durchgestrichene Zeile.
Nils nickte. »Ich möchte richtig Klavier spielen lernen.«

Eines Morgens in der Schule kam die Sekretärin ins Klassenzimmer.
»Nils soll ins Lehrerzimmer kommen«, sagte sie.
Die Lehrerin winkte Nils zu, dass er mitgehen sollte. Sofort kam Unruhe in der Klasse auf. Einige riefen durcheinander:
»Nils ins Lehrerzimmer? Wer sonst!«
»Der Loser!«
»Der macht nur Ärger!«
»Geh, brauchst nicht wiederzukommen!«
Nils bekam vielleicht nur die Hälfte von den Gemeinheiten mit, in seinem Kopf kreisten die Gedanken, was er wohl im Lehrerzimmer sollte. Als er eintrat, traute er seinen Augen nicht. An dem langen Tisch saßen sein Musiklehrer und Herr Katzenbart.
»Nils, komm, setz dich«, sagte sein Musiklehrer. Und dann fragte er ihn, ob er Lust hätte, beim Weihnachtskonzert in der Aula ein oder zwei Stücke am Klavier zu spielen. »Herr Katzenbart hat dich in den höchsten Tönen gelobt.«
»Ich soll wirklich spielen?«, fragte er mehr seinen Klavierlehrer. Der nickte aufmunternd.
Nils war mit einem Mal von solcher Freude erfasst, dass er aufsprang und beiden Lehrern um den Hals fiel. »Danke, dass Sie mir das zutrauen!«, rief er und lief zurück in seine Klasse. Und als er am Nachmittag Oma Luise zu Hause erzählte, dass er vor allen Eltern und Großeltern spielen würde, platzte er fast vor Stolz.

Zum Weihnachtskonzert war Nils mit seinem Klavierspiel zwischen zwei Blöcken des Schulchores vorgesehen. Es sollte sowohl für den Chor als auch für die Eltern eine Überraschung sein. Als er sich an den Flügel setzte, lachten einige aus seiner Klasse. Er begann zu spielen, und augenblicklich trat Ruhe ein, nur hier und da ein Husten war zu hören, sonst nur die leisen Töne des Klaviers. Nils spielte mit so viel Hingabe, dass Oma Luise mit dem Tränenwegwischen nicht nachkam. Doch das sah er nicht. Er sah überhaupt niemanden und er redete sich ein, ganz allein in dem Saal zu sein. Er verspielte sich nicht ein einziges Mal. Dann ließ er den letzten Ton ausklingen, bevor er aufstand. Als der Applaus losdonnerte, erschrak er so sehr, dass er sich wieder auf den Hocker setzte.
Als nach dem Konzert die Lichter in der Aula gelöscht wurden und nun auch Nils mit seiner Familie wieder nach Hause gingen, klopfte ihm jemand von hinten auf die Schulter. Er drehte sich um und stand Mike gegenüber, der ihm am meisten mitgespielt hatte.
»Hey Loser, toll gemacht! Hätten wir dir alle nicht zugetraut«, sagte Mike und es klang für Nils ehrlich.
»Danke«, sagte Nils und lächelte.
Oma Luise war auch stehengeblieben. »Wieso sagst du Loser?«, fragte sie Mike.
Der wusste auf einmal nicht mehr, was er mit seinen langen Armen anfangen sollte und stotterte: »Ach, wir sagen das einfach so. Er ist ja keiner.« Zu Nils sagte er: »Bis morgen, machs gut!«
Es fühlte sich für Nils gut an. Sollte alles vorbei sein und er in seiner Klasse jetzt endlich dazugehören? Den Wunsch hatte er nicht aufgeschrieben, weil er geglaubt hatte, dass er nie in Erfüllung gehen würde. Er war lange nicht mehr so glücklich wie in diesem Moment.

 

Hallo @khnebel

in der neuen Version wird der erzählerische Bogen besser deutlich. Jetzt führt der Abschluss zur Auflösung des Konflikts und das Klavierspielen erhält den notwendigen Bezug zur Eingangsszene.
Die Moral der Geschichte widerspricht meiner Vorstellung von dem, was ich Kindern vermitteln würde, aber das muss hier nicht ausdiskutiert werden.
Der Aufbau ist jetzt stimmig.

Schönen Gruß
Kellerkind

 

Hallo khnebel,
ich wollt auch noch mal Rückmeldung geben, wie ich es versprochen hatte, ich finde jetzt auch den einen Punkt besser gelöst, das ist die innere Logik der Geschichte.
Es fehlt aus meiner Sicht leider immer noch ein szenischerer Einstieg. Ich fände, die Geschichte würde gewinnen, wenn man den kleinen Nils in seiner Not sieht.

Ansonsten, was die Botschaft betrifft, bin ich leider immer noch nicht der Meinung, dass die starke Leistungsbezogenheit (der Konkurrenzaspekt) raus ist. Der Kleine hier kann und darf nur dazugehören weil er unglaubliche Leistungen bringt. Ich sags mal ganz grob und überspitzt, zu einem Bub, der so Klavierspielen kann, sagt man natürlich nicht mehr Loser. Was ist mit all den anderen, die olle Klamotten tragen und irgendwie nicht so dolle in der Schule sind, was sagt man zu denen? Stellvertretend lass ich mal den blöden opportunistischen Mike sprechen:

Der wusste auf einmal nicht mehr, was er mit seinen langen Armen anfangen sollte und stotterte: »Ach, wir sagen das einfach so. Er ist ja keiner.« Zu Nils sagte er: »Bis morgen, machs gut!«
Was soll das heißen? Hätte er jetzt nicht die Leistung erbracht, Beweis angetreten, wäre er dann weiterhin ein Loser gewesen? Ja, Das steckt da leider immer noch drin.
Aber eigentlich gehört das jetzt nicht zu einer Geschichtenbesprechung, weil sich da zu sehr persönliche Moralvorstellungen, überhaupt Ziele und Einstellungen und Vorlieben in die Sicht der Geschichte einmischen.
Das @Kellerkind hat Recht:
Die Moral der Geschichte widerspricht meiner Vorstellung von dem, was ich Kindern vermitteln würde, aber das muss hier nicht ausdiskutiert werden.
Ja, ich widerspreche mir zwar ein bisschen, weil ich natürlich vorher ordentlich rumquarken musste, :D aber trotzdem - genau so sehe ich das auch.

Ansonsten, ich sag es noch einmal, es gibt viele charmante Details in der Geschichte, die Spaß machen, und wieder mal hab ich mich über den Namen des Klavierlehrers beömmelt und die innere Logik stimmt jetzt, die Überarbeitung war also aus meiner Sicht auf jeden Fall ein Gewinn.

Liebe Grüße an dich von Novak

 

Hallo @khnebel,

Ich mochte ja bereits die erste Version und verstehe zwar den nötigen Schritt der Auflösung des Klassenkonflikts - den du erfolgreich eingebaut hast - wie @Novak und @Kellerkind bin ich jedoch mit der Botschaft nicht sehr glücklich, mir hätte es besser gefallen, wenn du deinen ersten Weg - dass ihm die Meinung der Klasse nicht mehr wichtig ist - deutlicher ausgearbeitet hättest, als das ganze umzudrehen.
Da der erste Konflikt ja in Einsamkeit endet - er hat keinen Anschluss an seine Klasse - hätte er auch echte Freunde in der Musikschule finden können. Nicht weil er fulminant Klavier spielt, sondern weil er Kinder kennenlernt, die Musik so lieben wie er. Bei denen er deswegen so sein kann wie er ist und die ihn auch ohne laute Töne mögen wie er ist. Damit könnte er den größten Wunsch auf der Liste streichen: Freunde finden. Geht es letztendlich nicht immer darum?

 

Hey @khnebel,

und dabei hatte ich mir doch fest vorgenommen mit den Kommentaren noch vor Ablauf der Challenge fertig zu sein. Hat nicht geklappt, aber besser spät als nie.
Gelesen habe ich die Geschichte gleich nach dem Einstellen und mir ging die ganze Zeit das Lied: Blue, blue, blue Johnny, blue durch den Kopf. Einen richtigen Ohrwurm haste mir verpasst. Weiß nicht, ob Du das kennst, aber wir haben das früher viel im Ferienlagern gesungen. Mich persönlich hat die "Moral", Du kommst nur aus der Außenseiterrolle, wenn Du etwas besonderes kannst - nicht so auf der Brust gedrückt, findet es sich in den Kinderbüchern doch überall. Der eine wird Detektiv, der andere wird ein Superzauberschüler, der nächste rettet ein Leben, weil er der Oma im Park einen Bonbon gibt. Oder eben Johnny, der blind ist und die Kinder sind grausam zu ihm, bis er ein Klavier spielen lernt, ein Superstar wird und damit die Herzen der Menschen bewegt.

Nils war ein Junge von sieben Jahren mit einem schwarzen Lockenkopf, der stolz seine Brust herausreckte, denn er ging jetzt in die Schule. Das Lernen machte ihm großen Spaß, wenn da nicht seine Mitschüler gewesen wären, die ihn überhaupt nicht zu mögen schienen.

Ich mach mal bisschen Sprache gleich hier, das setzt sich ja weiter fort im Text. Kannst dann ja selbst mal schauen. Das ist auch so drei mal um die eigene Achse gedreht alles. Zu mögen schienen - das nimmt den Druck draus, könnte ja sein, es stimmt nicht, wenn es nur so scheint als ob. Und Nils ist ein männlicher Name, schon klar, dass er kein Mädchen ist ;).

Nils war sieben Jahren alt und hatte einen schwarzen Lockenkopf. Stolz streckte er die Brust heraus, denn er ging jetzt in die Schule. Das Lernen machte ihm großen Spaß, wenn da nicht seine Mitschüler wären, die ihn überhaupt nicht mochten.

Alle seine Anziehsachen hatten vor ihm schon andere Kinder angehabt.
Warum kompliziert, wenn es auch einfach geht?

Alle seine Anziehsachen trugen vor ihm schon andere Kinder.
Und so weiter und so fort. Ich denke, das könnte man noch gut ein bisschen vereinfachen für die kleinen Leser.

Er kannte es nicht anders und es war ihm auch egal. Für ihn waren es schöne Sachen.
Hier ist schön.

... aber Oma Luise hatte eine ganz feine Antenne für große Probleme.
Das haste auch schön ausgedrückt.

»Nils, komm, setz dich zu mir. Dich bedrückt doch etwas. Raus damit.«
Schon okay so wie es ist. Aber ich würde das so Punktieren:
»Nils, komm. Setz dich zu mir. Dich bedrückt doch etwas. Raus damit!«
Einfach weil kurze Sätze immer gleich viel echter klingen.

Jetzt höre ich auf mit Sprachkram, schätze Du weißt inzwischen, was ich meine. Und es dann't ganz schön in deinem Text.

Dein Opa war nämlich schlau. Er hat genau gewusst, was mir gefällt. Und wenn er gespielt hat, was ich gerne höre, dann ging manchmal in Erfüllung, was er sich gewünscht hat. Es waren kleine Wünsche.
Den Zusammenhang verstehe ich nicht. Wenn der Oma was gefällt, dann erfüllen sich die Wünsche vom Opa. Wie so? Und wenn der Opa was spielt, was der Oma nicht gefällt, dann nicht? Ich dachte es geht um das Klavierspielen als solches.

Einer von seinen Wünschen war, dass er einmal so gut spielen könnte, dass Oma feuchte Augen bekam, wie so oft, wenn sie sich über etwas freute. Und heute war es endlich so weit.
Vielleicht doch irgendwo einfließen lassen, dass ein paar Wochen, Monate vergangen sind. So liest es sich, als wäre nach paar Tagen alles schon in Butter. Und das ist ja eine Illusion - die mag ich dann doch anstricheln.

Einige Wünsche verloren mit der Zeit auch an Bedeutung und er strich sie durch, ...
Glaube nicht, dass das ein sechsjähriger so versteht. Mach doch Beispiele, bleib nicht so abstrakt. Das er sich wünschte, beim Fußball Tore zu schießen, aber eigentlich mag er gar nicht Fußball spielen. Dass er ein Supermankostüm haben wollte, inzwischen aber doch lieber Spiderman wäre .. was weiß ich. Kinderdinge eben, die sich ändern. Von total wichtig zu total uninteressant in zwei Wochen.

»Danke, dass Sie mir das zutrauen!«, rief er und lief zurück in seine Klasse.
Wenn ein sechsjähriger mir so dahergeredet kommt, falle ich vom Stuhl. Ein Wunderkinde nicht nur am Klavier, sondern auch in Sozialkompetenz :).

Als er sich an den Flügel setzte, lachten einige aus seiner Klasse ...
Als nach dem Konzert die Lichter in der Aula gelöscht wurden und ...
Als ist jetzt auch nicht so schön zu Satzbeginn, dass man es recht häufig nutzen sollte ;). Ach so, ich wollt ja nicht mehr :sealed:

Wenn ich jetzt auch viel rausgefummelt hab, ich mochte die Geschichte vom kleinen Nils und seinen geheimen Wünschen. Die Geschichte hätte auch gern noch bisschen länger sein können, bisschen mehr in Nils reinschauen, ich hätte es gern gelesen. Ich mag ihn. Und seine Oma. Die beiden sind ein prima Team!

Liebe Grüße, Fliege

 

Hallo @Novak,

vielen Dank für deine Rückmeldung und ich freue mich, dass sich für dich die Überarbeitung positiv für die Geschichte ausgewirkt hat.
Was die moralische Seite betrifft, so muss ich deine Sichtweise akzeptieren. Aber ich will dir was verraten: Ich war Nils. Ich gehörte nicht dazu. Ich habe nicht Klavier spielen gelernt, aber ich habe mich durch einen Anschupser meiner Frau auf den Hosenboden gesetzt und meinem Leben eine neue Richtung gegeben.
Nach 36 Jahren hatten wir das erste Klassentreffen und es wussten bis dahin nicht alle, dass ich einer der wenigen aus unserer Klasse war, der ein abgeschlossenes Studium in der Tasche hatte. Den Rest muss ich dir nicht mehr erzählen.
In meiner Geschichte ist es Oma Luise, die Nils den Anschupser gibt. Das ist auch heute noch wichtig und dafür stehe ich ein. Leistungsdruck entsteht doch nur, wenn derjenige das nicht will, was er macht. Es kommt doch darauf an, wie man die Geister weckt, die Schicksale lenken.
Aber ich möchte das jetzt auch nicht zum Gegenstand der Textarbeit machen.

Schönen Gruß
khnebel


Hallo @feurig,

auch dir vielen Dank fürs erneute Lesen und deinen Kommentar.

Da der erste Konflikt ja in Einsamkeit endet - er hat keinen Anschluss an seine Klasse - hätte er auch echte Freunde in der Musikschule finden können. Nicht weil er fulminant Klavier spielt, sondern weil er Kinder kennenlernt, die Musik so lieben wie er. Bei denen er deswegen so sein kann wie er ist und die ihn auch ohne laute Töne mögen wie er ist. Damit könnte er den größten Wunsch auf der Liste streichen: Freunde finden. Geht es letztendlich nicht immer darum?
Das könnte man so machen. Aber seine Mitschüler sind ja immer noch da und er würde die Situation in seinem schulischen Umfeld nicht lösen können. Wäre er glücklicher, wenn er nur in der Musikschule Anerkennung findet? Ist es denn nicht unsere Aufgabe, unseren Kindern Wege zu weisen, die sie selbst nicht sehen? Ich weiß, das widerspricht der antiautoritären Erziehung. Man darf niemanden in eine Richtung zwingen. Das macht Oma Luise aber auch nicht.

Schönen Gruß
khnebel

Hallo @Fliege,

vielen lieben Dank für deinen Kommentar! Ich freue mich sehr darüber.

Weiß nicht, ob Du das kennst, aber wir haben das früher viel im Ferienlagern gesungen.
Lena Valaitis, wer kennt den Song nicht?! Aber er hat nicht Pate gestanden.

das setzt sich ja weiter fort im Text. Kannst dann ja selbst mal schauen.
Das mach ich. Danke für die Hinweise!

Warum kompliziert, wenn es auch einfach geht?

Alle seine Anziehsachen trugen vor ihm schon andere Kinder.
Und so weiter und so fort. Ich denke, das könnte man noch gut ein bisschen vereinfachen für die kleinen Leser.

Da gebe ich dir recht.

Schon okay so wie es ist. Aber ich würde das so Punktieren:
»Nils, komm. Setz dich zu mir. Dich bedrückt doch etwas. Raus damit!«
Einfach weil kurze Sätze immer gleich viel echter klingen.
Stimmt. Das kauf ich dir gerne ab.

Den Zusammenhang verstehe ich nicht. Wenn der Oma was gefällt, dann erfüllen sich die Wünsche vom Opa. Wie so? Und wenn der Opa was spielt, was der Oma nicht gefällt, dann nicht? Ich dachte es geht um das Klavierspielen als solches.
Jaaaaaa. Diese Stelle wollte ich bei der Überarbeitung schon killen, hab sie aber dann doch gelassen. Mal sehen, was ich damit mach.

Vielleicht doch irgendwo einfließen lassen, dass ein paar Wochen, Monate vergangen sind. So liest es sich, als wäre nach paar Tagen alles schon in Butter. Und das ist ja eine Illusion - die mag ich dann doch anstricheln.
Das ist mein innerer Konflikt gewesen mit der Kurzgeschichte und ihrem Zeitraum. Aber ich glaube, hier geht es gar nicht anders, weil das nicht realistisch ist, wie du es richtig sagst.

Die Geschichte hätte auch gern noch bisschen länger sein können, bisschen mehr in Nils reinschauen, ich hätte es gern gelesen. Ich mag ihn. Und seine Oma. Die beiden sind ein prima Team!
Ich habe mit meinen Mäusegeschichten in den Kitas gemerkt, dass 15 Minuten Vorlesezeit bei Sechsjährigen genug sind. Aber es freut mich, dass du gerne mehr gelesen hättest.

Schönen Gruß
khnebel

 

Hallo @Kellerkind,

erst jetzt habe ich gemerkt, dass ich nicht auf deinen letzten Kommentar geantwortet habe. Schön, dass für dich die Geschichte jetzt stimmig ist.

Die Moral der Geschichte widerspricht meiner Vorstellung von dem, was ich Kindern vermitteln würde
Moral ist kein festzementierter Begriff und sie wird erst verletzt, wenn das Handeln sittenwidrig ist. Alles ist gut.

Schönen Gruß
khnebel

 

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