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Noch lebst du

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14.08.2012
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Noch lebst du

Noch lebst du, Vinc, noch ist’s nicht vorbei mit dir - das waren die ersten Gedanken, die mir durch den Kopf gingen, als ich erwachte. Die üblichen morgendlichen Gedanken. Mein Mund war trocken und mir war, als steckten Stahlnägel in meinem Schädel. Eine kratzige Zunge leckte über spröde Lippen, Herrgott, ich bekam die Augen einfach nicht auf, Herrgott, ging's mir elend. Herrgott, ich war noch keine fünfzig und ich pfiff aus dem letzten Loch.
Es gelang mir nicht, den Kopf zu heben. Ich spürte ein Ziehen an der linken Wange, als klebte sie irgendwo fest. Es fühlte sich an, als läge sie auf ... verdammt, ich hatte keine Ahnung, worauf ich da lag. Mein Kissen war das jedenfalls nicht.
Ich blinzelte, schaffte es endlich, ein Auge zu öffnen, und starrte geradewegs auf eine rosige Spalte, keine zehn Zentimeter vor meinem Gesicht. Ein Mund? Herr im Himmel, das träumte ich doch. Schließlich bekam ich auch das zweite Auge auf und ließ meine Blicke wandern. Langsam dämmerte mir der ganze Schlamassel, in dem ich da steckte. Mein Kopf lag auf einem … ja, auf einem Schenkel, einem wunderbar glatten Frauenschenkel. Glitzernde Schlieren zogen sich darüber, wie Silberadern, wie Spuren von Schnecken. Endlose Augenblicke verweilte ich in Betrachtung dieses Bildes, vollkommen reglos lag ich da und der Geruch, der mich umfing, ließ mich stumme Schreie in den Himmel schicken. Vorsichtig löste ich meine Wange von ihrem Lager, ich ging dabei so behutsam ans Werk, als wäre dieses Bein ein schlafendes Kind, und das zauberhafte rosige Ding schien mir dabei zuzuzwinkern. Vielleicht grinste es mich auch schelmisch an, keine Ahnung. Ich setzte mich auf und betrachtete minutenlang das Wunder, ich bemühte mich redlich, dieses Wunder in seinem ganzen Ausmaß zu begreifen … Elsie lag da in meinem Bett, schlafend, leise atmend, gänzlich nackt und zum Heulen schön. Die Haut rings um ihre Scham funkelte wie von Morgentau benetzt und mir stellten sich sämtliche Härchen auf, vermutlich schnitt ich sogar Fratzen.
Draußen brach der Tag an. Die Sonne warf ihre ersten Strahlen über die Welt und mein Verstand stand in Flammen. Leise erhob ich mich, deckte Elsie mit dem Laken zu und taumelte in die Küche. Ich stellte Kaffee auf, ließ kaltes Wasser in die Spüle laufen und steckte gut eine Minute den Kopf rein. Allmächtiger, womit hatte ich dieses Wunder verdient?

Als ich mit dem Kaffee in der Hand in den Garten trat, empfing mich ein Morgen, der mir beinahe den Atem verschlug. Das nächtliche Unwetter hatte der Hitzewelle endgültig den Garaus gemacht und die Luft war von kristallener Reinheit. Ich atmete tief durch, lehnte mich an den Apfelbaum, steckte mir eine Zigarette zwischen die Lippen und schnupperte bei der Gelegenheit an meinen Fingern.
Ich blickte um mich. Die Pflanzen wirkten nach dem Regen wie ausgewechselt. Ringsum glitzerten die nassen Bäume und Sträucher in der Sonne und darüber dehnte sich ein endloser Himmel. Ich war knapp dran, auf die Knie zu sinken. Aber ist es eine Schande, bisweilen schwach zu werden und die Augen zusammenzukneifen, wenn einen das Wunder der Welt blendet? In der letzten Zeit waren die Freuden in meinem Leben nicht eben dicht gesät, die standen nicht gerade Schlange vor meiner Tür. Die Momente solchen Glücks warteten nicht mehr an jeder Ecke auf einen wie mich, mittlerweile konnte ich die an den Fingern abzählen. Ich hatte genug hinter mir, um mir jeden Zipfel davon zu schnappen, wenn ich einen erwischte. Hochmut war ein Vorrecht der Glücklichen, für uns anderen war das Leben vor allem ein Glücksspiel, man verlor stets mehr, als man gewann, soviel hatte ich längst kapiert. Spätestens damals, als Lauras Wagen unter diesen LKW geraten war.
Ich fühlte mich leicht wackelig auf den Beinen, das schon, aber gegen so einen Morgen war mein Brummschädel ein Klacks, so einem Morgen stand es wahrhaftig zu, ihm ein kleines Opfer zu bringen.

Zugegeben, gestern Abend hatte ich mehr getrunken als sonst, ach zum Teufel, in Wahrheit war ich bereits besoffen, als Elsie auftauchte.
Da stand die doch tatsächlich plötzlich vor meiner Tür und blickte mich mit großen Augen an, während ich mich an den Türrahmen klammerte wie ein Schiffbrüchiger an eine Planke, meine Fingernägel rissen Splitter aus dem Holz, kein Witz, gleich haut’s mich um, dachte ich, gleich legt’s mich auf die Fresse, was machte denn die hier?
„Du?“
Ob ich mich noch an sie erinnere, fragte sie mich, und ich, ich versuchte sie anzulächeln und ich musste dabei wohl dreingeblickt haben wie der letzte Schwachkopf, aber … ja, wie soll man denn lächeln, wenn man gleichzeitig mit den Zähnen knirschen muss, machte die Witze, meinte die das ernst?
„Ob ich mich an dich erinnere? Machst du Witze? Meinst du das ernst?“
„Na ja, äh, … war ja nicht gerade gestern … willst du mich nicht reinlassen?“
Und genau in diesem Augenblick, eben als ich ihr sagen wollte, das passe mir momentan leider überhaupt nicht in den Kram, wirklich jammerschade, so ein blödes Pech, eben als ich fieberhaft darüber nachdachte, welch haarsträubenden Zinnober ich ihr auftischen könnte - du wirst es nicht glauben, Elsie, ich hab die Windpocken ... nein, einen Stromausfall, nein, einen verdammten Wasserrohrbruch, das Wasser steht mir bis zum Hals, buchstäblich - was ja nicht einmal gelogen wäre, ja, genau in diesem Augenblick blies mir der Abendwind eine Handvoll ihres Duftes in die Nase. Die volle Ladung, als machte er sich ein Späßchen mit mir, der Wind. Äolus, dieser heimtückische Arsch.
„Äh, natürlich, klar, komm rein.“
War das tatsächlich ich, der das eben gesagt hatte? War ich vollkommen irre?
„Aber nicht erschrecken, Elsie, sollte ich kurz ohnmächtig werden. Oder tot umfallen.“
Und sie war reingekommen, scheu lächelnd und mit diesem versonnenen Blick, der mich schon vor acht Monaten schier um den Verstand gebracht hatte. Ob ich mich an sie erinnere … heilige Scheiße, hatte die eine Ahnung!
Ich lotste Elsie zum Sofa und machte uns zwei Bier auf. Dabei zitterten meine Hände, dass ich Angst hatte, die Flaschen zu zerdeppern.
„Weißt du, ich wollte dir nur das Buch zurückgeben.“
„Ach was, das hatte doch keine Eile.“
„Und weil doch deine Adresse drinsteht. Da dachte ich mir, ich bring’s dir einfach vorbei … Geht’s dir gut, Vinc?“
„Ja, ja … Magst du was essen, Elsie?“
„Was? Nein, danke. Wirklich nicht.“
„Wunderbar, ich mach dir schnell ’n Sandwich.“
Und schon war ich in der Küche verschwunden. Ich riss den Kühlschrank auf und kratzte eine Handvoll Eis aus dem Gefrierfach. Ich rieb mir das Eis ins Gesicht und in den Nacken, und die Grimasse, die ich dabei zog, hätte wohl dem hartgesottensten Mistkerl die Haare zu Berge stehen lassen. Mit klammen Fingern angelte ich mir den Gin aus dem Eisfach und genehmigte mir einen Schluck. Dann schnappte ich mir aufs Geratewohl ein paar Dinger aus dem Kühlschrank und schmiss alles auf einen Teller. Oliven, ein Stück Käse, eine verschrumpelte Grapefruit, ein Gläschen Dijonsenf, ein paar Schokokekse, ein Salatblatt, noch ein Salatblatt, ein Büschel Petersilie - ich war wie von Sinnen, ich war auf dem besten Wege, vollkommen überzuschnappen. Reiß dich zusammen, Vinc, reiß dich um Himmels Willen zusammen. Das ist nur eine Frau. Ich fuhr mir mit den Fingern durch die Haare, ich rubbelte mir mit den Händen übers Gesicht, ich fletschte die Zähne, ich kippte den ganzen Krempel in den Mülleimer. Ich nahm noch einen Schluck vom Gin.
Als ich ins Wohnzimmer zurückkam, bemerkte ich, dass die Luft im Raum schon begonnen hatte, sich zu verändern. Ich stellte mich ans Fenster, wandte Elsie den Rücken zu und starrte in den Garten. Ich biss die Zähne zusammen.
Seit der Sache mit Laura war mir ja keine Frau mehr ins Haus gekommen, nicht eine, also nicht, dass sich in den zwei Jahren nichts ergeben hätte, meine Güte, ich war ein Mann und kein Mönch, aber in meine Bude hatte ich keine gelassen. Allein der Gedanke, dass Lauras Geruch verschwinden, gar vom Duft einer anderen Frau getilgt werden könnte, machte mich halb verrückt. Deshalb hatte ich ja auch nie ihre Sachen weggegeben, nach wie vor hingen ihre Klamotten im Schrank und das Badezimmer platzte aus allen Nähten. All ihre Shampoos und Cremes lagen da noch herum, all die Tiegelchen und Flakons, die Lotionen und Öle, ihre Lippenstifte und Parfumfläschchen und Haarbürsten, an denen zu riechen ich mir nicht versagen konnte, wenn die Nächte besonders schlimm waren. Mein Gott, ihr Morgenmantel. In dem vergrub ich bisweilen das Gesicht und raufte mir dabei die Haare.
„Du hast mich nie angerufen, Vinc.“
Wie hätte ich auch sollen? Sie telefoniere nicht besonders gerne, hatte sie gesagt, damals vor acht Monaten, als wir uns frühmorgens vor dem Raymonds verabschiedeten. Deshalb hatte ich gleich nach dem Nachhausekommen den Zettel mit ihrer Telefonnummer verbrannt, besoffen wie ich war. Auf der Stelle nämlich hätte ich sie sonst angerufen, oder spätestens zu Mittag. Ob ich sie treffen könne, hätte ich sie gefragt, ja, heute schon, gleich, sofort, nicht erst irgendwann. Ich hatte das Zettelchen angezündet und zugesehen, wie es in der Spüle vor sich hin gloste, während ich darauf wartete, dass der Kaffee fertig wurde. Dann trank ich schwarzen, bitteren Espresso, rauchte Zigaretten und ging die Wände hoch. Lieber Himmel, ich war mir vorgekommen wie ein bescheuerter Siebzehnjähriger, ich dachte, ich müsste durchdrehen.
Immerhin glaubte ich, mir ihre Adresse gemerkt zu haben. Und wenn es etwas gab, das ich gut konnte, dann war das Briefeschreiben. Das bildete ich mir zumindest ein, und ich versuchte mir auszumalen, dass ich mir das Wunder vielleicht herbeischreiben könnte. Ja, wie ein Wunder war Elsie mir erschienen an jenem Abend im Raymonds.
„Hast du mir zugehört, Vinc? Du hast mich nie angerufen. Warum?“
„Ich hab dir geschrieben, Elsie.“
„Was hast du?“
„Briefe geschrieben.“
„Was für Briefe? Was redest du da?“
„So zwanzig, dreißig werden es wohl gewesen sein, schätze ich mal.“
„Du hast mir Briefe geschickt?“
„Das hab ich nicht gesagt. Aber geschrieben habe ich sie … nicht der Rede wert eigentlich.“
„Was ist nur los mit dir, Vinc?“
Ich merkte, wie mir die Lage entglitt, wie das Eis, auf dem ich mich bewegte, immer brüchiger wurde. Sollte Elsie verschwunden sein, wenn ich mich jetzt umdrehte, sich klammheimlich aus dem Staub gemacht haben, wäre ich nicht wirklich überrascht, ich könnte es ihr nicht verübeln. Wer sucht schon freiwillig die Gesellschaft eines Mannes, der am Boden liegt, der schon längst ausgezählt ist. Ich drehte mich nicht um, unverdrossen starrte ich in den Garten, noch ließ ich ihr die Chance, einfach abzuhauen.
Mittlerweile war es beinahe Nacht draußen. Der Wind war kräftiger geworden und rüttelte an meinem Apfelbaum und die Wolken im Westen wurden immer wieder von Wetterleuchten erhellt. Das leise Donnergrollen bildete ich mir nicht ein.
„Setz dich zu mir, Vinc. Bitte.“
Ich riss meinen Blick vom Garten los und drehte mich endlich um. Elsie war noch da.

„Das hast du alles für mich geschrieben, Vinc?“
Nahezu eine Stunde hatte Elsie gelesen, und ich tigerte währenddessen durch den Garten oder lag in einem Liegestuhl auf der Terrasse, ich hatte ein Bier getrunken, den Himmel betrachtet und das Gewitter beschworen. Ich war hin und her geflitzt wie ein Bekloppter, ich hatte mich dabei ertappt, mit der Stirn am Stamm des Apfelbaumes zu lehnen und mir auf die Lippe zu beißen. Und ich hatte nachgedacht. Ich hatte darüber nachgedacht, ob es etwas Lächerlicheres gibt als einen Mann, der auf dem Boden liegt, ich hatte darüber nachgedacht, ob ich in meinem Leben da noch jemals dahinterkäme, ich hatte darüber nachgedacht, wie lange mir das Leben noch auf die Eier gehen wollte. Über lauter so Scheiß hatte ich nachgedacht. Aber im Ernst jetzt, die meiste Zeit lag ich lediglich im Gras und starrte in den Himmel.
Und jetzt stand Elsie über mir, den Packen Papier in der Hand, und selbst die Dunkelheit konnte mir nicht verbergen, dass sie geweint hatte. Sie kniete sich neben mich.
„Vinc. Ich wusste das nicht …“
Ein Blitz zerriss den Himmel. Und ein Donnerschlag. Und in dieser winzigen Sekunde gleißender Helligkeit sah ich die Tränen in ihren Augen und ich konnte erkennen, dass ihre Wangen gerötet waren, ich sah den Schimmer auf ihrem Haar und den Diamantsplitter in ihrem Ohrläppchen und den Glanz auf ihren Lippen und das kleine Muttermal neben ihrem linken Mundwinkel und die Gänsehaut auf ihren Schultern, ich sah das tatsächlich alles, ich sah das alles gleichzeitig, das bildete ich mir nicht ein, nein, ich meinte sogar, den Duft an ihrem Hals zu sehen und den Duft ihrer Haare und den Duft unter ihren Achseln und den Duft zwischen ihren Beinen. Als schleuderte ihr Körper Funkengarben. Es war ein Augenblick reinster Klarheit, ich sah das alles wirklich und plötzlich überfiel mich die Gewissheit, doch noch einmal aufstehen zu können.
Und ich streckte die Arme nach Elsie aus.
Und in diesem Moment brach das Gewitter los.
Und Windstöße wirbelten die Briefe durch die Luft.
Und Elsie stürzte sich auf mich.

 

JoBlack Juju und ich haben dir jetzt beide gesagt, dass es heute in unverkrampftem Deutsch Muschi und Schwanz heißt. Glaub uns endlich!
Schwanz kann ich noch akzeptieren, bei Muschi bin ich pingelig. Da nehme ich doch lieber aus Ernsts Liste "die Schwester"; das würde doch für eine mehr verwirrte Erregung sorgen als die Mieze.

 

Ja, ernst, das ist eine sehr gute, ehrliche Geschichte. Na ja, die kommt zumindest ehrlich rüber. Ist ja alles möglich, was da steht, nicht? Solche Typen gibt es, ganz klar. Und Frauen wie Elsie auch. Sie wollte nur das Buch zurückbringen. Perfekt. Aber dass da gerade im richtigen Augenblick das Gewitter losbricht, das ist schon eine glückliche Fügung. Obwohl es das auch gibt, klar.

Hab hier ein paar Kommentare gelesen und kann denjenigen, die diese Geschichte loben, nur zustimmen. Wenn auch es da ein paar störende Dinge gibt. Zum Beispiel die elend lange Sätze auch dort, wo das nicht so angebracht ist. Habe ein paar ausgesucht:

Als ich den Kopf heben wollte, ging das nicht (Punkt oder wenigstens Semikolon statt Komma), ich spürte ein Ziehen an meiner linken Wange, als klebte sie irgendwo fest (hier auch) , es fühlte sich an, als läge mein Gesicht im Zuckerguss eines Kuchens.
(…)
Ganz vorsichtig löste ich meine Wange von ihrem Lager (hier auch), ich ging dabei so behutsam ans Werk, als wäre dieses Bein ein schlafendes Kind, und das zauberhafte rosige Ding schien mir dabei zuzuzwinkern.
(…)
Ich setzte mich auf und betrachtete minutenlang das Wunder (hier auch), ich bemühte mich redlich, dieses Wunder in seinem ganzen Ausmaß zu begreifen …
(…)
Ich blickte um mich. (Der Satz kann weg)

Später habe ich nicht so genau gelesen. Weil mich die Geschichte gefangen nahm. Kompliment.

PS: Jemand der Türe statt Tür sagt, darf auch Möse sagen.
PPS: Guter Trick das mit den nicht abgeschickten Briefen – schon wenn die nur ein bisschen schmachtend sind, wird jede Frau schwach. Na ja, beinahe jede. :D

 

Servus Dion,
es freut mich sehr, dass dich die Geschichte überzeugen konnte, …

... wenn auch es da ein paar störende Dinge gibt. Zum Beispiel die elend lange Sätze auch dort, wo das nicht so angebracht ist.

Ja, da muss ich dir (zähneknirschend) recht geben. Das ist wohl so eine Marotte von mir, die ich echt einmal hinterfragen sollte. Ebenso wie ich meine eigenartige Abneigung gegenüber dem Semikolon hinterfragen sollte. Danke jedenfalls für die Anregung, Dion, ich werde den Text dahingehend noch einmal überarbeiten.

Und was die Türe betrifft: ich muss zugeben, dass ich mir über die richtige(?) Form noch nie den Kopf zerbrochen habe. Vermutlich schlug da einfach meine Umgangssprache durch (bzw. die des Ich-Erzählers Vinc), wobei ich jetzt nicht einmal sagen könnte, welche Form ich im Alltag vorwiegend verwende.


Vielen Dank, Dion.

offshore

 

Hallo ernst offshore!

Geil, deine Geschichte.

Ich habe sie in einem Ruck durchgelesen. Und auch, wenn ich nicht stolz darauf bin, lese ich Geschichten hier im Forum leider immer mit dem Hintergedanken durch: Was schreibe ich danach im Feedback? Ich bin natürlich der Meinung, dass mir das in einigen Fällen den Genuss an der Geschichte gründlich verdirbt. Tja. Die gute Neuigkeit ist: Bei deiner Geschichte habe ich das vollkommen vergessen!! Ich finde, sie flutscht wunderbar, geht runter wie Öl!

Was hat mir besonders gut gefallen?

Der Rhythmus. Die Abwechslung zwischen relativ kurzen und ellenlangen Sätzen, in denen die Gefühle mit dem Protagonisten durchgehen, das hat mich voll überzeugt. Zum Beispiel der:

Und genau in diesem Augenblick, eben als ich ihr sagen wollte, das passe mir momentan leider überhaupt nicht in den Kram,*wirklich jammerschade,*so ein blödes Pech, eben als ich fieberhaft darüber nachdachte, welch haarsträubenden Zinnober ich ihr auftischen könnte -*du wirst es nicht glauben, Elsie, ich hab die Windpocken ... nein, einen Stromausfall, nein, einen verdammten Wasserrohrbruch, das Wasser steht mir bis zum Hals, buchstäblich*- was ja nicht einmal gelogen wäre, ja, genau in diesem Augenblick blies mir der Abendwind eine Handvoll ihres Duftes in die Nase. Die volle Ladung, als machte er sich ein Späßchen mit mir, der Wind.

Genial. Dann noch dieses Ende:

Äolus, dieser heimtückische Arsch.

ROFL, sag ich nur.

Und der hier:

Und in dieser winzigen Sekunde gleißender Helligkeit sah ich die Tränen in ihren Augen und ich konnte erkennen, dass ihre Wangen gerötet waren, ich sah den Schimmer auf ihrem Haar und den Flaum auf ihrem Ohrläppchen und den Glanz auf ihren Lippen und das kleine Muttermal neben ihrem linken Mundwinkel und die Gänsehaut auf ihren Schultern, ich sah das tatsächlich alles, ich sah das alles gleichzeitig, das bildete ich mir nicht ein, nein, ich meinte sogar, den Duft an ihrem Hals zu sehen und den Duft ihrer Haare und den Duft unter ihren Achseln und den Duft zwischen ihren Beinen.*

Schön, einfach schön, wie hier wieder der Gefühlsaufruhr des Protagonisten in so einem Satzungetüm daherkommt. Ich hab gelesen wie eine Verhungernde, meine Augen sind über die Buchstaben gesaust (ich weiß, ich weiß, ich sollte langsamer lesen), und ich hab das auch alles gesehen. Fein!

Ach ja: Die Anfangsperspektive hat mir ja auch wirklich gefallen: Mann schaut in das andere Gesicht von Frau. Huhu. Das hab ich so noch nie gelesen. Finde ich auf jeden Fall originell.

Was hat mir nicht gefallen? Sprich: Wie könnte ich dir konstruktives Feedback zur Verbesserung der Geschichte geben?

Hm. Mal überlegen.

(Fünf Minuten später)
...

Da fällt mir jetzt echt nix ein.

lg
Marlene

 

Die Anfangsperspektive hat mir ja auch wirklich gefallen: Mann schaut in das andere Gesicht von Frau. Huhu. Das hab ich so noch nie gelesen. Finde ich auf jeden Fall originell.
Originell? Das mit dem Gesicht bzw. Mund ist uralt. Zu dem Wort Fotze sagt Duden:

a) [Herkunft ungeklärt] (bayrisch, österreichisch derb) Mund
b) [Herkunft ungeklärt] (bayrisch, österreichisch derb) Ohrfeige

Noch heute sagt man in Bayern bei Wirtshausstreitereien: Willst a Fotzn? Bedeutet: Willst du eine auf's Maul?

 

Hallo ernst,

ein sehr guter Text, manisch fast. Ich mag die Melodie, sie klingt fast ein wenig nach Bernhard, aber zärtlicher. Du hast diese Frauentexte gut drauf. Der Anfang ist mir fast zuviel, da könntest du eventuell noch straffen, aber dann ... ein reines Lesevergnügen. Raymonds passt natürlich, es könnte Carver oder Chandler sein, und irgendwie erinnert mich das auch an diese Noir-Sachen, vielleicht wegen dem starken Frauentyp, und dieser heftigen, vergangenen Liebe. Sprachlich finde ich das top. Sehr nah, sehr emotional, leicht verwirrt, passt hier einfach gut rein.

Hat mir sehr gefallen, ernst, weiter so!

Gruss, Jimmy

 

Hallo Ernst

Wie gestern schon bei einer Geschichte von Jim kann ich leider nicht viel dazu sagen, ausser, dass sie super gut geschrieben ist.

Auch hier: wie du die Stimmung einfängst, die Melancholie, die Unsicherheit deines Protagonisten und dann wie es sich gleichzeitig mit dem Gewitter auflöst, grandios!

Leider bin ich mit meinem Latein schon am Ende. Finde nichts, was ich kritisieren könnte.

Für mich ist alles schlüssig, auch dass er einfach nur verkatert ist am Anfang und danach voller Nervosität nichts gebacken kriegt.

Mach weiter so.

Gruss

Wortzauberer

 
Zuletzt bearbeitet:

Marlene schrieb:
Geil, deine Geschichte.

Jimmy schrieb:
ein sehr guter Text,

Wortzauberer schrieb:
super gut geschrieben
Tja, ihr drei, was soll ich da groß dazu sagen?
Außer, dass mich euer Lob ungemein gefreut hat, ehrlich, und, ja, dass ihr mich obendrein in meinem Vorhaben bestärkt, eventuell noch mehr aus der Figurenkonstellation rauszuholen.
Momentan denke ich nämlich an ein Prequel, in dem erzählt wird, wie sich Vinc und Elsie kennengelernt haben, und - mir ein großes Anliegen - mit einer Rückblende, in der dann auch Laura vorkommt. Ein paar Ideen hab ich schon im Kopf. Na ja, keine Ahnung, ob das was wird. Aber momentan sind mir einfach die Figuren noch so nahe, dass ich das einfach ausnützen will.

Mal sehen, wann mich meine Muse wieder küsst.

Ganz lieben Dank.

offshore

 

@ Dion

Originell? Das mit dem Gesicht bzw. Mund ist uralt.

Mag sein.
Aus meinem eigenen Dialekt sind mir die Begriffe "Fotz" oder "fotzn" in beiden Bedeutungen wohlbekannt. Meiner Meinung nach liegt Originalität immer noch im Auge der (in diesem Falle vielleicht naiven?) Leserin.
lg
Marlene

 

Marlene schrieb:
Meiner Meinung nach liegt Originalität immer noch im Auge der (in diesem Falle vielleicht naiven?) Leserin.

?

Marlene schrieb:
Schön, einfach schön, wie hier wieder der Gefühlsaufruhr des Protagonisten in so einem Satzungetüm daherkommt. Ich hab gelesen wie eine Verhungernde, meine Augen sind über die Buchstaben gesaust (ich weiß, ich weiß, ich sollte langsamer lesen), und ich hab das auch alles gesehen. Fein!

Wer sich so zu einem Text äußert, ist in meinen Augen nicht eine naive, sondern eine ausgesprochen bewusste (und darüber hinaus sehr empfindsame) Leserin.

Du hast meine Geschichte verstanden, Marlene, und das finde ich schön.

 

Hallo Ernst,

verletzliche Helden geben sich oft zu viel Blößen, kommen zu sensibel rüber, und der Kitsch und das Selbstmitleid sitzt ihnen im Nacken wie der Tod dem Jedermann. All dem weichst du hier bravourös aus. Ja, es ist ein sehr verletzlicher Held, aber auch ein sehr glaubwürdiger und daher angenehmer Held. Es ist zweifellos eine Frage des Taktgefühls, wie du das hinkriegst. Apropos Takt: Da ist ein besonderer Rhythmus in dem Text. Das leichte Stolpern von einem, der nicht ganz sicher im Leben steht. Angeschlagen, angezählt. Aber eben noch etwas Saft in den Gliedern. Musikalisch, das ganze.
Und sehr, sehr sinnlich, insbesondere oleofaktorisch. Mit der Nase geschrieben.


Reiß dich zusammen, Vinc, reiß dich um Himmels Willen zusammen. Das ist nur eine Frau.
Reiß dich zusammen, Vinc, reiß dich um Himmels Willen zusammen. Das ist nur eine Frau von früher.

Und schon ist er über jeden Verdacht von Misogynie erhaben.

Ich riss meinen Blick vom Garten los und wendete mich endlich um.

Statt „wendete“ das natürlichere „drehte“.

Zum Schluss das schicksalsträchtige Gewitter im letzten Absatz. In einem Film würdest du mich jetzt verlieren. Too much. In dem Text ist man von der Selbstentblößung davor so weich geklopft, dass man auch das noch akzeptiert. Und das ist eine große Leistung, ganz für sich genommen.

Hätte ich so einen Stoff zu bearbeiten, ich glaube, ich würde mich an irgendeiner Stelle instinktiv in die Ironie oder den Zynismus flüchten. Aber nach dieser Lektüre würde ich mich am liebsten selber mal an so einem „ehrlichen“ bekenntnisartigen Text versuchen. Und ich glaube, ich muss wieder mal (nach über zehn Jahren!) ins Raymond’s schauen. Hab mal in der Nähe gewohnt.

Eine meiner Lieblingsgeschichten von Ernst Offshore!

lieber Gruß

baronsamedi

 
Zuletzt bearbeitet:

Servus baronsamedi

baronsamedi schrieb:
Ja, es ist ein sehr verletzlicher Held, aber auch ein sehr glaubwürdiger und daher angenehmer Held.
Ja, den Vinc mag ich mittlerweile auch sehr. Ich bin mir beinahe sicher, dass er in der einen oder anderen zukünftigen Geschichte noch einmal vorkommen wird.

baronsamedi schrieb:
Eine meiner Lieblingsgeschichten von Ernst Offshore!

Du schreibst nicht: „Meine Lieblingsgeschichte …“, sondern: „Eine meiner Lieblingsgeschichten ...!“ Und diesen Plural empfinde ich als wunderschönes Kompliment zu meinem Schreiben.

baronsamedi schrieb:
Statt „wendete“ das natürlichere „drehte“.

drehte“ steht halt fünf Zeilen weiter oben schon. Aber ich werde drüber nachdenken, ob es nicht wirklich besser passt.


Ganz vielen Dank für deine schönen Worte, baron.

offshore

offtopic:

Jimmysalaryman schrieb:
Raymonds passt natürlich, es könnte Carver oder Chandler sein
Obwohl Jimmys Assoziationen zum Namen der Bar mir natürlich geschmeichelt haben, kommst du der Wahrheit eindeutig näher:

baronsamedi schrieb:
Und ich glaube, ich muss wieder mal (nach über zehn Jahren!) ins Raymond’s schauen. Hab mal in der Nähe gewohnt.
Tatsächlich borgte ich mir den Namen vom real existierenden Lokal in der Stumpergasse, in dem ich früher oft herumhing. (Vielleicht sind wir uns ja dort sogar einmal über den Weg gelaufen. Seit Raimund es vor einigen Jahren verkauft hat, war ich allerdings auch nicht mehr dort.)

 

Lieber offshore,

eigentlich ist schon alles gesagt worden ... Eine unglaublich gut geschriebene, wunderbare, bitter-schöne, echte, von Verletzungen gezeichnete und dann doch hoffnungsvolle Geschichte!

Weißt du, die drucke ich mir aus, obwohl ich keinen Drucker habe :-).

Viele Grüße,

Eva

 

Hey offshore,

hat mir gut gefallen, dieser Ausflug in den Kopf eines noch-nicht-Fünfzigers! Ich finde, hier gibt die Substance eine gute Grundlage für den Style, der letztlich mehr wiegt. Hat mich ein bisschen an Djian erinnert (auch wenn dessen Stil natürlich extremer ist) - ich mag das, macht einfach Spaß zu lesen. Ich finde, bei dir zündet nicht jede Kleinigkeit, aber insgesamt ist das schon recht rund - irgendwie finde ich, dass der Anfang diesbzgl. noch etwas zurückhaltender ist, später kommt die Sache mehr ins Rollen, aber das mag subjektiv sein.
Also, hat Spaß gemacht und berührt natürlich durch das Schicksal und die offene Art des Prots. Gern gelesen!

2 Anmerkungen:

Ich setzte mich auf und betrachtete minutenlang das Wunder, ich bemühte mich redlich, dieses Wunder in seinem ganzen Ausmaß zu begreifen …
Das zweite durch "es" ersetzt fände ich besser

In der letzten Zeit waren die Freuden in meinem Leben nicht eben dicht gesät, die standen nicht gerade Schlange vor meiner Türe. Die Momente solchen Glücks warteten nicht mehr an jeder Ecke auf einen wie mich, mittlerweile konnte ich die an den Fingern abzählen.
Das tritt auf der Stelle, weil's 4x das gleiche meint

Viele Grüße,
Maeuser

 
Zuletzt bearbeitet:

Servus Eva,

ich finde die Begründung zu deiner Empfehlung so schön, dass ich sie kurzerhand hierher kopiere. Ich kann mich einfach nicht dran satt sehen:

Eva Luise Groh schrieb:
Ob briefeschreibend, betrunken oder im Bemühen, ein Stück Vergangenheit in Gerüchen und Gegenständen zu bewahren ... der Protagonist begegnet dem Leser/ der Leserin in dieser Geschichte so, dass zumindest die Leserin sich sofort und unsterblich in ihn verlieben muss. Und die andere Hälfte der Leserschaft wird ihn auch mögen ...
Für dieses Kompliment würde ich dir die Geschichte jetzt am liebsten schenken, Eva, ehrlich. Geht leider nicht, weil sie schon einer anderen (unglaublich lieben, bezaubernden, wunderschönen) Frau gehört.
Aber mal sehen, vielleicht gibt’s ja irgendwann eine weitere Geschichte mit Vinc. Die kann ich ja dann dir schenken.

Vielen Dank für dein Lob und für die Empfehlung, Eva.

Maeuser schrieb:
Ich finde, hier gibt die Substance eine gute Grundlage für den Style, der letztlich mehr wiegt. Hat mich ein bisschen an Djian erinnert
Kein Witz, Maeuser, gerade erst gestern Abend, also nicht vorletzten Donnerstag oder irgendwann vor zwei Monaten oder so, sondern wirklich genau gestern, besuchte mich eben jene (wunderbare, atemberaubende, mich schier um den Verstand bringende) Frau und wir verbrachten einige Zeit vor meinem Bücherregal. Sie wollte für eine mehrwöchige Reise Leseempfehlungen von mir und wir zogen dieses Buch in Erwägung und jenes. (Ab und zu hat sie mich ermahnen müssen, bei der Sache zu bleiben, weil ich, anstatt mich auf die Bücher zu konzentrieren, lieber mit meiner Nase an ihrem Hals zugange war, oder hinter ihrem Ohr.) Jedenfalls hatten wir nach einer halben Stunde einen gut kniehohen Stapel zu unseren Füßen, und gut die Hälfte der Bücher darin war von Djian.
Den liebe und verehre ich nämlich wirklich. Vor ziemlich genau drei Jahrzehnten war er es, der meinen Blick auf Literatur nachhaltig beeinflusste und meine Ansprüche an Stil entscheidend prägte.
Vor einigen Monaten habe ich unter JuJus Geschichte Hannah das geschrieben:

offshore schrieb:
Am liebsten ließe ich mir diesen Satz auf die Stirn tätowieren, JuJu, kein Witz, so sehr gefällt er mir. Und noch ein paar andere starke Sätze aus der Story. Leider ist kein Platz mehr auf meiner Stirn. Seit deiner Geschichte „Wie ich das 100%ige Mädchen verlor“ steht da schon: „Vollkommen unkritischer und bedingungsloser JuJu-Verehrer“ drauf. (Okay, das ist natürlich Quatsch. In Wahrheit steht da: „Ich möchte so schreiben können wie Philippe Djian!“)
Na ja, und dazu stehe ich nach wie vor. Insofern fasse ich deine Erwähnung von Djian als großes Lob auf.

Maeuser schrieb:
Das tritt auf der Stelle, weil's 4x das gleiche meint
Also ich hab mir das so gedacht: Wenn ich Vinc sich gedanklich quasi ein bisschen im Kreis drehen lasse, knallt dann dieser Satz umso mehr rein:

Vinc schrieb:
… soviel hatte ich längst kapiert. Spätestens damals, als Laura mit dem Wagen gegen den Baum gerast war.
Hab ich mir halt gedacht ...

Vielen Dank Maeuser.

offshore

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber offshore,

dann geb' ich auch noch offiziell meinen Senf dazu, du wolltest es ja nicht anders:

Noch lebst du, Vinc, noch ist’s nicht vorbei mit dir, - das waren die ersten Gedanken, die mir durch den Kopf gingen, als ich erwachte. Die üblichen morgendlichen Gedanken. Mein Mund war trocken und mir war, als steckten Stahlnägel in meinem Schädel. Eine kratzige Zunge leckte über spröde Lippen, Herrgott, ich bekam die Augen einfach nicht auf, Herrgott, ging's mir elend. Herrgott, ich war noch keine fünfzig und ich pfiff aus dem letzten Loch.

Nach dem ersten Lesen (mittlerweile natürlich nicht mehr) dachte ich echt, der Protagonist ist todkrank. Wenn man das jeden Morgen denkt, also das ist doch so deprimierend, der muss doch schon fast am Abkratzen sein. Die ersten Gedanken am Morgen sind ja normalerweise solche, über die man sich freut, weil sie einem den Tag versüßen (oder geht es nur mir so und der Rest der Menschheit denkt eher mieses Zeug?) Und dann noch das mit den Stahlnägeln, das ist fast Folter. Also das finde ich etwas herb. Nun gut, vielleicht hast du ja Selbstversuche in der Intensität hinter dir und kannst dich auf Recherche berufen :D.


Es gelang mir nicht, den Kopf zu heben. Ich spürte ein Ziehen an meiner linken Wange, als klebte sie irgendwo fest, es fühlte sich an, als läge sie auf dem Zuckerguss eines Kuchens. Eines Kuchens, der obendrein noch warm war. Weich und fest und warm.
Über dieses Bild haben wir ja schon gesprochen, das erschließt sich mir nicht und wird auch nach Wochen nicht besser. Ein Zuckerguss, der warm ist, der fängt an flüssig zu werden, also wenn der Schenkel warm ist, kann der Guss nicht kleben und somit stimmt für mich der Vergleich nicht. Und dann: ein weicher, fester Kuchen. Bitte, ich möchte das nicht ins Lächerliche ziehen, aber: Ich kann mir keinen Kuchen vorstellen, der weich und fest ist. Ich bin wirklich imaginär so eine Kuchenvitrine durchgegangen und auf keinen Treffer gekommen. Oder meinst du als Wiener gar die Sacher-Torte? :D
Meine persönliche Variante wäre:
Es gelang mir nicht, den Kopf zu heben. Ich spürte ein Ziehen an meiner linken Wange, als klebte sie irgendwo fest und ich konnte mir einfach kein Bild (sic!) davon machen, was genau das war.

Langsam dämmerte mir der ganze Schlamassel, in dem ich da steckte. Mein Kopf lag auf einem … ja, auf einem Schenkel, einem wunderbar glatten Frauenschenkel und glitzernde Schlieren zogen sich darüber, wie Spuren von Schnecken, wie Silberadern.
Wenn ich den Rest der Geschichte so lese, verstehe ich eigentlich nicht, wieso Vinc das als Schlamassel bezeichnet.

Ganz vorsichtig löste ich meine Wange von ihrem Lager, ich ging dabei so behutsam ans Werk, als wäre dieses Bein ein schlafendes Kind, und das zauberhafte rosige Ding schien mir dabei zuzuzwinkern.
Das Zuzwinkern finde ich einfach albern, da denke ich an einen Trickfilm.
Besser fände ich was Passiveres, so wie:
... und das zauberhafte rosige Ding schien mich dabei zu beobachten. (oder sowas in der Art).

Vielleicht grinste es mich auch schelmisch an, keine Ahnung. Ich setzte mich auf und betrachtete minutenlang das Wunder, ich bemühte mich redlich, dieses Wunder in seinem ganzen Ausmaß zu begreifen …
2x Wunder ist einmal zuviel

Die Haut rings um ihre Scham funkelte wie von Morgentau benetzt und mir stellten sich sämtliche Härchen auf, vermutlich schnitt ich sogar Fratzen.
Draußen brach der Tag an. Die Sonne schickte ihre ersten Strahlen über die Welt und mein Verstand stand in Flammen.
Jetzt sehe ich mal mit Fotografenaugen die Lichtsituation: Wie soll die Haut funkeln, wenn kein direktes Licht darauf fällt? - denn es dämmerte ja erst. Lass' doch ein paar erste Sonnenstrahlen über ihre Haut kriechen, dann nehme ich dir das eher ab.

Davon abgesehen finde ich

Die Sonne schickte ihre ersten Strahlen über die Welt und mein Verstand stand in Flammen.
wunderschön.

Ringsum glitzerten die nassen Bäume und Sträucher in der Sonne und darüber dehnte sich ein endloser Himmel.
nasse Bäume finde ich etwas unglücklich formuliert - kann man die dann auch auswringen? :D
Ringsum glitzerte es von/auf den Blättern der Bäume und Sträuchern in der Sonne ...

Da stand die doch tatsächlich plötzlich vor meiner Tür und blickte mich mit großen Augen an, während ich mich an den Türrahmen klammerte wie ein Ertrinkender an eine Schiffsplanke, meine Fingernägel rissen Splitter aus dem Holz, kein Witz, gleich haut’s mich um, dachte ich, gleich legt’s mich auf die Fresse, was machte denn die hier?
„Du?“

Ab hier gewinnt die Geschichte richtig an Fahrt.


„Weißt du, ich wollte dir nur das Buch zurückgeben.“
So ein Glück, dass die noch kein kindle hatte :D


Dann schnappte ich mir aufs Geratewohl ein paar Dinger aus dem Kühlschrank und schmiss alles auf einen Teller.
Ist Dinger österreicherisch? Für mich liest sich das komisch.


Oliven, ein Stück Käse, eine verschrumpelte Grapefruit, ein Gläschen Dijonsenf, ein paar Schokokekse, ein Salatblatt, noch ein Salatblatt, ein Büschel Petersilie - ich war wie von Sinnen, ich war auf dem besten Wege, vollkommen überzuschnappen.
Das ist schon interessant, was der alles im Kühlschrank bunkert. Ich käme nie auf die Idee, Grapefruit und Schokokekse (jaja, in Wien hat es sicher 50°C im Sommer) in den Kühlschrank zu legen.

ich kippte den ganzen Krempel in den Mülleimer
mei, ist der verpeilt - schöne Stelle


Seit der Sache mit Laura war mir ja keine Frau mehr ins Haus gekommen, nicht eine, also nicht, dass sich in den eineinhalb Jahren nichts ergeben hatte, meine Güte, ich war ein Mann und kein Mönch, aber in meine Bude hatte ich keine gelassen.

18 Monate ohne Laura, vor 8 Monaten hat er Elsie kennengelernt, 10 Monate ohne Elsie und Laura.
Dafür, dass Vinc, der so litt: an denen zu riechen ich mir nicht versagen konnte, wenn die Nächte besonders schlimm waren. Mein Gott, ihr Morgenmantel. In dem vergrub ich bisweilen das Gesicht und raufte mir dabei die Haare. Allein der Gedanke, dass Lauras Geruch verschwinden, gar vom Duft einer anderen Frau getilgt werden könnte, machte mich schier verrückt.
... dann scheinbar zwischendurch mal eine vögelt ... nein, das passt für mich nicht in das Bild, was ich von Vinc habe. Er ist doch komplett bei Laura (übrigens kein guter Name für die Verflossene, der ist so ausgelutscht; was Gestandeneres fände ich besser) und ich denke, solange er noch so trauert, ist der nicht der Typ, der sich nur des Triebes willen mit dieser oder jener einlässt.

Deshalb hatte ich gleich nach dem Nachhausekommen den Zettel mit ihrer Telefonnummer verbrannt, besoffen wie ich war. Auf der Stelle nämlich hätte ich sie sonst angerufen, oder spätestens zu Mittag. Ob ich sie treffen könne, hätte ich sie gefragt, ja, heute schon, gleich, sofort, nicht erst irgendwann.
Ja, und man fragt sich als Leser: Vinc, wieso hast du sie nicht einfach getroffen? Wem bist du verpflichtet?

Lieber Himmel, ich war mir vorgekommen wie ein bescheuerter Siebzehnjähriger, ich dachte, ich müsste durchdrehen.
Schön zu sehen, dass auch fast "alte" Leute verpeilt sein können.


„Setz dich zu mir, Vinc. Bitte.“
Ich riss meinen Blick vom Garten los und drehte mich endlich um. Elsie war noch da.

Ja klar ist sie noch da. Wer hätte auch sonst davor sagen sollen, dass er sich zu ihr setzen soll?

Es war ein Augenblick reinster Klarheit, ich sah das alles wirklich und plötzlich überfiel mich die Gewissheit, doch einiges kapiert zu haben.
verstanden fände ich umfassender als kapiert


Wie fändest du diese Melodie? (mir sind die 15 und im letzten Absatz fast etwas zu viel):

Ich streckte die Arme nach Elsie aus.
und in diesem Moment brach das Gewitter los.
Windstöße wirbelten die Briefe durch die Luft.
Und Elsie stürzte sich auf mich.

Ja, und vor lauter I-Düpfle-Scheisserei hätte ich fast noch mein Resumée vergessen.
Ich mag die Geschichte und dieser Vinc ist mir auch sehr nahe, so wie du ihn beschreibst kann man mitleiden und sich mitfreuen. Er scheint durch den Wind zu sein, einerseits die Wehmut um Laura, andererseits die Freude über Elsie.

Man kann sich richtig vorstellen, wie verspult er durch die Welt läuft. Die Szene mit den Briefen ist sehr herzerwärmend, auch wenn man überhaupt nicht weiß, was Vinc Laura nun geschrieben hat. Aber man hat sowas wie eine Ahnung davon, dass er ihr vielleicht über seine Sehnsucht erzählt hat und über seine Tagträume mit ihr und was er gefühlt hat, als er sie erlebt hat. Und natürlich über den Verlust von Laura. Er wird sich ihr völlig geöffnet haben, weil er ja wusste, dass er die Briefe nie abschicken würde.
In seinem Irrsinn in der Nacht, als er sie ihr gab, war ihm wohl alles egal. So bekam sie Worte zu lesen, die ehrlicher nicht sein könnten.


Liebe Grüße
Isabel

 
Zuletzt bearbeitet:

Es überrascht und freut mich, dass du auch noch hier vorbeischaust, liebe Chefin. Ich fürchtete nämlich schon, du seist noch immer sauer auf mich, nachdem sich beim Gathering versehentlich eine(!) Rosine in deine Kaiserschmarrnportion geschummelt hat.

bernadette schrieb:
Über dieses Bild haben wir ja schon gesprochen, das erschließt sich mir nicht und wird auch nach Wochen nicht besser. Ein Zuckerguss, der warm ist, der fängt an flüssig zu werden, also wenn der Schenkel warm ist, kann der Guss nicht kleben und somit stimmt für mich der Vergleich nicht. Und dann: ein weicher, fester Kuchen. Bitte, ich möchte das nicht ins Lächerliche ziehen, aber: Ich kann mir keinen Kuchen vorstellen, der weich und fest ist. Ich bin wirklich imaginär so eine Kuchenvitrine durchgegangen und auf keinen Treffer gekommen.

Und apropos Gathering: ich erinnere mich natürlich daran, wie wir über meine Geschichte gesprochen haben und an deine Bedenken bezüglich des blöden Kuchens. Und ich habe dir ja damals schon zugestimmt, dass das wirklich ein ziemlich bescheuertes Bild ist, dass eigentlich die ganze Situation, also dieses Festkleben ja in Wahrheit vollkommen absurd sei, also nicht unbedingt in der Realität vorstellbar. Aber ich mochte diese Szene einfach so und ich mag sie noch immer. Aber, verdammt, ja, der Kuchen fliegt vermutlich in den nächsten Tagen endgültig raus. Dir zuliebe, Chefin.

Langsam dämmerte mir der ganze Schlamassel, in dem ich da steckte. Mein Kopf lag auf einem … ja, auf einem Schenkel, einem wunderbar glatten Frauenschenkel und glitzernde Schlieren zogen sich darüber, wie Spuren von Schnecken, wie Silberadern.
Wenn ich den Rest der Geschichte so lese, verstehe ich eigentlich nicht, wieso Vinc das als Schlamassel bezeichnet.

Die Erklärung dafür kommt zwar erst einige Absätze später, aber für mein Gefühl schon nachvollziehbar:

Seit der Sache mit Laura war mir ja keine Frau mehr ins Haus gekommen, nicht eine, […] in meine Bude hatte ich keine gelassen. Allein der Gedanke, dass Lauras Geruch verschwinden, gar vom Duft einer anderen Frau getilgt werden könnte, machte mich schier verrückt.
Na ja, der arme Vince steckt halt in einem Dilemma, weil er Laura einfach nicht vergessen kann. Er ist einfach in einem furchtbaren Gefühlsdurcheinander, das er kurzerhand als Schlamassel bezeichnet. (In Wahrheit will ich in jeder meiner Geschichten mindestens einmal das Wort Schlamassel verwenden, ob's nun passt oder nicht, einfach weil ich es so mag.)

Jetzt sehe ich mal mit Fotografenaugen die Lichtsituation: Wie soll die Haut funkeln, wenn kein direktes Licht darauf fällt? - denn es dämmerte ja erst. Lass' doch ein paar erste Sonnenstrahlen über ihre Haut kriechen, dann nehme ich dir das eher ab.

Lass ich doch eh. Im nächsten Satz, also im selben Augenblick, passiert ja genau das:

Davon abgesehen finde ich
Die Sonne schickte ihre ersten Strahlen über die Welt und mein Verstand stand in Flammen.
wunderschön.
Eben. Nix Dämmerung,

18 Monate ohne Laura, vor 8 Monaten hat er Elsie kennengelernt, 10 Monate ohne Elsie und Laura.
Dafür, dass Vinc, der so litt […], dann scheinbar zwischendurch mal eine vögelt ... nein, das passt für mich nicht in das Bild, was ich von Vinc habe. […] und ich denke, solange er noch so trauert, ist der nicht der Typ, der sich nur des Triebes willen mit dieser oder jener einlässt.

Nun ja, so streng will ich da mal nicht sein mit Vinc. Mein Gott, der Typ leidet ohnehin wie ein Hund, lassen wir ihm doch ein wenig Ablenkung von seinem Kummer. Sein Schreiben mag zwar so eine Art Sublimierung sein, also die Umwandlung von Libido in eine geistige Leistung im Sinne Freuds psychoanalytischer Theorie, aber so ganz bringt er das halt nicht auf die Reihe.

mir sind die 15 und im letzten Absatz fast etwas zu viel
Ich wusste schon beim Schreiben, dass du sie zählen wirst.
Aber über die und lasse ich nicht reden mit mir. Die braucht es für mein Gefühl unbedingt, um die Gleichzeitigkeit all dieses Geschehens zu vermitteln. (Und überdies ist und nach Schlamassel mein zweitliebstes Wort. Und überhaupt.)

Also, Isa, trotz deiner „I-Düpfle-Scheisserei“ hab ich den Eindruck, dass dir die Geschichte vorwiegend gefallen hat und dass sie dich offenbar auch berühren konnte.
Tja, und das find ich einfach toll, vielen Dank.

offshore

 

Halo Ernst,

hab die Geschichte auch gern gelesen. Sie kommt wie ein großer Gefühlsausbruch daher, die Handlung und die Frau und die Vorgeschichte wie ein Vehikel dafür. Der Text lebt von dem Ich-Erzähler und der Sprache und seiner Gedanken, und das kannst du ja.

Ein Blitz zerriss den Himmel. Und ein Donnerschlag. Und in dieser winzigen Sekunde gleißender Helligkeit sah ich die Tränen in ihren Augen und ich konnte erkennen, dass ihre Wangen gerötet waren, ich sah den Schimmer auf ihrem Haar und den Flaum auf ihrem Ohrläppchen und den Glanz auf ihren Lippen und das kleine Muttermal neben ihrem linken Mundwinkel und die Gänsehaut auf ihren Schultern, ich sah das tatsächlich alles, ich sah das alles gleichzeitig, das bildete ich mir nicht ein, nein, ich meinte sogar, den Duft an ihrem Hals zu sehen und den Duft ihrer Haare und den Duft unter ihren Achseln und den Duft zwischen ihren Beinen. Als schleuderte ihr Körper Funkengarben. Es war ein Augenblick reinster Klarheit, ich sah das alles wirklich und plötzlich überfiel mich die Gewissheit, doch einiges verstanden zu haben.
Und ich streckte die Arme nach Elsie aus.
Und in diesem Moment brach das Gewitter los.
Und Windstöße wirbelten die Briefe durch die Luft.
Und Elsie stürzte sich auf mich.

Schön. :) Kann da gar nichts wirklich kritisieren jetzt, sprachlich ist es gut, manchmal ist es vielleicht ein Tick too much im Ton , aber ja … das ist auch immer so Geschmackssache und einfach dein Style dann. Und da der Mann Witwer ist, ja … da bekommt man immer einen Bonus als Mann, glaube ich, das ist besser als geschieden und besser als single. Das ist vergeben ohne vergeben zu sein mit einem morbiden Touch. Und wenn man da noch mit dem Gewissen kämpft und so … das macht die Ladies ganz crazy. So gesehen bewegst du dich auf recht sicherem Boden mit dem Text ... oder einfach auf klugem Boden und von dort aus kannst du alles andere entfalten. Hat Spaß gemacht.


MfG,

JuJu

 

JuJu schrieb:
Schön. Kann da gar nichts wirklich kritisieren jetzt, …

Juhuu! JuJu, dein Lob freut mich wirklich.

… sprachlich ist es gut, manchmal ist es vielleicht ein Tick too much im Ton , aber ja … das ist auch immer so Geschmackssache und einfach dein Style dann.

Jaja, JuJu, ich weiß eh, meinen Stil empfinde ich selbst oft als so eine Art Gratwanderung. Einerseits kann ich als Leser vom stilistischen Purismus, von dieser ungemein ökonomischen Sprache, wie sie Carver, McCarthy und … äh, wie heißt noch mal der dritte? Dieser Dings, äh, … genau, Jimmysalaryman, so grandios beherrschen, nicht genug bekommen, andererseits fällt es mir ungemein schwer, sobald ich vor einem Blatt Papier sitze, mich selbst zu zügeln. Vermutlich, weil dieses ausufernde Fabulieren der Art meines Denkens und Sprechens entspricht. Nicht umsonst trage ich eine Tätowierung auf der Stirn: „Vorsicht, mangelnde sprachliche Selbstbeherrschung.
Nenne es einfach meinen jugendlichen Ungestüm.

Vielen Dank, JuJu,

offshore

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo ernst!

Nach langer Zeit komme ich mal wieder dazu, mir ein paar Geschichten der Wortkrieger durchzulesen. Die deine liegt ja nun schon ein paar Monate zurück, und bestimmt wurde schon alles Wesentliche dazu in den vorangegangenen Kommentaren erörtert, aber ich dachte, ich schildere dir trotzdem mal meine Eindrücke.

Sprachlich finde ich deine Geschichte wirklich außerordentlich gelungen. Wie du es schaffst, Bilder im Kopf des Lesers zu entfachen, mal farbenfroh und prächtig, dann wieder schockierend und grausam, wie die Stahlnägel, die zu Beginn vermeintlich im Schädel des Protagonisten stecken, und das ganze auch noch so unmittelbar, dass man sich dem kaum entziehen kann, ist schon ziemlich große Kunst. Sprachlich habe ich daher auch überhaupt nichts zu kritisieren, da war deine Geschichte ein echter Genuss.

Hinsichtlich der Handlung, muss ich gestehen, habe ich mir am Ende gedacht: "Und jetzt?" Das Ende kam für mich sehr abrupt. Ich fühlte mich, nun, fast ein wenig betrogen. Nach dem sehr depressiv anmutenden Anfang und der darauf folgenden Vorgeschichte, hatte ich erwartet, dass du zum Ende hin einen Bogen zum Anfang spannst und dort die Konklusion zelebrierst. Du hattest natürlich deine Gründe, die Geschichte so enden zu lassen, wie du es getan hast, aber ich fand es schade. Ich hätte gerne noch etwas weiter gelesen.

Wo ich gerade beim Begriff "Vorgeschichte" bin: Schon während des Lesens habe ich mich gefragt, ob es nicht geschickter gewesen wäre, den Anfang, also vom Aufwachen bis zum Philosophieren im Garten, im Präsens zu schreiben, um dann die folgende Vorgeschichte bequem im Präteritum zu verfassen. Denn jetzt ist beides im Präteritum, die Vorgeschichte teilweise mit Plusquamperfekt aufgehübscht, und an ein oder zwei Stellen habe ich mich kurz gewundert, ob ich mich nun wieder in der anfänglichen Zeitebene befinde oder immer noch in der Vorgeschichte. Es war letztlich natürlich kein Problem, deiner Erzählung zu folgen, aber mit der Variante Präsens-Präteritum wäre bei mir vermutlich gar nicht erst Verwirrung aufgekommen.

Zu den Figuren kann ich sagen, dass dir dein Protagonist, der gute Vinc, sehr gelungen ist. Er ist sehr vereinahmend, sehr charismatisch, was natürlich vor allem durch deine bildhafte Sprache zustande kommt. Elsie hingegen blebt etwas blass, ich meine aber trotzdem nachvollziehen zu können, weshalb sich Vinc zu ihr hingezogen fühlt. Ohnehin muss sie gegenüber Vinc etwas zurückstecken, denn sie ist ja nicht deine Protagonistin. So lange die Beziehung der beiden Figuren glaubhaft ist, und das trifft meiner Meinung nach zu, ist alles in Ordnung.

Also, zwar hätte ich mir bei der Handlung noch ein wenig mehr gewünscht, aber aufgrund deines einnehmenden Protagonisten und vor allem wegen deiner wunderschönen Sprache war mir deine Geschichte ein echtes Lesevergnügen.

Bis zum nächsten Mal

Mix

 

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