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Noels Klopfen

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12.10.2005
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Noels Klopfen

Noels Klopfen

Manchmal erdrückt mich die Einsamkeit, dass ich auf jede Kleinigkeit überreagiere. Schatten ziehen über die Wände meiner Wohnung und ich erschrecke so sehr, dass ich mich übergeben muss und mir die Spucke aus dem Mund tropft. Und dann, als ich mich wieder aufrichte, erfasst mich der Schrecken. Erst kann ich nur lachen... es ist mein eigener.
Ich höre nachts das Klopfen und es ist die größte Qual, die ich in meinem Leben bisher durchstehen musste. Ich weiß gar nicht mehr, wann es damit anfing, oder ob es nicht schon immer da gewesen ist. Wie der Sonnenschein, der mich jeden Morgen weckt. Genauso ist es.
Aber ich höre es jede Nacht, die ich hier verbringe, und es ist nicht lustig, wenn sich die Rhythmen abwechseln, sich immer wieder neu erfinden. Manchmal ist es ein Trommelfeuer, das so laut ist, dass ich nicht weiß, mit welchem grausamen Instrument man so einen Ton überhaupt erzeugen kann. Aber meistens ist es dieser gleichmäßige Rhythmus. Es klingt irgendwie höflich, als würde ein netter Mann mit Hut um Einlass bitten. Guten Tag... ich bin wieder da...
Außer mir hört es niemand, damit musste ich mich schon sehr früh abfinden. Ich erzählte es meinen Eltern und meinen besten Freunden. Sie haben mich ausgelacht. Mit ihren fahlen Stimmen gespottet. Heute habe ich ihnen allen abgeschworen. Nicht einmal die Ärzte wollten mir zuhören, sie wiesen mich lieber in die Nervenklinik ein. Mein Lachen über ihre Dummheit füllte so manche Nacht die Gänge.
Heute bin ich wieder frei von ihnen, höre das Klopfen aber immer noch und das Schlimmste ist, die Ärzte hatten nicht Recht. Sie sagten mir immer und immer wieder, es käme aus meinem Kopf, aber so ist es nicht. Selbst, wenn ich meine Haare ausreiße und sie einzeln vor mir auf den Tisch lege, ändert das nichts. Überhaupt gar nichts an all dem Zerreißen, Zerstückeln und stetigem Hämmern. Es kommt nicht aus meinem Kopf... glaubt mir doch bitte.
Ich gehe manchmal, wenn ich mir wieder den Mut dazu abgerungen habe, dieser Sache auf den Grund gehen zu wollen, ganz nah an die Wand und horche.
Und ich kann sie vibrieren spüren, ich kann das Klopfen fühlen, wie sich die Wand leicht bewegt. Das sind keine heiseren Geister, die da oben in meinen Gedanken aufräumen und nicht wissen, dass sie das sein lassen sollen. Ich würde weinen vor Glück, wenn alles bloß Einbildung wäre!
Es ist wirklich die Wand, von der das Klopfen kommt und zwar jede Wand auf dieser verdammten Erde behandelt mich gleich, behandelt mich wie einen ausgestoßenen Hund, der kein neues Zuhause finden darf, der ewig durch die dunklen Wälder irren muss und irgendwann zusammensacken wird unter dem ganzen Gewicht, das man ihm aufgehalst hat.
Es war ein Samstag, denke ich doch, als ich anfing, mir selber gegen den Kopf zu klopfen. Es tat am Anfang unfassbar weh, es war so schmerzhaft, dass ich immer wieder aufhören musste und immer wieder von vorne anfing. Stell dir vor, da ist ein Schmerz, der dich nicht loslassen will, der weder schlimmer noch besser wird. Der einfach konstant gleich weh tut und an den man sich auch nicht gewöhnen kann.
Nun? Stellst du es dir vor?
Und irgendwann machte mich der Schmerz geil, es tat gut, nicht mehr das Klopfen von den Wänden hören zu müssen, sondern ganz alleine mein eigenes festes Schlagen.
Ja, es war wunderschön, diesen Schmerz zu spüren. Mein Kopf begann nicht mehr aufzuhören, weh zu tun und gleichzeitig fühlte ich mich großartig. Ich hatte sie überlistet. Die Ärzte, Eltern und Freunde... alle diese Menschen, die mir nicht glauben wollten, dass es sich heilen lässt.
Ich war zwar immer noch genauso alleine, aber ich hatte mich gefunden und es war so gut, zu wissen, dass ich in meinem grenzenlosen Verstehen ein Heilmittel gefunden hatte.
Du wirst dir denken, dass sich nichts geändert hat, aber so ist es nicht. Ab da war ich selber schuld für die Qualen und suchte nicht immer nach Monstern, die sich vielleicht in den Wänden versteckt hielten, sich in die Zwischenräume eingegraben hatten und mich aus feinen Ritzen auslachten.
Ich konnte sie auslachen, mich freuen, es geschafft zu haben, sie zu besiegen. Am liebsten schlug ich mich mit der geballten Faust, genau auf die Stirn. Man spürte richtig, wie die Schädelknochen belastet wurden. Und ich bin mir sicher, dass ich mir schon etwas gebrochen hatte.
Da war eines nachts dieses kurze Brechen und plötzlich war mir bewusst, dass nicht mehr alles stimmen konnte. Ich lief zum Spiegel und sah mit geifernder Befriedigung, dass mein Kopf schief war, er hatte sich verbogen. Und ich konnte nur lächeln, weil ich das alles alleine geschafft hatte.

Warum ich jetzt nicht mehr gegen meinen Kopf schlage?
Sie haben mir meine Arme abgeschnitten.
Sie kamen aus der Wand und sie waren nicht einmal so groß wie ein Kleinkind. Sie lächelten. Und sie hoben ihre Arme, wie zum Gruß.
Ich habe sie nur verständnislos angesehen und wollte etwas sagen, aber da waren keine Worte, die ich hätte sagen können.
“Wieso tust du uns das an?”, sagte einer.
Sie kamen auf mich zu und rissen mich um. Sie waren stark und ich konnte mich nicht wehren, weil ich schon mein ganzes Leben schwach gewesen war. Ihre Hände waren wie Hammer gewunden und schlugen auch so auf mich ein. Die Haut war irgendwie papierartig, aber ein Papier von solch schlechter Qualität, dass Tinte darauf verlaufen würde. Sie hatten keine Ohren und ich wusste sofort, dass es ihre einzige Lebensaufgabe war, mich für alle Zeiten zu quälen. Mir immer wieder, jede Stunde, die ich in diesem Wahnsinn lebe, zu zeigen, dass ich nur da war, um sie glücklich zu machen.
Ich wollte schreien, aber ich heulte wieder nur über mein grauenhaftes Unglück. Ein einzelner trug einen seltsamen Anzug und hatte statt eines Hammers eine rostige Schere. Sie war stumpf, was diese Kreaturen aber nicht davon abhielt, sie genau unter meinem Oberarmgelenk anzusetzen und zu drücken. Ich weiß gar nicht, ob Blut floss, ich hörte sie nur lachen und sah, wie sie mit ihren Fingern auf mich zeigten, als sei ich ein Komiker, der sie unterhalten will. In ihren Augen sah ich Gier, wie bei einem hungrigen Raubtier.
Es dauerte lange, sehr lange, bis der mit der Schere endlich meine Hände abgetrennt hatte. Ich weiß nicht, wie oft er ansetzen musste, um den finalen Schnitt tätigen zu können.
Die Qualen, die sie mir zufügten, waren schnell vergessen, als das Klopfen wieder anfing. Und es war grauenhafter und zermürbender, als je zuvor. Manchmal ballten sie ihre Fäuste und schlugen geradezu gegen die weiße Wand, die ich seitdem Tag und Nacht gezwungen bin, anzustarren. Die Tapete ist an manchen Stellen unregelmäßig und brüchig und wenn ich ganz genau hinsehe, dann kann ich manchmal ein Beinpaar durch eine besonders durchsichtige Stelle huschen sehen.
Manchmal weine ich und manchmal kreische ich um Hilfe, aber ich bezweifle, dass mich hier jemand hören wird. Wie sollte mich auch jemand wahrnehmen können, wenn dieses Klopfen alles ist, was es zu hören gibt?

Marburg, 7.11.2005

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Noe... äh, sailor.


Resteauflauf:

Manchmal erdrückt mich die Einsamkeit so sehr, dass ich auf jede Kleinigkeit überreagiere. Seichte Schatten ziehen über die Wände meiner Wohnung und ich erschrecke so sehr, dass ich fast hinfalle.
1. WW
2. »dass ich fast hinfalle« finde ich etwas unspektakulär
3. was sind denn bitte seichte Schatten? Streichenswürdig.

Wie der Sonnenschein, der mich jeden Morgen weckt. Genauso ist es.
Naja, nur eben viel schlimmer. :D

Aber ich höre es jede Nacht, die ich hier verbringe und es nicht lustig
es ist nicht lustig

aah, sorry, enter gedrückt! ich editiere gerade! heute reichts mir langsam echt ... grml ...

wird forgesetzt

so. Edit:

Manchmal ist es ein Trommelfeuer, dass so laut ist
das

, höre das Klopfen aber immer noch und das schlimmste ist
das Schlimmste
die Ärzte hatten nicht recht.
Recht

aber so ist es einfach nicht
entweder: aber so einfach ist es nicht.
oder: aber so ist es nicht. (denn wenn du letzteres damit sagen wollen würdest, wäre das einfach überflüssig)

Es kommt nicht aus meinem Kopf... glaubt mir doch bitte.
Das gefällt mir!

Stell dir vor, da ist ein Schmerz, der dich nicht loslassen will, der weder schlimmer noch besser wird. Der einfach konstant gleich weh tut und an den man sich auch nicht gewöhnen kann.
Wenn du schon den Leser ansprichst, darf hier ruhig noch mehr rein. Z. B.:
Nun? Stellst du es dir vor?
oder bloß: Stells dir einfach vor. Gut.
So in der Art

Und ich konnte nur lachen, weil ich das alles alleine geschafft hatte
Ein Lächeln wär hier viel dezenter und trotzdem eindringlicher. :)

Warum ich jetzt nicht mehr gegen meinen Kopf schlage?
Ganz einfach, sie haben mir meine Arme abgeschnitten.
streichen

Die Qualen, die sie mir zufügten, waren schnell wieder vergessen, als das Klopfen wieder anfing.
streichen

Wie sollte mich auch jemand wahrnehmen können, wenn dieses Klopfen alles ist, was es zu hören gibt?
Sehr schön!


Jo, die Geschichte gefällt mir noch immer. Stilistisch ist sie recht gut, aber das kannst du besser, das weiß ich, und ich werd dich auch noch dazu bringen, dass du dich auf deinen Hosenbo.... oh, sorry, die Glucke bricht durch, ich hör schon auf.
Was ich damit sagen möchte: Es gibt einige unsaubere Formulierungen und Wortwiederholungen, die zu »beseitigen« du eigentlich selbst in der Lage gewesen wärest. ;)
Schließlich gefällt mir ja auch einiges sehr gut (wie oben teilweise erwähnt) und der Aufbau ist ebenfalls passend.

Ach, jetzt hör ich aber auf,


Tamira

 

Hi Starsailer,

also, irgendwie habe ich den Eindruck, die Geschichte schon mal gelesen zu haben. Nein, bin mir ganz sicher. :cool:

Ein armer Kerl, dieser Noel ( der Name gefällt mir sehr gut :) )

Ich glaube mein Komm, ist der gleiche wie schon einmal: Warum ist Noel nicht mit dem Kopf gegen die Wand gelaufen? Doch dann hätten die Wesen seine Beine amputiert :hmm: Eine ausweglose Situation für Noel?

Einige Formulierungen in deiner KG, sind etwas ungelenk. Aber das wird Tami dir schon aufführen.

Ich bin mir nicht sicher, ob mir die Geschichte gefallen hat. Sie ist so Hoffnungslos. Natürlich ist es Horror, was dein Prot erlebt. Wobei ich einen jungen Mann vor mir sehe, dessen Psyche so kaputt ist, dass man ihm nicht mehr helfen kann. Oder will?
Seelenzerstörung. Es ist das grausamste was ich mir vorstellen kann.

lieben Gruß, coleratio

 

Moin Ike!

Kommt mir ziemlich bekannt vor deine Geschichte. Die Überarbeitung hat ihr gut getan, der Stil wirkt ausgefeilter. Fast so, als hättest du dir mal wirklich Mühe gegeben.
Trotzdem oder vielleicht auch gerade deshalb gibt es natürlich was zu meckern.

Seichte Schatten ziehen über die Wände meiner Wohnung und ich erschrecke so sehr, dass ich fast hinfalle.
Seichte Schatten? Wenn du die Alliteration unbedingt erhalten willst, dann würde ich für "sanfte Schatten" plädieren, auch wenn sich diese Alternative ebenfalls etwas komisch liest.
Und am Ende bemerke mit Schrecken, dass es mein eigener ist.
Am Ende von was?
Vorschlag: Nur um später mit Schrecken zu bemerken, dass es mein eigener ist.
Manchmal ist es ein Trommelfeuer, dass so laut ist, dass ich nicht weiß, mit welchem grausamen Instrument man einen so lauten Ton überhaupt erschaffen kann.
Vorschlag:... mit welchem Instrument man so einen Ton überhaupt erzeugen kann.
Mein Lachen über ihre Dummheit füllte so manche Nacht die Gänge.
Gefällt mir richtig gut.
Mein Kopf begann nicht mehr aufzuhören, weh zu tun und gleichzeitig fühlte ich mich großartig.
Gefällt mir hingegen überhaupt nicht, allein wegen des "begann nicht mehr aufzuhören".

Ja, die kleinen Männer in den Wänden. Du hast also auch so eine hellhörige Wohnung, Ike?
Mit der Idee hast du ziemlich genau meinen Geschmack getroffen. Gefällt mir.

Jorgo

 

Holla,

@Tamira:

Stilistisch ist sie recht gut, aber das kannst du besser, das weiß ich, und ich werd dich auch noch dazu bringen, dass du dich auf deinen Hosenbo.... oh, sorry, die Glucke bricht durch, ich hör schon auf.
hehe, bitte nicht schlagen... :D

Es gibt einige unsaubere Formulierungen und Wortwiederholungen, die zu »beseitigen« du eigentlich selbst in der Lage gewesen wärest.
Ja stimmt schon... *däumchendreh* aber irgendwie seh ich die nie.

Vielen dank fürs fehlerraussuchen...

@Coleratio:

Ein armer Kerl, dieser Noel ( der Name gefällt mir sehr gut )
Noel, wersn das? :D

Ach, danke für deinen schönen Kommentar...

@Don:

Die Überarbeitung hat ihr gut getan, der Stil wirkt ausgefeilter. Fast so, als hättest du dir mal wirklich Mühe gegeben.
Das hört man gerne, ich war mir sicher, die Überarbeitung würde man gar nich bemerken.

Mit der Idee hast du ziemlich genau meinen Geschmack getroffen. Gefällt mir.
fein! :) Aber deinen Geschmack zu treffen, glaube ich, fällt mir eh leicht.

Vielen dank euch drei fürs lesen und kommentieren. Fehler werd ich so schnell wie möglich beseitigen.

Grüße
Ike

 

Hi Starsailor,

schön, dass der Text wieder hier steht, ich hatte ihn vermisst. Beim Lesen kam mir die überarbeitete Version zwar runder vor, aber der Charme der alten Geschichte fehlte. Irgendwie kam mir die Überarbeitung viel düsterer als die Ursprungsversion vor, beim letzten Mal war mein Grinsen nicht mehr wegzubringen ...

Ich lief zum Spiegel und sah mit geifernder Befriedigung, das mein Kopf schief war, er hatte sich verbogen. Und ich konnte nur lächeln, weil ich das alles alleine geschafft hatte.
Immer noch meine Lieblingsstelle, obwohl sie mir auch etwas fremd vorkommt. Wurde die auch umgeschrieben?

Liebe Grüße
131aine

 

Juppi!!!! Sie ist wieder da!

Ja, sicherlich erinnerst du dich, dass ich damals derart begeistert war, dass ich sie gar empfahl.
Inwieweit sich diese hier von der Ursprungsversion unterscheidet, weiß ich leider nicht mehr, doch muss ich mich hier Blaine anschließen, dass die charmante "Schnoddrigkeit" hier nicht mehr so doll vorhanden ist.
Damals war es grottenschwarzer Humor, bei welchem einem das Lachen im Halse stecken blieb.
Okay, eine Szene ist ja immer noch da:

Am liebsten schlug ich mich mit der geballten Faust, genau auf die Stirn. Man spürte richtig, wie die Schädelknochen belastet wurden. Und ich bin mir sicher, dass ich mir schon etwas gebrochen hatte.
:lol: und:
Warum ich jetzt nicht mehr gegen meinen Kopf schlage?
Sie haben mir meine Arme abgeschnitten.
Ups, sind ja zwei. :shy:

Diese Version ist düsterer, bedrückender. Ausweglos, wie coleratio so schön bemerkte.
Sie gefällt mir ebenfalls, nur möchte ich fast behaupten, dass man die beiden Geschichten nicht vergleichen kann.

Gruß! Salem

 

Oha, Fanpost :D

@Blaine:
schön, dass der Text wieder hier steht, ich hatte ihn vermisst
wenn ich ganz ehrlich bin, hab ich ihn auch nur wegen dir reingestellt. Wie du immer meintest, die Geschichte sei so cool gewesen... das hat mich, glaube ich dazu bewegt, mir das Teil nochmal anzuguckn.

Beim Lesen kam mir die überarbeitete Version zwar runder vor, aber der Charme der alten Geschichte fehlte.
Ja damals schrieb ich den Text ohne weiteres Nachdenken. Hackte ihn geradezu hinein, diesmal hatte ich das Grundgerüst ja schon, habe sozusagen nur gespachtelt.

@Salem:
Ja, sicherlich erinnerst du dich, dass ich damals derart begeistert war, dass ich sie gar empfahl.
Mensch, wie gerne hab ich deinen Kommentar damals durchgelesen. Immer und immer wieder... das stimmt echt :D

Schön, dass euch die Geschichte immernoch gefallen konnte, auch wenn das Noelhafte scheinbar ein wenig abhanden gekommen ist. Ich wollte die Geschichte aber noch alptraumhafter und unwirklicher gestalten. Das Vorliegende ist eben dabei herausgekommen.
Zudem hab ich viele Anreden herausgestrichen, die mir irgendwie fast sketchhaft vorkamen. Noch sind welche drin, die ich vermutlich auch rausnehme. Mal schaun...
Danke auch euch beiden fürs lesen und kommentieren.

sTarsailor

 

Hallo Noäh... Starsailor!

Und dann, als ich mich wieder aufrichte, bemerke mit Schrecken, dass es mein eigener ist.
Hier fehlt irgendwo ein ich. Ehrlich.

Auch, wenn ich meine Haare ausreiße und sie einzeln vor mir aus den Tisch lege
Jetz' aber mal die Karten aus dem Tisch, Freunde! ;)

Ich lief zum Spiegel und sah mit geifernder Befriedigung, das mein Kopf schief war
dass

Ein einzelner trug einen seltsamen Anzug und hatte statt einem Hammer eine rostige Schere.
If I had a hammer... eines Hammers - oder?

Scheint ja wirklich schrecklich zu sein, in diesem Marburg. :p

Ich lese hier selten. Oder das erste Mal? Ich weiß es nicht. Deine KG hat jedoch etwas ziemlich beklemmendes an sich. Tja, meine Kompetenz reicht leider nicht zu mehr Kritik.


LG
flash

 
Zuletzt bearbeitet:

Holla flashbak,
hehe, du hattest es ja schon angekündigt, hätt aber irgendwie nicht gedacht, dass dus echt machst. :D

Scheint ja wirklich schrecklich zu sein, in diesem Marburg. :p
Nö, die Stadt rockt. Wenns mit dem Nachbarn aber nicht klappt, muß man rabiat werden.

Deine KG hat jedoch etwas ziemlich beklemmendes an sich.
also ich denke, sowas liest jeder Horrorautor sehr gerne.

Auf jeden Fall danke fürs lesen. Fühl mich auch total geschmeichelt, dass du wegen mir den Ausflug ins Land der Schrecken, Alpträume und Monster gemacht hast.

Starsailor

Edit: Ich glaube, dies ist übrigens die lustigste Kritik, die ich bisher bekommen habe.

 

Hallo Sternensegler!

Mir hat Deine Geschichte auch sehr gut gefallen. :) Schön, wie Du das Grauen immer weiter steigerst. Überhaupt mag ich Horrorgeschichten, die mehr auf der psychologischen Ebene wirken, als durch ekelerregende Blutspritzszenarien mit schleimigen Monstern. Was auch immer das für seltsame kleine Wesen sind, die den armen Noel so zugerichtet haben, es ist weniger das Abschneiden der Arme etc., also die Brutalität an sich, was Du als Horror darstellst, sondern das Schockierende ist eigentlich die Vorstellung des Ausgeliefertseins, er sich nicht selbst befreien kann und ihn auch niemand finden wird. Da kann man auch gut psychologisch ein bisschen heruminterpretieren, und das macht die Geschichte gerade so richtig interessant. :)

Stilistisch solltest Du aber noch einmal ein bisschen feilen, da sind zum Beispiel für meinen Geschmack viel zu viele dass drinnen. Davon könntest Du ruhig noch ein paar eliminieren, ein paar Vorschläge dazu findest Du unten – es besteht natürlich keine Abnahmeverpflichtung. ;)

Also der Reihe nach:

»Manchmal erdrückt mich die Einsamkeit, dass ich auf jede Kleinigkeit überreagiere.«
– Vorschlag: … Einsamkeit. Dann reagiere ich auf jede Kleinigkeit über.

»Schatten ziehen über die Wände meiner Wohnung und ich erschrecke so sehr, dass ich mich übergeben muss und mir die Spucke aus dem Mund herunterläuft.«
– würde das überhaupt umdrehen, da er ja zuerst erschrickt und erst dann die Schatten so richtig wahrnimmt (würde er sich erst bewußt werden »aha, da ziehen Schatten über meine Wände«, müßte er sich nicht mehr erschrecken; man erschrickt meistens, weil da etwas ist, das bedrohlich wirkt). Zum Beispiel: Der Schreck fährt mir in die Glieder, Schatten ziehen über die Wände meiner Wohnung. Ich muss mich übergeben, die Spucke läuft aus meinem Mund. Zumindest würde ich »herunter« streichen. Aber eigentlich reicht es, wenn er sich übergeben muss, der Spucke-Satz wäre also entbehrlich.

»Und dann, als ich mich wieder aufrichte, bemerke ich mit Schrecken, dass es mein eigener ist.«
– Vorschlag: bemerke ich mit Schrecken: Es ist mein eigener.

»es ist die größte Qual, die ich in meinem Leben durchstehen muss.«
– man weiß ja zum Glück nie, was noch auf einen zukommt, daher: die ich in meinem Leben bisher durchstehen musste.

»Aber ich höre es jede Nacht, die ich hier verbringe und es ist nicht lustig,«
– verbringe, und

»Manchmal ist es ein Trommelfeuer, das so laut ist, dass ich nicht weiß, mit welchem grausamen Instrument man so einen Ton überhaupt erzeugen kann.«
– ein passender, für den Leser vorstellbarer Vergleich wäre irgendwie schöner, als dieses »dass ich nicht weiß, …«, dann könnte aus dem »dass« ganz schnell z.B. ein »als würde« werden.

»Es klingt irgendwie höflich, als würde ein netter Mann mit Hut um Einlass bitten wollten

»Guten Tag... ich bin wieder da...«
– rein theoretisch gehören Leertasten vor die drei Punkte

»Auch, wenn ich meine Haare ausreiße und sie einzeln vor mir auf den Tisch lege, ändert das nichts an dem.«
– würde das »Auch« durch »Selbst« ersetzen und statt »an dem« »daran« schreiben.

»Und ich kann sie vibrieren spüren, ich kann das Klopfen fühlen, wie sich die Wand leicht bewegt. Und das sind keine heiseren Geister,«
– das zweite »Und« würde ich streichen

»und nicht wissen, dass sie das sein lassen sollen. Es ist ja nicht so, als würde ich mir nicht wünschen, dass das alles Einbildung ist.«
– den zweiten Satz würde ich anders ausdrücken, zumal Du theoretisch eigentlich statt »als« ein drittes »dass« bräuchtest. Wenn Du es zum Beispiel positiv statt negativ formulierst: Ich wäre froh/überglücklich, wenn alles bloß Einbildung wäre!

»Es ist wirklich die Wand, von der das Klopfen kommt und zwar jede Wand auf dieser verdammten Erde behandelt mich gleich, behandelt mich wie einen ausgestoßenen Hund, der kein neues Zuhause finden darf, der ewig durch die dunklen Wälder irren muss und irgendwann zusammensacken wird unter dem ganzen Gewicht, das man ihm aufgehalst hat.«
– hmm, statt diesem sich etwas ziehenden Vergleich fände ich es fast besser, zu erzählen, wie er zu der Behauptung kommt, daß jede Wand ihn gleich behandelt. Also, ich meine sowas in der Richtung: Egal, wie viele Kilometer ich fliege, ob ich in Hotels oder auf einem Campingplatz übernachte, immer kommt dieses Klopfen mit. Sogar, als ich in Afrika in einer Strohhütte übernachtet habe, war es da. Ich fühle mich wie ein ausgestoßener Hund, …
– nach nochmaligem Durchlesen: Daß Du vorher von »die Wand« sprichst, irritiert ein wenig, weil man da meint, es bezöge sich auf eine ganz bestimmte Wand.

»Es war ein Samstag, denke ich doch, dass ich anfing, mir selber gegen den Kopf zu klopfen.«
– denke ich, als ich anfing, …
– »mir selbst« wäre schöner als »mir selber«

»Es tat am Anfang unfassbar weh, es war so schmerzhaft, dass ich immer wieder aufhören musste«
– naja, da kannst Du das dass ja mal drin lassen…

»und immer wieder von vorne anfing.«
– …als wäre ich danach süchtig (nur so eine Idee…)

»Stell dir vor, da ist ein Schmerz, der dich nicht loslassen will, der weder schlimmer noch besser wird. Der einfach konstant gleich weh tut und an den man sich auch nicht gewöhnen kann.«
– da Du am Anfang des Satzes »mir« und »dich« schreibst, solltest Du das auch am Ende tun: an den du dich nicht gewöhnen kannst. (Das »auch« würde ich streichen.)

»Mein Kopf begann nicht mehr aufzuhören, weh zu tun und gleichzeitig«
– ähm: Mein Kopf hörte nicht mehr auf, weh zu tun, und

»alle diese Menschen, die mir nicht glauben wollten, dass es sich heilen lässt.«
– ohne dass z.B.: die nicht an die Möglichkeit einer Heilung glauben wollten.

»aber ich hatte mich gefunden und es war so gut, zu wissen, dass ich in meinem grenzenlosen Verstehen ein Heilmittel gefunden hatte.«
– hier wiederholt sich »hatte gefunden«, Vorschlag: aber ich hatte nicht nur mich gefunden, sondern in meinem grenzenlosen Verstehen auch ein Heilmittel. Das zu wissen, war gut.

»Du wirst dir denken, dass sich nichts geändert hat, aber so ist es nicht.«
– Du wirst dir denken, es hätte sich nichts geändert, doch so ist es nicht. (»aber« wiederholt sich.)

»Ab da war ich selber schuld für die Qualen«
– selbst schuld an den Qualen

»Am liebsten schlug ich mich mit der geballten Faust, genau auf die Stirn. Man spürte richtig,«
– schlug ich mir mit der geballten Faust genau auf die Stirn (ohne Beistrich/Komma nach »Faust«)
Ich spürte richtig, …

»Und ich bin mir sicher, dass ich mir schon etwas gebrochen hatte.«
– ohne dass: Sicher hatte ich mir schon etwas gebrochen.

»Da war eines nachts dieses kurze Brechen und plötzlich war mir bewusst, dass nicht mehr alles stimmen konnte.«
– eines Nachts
– Vorschlag: und plötzlich wusste ich, es konnte nicht mehr alles stimmen.

»Warum ich jetzt nicht mehr gegen meinen Kopf schlage?«
– Es kommt nur ganz selten vor, daß mich so eine Leseranrede nicht stört – aber hier paßt sie perfekt! :)

»sie waren nicht einmal so groß wie ein Kleinkind.«
– Mehrzahl: wie Kleinkinder

»“Wieso tust du uns das an?”, sagte einer.«
– fragte einer.

»dass Tinte darauf zu Gekritzel verlaufen würde. Sie hatten keine Ohren und ich wusste sofort, dass es ihre einzige Lebensaufgabe war, mich für alle Zeiten zu quälen.«
– Vorschlag: wusste sofort: Ihre einzige Lebensaufgabe war, mich …

»Ein einzelner trug einen seltsamen Anzug«
Einzelner

»und hatte statt eines Hammers eine rostige Schere. Sie war stumpf, was diese Kreaturen aber nicht davon abhielt, sie genau unter meinem Oberarmgelenk anzusetzen und zu drücken.«
– also das halte ich für ziemlich unglaubwürdig, mit einer Schere… :hmm: Ich würde da mindestens einen Fuchsschwanz nehmen, der kann ja auch rostig sein. Oder so eine große, ich glaub Bogensäge heißen die – die müßten die kleinen Wesen natürlich zu zweit tragen. ;-) Oder ich würde zumindest nicht von Schnitten (»um den finalen Schnitt tätigen zu können«) reden, sondern eher von einem Durchstechen. Aber wirklich Erfahrung hab ich im Armabtrennen auch nicht… :D

»als sei ich ein Komiker, der sie unterhalten will.«
– unterhalten wollte.

»In ihren Augen sah ich Gier, wie bei einem hungrigen Raubtier.«
– würde hinten auch die Mehrzahl nehmen: wie bei hungrigen Raubtieren.


Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo Starsailor,


Zitat: Schatten ziehen über die Wände meiner Wohnung und ich erschrecke so sehr, dass ich mich übergeben muss und mir die Spucke aus dem Mund herunterläuft.

wenn schon: aus dem Mund herausläuft
noch besser: aus dem Mund tropft

Zitat: Es klingt irgendwie höflich, als würde ein netter Mann mit Hut um Einlass bitten wollten.

wollten streichen

Zitat: Auch, wenn ich meine Haare ausreiße und sie einzeln vor mir auf den Tisch lege, ändert das nichts an dem.

was? an der Tatsache (z.B.)

Zitat: dass sie das sein lassen sollen. Es ist ja nicht so, als würde ich mir nicht wünschen, dass das alles Einbildung ist.

4 X das (bzw. dass)

Zitat: Es war ein Samstag, denke ich doch, dass ich anfing, mir selber gegen den Kopf zu klopfen.

vielleicht: glaube ich, als ich anfing, mir...

Zitat: , dass Tinte darauf zu Gekritzel verlaufen würde.

streiche: Gekritzel


Fazit: Die Story ist einigermaßen unterhaltsam geschrieben.

 

Hy Ike!

Mir hat die Urprungsversion gefallen & diese hier gefällt mir auch. Vielleicht sogar noch besser, weil der schnoddrige Stil weniger gebraucht ist.

Die Haut war irgendwie papierartig, aber ein Papier von solch schlechter Qualität, dass Tinte darauf zu Gekritzel verlaufen würde.

Hm, unstimmig der Satz. Vielleicht: "Die Haut war wie dünnes Pergament... (...)"

Kleine Männchen, die aus Wänden kommen... naaaja. Den ersten Teil der Geschichte, wo es primär ums Klopfen geht, den hab ich lieber gelesen.

miau!
Thorn

 

Hallihallo ihr alle.

@HÄferl:

Mir hat Deine Geschichte auch sehr gut gefallen. Schön, wie Du das Grauen immer weiter steigerst.
Jeppieee, danke!!!

Überhaupt mag ich Horrorgeschichten, die mehr auf der psychologischen Ebene wirken, als durch ekelerregende Blutspritzszenarien mit schleimigen Monstern.
Nun, ich mag solche Geschichten eigentlich schon... :)

Stilistisch solltest Du aber noch einmal ein bisschen feilen, da sind zum Beispiel für meinen Geschmack viel zu viele dass drinnen. Davon könntest Du ruhig noch ein paar eliminieren, ein paar Vorschläge dazu findest Du unten – es besteht natürlich keine Abnahmeverpflichtung.
Bin da echt total schwach drin, geb ich gerne zu. Hab ich mir damals wohl im Lateinunterricht angewohnt, diese Sätze zu bilden, weil die da echt oft vorkamen. Aber gut, ich will lernen, und versuchen mich zu bessern.

@Andre:

Die Story ist einigermaßen unterhaltsam geschrieben.
Danke... sollte ja auch nicht unterhaltsam, sondern grauenhaft sein, den Leser schocken, nicht erfreuen. ;)

@Thorn:

Mir hat die Urprungsversion gefallen & diese hier gefällt mir auch. Vielleicht sogar noch besser, weil der schnoddrige Stil weniger gebraucht ist.
Super, freut mich zu hören, da ich die überarbeitete Version auch lieber habe, sonst hätt ich sie wohl auch nicht reingestellt, und zudem wollte ich dem Noel ein kleines Denkmal setzen.

Den ersten Teil der Geschichte, wo es primär ums Klopfen geht, den hab ich lieber gelesen.
Gibt es die Männchen echt? Sind sie nicht vielleicht nur die Fortsetzung seines Wahns? Oder nur seine eigene Erklärung für das Klopfen? Eigentlich sollte die Geschichte ein Teil sein, daran werde ich wohl noch arbeiten!


Vielen dank für das Lesen, Fehlerraussuchen und Kommentieren.

Eike :)

 

Ich auch, Ich auch

Hallo Eike

Ich habs zwar nicht so mit Horror und Grusel, aber diese Geschichte könnte mich doch glatt vom Gegenteil überzeugen. Ich hab dir ja schon oft erklärt, das ich deinen Schreibstil sehr schön finde, was mir hier besonders gefällt, sind die Vergleiche - sind einige sehr schöne dabei -. Ich finde es schön, was du aus dem Plot gemacht hast und wie du Paranoia deines Prots rüber bringst.

Da klingt viel Eike durch die Zeilen.
Im Gegensatz zu sonst, hab ich mal nichts zu meckern. :thumbsup:

Liebe Grüße, Ph:) enix

 

Hey Phoenix,

diese Geschichte könnte mich doch glatt vom Gegenteil überzeugen.
Juheißa.

Ich finde es schön, was du aus dem Plot gemacht hast und wie du Paranoia deines Prots rüber bringst.
Die Geschichte lebt eigentlich nur von dem selbstaufgebauten Wahnsinn

Da klingt viel Eike durch die Zeilen.
Oh, der Eike fängt aber nicht wie ein Instrument an zu erklingen, wenn man lang genug auf ihn draufhaut.

Danke fürs Lesen,
Sternensegler

 

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