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Novemberregen

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21.08.2014
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Novemberregen

Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, stand er an der Bushaltestelle. Die Linie 8 hatte mal wieder Verspätung und der Regen prasselte gnadenlos auf ihn ein. Mit seinen schwarzen Klamotten hob er sich nur wenig ab vom novembergrau, das ihn umgab.

„Mistwetter“, murmelte er vor sich hin, als ihn plötzlich laut kreischend jemand von der Seite anspringt. „Klaus! Hey, was machst du denn hier?“, fragte die junge Frau, die gerade dabei war ihn zu erwürgen. „Was soll das, verpiss dich!“, schrie er wütend und stieß sie energisch von sich. „Was ist denn mit dir los? Kennste mich nicht mehr Klaus Marbold? Ich bins, Samira.“, rief sie ihm furchtlos entgegen. Düster blickten seine Augen unter der Kapuze hervor und musterten die junge Frau. Sie war noch genauso schön wie damals. Sie trug einen roten Filzmantel mit kastanienfarbenen Lederknöpfen und zwei unzähmbare braune Locken hingen ihr ins Gesicht. Doch wie immer waren es ihre dunklen, geheimnisvollen Augen, die ihn in ihren Bann zogen. „Lass mich in Ruhe.“, sagte er leise zu ihr und drehte sich um.

Auf dem Signal neben der Bushaltestelle leuchtete in großen gelben Buchstaben der Hinweis auf „Linie 8 – cancelled“.

„Verdammt“, fluchte er vor sich hin. Jemand fasste ihn sanft am Arm und als er sich umdreht, blickte er wieder in diese unergründlichen Augen. „Hier kommen wir heut nicht mehr weg. Haste Lust auf ein Bier? Ich lade dich ein.“, sagte sie freundlich. Er wischte sich einen Regentropfen von der Nase, löste sich von ihrem Blick und ließ sie einfach stehen. „Ein Bier! Auf die alten Zeiten! Und dreh dich um, wenn ich mit dir rede.“, rief sie ihm entschlossen hinterher. Und tatsächlich blieb er stehen. Er war ihr schon damals nicht gewachsen, dieser Entschiedenheit, dieser Stärke und Hartnäckigkeit. Langsam drehte er sich um und blickte sie lange an. „Ein Bier!“, sagte er.
"Du stehst mitten in einer Pfütze!“, sagte sie lächelnd zu ihm, „Lass uns gehen, sonst bekommst du noch nasse Füße.“ Schweigend überquerten sie die Straße. „Wohin gehen wir?“, fragte Klaus mit misstrauischer Stimme. „Sind gleich da.“, antwortete Samira, „Nur noch um die nächste Ecke.“
Naja, immerhin würde er gleich im Trockenen sitzen. Die Nässe war nämlich bereits bis auf seine Haut durchgedrungen und ihm fröstelte. Vor einem kleinen Imbiss blieb sie stehen. Über dem Eingang stand in roten Buchstaben „ARIF DÖNER“.

„Hey, keine Angst.“, sagte sie, als sie seinen entsetzten Blick bemerkte. „Arif ist mein Bruder. Er macht den besten Dürüm auf dem Planeten. Die Spezialsoße ist der absolute Wahnsinn.“
„Sorry, aber ich kann nicht.“, antwortete er und wandte sich ab zum Gehen. Doch sie stellte sich vor ihn, schaute ihm tief in das hart gewordene Gesicht und erwiderte ruhig, „Ein Bier! Du hast es mir versprochen.“ Er atmete tief aus und nickte.

Im Inneren sah es aus, wie in einem typischen Dönerlader. Direkt vor ihnen befand sich der Tresen, in dessen Hintergrund zwei Spieße beständig ihre Runden drehten. Rechts in der Ecke gab es drei kleine Tische mit insgesamt sechs Stühlen. Der Raum war menschenleer. Aus einer Tür, die sich hinter dem Verkaufstisch befand, drangen Stimmen. Klaus ging zu einem der Tische, nahm seine Kapuze ab und zog die Jacke aus. Dann stellte er sich wieder neben Samira, die an der Theke gewartet hatte.
„Oh mein Gott!“, rief sie plötzlich erschrocken, „Wo sind deine Haare? Du hattest doch so schöne schwarze Locken.“ Etwas verdutzt schaute er sie an. Er hatte ganz vergessen, dass sie ihn so noch nie gesehen hatte. „Aber dein Kopf hat eine schöne ovale Form ohne Beulen und Dellen. Und außerdem wachsen Haare ja zum Glück wieder nach.“, betonte sie sofort mit einem kleinen Zwinkern.

Klaus konnte darauf nichts erwidern, denn im selben Moment, trat ein kräftiger Türke von durchschnittlicher Größe durch die Tür hinter dem Ladentisch. Samira stürmte sofort auf ihn zu. „Arif!“, rief sie und fiel ihm um den Hals, „Mensch, hab ich dich vermisst!“. Er versuchte sich aus der Umklammerung zu befreien, was ihm nur mit einiger Anstrengung gelang. „Man könnte denke, wir hätten uns Jahre nicht gesehen. Dabei war es doch erst vorgestern, als du das letzte Mal bei mir gegessen hast.“, sagte er etwas belustigt.
Dann fiel sein Blick auf Klaus und sein Gesicht verfinsterte sich. „Was will der denn hier?“, fragte Arif mit nun drohender Stimme.
Samira legt ihm beruhigend die Hand auf die Schulter und sagte,“Er ist ein alter Freund. Wir wollen nur zwei Bier und zwei der weltbesten Dürüm.“
Klaus bemerkte, dass die Drohung aus Arifs Blick verschwand. Doch mehr als geduldet war er hier nicht. „OK.“, sagte Arif und gab ihr zwei Bier, „Nehmt Platz. Das Essen kommt gleich.“

Klaus setzte sich mit dem Rücken zur Wand, so dass er Arif immer im Blick hatte. Samira, die ihm gegenüber Platz genommen hatte, hob ihre Becksflasche und sagt, „Auf die guten alten Zeiten!“.
„Prost!“, erwiderte Klaus und sie stießen an. „Weißt du eigentlich wie gern ich früher mit deinen Haaren gespielt habe.“, sagte sie nachdenklich. „Wir waren sechzehn. Menschen verändern sich.“, antwortete Klaus mürrisch.

„So, zweimal Dürüm.“, Arif stellte die beiden Teller auf den Tisch, „Lasst es euch schmecken.“. Dann ging er wieder hinter den Tresen.
„Na los, beiß schon rein! Ist echt der Wahnsinn!“, drängte ihn Samira. „Und wie findest du ihn?“ fragte sie nachdem er den ersten Bissen im Mund hatte. Klaus hob den Daumen zum Zeichen das es ihm schmeckte. „Ich muss erst mal für kleine Mädchen. Bin gleich wieder da.“, sagte sie und war blitzschnell um die nächste Ecke verschwunden.
Er aß weiter und bemerkte, dass Arif ihn musterte. Er schaute zum Tresen hinüber und sah ihn lächeln. „Na schmeckt‘s? Das Fleisch ist von einem echten deutschen Rindvieh.“, sagte er mit einem breiten provokanten Grinsen. Klaus erhob sich, warf Arif einen düsteren Blick zu, ging um den halben Tisch herum und nahm auf Samiras Stuhl Platz. So hatte er wenigstens nicht ständig diesen feixenden Türken vor Augen.

Er nahm gerade einen großen Schluck von seinem Bier, als er unvermittelt zwei warme Hände spürte, die zärtlich seinen Kopf erforschten. „Fühlt sich komisch an.“, sagte Samira, die wie aus dem Nichts hinter ihm stand. „Hey, lass das.“, wehrte sich Klaus halbherzig. „Schon fertig.“, sagte sie lächelnd, nahm ihr Handy aus der Tasche und drückte auf den Auslöser.
Abrupt dreht er sich um und riss ihr das Smartphone aus der Hand. Auf dem Display erkannt er seinen kahlgeschorenen Hinterkopf, von dem ihm ein großes rotes Smiley anstrahlte.

Er packte sie unsanft am Arm. „Hast du noch alle Tassen im Schrank, du dämliche Fotze.“, schrie er sie mit hasserfüllten Augen an. „Lass meine Schwester los.“, rief Arif, der sich hinter dem Tresen bereits mit dem Dönermesser bewaffnet hatte.
„Beruhigt euch wieder Jungs.“, sagte Samira unerschrocken. Sie blickte sanft in das wütende Gesicht vor ihr. „Früher hättest du drüber gelacht.“
Klaus lockerte den Griff um ihren Arm und sagte mit leicht bebender Stimme, „Sieh zu, dass du den Scheiß wieder von meinem Schädel bekommst.“
„Entspann dich. Ist kein wasserfester Lippenstift.“, sagte sie und holte eine Packung Taschentücher aus ihrer Handtasche. Wenige Minuten später war das Gemälde wieder von seinem Kopf verschwunden. Zum Beweis machte sie noch ein Foto und zeigte es Klaus. Dieser nickte kurz, zog seine Kapuze über den Kopf und sagte, „Ich verpiss mich jetzt.“ Dann ging er durch die Tür hinaus in den Regen.

Er war noch keine fünf Meter gekommen, da wurde er erneut festgehalten. „Wir haben unser Bier noch immer nicht getrunken.“, sagte Samira, die in seinem Rücken stand. „Wir hatten einen schlechten Start. Aber einen Versuch musst du mir noch geben.“
„Was willst du von mir?“, fragte Klaus leicht genervt ohne sich umzudrehen. „Ich möchte nicht allein durch die Nacht ziehen. Es gibt gefährliche Ecken hier.“, antwortete sie. Früher hatte es immer funktioniert, wenn sie an seinen Beschützerinstinkt appellierte.
Sie spürte, wie er leicht in sich zusammensackte und stellte sich vor ihn. „Na los. Eine letzte Chance.“, ohne eine Antwort abzuwarten, nahm sie ihn an der Hand und zog ihn mit sich die Straße entlang.

Lange gingen Sie schweigend durch die Gassen des Viertels. In den Pfützen spiegelten sich die Lichter der Stadt. Sie bogen erst zweimal rechts ab, dann dreimal links bevor er irgendwann die Orientierung verlor. Vor einem alten Gebäude an dem der Zahn der Zeit schon deutliche Spuren hinterlassen hatte, blieben sie stehen. Aus dem Keller drangen dumpfe Töne auf die Straße hinaus. „Lass und rein gehen.“, sagte sie und drückte die schwere Holztür auf. Eine Wendeltreppe aus alten gemauerten Stufen führte sie tief ins Innere des Gebäudes. Am Ende der Treppe befand sich eine ziemlich marode Holztür die im Rhythmus der Musik vibrierte. Es war lediglich ein Knauf dran, so dass man sie von außen nicht öffnen konnte. Gerade als sie klopfen wollte, schwang die Tür auf und ein großer Schwarzer kam heraus. Mit einem breiten Lachen ging er an ihnen vorbei. Sie nutzten die Chance und schlüpften durch die Tür bevor diese wieder zu schlug.

Der Raum in dem sie standen, war vielleicht doppelt so groß wie Arifs Dönerladen. Schwaden von Zigarrenqualm durchzogen die Luft. Es wimmelte von Menschen, die sich unterhielten, rauchten und tranken oder zu kubanischen Klängen ihre Hüften bewegten. Trotz des schummrigen Lichts, erkannte Klaus sofort, dass der größte Teil Latinos und Schwarze waren. Er fühlte sich unwohl. Alle schienen ihn anzustarren, als er den Raum durchschritt.
Sie zogen Ihre Jacken aus, legten sie über die Barhocker und setzten sich. Samira bestellte zwei Kuba Libre. „Na, wie findest du den Laden?“, fragte sie. „Ist doch super hier“, beantwortete sie ihre Frage gleich selbst. „Weißt du noch, wie wir uns beim Salsakurs kennengelernt haben?“ fragte sie. Er nickte noch immer etwas beklommen. „War eine echt tolle Zeit. Und du warst mit Abstand der beste Tänzer in der Gruppe.“ Er musste lächeln, als er an damals dachte. Sein Hüftschwung war wirklich legendär und die Mädchen lagen ihm zu Füßen.

„Wir wär‘s? Wollen wir mal probieren, ob wir‘s noch drauf haben?“, fragte sie ihn. Dabei boxte sie ihn leicht gegen die Schulter und zwinkerte ihm verschwörerisch zu.
„Lieber nicht!“, sagte er, „Ich verletz mich sonst noch.“ Er wollte keine Aufmerksamkeit erregen.
Sie stand auf und begann sich im Takt zu bewegen. Erst noch etwas zurückhaltend, doch es dauerte nicht lange und ihre Schritte wurden selbstsicherer. Und kurze Zeit später tanzte sie vollkommen eins mit der Musik durch den Raum. Klaus beobachtete sie und er musste sich eingestehen, dass ihn der Rhythmus bereits gepackt hatte. Seine Füße begannen im Takt zu wippen und der Kuba-Libre tat sein Übriges.

Da kam Samira mit leichtem Schritt auf ihn zu. „Hey du Spaßbremse. Los jetzt, lass mich nicht solange alleine tanzen.“ Dann schnappte sie seine Hände und zog ihn auf die Tanzfläche. „Keine Angst! Ist wie Fahrradfahren. Das verlernste nicht.“, rief sie ihm aufmunternd entgegen. Und tatsächlich, nach anfänglichen Schwierigkeiten erinnerten sich seine Füße wieder an das Gelernte und seine Bewegungen wurden geschmeidiger. Wenig später hielt er Samira genauso fest wie früher und sie schwebten gemeinsam durch den Raum.

„Bin gleich wieder da.“, flüsterte sie ihm ins Ohr. Dann löste sie sich von ihm und verschwand in der Menge. Doch Klaus war so gefesselt von der Musik, dass er einfach weitermachte. Er konnte nicht aufhören zu tanzen. Die schwarzen Springerstiefel wirbelten nur so durch den Raum. Noch nie hatten sie sich so leicht angefühlt.

Dann wurde die Musik langsamer und zahlreiche Pärchen drängten sich auf die Tanzfläche. Samira fiel ihm wieder ein und er ging zurück an die Bar. Doch ihr Hocker war leer. Auch ihre Jacke war verschwunden. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und blickte sich im Raum um. Er konnte sie nicht finden.

Kurzerhand zog er seine Jacke an, leerte sein Glas und zwängte sich energisch durch die Massen.

Hart klangen seine Schritte auf der Wendeltreppe, die ihn wieder in den Novemberregen entließ.

 

Hallo Kellerassel,

ich hab deine Geschichte gern gelesen. Sie hat mich recht gut durchgezogen, auf der Suche nach ... nun ja, irgendwie etwas Erhellendem, nach einer Befriedigung meiner Neugier. Allerdings hast du mich mit deinem Schluss etwas im Regen stehen gelassen.


Den "Miesepeter" Klaus hast du ja recht subtil als das gezeichnet, was er wohl ... Allerdings hat sich mir das erst beim zweiten Mal lesen offenbart, wodurch auch die gewählten Locations ...
Ich denke, du weißt, was ich meine, ich möchte hier jedoch nicht zu sehr spoilern :Pfeif:


Hier noch ein paar allgemeine Auffälligkeiten:

Mit seinen schwarzen Klamotten hob er sich nur wenig ab vom novembergrau, das ihn umgab.
vom Novembergrau: Großschreibung


„Was soll das, verpiss dich!“
Ich würde die Aussage trennen: „Was soll das? Verpiss dich!“


Jemand fasste ihn sanft am Arm und als er sich umdreht[e], blickte er wieder in diese unergründlichen Augen.
Zeitfehler, wie mir scheint.


Die Nässe war nämlich bereits bis auf seine Haut durchgedrungen und ihm [ihn] fröstelte

Vor einem kleinen Imbiss blieb[en] sie stehen.
Es bleiben doch wohl beide stehen. Okay, kann auch für die führende Person gelten, aber mich hat's gestört.


Im Inneren [Innen] sah es aus, wie in einem typischen Dönerlader.
"Im Inneren" klingt für mich ein wenig pathologisch. In Bezug auf Räume scheint mir "innen" treffender zu sein.


Rechts in der Ecke gab es [standen] drei kleine Tische mit insgesamt sechs Stühlen.
"Es gibt etwas", das empfinde ich eher als ein Angebot (Es gibt heute Döner, es gibt auch Kuchen, ...) oder als eine allgemeingültige Feststellung (Es gibt Autos, es gibt Stühle, es gibt Tische, ...)


Klaus konnte darauf nichts erwidern, denn im selben Moment,[KEIN KOMMA] trat ein kräftiger Türke von ...

Samira legt[e] ihm beruhigend die Hand auf die Schulter und sagte,[: ]“Er ist ein alter Freund.
Zeitfehler und Doppelpunkt statt Komma und Leerzeichen vor dem Anführungszeichen.


Klaus bemerkte, dass die Drohung aus Arifs Blick verschwand.
"Die Drohung" ist mir hier etwas zu konkret. Eher ".. dass das Drohende ..." oder "... dass das Bedrohliche ..."


... hob ihre Becksflasche und sagt[e], ...
Hier kam ich ins Stolpern, musste gar einen Moment nachdenken "Becksflasche?" Für mich wäre es klarer als "... ihre Flasche Becks ..." oder zumindest "... ihre Becks-Flasche ..."
Und dann nochmal ein Zeitfehler.


„Und wie findest du ihn?“[KOMMA] fragte sie[KOMMA] nachdem er den ersten Bissen im Mund hatte. Klaus hob den Daumen zum Zeichen[KOMMA] das [dass] es ihm schmeckte.

Er aß weiter und bemerkte, dass Arif ihn musterte. Er schaute zum Tresen hinüber und sah ihn lächeln.
Das holpert jetzt unnötig. Vielleicht eher so:
"Er aß weiter und bemerkte, dass Arif ihn lächelnd musterte."
Um ihn zu bemerken musste er ja ohnehin schon zum Tresen rüber gesehen haben, denke ich mal.


Auf dem Display erkannt[e] er seinen kahlgeschorenen Hinterkopf,

Vor einem alten Gebäude[KOMMA] an dem der Zahn der Zeit schon deutliche Spuren hinterlassen hatte, blieben sie stehen.

„Lass und [uns] rein gehen.“

Eine Wendeltreppe aus alten gemauerten Stufen führte sie tief ins Innere des Gebäudes.
Okay! Hier passt's ohne dass sich mir pathologische Interpretationen aufdrängen ;)


Trotz des schummrigen Lichts,[KEIN KOMMA] erkannte Klaus sofort, dass der größte Teil Latinos und Schwarze waren.

„Hey du Spaßbremse. Los jetzt, lass mich nicht solange [so lange] alleine tanzen.“
Ich meine, hier müsste auseinander geschrieben werden. Aber da gibts hier bessere Experten!

Mal abgesehen von den hier angeführten Kleinigkeiten find ich die Geschichte ganz gut gelungen, obschon sie wirklich Aufmerksamkeit beim Lesen braucht. Vielleicht gar ein Prise zu viel.

Viele Grüße aus Niederbayern
oisisaus

 
Zuletzt bearbeitet:

Auch auf die Gefahr hin, dass es wieder in eine "Also ICH fand es verständlich!" - "Ich nicht!" Diskussion ausartet wie unter einer anderen Geschichte grade, muss ich sagen, dass ich die Hinweise in deiner Geschichte zwar subtil (da hat oisisaus absolut recht), aber ausreichend fand. Ich hätte deine Intention auch nicht sofort verstanden, die schwarzen Springerstiefel am Ende waren dann aber definitiv genug Information.

Das ist grundsätzlich ein spannendes Thema für eine Geschichte, kann allerdings auch nach hinten losgehen. Du hast aber meiner Meinung nach einen schlauen Zugang gewählt. Ich hätte es am Anfang nicht erwartet, aber deine Geschichte hat mich tatsächlich beschäftigt.
Zu Beginn hat mich die Unklarheit darüber, warum Klaus sich so entwickelt hat - obwohl er ja scheinbar früher eine sehr tiefe freundschaftliche (?) Beziehung zu Samira gehabt haben schien - etwas gestört.
Aber wahrscheinlich ist das die Art von Frage, die du in deinen Lesern auslösen willst.
Das gefällt mir eigentlich doch ganz gut.

Auch dein offenes Ende hat mir gut gefallen. Viele Erzähle würden vermutlich ein relativ deutliches "Happy End" wählen, à la "Prota erkennt, dass die Welt bunt einfach schöner ist" und so weiter und so fort. Ob sich Klaus nun ändert oder nicht, das lässt du unbeantwortet, aber trotzdem hinterlässt die Geschichte bei mir einen ziemlich tragischen Beigeschmack. Auf mich hat es so gewirkt, als hätte Samira Klaus "retten" können - aber ihn durch ihr (erneutes?) Verschwinden dazu verdammt, wieder in sein novembergraues Dasein zurückzukehren.
Du siehst, dein Text hat Wirkung bei mir erzielt.

Kritisch muss ich allerdings anmerken, dass manche deiner Dialoge für mich nicht authentisch klingen.
Gerade diese Zeile

„Man könnte denke, wir hätten uns Jahre nicht gesehen. Dabei war es doch erst vorgestern, als du das letzte Mal bei mir gegessen hast.“

klingt zum Beispiel ziemlich aufgesetzt und unnatürlich.
Und ja, der ein oder andere Fehler ist auch drin, siehe oisisaus.


So oder so, trotzdem eine gute Geschichte. Hat mir definitiv gefallen.

Gruß, Knoboter

 

Hi pillbug,

dieses Wiedersehen war etwas schwierig für Klaus. Er wollte ja seiner neuen Rolle gerecht werden, da passte eigentlich keine junge Türkin (mit der er auch noch einen Salsakurs gemacht hat) hinein.
Die Idee dahinter ist gut, die Umsetzung von dir sehr verbesserungswürdig.

Die Penetranz von Samira hat mich schon fast genervt. Was soll man denn mit so einem Muffel? Wieso bleibt sie so naiv dran? Will sie ihm letztendlich eins auswischen, als sie ihn dann am Ende alleine lässt?

Teilweise fand ich die Dialoge passend, teilweise völlig daneben. So hat sich bei mir auch kein rundes Bild für die Geschichte ergeben, zumal ich über so viele falsche wörtliche Reden und Kommafehler gestolpert bin. Da bitte noch einmal ernsthaft drübersehen und zur Not jemanden aus deinem Bekanntenkreis fragen, der Ahnung hat.

Mit seinen schwarzen Klamotten hob er sich nur wenig ab vom novembergrau, das ihn umgab.
Novembergrau

„Mistwetter“, murmelte er vor sich hin, als ihn plötzlich laut kreischend jemand von der Seite anspringt. „Klaus! Hey, was machst du denn hier?“, fragte die junge Frau, die gerade dabei war ihn zu erwürgen.
Fettmarkierte stellen finde ich zu übertrieben - ein Hund kann einem anspringen und das erwürgen ... also ich finde das slapstickmäßig.


„Was soll das, verpiss dich!“, schrie er wütend und stieß sie energisch von sich. „Was ist denn mit dir los? Kennste mich nicht mehr Klaus Marbold? Ich bins, Samira.“, rief sie ihm furchtlos entgegen.
Schau dir bitte mal die Regeln für wörtliche Rede an. Der Punkt nach Samira ist zuviel. Das gibts noch sehr oft in dem Text, bitte alle wörtlichen Reden danach abklappern.


Auf dem Signal neben der Bushaltestelle leuchtete in großen gelben Buchstaben der Hinweis auf „Linie 8 – cancelled“.
Gibt es einen Grund, wieso in Deutschland cancelled auf einem Signal stehen soll? Was ist ein Signal? Ein Display?

„Verdammt“, fluchte er vor sich hin. Jemand fasste ihn sanft am Arm und als er sich umdreht, ZEIT blickte er wieder in diese unergründlichen Augen.

Dann fiel sein Blick auf Klaus und sein Gesicht verfinsterte sich. „Was will der denn hier?“, fragte Arif mit nun drohender Stimme.
Spätestens hier wird klar, dass er zumindest optisch der rechten Szene zuzuordnen ist.


Er packte sie unsanft am Arm. „Hast du noch alle Tassen im Schrank, du dämliche Fotze.“, schrie er sie mit hasserfüllten Augen an.
Also spätestens bei der Fotze hätte ich den Typen stehen gelassen. Bei aller Toleranz geht das zu weit.


„Was willst du von mir?“, fragte Klaus leicht genervt ohne sich umzudrehen. „Ich möchte nicht allein durch die Nacht ziehen. Es gibt gefährliche Ecken hier.“, antwortete sie. Früher hatte es immer funktioniert, wenn sie an seinen Beschützerinstinkt appellierte.
Das ist jetzt aber eine lasche Nummer von ihr. Es ist nicht nachvollziehbar, wieso er darauf eingeht.


Lange gingen Sie schweigend durch die Gassen des Viertels.
sie


Sie bogen erst zweimal rechts ab, dann dreimal links
das interessiert niemanden

Vor einem alten Gebäude KOMMA an dem der Zahn der Zeit schon deutliche Spuren hinterlassen hatte, blieben sie stehen.
Aus dem Keller drangen dumpfe Töne auf die Straße hinaus. „Lass und rein gehen.“,
reingehen


Am Ende der Treppe befand sich eine ziemlich marode Holztür KOMMA die im Rhythmus der Musik vibrierte.

Sie nutzten die Chance und schlüpften durch die Tür KOMMA bevor diese wieder zu schlug.

Lies doch mal die Sätze laut, dann müsste man schon fast hören, wo ein Komma hin sollte.

Der Raum KOMMA in dem sie standen, war vielleicht doppelt so groß wie Arifs Dönerladen.

Ich hör hier auf mit den vergessenen Kommata.

Sie zogen Ihre Jacken aus, legten sie über die Barhocker und setzten sich.

Samira bestellte zwei Kuba Libre.
Cuba Libre

Liebe Grüße
bernadette

 
Zuletzt bearbeitet:

Vielen Dank Oisisaus, Knoboter und Bernadette

für die Auseinandersetzung mit der Geschichte und die konstruktive Kritik. Ich ärgere mich ziemlich über die vielen vermeidbaren Fehler bei Kommasetzung, Zeit und wörtlicher Rede. Danke das ihr mich mit der Nase drauf gestoßen habt Oisisaus und Bernadette.
Sicher bin ich einer, der die Kommas eher nach Gefühl setzt, aber das hat mich hier ja vollkommen im Stich gelassen. Das sollte ich besser hinbekommen können.

Mit der wörtlichen Rede tu ich mich hin und wieder etwas schwer. Da braucht es sicher noch etwas Übung. Aber die Regeln lassen sich ja nachlesen, so dass die vielen Fehler vermeidbar waren.

Die Fehlerbeseitung wird schnellstmöglich erfolgen.

Jetzt mal kurz etwas zum Inhalt. Diese Geschichte ist eigentlich aus einer Wut heraus entstanden. Wut auf das, was da beispielsweise gerade in Leipzig abgeht. Meine erste Intention war es, eine Geschichte zu schreiben, in der ich mich etwas herablassend über die rechte Szene äußere. Die Smiley-Aktion und die tanzenden Springerstiefel waren da schon grundlegende Gedanken.
Dazu brauchte ich aber Samiras Hartnäckigkeit und Penetranz. Wie hätte ich Klaus sonst in diesem Milieu verweilen lassen können.
Ich geb zu an der einen oder anderen Stelle wirkt das etwas unglaubwürdig.

„Was willst du von mir?“, fragte Klaus leicht genervt ohne sich umzudrehen. „Ich möchte nicht allein durch die Nacht ziehen. Es gibt gefährliche Ecken hier.“, antwortete sie. Früher hatte es immer funktioniert, wenn sie an seinen Beschützerinstinkt appellierte.

Das ist jetzt aber eine lasche Nummer von ihr. Es ist nicht nachvollziehbar, wieso er darauf eingeht.

Muss ich dir Recht geben Bernadette. Vielleicht find ich da noch eine bessere Lösung.

Während des Schreibens bin ich dann aber davon abgekommen mich über Klaus lustig zu machen. Hab mich auch von verschiedenen Details verabschiedet, die mir noch im Kopf rumschwirrten.
Ich fand dann tatsächlich den Gedanken gut, dass Samira als eine Art Retterin fungieren könnte. Klaus sozusagen wieder auf den rechten Weg ;) führt. Ich wollte aber nicht so weit gehen und ein Happy End draus machen. Bis zu einem gewissen Punkt hat sie ihm gezeigt, dass das Leben vielleicht schöner und bunter ist, wenn man offener gegenüber fremden Kulturen ist. Den Rest des Weges soll er aber bitte schön allein gehen.

Außerdem finde ich, dass ein offenes Ende meist etwas mehr zum Nachdenken anregt. Hat ja zumindest bei Knoboter funktioniert.;)

Also vielen Dank noch mal.

Die Überarbeitung folgt prompt.

Grüße
Kellerassel

 

Hallo Kellerassel,

sicherlich ein wichtige Thema, das du hier anschneidest. Ich persönlich finde die Umsetzung allerdings etwas unglücklich.
Auf die guten alten Zeiten reicht mir einfach nicht. Das ist mir zu wenig, nichts, das ich mir vorstellen kann, da kein Bild geliefert wird. Für mich bräuchte es hier aber ein sehr klares Bild, denn damit steht und fällt hier jede Glaubwürdigkeit. Also ich mein, diese unbeherrschte Art vom Klaus auf der einen und diese ober-nervige Penetranz der Samira auf der anderen - das geht einfach nicht zusammen, mir fehlt da das Verbinddungsstück, welches ja nur in der Vergangenheit der beiden liegen kann. Und das verschweigst du.

Offenes Ende hin oder her, mir passiert das zu abrupt. Warum lässt sie ihn denn einfach so stehen? Das ist mir zu willkürlich. Einen kleinen Auslöser dürfte es nach dem ganzen (unverständlichen) Hickhack schon geben.

Ansonsten halte ich es für den richtigen Ansatz, dich da rauszuhalten als Autor und dich nicht lustig zu machen. Das geht meistens nach hinten los.

Ich bin gespannt, wie deine Überarbeitung aussehen wird

grüßlichst
weltenläufer

edit: Der Titel - bin ich da der einzige, der an Guns'n roses denken musste?

 

Sorry, ich weiß, das gehört sich nicht, an dieser Stelle nutzlose Kommentare auf Kommentare anderer abzugeben. Ihr könnt mich peitschen, beschimpfen, verachten, aber der Drang ist zu groß: weltenläufer: ich hab mir beim Kommentieren gar den Song reingezogen :thumbsup:

 

Servus Kellerassel,

Ich hab mir nach den ersten Absätzen von dem Text mehr erwartet, als er dann letztlich einlösen konnte.
Mir war es ehrlich gesagt nämlich ein bisschen zu wenig, was du aus deiner Idee gemacht hast.
Weil eigentlich hättest du hier alle Ingredienzien für eine wirklich tolle Geschichte: ein hochaktuelles Thema, eine interessante Figurenkonstellation, jede Menge Konfliktpotential, usw.
Aber in der jetzigen Form wirkt mir die Geschichte irgendwie skizzenhaft, beinahe wie der Ausschnitt lediglich aus etwas Größerem. Mir bleibt da zu viel ungesagt, vor allem über die Charaktere der Figuren erfahre ich im Grunde nur Bruchstücke, bzw. muss sie mir anhand von wenigen Indizien zusammenreimen, aber das wirklich Spannende, wie es z.B. zu Klaus' Wandlung kam, warum er sich von Samira abwandte, was die beiden vorher verbunden hat, das enthältst du mir alles vor. Das finde ich schade. Und auch die Interaktion der Figuren untereinander war mir zu fragmentarisch.
Natürlich kann ich mir das auch alle selber ausdenken, lieber allerdings wäre es mir, wenn du mir noch etwas mehr erzählen würdest.

Was ich sagen will: Für mein Gefühl würde es sich allemal lohnen, da noch ein wenig Arbeit reinzustecken. In dieser (beinahe) guten Geschichte schlummert nämlich eine sehr gute, glaube ich.

offshore

 

Hallo Weltenläufer und Ernst Offshore,

danke für die ehrliche Kritik. Da kann ich mir sicher Einiges rausziehen. Und hoffentlich auch umsetzen.

Ich bin gespannt, wie deine Überarbeitung aussehen wird

Bin ich auch:D

Naja, die ersten Ideen gehen mir schon wieder im Kopf rum.

Gruß

Kellerassel

PS: oisisaus - Super! Da haste dich ja fast neun Minuten mit dem Text auseinander gesetzt ;)

 

Hallo Kellerassel,

vorab, ich habe die Kommentare der Anderen noch nicht gelesen, verzeih bitte, wenn ich etwas anspreche, was schon besprochen wurde. Aber so bekommst du eine unvoreingenommene Meinung.

Ein starkes, wichtiges Thema, das du ansprichst. Die Umsetzung halte ich für überarbeitungswürdig.
Du möchtest deinen Protagonisten ambivalent zeichnen? Das ist erst mal gut. Allerdings kann ich weder seinen Gefühlen noch seiner Intention folgen. Wie ist er auf der dunkle Seite gelandet? Und wie ist es möglich, dass ein paar Cuba libre und ein bisschen Salsamusik ihn umstricken? Auch wenn es nur für eine kleine Weile ist. Wenn es so einfach wäre, aus Rassisten multikulturell offene Menschen zu machen – hätten wir eine Menge Probleme weniger. Also muss folglich bei Klaus irgendwie anders gelaufen sein. Nur wie und warum? Und warum lässt es ich überhaupt noch auf die junge Türkin ein? Was ist da damals geschehen? Nur weil sie mal in dieselbe Schule gegangen sind?
Bei Samira ist es dasselbe Gefühlschaos, sie wirkt teilweise hysterisch, dann wieder freundlich und nett.

Du hast irre viele Adjektive in deiner Geschichte, die den Leser mMn auch oft in die falsche Richtung führen (können). Es wäre besser, wenn du die Reaktionen des Protagonisten und seiner Samria zeigen würdest und den Leser subtil aufzeigst, was du dir dabei gedacht hast – ihm aber dennoch die Möglichkeit gibst, sich eine eigene Meinung zu bilden.

Du hast einige Zeit- und andere Fehler in deiner Geschichte, die findest du sicher selbst, wenn du genau drüber schaust, darauf gehe ich nicht ein.
Im Dialog wird nach jedem Sprecherwechsel eine neue Zeile begonnen. Und guck mal, ob du nicht einige Sätze anders als mit: Dann ... danach ... oder anderen Adverbien beginnen kannst – ich meine in den meisten Fällen kannst du sie einfach ersatzlos streichen.
Ich mag mich irren, aber ein Klaus, ist dem Namen nach so zwischen 50 und 60 Jahre.

Weiter im Text mit Kleinkram:

Die Linie 8 hatte mal wieder Verspätung und der Regen prasselte gnadenlos auf ihn ein.
Ich meine das „gnadenlos“ kannst du durchaus streichen, Regen hat normalerweise keine Gefühle.

„Mistwetter“, murmelte er vor sich hin, als ihn plötzlich laut kreischend jemand von der Seite anspringt. „Klaus! Hey, was machst du denn hier?“, fragte die junge Frau, die gerade dabei war ihn zu erwürgen.
Dieses kreischen steht für mich im Widerspruch zum fragen. Kann jemand fragend kreischen? Ich finde auch, das Bild ein wenig überzogen. Irgendwie sehe ich diese Frau mit beiden Beinen über Klaus Mitte hängen.
Ich bins, Samira.“, rief sie ihm furchtlos entgegen.
Warum furchtlos? In den paar Sätzen hatte ich nicht die Möglichkeit den P. als furchterregend einzuschätzen.
Düster blickten seine Augen unter der Kapuze hervor und musterten die junge Frau. Sie war noch genauso schön wie damals. Sie trug einen roten Filzmantel mit kastanienfarbenen Lederknöpfen und zwei unzähmbare braune Locken hingen ihr ins Gesicht. Doch wie immer waren es ihre dunklen, geheimnisvollen Augen, die ihn in ihren Bann zogen. „Lass mich in Ruhe.“, sagte er leise zu ihr und drehte sich um.
Auch hier für mich ein kleiner Widerspruch. Wie damals ... und wie immer. Damals impliziert, dass sie sich sehr lange nicht gesehen haben. Wie immer – als wäre es in der letzten Zeit häufiger so gewesen.
Auf dem Signal neben der Bushaltestelle leuchtete in großen gelben Buchstaben der Hinweis auf „Linie 8 – cancelled“.
Signal? Cancelled? Ich dachte bis eben, deine Geschichte spielt in Deutschland.
„Verdammt“, fluchte er vor sich hin. Jemand fasste ihn sanft am Arm und als er sich umdreht, blickte er wieder in diese unergründlichen Augen.
Jemand? Das ist doch Samira.
„Hier kommen wir heut nicht mehr weg. Haste Lust auf ein Bier? Ich lade dich ein.“, sagte sie freundlich.
Diesen ständigen Gefühlsschwankungen kann ich nicht wirklich folgen. Erst schreit sie, dann fragt sie (was für mich nach normaler Tonart klingt, dann ist sie furchtlos und nun freundlich ... Ich kann nicht packen, wie sie wirklich drauf ist.
Vielleicht einfach auf eine Menge Adjektive verzichten?
"Du stehst mitten in einer Pfütze!“, sagte sie lächelnd zu ihm, „Lass uns gehen, sonst bekommst du noch nasse Füße.“
Ja klar zu ihm, zu wem sonst?
„Oh mein Gott!“, rief sie plötzlich erschrocken,
Erschrocken ist man immer plötzlich. Ich fände es generell besser, wenn du mehr zeigen und weniger behaupten würdest – überlass doch dem Leser die Einschätzung ihrer Gefühle und das sich das daraus ergebene Bild ihrer Person.
Klaus konnte darauf nichts erwidern, denn im selben Moment, trat ein kräftiger Türke von durchschnittlicher Größe durch die Tür hinter dem Ladentisch.
Und da verschlägt es Klaus die Sprache? Oder meinst du, er konnte darauf nichts erwidern, weil Samiras Aufmerksamkeit nicht mehr ihm galt? Dann schreib das genauer.

Klaus erhob sich, warf Arif einen düsteren Blick zu, ging um den halben Tisch herum und nahm auf Samiras Stuhl Platz. So hatte er wenigstens nicht ständig diesen feixenden Türken vor Augen.
Bisher zeigte Klaus Benehmen nicht gerade, dass er gerne deeskalierend wirkt.
Er packte sie unsanft am Arm. „Hast du noch alle Tassen im Schrank, du dämliche Fotze.“, schrie er sie mit hasserfüllten Augen an.
Nee ... nun wieder hasserfüllt, wo er ihr doch so ergeben ist und dann schreit er auch noch mit den Augen.;)

„Entspann dich. Ist kein wasserfester Lippenstift.“,
Ach, jetzt staune ich :) Ich dachte, das wäre eine Fotoapp, die den Smiley aufs Bild platzierte.

Er war noch keine fünf Meter gekommen, da wurde er erneut festgehalten. „Wir haben unser Bier noch immer nicht getrunken.“, sagte Samira, die in seinem Rücken stand.
Hinter ihr fände ich einfacher und besser. In seinem mag redensartlich gelten, aber physisch möglich ist es nicht.

Lange gingen Sie schweigend durch die Gassen des Viertels. In den Pfützen spiegelten sich die Lichter der Stadt.
bisschen platt :) Millionen mal gelesen
... auf und ein großer Schwarzer kam heraus. Mit einem breiten Lachen ging er an ihnen vorbei. Sie nutzten die Chance und schlüpften durch die Tür bevor diese wieder zu schlug.
Ich verstehe nicht, wo der Hass geblieben ist. Entweder ist Klaus rechts – und das denke ich die meiste Zeit – oder nicht. Geht auch ein bisschen rechts? Den Türken konnte er kaum ansehen, in diesen Raum schlüpft er, obwohl ihn gerade ein Schwarzer verlassen hat?
Trotz des schummrigen Lichts, erkannte Klaus sofort, dass der größte Teil Latinos und Schwarze waren. Er fühlte sich unwohl.
Spätesten jetzt müsste er gehen.
Alle schienen ihn anzustarren, als er den Raum durchschritt.
Sie zogen Ihre Jacken aus, legten sie über die Barhocker und setzten sich.
Falscher Bezug – es liest sich, als ob die anderen Gäste ihre Jacken auszögen.

Soweit meine Gedanken zu deinem Text - nimm was du gebrauchen kannst, den Rest tret in die Tonne.

Liebe Grüße
Paloma

 

Hallo Paloma,

anscheinend hab ich einen Geschichte geschrieben, die Kritikern sehr viel Raum für ihre Anmerkungen bietet. :)

Ich merk schon, es gibt viel zu tun.

Vielen Dank auch für deine Ausführungen. Ich werd das Eine oder Andere beherzigen.

Ich denke Weltenläufer hatte Recht.

mir fehlt da das Verbindungsstück, welches ja nur in der Vergangenheit der beiden liegen kann.

Neben den ganzen "vermeidbaren Fehlern" liegt hier wohl der Knackpunkt.

Gruß
Kellerassel

 

Hallo Kellerassel,

ich habe die Geschichte in einem Rutsch durchgelesen, sie ist flüssig geschrieben. Die Idee dahinter finde ich super, aber für mich sind zu viele unplausible Szenen darin, was es dann insgesamt unglaubwürdig macht. Leider.

Gleich zu Beginn:

„Was soll das, verpiss dich!“, schrie er wütend und stieß sie energisch von sich.
diesen Satz und die Reaktion finde ich im Kontext völlig überzogen.

Ok, die gute Samira lässt sich nicht sofort ins Bockshorn jagen, die Wiedersehensfreude ist zu groß, dass sie auch nicht bemerkt, dass ihr Ex-Kumpel zum Neonazi mutiert ist. Sie überredet ihn, was trinken zu gehen. Selbst als er die Kapuze abnimmt wundert sie sich süß und naiv, wo denn seine Haarpracht geblieben ist...

die zweite überzogene Reaktion:

„Hast du noch alle Tassen im Schrank, du dämliche Fotze.“
Also spätestens hier würde doch jede normale Frau das Weite suchen. Aber nein, sie glaubt anscheinend an das Gute im Menschen und schleppt den irren Glatzkopf in einen Salsaschuppen voller Ausländer! Und hier entpuppt sich dieser Rüpel auch noch als rassiger Hüftenschwinger. Ein Salsa tanzender Neonazi.Nee, das Bild ist irgendwie nicht realistisch.
Und dann verschwindet sie einfach - was bei mir dann folgende Idee aufkommen lässt:

Wollte sie ihm von Anfang an eine Lektion erteilen in Sachen Toleranz? Mit der Schockmethode Dönerbude und Salsaschuppen? Hattest Du das so beabsichtigt?

Das finde ich nicht schlecht, aber dann passt der Anfang nicht dazu, das zufällige Treffen, wo sie anscheinend nicht gleich kapiert, wie ihr Kumpel mittlerweile unterwegs ist.

Ansonsten gefällt mir Dein Schreibstil gut.

Viele Grüße,
Kerkyra

 

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