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Nun lächelt er

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20.02.2021
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Nun lächelt er

Bei einem Konzert sehen sie sich wieder. In einer grölenden, verschwitzten Menge von bewegungsfreudigen Fans stehen sich er und Mareike gegenüber. Sie reißt die Augen auf. Er schaut zurück. Nicht viel Abstand ist zwischen den beiden. Gelegentlich laufen Leute an ihnen vorbei und verschwinden wieder. Dies sind die einzigen Momente, in denen ihre Blicke voneinander ablassen. Er erkennt sie. Ein Lächeln schmiegt sich um seine Lippen. Seit der Gerichtsverhandlung hat sie die gleichen Dreadlocks. Bei ihm sieht auch fast alles wie damals aus. Seine Augen lächeln durch eine kreisrunde Brille mit weißem dicken Plastikrahmen mit. Sie amüsiert Mareike gar nicht. Keiner steht bei ihm. Er ist allein. Mareike sieht, wie er angeregt dem Anwalt etwas zuflüstert. Beide Männer lachen. Beide erinnern sich daran, dass sie der Richter, die Zeugen und die Angehörigen beobachten. Mareike sieht wieder seinen Mund an und unterdrückt den nächsten Atemzug. Seine Mundwinkel zeigen nach oben. Fältchen legen sich um seine Augen. Aus den Boxen dröhnt das nächste Lied. Die Menge singt im Chor und hält ihre Getränke hoch. Die Leute scheinen aus aller Herren Länder zu stammen, wie seine Opfer, die weinten, während er lächelte. Mareike schaut ihm fest ins Gesicht. Nun grinst er ihr zu, tut weiter nichts. So stehen sie sich gegenüber, auf einem Konzert gegen Rechts.

 

Dies sind die einzigen Momente, in denen ihre Blicke voneinander ablassen. Er erkennt sie.

Moin,

müsste ja andersherum sein, sie müssten sich ja zuerst mal erkennen, dann schauen sie sich unablässig an, das ist übrigens eher ein anstarren. Wie das in einer grölenden Menge bei einm Konzert gehen soll, bleibt mir rätselhaft.

weißem dicken Plastikrahmen mit.
Das ist Acetat, also ein Kunststoff.

Sie amüsiert Mareike gar nicht.
Die Brille amüsiert Mareike nicht. Warum sollte sie das?
Mareike sieht wieder seinen Mund an und unterdrückt den nächsten Atemzug.
Moment, hier hat sie, was: Angst? Sie unterdrückt einen Atemzug? Warum? Ist sie aufgeregt? Vorher wird aber noch im Text behauptet, dass sie sich unentwegt anstarren. Wenn mich eine Person so irritiert bzw ich eine solche emotionale Erfahrung habe, gehe ich dann nicht weg, suche Schutz etc?
Die Leute scheinen aus aller Herren Länder zu stammen, wie seine Opfer, die weinten, während er lächelte.
Das ist alles etwas konfus. Bei Flash ist ja die Kunst, zwar wenig Volumen an Worten zu benutzen, aber dennoch eine komplette Geschichte zu erzählen. Wenn du einen Sachverhalt in 10 anstatt 20 Worten beschreiben kannst, sind diese 10 Worte natürlich Worte mit mehr Inhalt, mehr Kraft. Hier fasert aber alles auseinander, weil es keinen Kontext gibt.
Nun grinst er ihr zu, tut weiter nichts.
Beide erinnern sich daran, dass sie der Richter, die Zeugen und die Angehörigen beobachten.
Woher weiß der Erzähler das? Beide erinnern sich daran. Und müsste es nicht heißen: beobachtet haben. Liegt ja in der Vergangenheit.

In diesem kurzen Text wird viel gelächelt, gegrinst und so weiter. Aber alles ohne jeden Zusammenhang.

So stehen sie sich gegenüber, auf einem Konzert gegen Rechts.
Das muss natürlich irgendwie noch mit rein. Warum ist das wichtig? Weil der Grinser bzw Lächler eine bürgerliche Fassade hat, aber eigentlich ein moralisch verkommenes Schwein ist? Das ist erraten, aber vielleicht sollte das wirklich die Aussage deines Textes sein. Das ist so ein wenig 70er Jahre Chabrol-mässig.

Im Grunde gibt sich dieser Text geheimnistuerisch, wo ihm aber Klarheit und Stringenz besser stehen würde, denke ich. Hier wird vernebelt, weil es nichts Konkretes gibt, fürchte ich.

Konstruktiv: Ich denke, bei so kurzen Texten wirklich fokalisieren, wer erzählt was und warum? Man muss auch einen Resonanzraum aufmachen, das ist schwer, zu beschreiben: nicht GENAU alles auserzählen, aber ein narratives Bruchstück aus der Vergangenheit in die Gegenwart hineinragen lassen, ich muss eher spüren, fühlen, es emotional nachvollziehen können, ein Gespür für das Geschehen, das Drama bekommen, sonst lässt mich ein Text ja kalt. Hier wird ja mit Fassaden gespielt oder soll, mit einer gewissen banalen Alltäglichkeit, hinter der aber ein individueller Mikrokosmos stattfindet, Täter, Opfer, man weiß es nicht. Dafür fehlt aber der Resonanzraum, das klingt hier steif, unzusammenhängend, eher trivial und auch etwas zu brav. Ich würd da noch mal ran, lohnt sich.

Gruss, Jimmy

 

Hallo XVIII,

ich habe deinen Text gerne gelesen. Beim ersten Lesen bin ich sehr über einige Stellen in der Mitte gestolpert und habe den Faden nicht wiedergefunden. Beim zweiten Lesen hat der Text besser funktioniert und es hat sich ein bisschen angefühlt, wie ein kleines Rätsel zu lösen. Ich bin nicht sicher, ob es so beabsichtigt ist, aber ich verstehe die Geschichte so:

In der Vergangenheit: Mareike und ein Mann waren gemeinsam in einer Gerichtssituation. Sie war Opfer seines Verbrechens geworden.
Jetzt: Mareike und der Mann begegnen sich auf dem Konzert. Sie: den Atem anhaltend und (nehme ich an) entsetzt, aber standfest. Er: erst abwartend/lauernd, dann lächelnd.

Die Sätze, über die ich am stärksten gestolpert bin, sind folgende:

Mareike sieht, wie er angeregt dem Anwalt zuflüstert. Beide lachen. Beide erinnern sich daran, dass sie der Richter, die Zeugen und die Angehörigen beobachten.

Beim ersten Lesen habe ich "Beide lachen" als "Mareike und der Erzähler lachen" verstanden, aber es sind der Erzähler und der Anwalt gemeint, oder? Aber "beide erinnern sich" bezieht sich auf Mareike und den Erzähler? Wenn es so gemeint ist, wäre es gut, das hier klarer machen. Auch den Satzbau des letzteren Satzes finde ich etwas schwer verständlich, für mich wäre leichter zu verdauen: "Mareike und er erinnern sich, dass der Richter, die Zeugen ... sie beobachteten" oder "erinnern sich, dass sie vom Richter ... beobachtet wurden". Wenn es in der Gegenwart stehen soll, weil ihnen die Situation von damals so lebhaft in den Sinn kommt, als würden sie es quasi noch einmal erleben, würde es für mich mit "Sie erinnern sich, wie..." besser funktionieren als mit "dass", oder vielleicht "Sie sehen vor sich, wie..."?

Im Gegensatz dazu finde ich die folgende Stelle auch irritierend, aber auf eine gute Weise:

Keiner steht bei ihm. Er ist allein. Mareike sieht, wie er angeregt dem Anwalt zuflüstert.
Ich lese es so, dass wir hier zwischen Jetzt und Vergangenheit hin und her springen. Beides steht aber im Präsens, sodass es auf den ersten Blick widersprüchlich erscheint. Aber es lässt sich auflösen, wenn man es so liest, dass zwei unterschiedliche Momente miteinander vermengt werden. Könnte man das ausbauen und den Kontrast hier noch stärker machen, durch eine ganze Reihe von solche Satzpaaren, die noch klarer clashen?
Er ist allein. Sein Anwalt steht neben ihm.
Die Menge ignoriert Mareike. Der Richter, die Zeugen, die Angehörigen, alle beobachten sie.

So in die Richtung. Ich bin nicht sicher, ob es ganz aufgeht. Ich denke es ist gewollt, dass man hier beim Lesen stolpert, aber es ist wahrscheinlich eine Gratwanderung, dass man nicht ganz aus der Geschichte fliegt.

Was mit meiner Lesart nicht so richtig zusammenpasst, ist der Titel. "Nun lächelt er" – aber hat er nicht schon seinen Opfern gegenüber und auch vor Gericht gelächelt? Für mich würde "Jetzt lächelt er wieder" mehr Sinn ergeben. Vielleicht liege ich hier aber auch ganz daneben.

Viele Grüße,
labaava

 

Hallo @XVIII

Vorweg: Ich habe die anderen Kommentare nicht gelesen, also kann sich einiges wiederholen.

Dein Text hat auf mich beim ersten Lesen vor allem rätselhaft gewirkt, beim zweiten Lesen auch 😊. Wie bei Flash Fiction legitim, deutest du nur an, worum es geht. Eine schicksalhafte Begegnung vor Gericht in der Vergangenheit, er – der Angeklagte, der freigesprochen wird? Aus der rechten Szene? (Aber was hätte er dann auf einem Konzert gegen rechts zu suchen?) Sie, vielleicht sein Opfer? Unklar, aber als Leser kann ich mir selbst einiges zusammenreimen, so weit, so gut. Was mich aber stört, ist die überflüssige Verwirrung, die du durch Wortwahl und Satzstellung in einigen Passagen erzeugst. Sozusagen ein verrätseltes Rätsel.

Hier eine Stelle, die illustriert, was ich meine:

Mareike sieht, wie er angeregt dem Anwalt zuflüstert. Beide lachen. Beide erinnern sich daran, dass sie der Richter, die Zeugen und die Angehörigen beobachten.
Es ist nicht klar, ob sich "beide" auf den Anwalt und den Brillenträger bezieht oder auf ihn und Mareike. Außerdem stört mich dieses "erinnern". Vielleicht: "Beiden ist bewusst, dass Richter, Zeugen und Angehörige sie beobachten." So wäre auch die Satzstellung besser, die zusätzlich verwirrt.

Und noch ein paar Kleinigkeiten:

Seit der Gerichtsverhandlung hat sie die gleichen Dreadlocks.
Hat er sie seitdem ständig beobachtet? Besser: Sie hat die gleichen Dreadlocks wie in der Gerichtsverhandlung
Sie amüsiert Mareike gar nicht.
Ist das bedeutsam?
Mareike sieht, wie er angeregt dem Anwalt zuflüstert.
Fehlt da nicht etwas? ... sieht, wie er dem Anwalt etwas zuflüstert.
Seine Augen lächeln durch eine kreisrunde Brille mit weißem dicken Plastikrahmen mit.
mit weißem dickem

Also insgesamt bei den Andeutungen in die Tiefe gehen, die überflüssigen Unklarheiten dafür beseitigen, ist mein Vorschlag.

Grüße
Sturek

 

Danke für eure Rückmeldungen! "Rätselhaft" ist für mich eher die richtige Richtung.

Dies sind die einzigen Momente, in denen ihre Blicke voneinander ablassen. Er erkennt sie.

Moin,

müsste ja andersherum sein, sie müssten sich ja zuerst mal erkennen, dann schauen sie sich unablässig an, das ist übrigens eher ein anstarren. Wie das in einer grölenden Menge bei einm Konzert gehen soll, bleibt mir rätselhaft.

Ich war nur einmal auf einem Konzert, zu dem man nur mit Tickets Eintritt bekam und das war von einer weltberühmten Band. Vielleicht wurden nicht genug Tickets verkauft oder die Architektur ließ es zu, aber wir konnten uns als Gruppe bequem zurückziehen.

Wenn dich jemand die ganze Zeit anguckt, guckst du doch neugierig oder irritiert zurück, oder? Dass er sie erkennt, ist abschließend nie bewiesen worden. Am Anfang hatte ich starren drin, aber ich dachte, es passt so vielleicht besser zu der Unsicherheit, die sie hat.

Sie amüsiert Mareike gar nicht.
Die Brille amüsiert Mareike nicht. Warum sollte sie das?
Weil es bescheuert aussieht. Ich wollte nicht so sehr auf der Brille herumreiten.

Mareike sieht wieder seinen Mund an und unterdrückt den nächsten Atemzug.
Moment, hier hat sie, was: Angst? Sie unterdrückt einen Atemzug? Warum? Ist sie aufgeregt? Vorher wird aber noch im Text behauptet, dass sie sich unentwegt anstarren. Wenn mich eine Person so irritiert bzw ich eine solche emotionale Erfahrung habe, gehe ich dann nicht weg, suche Schutz etc?
Es gibt auch die Möglichkeit, dass man einfriert. Flucht oder Kampf sind nicht die einzigen Reaktionsmöglichkeiten.

So stehen sie sich gegenüber, auf einem Konzert gegen Rechts.
Das muss natürlich irgendwie noch mit rein. Warum ist das wichtig? Weil der Grinser bzw Lächler eine bürgerliche Fassade hat, aber eigentlich ein moralisch verkommenes Schwein ist? Das ist erraten, aber vielleicht sollte das wirklich die Aussage deines Textes sein. Das ist so ein wenig 70er Jahre Chabrol-mässig.
Das ist ein Faktor, der sie verwirrt. Deswegen muss es rein und nein, ich halte es nicht für sinnvoll alles so offensichtlich zu erklären. Ursprünglich war der Text sogar fast lyrisch. Dann hätte man noch weniger verstanden. Danke für die Erwähnung des Regisseurs. Den kannte ich nicht, klingt aber interessant.

Dass du den Text ausgerechnet "etwas zu brav" findest, hat mich ganz schön überrascht. Zwischendurch fragte ich mich aber, ob die Perspektive der traumatisierten Person klar wird. Das werde ich mir noch einmal ansehen. Natürlich kann ich noch mehr in die klassische Erzählstruktur hineingehen und da steht extra ein Hinweis zum Ablauf zu Flash Fiction, aber ich finde, es passt hier nicht. Sonst muss ich wieder ein anderes Unterforum suchen.

Beim zweiten Lesen hat der Text besser funktioniert und es hat sich ein bisschen angefühlt, wie ein kleines Rätsel zu lösen. Ich bin nicht sicher, ob es so beabsichtigt ist, aber ich verstehe die Geschichte so:
Passt.

Keiner steht bei ihm. Er ist allein. Mareike sieht, wie er angeregt dem Anwalt zuflüstert.
Ich lese es so, dass wir hier zwischen Jetzt und Vergangenheit hin und her springen. Beides steht aber im Präsens, sodass es auf den ersten Blick widersprüchlich erscheint. Aber es lässt sich auflösen, wenn man es so liest, dass zwei unterschiedliche Momente miteinander vermengt werden. Könnte man das ausbauen und den Kontrast hier noch stärker machen, durch eine ganze Reihe von solche Satzpaaren, die noch klarer clashen?
Er ist allein. Sein Anwalt steht neben ihm.
Die Menge ignoriert Mareike. Der Richter, die Zeugen, die Angehörigen, alle beobachten sie.
Jup, ich habe lange überlegt. Ursprünglich war es Keiner steht ihm diesmal bei. Viel länger sollte der Text nicht mehr gehen, aber mal sehen.

Was mit meiner Lesart nicht so richtig zusammenpasst, ist der Titel. "Nun lächelt er" – aber hat er nicht schon seinen Opfern gegenüber und auch vor Gericht gelächelt? Für mich würde "Jetzt lächelt er wieder" mehr Sinn ergeben. Vielleicht liege ich hier aber auch ganz daneben.
Ich muss gestehen, dass ich Titel momentan sehr stiefmütterlich behandle. Das Nun ist auf den Originaltext bezogen, wo ich noch auf seine Augen eingegangen bin. Geblieben ist nur die Brille.

Dein Text hat auf mich beim ersten Lesen vor allem rätselhaft gewirkt, beim zweiten Lesen auch 😊.
Passt.
Unklar, aber als Leser kann ich mir selbst einiges zusammenreimen, so weit, so gut.
Finde ich auch. Ist nicht jedermanns Geschmack, aber ich zwinge auch niemanden zum Lesen. Bei manchen Texten kann man offensichtlicher schreiben, aber das hier hat für mich mehr in dieser Form Sinn gemacht und war eigentlich sogar eher ein Gedicht.

Fehlt da nicht etwas? ... sieht, wie er dem Anwalt etwas zuflüstert.
Habe es geändert.

Seine Augen lächeln durch eine kreisrunde Brille mit weißem dicken Plastikrahmen mit.
mit weißem dickem
Nah, das habe ich anders gelernt.

Ich habe erstmal das "Beide lachen" zu "Beide Männer lachen" geändert.

 

Hallo @XVIII,

gleich mal Textanmerkungen:

In einer grölenden, verschwitzten Menge von bewegungsfreudigen Fans stehen sich er und Mareike gegenüber
Geht nicht: steht er Mareike gegenüber? (Vielleicht noch vermitteln, das es ein Zufall ist). 'Bewegungsfreudig' empfinde ich als so etwas wie Beamtendeutsch ('Um der Bewegungsfreude der Bürger Raum zu geben, wurde ein Fitnessplatz errichtet'). Gibt sicher Vokabeln, die das Tanzgeschehen intensiver ausdrücken.

Der Mittelteil mit der Erwähnung des Anwalts war erst verwirrend, weil man nicht weiß, wann die Gegenwart endet.

Sie amüsiert Mareike gar nicht.
Dies klingt, als ob er die Brille aufhätte, um Leute damit zu amüsieren.

Zum Inhalt: Ein bekanntes Thema interessant verpackt, ein wichtiger Gesichtspunkt: Opfer können immer wieder mit der Vergangenheit konfrontiert werden. Da es sich um Flash Fiction handelt, ist manches Potential nicht ausgeschöpft, andererseits passt die Darstellung zu dem negativen 'Flash' den Mareike erlebt, eben ein kurzes, aber prägnantes Erlebnis.

Meint

Woltochinon

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @XVIII

zunächst, auch ich bin da gestolpert, wo Jetztzeit (Konzert) und Vergangenes (Gericht) sich durchkreuzen. Insgesamt empfinde ich die Szene als intensiv und somit gelungen. Eben ein 'Flash'. Das 'gegen rechts' als weiteres Verbindungsstück zwischen den beiden irritiert; ich würde es aber nicht entfernen.

Sprachlich habe ich so einige Anmerkungen, diese sind:

Bei einem Konzert sehen sie sich wieder.
Klingt, als wäre das was Schönes. Sich-wiedersehen ist positiv konnotiert. Gewollt?
Sonst empfehle ich etwas in der Art: Auf einem Konzert treffen sie (wieder) aufeinander.
verschwitzten Menge von bewegungsfreudigen Fans
Bewegungsfreudig? Sehr sperrig. Und das müsste auch nicht unbedingt bedeuten, dass sie sich augenblicklich bewegen. Vielleicht einfach: von tanzenden Fans.

stehen sich er und Mareike gegenüber
... stehen er und Mareike sich gegenüber.
Er schaut zurück
Schaut zurück? Er starrt sie an oder erwidert ihren Blick.

Nicht viel Abstand ist zwischen den beiden
Kaum Abstand zwischen beiden.

Seit der Gerichtsverhandlung hat sie die gleichen Dreadlocks
Seit der Gerichtsverhandlung hat sie diese Dreadlocks.

Bei ihm sieht auch fast alles wie damals aus.
Auch er sieht fast wie damals aus / Auch er hat sich (seit damals) nur wenig verändert

Seine Augen lächeln durch eine kreisrunde Brille mit weißem dicken Plastikrahmen mit.
Seine Augen lächeln mit, durch eine kreisrunde Brille mit weißem dicken Plastikrahmen.
oder
Durch seine kreisrunde Brille lächeln seine Augen mit.

Sie amüsiert Mareike gar nicht

?? Die Brille? Dann würd ich schreiben: Marike findet sie nicht witzig oder nicht amüsant. (Denn wie sollte eine Brille an sich amüsieren?)

Keiner steht bei ihm. Er ist allein.
Doppelt.

Er ist allein. [ABSATZ] Mareike sieht, wie er angeregt dem Anwalt etwas zuflüstert.
Den Zeitsprung solltest du deutlich machen. Vielleicht sogar durch mehr als nur einen Absatz. Mareike sieht ihn vor sich, wie er im Gerichtssaal angeregt mit seinem Anwalt flüstert.
Beide erinnern sich daran, dass sie der Richter, die Zeugen und die Angehörigen beobachten.
Beide rufen sich in Erinnerung, dass der Richter, die Zeugen und die Angehörigen sie beobachten.

Mareike sieht wieder seinen Mund an
Mareike schaut wieder auf seinen Mund. (sich ansehen: eher ein Bilderbuch oder so etwas).

Nun grinst er ihr zu, tut weiter nichts.
Ihr zugrinsen? Ihr zulächeln gibt es, aber zugrinsen? Daher vielleicht: Nun grinst er ihr ins Gesicht / grinst er sie an, tut weiter nichts / weiter nichts.

Bei einem Text dieser Art würde ich sehr auf den Klang und die Konnotationen der Wörter/Ausdrücke achten.

Insgesamt:
Ich halte es auch für möglich, dem Text noch mehr Intensität zu geben. Du könntest weitere Details 'flashen'. Was könnte sich in solcher Sekunde noch in den Fokus drängen, wie durch einen Blitz beleuchtet? Eine Bewegung, die sie von der Tat her kennt? Eine Farbe? Der Fleck auf einem Schneidezahn? Ein Ton, den sie hört? Etwas Ausgestanztes, was aus dem Früher ins Jetzt ragt? Aber aus dem 'Früher der Tat', nicht des Gerichtssaals.

Stark ist, dass klar wird, dass er nicht verurteilt wurde. Er und der Anwalt sind schon während der Verhandlung guter Dinge, er spielt sein Spiel. Und schließlich hat er Zeit für viele Taten (Die Leute scheinen aus aller Herren Länder zu stammen, wie seine Opfer, die weinten, während er lächelte = Plural), er kommt also stets davon, er ist für das nächste Opfer frei, sitzt immerhin nicht hinter Gitter.

Ja, das könnte ein Stück werden, das intensiv rüberkommt. Ist es auch jetzt schon, aber es geht, meine ich, noch mehr :)

Gruß
Flic

 

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