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Nur ein Lebenslauf

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24.01.2006
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Nur ein Lebenslauf

„Natürlich erinnere ich mich noch. Was glauben Sie denn? Es war der 07.05.1991, ein Dienstag. Ich bekam von der Schule frei, um zum Vorstellungsgespräch zu gehen. Der Tag war trüb, ziemlich kalt für Mai, sehen Sie, sogar an das Wetter kann ich mich noch erinnern. Na ja, auf jeden Fall brauchte ich an diesem Tag nicht zur Schule zu gehen. Mein Termin bei der Sparkasse war auf zehn Uhr angesetzt, dennoch war ich schon viel früher aufgestanden, weil ich vor Nervosität ohnehin nicht mehr schlafen konnte. Bis zur Abfahrt - meine Mutter hatte sich extra frei genommen, um mich zu fahren – war ich sooft auf der Toilette, wie sonst am ganzen Tag. Sie müssen wissen, normalerweise bin ziemlich cool, Druck macht mir nichts aus - überhaupt bin ich ein Prüfungstyp, aber ich muss zugegeben ich war sehr nervös. Eine viertel Stunde zu früh betrat ich die Sparkassenfilliale. In einem Ratgeber hatte ich gelesen, man solle nicht zu früh, aber vor allem nicht zu spät erscheinen. Der Ratgeber empfahl 15 Minuten vorher. Ich war also genau im Soll und betrat erleichtert das eindrucksvolle Gebäude, natürlich nicht ohne ein selbstsicheres Funkeln in den Augen, nicht zu vergessen, die entschlossene Körperhaltung. Die sei sehr entscheidend, so der Ratgeber. Die Dame am Empfang begrüßte mich herzlich und führte mich vor ein Büro. Sie bat mich, auf einem der Stühle, die links von der Türe standen, Platz zu nehmen. Dann sollte ich warten, ich würde abgeholt. Ich versuchte einigermaßen gerade zu sitzen. Nicht zu gerade, das wirkt arrogant müssen Sie wissen, aber vor allem nicht so locker, dann lieber zu gerade. Für meinen Begriff saß ich jedenfalls optimal. Ich lag in dem Stuhl, wie ein Porsche Carrera in der Kurve bei 120 km/h. Nein, natürlich lag ich nicht, nur bildlich gesprochen, das müssen Sie doch verstehen. Selbstverständlich saß ich gerade. Nach geraumer Zeit kam ein älterer Herr, der mich abholte. Ich folgte ihm und setzte mich auf den mir zugewiesenen Stuhl. Den Herrn, der sich als Herr Zemke vorstellte, ließ ich freilich zuerst Platz nehmen. So viel Anstand hatte ich auch ohne Ratgeber. Er fragte mich, warum ich mich für die Ausbildung zum Bankkaufmann bewerbe, was ich besonders gut könne und warum ich in Deutsch eine Vier habe. Die Antworten hatte ich mir schon vorher zu Recht gelegt, aber der Herr glaubte allen Ernstes, er könne mich mit seinen Fragen überraschen, aber die Fragen standen ja alle, so oder so ähnlich, in meinem Ratgeber. Auch während des privaten Teils (meine Hobbys interessierten ihn, gesellschaftliche Aufgaben, die ich übernahm usw ...) versuchte ich Haltung zu bewahren. Selbstsicher, aber vor allem entschlossen antwortete ich ihm. Nach einer Stunde war ich fertig. Beim Rausgehen traf ich noch den nächsten Bewerber. Als ich zu Hause war, erhielt ich bereits schon die Zusage per Telefon. Ich hätte den letzten freien Ausbildungsplatz erhalten. Was sagen Sie? Ja, natürlich habe ich mich gefreut, was glauben Sie denn? Aber komischerweise fragte ich mich was wohl aus dem Jungen, der nach mir das Zimmer betrat, geworden ist. Wahrscheinlich hatte er keinen Ratgeber... Mittlerweile hat er aber bestimmt seine eigene Firma.

Gleich nach dem Vorstellungsgespräch wurde ihm die Absage mitgeteilt. Er fand sich eigentlich gar nicht so schlecht. Zudem besser, als bei den vierzehn Gesprächen zuvor. Und trotzdem hatte er schon wieder eine Absage bekommen. Er ging nach Hause und traf dort auf seinen Vater und seine Mutter, die wie erwartet reagierten. Seine Mutter war stinksauer und sein Vater noch mehr. Sie beschimpften ihn als Nichtsnutz und setzten ihm ein Ultimatum, bis wann er eine Lehrstelle gefunden haben musste, ehe sie ihn zu Hause rausschmeißen würden. In den kommenden Wochen und Monaten schrieb er Bewerbungen noch und nöcher, kurz um, er bemühte sich redlich, jedoch ohne Erfolg. Nach einem halben Jahr wurde es seinen Eltern zu bunt und sie setzten ihn auf die Straße. Anfangs war er sogar ein wenig froh, zumindest erleichtert, da er sich mit seinen Eltern ohnehin nur gestritten hatte. Nach ein paar Wochen bemerkte er dann wie hart das Leben auf der Straße ist. Er trank viel, aß wenig, trank mehr, aß noch weniger, dennoch gelang es ihm nicht die Schmerzen in seiner Seele oder die Kälte in der Nacht zu betäuben. Nach zehn Jahren half ihm nicht ein Mal mehr der Alkohol, er griff zu härteren Drogen, für die ihm natürlich das Geld fehlte. Er begann zu stehlen. Hauptsächlich klaute er alten Frauen die Handtasche, so konnte er ohne großen Aufwand, eine Recht große Beute erzielen. Mit der Zeit wurde er immer geschickter und lief gar nicht mehr Gefahr erwischt zu werden. Anfangs hatte er noch Skrupel, später machte es ihm nichts mehr aus die alten Damen umzuschubsen, um sich dann mit deren Handtasche aus dem Staub zu machen. Sobald er sich das Geld zusammen hatte kaufte er sich das Heroin, das er zum Leben mittlerweile genauso benötigte wie die Luft zum Atmen. Im Drogenrausch fühlte er sich wenigstens einige Minuten wohl in seiner Haut und empfand keinen Ekel vor sich selbst. So war es nur logisch, dass er die Dosis Stück für Stück erhöhte, um den Rausch zu verlängern. Bis die Dosis zu hoch war. Fünf Jahre sind vergangen seit er sich den goldenen Schuss gesetzt hat.

Wie es nach der Ausbildung weiter ging wollen Sie wissen? Wir waren zu zehnt im Lehrjahr, aber 1994 war kein gutes Jahr. Unsere Sparkasse hatte bis dahin immer alle Auszubildenden übernommen. Bei unserem Jahrgang sollte sich die Geschichte nicht wiederholen. Bereits im Vorfeld, also vor der Abschlussprüfung, ging das Gerücht herum, dass nicht alle, besser gesagt, höchstens die Hälfte von uns übernommen werden sollte. Selbstverständlich maßen wir, wie sie sich denken können, diesem Gerücht keine Bedeutung bei. Warum sollten die Herren von der Geschäftsleitung auch nicht uns alle im Haus behalten, zumal wir noch ein ausgezeichneter Jahrgang, der beste seit langem übrigens, waren. Vier Wochen vor der Prüfung erhielten die Auszubildenden traditionell ihre Arbeitsverträge. Bei uns wurden dazu aber Einzelgespräche einberufen, etwas verwunderlich, oder wie wir damals fanden „ziemlich vertraulich“, aber wir waren ja schließlich ein seriöses Kreditinstitut, nicht wie diese Privatbanken. Fritz Wegner, mein Sitznachbar in der Berufsschule, verließ das Büro des Personalabteilungsleiters bevor ich eintrat. Ihm standen die Tränen in den Augen. Er würde nicht übernommen werden, hatte man ihm mitgeteilt. Ich versuchte ihn zu trösten, aber versuchen Sie mal, jemanden zu trösten kurz nachdem er seinen Job verloren hat. Keine Chance! Und vor allem keine Zeit. Ich musste ja als nächstes eintreten. Als ich den Türgriff herunterdrückte war ich nun doch nervös und hatte Angst meinen Job zu verlieren. Zu Unrecht natürlich. Ich bekam meinen Vertrag ausgehändigt und arbeitete fort an in der Wertpapierabteilung unserer Sparkasse. Am Ende des Tages erfuhr ich, dass nur drei von zehn weiter angestellt sein sollten. Was? Freilich tat es mir Leid für die Anderen. Bin doch kein Menschenhasser, was denken Sie von mir? Vor allem für Fritz tat es mir besonders Leid. Was aus ihm wohl geworden ist?

Weinend verließ Fritz das Bankgebäude, kaufte sich eine Flasche Wodka im benachbarten Rewe und ließ sich gnadenlos voll laufen, bis er bewusstlos war. Nach einigen Stunden erwachte er im Krankenhaus, wo man ihm den Magen ausgepumpt hatte. In den nächsten zwei Wochen sammelte er sich und sah schließlich ein, dass ein Jobverlust kein Untergang war. Er meldete sich für die Berufsoberschule an und beschloss sein Abitur nachzuholen und dann zu studieren. In der Schule hatte er sich immer leicht getan. Als das Schuljahr vergangen war, stand er aber immer noch mit leeren Händen da. Durchgefallen! Sitzen geblieben! Nicht Versetzt! Er versuchte es das nächstes Jahr erneut, mit dem selben Erfolg, besser gesagt mit dem selben Misserfolg. Mittlerweile war er zwanzig. Er bewarb sich auf eine Ausbildungsstelle zum Industriekaufmann, wurde wider erwarten genommen und schloss die Lehre sogar erfolgreich ab. Nach der Abschlussprüfung ereilte in jedoch das selbe Schicksal. Die Vergangenheit holte ihn ein. Er wurde zum zweiten Mal nicht übernommen. In den darauf folgenden Jahren bemühte er sich fast täglich um eine neue Arbeitsstelle, aber die Wirtschafslage war schlecht, zumindest in dem Land in dem er lebte. Deshalb wanderte er aus. Dort lebt er seit dem, arbeitet acht Stunden am Tag, um dann nach Hause zu kommen und festzustellen, wie einsam er ist. Seit acht Jahren lebt er in dem fernen Land und hat immer noch keine richtigen Bekannten, geschweige denn Freunde. Die Sprachbarriere hat er immer noch nicht überwunden und die Kultur ist im immer noch fremd. Seit seiner Auswanderung weint er fast jeden Tag vor Heimweh ...

Dann? Na dann arbeitete ich weiter, fünf Jahre, vielleicht waren es auch sechs. Auf jeden Fall fusionierte unsere Sparkasse mit der örtlichen Raiffeisenbank. Sie können sich ja denken, dass das Ganze nicht ohne Rationalisierungen von statten ging. Was? Ja sicher, auch in meiner Abteilung. Dieter Schuhmann, mein damaliger Vorgesetzter, war sogar betroffen. Der Abteilungsleiter von der Raiffeisenbank sei besser und solle von nun an die zusammen fusionierte Wertpapierabteilung leiten. Glaubt man es? Nach fünfzehn Jahren wurde Dieter einfach entlassen. Gekündigt! Wegen einer Fusion. Nichts hat er sich zu Schulden kommen lassen, rein gar nichts, das können Sie mir glauben. Eine Seele von Mensch! Aber was will man machen? Man muss ja froh sein, wenn es einen nicht selbst trifft. Was aus dem Dieter geworden ist? Keine Ahnung. Anfangs kam er noch ab und zu, aber was aus ihm geworden ist, da fragen Sie den Falschen.

Anfangs besuchte Dieter die Bank noch aus alter Verbundenheit mit seinen Kollegen, teilweise sogar aus Gewohnheit. Nach ein paar Monaten schaute er immer noch gelegentlich vorbei, jedoch nicht aus Gewohnheit, geschweige denn Verbundenheit. Der eigentliche Grund war, dass er es zu Hause nicht mehr aushielt. Jeden Tag stritt er sich mit seiner Frau. Beide zusammen, den ganzen Tag, das ging einfach nicht gut. Anfangs bemühte sich Dieter noch nach einem neuen Job. Irgendwann resignierte er und gab schließlich auf. Er stritt sich noch öfters mit seiner Frau, sie konnte es einfach nicht akzeptieren, dass er sich so gehen ließ, dazu kamen die finanziellen Probleme und ihr italienischer Liebhaber spielte bei der wenige Monate später folgenden Scheidung sicherlich auch eine große Rolle. Das Sorgerecht für ihre gemeinsame Tochter bekam natürlich sie; und nur weil ihm ein Mal die Hand ausgerutscht war. Ein einziges Mal ...

Wie es nach der Fusion weiter ging? So seltsam es klingt. Es ging aufwärts, die Zeiten besserten sich. Wir schrieben seit vier Jahren das erste Mal wieder schwarze Zahlen. Ich bekam sogar wieder Urlaubsgeld ausgezahlt. Durch das 13. Gehalt rutschte ich in eine höhere Steuerklasse, wodurch ich im Vergleich zu vorher dann doch nicht mehr verdiente. Wegen der höheren Steuern, verstehen Sie? Aber es geht ja ums Prinzip, oder nicht? Wegen meiner Verdienste und meiner Firmentreue, die in der heutigen Zeit eine Seltenheit sei (so schrieb zumindest unser Vorstand in seinem Brief an mich), erhielt ich die Chance eine Weiterbildung zum Abteilungsleiter zu machen. Nein, nicht nur ich alleine. Manfred Kunz erhielt ebenfalls diese Chance. Wir wurden zu einem Test vorgeladen, ja genau, ähnlich einem Einstellungstest. Jedenfalls entschied ich den Test für mich. Herr Kunz hatte im Bereich „Allgemeinwissen“ die entscheidenden Defizite. Hätte mich auch gewundert, wenn er besser gewesen wäre, schließlich hatte ich die komplette Werksausgabe des Brockhauses zu Hause im Regal. Die Weiterbildung beendete ich drei Jahre später und wurde zum Abteilungsleiter befördert. Sie werden es nicht glauben was meine erste Tätigkeit als Abteilungsleiter war. Herr Kunze reichte mir seine Kündigung ein! Das ist jetzt zwei Jahre her. Soviel zu meinem Lebenslauf. Das mit Herrn Kunze verstehe ich bis heute immer noch nicht, aber der Kunze hat bestimmt seinen Weg gemacht, so fleißig und talentiert wie er war ...

Nachdem er seine Kündigung eingereicht hatte, ging er nach Hause. Er setzte sich vor den Fernseher und dachte nach. Wie auch die kommenden Tage, Monate. Er konnte es einfach nicht verstehen, warum nicht er befördert worden war. Er hatte sich immer für die Firma aufgeopfert, war nie krank und immer für seine Kollegen da. Er wäre der ideale Chef gewesen. Warum nicht er? Diese Fragen stellte er sich tagein tagaus, bis er an fast nichts anderes mehr denken konnte. Diese Fragen zermürbten ihn. Er konnte an fast nichts mehr anderes Denken, bekam das Fernsehprogramm meistens gar nicht einmal mit, so sehr war er mit Nachdenken beschäftigt. Sechs Monate nach seiner Kündigung verließ er nicht einmal mehr das Haus. Seine Freunde und Verwandten machten sich große Sorgen um ihm. Eines Tages schellte es an seiner Tür und ein Mann im weißen Kittel trat ein. Der Mann stellte sich als Arzt vor und fragte, ob er ihn untersuchen dürfe. Er sei von Manfreds Mutter her bestellt geworden. Der Arzt diagnostizierte schwere Depressionen und verschrieb ihm starke Tabletten, die Manfreds Leben jedoch nicht erträglicher machten. Die Stunden in denen er glücklich war wurden von Monat zu Monat weniger und er versank in eine immer tiefere Depression ...

Bitte? Nein, das war alles zu meinem Lebenslauf. Wann erscheint das Interview denn? Ja, danke, mir hat es auch Spaß gemacht. Auf Wiedersehen!

 
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Hi Neukerchemer,

Kurzkritik: Nö. :)

Etwas länger: In dem Text ist kein Leben. Die Geschichte heißt "Nur ein Lebenslauf" und viel mehr steckt tatsächlich nicht in den normal formatierten Teilen: Eine simple Hinternanderreihung von Ereignissen, die ich, so wie sie da stehen, nicht wirklich besonders interessant finden kann. Das ist alles viel zu bieder.

Die kursiven Teile dagegen funktionieren nur als Karikatur, denke ich. Zumindest fand ich es ungewollt komisch, wie sich da ein Klischee ans andere reiht. Unglaubwürdig ist es in der Übertreibung auch.

Bleibt eine nette Idee, verschiedene komplementäre Lebenswege zu verschachteln. Leider geht die Gesellschaftskritik nicht auf, weil ich als Leser mit den Achseln zucke und denke: "Schade, aber was soll's?" Vielleicht wäre es besser gewesen, in den Hauptteil mehr Leben zu bringen, das Unsympathische des Protagonisten stärker zu akzentuieren und sich beim kursiven Teil auf einen der Fritzes und Dieters und Kuntzes zu konzentrieren, diesen Teil dann aber subtiler und glaubwürdiger (und damit auch emotionaler) voranzubringen.

Naja, nichts für ungut. :)

 

Hi Ramujan,

vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren meiner Geschichte. Schade, dass sie dir nicht gefallen hat.

Vielleicht wäre es besser gewesen, in den Hauptteil mehr Leben zu bringen, das Unsympathische des Protagonisten stärker zu akzentuieren
Das hatte ich mir auch zuerst überlegt, aber mir gefiel es dann so wie es jetzt ist besser. Ich wollte den Prot das Ganze möglichst beiläufig erzählen lassen und nicht besonders ins Detail gehen und erst Recht nicht die negative Seite hervorheben, da ich glaube dass das für die Empfindung nicht entscheidend ist. Wer interessiert sich schon was aus einem anderen Bewerber um den Job geworden ist, da ist es doch egal, ob der Prot nett oder gehässig ist. Meine Idee war es das er einfach ein bißchen von sich erzählt und ich die Kehrseite der Medaille gegenüberstelle.

Die kursiven Teile dagegen funktionieren nur als Karikatur, denke ich. Zumindest fand ich es ungewollt komisch, wie sich da ein Klischee ans andere reiht. Unglaubwürdig ist es in der Übertreibung auch.
Darüber werde ich auf jeden Fall nachdenken. Ich wollte natürlich mit Übertreibung arbeiten und habe mich an Stereotypen bedient, nicht umsonst habe ich Zivilisationskrankheiten wie Drogen oder Depression gewählt. Das ganze dann vielleicht nur auf eine Person zu beschränken ist eigentilch keine schlechte Idee... Mal schaun...

Also nochmal vielen Dank fürs Lesen

lg neukerchemer

 

Naja, du hättest dich auch damit rausreden können, dass der Text in Satire steht und die Karikatur damit völlig gewollt ist - das ist mir gestern nämlich gar nicht so richtig aufgefallen. Mit dem Argument hättest du mich als Kritiker natürlich ausgeknockt. :)

Aber für eine Satire funktioniert der Text auch nicht wirklich, weil es bei einer Satire eben nicht ausreicht, einfach Klischees aneinanderzureihen. Interessant wird Satire, denke ich, wenn man mit den Klischees mehr spielt und versucht, sie zu brechen.

Naja, vielleicht gibt's ja auch noch andere Meinungen. :)

Schöne Grüße,
Ramujan

 

Hallo neukerchemer,
dies ist die erste deiner Geschichten, die ich gelesen habe. Mein Kurzfazit: Gelungen! Gut, bei der Wahl des originellsten Plots des Jahres könntest du es dir auf deinem Stuhl gemütlich machen. Aber muss denn eine Geschichte "originell" sein?
An dieser Stelle muss ich Ramujan widersprechen, wenn er sagt:

Vielleicht wäre es besser gewesen, in den Hauptteil mehr Leben zu bringen, das Unsympathische des Protagonisten stärker zu akzentuieren und sich beim kursiven Teil auf einen der Fritzes und Dieters und Kuntzes zu konzentrieren, diesen Teil dann aber subtiler und glaubwürdiger (und damit auch emotionaler) voranzubringen

Der Erzähler ist weder sympathisch, noch unsympathisch. Die einzige Eigenschaft, die man ihm zuschreiben kann, ist Ehrgeiz. Nur: Ist das tatsächlich negativ zu bewerten? So funktioniert das Berufsleben nun einmal, und zwar nicht erst seit wenigen Jahren (Stichwort "Globalisierung" oder auch "Neoliberalismus")! Es können nicht alle die Karriereleiter nach oben klettern.
Ich denke zudem, die "Botschaft" (ja, ich weiß, dass jetzt alle die Augen verdrehen, wenn ich mit dem alten Klischee einer "Botschaft" in die Bude galoppiere) des Textes ist nicht die, dass ein Unsympathler eiskalt über die Karriereleichen seiner Kollegen steigt, sondern, dass wir Figuren eines gigantischen Spieles sind, die fast allesamt austauschbar sind und oft durch puren Zufall und die Launen des Schicksals (hier zB die Fusion) ohne viel eigenes Zutun scheitern oder erfolgreich sind.
Ob der Protagonist "es" nach oben schafft, oder doch der Dieter oder der Fritz, ist im Kontext dieser Geschichte völlig belanglos. Vermutlich könnte man die Story aus Sicht von Fritz schreiben und sie würde sich nicht bedeutend verändern, denn jedes der gescheiterten Schicksäler hätte seinen eigenen Weg gefunden.

Außerdem hätte es meiner Ansicht nach geschadet, den Text künstlich aufzuplustern, indem zB Dieters weiterer Weg beschrieben worden wäre. Wieso auch? Er hat kurz einmal die Bahn des Erzählers tangiert und ist danach aus dessen Leben völlig verschwunden. Was sollte es bringen, eine parallele Geschichte einzuflechten?
Ne, so wie sie hier steht ist sie durchaus gelungen!

Allerdings würde ich für eine Verschiebung in die Rubrik "Gesellschaft" plädieren, da sie dort meiner Meinung nach viel passender aufgehoben wäre, denn eine Satire kann ich beim besten Willen nicht erkennen.
Der Text ist eine gesellschaftliche Zustandsbeschreibung und ich kann keine satirischen Spitzen oder Übertreibungen erkennen.

Was mir auch gut gefallen hat ist der Stil: Sehr nüchtern und in den erzählerischen Passagen aus der ersten Person heraus treffend formuliert: Kein Pathos, keine unnötigen Wiederholungen, keine stilistischen Ausreißer. Man liest den Text flott weg - was will man mehr?

Fazit: Kein Meisterwerk, aber sehr solide geschrieben, unter dankenswertem Verzicht des moralinsauren Vorschlaghammers. Weiter so.

 

Hi Rainer,

erstmal vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren.

Der Erzähler ist weder sympathisch, noch unsympathisch. Die einzige Eigenschaft, die man ihm zuschreiben kann, ist Ehrgeiz. Nur: Ist das tatsächlich negativ zu bewerten? So funktioniert das Berufsleben nun einmal, und zwar nicht erst seit wenigen Jahren (Stichwort "Globalisierung" oder auch "Neoliberalismus")! Es können nicht alle die Karriereleiter nach oben klettern.
Ich denke zudem, die "Botschaft" (ja, ich weiß, dass jetzt alle die Augen verdrehen, wenn ich mit dem alten Klischee einer "Botschaft" in die Bude galoppiere) des Textes ist nicht die, dass ein Unsympathler eiskalt über die Karriereleichen seiner Kollegen steigt, sondern, dass wir Figuren eines gigantischen Spieles sind, die fast allesamt austauschbar sind und oft durch puren Zufall und die Launen des Schicksals (hier zB die Fusion) ohne viel eigenes Zutun scheitern oder erfolgreich sind.
Ob der Protagonist "es" nach oben schafft, oder doch der Dieter oder der Fritz, ist im Kontext dieser Geschichte völlig belanglos. Vermutlich könnte man die Story aus Sicht von Fritz schreiben und sie würde sich nicht bedeutend verändern, denn jedes der gescheiterten Schicksäler hätte seinen eigenen Weg gefunden.

Danke, Rainer. Ich glaube besser hätte ich es nicht beschreiben können! Das war mein Grundgedanke. Ich wollte eine Prot der weder sympathisch noch unsympathisch wirkt, der ab und zu mal einen witzigen Spruch loslässt.

Der eigentliche satirsche Kern ist, das was mir aus unserem Leben machen, oftmals auch nur mit Glück zu tun hat.

Allerdings würde ich für eine Verschiebung in die Rubrik "Gesellschaft" plädieren, da sie dort meiner Meinung nach viel passender aufgehoben wäre, denn eine Satire kann ich beim besten Willen nicht erkennen.
Ja ich glaube das du da Recht hast, der satirsche Kern ist nicht sehr stark hervorgearbeitet. Hatte auch anfangs zwischen beidem geschwankt. Ich werde sie verschieben lassen.

Was mir auch gut gefallen hat ist der Stil: Sehr nüchtern und in den erzählerischen Passagen aus der ersten Person heraus treffend formuliert: Kein Pathos, keine unnötigen Wiederholungen, keine stilistischen Ausreißer. Man liest den Text flott weg - was will man mehr?
Danke das geht runter wie Öl!

Also noch mal vielen Dank, dass du dir die Zeit für meine Geschichte genommen hast.

lg neukerchemer

 

Hallo Neukerchemer

habe Deine Geschichte gelesen und fand die Idee vom Grund her nicht schlecht. Aber, wie du vielleicht schon weißt, die Erzählung ist sehr langwierig. Inhatlich sagen einige Sätze leider wenig aus und helfen dem Leser auch nicht wirklich weiter, die Geschichte aufzunehmen. Spannung wird für meine Verhältnisse leider nicht aufgebaut. Eventuell könnte man durch "Weglassen" einiges mehr an Spannung aufbauen. Aber nichts für ungut. Wir wollen einander ja helfen, richtig gut zu werden, oder? :)

 

Hi Threefoursixty,

vielen Dank für deine Kritik.

Inhatlich sagen einige Sätze leider wenig aus und helfen dem Leser auch nicht wirklich weiter, die Geschichte aufzunehmen.
Da werde ich dann nochmal drüber schauen...

Spannung wird für meine Verhältnisse leider nicht aufgebaut. Eventuell könnte man durch "Weglassen" einiges mehr an Spannung aufbauen.
Spannung wollte ich auch gar nicht aufbauen. Das war überhaupt nicht meine Absicht, aber langweilig sollte das Ganze natürlich auch nicht sein. Man soll es einfach gut und gerne lesen. Spannung ist für eine Gesellschaftskritik meiner Ansicht nach nicht von Nöten.

Werde die kursiven Teile noch etwas ausbauen und diese Lebensläufe noch detailierter schildern. Vielleicht ist sie dann nicht mehr so langatmig...

lg neukerchemer

 

Hallo neukerchemer,

natürlich ist es kleinlich, aber der 07.05.1991 war ein Dienstag, kein Montag, die Sonnenscheindauer ging in den meisten deutschen Städten nicht über 2 Stunden hinaus und die höchste Temperatur in Deutschland lag bei 17,9, in den meisten Städten aber nur so um die 13 Grad.

Die Idee, den eigenen Lebenslauf mit den Leichen zu verknüpfen, die man im Konkurrenzkampf um das Leben hinterlassen musste, finde ich großartig.
In der Umsetzung bist du für mein Gefühl aber zu schludrig. Das fängt eben bei der Recherche an (Vorsicht bei Behauptungen, die jeder nachprüfen kann) und setzt sich im Stil fort. Es ist ein Interview, insofer ist ein bisschen Umgangsdeutsch sicherlich in Ordnung. Aber bei dir liest es sich für mich zu umgangssprachlich. Das passt vor allem nicht zu dem Bildungsniveau des dargestellten Charakters.

um mich zufahren
in diesem Fall zu fahren
Eine viertel Stunde vorher betrat ich die Sparkassenfilliale
Du meinst: eine viertel Stunde vor dem Termin, also eine viertel Stunde zu früh, vorher würde in dem Zusammenhang heißen eine vrtel Stunde vor dem so oft wie sonst nie auf die Toilette gehen.
Ich war also genau im Soll und betrat erleichtert das eindrucksvolle Gebäude
dazu würde dann natürlich "erleichtert" passen. ;)

Lieben Gruß, sim

 

Hallo Sim,

vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, meine Geschichte zu lesen und zu kritisieren.

Freut mich, dass dir die Idee gefällt. Deine Verbesserungen habe ich umgesetzt und an die Umgangssprache werde ich mich auch noch einmal dran setzten....

Das nächste Mal werde ich schon von Anfang an auf die Kleinigkeiten achten.

Also nochmal vielen Dank.

lg neukerchemer

 

Hi!

Ich hab die anderen Kommentare jetzt mal nicht gelesen, um mich nicht beeinflussen zu lassen, falls ich also etwas wiederholen sollte, lies einfach drüber weg*g*

Zu Anfang ein paar kleine Fehler die mir so noch aufgefallen sind:

Sie müssen wissen, normalerweise bin ziemlich cool, Druck macht mir nichts aus - überhaupt bin ich ein Prüfungstyp, aber ich muss zugegeben ich war sehr nervös.

Da fehlt ein ich^^ und es müsste zugeben heißen.

aber der Herr glaubte allen Ernstes, er könne mich mit seinen Fragen überraschen, aber die Fragen standen ja alle

zwei mal aber, vlt ein aber durch doch ersetzen oder so

Als ich zu Hause war, erhielt ich bereits schon die Zusage per Telefon.

Also ich würd sagen entweder bereits oder schon aber beides is irgendwie zu viel^^

Er konnte an fast nichts mehr anderes Denken

Er konnte an fast nichts anderes mehr denken.

Soo das waren ja nur ein paar kleine Fehlerchen, nun zu der Geschichte an sich:)

Ich finde die Idee, den Lebenslauf eines derartigen "Überfliegers" so zu schildern, wie du es getan hast, schonmal ziemlich gut. Auch dein Schreibstil gefällt mir, lässt sich gut lesen.

Was ich nicht so toll fand war, dass du ziemlich dick aufgetragen hast, z.B. Fritz hat verdammt viel Pech. Aber kann ja sein, dass du der Meinung warst den Unterschied einfach so deutlich wie möglich herausarbeiten zu müssen, wenn dem so ist, meinetwegen.^^ Sind übrigens auchn paar dicke Klischees bei:p Na ja, wie gesagt, ist meiner Meinung nach trotzdem akzeptabel:)

Was ich wirklich sehr gut finde ist wie du den "Erfolgreichen" (er hat ja meines Wissens keinen Namen, oder?^^) darstellst. Son Kotzbrocken:D Also find ich zumindest, n richtiger Biedermann eben. Viele Stellen in dem Interview gefallen mir, z.B.:

Ich versuchte ihn zu trösten, aber versuchen Sie mal, jemanden zu trösten kurz nachdem er seinen Job verloren hat. Keine Chance! Und vor allem keine Zeit.

Bin doch kein Menschenhasser, was denken Sie von mir?

Kurz um: Ich finde, dass du den Part dieses Mannes sprachlich sehr gut ausgedrückt hast.

Naja, alles in allem nette Geschichte hinter der ne nette Idee steht:)

Lg

Smilla

 

Hi Fräulein Smilla,

vielen Dank für deine ausführliche Kritik.

Ich finde die Idee, den Lebenslauf eines derartigen "Überfliegers" so zu schildern, wie du es getan hast, schonmal ziemlich gut. Auch dein Schreibstil gefällt mir, lässt sich gut lesen.
Vielen Dank dafür.

Was ich nicht so toll fand war, dass du ziemlich dick aufgetragen hast, z.B. Fritz hat verdammt viel Pech. Aber kann ja sein, dass du der Meinung warst den Unterschied einfach so deutlich wie möglich herausarbeiten zu müssen, wenn dem so ist, meinetwegen.^^
Schade, ich hatte mich eigentlich bemüht, dass es nicht zu übertrieben wirkt und dachte dies wäre mir auch gut gelungen, aber vllt muss ich da doch noch mal drüber schauen.

Kurz um: Ich finde, dass du den Part dieses Mannes sprachlich sehr gut ausgedrückt hast.

Naja, alles in allem nette Geschichte hinter der ne nette Idee steht


Noch mal vielen Dank.

Ach ja, die Rechtschreibfehler habe ich ausgebessert.

lg neukerchemer

 

Moin moin neukerchemer!

Also, ich kann jetzt weiß Gott nicht behaupten, dass ich es bereut habe, deine bittere Kurzgeschichte durchzulesen. Alles in allem gelingt es dir inhaltlich sehr gut, den Irrsinn der modernen Arbeitswelt durch die Kombination einzelner Lebensläufe deutlich zu machen. Kompliment dafür :thumbsup:

Dein Schreibstil ist routiniert aber eher unauffällig. Man kann der Handlung prima folgen, bleibt jedoch auch nicht an bestimmten Formulierungen hängen, die dem Text eine besondere Note verleihen würden. Ansatzweise großartig finde ich aber folgende Stelle:

Wahrscheinlich hatte er keinen Ratgeber... Mittlerweile hat er aber bestimmt seine eigene Firma.

Diese Art von Ironie, oder besser gesagt Sarkasmus hätte viel öfter in den Ausführungen deines Ich-Erzählers aufblitzen müssen, schließlich ist er, so wie er von dir beschrieben wird, ein oberflächlicher Workaholic, der nur durch Glück, Ehrgeiz und fehlende Empathie Karriere gemacht hat.

Die kursiven Nebenstränge sind äußerst zugespitzt und sicherlich am Rand zum Klischee. Ein paar eingestreute Details oder auch nur Charaktereigenschaften, um das Schicksal der Ex-Arbeitnehmer besser hervor zu heben, hätte ich mir schon gewünscht.

Z.B. versucht doch der eine gefeuerte Mitarbeiter sein Glück im Ausland. Warum nennst du nicht das konkrete Land (Dänemark, Polen ...) und beschreibst kurz seine Schwierigkeiten mit der Kultur oder der Landessprache.

Was mich wirklich gestört hat, waren aber definitiv die fehlenden Absätze, die es mir als Leser unnötig schwer gemacht haben. :thdown:

Die finale Pointe mit dem Interview fand ich auch etwas merkwürdig, schließlich bleibt sein Interviewpartner bis zum Schluss stumm. Glaubhafter wäre es doch, wenn er einfach nur seine Biographie diktiert, die dann ein professioneller Schreiber zu Papier bringen soll.

Fazit: Inhaltlich top, aber die angesprochenen Punkte sind noch verbesserungswürdig.

So long, Marvin

PS: Wegen Prüfungsstress bin ich um diese unchristliche Uhrzeit noch wach :kaffee:

 

Hi Marvin,

vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren.

Also, ich kann jetzt weiß Gott nicht behaupten, dass ich es bereut habe, deine bittere Kurzgeschichte durchzulesen. Alles in allem gelingt es dir inhaltlich sehr gut, den Irrsinn der modernen Arbeitswelt durch die Kombination einzelner Lebensläufe deutlich zu machen. Kompliment dafür

Dein Schreibstil ist routiniert aber eher unauffällig. Man kann der Handlung prima folgen

Vielen Dank für dieses Lob.

Ein paar eingestreute Details oder auch nur Charaktereigenschaften, um das Schicksal der Ex-Arbeitnehmer besser hervor zu heben, hätte ich mir schon gewünscht.
Ja sicherlich wäre das nicht schlecht gewesen. Habs mir zuerst auch überlegt, aber ich denke das die Geschichte dann zusehr an Fahrt verloren hätte und vllt etwas langatmig geworden wäre. Der zweite Grund warum ich es nicht gemacht habe, ist dass das Schicksal der "kursiven" Personen ja stereotypisch für die Gescheiterten in der Gesellschaft ist. Deswegen habe ich ihnen bewusst keine Charaktereigenschaften gegeben.

Was mich wirklich gestört hat, waren aber definitiv die fehlenden Absätze, die es mir als Leser unnötig schwer gemacht haben.
Noch mehr Absätze? Ich wüsste gar nicht wo.? ;-)

Die finale Pointe mit dem Interview fand ich auch etwas merkwürdig, schließlich bleibt sein Interviewpartner bis zum Schluss stumm. Glaubhafter wäre es doch, wenn er einfach nur seine Biographie diktiert, die dann ein professioneller Schreiber zu Papier bringen soll.
Nette Idee. Aber mir gefällt das Interview eigentlich schon ziemlich gut. Mal noch ein paar andere Meinungen abwarten.

Also dir noch mal vielen Dank das du dir trotz Prüfungsstress die Zeit genommen hast.

lg neukerchemer

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo neukerchemer,

ich hab mir jetzt auch mal die Zeit genommen, deine Geschichte (bzw. dein Interview) zu lesen.

Am Anfang hab ich erstmal gegrübelt, was der Typ (der interviewte) eigentlich will und da ich darauf eine Antwort haben wollte, hab ich weiter gelesen ;)

Zunächst erschienen mir auch einige Äußerungen vom „ich“, da ich ihn doch äußerst arrogant, selbstherrlich und kalt empfunden habe. Zum Schluss habe ich dann doch die dahinterstehende Absicht erkannt :Pfeif:

Bitte? Nein, das war alles zu meinem Lebenslauf. Wann erscheint das Interview denn? Ja, danke, mir hat es auch Spaß gemacht. Auf Wiedersehen!
Die ganze Geschichte über haben mir die Bilder vorm inneren Auge gefehlt – oder auch die Lebendigkeit, wie es von einigen anderen schon erwähnt wurde – doch beim Schluss konnte ich den Erzähler dann vor mir sehen, wie er in seiner überheblichen Art zufrieden den Hörer auf die Gabel legt :)

Edit möchte noch etwas ergänzen:
Im Allgemeinen finde ich die Charaktäre auch zu fad und zu beiläufig, aber aus der Sicht des Erzählers dürften sie genau richtig dargestelt sein. Eben einfach nur als eine Art Beiwerk ohne besonderen Wert, um sich selbst nicht nur im besseren Licht, sondern schon beinahe im Flutlicht zu präsentieren ;)

LG
W.H.C

 

HI W.H.C,

vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen und dir die Mühe gemacht hast meine Geschichte zu lesen und kritisieren.

Die ganze Geschichte über haben mir die Bilder vorm inneren Auge gefehlt – oder auch die Lebendigkeit, wie es von einigen anderen schon erwähnt wurde – doch beim Schluss konnte ich den Erzähler dann vor mir sehen, wie er in seiner überheblichen Art zufrieden den Hörer auf die Gabel legt
Wie gesagt, ich wollte die "Anderen" nicht sonderlich charakterisieren, sonder schnell abhandeln, da sie eigentlich auch austauschbar wären und nur stereotyp für die Gescheiterten stehen.

Danke noch mal.

lg neukerchemer

 

Hallo neukerchemer,

eine interessante Idee: Da ist einer, der den Erfolg des Tüchtigen repräsentiert, aber durch die kursiven Teile merkt man, dass die anderen Leute auch nicht untüchtiger waren …

Mir hat die nüchterne Erzählweise gefallen, auch die Beteuerungen des Protagonisten eine gewisse Anteilnahme am Schicksal der `Anderen´ zu verspüren.
Wenn der Protagonist sich damit beruhigt, dass seine Konkurrenten wohlauf sind

(„Mittlerweile hat er aber bestimmt seine eigene Firma.“ „der Kunze hat bestimmt seinen Weg gemacht, so fleißig und talentiert wie er war“), so wirkt das wie Pfeifen im Keller. Es wirft auch die wichtige Frage auf, ob der Protagonist durch ein anderes Verhalten moralisch besser dastehen würde (könnte) - oder sind Lebensläufe voneinander unabhängige Ereignisse, was hätte er anders machen können? Wenn man dies bedenkt, wirkt der Erzähler schon gar nicht mehr so arrogant (hätte er eine Familie mit einem - um es mal zu überspitzen - mit einem behinderten Kind, das von seinem wirtschaftlichen Erfolg profitiert, sähe alles ganz anders aus).

Ein wenig gestört hat mich, dass die kursiven Teil gewissermaßen Extreme darstellen, es fehlt der Fall eines Kollegen der einfach in der Bedeutungslosigkeit durch sein Berufsleben dümpelt.

Gern gelesen.

L G,

tschüß Woltochinon

 

Hi Woltochinon,

erst mal vielen Dank fürs Lesen und Kritisieren.

Mir hat die nüchterne Erzählweise gefallen, auch die Beteuerungen des Protagonisten eine gewisse Anteilnahme am Schicksal der `Anderen´ zu verspüren.
Das freut mich, normalerweise erzähle ich immer sehr wertend aus persönlicher Sicht, sodass die Geschichte fast als persönliches Experiment anzusehen ist. Das der nüchterne Stil dir gefällt, bestätigt mich, dass es mir gelungen ist.

Ein wenig gestört hat mich, dass die kursiven Teil gewissermaßen Extreme darstellen, es fehlt der Fall eines Kollegen der einfach in der Bedeutungslosigkeit durch sein Berufsleben dümpelt
In der ersten Version hatte ich die Kollegen noch extremer. Bin doch einiges zurückgerudert. Dachte eigentlich das es so ok ist. Das Problem ist, wenn ich einen beschreibt der nur so dahindümpelt, wird vermutlich die Intention nicht so deutlich und mancher wird sich denken, dem gehts doch eigentlich ganz gut.

Gern gelesen.
Danke

lg neukerchemer

 

Hallo neukerchemer,

eigentlich dachte ich, nach dieser Vielzahl von Kommentaren kann ich einfach behaupten, ich stimme diesem oder jenem zu, was Ausführung, Sprache, Stil, etc. betrifft. Aber es sieht so aus, als müsste ich meinen eigenen Senf abgeben:

Ich bin der Meinung, dass viele hier veröffentlichte Geschichten hier einfach zu abstrakt sind, zu wenig Bezug zu einer konkreten Realität haben. Deine Geschichte liefert mir hier ein Gegenbeispiel, ich müsste mich eigentlich darüber freuen und habe dennoch etwas zu bemängeln. Ich bin der Meinung, wenn du schon lobenswerter Weise dich um Realitätsnähe bemühst und Fakten ins Spiel bringst, dann sollte es wasserdicht sein. Eine Fusion zwischen Raifeisenbank und Stadtsparkasse? Der Junge, der von seinen Eltern wirklich auf die Straße gesetzt wird und sich dann planmäßig zum Alkoholiker, alte Omas-Ausräuber und Junkie weiterentwickelt ... Das sind konkret Stellen, die etwas den Lesespaß verderben. sim hat ja auch noch ein paar Punkte angesprochen, welche ich selbst nie auf die Idee gekommen wäre nachzurecherieren.

Aber nun zum eigentlichen: Die bereits von anderen gelobte Gegenüberstellung von "Versagern" und dem einen Gewinner. In der Tat eine interessante Idee. Was auch sicherlich gelungen ist, die Gegenüberstellung der Vorstellungen des Protagonisten gegen die Realität, die Formulierunges des Prot. halte ich für den gelungensten Aspekt dieser Geschichte. Woran ich mich allerdings gestört habe, ist der stereotype Aufbau, der eigentlich klar ist nach dem ersten kursiv-Einschub und die irgendwie merkwürdige Mischung aus dem Interview mit den Erkenntnissen eines allwissenden Berichterstatters.

Ich könnte mir dein Stück eher als Film vorstellen, wo eine derartige Sichtweise logisch wäre, als KG empfinde ich sie als störend, aber das ist sicherlich subjektiv.

Ansonsten eine gute Grundidee. LG,

N

 

Hi Nicole,

Vielen Dank für deinen Kommentar.

ch bin der Meinung, wenn du schon lobenswerter Weise dich um Realitätsnähe bemühst und Fakten ins Spiel bringst, dann sollte es wasserdicht sein. Eine Fusion zwischen Raifeisenbank und Stadtsparkasse?
Das gabs, ganz in der Nähe von uns. Und Spardabank ist auch nichts anderes.

Der Junge, der von seinen Eltern wirklich auf die Straße gesetzt wird und sich dann planmäßig zum Alkoholiker, alte Omas-Ausräuber und Junkie weiterentwickelt
Gut ich gebe zu, das ist schon ein wenig extrem, aber ansonsten hab ich mich mit superlativen doch sehr stark zurück gehalten.

sim hat ja auch noch ein paar Punkte angesprochen, welche ich selbst nie auf die Idee gekommen wäre nachzurecherieren.
Ja, die sind mittlerweile ja auch schon ausgebessert.

Das sie dir die Idee und die Umsetzung hinsichtlich des Intervies gefallen hat, freut mich natürlich sehr.

Woran ich mich allerdings gestört habe, ist der stereotype Aufbau, der eigentlich klar ist nach dem ersten kursiv-Einschub und die irgendwie merkwürdige Mischung aus dem Interview mit den Erkenntnissen eines allwissenden Berichterstatters.
Weiß nicht, mir gefällt die Mischung eigentilch sehr gut. Das macht irgendwie den Reiz aus.

Ansonsten eine gute Grundidee.

Danke, und natürlich auch für die Mühe, die du dir gemacht hast.

lg neukerchemer

 

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