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Ob das gut war?

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07.09.2007
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Ob das gut war?

Die Stadt schien verlassen. Er allein nahm den intensiven Geruch von vergammelten Fisch wahr, er allein hatte sich in die verwinkelten Gassen gewagt. Er war allein mit der Dunkelheit. Allein. Und das war gut so.
Schnellen Schrittes eilte er durch die Gassen. Ja, er kannte sich aus hier, war den Weg...
Eins, zwei, drei, vier... Noch da. Alle. Keiner fehlte. Keiner.
Dutzende Male. Dutzende Male war er ihn gegangen, den Weg. Jetzt musste er abbiegen, links. Vorbei an der Kneipe, vorbei. Dort, wo Giovanni Wirt war, ein prächtiger Kerl. Hatte ihm schon etliche Runden ausgeschenkt. Wirklich nett, der Giovanni, sehr redselig.
Der Weg. Was kam jetzt? Nach rechts? Er musste sich konzentrieren, er durfte sich keinen Fehler erlauben.
Ob sie noch da waren, alle? Neun. Es fehlte keiner. Keiner. Das war gut so. Gut.
Jetzt kam er am Stand vorbei, wo tagsüber solcher Lärm herrschte. Laut. Und der Gestank, Fisch. Er mochte das nicht. Diesen Stand. War zu laut. Zu laut...
Was war das?
Er fuhr herum.
Sie! Sie! Er hätte es wissen müssen, wissen. Dass sie es waren. Die.
Er begann zu rennen, den Weg entlang, den Weg. Er durfte nicht. Sie würden ihn bestrafen. Nicht versagen, durfte er.
Sein Atem ging stoßweiße.
Beobachteten ihn. Musste sie abhängen. Die.

Er war im Eisenbett. Gerade erwacht. Seine Glieder schmerzten. Schmerzten, vom harten liegen. Er öfnete die Augen.
Da sah er ihn. Zum ersten mal. Mit Anzug und Krawatte und Gel in den Haaren, roch diesen Geruch nach Zigarre. Teurer Zigarre. Er setzte sich, ohne zu fragen, der Fremde. Auf den Stuhl an der Wand, an der kahlen langweiligen Wand.
„Guten morgen, signore. Ich bin einer von denen, signore“, so der.
„Einer von denen!“ Er schluckte. Hatte sich nicht geirrt. „Ich, ich es gibt sie also wirklich. Die. Wie sind Sie hier rein...? -Verschwinden Sie, Ich mag nicht gestört werden, wissen Sie. Ich...“
„Keine Fragen, signore.“
Er starrte an die Wand und an die Gitterstäbe am Fenster, die es verrrigelten, das einzige. Ihn ängstigte. Der von denen.
Eins, zwei drei, vier... Neun Stäbe. Am Fenster. „Sie sind alle da. Das ist gut so. Alle Stäbe“
„Konzentrieren Sie sich, signore. Sie drehen durch hier, signore. Das werden Sie nicht gut brauchen, signore. Wir verzeihen nichts.“
„Wissen Sie. Mich verwirrt dieser Raum, er hält mich fest. Ich bin einsam. Schon über zwei Jahre, zwei Jahre. Mein Leben, meine Familie, ich..Wissen Sie. Es bedrückt mich, jagt mich in den Träumen- Neun Stäbe sind es. Alle da.“
Er blickte zur Decke. Pause. Es war still im Raum.
„Ich hole Sie hier raus, signore. Sie müssen dafür etwas erledigen, signore. Für uns“

Bellen. Laut, erschreckend laut. Er kam zu sich. War fort, der Tagtraum, die Erinnerung. Wo war er? Waren sie ihm noch auf den Fersen? Die? Egal.
Er keuchte. Müdigkeit. Müdigkeit überkam ihn. Mühsam schleppte er sich vorwärts. Die dunklen Gassen entlang. Zum Haus.
Eins, zwei, drei... Alle da. Ausnahmslos. Und das war gut so.
Er schüttelte sich. Um die Gedanken loszuwerden, tat er das. Die Gedanken an das Zimmer, das ihn lange Zeit, sehr lange Zeit, gefangen gehalten hatte. An das Zimmer mit der kahlen weißen Wand, dem Stuhl, dem Bett, dem Fenster, dem einzigen, mit den Stäben. Neun. Und alle gab es noch, nichts hatte sich verändert. Nur, dass er fort war, fort. Hatte ihm den Rücken gekehrt, dem Zimmer. Für ewig. Auch das war gut so.
Konzentrieren. Der Auftrag. Er musste alles beenden; jetzt.
Er spürte die Blicke, die auf ihn lasteten, ihn durchdrangen. Er hatte sie nicht abgeschüttelt. Die. Sie würden ihn beobachten. Nichts durfte schief laufen. Nichts. Nein. Sie würden ihn dafür... Er musste seinen Teil erfüllen, das war die Abmachung. „Wir verzeihen nichts.“, hatte er gesagt. Der. Der von denen.
Das Metall. Das Metall, um das sich seine Hand schloss. Es beruhigte ihn. Und das war gut so. War schwer gewesen, daran zu kommen. Hatte viel dafür bezahlt, für die Freiheit. Für die Waffe.
Ein seltsames Gefühl überkam ihn. Sicherheit. Ein Gefühl, das ihm beinahe fremd war. Vielleicht auch Macht. Seine Schritte wurden fester, entschiedener. Es würde nichts schief laufen. Nein. Wieso auch? Er würde sie nicht enttäuschen. Die.
Er war gleich da. 9. Wie die Stäbe, die Stäbe aus einer längst vergangenen Epoche. 9 war die Nummer. Da war es, das Haus. Er war da. Am Ziel. Mit dem Schlüssel zur Freiheit.

Eine Tür wurde geöffnet. Ein Mann trat in die Wohnung. Sagte kein Wort. Nichts.
Dann, ein Schuss, der die Nacht für Augenblicke erschütterte.
Stille, bedrückende Stille, als hätte sich nichts verändert. Im Wohnzimmer war immer noch das Licht angeknipst, das Radio trällerte ein Lied und auf dem Nachttisch lag, wie zuvor, die Zeitung:
„Einem Patienten gelingt die Flucht“, verkündete sie. Doch der Mann, der Mörder, sah dies nicht, war schon verschwunden. Vielleicht war das gut so. Vielleicht.

 

Hallo Leute!

Ich wusste beim besten Willen nicht, wo ich die KG posten sollte. Ich habe auch in Erwägung gezogen, ob es nicht besser unter Krimi gepasst hätte, aber da der ganze Text etwas eigenartig aufgebaut ist, fand ich Seltsam passender.
Aber, wie gesagt, ich kann auch falsch liegen, also im Falle des Falles einfach verschieben

Wie dem auch sei,
hoffe, dass ihr mit meiner KG was anfangen könnt.
LG Moritz

 

Hallo Mister,

Die Stadt schien verlassen. Er allein nahm den intensiven Geruch von
vergammelten Fisch wahr, er allein hatte sich in die verwinkelten Gassen gewagt. Er war allein mit der Dunkelheit. Allein. Und das war gut so.
Warum denn der Zeilenwechsel nach „Geruch von“?

Er starrt an die Wand und an die Gitterstäbe am Fenster die es verrrigelten, das einzige
Tempusfehler. Starrte; Zeichensetzungsfehler: , die es ; Rechtschreibfehler: verriegelten

Ja, die Form überlagert den Inhalt – und sie ermüdet auch. Also diese immer gleichen Motive, die Wiederholungen – das kann man mal über eine sehr kurze Passage einbauen, aber über drei, vier Absätze nervt es schon ganz schön, finde ich. Da müsste mehr Sound rein. Die Sätzen, die Motive, die sich wiederholenden Wortketten müssten besser klingen.

Der von denen.
z.B.
Das zieht einfach nicht. Ich bin auch ein großer Freund der Apposition, des „Anfügens“, aber es muss da auch Grenzen haben. Wenn man das so hart über einen Text ballert, lähmt man ihn auch einfach.

Der Text kann dann eben auch nirgendwo hin, der bleibt in genau dem gleichen Tempo und hetzt zu Ende, während sich eine Spannung, eine formale Spannung, ja oft durch einen Wechsel im Erzähltempo ergibt.
Wenn ich von Anfang an nur in keuchenden Ein-Wort-Sätzen spreche – wo soll es dann noch hingehen?
Zum Inhalt: Ist jetzt gemein, aber ich vermute mal, du hast „Old Boy“ gesehen und er hat dir gefallen, oder? ;)

Gruß
Quinn

 
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Hallo Quinn

Danke für deine ehrliche Kritik. Die Grammatikfehler werd ich gleich aus dem Weg schaffen.

Was die Sprache angeht, so ist mir vollkommen klar, dass sie sehr unmelancholisch und irgendwie auch ermüdent ist. Doch dies habe ich mit Absicht gemacht, da die Geschichte eigentlich von einem Schizophrenen spricht, der sich "von denen" verfolgt fühlt.Im Vorfeld, habe ich mich über die Symptome der Schizophrenie informiert und fand unter Anderem folgendes heraus:

(aponet.de):

* Formale Denkstörungen

Die formalen Denkstörungen fallen im Gespräch als Zerfahrenheit auf. Der Denkablauf ist verzerrt. Ein geplanter Gedankengang wird nicht durchgehalten, ist sprunghaft, unlogisch und wird manchmal abrupt abgebrochen. Ein nebensächliches Wort führt zu völlig neuen Assoziationen. Der Redeinhalt erscheint teilweise unverständlich.


Diese Tatsache wollte ich im Text anwenden, was natürlich zur Folge hat, dass das Lesen nicht mehr besonders angenehm ist.
Der Satz: „Einem Patienten gelingt die Flucht“, sollte über seine psychischen Probleme aufschuss geben, ist aber, wie es aussieht, zu undeutlich. Werde mir was anderes einfallen lassen. Wie wäre es zum Beispiel mit: Psychiatrie vermisst Patienten."?

LG Moritz

Hab im Internet über Old Boy gegoogelt, muss ein Klasse Film sein (auch deine Vermutung kann ich nachvollziehen, es gibt wirklich gewisse Paralellen! :) ) :thumbsup: Danke für den Tip! Werd ihn bei Gelegegenheit guggen.

 

Hoi!

Guuuuuuute KG ;) Jedenfalls hat sie mir gefallen...

Finde es nur etwas ermüdend, alles doppelt, oder sogar dreifach lesn zu müssen...
Nun denn, das gibt der Geschichte ja auch einen eigenen Charakter, ja, ich finde die Geschichte passt schon in di Kategorie Seltsam... Denn, Spannung wird ja keine aufgebaut...


>sein Atem ging stoßweiße<

Der Satz an sich geht in Ordnung, aber vielleicht wäre es besser zu schreiben: "Er atmete stoßweiße" oder ähnliches, so gefällt es mir nicht wirklich...

>Er öfnete die Augen< zwei ff

>Keine Fragen, signore< Signore, ist eine Anrede, in italienisch würde man es klein schreiben, doch in Deutsch nicht, soweit ich weiß...

Jo, des war mol olls ;)

Ansonsten keine Einwände, lässt sich zwischendurch mal gut lesen, ich mag solche Themen, sind genau mein Geschmack...

Servus,
Servus :shy:

 

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