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Oberflächen

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21.03.2005
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Oberflächen

Ein Verwirrspiel. Und ich dazwischen. Verwirrt. Um eine Wahl komme ich nicht herum.
Sie haben mich in diesen Raum gesteckt, damit ich Klarheit schaffe. Haben mir gesagt, dass ich es nur alleine schaffen kann. Links der Spiegel, rechts das Fenster. Ich glaube, es ist ein Test. Einer von diesen psychologischen Sezierversuchen, den die Leute an der Universität lernen. Man trifft eine Entscheidung und dann nicken sie und murmeln Sachen und schreiben unleserliche Notizen auf ihre Klemmbretter. Ich habe ein mulmiges Gefühl. Keine Ahnung, was dieser Test über mich aussagen soll. Wenn ich es wüsste, würde mir die Entscheidung sicher leichter fallen. Nun ja, wahrscheinlich ist das der Grund, warum sie mir den Sinn des Tests nicht verraten. Ich sehe sie an dem runden Fenster neben der Tür stehen. Sie beobachten mich.

"Hey, keine Panik", rufe ich zu ihnen herüber. "Noch passiert hier gar nichts, ok? Ich stehe hier und schaue mir den Raum an, also weitergehen, weitergehen, es gibt hier nichts zu sehen."

Ich weiß nicht, ob sie mich hören können, aber vermutlich schon. Die Tür ist sehr dick gepolstert. In weiß. Wahrscheinlich Polyester-Schaum. Die Leute an dem runden Fenster in der Tür fangen sofort an zu nicken, zu murmeln und sich Notizen zu machen. Ich lache verächtlich. Natürlich hören sie mich. Ich beachte sie nicht weiter und wende mich dem Raum zu. Er ist weiß gekachelt. Die Kacheln glänzen. Sind wohl frisch geputzt. Ich strecke die Hand aus und mache einen dicken Fingerabdruck mit dem rechten Daumen in die Mitte einer Kachel in Augenhöhe. Auf die Kachel daneben mache ich noch einen. Sicherheitshalber. Wer weiß, wie aufmerksam das Reinigungspersonal hier ist. Einen einzelnen Fingerabdruck kann man leicht übersehen. Kalt sind die Kacheln. Ein kühler Kachelwind streift mir um die nackten Beine und macht mir eine Gänsehaut.

Der Raum ist rechteckig. Lang und schmal. Wie ein Korridor. Allerdings viel kürzer. Ein kurzer Korridor mit langen Seiten. Blöde Beschreibung. Aber wie sonst will man einen rechteckigen Raum, der sehr klein ist, beschreiben? Die Seiten, an die Spiegel und Fenster eingelassen sind, sind länger als Kopf- und Türseite.

Ich schaue über die Schulter zur Tür. Die Leute sind noch da. "Okay, dann lasst uns sehen, welchen Idiotentest Ihr Euch für mich ausgedacht habt", rufe ich und mache das Daumen-hoch-Zeichen zu ihnen. Dabei grinse ich. Warum ich das tue, weiß ich nicht.

Gut, also links der Spiegel und rechts das Fenster. Draußen ist es dunkel und ich kann mich in dem Fenster beinahe ebenso gut spiegeln wie in dem Spiegel. Die beiden Oberflächen befinden sich exakt auf gleicher Höhe und sind exakt gleich groß. Eine glatte Oberfläche spiegelt eine glatte Oberfläche. Ein ausgesprochen guter Effekt. Leider steht man selber immer im Weg, wenn man ihn beobachten will. Wenn ich einen Wunsch frei hätte, dann würde ich mir wünschen, einmal die unendliche Spiegelung zweier gegenüber liegender Oberflächen ungestört betrachten zu können. Ohne dass jemand oder etwas das Blickfeld stört. Vielleicht würde man auch verrückt werden dadurch. Auf der anderen Seite – ich bin ja schon verrückt. Warum sonst wäre ich hier? Andererseits lägen in dieser Unendlichkeit vielleicht der Frieden und die Stille, die ich so dringend benötige. Lauter Vielleichts. Solche Fragen wird man nie klären, wenn man es nicht ausprobiert.

Die Oberflächen sind einander so ähnlich und doch sind sie vollkommen unterschiedlich. Und vollkommen vollkommen.
Ich wende mich der linken zu und mein alter ego, das sie wiedergibt, wendet sich rechts herum. Aus seiner Sicht gesehen. Eine glatte Oberfläche - alles, was Recht ist. Augen schauen mich an. Meine Augen. Die Augen seien der Spiegel der Seele, heißt es. Ich habe das immer wieder überprüft. Stundenlang saß ich vor dem Spiegel und habe meine Spiegel betrachtet. Habe versucht, sie losgelöst von allem zu sehen. Losgelöst von dem, was ich bin. Habe versucht herauszufinden, ob sie irgendwie traurig aussehen. Oder ängstlich. Oder verbittert. Und auch jetzt versuche ich es. In diesem kalten Raum, in dem ich ein Kaninchen bin. Aber sie bleiben, was sie sind. Zwei Augäpfel. Angeschlossen an eine aberwitzige Kabelage von Nervenzellen und Blutgefäßen. Gefüllt mit – mit was eigentlich? Augenwasser? Zwei leidlich funktionierende Sensoren in einem funktionalen Komplex aus Zellen und Blut. Viele Dinge haben sie gesehen. Und viele Dinge nicht. Manchmal denke ich, dass meine Augen uralt aussehen müssten. Irgendjemand hatte einmal gesagt, die Hölle sei die Abwesenheit von Vernunft. Manchmal ist in mir die Hölle. Ich bin dann die Hölle. Und meine Augen werden zu Fenstern. Manchmal denke ich, die Flammen müssten aus meinen Augen lodern. Die Flammen der Hölle. Abwesenheit von Vernunft.

So ein trickreiches, durchtriebenes Ding! "Stop", sage ich laut, zu dem Spiegel gewandt. "So geht das nicht. Ich habe mich noch nicht für Dich entschieden, also lass die Spielchen." Meine Augen blicken dabei an dem Spiegel vorbei. Noch einmal will ich mich von ihm nicht aufs Glatteis führen lassen. Der Blick in die linke Oberfläche wirkt schon.

Mit Spiegeln muss man vorsichtig sein. Abrutschen kann man an ihnen. Und nach einer Rutschpartie in einem Höllentempo landet man plötzlich unsanft in sich selber. Oder in der Hölle, passend zum Tempo. "Ich habe mich noch nicht für Dich entschieden, Spiegel. Lass mich in Ruhe. Nimm mir nicht weg, was Dir nicht gehört."

Ich trete ein paar Schritte zurück und habe das kalte Glas der Fensterscheibe im Rücken. Drehe mich um. Unter mir liegt die Stadt mit ihren Lichtern.
Wir sind hoch hier. Achtundneunzigster Stock oder so.
Ob die Menschen unten wissen, dass es hier oben einen Raum gibt, in dem Menschen zu Kaninchen werden? Nein, vermutlich nicht. Die Menschen wissen gar nichts. Sie gehen zu ihren Anlageberatern, fahren in ihre Büros, küssen ihre Ehepartner und ficken ihre Geliebten. Vorbei die Zeit, in der die Partner die Geliebten waren. Das Einzige, das ihnen schlaflose Nächte bereitet, ist die Hypothekenzahlung für das nette kleine Vorstadthäuschen. Heiraten mit zwanzig, das erste Balg mit dreiundzwanzig, das Haus mit fünfundzwanzig. Akkurat, ich muss schon sagen.

Dieses Fenster. Ich stehe über den Menschen. Symbolisch und wörtlich. Ich könnte das Fenster öffnen und über ihren Durchschnitt davonfliegen. Könnte ihren grapschenden Fingern entkommen, mit denen sie mich holen wollen.

Ich habe mich immer gefragt, warum ich so anders bin. Warum will ich keine Kinder, warum will ich kein Haus bauen, warum will ich immer frei sein? Warum macht mich das Schreien eines Säuglings im Supermarkt aggressiv, während ich beim Heulen eines Motors im oberen Drehzahlbereich fast körperliche Lust empfinde? Warum will ich keinen Kuschelsex und warum fasziniert mich körperliche Gewalt so sehr? Warum erfüllt es mich mit Grimm, wenn ich aus Höflichkeit Einladungen aussprechen oder annehmen soll? Warum hasse ich Happyends in Filmen so sehr und warum bereitet mir Belanglosigkeit körperliches Unwohlsein? Warum gebe ich immer Kontra?

Wie konnte das passieren? Warum bin ich nicht angepasst wie die anderen? Das war keine verdammte Entscheidung! Vielleicht wäre ich auch gerne angepasst. Vielleicht hätte ich auch gerne mal geheiratet und Kinder bekommen. Aber ich konnte mich nicht entscheiden. Irgendwann lag es auf der Hand: mein Leben ist nicht wie das der anderen. Ich konnte es nicht mehr leugnen. Irgendwann war er einfach da, dieser unbändige Hass auf alles Massenhafte. Heute kann ich nicht mehr zurück. Ich kann mich nicht mehr umentscheiden und mit dreiundzwanzig heiraten. Jedes Mal, wenn ich versuche, mich normal zu verhalten, geht es böse aus. Und tut mir weh.
Und ich begann, diese Kluft zwischen ihnen und mir aufzuziehen. Oh ja, wie großartig war diese Kluft.

Jetzt, in diesem Moment stehe ich an ihrem Abgrund. Ich stehe in diesem Raum im achtundneunzigsten Stock und lache über die Menschen. Wie emsig und armselig sie in ihrem vorhersehbaren Leben herumwuseln. Ich hasse sie so sehr mit ihren spießigen Traditionen, dass es weh tut. Ich schließe die Augen. Beinahe ersticke ich an meiner Verachtung, so groß ist sie.
Die Verachtung ist nicht gut. Der Hass auch nicht. Ich muss mich immer wehren. Immer kämpfen. Und je stärker ich mich wehre, desto größer wird die Kluft. Desto unmöglicher wird eine Überquerung. Ich habe sie unmöglich gemacht. Und dafür bestrafe ich mich jeden Tag. Das Blut. Es versöhnt mich immer. Ein bisschen zumindest. Versöhnt mich mit meiner Unzulänglichkeit. Der Schmerz. Er erinnert mich daran, dass ich die Sache verbockt habe. Die Erschöpfung, mit der ich jeden Tag meinen Frieden bezahle, ist ein unermesslich hoher Preis. Meine Kraft ist doch nicht unendlich.

Ich öffne das Fenster. Kalte Nachtluft weht mir ins Gesicht. Es nieselt. Ein feuchter Mantel legt sich über mich. Ich öffne die Augen. Die Geräusche so fern. Die Geräusche, die mir tagsüber Schmerzen bereiten. Motoren, Hupen, Hunde, Sirenen, Presslufthämmer. Und Menschen, die immerzu reden. Immerzu.

Oh, jetzt weiß ich, was dieser Test bedeutet. Spiegel oder Fenster. Wahnsinn oder Tod. Kerker oder Freiheit.
Aber in Wirklichkeit ist es keine Entscheidung. Wenn ich mich für den Spiegel entscheide, bleibe ich hier. Sie werden mich mit Drogen voll stopfen und eines Tages zu Tode therapieren. Und wenn ich mich für das Fenster entscheide, werden sie rechtzeitig in den Raum stürzen und zwei Pfleger werden mich auf einer Pritsche festschnallen. Und dann bleibe ich auch hier. Kommt also alles auf das Selbe raus.

Oder doch nicht?
Ich blicke verstohlen zur Tür. Da stehen die Leute immer noch und nicken und murmeln und notieren Dinge auf ihren Klemmbrettern. Sie sehen konzentriert aus, aber ruhig. Okay, probieren wir es aus. Ich klettere auf das Fensterbrett und kauere mich darauf. Noch ein Blick. Nein, sie machen nicht den Eindruck, als würden sie gleich hereinstürzen und mich vom Freitod abhalten.
'Freitod' – was für ein gutes Wort.
Ich werfe einen Blick zurück in den Spiegel. Sehe die zierliche Frau mit dem wirren Haar und dem flatternden Nachthemd auf dem Fensterbrett sitzen. Ihre Wangen sind eingefallen und die Armvenen zerstochen. Ihre Beine hängen nach draußen.
Doch in ihren Augen brennt ein Feuer. Und für einen Moment sehe ich wieder die Flammen, die aus ihnen lodern.

 

Hallo der Weg,

ein recht interessanter und gut geschriebener Text, den du zudem schon abgerundet hast. Den letzten Satz hätte ich allerdings gestrichen, er schwächt das wunderbare Ende ab, das du durch das wiederholte Aufgreifen des Flammenmotives geschaffen hast.

Auch fand ich es sehr gut, dass du dich bei der Auflösung nach dem Sinn des ganzen sehr zurückgehalten hast und dem Leser genügend Freiraum gibst. Weniger gefallen hat mir dafür der Teil zwischen:

Dieses Fenster. Ich stehe über Euch.
bis:
Ich hasse Euch so sehr mit Euren spießigen Traditionen, dass es weh tut.
Zum einen beginnt hier ein kleiner Holzhammer zu schlagen, zum anderen wechselst du plötzlich von der dritten Person Plural in die zweite. Warum? Um die Leser anzuklagen? Das ist mir zu drastisch und scheint mir im Rahmen dieses eher subtilen und leise wirkenden Textes unstimmig. Ich würde dir raten, wieder in die dritte Person zu wechseln, das mindert die Gesellschaftskritik sicher nicht, aber es lässt diesen essayistischen Charakter, der auch an einen Tagebucheintrag erinnert, verschwinden und lässt der Geschichte mehr Raum. Eine Straffung würde dem ganzen sicher gut tun.

Davon abgesehen handelt es sich hier sicherlich um einen der besseren Texte. Klar und sauber geschrieben, mit einem schön durchgehaltenen Spannungsbogen. Nicht schlecht.

Weitere Anmerkungen:

Ich sehe sie an dem runden Fenster neben der Tür stehen.
Ich fände es logischer, wenn sich die Beobachter hinter dem Spiegel befänden - diese einseitig wirkenden Spiegel sind ja heutzutage schon so offensichtlich, dass jedem die Beobachtung klar ist. Außerdem fände ich es interessanter, die Geschichte um den panoptischen Effekt zu erweitern, d.h. die Unsicherheit, ob gerade beobachtet wird oder nicht.

Ein kühler Kachelwind streift mir um die nackten Beine und macht mir eine Gänsehaut.
:hmm: Kachelwind? Wenn das Fenster geschlossen ist, scheint mir das unglaubwürdig. Schöner wäre es, von innen heraus zu frösteln.

Viele Dinge haben sie gesehen. Und viele Dinge nicht. Manchmal denke ich, dass meine Augen uralt aussehen müssten. Irgendjemand hatte einmal gesagt, die Hölle sei die Abwesenheit von Vernunft. Manchmal ist in mir die Hölle.
Großartig. Meine persönliche Lieblingsstelle.

Dieses Fenster. Ich stehe über Euch. Symbolisch und wörtlich.
Toll.

Generell besticht der Text durch deinen Fähigkeit, Sätze wie Gedanken aufzuschreiben. Das macht das Lesen schön kurzweilig und die Prot gut nachvollziehbar.

Ich schließe die Augen. Beinahe ersticke ich an meiner Verachtung, so groß ist sie. Aber nur beinahe.
Den letzten Satz würde ich streichen, er bringt hier nichts.

Sehe die zierliche Frau mit dem wirren Haar und dem flatternden Nachthemd auf dem Fensterbrett sitzen
War für mich ein Überraschungseffekt - aus irgendeinem Grund war ich von einem männlichen Protagonisten ausgegangen.

Das Ende ist wie gesagt klasse, aber etwas zu lang.

Gern gelesen.

liebe Grüße,
Anea

 
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Hallo Anea,

ich muss gestehen, dass mich Deine Kritik ein wenig verlegen gemacht hat. Mit einem solch differenzierten, konstruktiven und im Ganzen positiven Feedback hatte ich nicht gerechnet.

Das mit dem Personenwechsel war mir nicht aufgefallen, aber Du hast Recht: das führt zu einem irritierenden Bruch. Ich werde das angleichen - so oder so.

Was die beobachtenden Leute (Ärzte? Wissenschaftler?) angeht, so habe ich sie bewußt sichtbar gemacht, weil mir das Kopfnicken und die Klemmbretter so gut gefielen. Das drückt das nüchterne, emotionsfreie, kühle Interesse der Welt an der Protagonistin aus. Lasse ich drin.

Hast Du noch nie einen echten Kachelwind erlebt? Es ist die Kälte, die kein offenes Fenster braucht, um eine Gänsehaut zu erzeugen. Ist bloß ein Wortspiel ...

Insgesamt - vielen Dank. Gute Anregungen, die ich mir durch den Kopf gehen lasse.

Gruß,
M.

Nachtrag: Ich habe die zweite Person Plural in die dritte überführt. Ich denke, jetzt liest es sich vielleicht etwas besser. Danke nochmal.

 

Hm ... vielleicht sollte man den Text auch einstellen, wenn man ihn geändert hat ...

 

Hallo Der Weg,

ein wirklich guter Text, eine der seltenen Suizidgeschichten, die ich gerne gelesen habe, denn sie belässt es nicht bei der Feststellung, die Welt ist Scheiße und mein Freund hat mich verlassen, also bringe ich mich um. Deine Protagonistin leidet ernst, fast trotzig und so experimentiert sie mit der Reaktion derer, die mit ihr experimentieren. Sie dreht den Spieß um.
Was mir besonders gefällt, ist die Erzählform, schon weil ich es auch gerne so mache, dass ich einen Fortlauf über Fragen transportiere. ;)

Wir können mit seelischen Erkrankungen immer noch nicht richtig umgehen. Therapie klingt immer noch wie eine Art Knast für Geisteskranke und unsere Mitmenschen erschrecken oft über die Macht, die von Traumatisierungen ausgehnt. Damit ist niemand gern konfrontiert. Wie der Teufelskries aus Verweigerung und Verweigerung aufgebaut und erhalten wird, demonstrierst du an deiner Prot anschaulich. Sie zieht sich von dem Menschen zurück, die Menschen sich von ihr. Sie wird wunderlich, sie wird ein Fall für die Ärzte und ein Fall für Experimente. Und irgendwo sehnst sie sich nach dem Leben, welches sie vor sich verflucht, um ohne überleben zu können.

Zwei Details:

Sie gehen zu ihren Anlageberatern, fahren in ihre Büros, küssen ihre Eheleute und ficken ihre Geliebten.
Hier müsste es mE "Ehepartner" heißen, da die "Eheleute"immer zwei sind.
Doch in ihren Augen brennt ein Feuer. Und für einen Moment sehe ich wieder die Flammen, die aus ihnen lodern.
Hier wäre das Bild eventuell eindringlicher, wenn das Feuer hinter den Augen brennt. Das macht deutlicher, das dieses Feuer immer da ist, nur nicht immer sichtbar.

Beides nur Kleinlichkeiten, im zweiten Fall ohnehin nur Geschmackssache. Eine prima Geschichte.

Lieben Gruß, sim

 

Hey sim,

ja, vielen Dank auch für das wohlmeinende Urteil. Freut mich, dass Dir der Trotz aufgefallen ist ... ja, das macht mir ein gutes Gefühl.

Den Formfehler habe ich bereinigt, aber mein Feuer behalte ich doch lieber IN meinen Augen ... ;o)

Trotzdem danke für's Lesen und Anregen.

Gruß,
M.

 

Hallo Der Weg,

eine gute Geschichte, da kann ich anea und sim nur zustimmen. Schade, dass sie bisher eher untergegangen ist.

Du hast das Leiden der Frau sehr eindringlich rüber gebracht, die Verzweiflung wirkte echt und kam direkt bei mir an. Und zum Thema Frau - ja, davon war auch ich überrascht, bin bis zur letzten Szene von einem jungen Mann ausgegangen. Guter Überraschungseffekt.

Gefallen hat mri auch das eher offene Ende, das Raum lässt für eigene Gedanken. Ein guter Ausgang schien mir von Anfang an gar nicht möglich. Das Leben der Frau hast du durch viele Hinweise angedeutet, z.B. die körperliche Gewalt, die zerstochenen Arme, ohne zu deutlich zu werden. Das hat mir gefallen.

Der einzige Grund, warum ich die Geschicht ein kleines bißchen kritisch gelesen habe, ist, dass das Thema wirklich etwas abgenutzt ist. Macht aber nichts, da du es gut umgesetzt und das Leiden gut begründet hast.

Eine Kleinigkeit:

"Stop", sage ich laut, zu dem Spiegel gewandt.
"Stopp", da du die NR benutzt.

Liebe Grüße
Juschi

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Juschi,

vielen Dank für's Lesen und Kommentieren.

Ich muss gestehen, dass es mich schon irgendwie freut, dass der Überraschungseffekt "Frau" so schön zündet ... ;o)
Und es war mir wichtig, dass man nicht zu viel aus ihrem Leben, von ihrem Leiden erfährt, damit der Leser sich ein eigenes Bild davon machen kann, wie es sich anfühlt, isoliert zu sein.

Insgesamt: danke, danke, danke.

Gruß,
M.

 

Hey Kelle,

na ja, Liebe würde ich es nicht gleich nennen, aber die Sehnsucht hast Du richtig erkannt. Der zutiefst empfundene Wunsch nach etwas mehr Normalität vielleicht.

Freut mich, dass es Dir gefallen hat.

Gruß,
M.

 

Hallo Der Weg!

Ich kann mich den Vorkritikern nur anschließen: Ein sehr interessanter Text, der die Probleme der Protagonistin mit sich selbst und ihrer Umwelt sehr schön aufzeigt. Die Ver(w)irrung zwischen den Erwartungen der anderen und dem eigenen Ich; die Suche nach dem richtigen/eigenen Weg und die Ausweglosigkeit; Unverständnis von außen, und selbst versteht sie sich auch nicht.

Was mir gut gefällt, ist, daß man die Geschichte zwar auf verschiedene Arten interpretieren kann, sie aber doch gerade noch so konkret ist, daß man nicht das Gefühl hat, es schwebt etwas vor einem, das man nur unscharf sieht, und man schafft es einfach nicht, den Blick scharfzustellen.
So kann man etwa die Leute mit den Klemmbrettern (»Klemmbretter« schreien geradezu nach der Assoziation mit »verklemmt« und »ein Brett vorm Kopf« :D) nicht nur als Ärzte, Psychiater usw. sehen, sondern auch ganz einfach als die Gesellschaft: Der Test ist dann das Leben selbst.
Ich finde, daß die Leute draußen hinter den Fenstern stehen, drückt auch ein Nicht-Verstehen aus: Sie schauen zwar neugierig, aber hören/verstehen nichts (wenn die Protagonistin glaubt, sie könnten sie hören, könnte das auch nur den Wunsch ausdrücken, daß sie sie verstehen könnten). Sie betrachten die Handlungen, oberflächlich, können aber nichts nachfühlen. Ich würde ihnen vereinzelt auch noch Taschenrechner geben…;)

Gut finde ich auch, daß Du den Schluß offen gelassen hast (obwohl mich der gelöschte Satz natürlich sehr interessieren würde…). Ich denke ja eher, daß sie nicht springt, denn ich sehe das Feuer in den Augen auch irgendwie als Energie, und wenn sie die Energie in sich selbst erkennt, dann springt sie nicht, sondern wird den Spiegel – die Selbsterkenntnis – als die echte Freiheit erkennen. :)

Der Raum ist rechteckig. Lang und schmal. Wie ein Korridor. Allerdings viel kürzer. Ein kurzer Korridor mit langen Seiten. Blöde Beschreibung. Aber wie sonst will man einen rechteckigen Raum, der sehr klein ist, beschreiben? Die Seiten, an die Spiegel und Fenster eingelassen sind, sind länger als Kopf- und Türseite.
Ich sage dazu Schlauchzimmer. :)

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo Susi,

danke für den positiven Kommentar.
Das mit diesen Wissenschaftler-Typen hinter der Tür ist anscheinend bei Dir angekommen wie von mir beabsichtigt. Ja, es geht um die nüchterne Analyse, das fasziniert-angewiderte Interesse, ohne den Willen, eindringen zu wollen in die Welt der Protagonistin. Die Protagonistin ist für sie wie ein seltener Käfer, aufgespießt auf eine Nadel in einem Schaukasten.

Schlauchzimmer ist auch sehr schön ... ;o)

Vielen Dank nochmal!
Gruß,
M.

 

Hey M.!

Tja, viel kann ich ja zu deinem Text leider nicht mehr sagen, außer, dass er auch mir sehr gut gefallen hat. Dein Stil ist sicher und liest sich sehr gut.
Einmal begonnen zu lesen, will man wissen, worauf das Ganze hinaussoll. Du hast die Erwartungen erfüllt, mit einem guten Ende. Ein Satz hat mir besonders gefallen (obwohl da einige waren, die toll sind):

Die Erschöpfung, mit der ich jeden Tag meinen Frieden bezahle, ist ein unermesslich hoher Preis.

Hat mir sehr gut gefallen.

Grüße,
One

 

Hey one weak,

danke für's Lesen.
Schön, dass es Dir gefallen hat.
Musst mich aber nicht mit Lob für meine positive Kritik bezahlen ... ;o)

Gruß,
M.

 

Täglicher Wahnsinn, komprimiert. Gefällt mir.

Und belasse den Text so. Wozu einen Text dauernd ändern, weil immer irgendwer schreibt, dieser Ausdruck wäre besser, jener angebliche Logikfehler verbirgt sich.

Irgendwann ist es dann nicht mehr Dein Text.

Belassen, weil gut so.

 

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