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Oh Josephine
Feucht und glibberig. Igitt. Sein Blut klebt wie Rotz an meinen Händen; ekliges, schleimiges rotes Zeug. Wahrscheinlich ist das sogar Rotze, nur mit Blut vermischt. In nem hässlichen Zinken wie dem da steckt ne Menge Schnodder. Und wenn was so zermatscht wird, dann muss ja der ganze Saft raus spritzen.
Mann, ist das widerlich! Und kein Taschentuch zum Abwischen. Die Uniform darf ich damit nicht einsauen. Oh, schon zu spät. Die Jacke ist auch ganz verspritzt. Rote Tupfen, überall. Diese verfluchte Mistmade! Jetzt muss ich mir irgendeine Erklärung einfallen lassen! Aber was soll's, so kann ich mir wenigstens die Hände an der Kleidung sauber machen.
„Ich zeig Sie an!“ Dieser Pisser legt es doch echt drauf an.
„Klar Bobby, melde es!“ Der Sack braucht wohl ne Lektion in Sachen 'wer sitzt am längeren Hebel'. „Was glaubst du wohl, wem glauben die eher? Dem zugedröhnten Junkie, der seinen Hund abgestochen hat, oder dem aufrichtigen Polizisten?“
„Ich mach Sie fertig!“ Mann, ist das widerlich. Spritzt das Blut hier in der Gegend rum. Uäh, schon wieder welches auf meiner Wange.
„Vorsicht, mein Junge!“ Gleich wird er sich in die Hosen pissen. Jetzt nur schön böse wirken, dann schaff ich das. Vielleicht noch ein bisschen nachdrücklicher? Ah, ich weiß! Die Pistole an seine Stirn, fest gedrückt - weh tun muss es! Rückwärts an die Wand mit ihm! Jaha, jetzt ist dir dein großmäuliges Geschwätz vergangen, was?
„Ich will mal eines klarstellen: Wenn hier einer fertiggemacht wird, dann bist du das! Also halt deine verschissene Fresse und rück die Kohle raus, wenn du nicht willst, dass ich dich für die Dealerei einloche!“
Die Waffe vibriert, vom Schwein an der Mündung, das zittert. An Drogenentzug kann's nicht liegen. Augen groß wie Untertassen. Winzige Pupillen. Und dieser Gestank! Ekelhaft. Wenn er so schwitzt riecht er noch schlimmer als sonst. Aber ich hab ihn da, wo ich ihn haben wollte; vom In-die-Hose-Pissen mal abgesehen: Er rückt seine Einnahmen raus. Drogengeld. Na und? Pecunia non olet – Geld stinkt nicht. Der alte Vespasian hatte Recht.
„Du warst mir zu aufsässig, in letzter Zeit.“ Tritt in die Eier. Ja, so ist das schön, fein die Klöten klingeln lassen. Ist ja nur ein Dealer. Das heißt... „Weißt du was, du Penner?“ Runterbeugen, auf dem Boden ist er sonst so weit weg, so ... sicher. Sieh mir gefälligst in die Augen!
„Du hast die längste Zeit gedealt. Ist mir scheißegal, dass du nix anderes kannst. Aber es ist Schluss. Wenn ich dich je wieder hier erwische, mit Stoff, dann sitzt du ein. Und ich kenne da ein paar Typen in Hawnthork, die würden sich tierisch freuen, einer knackigen Braut wie dir den Schwanz so tief in den Arsch zu schieben, dass du sie oral und anal gleichzeitig bedienen kannst!“
Überlegenheit demonstrieren. Ah, genau. Eine Zigarette anzünden. „Wird mir fehlen, Geschäfte mit dir zu machen. Waren sehr einträglich. Was soll's; die Bezahlung meines Jobs ist zwar mies, aber wenn ich nicht hin und wieder ein paar von euch Müllsäcken wegräume, krieg ich gar nichts mehr. Und das wollen wir doch nicht, oder?“ Er stammelt natürlich gleich ein „Nein“. War ja klar. Unterwürfiger Penner. Kein Rückgrat. Keine Eier. Was für ein Verlierer. Aber sicher kein Dealer mehr.
Okay, hab gut kassiert an ihm. Aber er sitzt nicht im Knast. Ist doch fair, oder?
Wie auch immer. Der dealt nicht mehr. Andere auch nicht. Nutten gibt’s auch weniger. Denen hat meine Sauce wohl nicht geschmeckt, weil's keine Kohle als Hauptgericht dazu gab. Niemand arbeitet gern umsonst.
Detective. Oh, Mann! Warum hab ich angenommen? Leichen. Mörder finden. Von Leichen gibt’s kein Geld. Von Mördern auch nicht. Aber mehr auf dem Gehaltsscheck. Nur nicht genug.
Erklär mal dem Captain, dass du die Beförderung nicht willst, weil dir deine Nebeneinnahmen flöten gehen...
Ja, ja, JA, JAAA!!! Oh, Baby! Fuck ... yeah! Boah. Das ... war einfach ... wow! „Du hast es drauf, Süße!“ Keuch, keuch. Lunge brennt, kleiner Freund ist wund. Mann, bin ich fertig. Solchen Wahnsinnssex hatte ich im Leben noch nicht!
Uh, ihre Finger auf meiner Brust. Sanft, neckisch. „Ich weiß.“ Oh, dieses Luder! Freches Ding. Dich muss man einfach küssen. Schmatz! Ihre Lippen, samtig und weich. Nanu? Sie auf mir drauf? Was denn jetzt? Hast du noch nie gehört, dass Frauen hinterher kuscheln wollen?
„Darum machen wir's jetzt auch richtig!“
Baff. Hat sie das echt gesagt? Wie krieg ich denn mein Arbeiterlein zu der Doppelschicht überredet? Aber... oh, das macht sie! Ihre Lippen - lächeln gewinnend, küssen elektrisierend, aber vor Allem tun sie... Oh Wahnsinn! Josephine? Nix, die Venus bist du! Oh, Shit! Ja...
Noch einer. Lang ausgestreckt. Tote Augen, Blick leer an die Decke. Tod wie Maske, im Gesicht fest gebrannt. Ungläubiger Ausdruck. Roter Fleck auf der Brust, Loch im Hemd. Liegt in ner Blutlache, muss also hinten auch ein Loch sein. Sauber durchgegangen.
Sie war's, ich weiß es. Armer Kerl. Erschossen von dem anderen da draußen. Zu tragisch, dass sich diese schwarze Mamba in dessen Auto befand. Nur ein Biss, vier kleine Löcher. Kein Gefängnis für ihn als die Hölle. Und keine Aussage von ihm. Baby, du bist gut. Beide Typen weggeräumt. Und was hast du dabei für dich raus geholt?
Ist egal. Will's nicht wissen. Ich hab dich, mein keines Luder. Meine Venus. Nichts kann passieren. Du brennst mit mir durch, hast du gesagt. Irgendwann. Wenn du die Dinge geregelt hast. Und wenn das Geld reicht. Verdammt Josephine, wie viele denn noch? Leichen. Herrgott nochmal, vierzehn arme Schweine. Meine schöne Femme Fatale. Wickelst die Männer um deinen Finger wie Kaugummi. Wie die zwei da. Kaugummi, zertreten unter einer Schuhsohle. Bleiben kleben, man zieht sie hinterher. Wirst sie nicht mehr los. Gesichter. Vierzehn Gesichter. Jede Nacht im Traum.
Aber du hast versprochen, dass es der letzte war. Bald brennen wir durch. Weg. Nur weit weg, wo die Alpträume uns nicht finden können. Gewissen zurücklassen. Wir haben uns. Was brauchen wir mehr?
„Detective? Wir sind dann soweit.“ Fowler, von der Spurensicherung. Gut. Endlich. Es gibt angenehmere Gesellschaft, als die von Leichen.
„Okay. Die letzten Beweise sichern, Leichen eintüten und weg damit!“
Ich komme, meine Süße. Alles wird gut. Bald hat das ein Ende.
Kla-tack. Das Magazin rastet ein. Klick-klack. Durchgeladen. Klick. Entsichert. Fünfzehn Bohnen in der Stange. Walther wird ihr schon einheizen, wenn sie Ärger macht. Das haben sie gesagt. Aber ich will nicht, dass Herr Neuneneunzig das tut, denn wenn der einheizt gibt’s Löcher, die kaum ein Doktor stopfen kann. Löcher in meiner Süßen, die nicht temporär mit Teilen von mir ausgefüllt werden können. Löcher, die da nicht hingehören. Nein. Herr Walther P. Neunundneunzig soll besser die Klappe halten. Da kommen wir auch so raus.
„An alle Einheiten: Bereit halten. Alles hört auf mein Kommando!“ Blechern klingt das Funkgerät. Der fette Chief. Befehle brüllen kann er. Sonst nichts. Keine Ahnung von nichts.
„Na los, Matt, schnappen wir uns das Biest!“ Bradley, dieser Pisser. Fresse polieren! Nein, zuviel Ärger. Zuviel Umstand. Ein andermal. Trotzdem! Meine Josephine ein Biest zu nennen! Ja, ich tu das auch. Aber ich meine es nett. Sie ist frech. Sie ist ein Biest – ein süßes, kleines. Doch so wie er es sagt, das gefällt mir nicht. Dafür gehört ihm eine rein. „Übertreib's nicht, Brad! Sie wird verhaftet; ich will keine unerwarteten Unfälle, klar?“
„Sie hat siebenundzwanzig Männer auf dem Gewissen. Direkt oder indirekt. Wird hart, sich da zurückzuhalten.“
„Tu's einfach!“
Warum grinst der so blöd?
„Hab ja nen Anreiz dazu.“
„Anreiz?“
„Ja, meinen Geiz.“
„Versteh ich nicht.“
Dreckiges Grinsen. Was ist los, du Sackgesicht?
„Letzte Woche, in der Umkleide. Du warst nicht dabei. Aber wir haben uns drüber gestritten, wer die Schlampe bei ihrem Fluchtversuch erschießen darf. Keiner wollte zurückstecken. Also haben wir gesagt, wer sie erledigt, muss der ganzen Truppe einen ausgeben.“
Schock. Kein Weg da raus. Für meine Süße nur als Sieb. „Fluchtversuch?“
„Ja, oder Notwehr. Ist doch schlimm, mit diesen Männerfressern. Sie erkennen einfach nicht, wann es vorbei ist. Sie wollte fliehen, und hat dabei noch einen Officer angegriffen...“
Eindeutig.
Mexiko. Wir wollten nach Mexiko. Alles hinter uns lassen. Weg davon. Weg von unserer Verdammnis. Mit dem Geld ein schöner Lebensabend, nur wir zwei. Uns lieben unter Palmen. Eine Villa am Strand, das Blau des Pazifiks.
„Zugriff, Zugriff!“ Das Funkgerät kann selbst den schönsten Traum hinfortquäken.
Es kommt Bewegung in die Sache. Zwanzig Paar Stiefel trampeln. Zugriff von vier Seiten. Handbuch für Gebäudestürmungen, Seite vierundsiebzig.
Sie ist sicher in ihrer Werkstatt oben. Bastelt an einer ihrer Waffen. Und hört das Getrappel auf der Treppe. Kein Ausweg. Außer...
Das Funkgerät vom Gürtel gerissen. „Gruppe drei, Gruppe drei, hier Alpha 4!“ Nicht denken. Handeln. Schnell, schnell! „Sie ist hinten raus! Gehen Sie im ersten Stock den Korridor rechts, zum hinteren Treppenhaus. Weg abschneiden. Schnell!“
Ja, da guckst du Idiot! „Matt! Was...“
„Keine Zeit für Erklärungen!“ Gleich im vierten Stock oben. Ihre Werkstatt, gleich da vorne, hinter der Tür. „Josephine! Komm her, schnell!“
„Was soll das, Matt? Wieso rufst du sie?“
„Na, weil ich den Ruhm einstreichen will.“
„Und sie hört auf dich, weil...“
Da kommt sie!
Matts Waffe zuckt nach oben, meine Hand zu ihm rüber. Pock! Schmerz in den Fingerknöcheln. So ein Faustschlag kann ja echt wehtun, auch beim Austeilen. „Renn, Süße! Hier runter, den Korridor unten lang und zur Vordertür raus. Schnell!“
Sie lächelt mir zu. Ich liebe sie. Oh ja, ich hab das Richtige getan. Aber was...
BAMM! Ein Pfeifen in den Ohren. Ist so eine Waffe laut, ohne Ohrenschützer. Pulvergeruch. Josephine verschwindet um den Treppenabsatz. Sie ist okay. Aber wenn... Schepper. Eine Waffe fällt zu Boden. Hab meine noch in der Hand. Blapp. Ein Körper schlägt auf. Brad ist umgekippt. Blut. Rote Pfütze. So schnell sickert das da raus. Wow! Muss ihn krass erwischt haben. Voll ins Herz oder so. Dumm von ihm, ohne Weste zu gehen.
Ich hab ihn erwischt. Der kann was einstecken. Oder konnte. Brauchte nur einen Augenblick, um sich von dem Schlag zu erholen. Respekt. Aber deshalb darf er trotzdem nicht auf Josephine schießen. Also schieße ich. Verhindere, dass er zuviel Geld ausgeben muss, für die Runde nach Dienstschluss. Mist, jetzt kostet er mehr. So ne Beerdigung ist teuer.
Baby, es ist Zeit für Mexiko. Heute Abend, im Hangar beim Sportflugplatz. Wie besprochen. Werde da sein. Achtundzwanzig Geister, die mich in der Nacht verfolgen. Aber Geister steigen nicht in ein Flugzeug.
Jetzt erstmal weg. Nix wie weg, bevor die anderen kommen! War ja laut, der Knall.
Bradleys Wumme. Die krall ich mir. Zwei sind besser als eine. Kann sie ja später verchecken. Bringt ordentlich was ein.
Los jetzt. Weg hier! Wind im Gesicht, Luft pfeift in den Ohren. Die Treppen runter, schneller! Knie tun weh. Egal, schneller!
„Hey, Matt, wo willst du hin? Wer hat da gerade geschossen?“ Stimme von oben, hallt so arg. Ist das Gott? Nein, nur Steve. Paar Etagen über mir.
„Kümmert euch um Bradley, ihn hat's erwischt! Ich hol sie mir!“
„Matt, warte!“
Vergiss es! Muss weg hier. Nur weg. Keine Fragen. Josephine, ich komme!
Zwei Stunden überfällig. Keine zwei Koffer mit Geld. Keine gefälschten Pässe. Kein gechartertes Flugzeug, von dem Freund der keine Fragen stellt. Keine Josephine. Vielleicht kommt sie doch noch? Sie muss vorsichtig sein. Blödsinn. Vielleicht haben sie sie geschnappt? Nein. Warum kommt sie nicht?
Drei Stunden überfällig. Kriege nur ihre Voicebox dran, das Handy ist aus. Oder existiert nicht mehr.
Nummer achtundzwanzig. Ich bin die Achtundzwanzig!
Kalter Stahl im Mund - die Waffe, die Bradley getötet hat. War ein Arschloch, der Kerl. Aber man erschießt seinen Partner nicht. Abdrücken. Abdrücken!
Nein. Sie gewinnt nicht nochmal. Du wirst nicht ihre Achtundzwanzig. Wolltest du das, du Biest? Jetzt klingt es wie bei Bradley, wenn ich sie so nenne.
Sie war es! Sie hat ihn auf dem Gewissen. Er ist die Achtundzwanzig. Meine Weste ist weiß. Aber wissen das die Anderen? Ah, ja! Sie hat ihn auf der Flucht erschossen. Sie hat meine Waffe. Hat sie mir abgenommen, irgendwie.
Verticken ist zu gefährlich, dann taucht sie wieder auf. Wer sie kauft benutzt sie auch. Schade um's Geld. Scheiß Ballistiker. Ich werf das Baby hier weg, dann findet's keiner.
Der Funkspruch? Ein Versehen. Kann passieren. Man wird mir glauben. Warum nicht? Warum solltest du ihr geholfen haben? Keiner denkt das.
Hab mir Brads Knarre geschnappt und sie damit verfolgt.
Hast du auf sie geschossen? Leider nein, ihr Vorsprung war zu groß. Hab erst noch nach Bradley gesehen. War ja mein Kumpel. Aber so ist sie entkommen. Perfekt!
Ah, wieder daheim. Morgen aussagen. Müsste eigentlich gleich gehen; keine Lust. Ich war eben in Panik. Wegen Brad. Hab ja meinen Kumpel verloren. Werden die verstehen. Erstmal ne Nacht Ruhe.
Jetzt aber Hände waschen. Weg mit dem Blut. Blut? Keines da. Fühlt sich aber so an. Scheiß Gewissen. Halt die Fresse! Meine Weste ist rein. Alles wird gut.
Getrappel auf der Treppe. Viele Stiefel. Ein lautes Krachen, meine Wohnungstür fliegt auf. Seite siebenunddreißig des Handbuches. Stürmung einer Wohnung.
Peng! Schmerz in der Brust, ein starkes Brennen. Mein Fußboden ist dreckig. Hätte putzen sollen. Die Sicht verschwimmt. Alles wird kalt. Da muss jemand eine Runde schmeißen.