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One Night in B. oder ein Zehntel bis zu eigener Unkenntlichkeit
Von Siggy Thomas
Heftiges Rütteln unterbrach den gleichmäßigen Singsang von Drehzahl und Fahrtwind.
Dem Rumpeln am Unterboden folgte ein schrilles Schleifen, das Elton aus dem CD-Player grässlich verzerrte.
Das ABS hämmerte mit unzähligen Schlägen Gummi in den Beton.
Die Scheinwerfer erfassten einen wirren Haufen Blech, der sich beängstigend schnell näherte.
Der Pfeifton von unten brach abrupt ab und wenig später standen auch die Räder still.
„Nur ein halber Meter bis zu eigener Unkenntlichkeit…“, registrierte sein Kopf.
Der Wagen röhrte wie eine getunte Honda, manövrierte aber immer noch als BMW.
Warnblinker, Rückwärtsgang, auf der Standspur zwanzig Meter zurück, volles Licht in die schmale Gasse zwischen Schrott und Leitplanke. Thomas sprang aus dem Wagen, nahm die Taschenlampe aus dem Kofferraum und lief anderen Scheinwerfern entgegen.
Beängstigendes Reifenquietschen ergänzte den Automatismus in seinen Bewegungen mit Gedanken: „In Intervallen bremsen… Du schaffst es nur mit ruhigem Lenken durch die angestrahlte Hintertür!“
Ein kleines rotes Auto schlitterte mit blockierten Rädern an ihm vorbei.
Thomas stand wie angewurzelt. Ping, Aufprall am Schrottberg links… Pong, an der Leitplanke rechts und feiner Rauch befahlen ihm: „Laufschritt zurück!“
„Nur gut, dass der Hersteller unter seinem Fahrersitz solch` roten Zylinder versteckt hat“, meldete sich sein Unterbewusstsein und half jetzt beim Handeln.
Unter der fast abgerissenen Motorhaube züngelten kleine Flammen, die für Juni ungewöhnlich weißer Schnee erstickte.
Ein Kopf hob sich vom Lenkrad, wie nach Schlaf auf einem aufgeplatzten Sofakissen.
Noch nicht ganz muntere, blaugrüne, Augen schauten ihn durch die unversehrte Seitenscheibe verwundert an.
Dem gleichen Mädchengesicht war er vor Minuten schon mal begegnet. Der rote Uraltford schnippelte, ungeachtet schnelleren Verkehrs, um einen LKW. Nur da quittierte es sein Kopfschütteln mit einem Lächeln.
Nicht hämisch, wie manche grinsen, wenn sie dicke Limousinen bremsen.
Thomas erfasste: „Sorry, hab` mich verschätzt“, und war versöhnt, trotz des gefährlichen Tempowechsels.
„Ganz ruhig Mädel, beweg die Hände, die Beine, löse den Gurt…geht das?
Ein feines Klicken und ihr leises: „Ja - geht schon“, ließen Thomas beruhigt aufatmen.
Mit dem Feuerlöscher brach er die Milchglasfront.
„Nimm irgendein Tuch, versuche das Glas vorsichtig nach außen wegzubrechen… ich helfe gleich weiter, muss schnell anrufen“.
Während des Notrufes kam auch der LKW, den sie vordem beide so ungleich passiert hatten. Routine, etwas weniger Geschwindigkeit und gute Bremsen brachten keine neue Gefahr. Viele Lampen blinkten jetzt. Zusätzliches Fernlicht machte die Unfallstelle taghell.
„Verletzte, Bullen, Rettung?“, fragte der Trucker im Herannahen.
Thomas antwortete erst: „Nein“, dann: „Ja“ und erklärte, dass dort ein umgestürzter Hänger mit Autoteilen liege, in den ein PKW gefahren sei. „Die Fahrerin ist Ok, aber die Autobahn zu!“
Auch der LKW-Fahrer war erleichtert, dass offensichtlich alles ohne schlimme Verletzungen ausgegangen war. Beide halfen dem Mädchen über die Splitter nach draußen und verfrachteten sie auf die Rückbank des BMW. Widerstrebend ließ sie sich noch in eine Decke wickeln.
„Du legst dich hin, hast bestimmt einen Schock. Glaub mir, das Frösteln kommt noch“, sprach der erfahrene Berufskraftfahrer in Mecklenburger Dialekt.
„Ruh´ dich aus. Wenn das Tatütata dann da ist, überleg dir was Du sagst. Nicht, dass die dir noch ne´ Mitschuld an der Blechscheiße hier geben. Wie ich das sehe hast Du gebremst, bist dann in irgendwas reingefahren und hast es nicht mehr geschafft.“
Das Mädchen nickte und legte sich artig auf den Sitz.
„Ich glaube die niedliche Kleine hat mächtig Glück gehabt mit dir“, Thomas anerkennend zunickend, schloss er leise die Wagentür.
Natürlich war damit sein Krisenmanagement gemeint, auch wenn es wie Glückwünsche zur Verlobung von einem guten Kumpel klang.
„Den unanständigen Altersunterschied von grob geschätzt fünfundzwanzig Jahren unberücksichtigt, könnte man sich schon in so etwas verlieben“, dachte Thomas mit einem Blick nach drinnen, der wieder mit ihrem süßen Sorrylächeln beantwortet wurde.
* * *
„22:30, A-10, Richtung Rostock, Anschlussstelle Bredow, Vollsperrung wegen Bergungsarbeiten, 2 km Stau“, tönte das Autoradio im Abschleppwagen.
Conny, tatsächlich dreiundzwanzig, Studentin aus Berlin, ehemals unterwegs zu einem verlängerten Wochenende an die Ostsee, saß eng an Thomas geschmiegt. Die Enge lag nicht nur an der für Drei zu kurzer Bank. Es war Nähe, die sie suchte. Warum sollte sonst ihr Kopf an seiner Schulter liegen? Kurz nach dem Einsteigen fand ihre Hand die seine und ruhte immer noch auf ihr.
Thomas deutete diese Gesten als Dankbarkeit, nur ohne Worte.
„Danke, Du hast mich aus dem brennenden Auto geholt… danke, ich stehe nicht mehr auf der Autobahn… danke, dass einfach jemand da war, der weis wie es geht und hilft…!“
Nach dem Gasthof „Zum Ochsen“ fuhr der BMW allein zur Werkstatt weiter. Die Gaststätten hießen fast alle hier so, warum weis nur das Wappentier in der Landesfahne.
Den Mietwagen gibt’s am nächsten Tag vors Haus. Den Ford schlachtet etwas später wohl der Verwerter. Morgen bringt Thomas sie nach Rostock, obwohl er doch nach Hamburg muss.
Für ihn hatte KASKO alles geklärt.
„Davon werden auch zwei satt“, war für Conny einleuchtend, genauso wie ihr Bett im Doppelzimmer.
Nach dem Abendessen, mit guter Kommunikation, ließ Thomas ihr genügend Vorsprung und fand sie schon im Bett.
„Wenn ich schnarche, rüttle mich wach“, verabschiedete sie in die Nacht.
Ein Klaps auf seine Schulter war Connys Antwort.
An richtigen Schlaf war nach diesen Turbulenzen nicht zu denken. Für beide kam eher, fast waches, Dämmerruhen.
* * *
Ein kurzes Stöhnen ließ Thomas hochfahren.
„Alpträume?“
„Nein, ein Stechen und Ziehen im Rücken lässt mich nicht schlafen“, erklärte Conny verärgert über ihren Schmerz.
Thomas machte Licht: „Lass` mal sehen, ich glaub, ich kann da was.“
Sich aufsetzend strüffelte sie das T-Shirt bis zum Hals.
Thomas hockte sich hinter sie und fuhr die Wirbelsäule auf und ab. Kein Druckschmerz ließ sie zucken.
„Hier ist nichts entzwei! Du musst das Shirt ausziehen, damit ich an deine Schulter komme, ich mache auch das Licht aus!“
„Untersteh’ dich, so hässlich bin ich nicht…“, ihr Lachen über den eigenen Witz oder vielleicht Scheu, ging in einem Schmerzgesicht bei ihren Bewegungen unter.
„Von wegen hässlich, eine ausgesprochene Schönheit bist Du…!“
Wenig später bestätigten auch seine Hände diesen Kopfeindruck. Vom blonden Kurzhaaransatz den zierlichen Halsschwung hinab, strichen sie über ihr rechtes Trapez. Hätten seine Finger nicht die drei oder vier vom Stress und anormalem Reiz verklebten Muskelknoten ertastet, wäre bestimmt seine Kontrolle über sie verloren gegangen.
„Ich hab’s, jetzt tut’s aber weh… wenn der Schmerz nachlässt, sag Bescheid“, Thomas fixierte die erste harte Stelle mit einem bohrenden Zeigefinger und bewegte ihren Arm bis Conny Linderung anzeigte. Punkt für Punkt triggerte er ihre Schmerzen fort.
„Der Zeitungsmensch aus Hamburg hat mich aber verarscht… so was lernt man nicht in Journalistik“, lachte sie fast schon wieder.
„Da nicht, bei einem armen Verein in der vierten Handballliga schon“, erwiderte Thomas mit Stolz über seine Fähigkeiten. „Die Jungs haben Doc gesagt und mich zu den Auswärtsspielen mitgenommen, weil ich mir das Drücken für fehlende Wurfkraft angeeignet habe… so konnte ich wenigstens fünf Minuten spielen und sie hatten auch etwas davon.“
Dass die Physiotherapeutin, die ihm diese Kniffe früher beigebracht hatte und oft aus Eigennutz verfeinerte, seit zwanzig Jahren auch noch seine Frau war, verschwieg er.
„Wir müssen aber noch weitermachen“. Er stand auf und ging ins Bad.
Als sie das Wasser rauschen hörte, zog sie schnell ihren Slip aus und folgte nach.
Thomas hatte mit einem Handtuch das Licht verdunkelt, kniete am Ende der Wanne und reichte ihr die Rechte als Hilfe.
Das Halbdunkel zauberte Versuchung in ihr Erscheinen. Eigentlich wollte er sie doch mit der Dämmrigkeit beschützen. Der Blick auf ihre Brüste und die andere jugendliche Weiblichkeit zwischen ihren Beinen, weckte keinesfalls seinen Beschützerinstinkt. Ihr vorsichtiges Steigen über den Wannenrand, direkt vor seinen Augen, öffnete die festen Schamlippen aufreizend.
„Jetzt dort den Mund aufdrücken, mit der Zunge spielen… sich später tief in sie versenken“, reflektierte nur einen Eindruck dieser festen Fassung um ihren bezaubernden Juwel.
Fließendes Wasser und Haarwaschmittel, statt Massageöl, machten ihre Haut heiß und weich. Seine Hände berührten ihren Hals und Rücken an tausend Stellen…
„Du bist so still“, ließ ihn kurz unterbrechen.
„Mh´m, ich höre in deinen Körper.“
„…und was sagt Onkel Doc meine innere Stimme?“
„Sei ruhig, sonst höre ich nichts!…alles wird gut!“
Bei diesen Worten schlichen seine beiden Hände schon wieder vom Steiß die Wirbelsäule hinauf, trennten sich am Hals, um etwas leiser auf den Schultergelenken ihre Kreise zu vollenden.
In seinem Kopf kurbelten immer noch die anderen Gedanken, die wohl der Wahrheit etwas näher kamen.
Ihr: „Ja, guut!“, begleitete ein Nicken ihres Körpers.
Wären da nicht meine Hände, die dieses Wiegen provozieren, heißt das ein Doppel-Ja.
Ja, Ja, alles wird gut!
Conny fühlte wie die Wärme aus der Schulter über die Brust ihren Leib hinablief und sich unterhalb des Bauchnabels langsam in Elektrizität verwandelte.
Schaum bedeckte ihren Schoß. Man sah nicht, wie sich die Enge ihrer Quelle auftat und feucht der Lust entgegen rann.
Seit Momenten standen ihre Knospen steil seitlich ab. Diese Veränderung entging Thomas nicht und er fand, dass seine Lippen dorthin gehörten.
Er knetete die Haut an ihrem Hals noch etwas heftiger und schneller. Ruckartig ließ er die Hautfalten wieder aufspringen. Kaum am Schultergelenk angekommen, waren seine Hände schon über ihrem Po und liefen die Wirbelsäule wieder hinauf…
Diesmal stand er nach Beendigung des Zyklus auf, beugte sich über ihren Kopf. Beide Handflächen drückten hinter den Ohren vorbei die Schläfen. Etwas fester presste sein Hals und Kinn ihren Haarschopf bis fast an die Stirn. Dreifachreiz umwickelte ihre Sinne und ließ im Körper einen Stromstoß den anderen jagen. Ihre geschlossenen Augenlieder fingen an zu zittern.
„Bin ich zu derb?“
Als Antwort klemmte sie seine herabgerutschten Hände zwischen Hals und Schulter. Gab sie wieder frei, zog die Handflächen genussvoll an sich herab und führte sie an ihre Brüste.
„Wenn wir jetzt ein Kondom finden, wäre ich soweit!“
Ohne eine Entgegnung abzuwarten, erhob sie sich und zog ihn mit. Ihr Kopf legte sich an seinen. Thomas fand, dass ihre Augen jetzt mehr blau als grün schimmerten. Ob Unsicherheit oder ein wenig Koketterie sich darin spiegelten, wollte er nicht ergründen.
Vor drei Minuten wäre er bei dieser Ankündigung noch verzückt gehüpft. Jetzt war ihm nur noch mulmig.
„Ich bin kein Arsch, der ihren Dank… `nen Spätschock oder sonst was ausnutzt. Ich will ihr auch morgen noch in die Augen schauen und mich darin wiedererkennen können“, war dann sein Strich.
Vorläufig!
Er nahm ein Badetuch, trocknete flüchtig den Körper und verhüllte sie. Seine Hand griff unter das Schultergelenk und drehte das Bündel leicht ein. Ein fester Griff, zog ihre Beine aus der Wanne. Im Laufen küsste sie ihn leidenschaftlich.
Ihr: „Sag` was!“ und die sanfte Berührung mit dem Bett löste die Umarmung.
„Ich bin weder ein Idiot, noch anderweitig behindert, ein solches Geschenk auszuschlagen!“ Auch Thomas küsste sie nun zärtlich, suchte ihre Zunge, die sie ihm willig übergab.
Ihr Sorrymund ergriff ihn jetzt körperlich. Er wirkte genau so weich und süß, wie vor Stunden mit den Augen eingefangen.
„Ich will auch die andere Öffnung unterhalb ihres göttlichen Venushügels kosten!“
Seine, sie tief leckende und über ihrer Klit spitzelnde Zunge buhlte schon mit den Muskelsträngen über seinen Hoden um bestmögliches Gefühl, da meldete sich das Bewusstsein wieder.
Für Thomas stand fest: "Ihr Verlangen ist nicht ganz freiwillig!"
Conny machte Platz im Bett.
Er löschte das Licht und ersetzte das Handtuch mit den Zudecken. Thomas kuschelte sich an ihr Ohr und hielt sie oberhalb vom Bauchnabel ganz fest.
„Sei nicht enttäuscht, ich bin zu sehr Mann, dass ich dich nicht wollte…komme mir aber schäbig vor… ich hab dich angemacht… will verdammt noch mal die Situation, den Unfall und dein Gefühlsdrumrum nicht ausnutzen…ich hab` dich nicht deshalb mitgenommen!“ Es war ein Flüstern, Stammeln, aber klar verständlich.
Ihr Aufbäumen drückte er sanft zurück.
„Wenn du morgen früh noch genauso willst, lassen wir unsere Lust frei…
Glaub mir, meine ist bis dahin nicht verflogen!“
Weder verbal noch körperlich kam eine Gegenrede. Da war nur ein Seufzen.
„Dreh´ dich, ich streichele dir noch Hals und Schulter, bis Du eingeschlafen bist.“
Mit langsamen Bewegungen wandte sich Conny um. Nur manchmal gurrte wohlige Zufriedenheit aus ihr, die später tiefe Atemzüge ablösten.
Langsam erhob sich Thomas.
Er hatte noch einen Weg, nach unten.
Später sinnierte Thomas abwechselnd: „Dummkopf… Recht so… Blödmann“ und schlief, ähnlich wie beim Schäfchenzählen, ein.
* * *
Der Morgen stand schon fast bei Mittag als Conny erwachte.
Ein Blick nach links war für sie nicht nötig. Thomas war noch da. Die typischen knarrenden Atemgeräusche verrieten seinen Tiefschlaf.
Auf dem Nachttisch, direkt vor ihren Augen, lag eine bunte Plastikhülle.
Lachen zog an ihren Lippen.
„Er hatte schon Recht, dieser angegraute Übervernünftige. Gestern war es vielleicht Dankbarkeit, Fallenlassen und einschlafen“, dachte Conny, ohne, dass es dabei für sie Gewissensbisse gab. Warum auch ? Sie hatte die Zurückweisung nicht verstanden. Der stoßweise Atem und die Härte an seinem Unterleib, die ihr Oberschenkel gespürt hatte, passte auch gar nicht zu seinen Worten. Die folgenden Zärtlichkeiten ließen aber Verletzung in ihr nicht aufkommen.
Die Männer, besser Jungs, die sie bisher kannte, hätten sie mir nichts dir nichts durchgefickt oder erwartet, dass sie an deren Schwänzen nagt, wegen der vollbrachten Heldentat. Rücksicht auf ihre Lust, oder ob sie danach einschlafen konnte? Vielleicht?
Heute sind es andere Beweggründe, die sie zum Nachttisch greifen lassen.
Ein Finger zeichnet den runden Abdruck auf der glatten Packung leise nach, als müsse der Kopf noch überlegen.
Dann wieder Lächeln.
„Sorry“? Sie schaut liebevoll auf den neben ihr Liegenden.
„Dieser knurrende Alte ist ganz anders… willkommen in meinen Gefühlen!“
Ist es Neugier? Sie kennt ja erst seine Hände!