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Paranoia

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30.09.2002
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Paranoia

Link zur überarbeiteten Fassung

Von Weitem konnte sie die Sirene eines Polizeiwagens hören. Sie war sich sicher, dass sie hinter ihr her waren. Doch sie hatte nichts getan. Nein. Doch – sie lebte. Das war Verbrechen genug. Das hatte sie gelernt. Sie schaute aus dem Fenster. Es war nichts zu sehen. Wie denn auch, die Wagen waren zu weit entfernt.
Nun schien es, als wären es zwei Wagen. ‚Es werden immer mehr’, dachte sie. ‚Sie wollen mich. Sie brauchen mich als Sündenbock. Für den Mord letzter Woche. Er geschah doch in unserer Straße.’
Doch keiner hatte etwas gesehen. Keiner wollte etwas gesehen haben. Der Mörder könnte sich ja an einem rächen. Das wollte keiner. Das Leben war ihnen zu wertvoll. Das verstand sie nicht. Sie war nicht da. Sie konnte nichts gesehen haben. Sie war im Urlaub. Sie hatte ihre Schwester besucht. Befand sich zur Tatzeit auf dem Heimweg. Sie wusste das. Sie hatte es auch der Polizei gesagt. Aber glaubten sie ihr?
Sie schaute aus dem Fenster. Ins Nichts. In die Dunkelheit. In den Regen, der auf die Straße prasselte. Sie würde warten. Warten bis sie hier waren. Dann würden sie sie mitnehmen. In eine Zelle sperren. Sie stundenlang verhören. Ihr Vorwürfe machen, wie sie das nur tun konnte. Etwas tun konnte, was sie nicht getan hat.
Die Sirenen wurden lauter. Gleich werden sie hier sein, dachte sie. Gleich, nicht mehr lange und ich bin erlöst. Muss nicht mehr mit der Qual leben, dass sie mich verfolgen.
Die Wagen waren auf ihre Straße eingebogen. Sie konnte sie sehen. Sie überlegte sich, was sie der Polizei sagen könnte. Sie wusste es nichts. Vielleicht ‚Guten Abend. Danke, dass Sie mich erlösen?’ Oder doch lieber ‚Sie haben lange gebraucht, um mich zu finden?’ Vielleicht sollte sie lieber schweigen.
Doch als sie weiter vor sich hin dachte, fuhren die Wagen vorbei. Sie wollten nicht zu ihr. Sie würden sie nie mehr finden. Sie wäre bald von ihren Qualen erlöst.
Sie schaute sich nochmals ihre kleine Wohnung an. Vergewisserte sich, dass der Brief noch an der richtigen Stelle lag. Dort, wo man ihn finden könnte.
Sie nahm ihre Tasche und die Autoschlüssel. Bald wäre sie erlöst von ihren Qualen. Nicht mehr lange, dachte sie. Bald hast du es geschafft.
Die Sirenen verschwanden. Sie ging aus ihrer Wohnung, bestieg das Auto und fuhr zum Wasser…

 

Hallo Alisha Devils (der Nickname ist wirklich toll)

Du hast das Symptom der Paranoia recht gut beschrieben, bin ich mit einverstanden. Auch ist es flüssig erzählt, auch damit bin ich einverstanden. Nur eine Sache, ein kleine, die stört mich. Auch wenn du mich schlägst, nimm doch evtl. den letzten Satz wieder raus, über lass es doch der Phantasie des Lesers. Dadurch wird alles doppelt so interessant.

Liebe grüsse Archetyp

 

Hi alisha devils!
Ich kann mich archetyp nur anschließen. Den letzten Satz solltest du vielleicht wirklich weglassen!?
Boah, der kürzeste Text den ich je geschrieben habe!
tschö moonshadow

 

Hi!

@Archetyp
Danke fürs Lob (bezüglich Nick und Story)!

@Archetyp & moonshadow
Satz wurde rausgenommen (nehme damit Euren Vorschlag an). Tut der Geschichte wirklich nur gut! Danke für den Hinweis!

Grüße,
Jasmin

 

Jetzt würde mich natürlich interessieren, wie der letzte Satz lautete ;). Naja, ich schließe mich Arche an, die Paranoia ist MMn recht überzeugend geschrieben. Obwohl, irgendwas fehlte noch im Gesamteindruck, ich komm nur nicht drauf was :). Sag Dir bescheid, wenn es mir einfällt
liebe Grüße MadameJack

 

Hi Kristin!

Ist eine gar nicht mal schlechte Idee, die Story was abgedrehter zu machen. Als ich sie damals geschrieben habe, hatte ich mir nicht allzu viel Gedanken über die Story gemacht. Werde mich der Geschichte noch einmal in aller Ruhe widmen, wenn ich Zeit finde.

Grüße,
Jasmin

 
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Moin Alisha,
der Text hat mir gut gefallen :) Ich freue mich auch mal was kuzes zu lesen, denn obwohl die Geschichte extrem kurz ist, hatte ich nicht das Gefühl, als wenn etwas fehlen würde ;)
Es ist auf jeden Fall eine Geschichte, die ich ausdrucke und anderen nicht vorenthalten werde ;)

... aber eine Frage hätte ich noch: Warum steht es in der Rubrik "Gesellschaft"?

 

Hi hastdunmotto!

Danke für dein Lob.

Warum die Geschichte unter Gesellschaft steht? Hmm...ich dachte einfach, die würde hier gut hinpassen (wusste nicht ganz so recht, wohin genau). Welche Rubrik würdest du denn vorschlagen?

Grüße,
Jasmin

 
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Mist... nun hat sie doch schon drauf geantwortet :shy:
wollte den Kommentar gerade löschen ;)
Als ich ihn geschrieben hatte, war ich der Meinung, dass die Gesellschaft ja nur von deiner Protagonistin so gesehen wird, aber nicht wirklich so ist - aber irgendwoher muss es ja kommen.

Wenn du die Geschichte noch weiter ausführen willst, kannst du ja nochmal mehr darauf eingehen, dann ist der gesellschaftskritische Punkt danz deutlich. Außerdem solltest du sie vielleicht Zeitungsausschnitte sammmeln lassen, die darauf hinweisen KÖNNTEN, dass die Polizei hinter ihr her ist. Soweit ich weiß, kommt sowas oft vor, wenn jemand unter Paranoia leidet ;)

 

Hehe :p

Danke für deine Anregung, wurde aufgenommen und wird bei Gelegenheit, genauso wie die anderen Anregungen, eingebaut.

Grüße,
Jasmin

 

Hallo Alisha,

Geisteskrankheiten sind ein gutes Thema für Geschichten, finde ich. Vor allem, wenn man merkt, dass man auch als Gesunder nicht weit vom Kranksein entfernt ist. Ich zum Beispiel wurde eine Zeitlang immer ziemlich nervös, wenn in der U-Bahn die Kontrolleure durchgingen - auch wenn ich eine Fahrkarte hatte. Seltsam, nicht?

Ich glaube, wenn man sich als Leser in gewisser Weise in einen Protagonisten einfühlen kann, dann hat man mehr von einer Story. Deswegen bin ich ein Anhänger von Alltagsgeschichten. Die Paranoia dieser Frau hat aber etwas nicht Alltägliches. Das kommt auch von dem recht lauten Schluss, dem Selbstmord.

Auf jeden Fall war Deine Geschichte eine Anregung für mich - danke dafür.

Grüße,
leixoletti

 

Moin leixoletti!

Erst mal vielen Dank für deine Kritik... du machst dir wirklich viele Gedanken zu dem Thema. :D

Da fällt mir mal wieder ein, dass ich die Story noch mal ein wenig umschreiben wollte... hmm... mal sehen, wann ich das endlich mal schaffe.. :)

Und: gern geschehen :)

LG,
Jasmin

 
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Sirenen von Polizeiwagen waren aus der Ferne zu hören. Katharina merkte, dass sie sich in ihre Richtung bewegten, da sie immer lauter wurden. Sie war sich sicher, sie waren hinter ihr her. Doch sie war unschuldig, war sich keiner Schuld bewusst. Oder doch? Ja sicher, sie war am Leben, für manche sicherlich Verbrechen genug.
Ihr Blick richtete sich aus dem Fenster hinaus in die Weite der Stadt. Es war nichts zu sehen. Nun schien es, als wären es zwei Wagen. ‚Es werden mehr’, dachte sie panisch. ‚Sie wollen mich, brauchen mich als Sündenbock für den Mord gegenüber.’
Doch keiner hatte etwas gesehen – keiner wollte etwas beobachtet haben. Der Mörder könnte zurückkehren und sich rächen.
Sie konnte es nicht verstehen – sie hatte bei ihrer Schwester Urlaub gemacht und befand sich zur Tatzeit auf dem Heimweg. Dennoch war sie eine Tatverdächtige. Sie hatte der Polizei auch die Wahrheit erzählt, dennoch hatte sie das Gefühl, dass sie ihr nicht glaubten – in ihren Augen war sie die Täterin. Es gab mit Sicherheit auch genug Beweise dafür. Waren die beiden bis vor kurzem noch liiert. Sofort nach der Trennung hat sie ihre Sachen gepackt und fuhr zu ihrer Schwester. Es gab mit Sicherheit viele Beweise gegen sie – Fingerabdrücke im Haus, die Tatsache, dass er sie betrogen hatte und so weiter. Alles deutete auf sie – und hundertprozentig konnte sie nicht beweisen, dass sie nicht die Täterin war.

Dabei hatte die Rückfahrt am Morgen so gut begonnen, in aller Früh machte sie sich auf den Weg und hatte auf dem ganzen Weg keinen einzigen Stau gehabt. Als sie dann hier auf der Straße war, sah sie erschrocken auf das Polizeiband, welches das gegenüberliegende Haus absperrte. Laut Frau Müller, Katharinas nervenden Nachbarin, wurde die Leiche am Vormittag von der Vermieterin gefunden. Nachmittags waren die Polizisten bei ihr, hatten sie verhört.
Katharina dachte sich – nein, sie wusste es – dass die Polizisten ihr nicht glaubten. Sie hatten unheimlich misstrauisch auf ihre Antworten geantwortet. Kaum, dass sie weg waren, schloss sie ihre Tür zu und stellte ein paar alte Möbel davor. Sie wollte nicht erneut von denen heimgesucht werden.

Panisch schaute sie umher, ließ alle Jalousien in ihrer Wohnung runter – bis auf die in der Küche, weil man von dort wunderbar auf die Straße schauen konnte -, schloss alle Türen innerhalb der Wohnung und begab sich in die Küche. Dort warf sie erneut einen Blick aus dem Fenster. Ins Nichts. In die Dunkelheit. In den Regen, der auf die Straße prasselte. Sie würde warten – warten, bis sie hier waren. Dann würden sie ihr Handschellen anlegen und sie mitnehmen. Sie würde ihr Leben in einer kleinen Zelle fristen, stundenlang verhört werden. Man würde ihr Vorwürfe machen, warum sie nur eine solche Tat verüben konnte. Wie sie etwas machen konnte, was sie nicht gemacht hat.
Die Sirenen wurden lauter. ‚Gleich werden sie hier sein’, dachte sie. ‚Nicht mehr lange und ich bin erlöst.’ Die Wagen hatten die Straße erreicht. Katharina konnte sie sehen. Sie überlegte sich, was sie der Polizei sagen könnte. Sie hatte aber keine Ahnung – etwa ‚Guten Abend. Danke, dass Sie mich erlösen?’ Oder doch lieber ‚Sie haben lange gebraucht, um mich zu finden?’ Vielleicht sollte sie doch lieber schweigen.
Ihr Herz raste als die Polizeiwagen gegenüber stehen blieben. Sie schluckte schwer, drängte sich panisch an eine Wand. Katharina hörte, wie die Türen der Autos sich öffneten und wieder schlossen. Sie hörte Schritte.

 

Hab jetzt endlich mal die Zeit gefunden und die Story überarbeitet *stolzsei*

Leider sind nicht alle vorgeschlagenen Punkte eingeflossen, z.B. "das Sammeln von Zeitungsartikeln" (Vorschlag von Motto) - da hätte ich die Story zu sehr umschreiben müssen, find ich. Falls dennoch eine Idee vorliegt, wie ich das einbauen könnte - bin für alles offen.

Nochmals danke für alle Anregungen!

 

Hallo Alisha Devils,

Deine Geschichte hat sich in der zweiten Fassung ganz schön entwickelt. Trotzdem habe ich einen Änderungsvorschlag für den letzten Abschnitt, die Reihenfolge der (möglichen) Ereignisse sollte chronologisch erwähnt werden, auch der `falsche´Vorwurf verändert.
Hier mein Vorschlag:
Sie würde stundenlang verhört werden. Man würde ihr Vorwürfe machen, warum sie eine solche Tat hatte verüben können. Doch sie war unschuldig! Grundlos würde sie ihr Leben in einer kleinen Zelle fristen müssen.
(Man wirft ihr sicher nicht vor, „wie sie etwas machen konnte, was sie nicht gemacht hatte“).

Alles Gute,

tschüß... Woltochinon

 

Moin Woltochinon!

Gut, dass ich grad auf kg.de ein wenig durch die Gegend schau, sonst wäre dein Posting bei mir glatt unter den Tisch gefallen. :shy:

Danke für deinen Kommentar. Dein Vorschlag hört sich gut an. Werd ich bei Gelegenheit auf jeden Fall einbauen, denke ich. Wie ich jetzt noch gemerkt hab, muss ich in der Geschichte die Zeitformen mal überarbeiten - hab da einiges durcheinandergebracht. :shy:

Kann man die Zeiten nicht alle einfach abschaffen? ;) :D

Greetinx
Alisha

 

hmmmmmmmmmmmm...

Mir gefallen beide Versionen eigentlich ganz gut. Ich habe sie mit Spannung gelesen. Die zweite ist natürlich sauberer ausgearbeitet, aber ich finde den Schluß der ersten noch packender, bzw. dramatischer. Wenn Du schon so viele Tips so erfolgreich eingebaut hast, wie wäre es dann mit einem Schluß, wo das dramatische (vielleicht doch suizidale?) Ende nur ganz dezent angedeutet wird, ohne den Wink mit dem Zaunpfahl "Wasser"?

Naja, nur so eine Idee, die mir beim Lesen gekommen ist.

Liebe Grüße

Gregor

 

Hey gregor!

Da gräbst du gerade meine älteste Geschichte auf kg.de aus :shy:

Also, über die Sache mit dem Ende müsste ich nochmal nachdenken. Das erste Ende war ursprünglich (hatte da nochmal einen Satz rausediert), noch eindeutiger (also nicht nur den Wink, sondern auch direkt erwähnt).
Wie ich das Ende nochmal leicht umändern, sowie Wolto's Vorschlag (den hab ich immer noch nicht eingebaut).
Wenn ich mal wieder eine kreative Phase habe, sollte ich mir die Geschichte nochmal vornehmen und ein paar Sachen ausbessern.

Liebe Grüße
Alisha

 

Hey Noel!

Hallo, unsichtbare Freundin,
Oh, ich bin unsichtbar? Cool, deswegen werd ich nie beachtet ;)

Danke für deine Kritik. Frage ist natürlich, auf welche Version sich deine Kritik bezogen hat - oder einfach auf beide?

Aber ich würde nie einer Moderatorin verbesserungsvorschläge machen
Ach, wir sind doch auch keine Übermenschen oder so. Also, dass ich Moderatorin bin, sollte damit nichts zu tun haben. Dass du allerdings keine Vorschläge hast, ist natürlich wieder was ganz anderes.

Jo, ich werde vielleicht irgendwann (in 30 Jahren oder so) wieder mal was schreiben ;)

LG
Ally

 

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