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Copywrite Pfingstrosen

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13.07.2017
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Pfingstrosen

Maiwind fängt sich in der Bucht und treibt salzige Luft ins Landesinnere. Die Temperaturen sind mild an diesem Sonntagmorgen. Beeke springt ohne Jacke auf dem Trampolin, das gut ein Drittel des Gartens einnimmt. Rhythmisches Krächzen der Federn ist bis in die Küche zu hören, in der ihre Eltern am Frühstückstisch sitzen.

Laura dreht die Zeitung zu Christoph und tippt mit dem Zeigefinger auf einen halbseitigen Artikel. Mit dem Buttermesser in der Hand schaut er seine Frau fragend an.
„Deinem Vater geht's nicht gut. Das steht hier auch, viele Senioren vereinsamen nach dem Verlust des Ehepartners regelrecht“, sagt sie.
Christoph schmiert sein Brötchen. „Ach was. Der kloppt doch Skat unten in der Einsamen Möwe.“
„Die alten Böcke da. Das ist doch nichts fürs Herz. Er braucht eine neue Frau“, sagt Laura. „Ole wird immer mürrischer und eigenbrötlerisch. Denk an Weihnachten. Alles vorbereitet, besinnliches Fest mit der Familie, er musste sich um nichts kümmern. Und wer tauchte nicht auf? Ole!“
Christoph legt das Messer auf dem Brettchen ab und nimmt einen großen Schluck aus dem Kaffeepott.
Lauras Tonfall wird weich. „Rede du mal mit ihm. Das muss doch so nicht weitergehen.“
Er stellt die Tasse zurück und nickt, bevor er den Kaffee runterschluckt.


Christoph schließt die Autotür und geht auf den Hof seiner Eltern zu. Auf der Zufahrt stehen Pfützen der vergangenen Nacht. Sein Vater sitzt mit hochgekrempelten Hemdärmeln vor dem Schuppen und führt den Pinsel gleichmäßig über die Bretterwand. Als er seinen Sohn bemerkt, schaut er kurz auf, ohne seine Arbeit zu unterbrechen.
„Moin, mien Jung. Gib mir mal die neue Dose Lasur rüber.“ Mit der freien Hand zeigt Ole Richtung Gartentisch. Auf der ausgeblichenen Wachstischdecke liegen neben der Dose ein Schraubenzieher und ein fleckiger Lappen. Christoph hebelt den Deckel auf und geht mit der Dose zum Schuppen.
„Sag mal, Papa, wie geht's dir eigentlich so allein hier draußen?“ Sein Blick wandert über den verwilderten Bauerngarten.
Ole lässt den Pinsel sinken und dreht sich zu seinem Sohn um. „Was meinst du? Alle naselang kommst du vorbei. Oder die Lütte fährt mit dem Rad her. Jagt die Hühner über den ganzen Hof. Eins blieb neulich im Zaun stecken. War stocksteif, als ich es rauspulte.“ Damit wendet er sich seiner Arbeit zu.
„Weißt du, Laura meint … Also wir, wir machen uns Sorgen. Mutti ist seit einem halben Jahr fort. Vielleicht ist es an der Zeit …“, versucht Christoph einen neuen Ansatz. „Was fürs Herz“, schiebt er nach. Doch Ole winkt ab und Christoph weiß, dass diese Unterhaltung damit beendet ist.


Im lichtgrauen Einfamilienhaus auf der anderen Seite des Küstenortes räumt Laura gerade die Spülmaschine aus, als Christoph Schlüsselbund und Jacke an die Garderobe hängt. Laura flutet die Auflaufform, um Käserückstände einzuweichen. Sie lehnt sich an die Küchenzeile und trocknet die Hände am Geschirrtuch ab. „Und? Was hat er gesagt?“
Christoph setzt sich und verschränkt die Arme „Ja, nix. Kennst ihn doch“, antwortet er mit nach oben gezogenen Schultern.
Laura legt das Handtuch weg und setzt sich ihrem Mann gegenüber an den Küchentisch. „Ich habe mit der Bente geschnackt“, beginnt sie. „Ihre Mutter hilft ab und zu in der Apotheke aus. Sie und Ole sind doch ein Jahrgang.“


Am Montagvormittag schiebt Ole das Vorderrad in den rot gestrichenen Fahrradständer und betritt die Apotheke. Eine elektronische Türglocke erklingt. Hinter dem Tresen schaut eine Frau lächelnd von einem Stapel Belege auf. „Moin, Ole.“
„Moin, Bente. Ich soll die Neurodermitissalbe für die Lütte abholen.“
„Du, ich muss grad‘ den Papierkram hier fertig machen. Ich schick dir meine Mutter vor.“ Damit nimmt sie den Stapel und verschwindet hinter Einbauschränken mit flachen Schubladen. Oles Blick wandert über Blasenpflaster und Traubenzuckerbonbons bis hin zur Pferdesalbe. Bentes Mutter Elisabeth war zur Schulzeit der Lehrerliebling und hatte ihn und die anderen fleißig verpfiffen. Dann lachte sie mit ihrem langen Gesicht und den großen Zähnen und es klang fast wie das Wiehern von Vaters Arbeitspferd.
Seine Käthe war anders. Kein Mädchen, das mit den Jungs mitrennt. Aber wenn ihm Ärger von den Lehrern oder seinem Vater drohte, fand Ole Unterschlupf im Schuppen hinter der Bäckerei ihrer Eltern. Käthe versorgte Ole mit Butterkuchen und leistete ihm Gesellschaft, bis sich der Rauch verzogen hatte. Später, wenn die beiden miteinander stritten, trafen sie sich zur Versöhnung in dem Holzverschlag.
Ole zieht Luft ein, als tauchte er aus großer Tiefe auf.

„Moin, Ole“, begrüßt ihn Elisabeth. Und Ole findet, dass ihr die runden Bäckchen des Alters gutstehen.
„Moin.“
Sie reicht ihm einen weißen Plastiktiegel. „Laura soll die Salbe nur dünn auftragen, wegen dem Kortison. Richte ihr das bitte aus.“
„Jo. Die hat das im Griff, denke ich.“ Ole verstaut die Salbe in einem Beutel und greift nach der Türklinke.
„Tschüüs, Ole. Machs gut.“
„Du auch, Elisabeth.“


Ole biegt in die Anliegerstraße des Neubaugebietes ein. Auf dem glatten Asphalt wird das Rattern des losen Schutzschildes deutlich leiser. Laura schaut vom Hochbeet auf, zieht die Gartenhandschuhe aus und legt sie auf den Pflanztisch zu Handschaufel und Gartenschere.
„Moin, Ole.“
„Moin.“ Sein Fahrrad lehnt Ole an einen der Carportstützfeiler, bevor er die Salbe aus dem Beutel befördert und Laura übergibt. „Sollst sie der Beeke nur dünn raufschmieren auf die Stellen, sagt Elisabeth.“
„Ja, ist Kortison drin.“
Ole nickt.
Laura hält den kleinen Salbennapf in beiden Händen. „Wie geht's ihr denn?“
„Wem?“
„Der Elisabeth.“ Lauras Augen fixieren Ole.
Ole schürzt die Lippen. „Gut, denke ich. Hat ein paar Pfunde zugelegt.“
Laura stellt die Salbe aufs Fensterbrett. „Hör mal, ihr seid doch im selben Alter und beide allein.“
Ole bekommt warme Ohren, obwohl der Wochenanfang starken Ostwind bringt.
„Bente und ich dachten, ihr könntet mal einen Kaffee trinken gehen. Über alte Zeiten reden. Vielleicht gemeinsame Ausflüge planen.“ Sie knöpft sich die Strickjacke mit Norwegermuster bis zum Hals zu.
Mit Pferdegesicht Elisabeth? Ole schluckt. „Wozu?“
Laura legt den Kopf schief. „Christoph und ich merken, wie einsam du bist. Dir fehlt eine Frau an deiner Seite.“
Oles Ohren glühen. „Jasses nee!“ Er schüttelt den Kopf. „Käthe und ich waren über fünfzig Jahre verheiratet. Haben Hof und Bett geteilt. Kinder und Enkelkinder bekommen.“
Doch Laura erwidert beharrlich: „Durch eine neue Frau hättest du wieder jemanden auf dem Hof.“
Er hebt warnend den Zeigefinger. „Ans Alleinsein werde ich mich gewöhnen. Aber nicht an eine andere Frau!“ Ole greift nach der Gartenschere und geht Richtung Pfingstrosen. „Es macht dir doch nichts aus?“, fragt er und schneidet ein paar Stängel ab. Die Schere lässt er am Strauch zurück, die Pfingstrosen legt er vorsichtig in den Fahrradkorb und spannt den Stoffbeutel darüber. „Ich habe nämlich noch eine Verabredung.“ Damit greift er nach seinem Lenker.
„Ole, ein Sturm zieht auf. Komm mit rein und lass uns reden!“
„Büschn Wind. Gegenwind formt den Charakter!“, ruft er zurück. Das Schutzblechscheppern übertönt die Böen.


Ole geht zur Pumpe, füllt eine der schwarzen Plastikvasen, steckt sie fest in die Erde und stellt Käthes Lieblingsblumen hinein. Mit der Handkante wischt er Blütenstaub vom Stein. Er setzt sich auf eine Bank, schaut von der Anhöhe in die Ferne aufs Meer. Der Sturm zieht vorbei, der Wind wird schwächer und die Schaumkronen kleiner. Ole lacht kurz auf. „Du wirst nicht glauben, was die Kinder wieder ausgeheckt haben.“

 

Liebe @greenwitch, ich habe Ole in der Einsamen Möwe getroffen, um mit ihm einen Schnack über sein Gefühlsleben zu halten. Kannst dir vorstellen, in zwei Minuten waren wir fertig. Der Kakao war noch heiß. Deshalb habe ich mir selbst was zusammengereimt. :)

Die Vorlage zu diesem Copywrite war Waat dat watt? von greenwitch.

 

Hallo @wegen,

die Vorlage von @greenwitch musste ich erst noch mal lesen, die war doch schon in weite Ferne gerückt. Das handhabe ich generell so: Erst das Original wirken lassen, dann die weitergesponnene Idee beurteilen.

Aber ich will dich nicht noch länger auf die Folter spannen. Mir hat deine Kopie gut gefallen. Eine clevere Entscheidung, eine Fortsetzung anzuhängen und zu erzählen, wie es dem wortkargen Ole weiterhin ergangen ist. Bei der nächsten Runde kann der Copy-Partner von greenwitch einfach da weitermachen. :D Du arbeitest mit der gleichen Besetzung, nur Pferde-Erika hast du neu gecastet.

Ich lass mich vom Maiwind durch den Text treiben.

Maiwind fängt sich in der Bucht und treibt salzige Luft ins Landesinnere. Die Temperaturen sind mild an diesem Sonntagmorgen. Beeke springt ohne Jacke auf dem Trampolin, das gut ein Drittel des Gartens einnimmt. Rhythmisches Krächzen der Federn ist bis in die Küche zu hören, in der ihre Eltern am Frühstückstisch sitzen.
Hey, du spielst hier Kamerafrau. Lenkst den Blick von der Bucht aufs Land über den Garten bis hin zu den Eheleuten am Frühstückstisch. (Das bleibt aber unter uns: Mein Copy beginnt auch auf dem Meer, aber ohne Wind.)

Laura dreht die Zeitung zu Christoph und tippt mit dem Zeigefinger auf einen halbseitigen Artikel. Mit dem Buttermesser in der Hand schaut er seine Frau fragend an.
„Deinem Vater gehts nicht gut. Das steht hier auch, viele Senioren vereinsamen nach dem Verlust des Ehepartners regelrecht“, sagt sie.
Schmunzeln. Der Laura aus der Originalgeschichte hast du noch eine Schippe Selbstbewusstsein und Entscheidungsfreude draufgegeben. „Richtig, der Ole vereinsamt, ist doch meine Rede, jetzt schreiben die das auch in der Zeitung.“
(Na, das geht ja gut weiter, in meinem Copy spielt auch eine Zeitung eine Schlüsselrolle. Ich krieg die Krise.“)
Keine Ahnung, ob das nötig ist, aber vllt. kannst du dir noch einen schicken Titel für die Zeitung ausdenken: Bei uns im Norden, Westwind, hihi. Sonst wirst du ja auch konkret.

Christoph schmiert sein Brötchen. „Ach was. Der kloppt doch Skat unten in der Einsamen Möwe.“
Ach, immer diese Personalpronomen!
Was streicht er denn auf das Brötchen? Sanddornmarmelade?

„Die alten Böcke da. Das ist doch nichts fürs Herz. Er braucht eine neue Frau“, sagt Laura. „Ole wird immer mürrischer und eigenbrötlerisch. Denk an Weihnachten. Alles vorbereitet, besinnliches Fest mit der Familie, er musste sich um nichts kümmern. Und wer tauchte nicht auf? Ole!“

Wir beide wären der Einladung auch nicht gefolgt. Oder? Wenn die Schwiegertochter so lieb bittet, ist es leicht zu widerstehen.
Laura schaut über ihre Schulter und ruft: „Jetzt mach’s nicht kompliziert, wir nehmen dich Weihnachten.
Musste an die Kömödie: Nimm du ihn! denken. Da glaube ich, reichen sie auch den Papa weiter.

Christoph legt das Messer auf dem Brettchen ab und nimmt einen großen Schluck aus dem Kaffeepott.
Lauras Tonfall wird weich. „Rede du mal mit ihm. Das muss doch so nicht weiter gehen.“
Er stellt die Tasse zurück und nickt, bevor er den Kaffee runterschluckt.
Der Apfel fällt nicht weit vom Birnbaum. Noch so ein gesprächiges Mannsbild.

Auf der ausgefahrenen Zufahrt stehen Pfützen der vergangenen Nacht
Vllt fällt dir etwas ein, um zweimal fahren zu umfahren.

Sein Vater sitzt mit hochgekrempelten Hemdärmeln vor dem Schuppen und führt den dichten Pinsel gleichmäßig über die Bretterwand.
Kann das sein, dass Hemdsärmeln besser wäre?

Auf der ausgeblichenen Wachstichdecke liegen neben der Dose ein Schraubenzieher und ein fleckiger Lappen.
Schon wieder ohne s: Wachstischdecke, das hat Methode. :)

„Sag mal, Papa, wie geht's dir eigentlich so allein hier draußen?“ Sein Blick wandert über den verwilderten Bauerngarten.
Jetzt fällt der Christoph auch noch mit der Tür ins Haus. Wolltest du das so, um zu zeigen, wie ungeschickt er sich im Gespräch anstellt. Das wundert niemanden, er hat ja keinerlei Erfahrung.

Ole lässt den Pinsel sinken und dreht sich zu seinem Sohn um. „Was meinst du? Alle naselang kommst du vorbei. Oder die Lütte fährt mit dem Rad her. Jagt die Hühner über den ganzen Hof. Eins blieb neulich im Zaun stecken. War stocksteif, als ich es rauspulte.“
Tierquäler!

„Weißt du, Laura meint … Also wir, wir machen uns Sorgen. Mutti ist seit einem halben Jahr fort. Vielleicht ist es an der Zeit …“, versucht Christoph einen neuen Ansatz. „Was fürs Herz“, schiebt er nach. Doch Ole winkt ab und Christoph weiß, dass diese Unterhaltung damit beendet ist.
Wenn er gar nicht mehr weiterweiß, leiht er sich Lauras Worte. Schön! Guter Trick vom Christoph, der allerdings vom Ole durchschaut wird. Ach, deine Figuren muss man einfach mögen.

Zurück im lichtgrauen Einfamilienhaus auf der anderen Seite des Küstenortes räumt Laura gerade die Spülmaschine aus, als Christoph Schlüsselbund und Jacke an die Garderobe hängt.
Ich denke, der Satz ist nicht ganz sauber, Christoph müsste früher im Satz auftauchen. So liest sich das, als Wäre Laure zurückgekommen. Wenn du wieder den Kameraschwenk benutzen willst, dann kann ein Doppelpunkt nach Küstenortes.

Laura legt das Handtuch weg und setzt sich ihrem Mann gegenüber an den Küchentisch. „Ich habe mit der Bente geschnackt“, beginnt sie. „Ihre Mutter hilft ab und zu in der Apotheke aus. Sie und Ole sind doch ein Jahrgang.“
Fast schon rührend, der Kuppelversuch. Klar, macht man sich Sorgen, aber hinter den Bemühungen von Laura steckt ja auch Eigennutz. Sich nicht mehr verantwortlich fühlen zu müssen für den Vater/Schwiegervater, vielleicht sogar nicht mehr schuldig, wenn nicht genug Zeit bleibt zum Betüddeln.

Am Montagvormittag schiebt Ole das Vorderrad in den rot gestrichenen Fahrradständer und betritt die Apotheke. Eine elektronische Türglocke erklingt. Hinter dem Tresen schaut eine Frau lächelnd von einem Stapel Belege auf. „Moin, Ole.“
„Moin, Bente. Ich soll die Neurodermitissalbe für die Lütte abholen.“
Bei Lütte hab ich ans Enkelkind gedacht, scheint aber nicht gemeint zu sein.

Oles Blick wandert über Blasenpflaster und Traubenzuckerbonbons bis hin zu Rheumafett aus Pferdemark.
Schön, dass wir schon mal sanft auf die Erika vorbereitet werden. :lol:
(Aber dann großes Fragezeichen bei mir. Ich kenne Pferdesalbe mit pflanzlichen Wirkstoffen.)
Dann lachte sie mit ihrem langen Gesicht und den großen Zähnen und es klang fast wie das Wiehern von Vaters Arbeitspferd.

Käthe versorgte Ole mit süßen Stückchen und leistete ihm Gesellschaft, bis sich der Rauch verzogen hatte.
Bin nicht der Gebäckexperte, aber sind das nicht süße Teilchen?

„Jo. Die hat das im Griff, denke ich.“ Ole verstaut die Salbe in einem Beutel und greift nach dem Türgriff.

Sag nicht, dass du bewusst solche Dopplungen verwendest!

Ole bekommt warme Ohren, obwohl der Wochenanfang starken Ostwind bringt.
„Bente und ich dachten, ihr könntet mal einen Kaffee trinken gehen. Über alte Zeiten reden. Vielleicht gemeinsame Ausflüge planen.“ Sie knöpft sich die Strickjacke mit Norwegermuster bis zum Hals zu.
Mit Pferdegesicht Elisabeth? Ole schluckt. „Wozu?“
Jetzt empfinde ich die Gute übergriffig. Sie vergisst ganz und gar, dass Ole selber weiß, was gut für ihn ist und dass er nicht bevormundet werden will. Sehr viel hat Laura seit dem Heiligen Abend nicht dazu gelernt, sonst wüsste sie, dass Ole sich nicht reinreden lässt.

Oles Ohren glühen. „Jasses nee!“ Er schüttelt den Kopf. „Käthe und ich waren über fünfzig Jahre verheiratet. Haben Hof und Bett geteilt. Kinder und Enkelkinder bekommen.“ Er hebt und senkt den Zeigefinger. „An die Einsamkeit werde ich mich gewöhnen. Aber nicht an eine andere Frau!“
Gut, klare Ansage ist immer gut.
Was muss ich mir unter hebt und senkt den Zeigefinger vorstellen? Habs ausprobiert, sieht komisch aus.

Ole greift nach der Gartenschere und geht Richtung Pfingstrosen. „Es macht dir doch nichts aus?“, fragt er und schneidet ein paar Zweige ab. Die Schere lässt er am Strauch zurück, die Pfingstrosen legt er vorsichtig in den mit Gurten befestigten Fahrradkorb und spannt den Stoffbeutel darüber. „Ich habe nämlich noch eine Verabredung.“ Damit greift er nach seinem Lenker.
Warum die akribische Beschreibung? Sind die Gurte wichtig?

„Ole, ein Sturm zieht auf. Komm mit rein und lass uns reden.“
„Büschn Wind. Gegenwind formt den Charakter!“, ruft er zurück. Das Schutzblechscheppern übertönt die Böen.
Ah, die Prämisse der KG!

Ole geht zur Pumpe, füllt eine der schwarzen Plastikvasen, steckt sie fest in die Erde und stellt Käthes Lieblingsblumen hinein. Mit der Handkante wischt er Blütenstaub vom Stein. Er setzt sich auf eine Bank. Der Sturm zieht vorbei, der Wind wird schwächer. Ole lacht kurz auf. „Du wirst nicht glauben, was die Kinder wieder fabriziert haben.“
Und endlich, bei Käthe ist alles anders, da fällt es ihm leicht zu erzählen.
Ich hätte anstatt fabriziert ausgeheckt geschrieben, muss aber nicht sein.


Liebe wegen, während ich in der Originalgeschichte die große Trauer Oles erspüre, hast du die Melancholie aufgebrochen, ein paar komische Akzente gesetzt, die zum Schmunzeln bringen. Beide Geschichten punkten mit einem offenen, versöhnlichen Ende mit dem Grundtenor: „Es wird weitergehen!“

Apropos offen, es bleibt ja spannend, immerhin hat Ole in der Apotheke seine Käthe mit Pferde-Erika verglichen, ein Anfang. (Sag ich doch, Anfang für die nächste Copy-Geschichte.)

Ein sonniges Wochenende mit einer frischen Junibrise wünscht
peregrina

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe @wegen ,
jetzt bist du an der Reihe. Du hast dich für eine Fortsetzung entschieden. Einerseits eine in diesem Fall naheliegende Wahl, andererseits sitzt einem die Vorlagegeberin im Nacken, vor allem wenn sie einen so unverwechselbaren Charakter wie Ole kreiert hat. Ich kenne das, hatte die gleiche Situtation mal mit @Kanji ( Zeiten sind das).

Also, was wird hier aus dem knorrigen verwitweten Opa?

„Deinem Vater gehts nicht gut. Das steht hier auch, viele Senioren vereinsamen nach dem Verlust des Ehepartners regelrecht“, sagt sie.

„Ole wird immer mürrischer und eigenbrötlerisch. Denk an Weihnachten. Alles vorbereitet, besinnliches Fest mit der Familie, er musste sich um nichts kümmern. Und wer tauchte nicht auf? Ole!“
Die „fürsorgliche“ Schwiegertochter hat wohl schon das nächste Weihnachten im Blick, und das an Pfingsten, weniger als einem Jahr nach dem Tod der Schwiegermutter (und nebenbei bemerkt, dem Tod der Mutter ihres Ehemanns!)
Lauras Tonfall wird weich. „Rede du mal mit ihm. Das muss doch so nicht weiter gehen.“
Er stellt die Tasse zurück und nickt, bevor er den Kaffee runterschluckt.
Das Weiche nehme ich Laura nicht ab. Die plant noch etwas, lässt sich nicht abbringen. Und Christoph hat mehr hinunterzuschlucken als den Kaffee.
Ab jetzt übernehme ich Oles Partei. Auf sich selbst gestellte Witwer kenn ich einige :D.
Der Ole macht alles richtig. Nicht zu viel bei den Kindern rumhängen, sich nützlich machen, wenn es sich ergibt, und eigene Beschäftigungen und Pläne finden. Vor allem zu wissen, was man will und auf keinen Fall will.
Laura legt den Kopf schief. „Christoph und ich merken, wie einsam du bist. Dir fehlt eine Frau an deiner Seite.“
Oles Ohren glühen. „Jasses nee!“ Er schüttelt den Kopf. „Käthe und ich waren über fünfzig Jahre verheiratet. Haben Hof und Bett geteilt. Kinder und Enkelkinder bekommen.“ Er hebt und senkt den Zeigefinger. „An die Einsamkeit werde ich mich gewöhnen. Aber nicht an eine andere Frau!“
Klare Ansage, sehr schön, wie der starke Ole die Schwiegertochter aushebelt. Ja, der Ole ist ein Charakterkopf. @greenwitch wird sich freuen.

Soweit ich als Südwestlicht das beurteilen kann, hast du sehr einfühlsam Charaktere, Sprache und Landschaft Nordfrieslands eingebaut. Mit einigen Detailsbeschreibungen könntest du etwas sparsamer umgehen, z. B.

Laura flutet die Auflaufform, um Käserückstände einzuweichen.
gut, sie soll hier als tüchtige Hausfrau erscheinen. Ein Pünktchen auf ihrer Beliebtheitsliste ergattern.
Auf dem glatten Asphalt wird das Rattern des losen Schutzschildes deutlich leiser
ist sicher gut beobachtet, aber gibt es hier einen Hintersinn?
Die Schere lässt er am Strauch zurück,
kann eine Gärtnerin nicht unbedingt erfreuen:sealed:
. Das Schutzblechscheppern übertönt die Böen.
siehe oben

Dagegen fände ich es nicht verkehrt, wenn er Käthes Platz auf dem Friedhof näher beschreiben würde. Was für einen wunderbaren Blick aufs Meer seine Käthe hat ...:)

Hat mir gut gefallen, liebe wegen.

wieselmaus

 

Hallo @peregrina,
schön, dich unter meiner Geschichte zu lesen. Du hast viele gute Hinweise und nette Worte mitgebracht. Lieben Dank dafür! :shy:

Mir hat deine Kopie gut gefallen. Eine clevere Entscheidung, eine Fortsetzung anzuhängen und zu erzählen, wie es dem wortkargen Ole weiterhin ergangen ist.
Juchu!

Bei der nächsten Runde kann der Copy-Partner von greenwitch einfach da weitermachen.
Yeah, neue Rubrik: Copychain. :D

Hey, du spielst hier Kamerafrau. Lenkst den Blick von der Bucht aufs Land über den Garten bis hin zu den Eheleuten am Frühstückstisch. (Das bleibt aber unter uns: Mein Copy beginnt auch auf dem Meer, aber ohne Wind.)
Das war der Plan, die Kamera führt den Leser zu Ort, Zeit und Familienumstände. Dann beginnt die Handlung. :}
Haha, das blieb nicht lange unter uns.

Keine Ahnung, ob das nötig ist, aber vllt. kannst du dir noch einen schicken Titel für die Zeitung ausdenken: Bei uns im Norden, Westwind, hihi. Sonst wirst du ja auch konkret.
Witzige Idee. Ich warte ja noch darauf, dass ein Nordlicht mir meine im Web zusammen gesuchten Nordic-Facts/Vokabeln zerreißt. Geschriebener Dialekt von Nichtberlinern ist für mich auch oft schräg.

Christoph schmiert sein Brötchen. „Ach was. Der kloppt doch Skat unten in der Einsamen Möwe.“
Ach, immer diese Personalpronomen!
Was streicht er denn auf das Brötchen? Sanddornmarmelade?
Och, das eine Personalpronömchen darf bleiben. Logo, Sanddornmarmelade.

„Die alten Böcke da. Das ist doch nichts fürs Herz. Er braucht eine neue Frau“, sagt Laura. „Ole wird immer mürrischer und eigenbrötlerisch. Denk an Weihnachten. Alles vorbereitet, besinnliches Fest mit der Familie, er musste sich um nichts kümmern. Und wer tauchte nicht auf? Ole!“
Wir beide wären der Einladung auch nicht gefolgt. Oder? Wenn die Schwiegertochter so lieb bittet, ist es leicht zu widerstehen.
Laura schaut über ihre Schulter und ruft: „Jetzt mach’s nicht kompliziert, wir nehmen dich Weihnachten.
Musste an die Kömödie: Nimm du ihn! denken. Da glaube ich, reichen sie auch den Papa weiter.
Christoph legt das Messer auf dem Brettchen ab und nimmt einen großen Schluck aus dem Kaffeepott.
Lauras Tonfall wird weich. „Rede du mal mit ihm. Das muss doch so nicht weiter gehen.“
Er stellt die Tasse zurück und nickt, bevor er den Kaffee runterschluckt.
Der Apfel fällt nicht weit vom Birnbaum. Noch so ein gesprächiges Mannsbild.
Ach, wie cool, deine Reflexionen zu den einzelnen Passagen zu lesen.
Laura und Christoph ergänzen sich auch gut, denke ich.

Auf der ausgefahrenen Zufahrt stehen Pfützen der vergangenen Nacht
Vllt fällt dir etwas ein, um zweimal fahren zu umfahren.
Mir fällt spontan "Sandweg" ein. Habe ich neulich in irgendeinem Schwedischen Krimi ...
Merci. :shy:

Sein Vater sitzt mit hochgekrempelten Hemdärmeln vor dem Schuppen und führt den dichten Pinsel gleichmäßig über die Bretterwand.
Kann das sein, dass Hemdsärmeln besser wäre?
Nä. Mein täglich Brot. Aber manchmal schleichen sich sprachliche Ungenauigkeiten in den eigenen Fachjargon ein. Weshalb ich das doch flux geprüft habe. Es bleibt ohne "s".

Auf der ausgeblichenen Wachstichdecke liegen neben der Dose ein Schraubenzieher und ein fleckiger Lappen.
Schon wieder ohne s: Wachstischdecke, das hat Methode.
Nein, das hat Brett. :bonk: Danke.

Jetzt fällt der Christoph auch noch mit der Tür ins Haus. Wolltest du das so, um zu zeigen, wie ungeschickt er sich im Gespräch anstellt. Das wundert niemanden, er hat ja keinerlei Erfahrung.
Für feinfühlige Gespräche ist Laura zuständig.

Ole lässt den Pinsel sinken und dreht sich zu seinem Sohn um. „Was meinst du? Alle naselang kommst du vorbei. Oder die Lütte fährt mit dem Rad her. Jagt die Hühner über den ganzen Hof. Eins blieb neulich im Zaun stecken. War stocksteif, als ich es rauspulte.“
Tierquäler!
;)

„Weißt du, Laura meint … Also wir, wir machen uns Sorgen. Mutti ist seit einem halben Jahr fort. Vielleicht ist es an der Zeit …“, versucht Christoph einen neuen Ansatz. „Was fürs Herz“, schiebt er nach. Doch Ole winkt ab und Christoph weiß, dass diese Unterhaltung damit beendet ist.
Wenn er gar nicht mehr weiterweiß, leiht er sich Lauras Worte. Schön! Guter Trick vom Christoph, der allerdings vom Ole durchschaut wird. Ach, deine Figuren muss man einfach mögen.
Haha, genau.
Lieben Dank.

Zurück im lichtgrauen Einfamilienhaus auf der anderen Seite des Küstenortes räumt Laura gerade die Spülmaschine aus, als Christoph Schlüsselbund und Jacke an die Garderobe hängt.
Ich denke, der Satz ist nicht ganz sauber, Christoph müsste früher im Satz auftauchen. So liest sich das, als Wäre Laure zurückgekommen. Wenn du wieder den Kameraschwenk benutzen willst, dann kann ein Doppelpunkt nach Küstenortes.
Ah, stimmt. Ich streiche das "zurück".

Fast schon rührend, der Kuppelversuch. Klar, macht man sich Sorgen, aber hinter den Bemühungen von Laura steckt ja auch Eigennutz. Sich nicht mehr verantwortlich fühlen zu müssen für den Vater/Schwiegervater, vielleicht sogar nicht mehr schuldig, wenn nicht genug Zeit bleibt zum Betüddeln.
Dabei braucht Ole noch nicht betüddelt werden. Vielleicht will Laura dem zuvorkommen.

Am Montagvormittag schiebt Ole das Vorderrad in den rot gestrichenen Fahrradständer und betritt die Apotheke. Eine elektronische Türglocke erklingt. Hinter dem Tresen schaut eine Frau lächelnd von einem Stapel Belege auf. „Moin, Ole.“
„Moin, Bente. Ich soll die Neurodermitissalbe für die Lütte abholen.“
Bei Lütte hab ich ans Enkelkind gedacht, scheint aber nicht gemeint zu sein.
Doch, doch, die Beeke hat Neurodermitis. Was verwirrt dich hier?

Oles Blick wandert über Blasenpflaster und Traubenzuckerbonbons bis hin zu Rheumafett aus Pferdemark.
Schön, dass wir schon mal sanft auf die Erika vorbereitet werden. :lol:
(Aber dann großes Fragezeichen bei mir. Ich kenne Pferdesalbe mit pflanzlichen Wirkstoffen.)
Ah, ich hatte an Pferdemark-Haarkur gedacht. Tatsächlich: Arnika, Rosmarin, …, Rosskastanien. Ist geändert. Danke.

Käthe versorgte Ole mit süßen Stückchen und leistete ihm Gesellschaft, bis sich der Rauch verzogen hatte.
Bin nicht der Gebäckexperte, aber sind das nicht süße Teilchen?
Süße Teilchen klingen auch richtig. Das ist regional verschieden. Teilchen kenne ich aus dem Rheinland. Auf zeit.de habe ich eine Deutschlandkarte „Oberbegriffe für handliche süße Gebäckstücke“ gefunden. Verrückt, oder?! Der Karte nach, würde Plunder passen, was für mich aber zweideutig auch für Kram/Tünnif stehen kann. Ich lass Käthe Butterkuchen bringen.

„Jo. Die hat das im Griff, denke ich.“ Ole verstaut die Salbe in einem Beutel und greift nach dem Türgriff.
Sag nicht, dass du bewusst solche Dopplungen verwendest!
Selbstverständlich. Ist ein Stilmittel. Tss.
Er greift jetzt nach der Klinke. Warte, das habe ich auch neulich in einem schwedi… ;)

Jetzt empfinde ich die Gute übergriffig. Sie vergisst ganz und gar, dass Ole selber weiß, was gut für ihn ist und dass er nicht bevormundet werden will. Sehr viel hat Laura seit dem Heiligen Abend nicht dazu gelernt, sonst wüsste sie, dass Ole sich nicht reinreden lässt.
Ich find gut, wie du dich für Ole ins Zeug legst.

Oles Ohren glühen. „Jasses nee!“ Er schüttelt den Kopf. „Käthe und ich waren über fünfzig Jahre verheiratet. Haben Hof und Bett geteilt. Kinder und Enkelkinder bekommen.“ Er hebt und senkt den Zeigefinger. „An die Einsamkeit werde ich mich gewöhnen. Aber nicht an eine andere Frau!“
Gut, klare Ansage ist immer gut.
Was muss ich mir unter hebt und senkt den Zeigefinger vorstellen? Habs ausprobiert, sieht komisch aus.
Na so drohend, von wegen: „Hör mir mal zu, du Früchtchen!“
Damit bin ich auch nicht wirklich zufrieden. Diese eingeschobene Geste sollte Oles Ansage unterbrechen, um sie authentischer zu machen. Hast du eine Idee für mich? Ich ändere es in: „Er hebt warnend den Zeigefinger.“

Ole greift nach der Gartenschere und geht Richtung Pfingstrosen. „Es macht dir doch nichts aus?“, fragt er und schneidet ein paar Zweige ab. Die Schere lässt er am Strauch zurück, die Pfingstrosen legt er vorsichtig in den mit Gurten befestigten Fahrradkorb und spannt den Stoffbeutel darüber. „Ich habe nämlich noch eine Verabredung.“ Damit greift er nach seinem Lenker.
Warum die akribische Beschreibung? Sind die Gurte wichtig?
:bib:Ich mag akribische Beschreibungen, besonders bei tüddeligen Figuren, die Alltagsdinge zweckentfremden. Aber ja, hier ist es zu viel und kann weg. Danke.

„Ole, ein Sturm zieht auf. Komm mit rein und lass uns reden.“
„Büschn Wind. Gegenwind formt den Charakter!“, ruft er zurück. Das Schutzblechscheppern übertönt die Böen.
Ah, die Prämisse der KG!
Hm. Die Laura braucht mehr als ein büschn Wind.

Ole geht zur Pumpe, füllt eine der schwarzen Plastikvasen, steckt sie fest in die Erde und stellt Käthes Lieblingsblumen hinein. Mit der Handkante wischt er Blütenstaub vom Stein. Er setzt sich auf eine Bank. Der Sturm zieht vorbei, der Wind wird schwächer. Ole lacht kurz auf. „Du wirst nicht glauben, was die Kinder wieder fabriziert haben.“
Und endlich, bei Käthe ist alles anders, da fällt es ihm leicht zu erzählen.
Ich hätte anstatt fabriziert ausgeheckt geschrieben, muss aber nicht sein.
Gekauft. Danke.

Wow, vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar!
Ich schau gleich mal, wann die nächste Fähre nach Malmö übersetzt.

Liebe Grüße
wegen

 

Guten Morgen @wegen ,

ich schon wieder.

Ach, wie cool, deine Reflexionen zu den einzelnen Passagen zu lesen.
Laura und Christoph ergänzen sich auch gut, denke ich.
Beim Reflektieren bin ich ganz in meinem Element und ja, das passt mit den beiden.

Auf der ausgefahrenen Zufahrt stehen Pfützen der vergangenen Nacht
Vllt fällt dir etwas ein, um zweimal fahren zu umfahren.
Mir fällt spontan "Sandweg" ein. Habe ich neulich in irgendeinem Schwedischen Krimi ...
Merci. :shy:
Das ist ja das Problem: Zufahrt trifft den Zugang zum Hof perfekt. Bei Sandweg würdest du wohl nicht die Tiefe der gewünschten Aussage erreichen. Wegen der fehlenden Schlaglöcher. :lol:

Sein Vater sitzt mit hochgekrempelten Hemdärmeln vor dem Schuppen und führt den dichten Pinsel gleichmäßig über die Bretterwand.
Kann das sein, dass Hemdsärmeln besser wäre?
Nä. Mein täglich Brot. Aber manchmal schleichen sich sprachliche Ungenauigkeiten in den eigenen Fachjargon ein. Weshalb ich das doch flux geprüft habe. Es bleibt ohne "s".
Du verdienst dein Geld mit Hemdenärmel?
Seit der Sache mit dem "Eyelinerstrich" bin ich ja vorsichtiger mit meinen sprachlichen Empfehlungen geworden, räusper, und bemühe mich, dem Autor Widerspruch und Widerstand leicht zu machen. Warten wir mal ab, ob noch jemand zu dem Punkt einen Einwand vorbringt.

„Moin, Bente. Ich soll die Neurodermitissalbe für die Lütte abholen.“
Bei Lütte hab ich ans Enkelkind gedacht, scheint aber nicht gemeint zu sein.
Doch, doch, die Beeke hat Neurodermitis. Was verwirrt dich hier?
An der Stelle noch nichts.
Aber hier:
„Moin.“ Sein Fahrrad lehnt Ole an einen der Carportstützfeiler, bevor er die Salbe aus dem Beutel befördert und Laura übergibt. „Sollst sie nur dünn raufschmieren auf die Stellen, sagt Elisabeth.“
„Ja, ist Kortison drin.“
Ole nickt.
Für mich sah das so aus, als würde Laura die Salbe bei sich auftragen. Dass eine Mutter auch fürsorglich ihr Kind einschmieren kann, ist mir nicht in den Sinn gekommen.

Jetzt empfinde ich die Gute übergriffig. Sie vergisst ganz und gar, dass Ole selber weiß, was gut für ihn ist und dass er nicht bevormundet werden will. Sehr viel hat Laura seit dem Heiligen Abend nicht dazu gelernt, sonst wüsste sie, dass Ole sich nicht reinreden lässt.
Ich find gut, wie du dich für Ole ins Zeug legst.
Ich freue mich, wenn ich einigermaßen verdeutlichen konnte, wem meine volle Sympathie gehört.

Er hebt und senkt den Zeigefinger.
Was muss ich mir unter hebt und senkt den Zeigefinger vorstellen? Habs ausprobiert, sieht komisch aus.
Na so drohend, von wegen: „Hör mir mal zu, du Früchtchen!“
Damit bin ich auch nicht wirklich zufrieden. Diese eingeschobene Geste sollte Oles Ansage unterbrechen, um sie authentischer zu machen. Hast du eine Idee für mich? Ich ändere es in: „Er hebt warnend den Zeigefinger.“
Ja, ist prima. Das Heben und Senken wäre die vertikale Bewegungsrichtung, ist mehr ein Krümmen des Fingers nach Hexenmanier als eine ernst zu nehmende Gebärde.

Ich schau gleich mal, wann die nächste Fähre nach Malmö übersetzt.
Das wärs doch, so ein Sonntagsausflug, erst Malmö, dann weiter auf eine Schäre.
Okay, wir sehen uns. Du bringst die Sanddornmarmelade mit, ich sorge fürs Knäckbrot oder von mir aus auch für die süßen Stückchen. Und Obacht! Die Stechmücken sind ausgehungert.

Liebe Grüße zurück
peregrina

 

Liebe @wieselmaus,

danke für deinen Besuch im beschaulichen Küstenort. :)

Das Weiche nehme ich Laura nicht ab. Die plant noch etwas, lässt sich nicht abbringen. Und Christoph hat mehr hinunterzuschlucken als den Kaffee.
Ab jetzt übernehme ich Oles Partei. Auf sich selbst gestellte Witwer kenn ich einige :D.
Der Ole macht alles richtig. Nicht zu viel bei den Kindern rumhängen, sich nützlich machen, wenn es sich ergibt, und eigene Beschäftigungen und Pläne finden. Vor allem zu wissen, was man will und auf keinen Fall will.
Laura meint es sicher gut. Einer muss doch für die wortkargen Männer sprechen. :Pfeif:
Das mit dem Runterschlucken hast du schön ausformuliert.

Klare Ansage, sehr schön, wie der starke Ole die Schwiegertochter aushebelt. Ja, der Ole ist ein Charakterkopf. @greenwitch wird sich freuen.
Und ich freu mich, dass mein Ole Sympathien, ähnlich dem resoluten Original, weckt.

Soweit ich als Südwestlicht das beurteilen kann, hast du sehr einfühlsam Charaktere, Sprache und Landschaft Nordfrieslands eingebaut. Mit einigen Detailsbeschreibungen könntest du etwas sparsamer umgehen, z. B.
Laura flutet die Auflaufform, um Käserückstände einzuweichen.
gut, sie soll hier als tüchtige Hausfrau erscheinen. Ein Pünktchen auf ihrer Beliebtheitsliste ergattern.
Auf dem glatten Asphalt wird das Rattern des losen Schutzschildes deutlich leiser
ist sicher gut beobachtet, aber gibt es hier einen Hintersinn?
Das soll den Unterschied zwischen den beiden Lagern und den Generationen unterstreichen: Ole auf dem Hof im alten Ortskern samt Pflastersteinstraßen. Auf der anderen Seite die jungen Leut im Neubaugebiet mit ihren Meinungen, wie die Senioren leben sollen.

Die Schere lässt er am Strauch zurück,
kann eine Gärtnerin nicht unbedingt erfreuen
Ein bisschen sticheln kann Ole schon. ;)

Dagegen fände ich es nicht verkehrt, wenn er Käthes Platz auf dem Friedhof näher beschreiben würde. Was für einen wunderbaren Blick aufs Meer seine Käthe hat ...
Das ist eine sehr schöne Idee. Den wundervollen Blick aufs Meer habe ich mit eingebaut.

Vielen Dank für deine Zeit.
Liebe Grüße
wegen


Hey @peregrina,
danke für deine erneute Rückmeldung. :)

peregrina schrieb: Auf der ausgefahrenen Zufahrt stehen Pfützen der vergangenen Nacht Erweitern ... Vllt fällt dir etwas ein, um zweimal fahren zu umfahren. Erweitern ... Mir fällt spontan "Sandweg" ein. Habe ich neulich in irgendeinem Schwedischen Krimi ...
Merci. :shy:
Das ist ja das Problem: Zufahrt trifft den Zugang zum Hof perfekt. Bei Sandweg würdest du wohl nicht die Tiefe der gewünschten Aussage erreichen. Wegen der fehlenden Schlaglöcher.
Ah, hast Recht. Ich streiche das "ausgefahrene", weil es durch die stehenden Pfützen redundant ist. Somit kann die Zufahrt bleiben.

:lol:
peregrina schrieb: Sein Vater sitzt mit hochgekrempelten Hemdärmeln vor dem Schuppen und führt den dichten Pinsel gleichmäßig über die Bretterwand. Erweitern ... Kann das sein, dass Hemdsärmeln besser wäre? Erweitern ... Nä. Mein täglich Brot. Aber manchmal schleichen sich sprachliche Ungenauigkeiten in den eigenen Fachjargon ein. Weshalb ich das doch flux geprüft habe. Es bleibt ohne "s".
Du verdienst dein Geld mit Hemdenärmel?
Seit der Sache mit dem "Eyelinerstrich" bin ich ja vorsichtiger mit meinen sprachlichen Empfehlungen geworden, räusper, und bemühe mich, dem Autor Widerspruch und Widerstand leicht zu machen. Warten wir mal ab, ob noch jemand zu dem Punkt einen Einwand vorbringt.
Der Augenstrichmacher. ♡
Okay, lass uns abwarten, ob noch was kommt.

hier:
„Moin.“ Sein Fahrrad lehnt Ole an einen der Carportstützfeiler, bevor er die Salbe aus dem Beutel befördert und Laura übergibt. „Sollst sie nur dünn raufschmieren auf die Stellen, sagt Elisabeth.“
„Ja, ist Kortison drin.“
Ole nickt.
Für mich sah das so aus, als würde Laura die Salbe bei sich auftragen. Dass eine Mutter auch fürsorglich ihr Kind einschmieren kann, ist mir nicht in den Sinn gekommen.
Verstehe. Danke. Ich ändere es sicherheitshalber in: „Sollst sie der Beeke nur dünn raufschmieren auf die Stellen, sagt Elisabeth.“

Ich freue mich, wenn ich einigermaßen verdeutlichen konnte, wem meine volle Sympathie gehört.
:lol:

Ja, ist prima. Das Heben und Senken wäre die vertikale Bewegungsrichtung, ist mehr ein Krümmen des Fingers nach Hexenmanier als eine ernst zu nehmende Gebärde.
Ich finds auch besser. :)

Danke dir! Liebe Grüße
wegen

 

Moin ausm Pott und vom Niederrhein & nur ganz kurz, bevors / bevor’s zu einer „hemdsärmelingen" Auseinandersetzung kommt (ach, ich bin schon ganz ausgelassen …). Geht beides, Hemd- und Hemdsärmel.

Ich selbst würde allerdings das Fugen-s sogar als „Genitiv-s“, und somit „besitzanzeigend“ sehn – als „der Ärmel des Hemdes“

Euer Dante Friedchen

 

da sind noch zwei Zitate reingerutscht

Maiwind fängt sich in der Bucht und treibt salzige Luft ins Landesinnere.
:thumbsup::D
„Sag mal, Papa, wie geht's dir eigentlich so allein hier draußen?“
sagt der wirklich Papa?

Hallo @wegen

Ich mag die Story, die feine Ironie, die ich wahrnehme. Der schnoddrige Ole erinnert mich an Filme mit Clint Eastwood (Gran Torino, Million Dollar Baby). Zumindest von der Figur her. Wenn der Ole noch den Schritt ginge, was er denkt, auch zu äußern, das Ansinnen der Familie deutlicher zurückzuweisen, gefiele mir das Konstrukt noch mehr.
Okay, die norddeutsche Männerseele (was auch immer die beinhaltet, für mich eher unbekannt), von Sturm geprägt, vom Meer und diesen seltsamen Begrüßungsritualen, die kristallisiert sich beinahe klischeehaft in der Figur.
Schöne, leise Geschichte, die sich an die Vorlage anlehnt, ohne sie zu karikieren.

Paar Stellen:

Dann lachte sie mit ihrem langen Gesicht und den großen Zähnen und es klang fast wie das Wiehern von Vaters Arbeitspferd.
:D oder wie die Frau von Prince Charles, wie heißt die gleich
Später, wenn die beiden miteinander stritten, trafen sie sich zur Versöhnung in dem Holzverschlag.
Ole zieht hektisch Luft ein, als tauche er aus großer Tiefe auf.
mm, süß, aber ob ich das glauben kann?
Oles Ohren glühen. „Jasses nee!“ Er schüttelt den Kopf. „Käthe und ich waren über fünfzig Jahre verheiratet. Haben Hof und Bett geteilt. Kinder und Enkelkinder bekommen.“ Er hebt warnend den Zeigefinger. „An die Einsamkeit werde ich mich gewöhnen. Aber nicht an eine andere Frau!“
Die Stelle passt nicht recht, da redet er ne Menge am Stück, fehlt ein wenig die Abwehrhaltung, irgendwas Zündendes.
Ole lacht kurz auf. „Du wirst nicht glauben, was die Kinder wieder ausgeheckt haben.“
Mag ich sehr, den Schluss.

viele Grüße weit vom Meer entfernt
Isegrims

 

„Büschn Wind. Gegenwind formt den Charakter!“, ruft er zurück. Das Schutzblechscheppern übertönt die Böen.​


„Moin, mien Jung. Gib mir mal ...​

Oh wegen,

noch ma' janz kurz - aber isset dat schon an Dialektik – wie zur eigenen Bestätigung nur’n bissken Wind und ein hochsprachlicher jonge?

Dat isset dann abba auch mitte Kritik und ich hätt dann noch’n paa’ Flüskes - wie

gleich hier

„Deinem Vater gehts nicht gut.
...
„Sag mal, Papa, wie geht's dir eigentlich so allein hier draußen?“
Warum einmal ohne, dann mit Apostroph? Gut, hören kann man dergleichen nicht aber unterschiedliche, also individuelle Spracheigenheiten kann man ja auch nicht am

[’ge:tz]

schlecht darstellen – aber Du fängst doch in der Verschriftlichung (mein J, wat'n MOnster) die gleichklingenden und auch gleiches meinenden Laute ein ...

„Rede du mal mit ihm. Das muss doch so nicht weiter gehen.“
„weitergehen“ ein Wort

Bentes Mutter Elisabeth war zur Schulzeit der Lehrerliebling und …
uppsa – da fällt mir Frl. Kinsky ein … Tatort 1977 … besser vllt. Lieblingsschüler oder Liebling der Lehrerer/des Lehrkörpers oder so ...

Ole zieht hektisch Luft ein, als tauche er aus großer Tiefe auf.
Klassische als-ob-Situation (selbst wenn das ob nicht so aufscheint), warum also Konj. I, wo Konj. irrealis „als tauchte er … auf“ angesagt ist?

Das

„Ole, ein Sturm zieht auf. Komm mit rein und lass uns reden.“
klingt nach mehr als einer bloßen Aussage, Imperativ und Wunsch - oder?

Dat waret schon.

Gern gelesen vom

Friedel

 

Schöne, leise Geschichte, die sich an die Vorlage anlehnt, ohne sie zu karikieren.
Hallo @Isegrims,
ich freu mich über deine positive Rückmeldung. Und du legst den Finger in die Wunde – die Stelle, mit der ich auch hadere. :schiel: Dazu gleich mehr.
Maiwind fängt sich in der Bucht und treibt salzige Luft ins Landesinnere.
:thumbsup::D
Hehe. :naughty:
„Sag mal, Papa, wie geht's dir eigentlich so allein hier draußen?“
sagt der wirklich Papa?
Meinst du, er würde ihn anders ansprechen oder besser ganz weg? Das „Papa“ schafft (familiäre) Nähe und bremst die Frage etwas aus.
Dann lachte sie mit ihrem langen Gesicht und den großen Zähnen und es klang fast wie das Wiehern von Vaters Arbeitspferd.
:D oder wie die Frau von Prince Charles, wie heißt die gleich
:lol:
Später, wenn die beiden miteinander stritten, trafen sie sich zur Versöhnung in dem Holzverschlag.
Ole zieht hektisch Luft ein, als tauche er aus großer Tiefe auf.
mm, süß, aber ob ich das glauben kann?
Hm. Das aus großer Tiefe auftauchen ist ein bisschen drüber, oder? Vielleicht hebe ich mir das für einen anderen Text auf.
Oles Ohren glühen. „Jasses nee!“ Er schüttelt den Kopf. „Käthe und ich waren über fünfzig Jahre verheiratet. Haben Hof und Bett geteilt. Kinder und Enkelkinder bekommen.“ Er hebt warnend den Zeigefinger. „An die Einsamkeit werde ich mich gewöhnen. Aber nicht an eine andere Frau!“
Die Stelle passt nicht recht, da redet er ne Menge am Stück, fehlt ein wenig die Abwehrhaltung, irgendwas Zündendes.
Ja, stimmt. Empfinde ich auch als unrund. Seine Aussagen kommen etwas perlenaufgereiht daher. Zu Beginn fehlte der hebende Zeigerfinger, was noch kompakter war. Ich habe mir überlegt, Laura noch etwas sagen zu lassen, um Oles Aussagen als gezielte Antworten zu setzen und damit den Textblock zu entzerren:

Oles Ohren glühen. „Jasses nee!“ Er schüttelt den Kopf. „Käthe und ich waren über fünfzig Jahre verheiratet. Haben Hof und Bett geteilt. Kinder und Enkelkinder bekommen.“
Doch Laura erwidert beharrlich: „Durch eine neue Frau hättest du wieder jemanden auf dem Hof.“
Er hebt warnend den Zeigefinger. „Ans Alleinsein werde ich mich gewöhnen. Aber nicht an eine andere Frau!“ Ole greift nach der Gartenschere und geht Richtung Pfingstrosen.

Ole lacht kurz auf. „Du wirst nicht glauben, was die Kinder wieder ausgeheckt haben.“
Mag ich sehr, den Schluss.
Juchu.:shy:

Danke für deine Zeit.
Viele Grüße
wegen

-----------------------------------------------------------

@Friedrichard

Hallo Friedel,

schön, dass du vorbeischaust. Oh, bei der Hitze hätte ich jetzt auch nix gegen ein Büschn Wind am Meer.

noch ma' janz kurz - aber isset dat schon an Dialektik – wie zur eigenen Bestätigung nur’n bissken Wind und ein hochsprachlicher jonge?
Richtig, mit der Mundart war ich sparsamer als greenwitch, weil ich mich einfach zu wenig auskenne. (Obwohl es Leut gebe, die behaupten, alles über Stuttgart sei Norddeutschland.) Deshalb fehlt auch das Mundartetikett.

Lieben Dank für die Flusenlese! Und auch für deine Rückmeldung zu den Ärmeln. :)

Viele Grüße und schönes Wochenende!
wegen

 

Liebe @wegen

ich habe deine Copy gleich nach dem Einstellen gelesen, kommen aber leider erst heute dazu, Dir ein paar Zeilen zu schreiben. Ole ist definitiv ein Protagonist, der seinerzeit mein Herz im Sturm eroberte, insofern habe ich mich sehr über ein Wiedersehen mit ihm gefreut. Gute Wahl! Jedenfalls für mich.

Maiwind fängt sich in der Bucht und treibt salzige Luft ins Landesinnere.
Ich mag diesen Satz sehr. Ich stehe da gleich irgendwo an der Küste. Fühlen und Riechen in den ersten Satz packen, gar kein schlechtes Rezept.

Ole lässt den Pinsel sinken und dreht sich zu seinem Sohn um. „Was meinst du? Alle naselang kommst du vorbei. Oder die Lütte fährt mit dem Rad her. Jagt die Hühner über den ganzen Hof. Eins blieb neulich im Zaun stecken. War stocksteif, als ich es rauspulte.“
Die Sprüche vom "geklauten" Ole mag ich auch.

„Weißt du, Laura meint … Also wir, wir machen uns Sorgen. Mutti ist seit einem halben Jahr fort. Vielleicht ist es an der Zeit …“, versucht Christoph einen neuen Ansatz. „Was fürs Herz“, schiebt er nach.
Ach, Herr je. Die Frau ist erst seit einem halben Jahr tot und Ole soll schon wieder ran an die Frikadellen. Ganz ehrlich, ich fand das sehr übergriffig von der Schwiegertochter. Der arme Ole bekommt ja nicht mal recht Zeit zum Trauern zugestanden. Sechs Monate sind doch gar nix nach fast einem ganzen Leben.

„Ihre Mutter hilft ab und zu in der Apotheke aus. Sie und Ole sind doch ein Jahrgang.“
Frauen! Also echt jetzt.

Eine elektronische Türglocke erklingt.
Das ist kein schöner Satz. Nein, nein.

Bentes Mutter Elisabeth war zur Schulzeit der Lehrerliebling und hatte ihn und die anderen fleißig verpfiffen. Dann lachte sie mit ihrem langen Gesicht und den großen Zähnen und es klang fast wie das Wiehern von Vaters Arbeitspferd.
Schöne Figurenzeichnung. Sehr fein fies. Ich mags.

„Moin, Ole“, begrüßt ihn Elisabeth. Und Ole findet, dass ihr die runden Bäckchen des Alters gutstehen.
Die wohnen da im selben Örtchen, wo jeder jeden kennt, oder zumindest trifft man sich in der Apotheke - aber für mich liest sich das, als hätten die sich 100 Jahre nicht gesehen. Auch wegen der Einführung durch die Schwiegertochter. Als hätte sie mit der Mutter des Jahrgangs einen tief verbuddelten/vergessenen Schatz aufgegabelt.

Laura hält den kleinen Salbennapf in beiden Händen. „Wie geht's ihr denn?“
„Wem?“
„Der Elisabeth.“ Lauras Augen fixieren Ole.
Ole schürzt die Lippen. „Gut, denke ich. Hat ein paar Pfunde zugelegt.“
Super Antwort. Ach, der Ole ...

Mit Pferdegesicht Elisabeth? Ole schluckt. „Wozu?“
Ja, gib es ihr! Was hängt sie sich da in deine Angelegenheiten!

Das liest sich hübsch weg. Und ich mag den Ole auch in deiner Version, was ja immer so ein Ding ist, was auch schnell nach hinten losgehen kann. Allerdings muss ich sagen, dass er im Original so pfiffig daherkommt und die "nervige" Verwandschaft einen auswischt, auf ihr Weihnachten verzichtet und sich statt dessen einen eigenen Plan baut. Irgendwie hätte ich mir hier auch gewünscht, Ole hätte bisschen mehr Pfeffer im Hintern. Im Original straft er die Familie, indem er ganz anders ist, als was sie glaubt, sie da an Heilig Abend einfach sitzen lässt. Okay, bei Dir scheint er mir auch nicht unglücklich mit seiner Situation, das nicht, er wirkt ganz zufrieden auf mich, aber bisschen mehr Gegenwind hätte der Geschichte auch nicht geschadet. Das kann er der Schwiegertochter doch nicht einfach so durchgehen lassen! Nicht der Ole!
Ja, das hätte ich gut gefunden. Aber ist ja kein Wunschkonzert hier und gelesen habe ich es allemal gern.

Liebe Grüße, Fliege

 

Liebe @wegen,

entschuldige bitte die Verspätung, als "Kopierte" hätte ich schon längst etwas zu Deiner Copy sagen wollen und auch müssen, aber Du weißt, das reale Leben und die unsinnigen Pläne, die man so macht ... Ich wollte tatsächlich erst meine eigene Version fertig haben, stecke da aber irgendwie in Frost und Schnee fest, also komme ich Dich besuchen.

Wie schön, meine allererste Geschichte hast Du Dir gegriffen, das freut mich sehr für den Ole. Ja, Verhandeln oder gar ausfragen ist mit ihm recht einseitig, da hast DU gut daran getan, selbst zu denken . Und ich finde, das hast Du wunderbar gemacht. Ich mag diese Copyvariante sehr, ganz viel hört sich für mich genau nach meinen Figuren an und die Stellen, an denen mir etwas durch den Kopf geht bei Lesen, sind sicherlich Geschmackssache oder ich bin sehr voreingenommen. Ich gehe mal durch ...

Maiwind fängt sich in der Bucht und treibt salzige Luft ins Landesinnere.
Stimmt, das war ja die "Gegenwind" Challenge, daher weht es recht beachtlich im Text, schön, das Du es bei dem Ambiente gelassen hast.

Beeke springt ohne Jacke auf dem Trampolin, das gut ein Drittel des Gartens einnimmt.
Schau, da lerne ich auch noch dazu. Ich glaube jedenfalls fest, das mein Enkelkind gar keinen Namen hatte, oder? Der passt jedenfalls super.
Und diese Riesentrampolin stellt für mich eine gute Charakterisierung der Eltern da, "alles fürs KInd" ...

„Deinem Vater geht's nicht gut. Das steht hier auch, viele Senioren vereinsamen nach dem Verlust des Ehepartners regelrecht“, sagt sie.
Christoph schmiert sein Brötchen. „Ach was. Der kloppt doch Skat unten in der Einsamen Möwe.“
Klasse, ich mag Deine Dialoge. Zeigt auch schön ihre gegensätzlichen Einstellungen ...

„Ole wird immer mürrischer und eigenbrötlerisch. Denk an Weihnachten. Alles vorbereitet, besinnliches Fest mit der Familie, er musste sich um nichts kümmern. Und wer tauchte nicht auf? Ole!“
In meinen Ohren würde da noch ein Hinweis fehlen, das es ja dann auch nicht alles an ihr hängenbleiben würde, ist aber vielleicht zu deutlich (oder zu gemein)

Lauras Tonfall wird weich. „Rede du mal mit ihm. Das muss doch so nicht weitergehen.“
und da wickelt sie ihn um den Finger ...

Sein Vater sitzt mit hochgekrempelten Hemdärmeln vor dem Schuppen und führt den dichten Pinsel gleichmäßig über die Bretterwand.
Ich weiß, ich bin pingelig. Aber spätestens bei dem dichten Pinsel fing ich an zu grinsen. Wahrscheinlich habe ich in meinem Erstling noch viel mehr Adjektive, aber die WK-Erziehung sitzt halt tief ...

„Moin, mien Jung. Gib mir mal die neue Dose Lasur rüber.“ Mit der freien Hand zeigt Ole Richtung Gartentisch. Auf der ausgeblichenen Wachstischdecke liegen neben der Dose ein Schraubenzieher und ein fleckiger Lappen. Christoph hebelt den Deckel auf und geht mit der Dose zum Schuppen.
„Sag mal, Papa, wie geht's dir eigentlich so allein hier draußen?“ Sein Blick wandert über den verwilderten Bauerngarten.
Toll gezeigt, wie die beiden sich kennen, mag ich sehr.

Oder die Lütte fährt mit dem Rad her. Jagt die Hühner über den ganzen Hof. Eins blieb neulich im Zaun stecken. War stocksteif, als ich es rauspulte.“
Meine Fast-Lieblingsstelle, auch wenn es eigentlich nur ein Witz ist.

„Weißt du, Laura meint … Also wir, wir machen uns Sorgen. Mutti ist seit einem halben Jahr fort. Vielleicht ist es an der Zeit …“, versucht Christoph einen neuen Ansatz. „Was fürs Herz“,
Boh - ich weiß ja nicht, wie Ihr Preußen das haltet, aber nach einem halben Jahr ist hier im Norden noch tiefste Trauer. Das gebe Ärger ...

Aber wenn ihm Ärger von den Lehrern oder seinem Vater drohte, fand Ole Unterschlupf im Schuppen hinter der Bäckerei ihrer Eltern. Käthe versorgte Ole mit Butterkuchen und leistete ihm Gesellschaft, bis sich der Rauch verzogen hatte. Später, wenn die beiden miteinander stritten, trafen sie sich zur Versöhnung in dem Holzverschlag.
Das ist meine erklärte Lieblingsstelle. Du hast ganz wunderbar verstanden, wie Käthe und Ole zueinander standen, fühl Dich gedrückt. Genauso hatte ich sie vor mir ...

Ole zieht hektisch Luft ein, als tauchte er aus großer Tiefe auf.
So ging es mir auch, wobei ich kurz über das Wort "hektisch" gestolpert bin, aber mir fällt nichts verbesserndes ein. Also passt es wohl!

Laura schaut vom Hochbeet auf, zieht die Gartenhandschuhe aus und legt sie auf den Pflanztisch zu Handschaufel und Gartenschere.
Den Satz nur als Beispiel, ich erinnere zwei, drei anderer. Manchmal bist Du mir einfach zu genau, da werde ich ungeduldig. Vielleicht hat es aber auch eine Bedeutung, die sich mir nur noch nicht erschließt.

Er hebt warnend den Zeigefinger. „Ans Alleinsein werde ich mich gewöhnen. Aber nicht an eine andere Frau!“ Ole greift nach der Gartenschere und geht Richtung Pfingstrosen. „Es macht dir doch nichts aus?“
Hier ist mein einziger Kritikpunkt. Ole wehrt sich gegen die Übergriffigkeit der Schwiegertochter. Und dann macht er es in meinen Augen nicht besser!
Einfach in einem anderen Garten Blumen abschneiden, dass geht gar nicht! Und schon gar nicht Pfingstrosen, die blühen mur einmal, das überlegt man sich zweimal. Also entweder müsste für mich eine Erklärung von Ole dazu, warum er das jetzt macht - Revanche, das wäre ihm eine Hilfe, ... keine Ahnung. Oder Laura müsste protestieren ... So wirkt Ole auf mich gemein!

schneidet ein paar Zweige ab.
Vielleicht besser Stängel, Zweige gibt es nur bei Gehölzen (Bäumen und Sträuchern)

„Ole, ein Sturm zieht auf. Komm mit rein und lass uns reden!“
„Büschn Wind. Gegenwind formt den Charakter!“, ruft er zurück.
Nett nochmal den Gegenwind aufgenommen, allerdings glaube ich wie gesagt nicht an Lauras Reaktion.

Ole lacht kurz auf. „Du wirst nicht glauben, was die Kinder wieder ausgeheckt haben.“
Das Ende gefällt mir wunderbar, ja, er wird Käthe von seinem Leben erzählen und es weiterhin auf diese Art mit ihr teilen ...

Liebe Wegen, eine sehr angenehme Copy, ich hatte viel Vergnügen, meinen /Deinen Helden zu folgen. Lieben Dank für die Fortsetzung und den Frühling am Wasser. Wie gesagt, die Kritik ist sicherlich subjektiv, aber erzählen wollte ich es Dir dann doch.
So, wie drücke ich mich jetzt weiterhin vor meiner Geschichte?
Liebe Grüße
witch

 

Hallo @wegen,

hier haben wir die Fortsetzung der Geschichte, deren Opa einfach nicht zum Weihnachtsfest mit der Familie aufgetaucht ist, dabei haben sie ihm extra rechtzeitig vorher Bescheid gesagt, dass er vorbeikommen darf/soll/muss. (Ironie)

Insbesondere wird hier der Faden weitergesponnen, dass die Familie glaubt zu wissen, was das Beste für Ole sei, ohne ihn zu fragen, was er braucht. Ich finde es amüsant, wie sie hier versuchen, ihn mit Elisabeth zu verkuppeln. Wieder treffen sie die Entscheidung, ohne auf seine Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen. Am Ende zeigt sich, dass er noch an Käthe hängt. Aber auch wenn er sich emotional schon von ihr gelöst hätte, wäre es ein aufdringlicher Eingriff der Familie in sein Liebesleben.

Laura flutet die Auflaufform, um Käserückstände einzuweichen.
Gefällt mir. Das ist einer dieser kreativen Ausdrücke, bei denen ich mich immer frage: Warum bin ich nicht darauf gekommen? Statt die "Auflaufform unter den Wasserhahn" zu halten oder sowas, denke ich hier an Wasser, das über den Deich tritt und sich in der Ebene ausbreitet. Wie in einer Auflaufform.

Ich fand die Geschichte unterhaltsam, hat mir gefallen.

Viele Grüße
Jellyfish

 

@Fliege, @greenwitch, @Jellyfish,

bitte entschuldigt die späte Antwort, der Tag hat zurzeit viel zu wenig Stunden. :sconf:

Hallo @Fliege,

Ole ist definitiv ein Protagonist, der seinerzeit mein Herz im Sturm eroberte, insofern habe ich mich sehr über ein Wiedersehen mit ihm gefreut. Gute Wahl! Jedenfalls für mich.
Ja, den Ole kann man nur gernhaben. Der bleibt trotz Sticheleien Sympath.
Maiwind fängt sich in der Bucht und treibt salzige Luft ins Landesinnere.
Ich mag diesen Satz sehr. Ich stehe da gleich irgendwo an der Küste. Fühlen und Riechen in den ersten Satz packen, gar kein schlechtes Rezept.
Juchu. Freu mich, dass das für dich funktioniert hat. Können Großstädternasen mal gut vertragen, oder?
Ole lässt den Pinsel sinken und dreht sich zu seinem Sohn um. „Was meinst du? Alle naselang kommst du vorbei. Oder die Lütte fährt mit dem Rad her. Jagt die Hühner über den ganzen Hof. Eins blieb neulich im Zaun stecken. War stocksteif, als ich es rauspulte.“
Die Sprüche vom "geklauten" Ole mag ich auch.
:shy:
„Weißt du, Laura meint … Also wir, wir machen uns Sorgen. Mutti ist seit einem halben Jahr fort. Vielleicht ist es an der Zeit …“, versucht Christoph einen neuen Ansatz. „Was fürs Herz“, schiebt er nach.
Ach, Herr je. Die Frau ist erst seit einem halben Jahr tot und Ole soll schon wieder ran an die Frikadellen. Ganz ehrlich, ich fand das sehr übergriffig von der Schwiegertochter. Der arme Ole bekommt ja nicht mal recht Zeit zum Trauern zugestanden. Sechs Monate sind doch gar nix nach fast einem ganzen Leben.
Ich hätte Laura weniger übereilt verkuppelt lassen, aber ich schreib gern Jahreszeitenaktuell und wollte sie unbedingt Bezug auf Weihnachten nehmen lassen. Und Käthes Tod war im Herbst. Ich haderte tatsächlich auch mit diesem straffen Zeitplan. Doch dann dachte ich, so kommt Lauras Engagement wunderbar überzogen rüber. :schiel:
.
„Ihre Mutter hilft ab und zu in der Apotheke aus. Sie und Ole sind doch ein Jahrgang.“
Frauen! Also echt jetzt.
Die besten Kuppler.
Eine elektronische Türglocke erklingt.
Das ist kein schöner Satz. Nein, nein.
Hm. Ohne „elektronische“?
Bentes Mutter Elisabeth war zur Schulzeit der Lehrerliebling und hatte ihn und die anderen fleißig verpfiffen. Dann lachte sie mit ihrem langen Gesicht und den großen Zähnen und es klang fast wie das Wiehern von Vaters Arbeitspferd.
Schöne Figurenzeichnung. Sehr fein fies. Ich mags.
Hihi. Danke.
„Moin, Ole“, begrüßt ihn Elisabeth. Und Ole findet, dass ihr die runden Bäckchen des Alters gutstehen.
Die wohnen da im selben Örtchen, wo jeder jeden kennt, oder zumindest trifft man sich in der Apotheke - aber für mich liest sich das, als hätten die sich 100 Jahre nicht gesehen. Auch wegen der Einführung durch die Schwiegertochter. Als hätte sie mit der Mutter des Jahrgangs einen tief verbuddelten/vergessenen Schatz aufgegabelt.
Hast Recht. Man könnte es so lesen, als ob er Elisabeth sonst nicht begegnet.
Laura hält den kleinen Salbennapf in beiden Händen. „Wie geht's ihr denn?“
„Wem?“
„Der Elisabeth.“ Lauras Augen fixieren Ole.
Ole schürzt die Lippen. „Gut, denke ich. Hat ein paar Pfunde zugelegt.“
Super Antwort. Ach, der Ole ...
Nicht wahr. ?
bisschen mehr Gegenwind hätte der Geschichte auch nicht geschadet. Das kann er der Schwiegertochter doch nicht einfach so durchgehen lassen! Nicht der Ole!
Die kleine Racheaktion mit den Kumpels hat mir im Original auch gut gefallen. Für ein Pendant im Kuppelthema fiel mir nichts ein, was nicht super fies für seinen Sohn und Laura wäre.
Auf jeden Fall schön, dass du dich so für den Ole ins Zeug legst und ihn bestärkst. :)

Lieben Dank für deinen Besuch an der Küste.
wegen

Hey liebe @greenwitch,

Wie schön, meine allererste Geschichte hast Du Dir gegriffen, das freut mich sehr für den Ole. Ja, Verhandeln oder gar ausfragen ist mit ihm recht einseitig, da hast DU gut daran getan, selbst zu denken . Und ich finde, das hast Du wunderbar gemacht. Ich mag diese Copyvariante sehr, ganz viel hört sich für mich genau nach meinen Figuren an und die Stellen, an denen mir etwas durch den Kopf geht bei Lesen, sind sicherlich Geschmackssache oder ich bin sehr voreingenommen. Ich gehe mal durch ...
jetzt bekomm ich fast schwitzige Handflächen, was du zu meiner Kopie/Fortsetzung sagst. Und dann noch meine zusammen geklaubten nordischen Bildchen und Vokabeln. Mal sehen. :)
Maiwind fängt sich in der Bucht und treibt salzige Luft ins Landesinnere.
Stimmt, das war ja die "Gegenwind" Challenge, daher weht es recht beachtlich im Text, schön, das Du es bei dem Ambiente gelassen hast.
Geht doch nicht ohne an der Küste, oder?:)
Beeke springt ohne Jacke auf dem Trampolin, das gut ein Drittel des Gartens einnimmt.
Schau, da lerne ich auch noch dazu. Ich glaube jedenfalls fest, das mein Enkelkind gar keinen Namen hatte, oder? Der passt jedenfalls super.
Und diese Riesentrampolin stellt für mich eine gute Charakterisierung der Eltern da, "alles fürs KInd" ...
Haha. Beeke hat mir auch gefallen, auf der nordische-Mädchennamen-Liste. Und wie schön, dass du das Riesentrampolin in meinem Sinn einordnest.
Klasse, ich mag Deine Dialoge. Zeigt auch schön ihre gegensätzlichen Einstellungen ...
Danke.
Lauras Tonfall wird weich. „Rede du mal mit ihm. Das muss doch so nicht weitergehen.“
und da wickelt sie ihn um den Finger ...
... zum Einwickeln gehören zwei. ;)
Sein Vater sitzt mit hochgekrempelten Hemdärmeln vor dem Schuppen und führt den dichten Pinsel gleichmäßig über die Bretterwand.
Ich weiß, ich bin pingelig. Aber spätestens bei dem dichten Pinsel fing ich an zu grinsen. Wahrscheinlich habe ich in meinem Erstling noch viel mehr Adjektive, aber die WK-Erziehung sitzt halt tief ...
Oh ja. Das bekomme ich zum Glück auch schon seltener kommentiert. :chaosqueen: Auf „dichten“ kann ich verzichten. Danke.
„Moin, mien Jung. Gib mir mal die neue Dose Lasur rüber.“ Mit der freien Hand zeigt Ole Richtung Gartentisch. Auf der ausgeblichenen Wachstischdecke liegen neben der Dose ein Schraubenzieher und ein fleckiger Lappen. Christoph hebelt den Deckel auf und geht mit der Dose zum Schuppen.
„Sag mal, Papa, wie geht's dir eigentlich so allein hier draußen?“ Sein Blick wandert über den verwilderten Bauerngarten.
Toll gezeigt, wie die beiden sich kennen, mag ich sehr.
Ach, schön. Merci.
Oder die Lütte fährt mit dem Rad her. Jagt die Hühner über den ganzen Hof. Eins blieb neulich im Zaun stecken. War stocksteif, als ich es rauspulte.“
Meine Fast-Lieblingsstelle, auch wenn es eigentlich nur ein Witz ist.
Juchu.
„Weißt du, Laura meint … Also wir, wir machen uns Sorgen. Mutti ist seit einem halben Jahr fort. Vielleicht ist es an der Zeit …“, versucht Christoph einen neuen Ansatz. „Was fürs Herz“,
Boh - ich weiß ja nicht, wie Ihr Preußen das haltet, aber nach einem halben Jahr ist hier im Norden noch tiefste Trauer. Das gebe Ärger ...
Total. Super unverschämt. An der zeitlichen Abfolge habe ich auch geknabbert. Ich kopiere dir jetzt die Antwort dazu an Fliege: Ich hätte Laura weniger übereilt verkuppelt lassen, aber ich schreib gern Jahreszeitenaktuell und wollte sie unbedingt Bezug auf Weihnachten nehmen lassen. Und Käthes Tod war im Herbst. Ich haderte tatsächlich auch mit diesem straffen Zeitplan. Doch dann dachte ich, so kommt Lauras Engagement wunderbar überzogen rüber. :schiel:
Das ist meine erklärte Lieblingsstelle. Du hast ganz wunderbar verstanden, wie Käthe und Ole zueinander standen, fühl Dich gedrückt. Genauso hatte ich sie vor mir ...
Da fällt er, der Stein. Lieben Dank für diese Einschätzung.
Ole zieht hektisch Luft ein, als tauchte er aus großer Tiefe auf.
So ging es mir auch, wobei ich kurz über das Wort "hektisch" gestolpert bin, aber mir fällt nichts verbesserndes ein. Also passt es wohl!
„hektisch“ könnte vielleicht auch ganz weg, oder?
Laura schaut vom Hochbeet auf, zieht die Gartenhandschuhe aus und legt sie auf den Pflanztisch zu Handschaufel und Gartenschere.
Den Satz nur als Beispiel, ich erinnere zwei, drei anderer. Manchmal bist Du mir einfach zu genau, da werde ich ungeduldig. Vielleicht hat es aber auch eine Bedeutung, die sich mir nur noch nicht erschließt.
Ach, da sollten ein paar typische Bilder(Hochbeet, Pflanztisch) zur Einfamiliensiedlung auftauchen, als Kontrast zum alten Hof mit Schuppen und Bauerngarten. Habe es eventuell etwas übertrieben.

Einfach in einem anderen Garten Blumen abschneiden, dass geht gar nicht! Und schon gar nicht Pfingstrosen, die blühen mur einmal, das überlegt man sich zweimal. Also entweder müsste für mich eine Erklärung von Ole dazu, warum er das jetzt macht - Revanche, das wäre ihm eine Hilfe, ... keine Ahnung. Oder Laura müsste protestieren ... So wirkt Ole auf mich gemein!

schneidet ein paar Zweige ab.
Vielleicht besser Stängel, Zweige gibt es nur bei Gehölzen (Bäumen und Sträuchern)
Ohje, damit ist bei einer Gärtnerin anscheinend nicht zu spaßen. Weißt du, das ist eine sehr üppige Pflanze und Ole schneidet nur ein paar Stängel – vielen Dank für die fachliche Korrektur – ab.
Ole lacht kurz auf. „Du wirst nicht glauben, was die Kinder wieder ausgeheckt haben.“
Das Ende gefällt mir wunderbar, ja, er wird Käthe von seinem Leben erzählen und es weiterhin auf diese Art mit ihr teilen ...
:herz:Vielen lieben Dank für deine detaillierte Rückmeldung und deine Texthilfe.
Liebe Grüße
wegen

Hallo @Jellyfish,

dabei haben sie ihm extra rechtzeitig vorher Bescheid gesagt, dass er vorbeikommen darf/soll/muss.
Oder?! Diese undankbaren Senioren. Tss.
Ich finde es amüsant, wie sie hier versuchen, ihn mit Elisabeth zu verkuppeln. Wieder treffen sie die Entscheidung, ohne auf seine Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen. Am Ende zeigt sich, dass er noch an Käthe hängt. Aber auch wenn er sich emotional schon von ihr gelöst hätte, wäre es ein aufdringlicher Eingriff der Familie in sein Liebesleben.
Die Laura ist erfinderisch - alles zu Oles Besten.
Aber ich sehe das natürlich genauso, Ole wie ein unmündiges Kleinkind zu bevormunden ist schlicht unverschämt. Ob Laura diesmal daraus gelernt hat, ist zu bezweifeln.
Laura flutet die Auflaufform, um Käserückstände einzuweichen.
Gefällt mir. Das ist einer dieser kreativen Ausdrücke, bei denen ich mich immer frage: Warum bin ich nicht darauf gekommen? Statt die "Auflaufform unter den Wasserhahn" zu halten oder sowas, denke ich hier an Wasser, das über den Deich tritt und sich in der Ebene ausbreitet. Wie in einer Auflaufform.
Oh, wie schön du das in den Kontext der Küstengeschichte bringst. :)

@Fliege schrieb in irgendeinem Kom mal was zu ‚starke Verben‘, die bildlich sind und dabei ohne zusätzliche Adjektive auskommen. Daran will ich auch weiter arbeiten. :shy:


Lieben Dank für deine Zeit.
Viele Grüße
wegen

 

Hallo @wegen,

du erzählst die Geschichte von Ole und Käthe aus einer anderen Sicht und spinnst sie weiter. Laura ist der Meinung, dass er eine neue Frau braucht und heckt mit Christoph etwas aus. Aber Ole hat andere Pläne und fährt stattdessen zum Grab seiner Frau. Ich finde es geschickt, wie du Elemente aus der ursprünglichen Geschichte miteingebaut hast. Du legst den Fokus auf das Wetter, dann gibt es das Skatspielen (die einsame Möwe), Weihnachten greifst du auf und natürlich diese innige Beziehung, die Ole und Käthe hatten. Ich glaube, dass genau diese innige Beziehung für mich der Grund war, warum deine Geschichte für mich funktioniert hat. Da steckt viel Liebe und Zärtlichkeit drin, was mit dem Versuch von Laura kontrastiert wird, ihn mit einer neuen Frau zu verkuppeln. Das hat für mich noch einmal betont, dass man eine Frau eben nicht einfach so ersetzen kann, sondern dass sehr viel dazu gehört. Besonders schön fand ich daher auch das Ende, wo du eine passende Atmosphäre durch die Beschreibung des Meeres und des Sturms aufbaust. Ja, ich mochte deine Geschichte und finde, dass es ein gelungenes Copywrite geworden ist.

Maiwind fängt sich in der Bucht und treibt salzige Luft ins Landesinnere. Die Temperaturen sind mild an diesem Sonntagmorgen.
Finde ich einen passenden Einstieg, weil auch im Original ein starker Fokus auf dem Wetter liegt. Gleichzeitig kann ich als Leser gut ankommen und in deine Geschichte einsteigen.

Er braucht eine neue Frau“, sagt Laura. „Ole wird immer mürrischer und eigenbrötlerisch. Denk an Weihnachten. Alles vorbereitet, besinnliches Fest mit der Familie, er musste sich um nichts kümmern. Und wer tauchte nicht auf? Ole!“
Ich finde es interessant, dass Laura das für Ole entscheidet. Für meinen Geschmack ist das ziemlich übergriffig und daher funktioniert für mich der Konflikt auch so gut. Auf der einen Seite steht Ole, der eine tiefe und innige Beziehung zu Käthe geführt hat und auf der anderen Seite steht Laura, die meint zu wissen, was für Ole gut ist.

Auf der ausgeblichenen Wachstischdecke liegen neben der Dose ein Schraubenzieher und ein fleckiger Lappen.
Finde ich ein wichtigste Detail, zeigt es mir doch als Leser, dass Ole sich noch nicht aufgegeben hat, sondern an einem Projekt am werkeln ist. Das verdeutlicht für mich auch, dass Laura ihn gar nicht vollkommen versteht und eher von sich aus denkt, als wirklich auf die Bedürfnisse von Ole zu achten. Finde ich gut gemacht.

Laura legt das Handtuch weg und setzt sich ihrem Mann gegenüber an den Küchentisch. „Ich habe mit der Bente geschnackt“, beginnt sie. „Ihre Mutter hilft ab und zu in der Apotheke aus. Sie und Ole sind doch ein Jahrgang.“
Laura, die die Entscheidungen trifft und auch etwas übergriffig ist. Meiner Einschätzung nach triffst du hier auch gut den Ton von Laura, in der Geschichte von @greenwitch. Sie lädt ihn sehr bestimmt für Weihnachten ein, hört nicht wirklich auf seine Bedürfnisse und scheint ganz genaue Vorstellungen zu haben, wie das Leben zu laufen hat.

Käthe versorgte Ole mit Butterkuchen und leistete ihm Gesellschaft, bis sich der Rauch verzogen hatte. Später, wenn die beiden miteinander stritten, trafen sie sich zur Versöhnung in dem Holzverschlag.
Ole zieht Luft ein, als tauchte er aus großer Tiefe auf.
Ja, eine schöne Stelle, die Erinnerungen lösen bei mir eine Sympathie für Ole aus.

Laura hält den kleinen Salbennapf in beiden Händen. „Wie geht's ihr denn?“
„Wem?“
„Der Elisabeth.“ Lauras Augen fixieren Ole.
Ole schürzt die Lippen. „Gut, denke ich. Hat ein paar Pfunde zugelegt.“
Schon heftig, wie Laura sich in sein Leben einmischen will, wie sie schon alles für ihn geplant hat. Das kommt hier sehr gut durch und ich weiß nicht so recht, was ich von Laura halten soll. So richtig sympathisch ist sie mir nicht.

Mit der Handkante wischt er Blütenstaub vom Stein. Er setzt sich auf eine Bank, schaut von der Anhöhe in die Ferne aufs Meer. Der Sturm zieht vorbei, der Wind wird schwächer und die Schaumkronen kleiner.
Das Ende finde ich gelungen, weil du eine Atmosphäre der Nostalgie aufbaust, die geprägt ist von tiefer Wertschätzung und Liebe seiner verstorbenen Frau gegenüber.

Insgesamt mochte ich deine Geschichte und habe sie gerne gelesen, weil ich nah an dem Protagonisten dran bin und gut mit ihm mitfühlen kann.

Beste Grüße
MRG

 

Hallo @MRG,
lieben Dank für deinen Gegenbesuch.
Schön, die mir wichtigen Kernpunkte in deinen Worten zu lesen. Ich freu mich, dass Gegenwind und Wogenglätten und die über den Tod hinaus innige Beziehung zwischen Ole und seiner Käthe für dich spürbar sind.
Ich kann es nicht leiden, wenn tattrige Senioren wie kleine Kinder bevormundet werden, wenn über sie geredet wird, als säßen sie nicht direkt daneben. Ole ist noch fit, trotzdem benimmt sich Laura respektlos, will ihn 'versorgt' wissen. :rolleyes:

Ja, ich mochte deine Geschichte und finde, dass es ein gelungenes Copywrite geworden ist.
Juchu. :)
Finde ich einen passenden Einstieg, weil auch im Original ein starker Fokus auf dem Wetter liegt. Gleichzeitig kann ich als Leser gut ankommen und in deine Geschichte einsteigen.
Die Originalgeschichte entstand in der Challenge "Gegenwind". :)
Ich finde es interessant, dass Laura das für Ole entscheidet. Für meinen Geschmack ist das ziemlich übergriffig und daher funktioniert für mich der Konflikt auch so gut. Auf der einen Seite steht Ole, der eine tiefe und innige Beziehung zu Käthe geführt hat und auf der anderen Seite steht Laura, die meint zu wissen, was für Ole gut ist.
Stimmt, super unverschämt von Laura. Danke dir.
Finde ich ein wichtigste Detail, zeigt es mir doch als Leser, dass Ole sich noch nicht aufgegeben hat, sondern an einem Projekt am werkeln ist.
Der Bauerngarten verwildert, der Schuppen bekommt einen neuen Anstrich. Ole entscheidet, was zu machen ist. Sein Hof, sein Leben.
Laura, die die Entscheidungen trifft und auch etwas übergriffig ist. Meiner Einschätzung nach triffst du hier auch gut den Ton von Laura, in der Geschichte von @greenwitch.
@greenwitch s gute Figurenanlage war sehr bildlich. Ich freu mich, dass sich die Charaktere in dieser Fortsetzung offenbar treu geblieben sind.
Käthe versorgte Ole mit Butterkuchen und leistete ihm Gesellschaft, bis sich der Rauch verzogen hatte. Später, wenn die beiden miteinander stritten, trafen sie sich zur Versöhnung in dem Holzverschlag.
Ole zieht Luft ein, als tauchte er aus großer Tiefe auf.
Ja, eine schöne Stelle, die Erinnerungen lösen bei mir eine Sympathie für Ole aus.
Die Geschichte lag schon eine Woche fertig auf meinem PC. Dann dachte ich, dass es noch eine Erinnerung an die Zeit mit Käthe braucht und ergänzte diese Passage. :shy:
Schon heftig, wie Laura sich in sein Leben einmischen will, wie sie schon alles für ihn geplant hat. Das kommt hier sehr gut durch und ich weiß nicht so recht, was ich von Laura halten soll. So richtig sympathisch ist sie mir nicht.
Karma, MRG. Wer Wind sät, wird Sturm ernten.
Mit der Handkante wischt er Blütenstaub vom Stein. Er setzt sich auf eine Bank, schaut von der Anhöhe in die Ferne aufs Meer. Der Sturm zieht vorbei, der Wind wird schwächer und die Schaumkronen kleiner.
Das Ende finde ich gelungen, weil du eine Atmosphäre der Nostalgie aufbaust, die geprägt ist von tiefer Wertschätzung und Liebe seiner verstorbenen Frau gegenüber.
Wie schön. :bounce:

Danke für deine Zeit.
Viele Grüße
wegen

 

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