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Punk’s not dead

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25.08.2007
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Punk’s not dead

Meier ging entschlossen und mit festem Schritt auf die zwei Burschen zu, die sich mit Bier und Zigaretten am Brunnen niedergelassen hatten. Der eine hatte rot gefärbte, der andere blaue Haare, Unfrisuren trugen sie beide. Ebenso dreckige Parkas mit diversen Aufnähern und zerfledderte Jeans an dürren, langen Beinen, die in klobige Stiefel mit bunten Schnürsenkeln mündeten.
Meier baute sich vor ihnen auf und sagte: „He, ihr da!“. Er erhielt keine Reaktion, also wurde sein Ton etwas schärfer: „He, ihr zwei! Ich rede mit euch!“ Jetzt hatten sie ihn registriert und blickten ihn an. Und er blickte in ihre Gesichter. Picklig, nichtssagend. Picklige, nichtssagende Kindergesichter.

„Jä?“, meinte der mit den blauen Haaren. „Hört mal her,“ war nun Meier wieder an der Reihe, „ich möchte, dass ihr von hier verschwindet. Aber schnell!“ Die zwei glotzten erstaunt. Erstaunt und blöde. „Was is‘?“, raunzte der Rothaarige schließlich nach ein paar Sekunden.
„Ihr sollt von hier verschwinden. Typen wie euch kann ich hier nicht brauchen. Ihr schadet meinem Geschäft. Ihr vergrault mir die Kundschaft!“
Der Rote zog an seiner Kippe, dafür schaltete sich der Blaue wieder ein: „He Moment mal, wir können doch wohl hier sitzen wie wir wollen. Was soll’n ...“ Meier ließ ihn nicht ausreden: „Jetzt hört mal zu: Entweder ihr haut ab, und zwar auf der Stelle, oder ich ruf die Polizei!“ Meier gönnte sich eine kurze Pause. Sah den Spruch, den der Rotgefärbte auf seinem T-Shirt stehen hatte: „Zahme Vögel singen von Freiheit, wilde Vögel fliegen.“ Er dachte nicht lange über diese Botschaft nach, sondern fuhr fort: „Ihr beide seid doch garantiert noch keine 16. Die Polizei wird sich freuen, wenn sie solche wie euch mit Bier und Zigaretten erwischt. Und mit wer weiß was sonst noch ...“

„Hey, geht’s noch? Wir tun Ihnen doch nichts. Was woll’n Sie eigentlich? Wir werden ja wohl noch ...“, wollte der Blaue gerade ansetzen, aber erneut ließ Meier ihn nicht zum Zug kommen: „Okay, wir können das Ganze auch so regeln: Ich kenn da ein paar Jungs. Die sind nicht gerade zimperlich. Und auf so Typen wie euch nicht unbedingt gut zu sprechen. Die brauch ich bloß anrufen, und dann kommen die hier her und machen euch rund. Aber so richtig. Die sind dann ganz zufällig hier vorbeigekommen und ihr habt sie blöd angemacht und dann hat sich einfach eine kleine Auseinandersetzung ergeben. Könnt dann ja ruhig zur Polizei gehen wenn ihr meint, dass die euch glaubt. Oder dass irgendwer ...“ – er blickte kurz auf und sich um – „... von den Leuten hier für euch aussagt.“ Meier setzte nun plötzlich ein Grinsen auf: „Ja, ihr könnt’s ja mal ausprobieren. Viel Glück.“

„Hey, jetzt ... also bitte, was ...", versuchte es der Rote nun wieder und warf seine nur fast zu Ende gerauchte Zigarette auf den Boden, aber da packte ihn schon der Blauhaarige am Ärmel und meinte: „Komm, lass gut sein ...“ Der Rote wollte es aber noch nicht gut sein lassen, er ließ ein paar Bemerkungen fallen wie „Spießerarsch“ und „Scheißkapitalist“, und er wurde dabei etwas lauter und ein paar Passanten fingen an, herzusehen, aber Meier blieb jetzt ruhig und grinste nur vor sich hin, und schließlich und endlich hatte der Blaue den Roten lang genug am Arm gepackt und weggezogen, und die zwei räumten mit ihrem Bier und ihren Zigaretten das Feld, mit ihren Pickeln und ihren Kindergesichtern. Als sie sich einigermaßen entfernt hatten, drehte sich der Rote noch einmal um und zeigte Meier den Finger; Meier stand einfach nur da und grinste immer noch, und als beide schließlich außer Sicht waren, machte er sich auf den kurzen Weg dorthin zurück, wo er hergekommen war. Auch die Passanten gingen nun wieder unbeirrt ihrer Wege.

Später am Abend saß Meier zu Hause auf seiner Designer-Couch und blätterte in einem Fotoalbum. Die Bilder, die er betrachtete, waren über zwei Jahrzehnte alt. Sie zeigten einen jungen Mann mit Irokesen-Haarschnitt in einer schweren, nietenbeschlagenen und beschmierten Lederjacke, der komische Grimassen schnitt. Auf manchen der Fotos war er alleine zu sehen, auf manchen inmitten anderer, ähnlich merkwürdiger Gestalten. „Mein Gott“, kicherte Meier leise vor sich hin. „Mein Gott, wie peinlich. Was war ich doch für ein Idiot. Was war ich für ein peinlicher Idiot ...“

Er ließ seine Gedanken schweifen. Dachte an seine gut aussehende Ehefrau, die sich gerade im Bad frisch für das bevorstehende Nachtprogramm machte und der diese neue, scharfe Reizwäsche wirklich hervorragend stand. Dachte an seine noch besser aussehende junge Geliebte, mit der er sich morgen wieder beschäftigen würde, während er offiziell einen Geschäftstermin hatte. An seinen Mercedes in der Garage, sein gut gefülltes Konto, sein florierendes Schmuckgeschäft. Und an die beiden Burschen von heute Nachmittag. Die würden es auch noch lernen. Und wenn nicht, dann wäre es auch nicht weiter schade um sie.

Er klappte das Fotoalbum zusammen, verstaute es wieder an seinem angestammten, sicheren Platz und konnte sich dabei ein zufriedenes Lächeln nicht verkneifen. Er wollte es sich auch nicht verkneifen. Seine Frau würde nun bestimmt nicht mehr lange brauchen und ihm bald in dieser neuen, scharfen, dieser verdammt scharfen Reizwäsche zu Diensten sein. In seiner Hose regte sich spürbar die Vorfreude. Es fühlte sich gut an. Ziemlich gut.

 

Hallo Hardcore,

"wer mit 18 kein Kommunist ist, hat kein Herz, wer mit 30 immer noch Kommunist ist, hat keinen Verstand", pflegte mir ein Onkel immer zu sagen. Ähnlich simpel empfinde ich auch deine Botschaft. Die Punks sind natürlich ungewaschen und haben Pickel, ihre Sprüche von Freiheit auf den Konsumartikeln sind nichts als Attitüde, so wie sie schon bei Meier nur Attitüde waren, ihm inzwischen peinliche Station auf dem Weg zu sich, wenn man bei der zynischen Haltung "wenn du den Kapitalismus nicht besiegen kannst, musst du eben selbst Kapitalist werden" von Selbstentfaltung sprechen kann.
Unter dem Titel der Geschichte hatte ich irgendwie nicht die Wiederholung altbekannter Klischees erwartet, sondern eher Inhalte. So ist es ja eher der Abgesang auf Punk, der zwangsläufig sterben muss, wenn er sich nicht mehr an Inhalten und Haltung, sondern an Äußerlichkeiten orientiert und Inhalte höchstens noch als Phrasen hinausposaunt.

Aber, um mit einem Klischee zu enden, Totgesagte leben ja bekanntlich länger.

Lieben Gruß, sim

 

Hallo Hardcore13,

gestern kam eine Dokumentation über Punks im Osten - hast Du die gesehen? ;)

Ansich find ich die Geschichte nicht schlecht geschrieben, aber leider stellst Du Punks als "pubertierende Kindergesichter" dar, die erst noch lernen müssen, daß sie besser mit dem System schwimmen sollten als dagegen. Die meisten Punks sind ja - selbst, wenn sie nach vielen Jahren "normal" herumlaufen - im Herzen immer Punks geblieben.

Wenn Du schon aus einem früheren Punk einen Kapitalisten machst, dann würde mich der Weg dorthin interessieren, aber den zeigst Du leider gar nicht auf, sondern schreibst, Meier gucke sich Bilder an, auf denen er genauso aussah wie die. Damit verschenkst Du leider Potential.

Liebe Grüße
stephy

 

Hi Hardcore,

ich stimme den Vorkritikern zu. Die Geschichte ist zu klischeebeladen, als dass sie etwas beim Leser auslösen könnte.

Deine beiden Punks kommen wirklich extrem schlecht weg. Bei der Überschrift hätte ich etwas anderes erwartet. Aber zwei pickelige Jünglinge, die nicht einen einzigen vollständigen Satz herausbringen ...

Sicher gibt es einige Mitläufer, die einfach mal zwischenzeitlich Punks sind, um zu provozieren, sich gegen Eltern oder was auch immer aufzulehnen. Und einige Punks sind sogar apolitisch. Aber das ist es nicht, was diese "Bewegung" ausmacht.

Dein Meier ist zwar auch extrem unsympatisch, aber die beiden kommen keinen Tick besser weg. Mir ist das alles zu undifferenziert. So dämlich, wie die beiden wirken, werden sie sogar sicherlich eines Tages genauso wie Meier. Ein Kreislauf sozusagen, denn die nächsten Generation wird dann schon wieder in den Startlöchern stehen. Aber das sind Binsenweisheiten. Etwas Neues bietet die Geschichte nicht und durch die sehr distanzierte Sicht (die Punks haben nicht einmal Namen geschweige denn eine Charakterisierung) bleibt von der Geschichte nichts hängen. Gelesen und morgen vergessen. Sorry, mehr ist da nicht.

Viele Grüße
Kerstin

 

Hallo zusammen,

bin erstaunt, dass ausgerechnet diese Geschichte schon mehrere Antworten bekommen hat. An alle erst mal ein Danke fürs Lesen und die Rezensionen; damit, dass letztere recht negativ sind, kann ich leben, no problem.

Es bleibt natürlich jedem selbst überlassen, wie er die Story interpretieren und bewerten will, darum möchte ich darauf auch nicht näher eingehen. Allerdings, so viel möchte ich dann doch dazu loswerden, finde ich das, was ihr da rauslest, z.T. schon überraschend.

Und ich möchte außerdem betonen, dass die Geschichte sich ganz bewusst dem Thema Punk und nicht etwa Techno, HipHop, Gothic oder was auch immer widmet, weil ich dieser "Jugendkultur" seit vielen Jahren und auch als Ü30 noch nahe stehe und sie mir etwas bedeutet (wenngleich ich selbst mich niemals als Punk bezeichnet habe und bezeichnen werde).

@stephy: Meinst du "Störung Ost"? Falls ja: Das ist eine interessante Doku über Leute, die in einem Dreckssystem zumindest versucht haben, sich nicht in dieses einzugliedern, gegen den Strom zu schwimmen und dabei nicht unterzugehen.

 

Hallo Hardcore.
Ich fand die Geschichte ganz nett. Flüssig geschrieben. Du zeigst auf, dass sich die Menschen im Laufe ihre Lebens ändern. Vom jungen Rebellen zum älteren Biedermann. Ja so sind sie die Menschen, sie vergessen zuschnell. Und wenn mal einer nicht vergießt, dann wird er als Freak, oder Vogel dargestellt.
Das ist sehr schade, so finde ich.
Ich hätte mir aber auch unter dem Titel etwas anders vorgestellt, nämlich dass einer ein Vogel geblieben ist.
Gruß Mike, ein seltsamer Vogel!

 

Hallo Hardcore, der Dreizehnte,

leider muss ich mich meinen Vorrednern anschließen. Auch ich lese hier ein Cliché heraus, das die gesamte Geschichte leider recht platt drückt. Und das empfinde ich als schade, denn Potential schlummert schon in ihr. Vom Schreibstil her war sie auch ganz gut.
Noch befremdlicher finde ich allerdings deinen Kommentar auf die Antworten zu der Kg. Dem kann ich nämlich leider nichts entnehmen. Das du die Lesarten zT überraschend findest, sagt leider wenig aus. Gerade wenn es dir anscheinend darum ging, einen anderen Effekt zu erzielen, solltest du in den Dialog streten und dich nciht auf freie Interpretation berufen. Dann würde man vielleicht auch verstehen, was du mit dieser Betonung meinst:

Und ich möchte außerdem betonen, dass die Geschichte sich ganz bewusst dem Thema Punk und nicht etwa Techno, HipHop, Gothic oder was auch immer widmet, weil ich dieser "Jugendkultur" seit vielen Jahren und auch als Ü30 noch nahe stehe und sie mir etwas bedeutet (wenngleich ich selbst mich niemals als Punk bezeichnet habe und bezeichnen werde).
So gibt das keine Information Preis, die irgendwie helfen könnte mit deinem Text weiter zu arbeiten, oder gar etwas anderes herauszulesen, als das, was die meisten hier gelesen haben.
Nun ja, ist ja jedem selbst überlassen, wie stark er sich hier einbringen möchte. Wenn du allerdings an dir arbeiten möchtest, solltest du doch schon stärker in den Dialog treten.
So oder so noch viel Spaß im Forum

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo Weltenläufer und die anderen,

in aller Kürze: Ich betone auch weiterhin die freie Interpretation, und wenn ich schreibe, dass ich einige dieser Interpretationen hier für überraschend hielt und halte, ist das bestimmt nicht dahingehend zu verstehen, dass ich diesen Leuten einen Vorwurf mache. Ich finde es vielmehr interessant zu sehen, welche Aspekte andere aus diesem Text herauslesen, und denke auch gerne darüber nach - warum sonst sollte ich hier einige meiner Storys veröffentlichen?
Angemerkt sei dazu noch, dass die Interpretation von Masomi Michael dem ganz gut nahe kommt, was ich mir beim Schreiben gedacht habe. Insgesamt halte ich es aber damit, dass ein Künstler (und in diesem Kontext nehme ich diesen Begriff mal für mich in Anspruch) seine Kunst nicht erklären braucht und auch nicht soll. Ich für meinen Teil mag auch nicht, jedenfalls nicht en Detail.
Die Anmerkung von wegen dass die Geschichte bewusst dem Thema Punk gewidmet wurde, bezog sich - das hätte ich zugegebenermaßen besser gleich anmerken sollen - auf die Kommentare von sim, katzano, lea victoria und v.a. stephy.

 

Hey Hard,

die Botschaft kommt schon rüber, allerdings zu platt.
Der Spießer macht, was der Spießer halt tun muß...
Und die Punks machen, was Punks halt so machen müssen in den Augen der Öffentlichkeit...

Punk hat nichts mit Klamotten oder Symbolen zu tun.
Punk findet im Kopf statt, und kann sich über Äußeres definieren...

Ablehnung gegen diese kranke Gesellschaft haben mittlerweile sehr viel
mehr Menschen...und die sehen manchmal sehr normal aus...

Viele Grüße...Elric...

 

@Mingus:

erstmals eine kurze frage: wofür steht 13? etwa für den dreizehnten buchstaben im alphabet?

Huch, das ist aber indiskret gefragt ... :D Die 13 ist schlicht eine meiner Lieblingszahlen, das ist alles.

dass bukowski einer deiner lieblinge ist, zeigt sich unterschwellig in manchmal knapp formulierten passagen deines textes - gefällt mir sehr gut.

Das freut mich natürlich. Den Buk-Einfluss kann und will ich nicht leugnen, ich halte ihn für einen Meister der Short Story und v.a. des Dialogs. Ich lese übrigens aus deinem Eintrag heraus, dass du kein Buk-Fan mehr bist. Wenn ja, warum? Satt gelesen dran?

ich persönlich finde deine protagonisten sehr gut dargestellt und vorallem beim lesen der kritiken wurde mir klar, dass du damit voll ins schwarze getroffen hast, auch wenn viele das nicht so sehen.

Hach, schöner hätt ich’s auch nicht formulieren können ... :D Sollte es wirklich so sein, dass aus welchen Gründen auch immer sich mancher von der Story auf die Zehen getreten fühlt – so wär mir das nur sehr recht.

als erzähler zwei fronten zu erschaffen, die du beide durch den sprichwörtlichen kaukau ziehst finde ich genial - ist total mein ding!

Meins auch :lol: ... Freut mich natürlich auch sehr, dass du eine der Intentionen der Story verstanden hast.

du lässt es somit sehr, sehr, für manche scheinbar zu subtil, durchschimmern, dass es auch andere wege gibt um sich gegen die gesellschaft aufzulehnen ohne gleich einen iro zu haben.

Gott ja, das mit der Subtilität ist aber halt auch nicht das Einfachste ... ;)

Abschließend noch mal ein dickes Danke für deinen Kommentar und dein Lob.

@Elric:

Und die Punks machen, was Punks halt so machen müssen in den Augen der Öffentlichkeit

Tja, es gibt halt nun mal auch eine Menge Punks die meinen machen zu müssen was Punks halt so machen müssen in den Augen der Öffentlichkeit. Zwei dieser Klischeefiguren haben sich nun in dieser meiner Kurzgeschichte wiedergefunden.


Grüße,
Hardcore13

 

du lässt es somit sehr, sehr, für manche scheinbar zu subtil, durchschimmern, dass es auch andere wege gibt um sich gegen die gesellschaft aufzulehnen ohne gleich einen iro zu haben. und dass es, auch ohne äusserliche provokation, möglich ist nicht gesellschaftskonform zu sein.
Dafür allerdings würde mich schon eine Begründung am Text interessieren.
Sich beim Autor dadurch einschleimen, dass man die ganzen anderen inkompetenten Nörgler disst, ist doch recht einfach und simpel, solange man es nicht begründen muss.
Und die Klischees von Punks und Kapitalisten sind für mich alles andere als subtil. Es bleibt das Pointenende dessen, der über Protest als Jugendsünde lächelt.
Das lässt sich am Text belegen:
Sie zeigten einen jungen Mann mit Irokesen-Haarschnitt in einer schweren, nietenbeschlagenen und beschmierten Lederjacke, der komische Grimassen schnitt. Auf manchen der Fotos war er alleine zu sehen, auf manchen inmitten anderer, ähnlich merkwürdiger Gestalten. „Mein Gott“, kicherte Meier leise vor sich hin. „Mein Gott, wie peinlich. Was war ich doch für ein Idiot. Was war ich für ein peinlicher Idiot ...“
Und an die beiden Burschen von heute Nachmittag. Die würden es auch noch lernen. Und wenn nicht, dann wäre es auch nicht weiter schade um sie.
Angesichts dieser Aussagen ist es egal, wie unsympathisch der Prot dargestellt wird und wie wenig man sich mit ihm identifizieren möchte. Sie sind die Quintessenz des Textes.
Weitere Wege als Möglichkeit können im Leser sicherlich durch den Widerwillen entstehen, sich mit einer der Figuren zu identifizieren, die sind dann aber nicht zwangsläufig "nicht gesellschaftskonform".
Und selbst, wenn sie es sind, könnte sie bis zum rechten Rand hin alles beinhalten, was ich dem Autor als Intention natürlich nicht unterstelle.
Wenn man sich so sehr vom Text löst, wird die Interpretation beliebig. Wenn der Autor das verhindern will, muss er genau arbeiten. Zwei Fronten durch den Kakao zu ziehen reicht da mE nicht aus.

Ich glaube dir ja gern, dass du keinen reaktionären Dreck schreiben wolltest. Am Text belegbar hast du es aber getan.
Aber tröste dich, du bist in guter sozusagen professioneller Gesellschaft. Frau Herman wollte ja auch nicht die Nazis loben.

Lieben Gruß, sim

 

Warum sagt Meier, er wäre ein peinlicher Idiot gewesen?
Weil er selber Punk war? Oder weil er die Punks zusammengeschissen hat und sich nun schlecht fühlt?

Ich als alter Gedankenrevoluzzer fand die Geschichte nicht schlecht. Wenn man mal auf die Straße schaut, sieht man allerdings wenige Punk, bei denen Politik keine Rolle mehr spielt. Das wichtigste scheint zu sein, das man "dagegen ist". Egal was.

Sonst nicht schlecht, aber eher undramatisch.

 

Holla,

jetzt wird die Diskussion hier aber wirklich interessant. Bin mal gespannt, ob wenn ja wie das noch weitergeht.

@Mingus:

Muss erst mal noch deinen Schleim abwaschen :lol: ... So, jetzt geht's wieder. Also:

aber warum darf man sich nicht auch darüber lustig machen. wenn man dies mit nazis tut, beschwert sich keiner, aber nimmt man sich mal die andere seite vor ...

Tja, so ist das eben. Und deshalb macht mir das mit der "andere Seite vornehmen" nur um so mehr Spaß.

Und nun zu den anderen "inkompetenten Nörglern":

@sim

Ich glaube dir ja gern, dass du keinen reaktionären Dreck schreiben wolltest. Am Text belegbar hast du es aber getan.

An wen ist das gerichtet? An Mingus oder an mich? Falls an mich (was ich vermute - falls nicht, kannst du das Folgende überlesen): Ich fühle mich ertappt! Brillante Analyse! So brillant, dass sie mir zu hoch ist. "Am Text belegbar"? Wie? Wo? Durch die von dir zitierten Gedankengänge des Herrn Protagonisten Meier? Wenn ja, muss ich mir das zwingend als goldene Regel für weitere Werke merken: Bloß keine unsympathischen Protagonisten mehr verwenden oder wenn doch, dann diese zumindest nicht ungeschoren davon kommen lassen, weil man ansonsten auf einen unsympathischen (wenn nicht noch schlimmeres) Autor schließen muss. Yeah! Oder wie sollte ich das sonst verstehen?

@Angrynowaka:

Warum sagt Meier, er wäre ein peinlicher Idiot gewesen?
Weil er selber Punk war? Oder weil er die Punks zusammengeschissen hat und sich nun schlecht fühlt?

Such's dir aus. Aber wenn du dir das Ende der Story noch mal genau durchliest, sollte eigentlich nur eine Wahl überbleiben.

Sonst nicht schlecht, aber eher undramatisch.

Die Story hat auch keine Intention, irgendwie dramatisch zu sein. Aber anscheinend wird hier schön langsam ein Drama draus.

So, und jetzt glaub ich hör ich erst mal 'ne Runde Dead Kennedys an. Am besten "Chickenshit Conformist". Ist mir gerade sehr danach ...

 

He!

Bevor ich den Eindruck erwecke, mich einzuschleimen, betone ich mit Nachdruck... ach, scheiß drauf, mir doch egal.

Mag sein, dass Punk damals noch irgendwas mit Politik oder Gesellschaftskritik zu schaffen hatte. Heute gilt allein die Frisur schon als politische Aussage. Und vielleicht war das damals auch nicht anders. Deshalb finde ich die Punks in diesem Text durchaus realistisch beschrieben. Insgesamt interessieren mich die Punks auch nur am Rande.

Viel interessanter für mich ist Meier. Immerhin ja auch Protagonist in diesem Text. Der für mich beweist, freier Interpretation folgend, dass systemzersetzend nicht der ist, der offen dagegen Stellung bezieht, sondern jener, der von innen heraus die Spielregeln eines Systems auf den Kopf stellt.

Ich bin geneigt, zu behaupten, dass Meier der "wilde Vogel" ist. Er tut, was ihm passt. Während die beiden Punks das tun, was von ihnen erwartet wird. Sie trinken Bier, rauchen, tragen seltsame Klamotten und noch seltsamere Frisuren. Sie sind die "zahmen Vögel". Gefangen, wenn man so will, in einer Subkultur, die - genau wie alle anderen, HipHop, zum Beispiel (meine Jugendsünde), oder Emo oder Skater oder Kommunisten oder weiß der Geier was - aufs Genauste die Einhaltung eines Kodex' verlangt. Denn nur wer sich diesem Kodex unterordnet, gehört dazu. Das Prinzip ist also das Gleiche wie in der "Normalgesellschaft". Es geht um Konformität. Die mag sich unterschiedlich ausdrücken. Gemein ist sie jedoch all diesen verschiedenen Ausdrucksformen menschlichen Miteinanders.

Und da ist es für mich erfrischend, wenn jemand wie Hardcore13 - what a fucking nickname, pal! - dieser Tatsache Rechnung zollt.

Gut gemacht! Weiter so!

Ta!

AZ

 

Auch an dich die Frage: Wo liest du das aus dem Text? Belege deine Interpretation an Textbeispielen. "Geneigt sein zu behaupten" reicht nun wirklich nicht aus, wenn der Text das nicht hergibt. Und dass Meier die Spielregeln bricht, das gibt der Text nun wirklich nicht her, auch wenn er tut, was ihm passt und sich neben der Ehefrau auch noch eine Geliebte gönnt.
Hier wird wilde Assoziation mit Interpretation verwechselt.
Anstatt auf die Protagonisten zu schielen und zu sehen, ob sie treffend sind, kümmert euch doch bitte mal um die Struktur des Textes, um den Aufbau und die daraus resultierende Lesart. Es wird beide Typen geben, sowohl Meier als auch die Punks. Dass sie Klischees sind ändert die Aussage des Textes nicht.
Und die wird vom Text in seiner Gesamtheit getroffen.

Meier wird auf zwei Weisen mit seiner Vergangenheit konfrontiert, zwei Lebensentwürfe prallen aufeinander. Beide Male, erst bei der Auseinandersetzung mit den Jugendlichen, dann bei der Auseinandersetzung mit den Bildern, gewinnt der kapitalistische Lebensentwurf. Widerstand bleibt eine zu belächelnde Jugendsünde. Und wenn es, wie du schreibst, Alfred, um Konformität geht, dann um die Aussage, so lange du dich konform zur Gesellschaft verhältst, darfst du tun, was du willst. Du musst dich halt anpassen.
Das jede Subkultur wieder ihre eigenen oft genau so spießigen und intoleranten Regeln hat, bestreite ich ja gar nicht, aber es steht nicht im Text.

 

Salut Hard...

Ähm ja, soll ich wirklich noch was schreiben, die Anderen haben ja schon ganz gut vorgelegt? Naja, nach einer Kritik meinerseits wird das Chaos wohl erst perfekt.;)

Der Titel "Punk's not dead" hat mich auf deine KG aufmerksam gemacht und als ich sie durchgelesen hatte, war ich ein wenig enttäuscht. Ich meine, Punk ist nicht tot sagt doch aus, dass der Punk nicht tot ist, aber deine Geschichte sagt gerade das für mich aus, war dieser Widerspruch Absicht?
Außerdem bin ich der Meinung, dass deine Geschichte länger sein sollte, damit du die Gelegenenheit hast die Handlung facettenreicher zu gestalten und die Prot. nicht so platt wirken.
Ansonsten finde ich die Idee von den Konsum-Punks (Falls es denn so sein sollte.) ganz gut und wenn die Kg besser ausgebaut wäre, würde sie auch nicht wie ein x-Mal durchgekautes Klischee daherkommen.

Viele Grüße

A.Merg

 

@sim:

1. Du erinnerst mich gerade an meinen Deutschlehrer. Und den konnte ich nicht ausstehen. Gut, das beruhte auf Gegenseitigkeit. Aber das spielt keine Rolle.

2. Ich habe mir noch mal deinen ersten Eintrag durchgelesen. Und jetzt habe ich dieses unbestimmte Gefühl, dass du nicht ganz unbefangen mit diesem Thema umgehst. Denn, wenn dein Onkel immer diesen Satz zu dir gesagt hat, warum hat er ihn zu dir gesagt? Und dann dieses Klischee von den Totgesagten. Hm...

Das hat jetzt alles nichts mit der Geschichte zu tun. Zugegeben. Aber nun, so ist das manchmal.

Und wo zum Teufel steht überhaupt geschrieben, dass es in diesem Forum um astreine, literaturwissenschaftlich anerkannte Interpretation geht? Und wo zum Henker steht überhaupt geschrieben, dass Assoziationen "fuera!" sind? Wo?

Außerdem, dir als Punk, müsste die Assoziation doch viel näher am Herzen liegen als die Interpretation. Frei, wild, chaotisch wie sie ist. Oder hat sich da etwa auch jemand vom System vereinnahmen lassen?

Nun gut. Mir persönlich gefällt die Geschichte, weil sie mich an mich selbst erinnert. Was nicht bedeutet, dass sie gut ist. Oder überhaupt irgendwie wertvoll. Sondern nur, wie gesagt, dass ich mich in ihr wiederfinde.

Übrigens das Wetter war heute ganz fantastisch. Was mir sehr zupass kam, weil ich zur Arbeit laufen musste. :anstoss:

Ta!

AZ

 
Zuletzt bearbeitet:

AZ,

es geht nicht um Deutschunterricht. Wenn aber die, die diese Geschichte mögen, was natürlich prima ist, dies in keinem Fall ausdrücken können, ohne darauf zu verweisen, die, die sie nicht mögen würden sich entweder von ihr angegriffen fühlen oder sie nicht verstanden haben, aber nicht begründen, was denn die Nörgler so falsch verstanden haben, dann denke ich, ist es legitim, diese Begründung nachzufordern. Ihr könnt doch nicht andere User als angegriffen oder dumm hinstellen, ohne ihnen Hilfen zu geben.
Ich war kein Punk und bin kein Punk, dazu bin ich ein paar Jahre zu alt.

Astreine literaturwissenschaftliche Interpretation wäre mir zuwider und dafür bin ich auch nicht ausgebildet.
Aber es sollte in diesem Forum doch um Verbesserung und Verbesserungsmöglichkeiten gehen. Also die Frage: Hilft es Hardcore, wenn drei Leute, darunter so intelligente wie lea victoria, die Geschichte so verstehen, dass sich der Autor selbst nur darüber wundern kann, wie dieses Verständnis zustande kommt, ihn darüber im Unklaren zu lassen, welche technischen Mängel dazu geführt haben und ihm stattdessen Honig mit der Interpretation um den Mund zu schmieren, die er gern hätte? Hilft es ihm, zu sagen, er habe etwas geschrieben, was er nicht geschrieben hat?
Auch geht es nicht darum, Assoziationen oder Intuition zu verteufeln, sondern um Genauigkeit. Ich lese Geschichten selbst eher intuitiv. Gedanken, wie ich meine Intuitionen und Eindrücke am Text belege, mache ich mir erst, wenn ich die Kritik schreibe. Weil nur Textarbeit dem Autor hilft, sich handwerklich zu verbessern.

Was ihr im Moment betreibt, finde ich zum einen Hardcore gegenüber unfair, weil ihr ihn in der Sicherheit wiegt, die von mir aufgezeigten Mängel gäbe es gar nicht, zum anderen mir gegenüber in der Art und Weise unfair.

Ich begründe meine Meinung, mache mir die Mühe, darzulegen, wie ich zu ihr komme und nutze dazu den Text.
Und als Antwort darauf kommen Argumente wie (ich übertreibe jetzt einmal) sim ist doof, der ist nur Punk, deshalb fühlt er sich angegriffen, der versteht den Text nicht, er ist nur wie ein spießiger Lehrer. Und ihr dreht den Spieß auch noch um, als wäre ich es, der hier irgend jemanden persönlich angegriffen hätte. Und dann wundert ihr euch, dass ich angepisst antworte? Mein Kommentar war hart. Aber ich habe wohlweislich zwischen Text und Autor unterschieden.
Meiner Bitte um Begründung eurer Meinung weicht ihr aus mit der Bemerkung, Begründung wäre doch spießig, ob ich etwa schon vom System geschluckt worden wäre?
Und weil es weniger spießig ist, soll ich in den Text etwas assozieren, was nicht drin steht und ihn deshalb loben?
Ich lasse mich ja gern überzeugen, den Text wirklich nicht verstanden zu haben, aber glaubt irgendjemand hier, persönliche Angriffe überzeugen? Oder würde es irgendetwas an meinen Argumenten oder am Inhalt meiner Kritik ändern, wenn ich denn wirklich spießig wäre?
Allen Beteiligten, sowohl Hardcore, als auch Mingus und dir, Alfred, habe ich doch durchaus auch schon positive Kommentare und Kritiken geschrieben. Ihr müsstet doch also wissen, dass ich nicht nörgle um des Nörgelns willen oder um irgend jemanden hier schlecht zu machen, sondern um der Geschichte willen. Und ebenfalls nörgle ich nicht um des Rechthabens willen, sondern um der Geschichten willen.

Was Hardcore, hättest du gemacht, wenn ich geschrieben hätte: "Geile Geschichte. Diesen Scheiß Punks sollte man immer in die Fresse kloppen, am besten gar nicht leben lassen. Aber was solls. An denen mach ich mir die Finger nicht schmutzig, will meine Millionen ja nicht im Knast verjubeln."

Okay, so übertrieben wäre wahrscheinlich aufgefallen, dass ich es nicht ernst meine. Aber gibt es dir gar nicht zu denken, dass deine Geschichte derartig missverstanden werden kann?
Nach eigener Aussage wolltest du diese Lesart nicht. Wenn du sie gewollt hättest, okay, dann wäre die Geschichte, so schlecht ich sie dann auch finden würde, letztlich gelungen. Für einen beabsichtigten Kontraeffekt fände ich die Struktur nicht geeignet, aber darüber könnte man streiten.

Aber so zu tun, als wäre meine Kritik dadurch zu erklären, dass ich ahnungslos oder angegriffen wäre, ist ein bisschen leicht, oder?

 

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