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Copywrite Raben und die Iden des März’ 1246 a. u. c.

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12.04.2007
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Raben und die Iden des März’ 1246 a. u. c.

Raben und die Iden des März’ 1246 a. u. c.

oder

Zur Grundlegung des Dreißigjährigen Friedens

“Ach!”, spricht er, “die größte Freud
Ist doch die Zufriedenheit!”
Lehrer Lämpel​


»Die Überlebensfragen der Menschheit lassen … kein Land unberührt, und Deutschland würde Schuld auf sich laden, wollte es über seinen eigenen die globalen Sorgen Welthunger, Armutswanderungen, Umweltzerstörung vergessen. [Beifall im ganzen Hause] Darüber Bescheid
zu wissen ist besser als das Gegenteil, aber sich zu entsprechendem Handeln durchzuringen, darauf kommt es an. Wohl wissend, dass die Aufgaben im eigenen Land nicht klein sind, dürfen wir doch in der Solidarität mit den Geplagten dieser Welt nicht versagen.«
Willy Brandt vorm ersten Gesamtdeutschen Bundestag am 20. Dezember 1990 *

»Reden wir nicht nur von der Entschuldung der Ärmsten. Entschulden wir sie. Und nicht die Flüchtlinge, die zu uns drängen,
sind unsere Feinde, sondern die, die sie in die Flucht treiben. […] Die Menschheit kann nur in Solidarität überleben.«
Stefan Heym vorm zweiten Gesamtdeutschen Bundestag am 10. November 1994 *​


»Atta unsar Ϸu in himinam,
weihnai namo Þein.
qimai Þiudinassus Þeins.
Wairai wilja Ϸeins,
swe in himina jah ana airϷai ...«​

klingt’s im Großen Saal des Kaiserpalastes zu Ravenna und das gebildete Publikum staunt und ist doch insgeheim befremdet - weniger über die Klangkunst dentaler Frikative als über den Grund, warum dieser langhaarige und vollbärtige hunnische Affe ruhig und gelassen in seiner barbarischen Muttersprache spricht, wo doch jeder weiß, dass Flavius Theodericus Rex, Konsul und Dux Byzanz’ und zugleich þiudans (rex, König) der Austrogoti - seit seinem siebenten Lebensjahr zunächst als Geisel und hernach Verbündeter eine zivilisiertere Erziehung und Ausbildung am oströmischen Hof genossen hat als die meisten italischen Patrizier im Saal.

Sollte er da nicht zumindest der griechischen, wenn nicht gar der italischen Zunge mächtig sein?

Als wäre es nicht schlimm genug, ein halbes Jahrtausend nach dem Einfall der knapp einhunderttausend Cimbri Teutonique und erst recht dem vor nur zwei oder doch schon drei Generationen erlittenen nackten Vandalismus durch mehrere zehntausend Tervingi und Visigots nun wieder deren furchtbaren Sprache und Sitten ertragen zu müssen?

Alle „von Haus aus“ Bauern, die es nach mehr als hundertjähriger Wanderschaft aus einem fernen, utopischen Scandia über den Weichselstrand hernach ans Schwarze Meer verschlagen hat, bis 1128 der Hunnensturm über sie hinwegfegte und sie lehrte, Schwert, Lanze und Bogen, vor allem aber das Pferd als Kriegswaffe zu nutzen und sich mit dem eigenen Nachbarclan, der gerade noch Konkurrent und potenzieller Feind war, zu vertragen, zu verbünden und zu einer Gemeinschaft der Bedrohten zusammenzuwachsen.

Und nun steht da dieser etwa Vierzigjährige mit einer wesentlich jüngeren Frau, der seinen vielleicht hunderttausend Leuten, Frauen und Kindern, Bauern und vielleicht dreitausend Kriegern zu Pferd vom Schwarzen Meer über den Balkan ziehend eine neue Heimat verspricht: Italien!, wenn auch unter der Hand gemunkelt wird „im Auftrage Byzanz“ und alle Gäste des Friedensfestes müssen die rauen Laute ertragen in der Gewissheit der Niederlage Roms und vor allem des Dux, dem Skiren oder þüringer, niemand weiß es genau, Odoaker, gewesener Vormund und Mörder des letzten westlichen Kaisers Romulus Augustulus, dem selbst noch zu Lebzeiten manch ein Gast untertänigst das Attribut „Wurstulus“ zugestanden hat.

Theoderich, überzeugter Arianer, denn was - so fragt sich ein Barbar! - nützt dem Menschen auf Erden die Auferstehung eines Gottessohnes, der kommen und gehen kann gleich einer Jahreszeit wie schon die alten Götter!
Denn käme von den Göttern einer zu Tode, hieße er nun Baldr, der Einfältige, oder Ziu, der Vielfältige - der Gläubige schnitzte einen neuen Gott oder bräche geschickt einen Ast mit sich gabelnden Zweigen, die wahlweise die Arme wie zum Gebet dem Himmel entgegen weiteten oder zum Gähnen streckten oder umgekehrt als Beine auf dem festen Boden der Wirklichkeit zu stehen vorgaukeln.

Was ist das Kreuz für ein armseliges Symbol gegen die Kraft eines geheiligten Baumes und seines Zweiges! Denn nur der Mensch kann den Menschen erlösen!, frevelt der Barbar wider die italisch-katholische Seele.

Nach und nach erkennt selbst der Dumpfste unter den geladenen Gästen aus dem Patriziat zu Beginn des feierlichen Friedensschlusses das Gebet, das der Herr den Menschen gelehrt hat


»Hlaif unsarana Ϸana …«
(unser täglich Brot „Laib [Leib & Leben]“)
sinteinan gif uns himma daga. („gib uns heute,“)
jah aflet uns Ϸatei skulans sijaima,
swaswe jah weis afletam Ϸaim skulam unsaraim.
jah ni briggais uns in fraistubnjai,
ak lausei uns af Ϸamma ubilin;
unte Ϸeina ist Ϸiudangardi
jah mahts jah wulϷus in aiwins …«,

denn nach drei Jahren des Schlachtens und der Belagerung – ein Morden und Leiden, dem auch das fünf Tagesmärsche entfernte Venedig sich gerne entzogen hätte – erkennen die katholischen Gäste aus dem städtischen Adel im Großen Saal des Kaiserpalastes zu Ravenna gerne in der barbarischen Sprache ihr Paternoster (und mancher führt es wohl in seiner Zunge leise mit) und selbst der Unbedarfteste erkennt das abschließende, aramäische


„Amen!“​

Der Friedensvertrag, der eher einer Kapitulation vor Byzanz als den Barbaren gleichkommt, ist auf Vermittlung des Erzbischofs Johannes Angeloptes ausgehandelt und soll am zehnten Tag, eben heute, unter den Augen der Eliten feierlich unterzeichnet werden. Sein wesentlicher Inhalt sieht eine Gewaltenteilung zwischen dem Goten und Odoaker vor.

Nicht, dass Jubel ausbricht, aber alle Gäste sind froh, dieses erbärmliche, allzu lange schon währende Abschlachten nebst Belagerung ohne größere Hungersnot überstanden zu haben. Die meisten sind bereit, die Macht in Italien mit dem Goten, vor allem aber Byzanz zu teilen, wie es der Erzbischof zwischen den Parteien ausgehandelt hat. Immerhin sollte der Amaler als Geisel Ostroms wissen, wie gute Manieren zu definieren sind und dass Verträge gemeinhin verträgliche Verhältnisse schaffen sollen.

Auf der Cathedra inmitten des Saales sitzt zufrieden mit sich und der Welt der Erzbischof und vor ihm liegt auf einem hohen Hocker, dass niemand allzu sehr sich buckeln muss, der Vertrag – wesentlich durch ihn selbst formuliert - und beide – Johannes A. und Vertrag – harren der Unterschriften, nachdem der geltende Text in beiden Sprachen vorgetragen ist.

»Meine Herren«, flüstert Johannes, »tun Sie Ihre Pflicht des lieben Friedens willen und zuliebe der zumeist unschuldigen Bürger, Ihren Völkern und vor aller Welt und halten Sie, wie es die Tradition erwarten lässt, den Vertrag ein!« und mancher Gast fragt sich, kann der barbarische Gote überhaupt schreiben.

Der Gote setzt tatsächlich als erster sein Zeichen unter den Vertrag und schaut hernach lächelnd (oder doch grinsend?) seine Braut Audofleda an, die vor sieben Tagen mit einem kleinen fränkischen Tross aus der fernen Provinz Belgica eingetroffen ist, denn wie der Amaler Theoderich von einem Bündnis aller Völker germanistischer Zunge träumt, so der Merowinger Chlodwig nur scheinbar eine Nummer kleiner immerhin von der Einigung aller fränkischen Stämme am Rhein.

Aber der Chronist will nicht weiter abschweifen in Privatsphären, denn nun kann Odoaker nur noch folgen, um gegenzuzeichnen. Und in der Folge wird Chlodwig über seine Schwester besser und genauer von dem Ereignis erfahren, von dem gerade eben wir, Leser wie Autor – als wäre es eine sensationell neue Nachricht – über die Springerpresse »Die brutale Welt des Gotenkönigs Theoderich« (Die Welt vom12.11.2018 n. Chr.) erfahren, denn wir glauben nicht, dass die Springerpresse durch die Enkelin Merowechs auch nur mit einer Silbe davon erfahren hat.

Zufrieden lehnt sich Erzbischof Johannes in seinem Stuhl zurück, mehr kann man nicht in diesen unruhigen Zeiten erreichen - als das nicht Erwartete geschieht: Odoaker werde, nachdem er unterschrieben hat, von zwei Goten gepackt und festgehalten, der Waffenmeister (der Hildebrand der Sage[?]– wir wissen es so wenig wie die Welt) reiche dem Goten und künftigen König von Italien ein sehr langes Messer – ob den Eckesax, Mimung oder Nagelring, ob von Wieland dem Schmied oder Mime vom Rhein oder gar Daedalus, wir wissen es nicht, aber nach dem Bericht der Welt packten eben zwei Goten Odoaker und hielten ihn fest. Weitere Bewaffnete eilten herbei, ohne den Wehrlosen anzugreifen. Da – wir wechseln in den Konjunktiv irrealis - träte Theoderich selbst vor und tötete den Kontrahenten mit einem Schwertstreich, der vom Schlüsselbein bis zur Hüfte führte (und damit setzt die Springerpresse auf Ludwig Uhlands Reim „zur Rechten wie zur Linken sieht man einen halben Türken niedersinken“ prosaisch fort) und wir ließen ihn schließen: „Es kann und soll nur einen König geben in Italien!“, und spendet dem Lande nach einem Jahrhundert Wirren und Krieg für eine Generation lang Frieden.

 
Quellenangaben
* beide Zitate aus Achim Engelberg: „Die »Boten des Unglücks«“ in „Blätter für deutsche und internationale Politik“, 6‘21, S. 57 ff., hier S.61

Die brutale Welt des Gotenkönigs Theoderich (https://www.welt.de/geschichte/article183674482/Spaetantike-Die-brutale-Welt-des-Gotenkoenigs-Theoderich.html)

Wolfram, Herwig: Geschichte der Goten. Von den Anfängen bis zur Mitte des sechsten Jahrhunderts, Sonderausgabe, München 1983 -
Standardwerk!, in dem nicht nur die Geschichte, sondern vor allem die Ethnogenese der gotischen Stämme beschrieben wird

im Grunde führt der Text zwo weitere Beiträge von mir fort,
nämlich
Walden 1209 a. u. c. und der Rosengarten der Ildico | Wortkrieger
und
9/11 oder Silvester 406 und der Nibelunge not | Wortkrieger

Lieber Friedel,

Immerhin sollte der Amaler als Geisel Ostroms wissen, wie gute Manieren zu definieren sind und dass Verträge gemeinhin verträgliche Verhältnisse schaffen sollen.
Was ich entnehme ist, dass es da einen Vertrag gibt, der nichts gilt. So wie in Isegrims Geschichte, nimmt sich der Mächtigere das Recht zu morden, wenn ihm die Regeln nicht gefallen. (Übrigens interessant, den frühen @Isegrims zu lesen, was für ein Unterschied!)

Ironischerweise kommt hier etwas Gutes dabei heraus und die üble Tat gewinnt somit durchaus eine Logik. (Während bei Isegrims schlicht Rache genommen wird, für eine Kränkung)
Letztlich geht es immer darum, seinen Machtanspruch durchzusetzen und der Welt vorzuführen, wozu man imstande ist. Das ist heute, wo Flugzeuge vom Himmel geholt werden, genauso wie früher.

Denn käme von den Göttern einer zu Tode, hieße er nun Baldr, der Einfältige, oder Ziu, der Vielfältige - der Gläubige schnitzte einen neuen Gott oder bräche geschickt einen Ast mit sich gabelnden Zweigen, die wahlweise die Arme wie zum Gebet dem Himmel entgegen weiteten oder zum Gähnen streckten oder umgekehrt als Beine auf dem festen Boden der Wirklichkeit zu stehen vorgaukeln.
Das Thema der "heidnischen" Götter und des christlichen Glaubens hast du auch aufgegriffen, wie es sich gegenübersteht, auch mischt. die Formulierung hier finde ich sehr gelungen.
Und auch ein Bischof findet sich wieder, der bei dir scheitert, bei Isegrims den Konflikt erst anstachelt.

Die Zitate zu Beginn zum Thema Solidarität kann ich nicht so recht in den Text einordnen, obwohl sie interessant sind.

“Ach!”, spricht er, “die größte Freud
Ist doch die Zufriedenheit!”
Lehrer Lämpel​
Hier spüre ich Zorn über das phlegmatische Weggucken, wo ein Unrecht geschieht. Die Sicht des Volkes vielleicht, dem es egal ist, wie der Friede zustande gekommen ist oder heute sein Wohlstand.

Lieber Friedel, mit den Goten kenne ich mich so gar nicht aus, das war das, was ich verstanden habe. Ich bin ehrlich, wenn du es nicht wärst, wäre mir der Text mit seinen langen verschachtelten Sätzen, den vielen Querbezügen und Namen zu anstrengend. Wenn man in der Materie drin ist, kann man das bestimmt viel mehr schätzen, was du da an Geistesblitzen zündest. So hatte ich es mit der "Deorie der Deologie" zum Beispiel viel leichter.

Liebe Grüße von Chutney

 
Zuletzt bearbeitet:

Was ich entnehme ist, dass es da einen Vertrag gibt, der nichts gilt.

Schön, dass Du mich besuchen kommst,

liebe @Chutney ,

der Vertrag ist mit den Unterschriften gültig und doch wäre es nur eine Frage der Zeit, wann der eine Vertragspartner den andern über die Klinge springen lässt – denn beide haben darin Erfahrung – der junge Theoderich hat einen gleichnamigen Konkurrenten (Theoderich „Strabo“) 481 unserer Zeitrechnung und der Skire den Romulus Augustus, den Kinderkaiser, sein Mündel, 476 über die Klinge springen lassen.

Es sind gewalttätige Zeiten und „Kindheit“ als soziales Konstrukt wird erst in der Neuzeit entdeckt (Kinderarbeit wurde zB in Preußen erst Anfang des 19. Jh. abgeschafft, nicht etwa, weil Hohenzollern Humanisten waren, sondern weil Kinderarbeit sich negativ bei den Rekruten auswirkte, die nicht einmal mehr stramm stehen konnten. Dabei wurden sie doch als Kanonenfutter gebraucht.

Glaube keiner, dass der Turnvater Jahn und seine Körperertüchtigung in dem System ein Zufall war … - was mir übrigens vor Jahr und Tag bei der Lektüre des gesamten Gottfried Kellers
(Leben, um von zu erzählen, dass kein Krieg um Troia sei) aufgegangen ist.

Die üble Tat ist durchaus nicht ungewöhnlich und da hat sich seit Anfang der Neuzeit nicht viel geändert, wobei Frauen nicht anders reagieren als Männer (siehe das Schicksal der Maria Stewart).

Das Thema der "heidnischen" Götter und des christlichen Glaubens hast du auch aufgegriffen, wie es sich gegenübersteht, auch mischt. die Formulierung hier finde ich sehr gelungen.
Ja, als gewesener Presbyter (da in der Hierarchie als Finanzkirchmeister verdammt hoch aufgestiegen, obwohl zumindest die Pfarrer wussten, dass ich es mit Dr. Murke - also eher Heinrich Böll halte und mir wichtiger ist, wie man sich gegenüber den/die andern verhält. Da braucht es keines höheren Wesens.)

Die Zitate zu Beginn zum Thema Solidarität kann ich nicht so recht in den Text einordnen, obwohl sie interessant sind.
Wir leben in solcher Umbruchszeit – und nicht der Hunne treibt die betroffenen Völkerschaften vor sich her, sondern die Folgen vor allem unserer ausbeutend-konsumierenden Lebensweise. In den 60er Jahren hieß es, der Afrikaner habe ein kindliches Vergnügen an der westlichen Lebensweise - und nun wird Afrika zum Schrottplatz ...

“Ach!”, spricht er, “die größte Freud
Ist doch die Zufriedenheit!”
Lehrer Lämpel
zu den Buschversen schreibstu
Hier spüre ich Zorn über das phlegmatische Weggucken, wo ein Unrecht geschieht. Die Sicht des Volkes vielleicht, dem es egal ist, wie der Friede zustande gekommen ist oder heute sein Wohlstand.

Du weißt, wie die Verse enden?

Dank Dear fürs Lesen (umso mehr, als die Satzstruktur für Dich beschwerlich ist) und vor allem kommentieren!

Friedel

 

Lieber @Friedrichard ,

ein neuer (mittlerweile neuerer) Text von dir. Da bin ich doch gerne dabei. Mein Lob hast für die gute Recherche, das große Sprachverständnis und überhaupt für die Aufbereitung all dessen. Ein Fragezeichen setze ich vor diesen Erzähler. Er ist ein seltsamer Hybrid. Vor allem weil er nicht in einer Sprache bleibt. Mal imitiert er, mal fasst er etwas zusammen, ist enzyklopädisch, erklärt sogar in Klammern. An diesen Stellen bist für mich du der Erzähler, habe ich da so das Gefühl. In anderen Momenten sehe ich ihn aber wirklich im spätrömischen Reich dort in der Toga sitzen als einer von denen, die fremdeln mit Theoderich (im Übrigen gut gemacht, wie du das hinauszögerst, zu sagen, um wen es sich hier handelt). Wahrscheinlich würde ich mir wünschen zu erfahren, wer der ist, der mir diese Dinge erzählt. Am liebsten in der Weise eines unzuverlässigen Erzählers, also möglichst am Ende oder zu einem Zeitpunkt, wo er plötzlich das Wort ergreift in der Zeremonie oder in Aktion tritt und ich erfahre, okay, er ist Patrizier oder einfach ein Chronist oder Berater. Wenn's Wunschkonzert wäre ... Ansonsten nochmal: Ein sehr dichter, wunderbar recherchierter Text.

Kleinkram mit Fragezeichen:

wollte es über seinen eigenen die globalen Sorgen Welthunger, Armutswanderungen, Umweltzerstörung vergessen

muss zwischen Sorgen und Welthunger nicht ein Komma (?)


der Gläubige schnitzte einen neuen Gott oder bräche geschickt einen Ast mit sich gabelnden Zweigen, die wahlweise die Arme wie zum Gebet dem Himmel entgegen weiteten oder zum Gähnen streckten oder umgekehrt als Beine auf dem festen Boden der Wirklichkeit zu stehen vorgaukeln

Warum bist du hier nicht im Konjunktiv geblieben?

dieses erbärmliche allzu lange schon währende

Komma zwischen erbärmliche und allzu (?)

und dass Verträge gemeinhin verträgliche Verhältnisse schaffen

sehr schön


Ein Leseeindruck, Friedl. Danke für deinen Text.
Zum Gruße

 
Zuletzt bearbeitet:

Da bin ich doch gerne dabei. Mein Lob hast für die gute Recherche, das große Sprachverständnis und überhaupt für die Aufbereitung all dessen.
Lob hört der alte Mann gerne!,

lieber Carlo

Ein Fragezeichen setze ich vor diesen Erzähler. Er ist ein seltsamer Hybrid. Vor allem weil er nicht in einer Sprache bleibt. Mal imitiert er, mal fasst er etwas zusammen, ist enzyklopädisch, erklärt sogar in Klammern. An diesen Stellen bist für mich du der Erzähler, habe ich da so das Gefühl. In anderen Momenten sehe ich ihn aber wirklich im spätrömischen Reich dort in der Toga sitzen als einer von denen, die fremdeln mit Theoderich (im Übrigen gut gemacht, wie du das hinauszögerst, zu sagen, um wen es sich hier handelt). Wahrscheinlich würde ich mir wünschen zu erfahren, wer der ist, der mir diese Dinge erzählt. Am liebsten in der Weise eines unzuverlässigen Erzählers, also möglichst am Ende oder zu einem Zeitpunkt, wo er plötzlich das Wort ergreift in der Zeremonie oder in Aktion tritt und ich erfahre, okay, er ist Patrizier oder einfach ein Chronist oder Berater. Wenn's Wunschkonzert wäre ... Ansonsten nochmal: Ein sehr dichter, wunderbar recherchierter Text.

Hm, gute Nachfrage - wer ist das, der da erzählt?!

Zeitzeuge im Saal, also Patrizier? Ich kanns nicht sein, als gluteninduzierter Entheropat wäre ich schlichtweg bereits im Kindesalter abhanden gekommen ... Jordanes war 493 n. Chr. sicherlich nicht geladen. Zudem hat der in seiner Gotenchronik ("Getica") mit den Skythen verwechselt.
Der Redakteur der Welt?
Nee, der will die Grausamkeit darstellen, als wäre damals die Welt nicht eh rauer gewesen.
Ich werd da mal ne Runde drüber schlafen.

Kleinkram mit Fragezeichen:

Friedrichard schrieb:
wollte es über seinen eigenen die globalen Sorgen Welthunger, Armutswanderungen, Umweltzerstörung vergessen
Du dazu
muss zwischen Sorgen und Welthunger nicht ein Komma (?)
kann man, lass ich aber so, weil so Hunger, Wanderungsbewegung und Zerstörung Teil des zusammenfassenden Wortes sind

Friedrichard schrieb:

der Gläubige schnitzte einen neuen Gott oder bräche geschickt einen Ast mit sich gabelnden Zweigen, die wahlweise die Arme wie zum Gebet dem Himmel entgegen weiteten oder zum Gähnen streckten oder umgekehrt als Beine auf dem festen Boden der Wirklichkeit zu stehen vorgaukeln
Du fragst
Warum bist du hier nicht im Konjunktiv geblieben?
Weil der Schwindel mit den einfachsten Götzen zwischen den Polen unmöglich, möglich und aktuell/real 0 ist. Sinnigerweise hab ich den Konjunktiv irrealis durch die Spannung zwischen "Potentialität und Aktualität" durch den Theologen unter der Frankfurter Schule kapiert -Paul Tillich.

Friedrichard schrieb:
dieses erbärmliche allzu lange schon währende
berechtigte Frage von Dir:
Komma zwischen erbärmliche und allzu (?)
So isset!

Dank Dear für diesen feinen Komm, gute Nacht und bis bald

Friedel

Nachtrag heute 16.07.2021

Guten Morgen, lieber Carlo,

nun hab ich drüber geschlafen und denke, dass ich weiß, wer und vor allem was der Erzähler ist. Das Modell bieten die Sozialwissenschaften und da speziell die Soziologie/Sozialpsychologie der Frankfurter Schule, die in den 1930ern die "teilnehmende Beobachtung" anwendete in einer an sich großangelegten Studie zu den Arbeitslosen in M., einem Örtchen in Österreich, das eine extrem hohe Arbeitslosigkeit aufwies. Die Studie scheiterte, da a) die Bewohner misstrauisch gegenüber den neu Zugezogenen im Orte wurde und der Polizeibehörde dieses sich wissenschaftlich gebende Volk linkslastig verdächtig war.

Darum musste der Erzähler vorsichtig sein und fand zum Glück die Mitteilung der sicherlich erfolgreicheren Journaille der Springerpresse. Er, der Erzähler wird hoffentlich in keinen Missbrauchsprozess hineingezogen.

Ach J, jetzt hab ich schon wieder ne Geschichte erfunden ...

Friedel

 
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Moin lieber @Friedrichard, nun will ich es wagen.

Ich liebe Deine Kommentare, lerne viel daraus, bin manchmal zu dumm, sie sofort zu verstehen und manchmal genervt von all den Schleichwegen. Und vermisse Dich, wenn Du nicht da bist.
Aber für zwei Drittel Deiner Geschichten kann ich einfach nicht, ja was nicht? Genaugenommen müsste ich jetzt schreiben "kein Interesse aufbringen". Aber das wäre frech und stimmt natürlich nicht. Ich will ja wissen, was Du hier sagst, was Du vermittels und mir mitgeben magst. Aber ich habe einfach Null Vorbildung in diesem historischen Bereich, auch zur zeit kein Interesse, dieses bodentiefe Loch zu füllen und somit ist das Lesen unglaublich anstrengend.
Habe ich irgendwie verständlich begründen können, warum ich trotzdem hier bin? Nein! Weil Du es bist, also los jetzt ...

... klingt’s im Großen Saal des Kaiserpalastes zu Ravenna und das gebildete Publikum staunt und ist doch insgeheim befremdet - weniger über die Klangkunst dentaler Frikative als über den Grund, warum dieser langhaarige und vollbärtige Affe ruhig und gelassen in seiner barbarischen Muttersprache spricht, wo doch jeder weiß, dass Flavius Theodericus Rex, Konsul und Dux Byzanz’ und zugleich þiudans (rex, König) der Austrogoti - seit seinem siebenten Lebensjahr zunächst als Geisel und hernach Verbündeter eine zivilisiertere Erziehung und Ausbildung am oströmischen Hof genossen hat als die meisten italischen Patrizier im Saal.
Was für ein Satz! Ich will gehen! Aber so schlimm ist es ja gar nicht. Da spricht also ein hoher Herr, der König der Goten? frech in seiner Muttersprache zum italienischen Adel.
Den Versuch Licht in mein Dunkles mittels Wikipedia zu bringen habe ich schnell wieder aufgegeben, so lang ist die Mittagspause nicht ...

Und nun steht da dieser etwa Vierzigjährige mit einer wesentlich jüngeren Frau, der seinen vielleicht hunderttausend Leuten, Frauen und Kindern, Bauern und vielleicht dreitausend Kriegern zu Pferd vom Schwarzen Meer über den Balkan ziehend eine neue Heimat verspricht: Italien!, wenn auch unter der Hand gemunkelt wird „im Auftrage Byzanz“ und alle Gäste des Friedensfestes müssen die rauen Laute ertragen in der Gewissheit der Niederlage Roms und vor allem des Dux, dem Skiren oder þüringer, niemand weiß es genau, Odoaker, gewesener Vormund und Mörder des letzten westlichen Kaisers Romulus Augustulus, dem selbst noch zu Lebzeiten manch ein Gast untertänigst das Attribut „Wurstulus“ zugestanden hat.
Puh! Ich bin sicher, der Satz stimmt, aber ich kann ihm nicht folgen. Meine Frage an Dich wäre, warum? Der Inhalt ist doch schon kompliziert, was reizt Dich, das Lesen durch Deine spezielle Schreibweise noch zusätzlich zu erschweren. Ist es ein anpassen der Sprache, das könnte ich greifen. Oder liebst Du selbst diese "um fünf Ecken und durch zwei Löcher", also der reiz des Schweren? Nein, das ist keine Ketzerei, ich bin einfach neugierig.

Immerhin sollte der Amaler als Geisel Ostroms wissen, wie gute Manieren zu definieren sind und dass Verträge gemeinhin verträgliche Verhältnisse schaffen sollen.
Ha, ja, das kann ich verstehen und das Fießen der Wörter und die ... der Dreiklang hat bestimmt einen Namen? wertschätzen.

»Meine Herren«, flüstert Johannes, »tun Sie Ihre Pflicht des lieben Friedens willen und zuliebe der zumeist unschuldigen Bürger, Ihren Völkern und vor aller Welt und halten Sie, wie es die Tradition erwarten lässt, den Vertrag ein!« und mancher Gast fragt sich, kann der barbarische Gote überhaupt schreiben.
Siehe da, was für Vorurteile sich auch im Altertum oder wohl besonders da auftun.

Und in der Folge wird Chlodwig über seine Schwester besser und genauer von dem Ereignis erfahren, von dem gerade eben wir, Leser wie Autor – als wäre es eine sensationell neue Nachricht – über die Springerpresse »Die brutale Welt des Gotenkönigs Theoderich« (Die Welt vom12.11.2018 n. Chr.) erfahren, denn wir glauben nicht, dass die Springerpresse durch die Enkelin Merowechs auch nur mit einer Silbe davon erfahren hat.
Interessant. Verstehe ich das richtig, dass Du hier in die Gegenwart springst, sogar in die Außensicht und mit mir, der Leserin sprichst?
Interessanter, wenn auch mich irritierender Ansatz.

Da – wir wechseln in den Konjunktiv irrealis - träte Theoderich selbst vor und tötete den Kontrahenten mit einem Schwertstreich, der vom Schlüsselbein bis zur Hüfte führte (und damit setzt die Springerpresse auf Ludwig Uhlands Reim „zur Rechten wie zur Linken sieht man einen halben Türken niedersinken“ prosaisch fort) und wir ließen ihn schließen: „Es kann und soll nur einen König geben in Italien!“, und spendet dem Lande nach einem Jahrhundert Wirren und Krieg für eine Generation lang Frieden.
Und ein wenig Schreibschule bekomme ich auch noch, denn ja, hier kann ich den Einsatz des Konjunktiv irrealis gut nachvollziehen. Danke, dass ist ja schon manches Mal in die allbekannte Hose gegangen.

Lieber Friedel, tatsächlich gerne gelesen, nicht weil mir die Geschichte etwas gibt, nicht weil ich den Stil mag. Aber ein wenig, weil ich dazu gelernt habe, weil ich es geschafft habe und vor allem, weil sie von Dir ist. Mögen mich meine Vier, plus aller Naturgewalten, davor schützen, Dich je kopieren zu dürfen.
Liebe Grüße aus dem grauen, aber absolut trockenen Norden
witch

 
Zuletzt bearbeitet:

Puh, jetzt ist es an mir, zu puhen,

liebe witch,

denn ich bin mir sicher gewesen, dass Du vorbeischauen würdest.

Fangen wir also mit diesem alles andere als einem Bandwurm ersten Satz an, der im Gegensatz zu diesem zweiten, nur scheinbar nicht endenwollenden Satzes im Konjunktiv irrealis endet und somit den Anfang „ich war mir sicher“ relativiert (da schwingt dann ein wenig Unsicherheit mit).

Aber einen Kommentar wie eine Liebeserklärung kann und sollte niemand erwarten und ich darf Dear versichern, ich kann auch anders, denn in Mitarbeiterversammlungen oder in schriftlichen Mitteilungen an die Kollegen musste ich mich relativ einfach ausdrücken.

Es waren ja auch keine belletristischen Beiträge.

„Er“ kann also, was man heute mit dem falschen Attribut „gerecht“ versieht, sprich: einfache Sprache nennt und ist doch der Auffassung, dass Belletristik etwas ganz anderes ist als ein Bericht in einer Mitarbeiterversammlung oder vor Demonstranten, ein Zeitungsbericht, das Protokoll oder ein Urteil.

Was kann an Sprache „ungerecht“ sein? – , wie ungerecht geht's da im Michael K. des Herrn Kleist zu?

Andersrum!

Wie steht’s bei Dir mit Mathematik? Denn „erzählen“ kommt tatsächlich vom Verb „zählen“.

Nun mach ich auch nach der Verrentung so nebenbei das weiter, was ich kann und mal „angewandte Mathematik“ nenne. Steuererklärungen für Verwandte, Freunde und Bekannte, wobei ich keinem das „Gewinnsprungrisiko“ z. B. erklären brauch (also idR Arbeiter und einfache Angestellte).Warum kommt der jetzt von Höcksken auf Stöcksken?

„Erzählen“ kommt tatsächlich vom Verb „zählen“ - eigentlich ein bei der Inventur oder Ähnlichem „der Reihe nach aufzählen“, was man dann aufs gesprochene Wort übertragen kann als Mitteilung - darin stecken noch Multiplikation, die Rede an viele, und Division drin, eine Mitteilung an einen oder anderen und je mehr man zählt oder zunehmend rechnet, desto mehr wird das Gedächtnis gefordert – man will ja nicht immer von vorne anfangen müssen. Zur Entlastung erfindet man die Schrift (zunächst als Strich, zwo = zwei Striche …, wie in der Klötzkenschule halt).

Und das ist ja mein „Geschäft/Job“ gewesen und selbst wenn ich Maschinen nutze, ich könnte es „im Kopf ausrechnen“ (was manchmal etwas länger dauern kann).

Gehn wir weiter in der Antwort:

Ich will ja wissen, was Du hier sagst, was Du vermittels und mir mitgeben magst. Aber ich habe einfach Null Vorbildung in diesem historischen Bereich, …
aber Du bist doch auf gegenwärtiges Geschehen eingestellt - da gilt doch, dass Namen Schall und (vor allem historisch gesehen) Rauch sind.

Aber für zwei Drittel Deiner Geschichten kann ich einfach nicht, ja was nicht? Genaugenommen müsste ich jetzt schreiben "kein Interesse aufbringen". Aber das wäre frech undeben magst. Aber ich habe einfach Null Vorbildung in diesem historischen Bereich, …
Mit dem Wort „Interesse“ bringstu’s m. E. auf den Punkt, wenn wir es beim Englischen anklingenden „interest“ als Zins (eigentlich „Nutzen“) ansehen, Es nützt Dir nix – was ich nicht negativ meine. Denn welchen Nutzen hat Geschichte als Historie? Und aber: Was nützt Belletristik überhaupt –

Warum hab ich die Zitate aus dem Deutschen Bundestag vorangestellt?

Du kriegst doch mit, dass überall sich geopolitische Verschiebungen ergeben, eine nördliche Bewegung – von Mexiko vs. USA, von Levante und Nordafrika nach Europa und selbst innerhalb Europas eine von der dortigen Politik gewollte östliche Bewegung (Lukaschenko und Freunde schaffen ja derzeit innereuropäische vllt. jetzt noch unmerklicher Bewegungen in der „Aussiedlung“ ihrer unbequemen Untertanen, die sich aber auf die eine oder andere Weise zu Wellen ausweiten werden), die immer wieder aufkommen, die aber auch durch unsere Wirtschaftsweise und der Vermüllung der Welt bewirkt für den globalen Süden.

Und da haben wir noch Glück: Sie kommen nicht als waffenstarrender Stammesverband, sondern noch vereinzelt – sehn wir mal ab wie etwa den libanesischen (zu römischen Zeiten „Phönizien“) Clans, die ihre eigenen Gesetze und Waffenarsenale mitbringen.

Nun ist der Hunne sicherlich nicht den modernen Ursachen der Wanderbewegungen gleichzusetzen (die Dietrich Sage schildert es ja korrekt – Goten waren auch Verbündete der Hunnen und der Etzel der Sage trug nicht umsonst einen gotischen Namen „Attila“, Väterchen.)

Aber es geht ja nicht mehr nur um ein Römisches Reich, dass sich selbst zerlegt (weil es auch unregierbar wurde, was man zunächst durch Zweiteilung und zwo Hauptstädte zu lösen versuchte). Das moderne Rom („Washington“, schau Dir die Architektur an) nach Byanz und dann Moskau („Zar“ ist nix anderes als ein verkürzter Cäsar, ahd. kaisar (ausgesprochen etwa [’kæsar], obwohl es ja keinen akustischen Beleg für die deutsche Aussprache vor tausend, ja nicht mal 150 Jahren gibt).

Und nun ganz konkret tritt der Ordnungs- und Großmacht USA nach dem Ende des sowjetischen Experimentes 1989 und dem Fall der Mauer (nach dem schon vom Ende der Geschichte gefaselt wurde) ein neuer Konkurrent entgegen, dessen Interesse über „seinen“ Ozean weit hinausreicht und jedes Kriegsschiff, das da durchtuckert, ist eigentlich eine Zündschnur, als hätte es nicht schon genug Panzerkreuzer gegeben, die weltbewegend waren.

Aber ich schwofe etwas ab, denn Du fragst ja auch nach der Springerpresse, die freilich bei einer Buchbesprechung meinte – darum der Konjunktiv – den Totschlag beschreiben zu müssen, „literarischer“ wäre eine bloße Andeutung gewesen. Kurz, in der Geschichte gilt, worüber wir Silvester lachen;

The same procedure like every time.

Ich weiß nun nicht, ob mein Geschreibe weiterhilft, wenn nicht, keine Hemmung und sags mir

FRreatle -

it's only Rock `n'Roll, but Eye luv it!

 

Als wäre es nicht schlimm genug, ein halbes Jahrtausend nach dem Einfall der knapp einhunderttausend Cimbri Teutonique und erst recht den [dem] [...] Vandalismus ...

Alle „von Haus aus“ Bauern, denen [die] es […] ans Schwarze Meer verschlagen hat, ...

Nicht, dass es nachher wieder heißt, ich hätt's gesehen und niemandem gesagt. :D

Gruß aus San Giorgio, Friedel
offshore

 

Moin @ernst offshore,

das ist mal ein seltener Besuch und umso erfreulicher, dass Du Dich auch mal meldest. Natürlich werd ich jetzt behaupten, die Schnitzer bewusst eingebaut zu haben, auf dass überhaupt wer auch immer sich äußere.

Aber fein, mal wieder - und sei's noch so kurz und bündig - von Dear gelesen zu haben. Reparatur wird - claro este! - durchgeführt.

Schöne Gruß aus St. Erkrath zum heiligen Georg vonnet

Dante Friedchen

 
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Mín leóf @Friedrichard,

endlich mit ein bisschen Zeit und nicht nur ausgesprochen gerne, weil sonst auf der Startseite hier fast nur Beiträge derer stünden, die sich offenbar - um im Sprachduktus der Zeit zu bleiben - einen Dreck ums Geben & Nehmen scheren ...

Mir gefällt es gut, bis auf selbstverständlich politisch-ideologische Gegensätze, die ich gar nicht groß diskutieren möchte. Was ich sehr schade fand: die Geschichte hört auf, wo ich dachte, dass sie begänne: nach dem Intro erwartete ich, dass aus der - selbstverständlich sehr unterhaltsamen - Nacherzählung nun ein Plot / Konflikt folgen würde. Und da würgst du den schönen Text plötzlich ab. Mir fehlt gar nicht 'Action', sondern mehr ein Plot oder mehr noch ein literarischer Konflikt, den du - zumindest nach meiner Leseweise - mit den Einstiegszitaten angekündigt hattest. Vielleicht lese ich aber auch nur anders als du es schreiben wolltest.

Jedenfalls gratuliere ich (wirklich völlig frei von Ironie! :gelb:), denn dein fröhlich kommentierter Zeitenmix ist nix anderes als waschechte spekulative Prosa. ;)

Raben und die Iden des März’ 1246 a. u. c.
Das fände ich schöner in der selbstbewussten Form (die einzige, die ich bisher kannte): A. U. C. - analog zum dünkelhaften A. D., nicht zum sekulär-bescheidenen n. u. Z.

Ich habe eine Beschwerde, lieber Herr Autor: Wo sind die versprochenen Raben? :p

das gebildete Publikum staunt und ist doch insgeheim befremdet - weniger über die Klangkunst dentaler Frikative als über den Grund,
Hahahaha! Grandios!
warum dieser langhaarige und vollbärtige Affe ruhig und gelassen in seiner barbarischen Muttersprache spricht
@Carlo Zwei fragte oben, wer der Erzähler ist. Genau das tat ich auch. Ich meine fast, der Autor & Erzähler wären eine Stimme. Denn jemand, der diese Sicht (des Zitats) hat, kann ja eigentlich nicht die Springerpresse von heute kennen. Sondern wenn, die der 1970er - die letzten Jahre, in denen Historiker ernsthaft das Barbaren vs die zivilisierte Welt aufrecht erhalten konnten, ohne sich lächerlich zu machen. Der Bruch in der Erzählhaltung ist ein bissl schade.
Flavius Theodericus Rex, Konsul und Dux Byzanz’ und zugleich þiudans (rex, König)
Meh, lieber Friedel - das lässt deine übliche Eleganz vermissen. Wortwiederholung, Infodump. Wie wäre es mit: König, þiudans, ... ohne Klammer und ohne Rex. Durch den Tyrannosaurus weiß doch jedes Kind, was das Wort bedeutet, denke ich.
Sollte er da nicht zumindest der griechischen, wenn nicht gar der italischen Zunge mächtig sein?
Das denke ich nicht, denn - wir sind ja in Vierhundertsonstwas - dafür ist es locker 1000 Jahre zu spät. Das sollte hier die lateinische sein, die seit 0 der Christenrechnung dort verwendet wurde.
Als wäre es nicht schlimm genug, ein halbes Jahrtausend nach dem Einfall der knapp einhunderttausend Cimbri Teutonique und erst recht dem vor nur zwei oder doch schon drei Generationen erlittenen nackten Vandalismus durch mehrere zehntausend Tervingi und Visigots nun wieder deren furchtbaren Sprache und Sitten ertragen zu müssen?
Cimbri Teutonique: Ja, hier, das ist die italische Zeit.
Dein Erzähler hat aus heutiger Sicht natürlich eine bedauerlich unzeitgemässe Haltung. Vielleicht doch so ein 'Bildzeitungsleser', die er selbst kritisiert?
Alle „von Haus aus“ Bauern
Da könnte ich mir schönere friedelsche Wortschöpfungen für vorstellen. Vllt. sogar ohne "" nur mit Bindestrichen verbunden? In einem Wort?
aus einem fernen, utopischen Scandia
:herz: Spielst du auf Ultima Thule an?
1128 der Hunnensturm über sie hinwegfegte und sie lehrte, Schwert, Lanze und Bogen, vor allem aber[Komma?] das Pferd als Kriegswaffe zu nutzen
Aber vor den Wagen gespannt waren sie doch genauso Kriegswaffe. Das ist ein schöner kleiner Einwurf, der verdiente eine präzisere Formulierung.

Den Rest der Aufzählung verstehe ich nicht. Du möchtest sicher nicht sagen, dass in Europa erst 1128 (das muss ja A.U.C., also unser 300sonstwas sein) das Schwert, Pfeil & Bogen oder die Lanze benutzt wurden. Was also dann?

Und nun steht da dieser etwa Vierzigjährige mit einer wesentlich jüngeren Frau
Immer dasselbe, früher wie heute ... :gelb:
Attribut „Wurstulus“ zugestanden hat.
Ob dieser Wurst stehe ich vollkommen auf dem Schlauch. Ich fand nur dies.
Schwarzen Meer über den Balkan ziehend eine neue Heimat verspricht: Italien!, wenn
Hieß der Balkan da schon Balkan? Und das Meer? Fragte ich mich nur, weil du oben alles so hübsch angeglichen hast.
Theoderich, überzeugter Arianer, denn was - so fragt sich ein Barbar! - nützt dem Menschen auf Erden die Auferstehung eines Gottessohnes, der kommen und gehen kann gleich einer Jahreszeit wie schon die alten Götter
Das verstehe ich nicht (also inhaltlich). Man kann sicher davon ausgehen, dass die vorchristlichen Gottheiten als immer anwesend gedacht wurden, nicht wie an- und abgeschaltet.
der Gläubige schnitzte einen neuen Gott oder bräche geschickt einen Ast mit sich gabelnden Zweigen, die wahlweise die Arme wie zum Gebet dem Himmel entgegen weiteten oder zum Gähnen streckten oder umgekehrt als Beine auf dem festen Boden der Wirklichkeit zu stehen vorgaukeln.
1. Teil: das ist aus archäologischer/historischer Sicht haarsträubender Unfug, sorry, lieber Friedel. Du meinst sicher die Sumpfwächter, die es tatsächlich noch im frühen Mittelalter gab. Aber die sind ja kein Substitut für andere Götter. Entweder waren es welche 'in their own right', oder es waren keine Götter, sondern sowas wie 'Schutzgeister'. Dank der damaligen 'christlichen Taliban' können wir ja leider keine Aussagen mehr dazu machen, obwohl das gar nicht so lange her ist.

2. Fett: Da vermisse ich auch deine übliche Präzision. Es gibt weder die vorchristlichen noch die christlichen (noch überhaupt irgendwelche) Götter. Oder Geister. Die können daher also nix vorgaukeln - und ich meine, das ist auch das, was du damit ausdrücken willst. Dein Erzähler meint, seinen Gott gäbe es selbstverständlich, aber die tausenden anderen der Welt nicht. In dieser Logik müsste er als Christ - wie es ein Rationalist auch allen anderen gegenüber tun würde - sagen: Mein Gott kann etwas, das die Heiden sich nur vorgaukeln, dass ihre Götter das könnten. Sorry, sehr konfuser Satz - aber von der Aussage her mAn die einzig korrekte im Weltbild deines Erzählers.

Was ist das Kreuz für ein armseliges Symbol gegen die Kraft eines geheiligten Baumes und seines Zweiges! Denn nur der Mensch kann den Menschen erlösen!, frevelt der Barbar wider die italisch-katholische Seele.
lateinisch- oder römisch-katholisch
Dein Erzähler wird mir hier in seiner chauvinistischen (heute würde man wohl von rassistischer reden) Überheblichkeit ausgesprochen unsympathisch. How very 1950s. Aber mir muss ja auch nicht alles gefallen.
Sprache ihr Paternoster
Schlag mich, aber ist nicht Paternoster der Aufzug und Pater Noster (alt: pater noster) das Gebet? Wirft die ungetaufte Rationalistin mit Großem Latinum ein - letzteres ist allerdings fast 40 Jahre her.
Und ich frage mich - dich - auch grad: Haben die Ostkirchen das überhaupt? Ich hab zu denen mal 2 Jahre recherchiert, ist aber zu lange her, als dass ich Einzelheiten wüsste. Ich meine eben, die hätten eine Art Jesus-Formel als Gebet, das auch mit Amen! endete.
Ich mag mich aber auch irren, denn deine gotische Version mit dem Himmel im Plural ist direkt aus der Vulgata, später wurde das Wort ja versingularisiert.
Nicht, dass Jubel ausbricht, aber alle Gäste sind froh, dieses erbärmliche, allzu lange schon währende Abschlachten nebst Belagerung ohne größere Hungersnot überstanden zu haben.
Wobei ich sicher bin, dass beim Abschlachten noch viel mehr gejubelt wurde - solange es andere (durchaus als Das derridasche Andere) betrifft ...
dass Verträge gemeinhin verträgliche Verhältnisse schaffen sollen.
Hehehe, schön gemacht. Das sollte man von Verträgen erwarten. :anstoss:
Der Gote setzt tatsächlich als erster sein Zeichen unter den Vertrag und schaut hernach lächelnd (oder doch grinsend?)
Darf der nicht lächeln? Der hat keine ehrlichen Gefühle oder Empathie, gelle? Ich meine, so als Barbar? :dagegen:
Aber der Chronist will nicht weiter abschweifen in Privatsphären
Ach, aber schweife doch, das war doch so unterhaltsam. Lieber Chronist, zum einen unterliegst du zu vielen Vorurteilen, als dass ich dir Geschichtsschreibung zutraue, und zum anderen hoffte ich, dass du die Ebene der "Chronik" verlassen würdest und in eine noch wildere friedeleske Geschichte eintauchen würdest.
Und in der Folge wird Chlodwig über seine Schwester besser und genauer von dem Ereignis erfahren, von dem gerade eben wir, Leser wie Autor – als wäre es eine sensationell neue Nachricht – über die Springerpresse »Die brutale Welt des Gotenkönigs Theoderich« (Die Welt vom12.11.2018 n. Chr.) erfahren, denn wir glauben nicht, dass die Springerpresse durch die Enkelin Merowechs auch nur mit einer Silbe davon erfahren hat.
Feinste spekulative Prosa! Dir ist klar, dass du dir kein Gefrotzel über Fake-Fantasy mehr leisten kannst, oder? :naughty:
Sehr schön gemacht, sehr im Friedel-Stil.
als das nicht Erwartete geschieht: Odoaker werde, nachdem er unterschrieben hat, von zwei Goten gepackt und festgehalten,
Ähm, klär mich bitte auf, ich übersehe sicher etwas: Warum werde? Ich lese das als die Wiedergabe eines Befehls. 'Man halte ihn fest!' Aber dann kann es nicht - oder zumindest nicht für alle - unerwartet sein.
dem Goten und künftigen König von Italien ein sehr langes Messer – ob den Eckesax, Mimung oder Nagelring
Unwahrscheinlich, oder? Erstere gehört doch eher nach Scandia. Und zweiteres fällt aus der Erzählzeit (493 -> 1270).
(Ich weiß, künstlerische Freiheit und so, trotzdem wunderte mich der Einwurf des Erzählers etwas, wenn auch nicht die Verwendung so durch den Autor).
(und damit setzt die Springerpresse auf Ludwig Uhlands Reim „zur Rechten wie zur Linken sieht man einen halben Türken niedersinken“ prosaisch fort)
:lol: Ich lese grad alle Bücher von Antoine Volodine a.k.a. Lutz Bassmann, der hat ständig Erzähler, die sich einmischen oder sogar sich einmischende Erzähler, die das Einmischen von - tatsächlich - Chronisten erzählen. Sehr witzig, gefällt mir sehr gut (wenn es gekonnt gemacht ist, und das ist es ja bei dir).
und spendet dem Lande nach einem Jahrhundert Wirren und Krieg für eine Generation lang Frieden.
Einem geschenkten Gaul, nicht wahr? Ist eigentlich so klar, dass es ohne den Mord keinen Frieden gegeben hätte? Immerhin haben die alle unterzeichnet.

Mit deinem Zitat zu den Flüchtlingen eingangs dachte ich ja, nach diesem Bericht geht die eigentliche Geschichte los, in der du von dieser Zehntausendergruppe Goten erzählst, die 376 an der Donau standen, um Asyl baten, sich weigerten, abzuziehen und denen dann - weil das einfach so viele waren, und dazu kampfbereit - einfach Land zum Siedeln gegeben wurde. So als Rundschluss zum Teaser.

Bis auf die ideologischen Unzeitgemässigkeiten ausgesprochen gern gelesen, und ich freue mich schon wahnsinnig auf deinen Attila. Hab schon einen Plotansatz für meinen ...

Deine heiðinn * Katla
* (was auf Old Norse einfach nur Grundbesitzer hieß, und nix mit einem Glauben zu tun hatte)

 

“Who in the world am Eye?
Ah, that's the great puzzle.“
***
„Grinsekatze: Wo gehse?
Frl. Liddell: Welchen Weg sollt ich gehn?
Katze: Kommt drauf an, wo de hin wills`.
Liddell: Ich weiß nicht ...
Katze: Dann isset egal, welchen Weg du gehst.“​
sehr frei nach Lewis Carroll​

Wo sind die versprochenen Raben

Mein J,

Katla,

Deine Besprechung ist ja umfangreicher als das eher hagere Besprochene!, das sich ja bestenfalls eine knappe Viertelstunde aus dem Leben der Leute im Kaiserpalast zu Ravenna, dem „Raben“ der Sage Mitte März 493 „n. Chr.“ (je) beschreiben soll (könnte).

Ich geh mal von aus, dass die Frage eher eine rhetorische ist, zumal der Sagenkreis um Dietrich von Bern („Verona“) auch im fernen „ Scandia“ und mutmaßlich bis „Thule“ bekannt ist und vor allem die real dreijährige Rabenschlacht.

Was ich sehr schade fand: die Geschichte hört auf, wo ich dachte, dass sie begänne: nach dem Intro erwartete ich, dass aus der - selbstverständlich sehr unterhaltsamen - Nacherzählung nun ein Plot / Konflikt folgen würde.

Das ist das Problem der Erwartungshaltung – et hätt noch immer jot jejange, wie’s im rheinfränkischen so heißt. Aber: Ich denke, dass mir – wenn ich die Beiträge so sehe – gelungen ist, den Konflikt überwiegend in die Köpfe der Lesenden zu verlagern, selbst wenn der eine oder die andere „historisch“ nicht so bewandert ist, in der Frage: Darf um nicht nur des „lieben Friedels“ Willen Gewalt angewendet werden.

Und Du fragst es ja

Mir fehlt gar nicht 'Action', sondern mehr ein Plot oder mehr noch ein literarischer Konflikt, …

Da unterscheiden wir uns offensichtlich: Die Kunst besteht m. E. darin, dass der Leser sich nicht wie Lehrer Lämpel im Schaukelstuhl selbstzufrieden zurücklehne, sondern selbst denken soll und zugleich den Unterschied von „glauben“ und „wissen“ aushält. Denn die schriftlichen Quellen sind schwach. Dass Langobarden (die ja selbst im Lombardkredit noch fortleben) ihn verherrlicht und „befriedet“ haben als Dietrich von Bern (= Verona) ist eben dieser verdammt langen, auf wirksamen Rechtssystemen aufgebaute Friedenszeit zurückzuführen.

Der nächste, der etwas ähnliches schafft, ist nicht Karl der Große, sondern eher der Barbarossa Enkel, dessen Kreuzzug ohne Blutvergießen auf vertraglicher Basis erfolgreich endet und damit allen papistischen Grundhaltungen entgegen exkommuniziert werden musste.

Du merkst, ich denk in Sprüngen.

So viel oder wenig für heute vom

Friedel,

der sich jetzt erst mal - obwohl einem rheinischen Sauerbraten nicht abgeneigt - über olympische Regeln und Tierquälerei aufregt ...

Schönes 3/4 Restwochenende aus'm Pott vonnet

Dante Friedchen

 
Zuletzt bearbeitet:

Dear Friedel,

nein, das war gar nicht rhetorisch gemeint (aber tendenziell sehr dusselig), denn ich kenne mich in der Region wirklich nicht aus, auch sehr wenig auf der Ebene Herrscher/Heerführer und die einzige Schlacht, zu der ich detailliert etwas sagen könnte, ist die Boudica vs. römische Besatzung 66/67.

Ich geh mal von aus, dass die Frage eher eine rhetorische ist, zumal der Sagenkreis um Dietrich von Bern („Verona“) auch im fernen „ Scandia“ und mutmaßlich bis „Thule“ bekannt ist und vor allem die real dreijährige Rabenschlacht.
:bonk: !!!!
Dabei fand ich aber raus, dass es auch einen friesischen Attila gab. Und dass auch die (keltischen) Chatten als Hún bezeichnet wurden. Das ist ja äußerst skurril.
Das ist das Problem der Erwartungshaltung – et hätt noch immer jot jejange, wie’s im rheinfränkischen so heißt. Aber: Ich denke, dass mir – wenn ich die Beiträge so sehe – gelungen ist, den Konflikt überwiegend in die Köpfe der Lesenden zu verlagern
Ich hoffe, mein Kommentar hat dich nicht vergrätzt, das war jedenfalls nicht meine Absicht.
Ja, das ist sicher auch eine Kunst, im off zu erzählen, und das hast du auch gemeistert hier, keine Frage. Dennoch las es sich wie eine Einleitung zu etwas Längerem - für mich eben. Nimm es doch einfach als Kompliment, wenn jemand gern mehr gelesen hätte. :shy:
Die Kunst besteht m. E. darin, dass der Leser sich nicht wie Lehrer Lämpel im Schaukelstuhl selbstzufrieden zurücklehne, sondern selbst denken soll
Na, ich hab nun wirklich nix gegen selbst denken ...
der sich jetzt erst mal - obwohl einem rheinischen Sauerbraten nicht abgeneigt - über olympische Regeln und Tierquälerei aufregt ...
Same here, same here! :mad: Tiere im Sport gehören ohnehin verboten. Wenn jemand auf was wetten will, soll er auf menschliche Sportler wetten, die entscheiden können, ob sie sich quälen lassen wollen oder nicht.

Bevor ich wieder in unbotmäßige Länge verfalle,
dir ein schönes Wochenende, herzlichst,
Katla

 

Ich hoffe, mein Kommentar hat dich nicht vergrätzt, ...

Achwo, alles im grünen Bereich,

liebe Katla.

Ich denk, und hoff, dass es jetzt nicht meine eigene Etymologie wird, dass etwa das Auftauchen der Magyaren mehr als ein halbes Jahrtausend nach Attila im Gebiet der Etzelburg zu (H)Ungarn wurden ...

Vllt. gibt's auch mal was über die sächsischen Ottonen ...

Schönen Sonntag noch aus'm Pott vom

Friedel

 

Theoderich - ein Hunne?, - mag man meinen, denn auf einer zeitgenössischen Münze findet sich ein realistisches Portrait Theoderich des Großen (Adresse s. u.),

hallo @Katla, folgendes könnte für unser Projekt Attila bedeutsam sein, ist es aber erst recht,

liebe Interessenten,

für meine Geschichte, die um einen Horrormoment zu erweitern ist.

Wer nun meint, da trüge einer eine Mütze oder eine sonstige Kopfbedeckung überhaupt, der irrt.
Es ist ein realistisches Abbild und was so hoch nach oben ragt, ist eine Schädeldeformation, wie sie Hunnen zu gestalten pflegten und in Zeiten übermächtiger Hunnen nahmen gotische Völker den Brauch an, Köpfe künstlich zu deformieren, was die besondere Stellung der Betroffenen herausstellen sollte: Sind die Knochen noch weich, werden Schädel verformt. Dazu wird der rundliche Kopf mit den Händen gedrückt und dann derart stark bandagiert, dass sich der Schädel verlängert, der Kopf sich vergrößert.

Ein Turmschädel entsteht.

Langköpfige Menschen galten als die vornehmsten, die edelsten (es weht ein Hauch Brecht - Rund- und Spitzköpfe ...)

So hat jede Zeit ihr eigenes Schönheitsideal. Aber diese Schädeldeformation ist zu dieser Zeit bereits uralt - schon im vierten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung pflegten Skythen dieses Brauchtum (einige zeitgenössische Geschichtsschreiber verwechseln Goten mit Skythen, das somit schwerlich als modische Erscheinung abgetan werden kann).

Als einziges Volk westlich des Rheins pflegten „Burgunder“ einen gotischen Dialekt und eben die Sippe Gundicars (vgl. mein 9/11 ... den wir aus dem Nibelungenlied kennen) dieses Brauchtum der Schädeldeformation.

Kein Wunder, dass der Schreck den Bürgern Ravennas buchstäblich in die Knochen gefahren sein muss 40 Jahre nach dem Tod Attilas …

Ostgoten: Theoderich :: Münzkabinett :: museum-digital:staatliche museen zu berlin

Die Erklärung ist einfach: Theoderich wurde wenige Jahre nach der Schlacht auf den katalaunischen Feldern geboren und sein Vater hatte mit seinen Leuten auf hunnischer Seite gekämpft, wessen sich Theoderich ein Leben lang schämte, denn auf der anderen Seite fiel ein Westgote, dessen Namen Theoderich hernach getragen hat ...

Ich überleg noch, wie das Erscheinungsbild die barbarische Sprache ergänzen kann ...

Bis bald

Friedel

 

Habe deine Grundlegung des Dreißigjährigen Friedens gelesen. Kommentar folgt an Ort und Stelle, sobald ich ein Wort davon verstehe. : ) Nein, das ist ein Scherz – aber auch ein erster Kritikpunkt. Wenn du natürlich nur eine erlesene Leserschaft ansprechen willst…​

Hm, klingt so, als dürfte der Leser nicht selber denken und sollte jemand das Vater-unser nicht (er)kennen?, denn nix anderes hab ich, pardon, Wulfila ins Gotische gesetzt und der Bischof der Goten setzt ja bei seiner Bibelübersetzung auf griechische Vorlagen, wie ja auch Luther beim Neuen Testament.

Und so ganz nebenbei,

lieber Robert,

wer könnte heute noch Luther im Original lesen, wenn vom hundert Jahre jüngeren Simplizissimus die weiß Gott wievielte „Übersetzung“ ins neueste Neuhochdeutsch vorgenommen werden muss ...

Du stellst historische Ereignisse gegenüber, Völkerwanderung und Gründe. Der Humor strahlt durch die Zeilen. Was ich vermisse, ist eine Analyse (der Personen, der aktuellen Politik – zum Beispiel: Die EU Politik der Agrarsubventionierung, die Afrika schwer zu schaffen macht.)
Ist zwar reizvoll, ein bisschen Sozialwissenschaft (wozu m. E. auch Psychologie zu rechnen ist) zu treiben, aber das treib ich ja schon in den Rezensionen mit mäßigem Erfolg (sehn wir mal von der Besprechung des Kapitals oder des eindimensionalen Menschen ab, wobei mir heute durch einen Eingriff der Chinesischen Führung in die Rechte der Uni Essen-Duisburg eine Änderung aufgetragen wird an zumindest einer dieser Rezensionen.

Zu der Frage, ob ein König machen darf, was er will:
Pragmatisch, realistische Einschätzung: Jeder kann machen, was er will, im Rahmen seines Selbstbewusstseins und der Risiken, die er einzugehen bereit ist. Odoaker zu ermorden wäre jedenfalls schon auch ein Risiko gewesen, falls die Überlieferung so stimmt.

Na, lass das nicht meine gewesenen Bosse hören, von denen einer anno tobac 1980er Jahre gegenüber dem Vorsitzenden der Mitarbeitervertretung brüllte „bei mir darf jeder machen, was ich will!“
Naja, ich hab ihm nicht den Schaum vom Mund gewischt ...

und um das zu klären

Ich denke mal, der Gote ist dem Skiren einfach zuvorgekommen

Mit der

Philosophische[n] Einschätzung: Determination und Freiheit sind nicht verschieden
magstu freilich recht haben, sofern Handlungsspielräume bestehen.

Erschwerend kommt hinzu, dass der westgermanistische König (ahd. kuning) aus dem Geschlecht/der Familie (kunjam [König – Schreibung, Definition, Bedeutung, Etymologie, Synonyme, Beispiele | DWDS]) kommt, der gotische aber aus dem Volk (ϸiudan). Und ich stell mir vor, dass jede Gruppe, die nicht wie das Vieh Gras fressen will, nach einer Wanderung über drei Generation Frieden über, nicht unter der Erde sucht.

Wie dem auch wird, wir werden viel Spaß miteinander haben (hoff ich doch) und danke fürs Vorbeischauen, Lesen und den Komm!

Friedel

 

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