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Copywrite Raben und die Iden des März’ 1246 a. u. c.

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12.04.2007
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Raben und die Iden des März’ 1246 a. u. c.

Raben und die Iden des März’ 1246 a. u. c.

oder

Zur Grundlegung des Dreißigjährigen Friedens

“Ach!”, spricht er, “die größte Freud
Ist doch die Zufriedenheit!”
Lehrer Lämpel​


»Die Überlebensfragen der Menschheit lassen … kein Land unberührt, und Deutschland würde Schuld auf sich laden, wollte es über seinen eigenen die globalen Sorgen Welthunger, Armutswanderungen, Umweltzerstörung vergessen. [Beifall im ganzen Hause] Darüber Bescheid
zu wissen ist besser als das Gegenteil, aber sich zu entsprechendem Handeln durchzuringen, darauf kommt es an. Wohl wissend, dass die Aufgaben im eigenen Land nicht klein sind, dürfen wir doch in der Solidarität mit den Geplagten dieser Welt nicht versagen.«
Willy Brandt vorm ersten Gesamtdeutschen Bundestag am 20. Dezember 1990 *

»Reden wir nicht nur von der Entschuldung der Ärmsten. Entschulden wir sie. Und nicht die Flüchtlinge, die zu uns drängen,
sind unsere Feinde, sondern die, die sie in die Flucht treiben. […] Die Menschheit kann nur in Solidarität überleben.«
Stefan Heym vorm zweiten Gesamtdeutschen Bundestag am 10. November 1994 *​


»Atta unsar Ϸu in himinam,
weihnai namo Þein.
qimai Þiudinassus Þeins.
Wairai wilja Ϸeins,
swe in himina jah ana airϷai ...«​

klingt’s im Großen Saal des Kaiserpalastes zu Ravenna und das gebildete Publikum staunt und ist doch insgeheim befremdet - weniger über die Klangkunst dentaler Frikative als über den Grund, warum dieser langhaarige und vollbärtige hunnische Affe ruhig und gelassen in seiner barbarischen Muttersprache spricht, wo doch jeder weiß, dass Flavius Theodericus Rex, Konsul und Dux Byzanz’ und zugleich þiudans (rex, König) der Austrogoti - seit seinem siebenten Lebensjahr zunächst als Geisel und hernach Verbündeter eine zivilisiertere Erziehung und Ausbildung am oströmischen Hof genossen hat als die meisten italischen Patrizier im Saal.

Sollte er da nicht zumindest der griechischen, wenn nicht gar der italischen Zunge mächtig sein?

Als wäre es nicht schlimm genug, ein halbes Jahrtausend nach dem Einfall der knapp einhunderttausend Cimbri Teutonique und erst recht dem vor nur zwei oder doch schon drei Generationen erlittenen nackten Vandalismus durch mehrere zehntausend Tervingi und Visigots nun wieder deren furchtbaren Sprache und Sitten ertragen zu müssen?

Alle „von Haus aus“ Bauern, die es nach mehr als hundertjähriger Wanderschaft aus einem fernen, utopischen Scandia über den Weichselstrand hernach ans Schwarze Meer verschlagen hat, bis 1128 der Hunnensturm über sie hinwegfegte und sie lehrte, Schwert, Lanze und Bogen, vor allem aber das Pferd als Kriegswaffe zu nutzen und sich mit dem eigenen Nachbarclan, der gerade noch Konkurrent und potenzieller Feind war, zu vertragen, zu verbünden und zu einer Gemeinschaft der Bedrohten zusammenzuwachsen.

Und nun steht da dieser etwa Vierzigjährige mit einer wesentlich jüngeren Frau, der seinen vielleicht hunderttausend Leuten, Frauen und Kindern, Bauern und vielleicht dreitausend Kriegern zu Pferd vom Schwarzen Meer über den Balkan ziehend eine neue Heimat verspricht: Italien!, wenn auch unter der Hand gemunkelt wird „im Auftrage Byzanz“ und alle Gäste des Friedensfestes müssen die rauen Laute ertragen in der Gewissheit der Niederlage Roms und vor allem des Dux, dem Skiren oder þüringer, niemand weiß es genau, Odoaker, gewesener Vormund und Mörder des letzten westlichen Kaisers Romulus Augustulus, dem selbst noch zu Lebzeiten manch ein Gast untertänigst das Attribut „Wurstulus“ zugestanden hat.

Theoderich, überzeugter Arianer, denn was - so fragt sich ein Barbar! - nützt dem Menschen auf Erden die Auferstehung eines Gottessohnes, der kommen und gehen kann gleich einer Jahreszeit wie schon die alten Götter!
Denn käme von den Göttern einer zu Tode, hieße er nun Baldr, der Einfältige, oder Ziu, der Vielfältige - der Gläubige schnitzte einen neuen Gott oder bräche geschickt einen Ast mit sich gabelnden Zweigen, die wahlweise die Arme wie zum Gebet dem Himmel entgegen weiteten oder zum Gähnen streckten oder umgekehrt als Beine auf dem festen Boden der Wirklichkeit zu stehen vorgaukeln.

Was ist das Kreuz für ein armseliges Symbol gegen die Kraft eines geheiligten Baumes und seines Zweiges! Denn nur der Mensch kann den Menschen erlösen!, frevelt der Barbar wider die italisch-katholische Seele.

Nach und nach erkennt selbst der Dumpfste unter den geladenen Gästen aus dem Patriziat zu Beginn des feierlichen Friedensschlusses das Gebet, das der Herr den Menschen gelehrt hat


»Hlaif unsarana Ϸana …«
(unser täglich Brot „Laib [Leib & Leben]“)
sinteinan gif uns himma daga. („gib uns heute,“)
jah aflet uns Ϸatei skulans sijaima,
swaswe jah weis afletam Ϸaim skulam unsaraim.
jah ni briggais uns in fraistubnjai,
ak lausei uns af Ϸamma ubilin;
unte Ϸeina ist Ϸiudangardi
jah mahts jah wulϷus in aiwins …«,

denn nach drei Jahren des Schlachtens und der Belagerung – ein Morden und Leiden, dem auch das fünf Tagesmärsche entfernte Venedig sich gerne entzogen hätte – erkennen die katholischen Gäste aus dem städtischen Adel im Großen Saal des Kaiserpalastes zu Ravenna gerne in der barbarischen Sprache ihr Paternoster (und mancher führt es wohl in seiner Zunge leise mit) und selbst der Unbedarfteste erkennt das abschließende, aramäische


„Amen!“​

Der Friedensvertrag, der eher einer Kapitulation vor Byzanz als den Barbaren gleichkommt, ist auf Vermittlung des Erzbischofs Johannes Angeloptes ausgehandelt und soll am zehnten Tag, eben heute, unter den Augen der Eliten feierlich unterzeichnet werden. Sein wesentlicher Inhalt sieht eine Gewaltenteilung zwischen dem Goten und Odoaker vor.

Nicht, dass Jubel ausbricht, aber alle Gäste sind froh, dieses erbärmliche, allzu lange schon währende Abschlachten nebst Belagerung ohne größere Hungersnot überstanden zu haben. Die meisten sind bereit, die Macht in Italien mit dem Goten, vor allem aber Byzanz zu teilen, wie es der Erzbischof zwischen den Parteien ausgehandelt hat. Immerhin sollte der Amaler als Geisel Ostroms wissen, wie gute Manieren zu definieren sind und dass Verträge gemeinhin verträgliche Verhältnisse schaffen sollen.

Auf der Cathedra inmitten des Saales sitzt zufrieden mit sich und der Welt der Erzbischof und vor ihm liegt auf einem hohen Hocker, dass niemand allzu sehr sich buckeln muss, der Vertrag – wesentlich durch ihn selbst formuliert - und beide – Johannes A. und Vertrag – harren der Unterschriften, nachdem der geltende Text in beiden Sprachen vorgetragen ist.

»Meine Herren«, flüstert Johannes, »tun Sie Ihre Pflicht des lieben Friedens willen und zuliebe der zumeist unschuldigen Bürger, Ihren Völkern und vor aller Welt und halten Sie, wie es die Tradition erwarten lässt, den Vertrag ein!« und mancher Gast fragt sich, kann der barbarische Gote überhaupt schreiben.

Der Gote setzt tatsächlich als erster sein Zeichen unter den Vertrag und schaut hernach lächelnd (oder doch grinsend?) seine Braut Audofleda an, die vor sieben Tagen mit einem kleinen fränkischen Tross aus der fernen Provinz Belgica eingetroffen ist, denn wie der Amaler Theoderich von einem Bündnis aller Völker germanistischer Zunge träumt, so der Merowinger Chlodwig nur scheinbar eine Nummer kleiner immerhin von der Einigung aller fränkischen Stämme am Rhein.

Aber der Chronist will nicht weiter abschweifen in Privatsphären, denn nun kann Odoaker nur noch folgen, um gegenzuzeichnen. Und in der Folge wird Chlodwig über seine Schwester besser und genauer von dem Ereignis erfahren, von dem gerade eben wir, Leser wie Autor – als wäre es eine sensationell neue Nachricht – über die Springerpresse »Die brutale Welt des Gotenkönigs Theoderich« (Die Welt vom12.11.2018 n. Chr.) erfahren, denn wir glauben nicht, dass die Springerpresse durch die Enkelin Merowechs auch nur mit einer Silbe davon erfahren hat.

Zufrieden lehnt sich Erzbischof Johannes in seinem Stuhl zurück, mehr kann man nicht in diesen unruhigen Zeiten erreichen - als das nicht Erwartete geschieht: Odoaker werde, nachdem er unterschrieben hat, von zwei Goten gepackt und festgehalten, der Waffenmeister (der Hildebrand der Sage[?]– wir wissen es so wenig wie die Welt) reiche dem Goten und künftigen König von Italien ein sehr langes Messer – ob den Eckesax, Mimung oder Nagelring, ob von Wieland dem Schmied oder Mime vom Rhein oder gar Daedalus, wir wissen es nicht, aber nach dem Bericht der Welt packten eben zwei Goten Odoaker und hielten ihn fest. Weitere Bewaffnete eilten herbei, ohne den Wehrlosen anzugreifen. Da – wir wechseln in den Konjunktiv irrealis - träte Theoderich selbst vor und tötete den Kontrahenten mit einem Schwertstreich, der vom Schlüsselbein bis zur Hüfte führte (und damit setzt die Springerpresse auf Ludwig Uhlands Reim „zur Rechten wie zur Linken sieht man einen halben Türken niedersinken“ prosaisch fort) und wir ließen ihn schließen: „Es kann und soll nur einen König geben in Italien!“, und spendet dem Lande nach einem Jahrhundert Wirren und Krieg für eine Generation lang Frieden.

 
Quellenangaben
* beide Zitate aus Achim Engelberg: „Die »Boten des Unglücks«“ in „Blätter für deutsche und internationale Politik“, 6‘21, S. 57 ff., hier S.61

Die brutale Welt des Gotenkönigs Theoderich (https://www.welt.de/geschichte/article183674482/Spaetantike-Die-brutale-Welt-des-Gotenkoenigs-Theoderich.html)

Wolfram, Herwig: Geschichte der Goten. Von den Anfängen bis zur Mitte des sechsten Jahrhunderts, Sonderausgabe, München 1983 -
Standardwerk!, in dem nicht nur die Geschichte, sondern vor allem die Ethnogenese der gotischen Stämme beschrieben wird

im Grunde führt der Text zwo weitere Beiträge von mir fort,
nämlich
Walden 1209 a. u. c. und der Rosengarten der Ildico | Wortkrieger
und
9/11 oder Silvester 406 und der Nibelunge not | Wortkrieger
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Hallo Friedl!

Fasziniert von deiner Excoursion in die Zeit der Völkerwanderung und Entstehung europäischer Staatsgemeinschaften, gemahnt sie mich der Wieland-Sage, nach der Wittich, des Schmiedes Sohn, sein Schwert Mimung dem gewaltigen Dietrich von Bern lieh, der damit den Odoaker erschlug. Ganz entgegen der anerkannten Historik, wenngleich nicht weniger spannend.
Auch drängt mich die Lektüre, Verse August von Platens zu zitieren, die Alarich, den ersten König der Goten rühmen, der bereits knapp hundert Jahre zuvor Rom plünderte und sein nasses Grab im Busento fand.

Nächtlich am Busento lispeln, bei Cosenza, dumpfe Lieder,
Aus den Wassern schallt es Antwort, und in Wirbeln klingt es wieder!
Und den Fluß hinauf, hinunter, ziehn die Schatten tapfrer Goten,
Die den Alarich beweinen, ihres Volkes besten Toten ...

Danke für deinen Text, ich habe ihn sprachlich und inhaltlich genossen. :)

Nur hier:

- seit seinem siebenten Lebensjahr zunächst als Geisel und hernach Verbündeter eine zivilisiertere Erziehung und Ausbildung am oströmischen Hof genossen hat als die meisten italischen Patrizier im Saal.

Würde ich nachbessern.

 
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Lieber @Friedrichard ,

ausgehend von @Isegrims langer Erzählung „Das Recht des Königs“ widmest du dich dem Aspekt, ob in Zeiten, wo das Leben nicht viel wert war, auch ein Herrscher einfach Leben nehmen durfte. Kann daraus was Gutes entstehen, z. B. ein dreißigjähriger Frieden?

Mich führte dein Text zum atemlosen Lesen in der Jugend zurück, nämlich zu Felix Dahns Roman „Ein Kampf um Rom“ und trotz Theoderichs friedenstiftenden Mordes an Odoaker letztendlich zum Untergang der Goten.
Heute muss der Roman mit Vorbehalt gelesen werden, auch wenn der Autor den damaligen Wissensstand weitgehend korrekt wiedergegeben hat. In meiner Erinnerung bleiben der böse (fiktionale) Cethegus und die strahlenden und tragischen Helden Totila und Teja. Und ebenso eine spannende Epoche, in der das Römische Reich unterging.

Aber was sage ich, alle Zeiten sind spannend für die Lebenden, wir leben derzeit ebenfalls in Umbruchzeiten.
Kein Wunder, dass viele Zeitgenossen dystopische Zukunftsentwürfe lesen oder schreiben.

Danke für den spannenden Nachmittag.

wieselmaus

 
Zuletzt bearbeitet:

Würde ich nachbessern.

Soll so sein,

liebe Manuela,

solch eine Kritik zum Start – da bade ich gleich in Milch und Honig. Das tut gut!, denn zunächst überlegte ich, ob dergleichen keineswegs leichte Kost nicht eine Zumutung für manches Auge wäre. Aber wenn man etwa das Schicksal Nawalnys betrachtet, ist der eine und andere Welten(ver)führer ein Feigling, der seine Feigheit als Klugscheiße tarnen will. Bedauerlich, dass es immer wieder armselige Kreaturen gibt, die als Handlanger dienen. Und da liegt dann auch der Rückschluss zu Theoderichs Schwager, Chlodwig, der den Sohn des fränkischen Königs von Köln, den „hinkenden“ Sigibert, seinen Cousin, wenn ich den Stammbaum der Merowinger näherungsweise richtig im Kopf hab, zum Mord des Vaters anstiftete.

Sicherlich eine Quelle für die Siegfried/Sigurd Sagen, die ja auch mit Wieland verknüpft ist. Da bietet sich mein älteres 9/11 (9/11 oder Silvester 406 und der Nibelunge not) an, dass offen die Verknüpfung mit der heutigen Situation zeigt – etwa anhand der Blutrache, die – weil der zivilisierte Mitteleuropäer sie für erledigt glaubte – im jugoslawischen Bürgerkrieg Wiederauferstehung feierte …

Es ist halt so, wie Karl Kraus es definierte, wir sind immer noch die alten Troglodyten, wenn auch auf technologisch höherem Niveau.

Dank Dear

und auch Dir, lieber @dotslash

für die Arbeit und Mühe im Hintergrund!

Hoppela, liebe @wieselmaus,

schön, dass auch Du vorbeischaust - und ja, um den Dahn weiß ich (ist ja sogar verfilmt worden und irgendwann hab ich sogar den Film gesehen)

Euch (und allen andern natürlich auch) einen schönen Abend!

Friedel

 

Hallo @Friedrichard,

in der Vorlage hat König Chlodwig eine Stadt erobert, eine Schlacht gewonnen, während hier in einer nichtchronologischen, aber thematischen Fortsetzung, Jahrhunderte später ein Friedensvertrag geschlossen wird. In Isegrims Geschichte erfolgt der Twist am Ende, der Krieger, der nichts Falsches getan und nur die Tradition gewahrt hat, wird erschlagen, während hier der Odoaker nach Vertragsunterzeichnung eines gewaltsamen Todes sterben muss.

Der Gedanke führt mich zum Zitat am Anfang:

Und nicht die Flüchtlinge, die zu uns drängen,
sind unsere Feinde, sondern die, die sie in die Flucht treiben. […] Die Menschheit kann nur in Solidarität überleben.«
Ich habe seit längerem den Eindruck, dass sich in der Welt nichts ändert. Die kürzliche Flüchtlingswelle, über die sich manche Leute aufregen, ist mir noch gut in Erinnerung. Die machen ja unsere deutsche Kultur kaputt und liegen uns auf der Tasche. Das war 2015, während das Zitat von 1994 ist. Alles wiederholt sich.

Hier zeigst du also, Jahrhunderte später, ein gänzlich anderes Ereignis, bei dem sich die Menschen aber gleich verhalten, als hätten wir nichts dazugelernt. Mir gefällt die Ironie dahinter. Das erinnert mich an Cloud Atlas.

Die langen, verworrenen Sätze und die Vokabeln aus dem langen Schwanz der Worthäufigkeiten sind eine herausfordernde Kost für das nach einem Arbeitstag aufgeweichte Gehirn nach Feierabend. Vermutlich auch für das ausgeschlafene. Aber es ist schön, ab und zu daran erinnert zu werden, dass das Denkorgan theoretisch mehr kann als Trivialliteratur.

Viele Grüße
Jellyfish

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Jellyfish,

puh, da kommt ja ja gar nicht nach mit den Antworten. Aber Chlodwig und Theoderich, der deutsch wortbedeutungsgetreu zum "Dietrich" wird (Thiu/Theo, ahd. Diet) wobei die Endung "rich" (etwa "Herrscher") im Gotischen eigentlich "reik" ist - aber wer will sein Publikum verschrecken, vor allem wenn selbst in den historischen Wissenschaften der Namensteil ...rich sich einschleicht im gotischen wie im deutschen Namen

Aber hier irrstu

..., während hier in einer nichtchronologischen, aber thematischen Fortsetzung, Jahrhunderte später ...
die beiden sind tatsächlich verschwägert - also Zeitgenossen, die sich aber nie begegnet sind

Ich habe seit längerem den Eindruck, dass sich in der Welt nichts ändert. Die kürzliche Flüchtlingswelle, über die sich manche Leute aufregen, ist mir noch gut in Erinnerung. Die machen ja unsere deutsche Kultur kaputt und liegen uns auf der Tasche. Das war 2015, während das Zitat von 1994 ist. Alles wiederholt sich.
Ja, dafür steht bei mir der olle Karl Kraus, der es ja auf den Punkt bringt, dass wir immer noch die alten Höhlenbewohner sind, wenn auch mit verbesserter Technologie, als wenn es nicht eher auf den sozialen Fortschritt wie etwa Gleichberechtigung und gleiche Verhältnisse für alle ankäme.

Dank Dear fürs Lesen und Kommentieren!,

Friedel

Cloud Atlas.
sagt mit nix - aber ich schau mal nach ...

Aber Du hast die schwere KOst gut gemeistert,

findet der

Friedel

Dank Dear!
und dass ich schwere Kost i. d. R. liefer
erinnert zu werden, dass das Denkorgan theoretisch mehr kann als Triviallit

 

Lieber Friedel

du inspirierst mich wie kein anderer Autor hier im Forum zum Nachdenken und ich komme mir wie ein Troglodyt vor.
Es beginnt schon bei deiner Überschrift (hier musste ich schon ganz schön hirnen. Sagt man das bei euch auch so?)
Raben, nimmt das Bezug auf die Rabenschlacht 493? Was haben die Ideen des März 1246 mit der Ermordung Odoakers zu tun?
Mir fiel da auch der Roman von Thornton Wilders über die letzten Tage der Römischen Republik unter Julius Caesar ein.
Dann schreibst du auch noch oder zu „Grundegung des 30-jährigen Friedens“ okay, jetzt bin ich im 17. Jahrhundert angelangt?

Nach der Überschrift habe ich mir dann leichter getan.

Nach und nach erkennt selbst der Dumpfste unter den geladenen Gästen aus dem Patriziat zu Beginn des feierlichen Friedensschlusses das Gebet, das der Herr den Menschen gelehrt hat
Hat er das Vater unser wirklich gebetet?
Die brutale Welt des Gotenkönigs Theoderich« (Die Welt vom12.11.2018 n. Chr.) erfahren, denn wir glauben nicht, dass die Springerpresse durch die Enkelin Merowechs auch nur mit einer Silbe davon erfahren hat.
Hier dachte ich dann auch daran, dass er ja Odoakers Ehefrau verhungern lies.
Doch wie brutal sind wir heute, auch wir sehen zu, wenn Menschen auf anderen Kontinenten Hunger leiden, getötet, vergewaltigt werden.
Da finde ich wieder den Bezug zu deinem Prolog.

Ich danke dir für diese geschichtliche Reise und die Inspiration mich damit zu beschäftigen.

Liebe Grüße Conny

 

Hallo Conny,

schön, dass Du mich wieder und wieder besuchst, selbst wenn es hammerharte Kost gibt. Aber wenn wir mal zurück in die Steinzeit gehen, so dürfen wir unterstellen, dass unsere Vorfahren nicht minder intelligent gewesen sein dürften als wir. Z. B. Werkzeuge zu schaffen und damit der Hand (dem Handwerk) als dem natürlichsten überhaupt. In KOmbination mit dem Denk- und Gedächtnisapparat - nennen wir's Hirn - könnten wir, wenn nicht die Individualität hinzukäme, lebendige Maschinen, die ihren eigenen Willen haben und aus dem vor-codierten (nennen wir es Brauchtum oder Sitte) schon mal ausbrechen.

Aber der Reihe nach

Es beginnt schon bei deiner Überschrift (hier musste ich schon ganz schön hirnen. Sagt man das bei euch auch so?)
Richtig, aus Ravenna wurde in der Dietrich Sage - übrigens eher von den Langobarden/Lombarden denn Baiern geschaffen, selbst wenn Mitte des 6. Jh. flüchtende Ostgoten eher in und über die Alpen flüchteten als in das byzantinische Reichsgebiet - "Raben" und die Sage liefert auch ein Motiv für den Mord, denn als der Vertrag vorlag , fand ein "Ritter" (Name fällt mir gerade nicht ein, könnte Heime oder Wittich/Wittege gewesen sein) drei ermordete Kinder, für deren Sicherheit Dietrich den Eltern - u. a. Etzel, dem Namen der Sage für Attila, garantiert hatte. Blutrache war damals ein legitimes Mittel, das rechtliche Gleichgewicht wieder herzustellen (unter 9/11 stell ich es ausführlicher dar)
Und "Bern" meint nicht Kanton oder Stadt der Schweiz, sondern Verona.
Selbst Bonn am Rhein wird gelegentlich als "Bern" bezeichnet und die ein oder andere Theorie lässt Dietrich und Nbelungensage ins Ruhrgebiet vordringen (wo es tatsächlich eine Ruine einer Burg gibt, die Isenstein heißt - und auf einem Isenstein findet Siegfrid der Sage nach Brunhilde ... Ich könnt jetzt ewig weiterplauden, denn ein Brunichildis gabs in Worms ... Sie wurde von Vorfahren des großen Karl gevierteilt, was ich einem schlimmstein Feind nicht wünsche ...

Die Sage stellt übrigens den historischen Verlauf auf den KOpf, ohne dass sie rein Fantasie wäre. Da fällt auch das Nibelungenlied drunter, in dem gegen Ende auch Dietrich von Bern auftritt. Die Sage verknüpft unterschiedliche Zeitebenen zu einer einzigen Ebene (Untergang der Wormser Burgunder 436 f., Tod Attilas/Etzels ca. 453, und um den Todeszeitpunkt herum vermutet man das Geburtsdatum Theoderichs usw. usf.

Hat er das Vater unser wirklich gebetet?
nach Lukas-Evangelium, aber da hab ich sicherheitshalber noch mal nachgeschaut, selbst als gewesener Presbyter ist das irgendwann unbelegt im Schädel drin ...

Ja, der Bezug zu heutigen Verhältnissen versuch ich immer herzustellen. Und zu diesem und jenem gelingt es durchaus. Denn tatsächlich hat sich nur die Technologie geändert - wie es ja auch in der Arbeitswelt so vor sich geht. Der manchmal unberechenbare Mensch als Anhängsel der berechenbaren Maschine ...

Dank Dear für den Besuch und vor allem den Kommentar!

Bis bald

FRiedel

 

Lieber @Friedrichard,

na gut, dann wage ich es mal (dir ein Feedback zu geben).
Vorweg: wir kennen uns ja schon lange und gaaaanz früher war es so, lieber Friedrichard, dass ich mit deinen Texten, noch nicht mal mit deinen Kritiken, etwas anfangen konnte. Ich habe sie allesamt nicht verstanden.
Jetzt, im Laufe der Jahre des Aneinandergewöhnens ist es eher so, dass ich zumindestens von der Einbildung geleitet werde, sie halbwegs zu verstehen und für mich ist das ja schon ein deutlicher Fortschritt.
So sind mir deine Texte insoweit immer ein Genuss, weil ich mir wie eine Detektivin vorkomme, wohlgemerkt in eigener Sache, nämlich ich lese das, was du schreibst und frage mich am Ende, ob ich dieses Mal vielleicht sogar noch mehr verstanden habe oder ob ich schon geistig nachhaltig abbaue und es gar noch viel weniger ist als jemals zuvor.
Du siehst, auch Literaturseiten haben manchmal für andere Kleinigkeiten, die nicht direkt etwas mit dem Lesen zu tun haben, ihre hohe Bedeutung.
Fazit: noch halte ich mich auf leicht vorwärtsschreitendem (nur eingebildetem) Niveau. :D

So, nun aber mal zu deinem Text, zu dem mir zunächst mal nur Banales einfällt und weshalb er mich dann doch aber etwas tiefergehend in den Bann schlug: Ich las Theoderich und Ravenna und dachte: hoppla, da warste mal an seinem Grab, hast vor dem Mausoleum gestanden, damals in der sommerlichen Gluthitze, in der es wirklich egal war, ob man sich draußen oder drinnen in dem unklimatisierten Fahrzeug aufhielt, es war überall gleich heiß.

Ich fing also an zu googeln und dachte, na vielleicht krieg ich ja jetzt nach all den Jahren den Herrn Theoderich besser geschichtlich einsortiert und stieß auf eine Abhandlung, in der sich eine kluge (so erschien sie mir) Dame weitschweifig und detailliert darüber ausließ, ob Theoderichs Gattin nun vor oder nach dem sog. Vertrag bereits mit ihm im Stand der Ehe war. Ich weiß jetzt, wieso sie der Ansicht ist, dass es danach war, aber das hat mir am Ende auch nicht bei deiner Geschichte weiter geholfen, weil genau dieser Punkt, mir so gar nicht wichtig erscheint.

Mir ist eher wichtig, was du eigentlich mitteilen wolltest. Wenn ich es richtig verstehe, hat die Mordhandlung zum Frieden geführt und zwar sogar zu einem nachhaltigen, wie es damals wie heute ja keineswegs üblich gewesen ist. Und mir stellt sich die Frage, ob du dem Leser die Frage aufbürdest, ob es dann deswegen ein gerechtfertigter Mord gewesen ist.
Gute Frage, wenn du sie denn inzidenter gestellt hast. Hast du?

Zugleich finde ich es aber deutlich grandioser, einmal unterstellt, du hast diese Frage mit der Geschichte aufwerfen wollen, wenn der Autor seine Position einnimmt und sie auch herleitet.
Und hier kommt dann wiederum die Frage auf mich zu, ob du vielleicht die Antwort bereits im Text versteckt hast und ich es nur mal wieder nicht kapiert habe?

Lieben Gruß
lakita

 

Lieber Friedel,

während des Fußballspiels, während der König Deutschland bereits das erste Tor kassiert hat, die Nase aber weiter hoch trägt, auf das natürliche Recht, die Vorrunde zu überstehen, hofft, da lässt sich's gut etwas zu deiner Copy schreiben.

Habe ich nicht erwartet, dass du einen Text wählst, denn ich zu meinen Anfangszeiten hier ein gestellt habe.

Zu deinen eigenen Vorlieben passt der historische Kontext natürlich faustaugemäßig.

Was du aus der Vorlage gemacht hast, finde ich sehr spannend. Du n nimmst das Thema auf und stellst es in einen neuen Kontext, gefällt mir ausgesprochen gut.

Die Friedrichardsche Art, Ebene auf Ebene auf Ebene zu setzen, Bezüge herzustellen, Verweise, die LeserInnen dekonstruieren. müssen, um in den vollen Genuss deiner Prosa zu kommen, diese besondere Art, Texte zu gestalten, ist mutig, frisch, innoivativ, eigenständig, wenn auch nicht gerade einfach zu konsumieren. Das mal vorab, ich werde bestimmt noch mal vorbeischauen. (muss allerdings dringend meinen eigenen Text fertigstellen, da ich übers Wochenende eine Visite in der ewigen Stadt vor mir habe und schon am Sonntag die Deadline endet.)

Paar Stellen:

»Atta unsar Ϸu in himinam,weihnai namo Þein
man, man, was ne Vaterunserung.

ein halbes Jahrtausend nach dem Einfall der knapp einhunderttausend Cimbri Teutonique und erst recht den vor nur zwei oder doch schon drei Generationen erlittenen nackten Vandalismus durch mehrere zehntausend Tervingi und Visigots nun wieder deren furchtbaren Sprache und Sitten ertragen zu müssen?
furchtbare
Und nun steht da dieser etwa Vierzigjährige mit einer wesentlich jüngeren Frau,
was allerdings üblich war, bestenfalls eine historische Randnotiz
wenn auch unter der Hand gemunkelt wird „im Auftrage Byzanz“...
schöne Ironie
Was ist das Kreuz für ein armseliges Symbol gegen die Kraft eines geheiligten Baumes und seines Zweiges! Denn nur der Mensch kann den Menschen erlösen!, frevelt der Barbar wider die italisch-katholische Seele.
und dieser Vergleich, der zeigt schon einiges, sehr stark
und vor ihm liegt auf einem hohen Hocker, dass niemand allzu sehr sich buckeln muss, der Vertrag – wesentlich durch ihn, den Erzbischof selbst formuliert -
in den Gesten liegt die Kraft
und vergisst darüber gerne, dass der Amaler eine bessere Bildung und Erziehung genießen durfte als die große Zahl der Reichsbewohner.
das mit der Bildung erwähnst du weiter oben schon mal, eine Stelle würde ich angesichts der Kürze des Textes streichen
Und in der Folge wird Chlodwig über seine Schwester besser und genauer von dem Ereignis erfahren, von dem gerade eben wir, Leser wie Autor – als wäre es eine sensationell neue Nachricht – über die Springerpresse »Die brutale Welt des Gotenkönigs Theoderich« (Die Welt vom12.11.2018 n. Chr.) erfahren, denn wir glauben nicht, dass die Springerpresse durch die Enkelin Merowechs auch nur mit einer Silbe davon erfahren hat.
:D
Da – wir wechseln in den Konjunktiv irrealis - träte Theoderich selbst vor und tötete den Kontrahenten mit einem Schwertstreich, der vom Schlüsselbein bis zur Hüfte führte (und damit setzt die Springerpresse auf Ludwig Uhlands Reim „zur Rechten wie zur Linken sieht man einen halben Türken niedersinken“ prosaisch fort) und wir ließen ihn schließen: „Es kann und soll nur einen König geben in Italien!“, und spendet dem Lande nach einem Jahrhundert Wirren und Krieg für eine Generation lang Frieden.
der Konjunktiv, aha, aber viel wichtiger: am Anfang manch langer Friedensperiode, steht eine Grausamkeit.

Herzlichen Dank für die Copy!

viele Grüße aus der 0:1 Düsternis
Isegrims

 
Zuletzt bearbeitet:

Wenn ich es richtig verstehe, hat die Mordhandlung zum Frieden geführt und zwar sogar zu einem nachhaltigen, wie es damals wie heute ja keineswegs üblich gewesen ist. Und mir stellt sich die Frage, ob du dem Leser die Frage aufbürdest, ob es dann deswegen ein gerechtfertigter Mord gewesen ist.
Gute Frage, wenn du sie denn inzidenter gestellt hast. Hast du?

Hat er,

liebe @lakita ,

Wagemut ist immer gut –


aber zunächst zu unseren ersten Begegnungen, denn ich sing gelegentlich den Song of Joyce, summ aber eher Finnegan’s Wake in der Fassung der Dubliners.

Der „Ikarus“ , an dem sich einige die Zähne ausgebissen haben (und dann doch von Gisanne – wenn ichs richtig im Kopf hab, empfohlen wurde, ist übrigens der Text, über den ich nach einer Lesung in einem emsländischen Literaturcafé mit dem Hinweis, dass da bei "Kurzgeschichten.de" evtl. Leute seien, die den Text verständen. Die Kakophonie Jahre später war zwar nach ähnlicher Methode entstanden, aber offensichtlich - schon wegen des konkreten Anlasses - verständlicher.

Aber zu Theo… dessen Grabmal ist übrigens leer – wahrscheinlich immer schon, um das eigentliche Grab vor Grabraub zu schützen.

Die genauen Daten, wann Frl. A. den beschwerlichen Weg von 1200 km Luftlinie in den Süden nahm, weiß niemand – aber 493 n. Chr., eben das Jahr, in dem die Rabenschlacht endete mit der Einnahme Ravenna/Rabens, gilt als gesichert.

Du glaubst nicht, was ich für unglaubliche Dinge im Netz gefunden hab – sogar einen Brief von Theoderich „persönlich“ an die Thüringer. Theoderich lobt in dem Brief ihre Schmiedekunst, denn ihre Schwerter durchdrängten selbst Rüstungen. Also muss wohl auf heute teutschem Boden immer schon der Waffenexport gepflegt worden sein. .

... hier kommt dann wiederum die Frage auf mich zu, ob du vielleicht die Antwort bereits im Text versteckt hast und ich es nur mal wieder nicht kapiert habe?
Ich denk schon, dass Du verstanden hast, denn auszugehen ist davon, dass unter einer Doppelführung unterschiedlicher Charaktere kein 30jähriger Friede eingekehrt wäre in Italien.

Dank Dear für den Beitrag!

Moin @Isegrims,

da haben „die“ Deutschen aber noch mal Glück gehabt in der Wasserschlacht ...

Habe ich nicht erwartet, dass du einen Text wählst, denn ich zu meinen Anfangszeiten hier ein gestellt habe.
Uff, jetzt hab ich gerade im Beitrag zuvor auf meine Anfangszeit zurückgegriffen.

Was du aus der Vorlage gemacht hast, finde ich sehr spannend. Du n nimmst das Thema auf und stellst es in einen neuen Kontext, gefällt mir ausgesprochen gut.
Was mir wiederum gefällt. Ist ja immer ein kleines Risiko in der Wahl, am Muttertext vorbeizuschreiben (da bin ich durchaus talentiert zu).
Die Friedrichardsche Art, Ebene auf Ebene auf Ebene zu setzen, Bezüge herzustellen, Verweise, die LeserInnen dekonstruieren. müssen, um in den vollen Genuss deiner Prosa zu kommen, diese besondere Art, Texte zu gestalten, ist mutig, frisch, innoivativ, eigenständig, wenn auch nicht gerade einfach zu konsumieren.
Ja – aber Du siehst, selbst lakita hat’s gemeistert.

ein halbes Jahrtausend nach dem Einfall der knapp einhunderttausend Cimbri Teutonique und erst recht den vor nur zwei oder doch schon drei Generationen erlittenen nackten Vandalismus durch mehrere zehntausend Tervingi und Visigots nun wieder deren furchtbaren Sprache und Sitten ertragen zu müssen?
furchtbare, wird korrigiert -

nee, doch nicht - ist Plural "Sprache + Sitten"!

Muttertext:
Und nun steht da dieser etwa Vierzigjährige mit einer wesentlich jüngeren Frau,
darauf Du;
was allerdings üblich war, bestenfalls eine historische Randnotiz
was aber nicht jeder weiß ...


Muttertext:
..., dass der Amaler eine bessere Bildung und Erziehung genießen durfte als die große Zahl der Reichsbewohner.
Du:
das mit der Bildung erwähnst du weiter oben schon mal, eine Stelle würde ich angesichts der Kürze des Textes streichen
schau'n wir mal*

Herzlichen Dank für die Copy!

Nix zu danken, gern geschehn

Gruß zurück aus dem Morgengrauen an Euch zwo vom

Dante Friedchen

* Wiederholung gestrichen!

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber @Friedrichard ,
mein erster Kommentar ist leider sehr kurz ausgefallen, deshalb melde ich mich nochmals. Ein paar Fragen beschäftigen mich nachhaltig und ich weiß, dass du sie beantworten könntest.

Mir ist eher wichtig, was du eigentlich mitteilen wolltest. Wenn ich es richtig verstehe, hat die Mordhandlung zum Frieden geführt und zwar sogar zu einem nachhaltigen, wie es damals wie heute ja keineswegs üblich gewesen ist. Und mir stellt sich die Frage, ob du dem Leser die Frage aufbürdest, ob es dann deswegen ein gerechtfertigter Mord gewesen ist.
Gute Frage, wenn du sie denn inzidenter gestellt hast. Hast du?
Genau so geht es mir auch und ich hätte in meinem Kommentar das Wörtchen friedenstiftend in Anführungszeichen setzen müssen.

Überhaupt: Seit wann taucht das Wort "Mord" in den Quellen auf, seit wann die Redensart von "Mord und Totschlag", die Differenzierung "heimtückischer" Mord als relevante Kennzeichnung im Strafrecht? Gibt es überhaupt eine (abendländische) Übereinstimmung in der Terminologie?

Der amerikanische Präsident Biden hat in einem Interview bestätigt, dass er Putin für einen Mörder hält. Gleichwohl schütteln sie sich die Hände bei den Meetings der Staatshäupter. Ist das Recht des Königs ein frühes Geltendmachens des staatlichen Gewaltmonopols, das später die Todesstrafe einführte? Was ist dann mit der Rechtfertigung eines Attentates auf Hitler?
Jede beantwortete Frage wirft eine neue auf.

. Weitere Bewaffnete eilten herbei, ohne den Wehrlosen anzugreifen. Da – wir wechseln in den Konjunktiv irrealis - träte Theoderich selbst vor und tötete den Kontrahenten mit einem Schwertstreich, der vom Schlüsselbein bis zur Hüfte führte (und damit setzt die Springerpresse auf Ludwig Uhlands Reim „zur Rechten wie zur Linken sieht man einen halben Türken niedersinken“ prosaisch fort) und wir ließen ihn schließen: „Es kann und soll nur einen König geben in Italien!“, und spendet dem Lande nach einem Jahrhundert Wirren und Krieg für eine Generation lang Frieden.
Diese Szene, die du als "Möglichkeit"gestaltet hast, ist faszinierend und grausam. Macht und Herrschaft in einer Hand entfalten große Wirksamkeit. Es gibt derzeit Potentaten, denen das Modell gut gefallen könnte. Frieden ist aber mehr als die Abwesenheit von Krieg habe ich in meinen jungen Jahren geglaubt. Und du?

Herzliche Grüße von wieselmaus

 
Zuletzt bearbeitet:

… und ich weiß, dass du sie beantworten könntest.

Da äußerstu Dich vorsichtig im Konj. II,

liebe @wieselmaus,

Seit wann taucht das Wort "Mord" in den Quellen auf, …
das lässt sich exakt nicht sagen, denn wie die Biografie Einhards zu Karl dem Großen - übrigens der Mann, der den Goten verehrte, was nicht nicht so sehr im Sachsenkrieg iich äußerte, als im Transport des Reiterstandbildes des Goten nach Aachen - so sind auch die drei Jahrhunderte zuvor entstandenen Biografien/Historie-beschreibenden Zeitgenossen Theoderichs abhängig von ihrem Auftraggeber – und Johannes Frieds Karl-Biographie trägt nicht grundlos den Untertitel Gewalt und Glaube (zu den Problemen wissenschaftlichen Arbeiten von Historikern siehe War Karl der Große ein Selfmade-Man? | Wortkrieger).

Gewalt ist ja selbst noch in unserem Wort „Erziehung“ erhalten, was ja durchs Präfix nicht wesentlich gemildert wird, denn „ziehen“ als Kraft, etwas (hinter sich her) zu ziehen und von dem Verb sind Zug, Zügel, Zucht usw.. abgeleitet bleibt beherrschend, wenn ich es mal so sagen darf und ob A. S, Neills Summerhill sonders erfolgreich war, weiß ich nicht, obwohl er sich selbst darüber positiv geäußert hat seinerzeit in seinen Äußerungen und den Veröffentlichungen.

Wolfram und andere erwähnen aber, dass der junge Theoderich einen gleichnamigen Konkurrenten, Theoderich Strabo, der auch eine Gruppe von Ostgoten führte, eigenhändig erschlagen hat (Du merkst am Indikativ, von was ich überzeugt bin). Andere, ältere Quellen und auch im Netz wird gar behauptet, Strabo wäre 481, also zwölf Jahre vor unserem Ereignis, vom Pferd gefallen und unglücklich gestürzt. Jordanes hat eine Geschichte der Goten geschrieben („Getica“) aber sie offensichtlich mit den Skythen gleichgesetzt, die wiederum mit Amazonen in Verbindung gebracht werden (bei dem Steppenvolk zogen Frauen mit in den Krieg). Ich bin überzeugt, um sich durchzusetzen schreckte Theoderich vor nichts zurück und der Dietrich von Bern, eher ein Schlichter, den Streithahn, gibt nur eine, eben die angenehme Seite des Goten bekannt.

Ist das Recht des Königs ein frühes Geltendmachens des staatlichen Gewaltmonopols, das später die Todesstrafe einführte?
Nee, die Todesstrafe ist aus der Blutrache entstanden, hat sie quasi verrechtlicht.

Was ist dann mit der Rechtfertigung eines Attentates auf Hitler?
Wenn größeres Unheil verhindert werden kann, gilt es abzuwägen – wie schon in der Wiege der Demokratie, den städtischen Bürgern der griechischen Antike galt Tyrannenmord weniger als Verbrechen, denn als edle Tat (ich will da nicht den Superlativ „edelste Tat“ verwenden wie in früher Literatur.

Hallo @Rob F,

schön, dass Du mich besuchst und den Text trotz beschränkten Interesses zu dem (historischen?) Thema!

Ja, das erkennstu richtig, ich lehre nicht Geschichte, sondern erzähle davon wie ursprünglich die Maere von Mund zu Mund ohne große Erklärung weitergegeben wurde (darum ist die frühe Form auch zumeist in Reimform - die ist leichter zu merken als Prosa von der Illias bis weit übers Nibelungenlied hinaus - Verse sind leichter zu merken als reine Prosa und in überwiegend schriftloser Zeit da einzige Mittel, Nach-richten weiterzureichen) und oft packe ich mich am Kopf, wenn ich sehe, dass selbst Grimmelshausen immer wieder neu übersetzt werden muss, dass eine neue Generation ihn halbwegs verstehen kann (da meine ich nicht die Weichspülung der lutherschen Bibelübersetzung in ein "gerechtes" Deutsch, was immer Deutsch - nix anderes als das uralte, zusammengestrichene und abgeschliffene thiudisk, wo wir das tea-aitsch ja verloren haben und fast nur noch auf dem Thrönchen, auf dem einer sitzt und sitzen bleiben will pflegen - ja gut, die (Apo)Theke trägt auch noch einen verlorenen Laut.

Aber Du neigst - wie ich - dazu, nicht zu resignieren - darum ist der folgende Abschnitt auch jetzt auch ungekürzt bemerkenswert

Mit persönlich fehlt ein wenig das Interesse für die Themen, dennoch habe ich den Text gerne gelesen, bei fast jedem Satz mit dem Eindruck: Das soll mir etwas sagen, aber so einfach macht der Autor es mir nicht.
Neben einem Interesse für die Themen setzt du auch zumindest etwas Hintergrundwissen voraus, aber wie so oft muss ein Text halt die richtigen Empfänger finden. Aber alleine durch deine Erzählart macht er auf jeden Fall neugierig und gibt m.E. auch Hobbyautoren Anregungen, mal über eine andere Textgestaltung nachzudenken.

Was nun Deine Änderungsvorschläge betrifft muss ich mal überlegen - aber hier

... und mancher Gast fragt sich, kann der barbarische Gote überhaupt schreiben, und vergisst darüber gerne, dass der Amaler eine bessere Bildung und Erziehung genießen durfte als die große Zahl der Reichsbewohner.
kann ich Dear die Entscheidung schon sagen, dass das angemahnte KOmma bleiben nicht so sehr darf, als muss, denn es beendet den Nebensatz (..., kann ... schreiben) und die KOnjunktion setzt den Hauptsatz "mancher Gast fragt sich ... und vergisst darüber, ..." fort.

Dank Dear für den Besuch und Kommentar und auch nochmals @wieselmaus für die interessante Nachfrage

sagt der nach einer Geburtstagsfete noch leicht angeschlagene

Friedel

 

Hallo @Friedrichard,

ich habe die 1246 im Titel als Jahr interpretiert, in dem die Geschichte spielt und da in der Vorlage 486 angegeben ist, komme ich auf die "Jahrhunderte später". Ups. In der Tat ist mir die Erwähnung Chlodwigs aufgefallen, ich konnte die Information allerdings nicht integrieren.

Von Cloud Atlas ist mir nur die Filmversion bekannt. Ein Paar kämpft im 19. Jahrhundert gegen die Sklaverei. Dann sieht man die gleichen Seelen in Reinkarnation im Jahre 2144 gegen die Sklaverei von Klonen eintreten. Das stößt hier ins selbe Horn in dem Punkt, dass sich die Menschheit immer mit den gleichen Problemen herumschlägt und nie daraus lernt.

Viele Grüße
Jellyfish

 

ich habe die 1246 im Titel als Jahr interpretiert, in dem die Geschichte spiel

’nabend, nee besser, moin,

@Jellyfish,

hab ich mir gedacht, dass Du zu Zeiten des Barbarossa Enkels Friedrich II. (1250 †) gestrandet bist. Der herrschte als Normannenabkömmling (mein J., wat’n Gedöns um „m“ + „n“) mütterlicherseits von den „Beiden Sizilien“ bis an die Dänische Grenze und war – nebenbei – König von Jerusalem und ein liebster Feind des, nee besser der Päpste, weil er Jerusalem per Vertrag mit Saladin den Christen und Muslimen öffnete.

Und das Schlimmste – ohne Blutvergießen!

Aber das ist eine ganz andere Geschichte, kommt es noch einmal zu einem solch für mich glücklichen copywrite, wäre das ein mögliches Thema, denn der Mann war sehr, sehr vielseitig von der Architektur über die Falknerei und Verständigung mit Arabern und hatte sogar eine Fernwirkung auf England: 1214 unterlagen die Welfen trotz britischer Unterstützung dem Heer der mit den Staufern verbündeten Herzöge und Könige und -
was an Irrtum geschehen kann, geschieht, wenn nicht jetzt,
so doch später - und nichts wird es verhindern können – und

in der Tat ist mir die Erwähnung Chlodwigs aufgefallen, ...
was in den Chlodwigs, Clovis, Louis und Ludwigs französisch-deutscher Geschichte ja wenig verwunderlich ist

Noch mehr Grüße

&

vor allem einen feinen Sonntag (wie immer Du ihn definieren magst) wünscht der

Friedel,

ein Name, der nun nicht unbedingt was mit den ersten sechs Buchstaben zu tun hat – dann wäre ich salomonisch, aber mit dem von der Vogelweide unter den Linden

het Dante Friedchen

 

Ach Odoaker,
Chef der Adria und Häuptling von Split, da hast du die eine römische Hälfte erobert und fällst auf einen ollen Ostgoten herein, der dich laut einer Überlieferung einfach mal ermordet. Upps und Tod.

Lieber @Friedrichard :-)
da versuchte ich mich an einem Kommentar zu Deinem Text aus den jungen Jahren eines nicht-kaiserrömischen Italiens und stelle fest: Jegliche Interpretation oder was auch immer reflektiert nur das Verständnis des angeblich supermodernen, global aufgeklärten und evidenzbasiert lebenden Menschen des frühdigitalen Zeitalters. Meist glaubt der ja, dass er was weiß, aber ja ... glauben. Aber was wir Menschen doch recht gut können, ist das Assoziieren und Kategorisieren mentaler Repräsentation. Geht recht flott.

Also, kann ich überhaupt etwas zu deinem Text sagen? Etwas, was "irgendwas" bringt?

Ich habe deinen Text gelesen und merkte, dass die Qual des Lateinunterrichts merkbare Spuren hinterlassen hat, was in mir ein kindisch-narzisstischen Stolz erzeugte: Odoaker, klar, Romulus Augustulus und die Hühner eines Herrn Dürrenmatts, a.u.c., natürlich ab urbe condita und traditionell scheint der Systemwechsel in der spät-, post- ,römischen Geschichte durch taktische Ermordung eingeleitet zu sein ... Iden des März, jetzt Theoderich an Odoaker.

Assoziationen ...

Denn käme von den Göttern einer zu Tode, hieße er nun Baldr, der Einfältige, oder Ziu, der Vielfältige - der Gläubige schnitzte einen neuen Gott oder bräche geschickt einen Ast mit sich gabelnden Zweigen, die wahlweise die Arme wie zum Gebet dem Himmel entgegen weiteten oder zum Gähnen streckten oder umgekehrt als Beine auf dem festen Boden der Wirklichkeit zu stehen vorgaukeln.
Menschenskinder, das kommt mir bekannt vor. Der Heide bricht einen Ast ab. Eine Hälfte wird Brennholz, die andere eine Götze. Das erkläre die enge Verbindung zwischen Göttern und Nahrungsaufnahme bei den Heiden, anders als bei den Christen, deren Gott aus einer abstrakten Hauptkammer jenseits der Sonne auf alle vier Elemente einwirke ... nur wo habe ich das gelesen? Rätselhaft. Ich glaube, ich las es in Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969. Glaub' ich!
þüringer,
Ein Buchstabe gotisiert ganze Texte.

[...] „Wurstulus“ zugestanden hat.
Tat mir schon im Lateinunterricht Leid, der Romulus Augustulus. Mit 16 mussten die meisten Menschen kein halbrömisches Weltreich beerben.
katholischen Gäste
Gab es das Wort damals? Lieber Friedrichard, ich will hier überhaupt nicht wie ein typischer Streber auftreten, der unbedingt in einem Formelwerk einen Kommafehler entdeckt und diese Entdeckung als Mental-Orden mit Brillanten und Schwestern ins Langzeitgedächtnis hängt, quasi als Beleg einer narzisstisch verfärbten Überschlauheit, überhaupt nicht, ich bin nur - soll es ja noch geben - interessiert.

Der Friedensvertrag, der eher einer Kapitulation vor Byzanz als den Barbaren gleichkommt, ist auf Vermittlung des Erzbischofs Johannes Angeloptes ausgehandelt und soll am zehnten Tag, eben heute, unter den Augen der Eliten feierlich unterzeichnet werden. Sein wesentlicher Inhalt sieht eine Gewaltenteilung zwischen dem Goten und Odoaker vor.
Hm, hier neigt der Text zu einem sehr erklärenden Ton. Stört mich jetzt nicht, ist mir nur aufgefallen.
Es kann und soll nur einen König geben in Italien!“, und spendet dem Lande nach einem Jahrhundert Wirren und Krieg für eine Generation lang Frieden.
Der typischste Satz aller Zeiten. Der Satz presst alles zu einem Naturgesetz. So, wie die Sonne sich um die Erde drehe, so, wie der Río de la Plata immer Teil des Vizekönigreichs Peru bleibe, so, wie in der 1. Bundesliga einfach zwei Münchner Vereine spielen sollen, so soll es nur einen einzigen König in Italien geben. Punkt. Ist eben so. Was ich daran mag, ist das "Es". Das ist ja mehr so ein ... "Es" des Triebes, "Es" als Streben nach Überlegenheit.

Friedrichard, ich habe nur ein bisschen assoziiert. Nimm', was du gebrauchen kannst :-)

Lg
kiroly

 

Ach Odoaker,

kanntestu den
Chef der Adria und Häuptling von Split
noch persönlich,

lieber kiroly?,

die Landkarte mit den übergreifenden Grenzen des italischen Reiches Ende des 5. Jhd. zeichnestu auf jeden Fall korrekt. Und ja, wir glauben mehr als wir wissen und wähnen uns dabei dank der neuesten Technik den Altvorderen überlegen. Dabei wäre alles nix, wenn nicht am Anfang die Nutzung des natürlichsten Werkzeugs „Hand“ in Kombination mit dem eigenen Schädel gelungen wäre (incl. Beherrschung des Feuers, mit dem m. E. das natürliche Gleichgewicht bereits verloren ging). Aber wir können gar nicht anders – evtl. kann man sich noch ein halbes Jahrtausend zurückversetzen und Montaignes Essai zu Rate ziehen, ob es klug sei, wenn der Chef einer belagerten Stadt die Stadt verlasse, um mit den Belagerern zu verhandeln. Und da siehstu, dass Dein Beitrag trotz Zweifelns

Also, kann ich überhaupt etwas zu deinem Text sagen? Etwas, was "irgendwas" bringt?
anregend ist und wenn ich die Essais finde in meinem Bücherchaos, das sich ja teilt in einen westlichen, rheinischen Teil in der Wiege der Ruhrindustrie und einen weiter östlichen, "west"fälischen in Ausläufern des Rheinischen Schiefergebirges, dem Südland (nix anderes bedeutet das Sauerland) der alten Sachsen.

Du fragst

katholischen Gäste
Gab es das Wort damals?
Καθολικός
auf jeden Fall

Was ich daran mag, ist das "Es". Das ist ja mehr so ein ... "Es" des Triebes, "Es" als Streben nach Überlegenheit.
„Es“ ist eigentlich das neutralste (Satz)Subjekt. „Es werde Licht“ schreibt Luther, Buber-Rosenzweig schaffens ohne Subjekt „Licht werde“ und tatsächlich „Licht ward“!

Dein Besuch hat mich sehr gefreut! Dank Dear vor allem für die Anregung(en)!

Friedel

 

Lieber @Friedrichard

und wieder füllst Du Lücken in meinem Geschichtswissen :). Aber all dieses Schlachten und Morden ... eine grausame Welt. Damals wie heute. Ach, diese Menschen!
Da hat Dir der Ise ja die perfekte Vorlage geliefert, ein Heimspiel möchte man fast meinen.
Ich habe erst den verlinkten Artikel gelesen, war wirklich ein weißes Blatt, was diesen Teil der Geschichte betrifft und dann deinen Text. Und dann den Ise Text und dann habe ich noch bisschen im Netz weitergelesen. Und dann ... dann ist auch ein unschönes Wort, jetzt echt. Aber praktisch :).

Nicht, dass Jubel ausbricht, aber alle Gäste sind froh, dieses erbärmliche allzu lange schon währende Abschlachten nebst Belagerung ohne größere Hungersnot überstanden zu haben.

Und in der Folge wird Chlodwig über seine Schwester besser und genauer von dem Ereignis erfahren, von dem gerade eben wir, Leser wie Autor – als wäre es eine sensationell neue Nachricht – über die Springerpresse »Die brutale Welt des Gotenkönigs Theoderich« (Die Welt vom12.11.2018 n. Chr.) erfahren, denn wir glauben nicht, dass die Springerpresse durch die Enkelin Merowechs auch nur mit einer Silbe davon erfahren hat.
Ich mag deinen Schalk! Immer wieder gern.

... und wir ließen ihn schließen: „Es kann und soll nur einen König geben in Italien!“, und spendet dem Lande nach einem Jahrhundert Wirren und Krieg für eine Generation lang Frieden.
Und soweit ich es mir erlesen hab, hat er seine Herrschaft ja auch klug angestellt. Nur das es immer ein Opfer braucht. Allerdings ist auch schwierig mit zwei Herrschenden, der Friede hätte wohl keine Generation angedauert.

Lieber Friedrichard, jetzt habe ich mich bestimmt drei Stunden lang mit deinem Text und den Hintergründen beschäftigt und mein Kommentar fällt so kurz aus. Aber nimm die drei Stunden als Wertschätzung meinerseits. Ich kann Dir ja doch nichts sagen, was Du nicht ohnehin schon weißt.

Liebe Grüße, Fliege

 

Ja, Recht hastu,

liebe Fliege,

das ist immer noch wie ein Heimspiel für mich, dergleichen Themen hierorts vorzufinden. Im Grunde ist Theoderich (der Name taucht übrigens in den nachfolgenden Generationen bei den Merowingern auf), nicht der große Karl der Gründungsvater Europas, selbst wenn sich sein Ehrgeiz auf die germanistische Zungen beschränkte - aber die wurden von (W)Andalusien bis ans Schwarzen Meer und sogar in Nordafrika gesprochen. Übrigens sprachen die Wandalen wie auch Burgunder gotische Dialekte. Auf der Krim wurde bis ins 15. oder gar 16. Jh. hinein ein gotischer Dialekt gesprochen. Und wenn man mal einen althochdeutschen Text in gotischer Fassung liest - und sei's das Vaterunser, ist der Unterschied gar nicht mehr so groß.

Ja, grausam war die Welt und ich habs schon in einer Antwort angedeutet, dass heute noch in dem Wort Erziehung Zucht und Zügel verborgen liegen. Aber auch in der Phase der mittelalterlichen Kunstgeschichte stecken sie drin. Wobei der Begriff rückblickend von der Renaissance her entstand und eher aufgrund der einfachen Strukturen abwertend gemeint war: Die Gotik!

Allerdings ist auch schwierig mit zwei Herrschenden, der Friede hätte wohl keine Generation angedauert.
So isset!

Ich kann Dir ja doch nichts sagen, was Du nicht ohnehin schon weißt.
Woll'n ma' nich' übertreiben. Ich weiß zumindest, wo ich suchen müsste und dass die Schweiz ein Superspiel hingelegt hat, der Hoffnung macht ...

Dank Dear für den feinen Besuch und bis bald

Friedel

 

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