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Ratten in Koushk

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15.04.2002
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Ratten in Koushk

Halb verbrauchte Magie schwappt aus dem Keller der Nekromantengilde von Koushk. Sie scheren sich nicht darum. Experimentieren weiter mit Leben, Tod und allem dazwischen. Die Stadt am Dopunor-Sumpf stinkt weiter vor sich hin, seit Orfu der Grüne sie gegründet hat, um den Reisenden nach Norden einen letzten Unterschlupf zu bieten, bevor sie die Graugrünen Sümpfe durchqueren müssen.
Ko-ka ist eine intelligente Ratte. Seit sie in ein Fass magisch verseuchter Abwässer gefallen ist, hat sie einen Namen, versucht sich gelegentlich an einfachen Zaubersprüchen und beißt alle Männchen tot, die sie begatten wollen. Drei Junge ihres letzten Wurfes hat sie bei einem magischen Ritual geopfert, um selbst ein Mensch zu werden. Es hat nicht ganz funktioniert.
Sie benötigt neuen Nachwuchs für den nächsten Versuch. Dafür braucht sie ein Männchen. Aber sie ist nicht die einzige Ratte in Koushk, die einen Namen trägt und mehr als rudimentäre Intelligenz besitzt. Deshalb machen die intelligenten Männchen einen großen Bogen um sie.
Sie muss ein dummes finden, das noch ein Tier ist.
Wie sie es hasst, es mit einem Tier zu tun!
Ko-ka macht sich auf die Suche.

*​

In der Robe des Regens,
da liegt ein Pferd, schläft ein Bettler,
faulende Äpfel, dunkler Wein,
Koushk,
Heimat mein, Heimat mein.
Friedvoll krabbeln Ratten,
gekleidet in Schmutz und Schein,
Koushk,
Heimat mein, Heimat mein.

Der Sänger an der Ramschplatz-Ecke verstummt. Das kleine Mädchen, das ihm zugehört hat, lächelt schüchtern. Der Sänger grinst zurück und winkt das Kind heran.

*​

Ko-ka findet einen frischen Abfallhaufen an einem Pfeiler der Kmies-Brücke. Ein ausgeweideter Pferdekadaver liegt daneben. Sie kriecht in ein gesplittertes Tongefäß und wartet.
Sie hat Zeit.
Währenddessen überdenkt sie gründlich ihre magische Formel. Vielleicht hätte sie vier oder fünf Junge opfern müssen. Aber zwei ihrer Nachkommen sind verkrüppelt zur Welt gekommen. Ko-ka befürchtet, dass die Missbildungen negative Auswirkungen auf ihre Magie gehabt hätten.
Die Ratte schnüffelt. Zwischen verwesten Essensresten nimmt sie etwas wahr – ein Männchen? Ja. Ein geiles noch dazu. Auch ihre Erregung steigt. Aber noch wartet sie. Das Männchen muss zu ihr kommen. Sanft betastet sie die Schärfe der Tonscherbe, die neben ihr aus dem Unrat ragt.

*​

»Ich bin eine Ratte«, krächzt der Sänger. Er greift das Tier am Schwanz und lässt es zappeln. Mit leuchtenden Augen beobachtet er das Fellknäuel. Es zuckt, will sich befreien, will ihn beißen. Sieht ihn scheinbar böse an.
Der Sänger senkt seinen Blick. Weiße Gliedmaßen winden sich. Das Mädchen stemmt sich gegen seine Fesseln. Seine Augen sind verbunden, damit es nicht sieht, was der Sänger tut. Es würde doch nur schreien. Und er braucht es lebend, um sein eigenes Leben zu verlängern.
»Du bist mein Leben«, haucht der Mann. Sein Umhang klebt an ihm. Langsam lässt er die Ratte sinken. »Ich nehme dich auf, und wir werden eins.«
Die Ratte baumelt über dem Gesicht des Mädchens. Die freie Hand des Sängers greift nach ihrem Mund, drückt die Zähne auseinander. Die Ratte schnuppert.

*​

Das Männchen ist jetzt ganz nah. Ko-ka kann es hören. Ihre Lust steigert sich. Endlich taucht er vor ihr auf. Sie senkt den Blick, er darf keinen Verdacht schöpfen. Er schnuppert an ihr. Sie spürt ihn. Sein Fell berührt ihres. Das Männchen schnauft. Sie hebt ihr Hinterteil, ein klein wenig nur. Das Tier springt auf ihren Rücken und dringt in sie ein, stößt zu.
Es geht sehr schnell.
Ruckartig wirft Ko-ka sich herum. Ein Schubser, und das Männchen verliert das Gleichgewicht. Sie verbeißt sich in seinem Hals, wirft ihn mit aller Kraft auf die scharfe Kante der Scherbe. Sie flüstert lautlos den Zauberspruch der Übertragung des Lebens.
Blut spritzt, als das Männchen ein letztes Mal quiekt.
Ko-ka spürt, wie die Magie sie durchdringt. Neues Leben gedeiht in ihr. Die Zutaten wachsen heran.
Sie sitzt zufrieden auf dem erschlafften Männchen und beginnt ihre wohlverdiente Mahlzeit.
Als sie eine zauberhafte Melodie vernimmt, erstarrt sie.

*​

Im weißen Gewand tritt Aris auf den Balkon des Turms. Draußen herrschen Dunkelheit und Gestank der Metropole am Dopunor-Sumpf. Er schließt die Augen, und Funken sprühen vor seinem zweiten Gesicht. Er sieht die Magie der Stadt fließen, Knoten bilden und explodieren.
Dann verzieht er das Gesicht. Er fixiert einen der Knoten. Er ist falsch. Er bereitet ihm Übelkeit. Die Gesetze der Magie des Lebens werden gebrochen. Er wird das nicht dulden. Er ist der Herr der Stadt am Sumpf, der Richter über die unzähligen Magier, Hexer und jene, die es sein wollen.
Aris breitet seine Flügel aus, lässt die dünnen Knochen krachen. Steigt auf die Brüstung, hebt die Arme. Und stürzt sich in die Nacht.

*​

Das betäubte Mädchen liegt schwer über der Schulter des Sängers. Er bahnt sich seinen Weg am glitschigen Ufer des Flusses entlang. Hier gibt es keine Lichter, nur an der nächsten Brücke glimmen ein paar Lampen. Die Augen des Sängers huschen hin und her.
Ab und zu hört er ein Rascheln. Er grinst. Die Ratten sind überall. Ihre tierischen Instinkte lassen sie die Flucht ergreifen. Aber er sucht eine intelligente Ratte, die für seine Magie empfänglich ist. Leise beginnt er zu singen.
Ich bin ein fahrender Sänger,
am grauen Kleid werd ich erkannt,
und spiel für euch zum Tanz,
kommt fröhlich her zu mir.

Das magische Lied wabert über den Matsch, vermischt sich mit dem braunen Wasser des Kmies. Magie-Reste verstärken die Wirkung wie Schmutz Schmutz anzieht.
Dann entdeckt der Sänger die Ratte.
Ein schneller Griff genügt, und sie zappelt hilflos in seiner Tasche. Dass sie ihre nutzlosen Befreiungsversuche kurz darauf aufgibt, nimmt der Sänger als Beweis ihrer Intelligenz. Sein Lachen tönt über den Fluss, als er mit dem Mädchen und der Ratte seinen Weg fortsetzt.

*​

Aris gleitet durch die Mauer. Er steht hinter dem stinkenden Mann, der gerade dabei ist, einem gefesselten Mädchen eine Ratte in den Mund zu schieben. Langsam hebt er die Arme, um die Kräfte heraufzubeschwören, die diesen Mann für sein Tun bestrafen werden.
Endlich bemerkt der Sänger den Herrn der Stadt. Fährt herum. Hebt abwehrend die Hände vors Gesicht. Lässt die Ratte fallen.
Magie der Reinheit strömt aus Aris Fingerkuppen und vertreibt alles Nichtmenschliche. Funken fliegen, es riecht angebrannt. Licht flackert. Leben flackert. Die Reinheit durchdringt alles.
Röchelnd liegt der Sänger auf dem Rücken. Seine Augen glänzen, sein Körper zuckt. Dann wird er eins mit dem Nichts.
Aris kniet sich hin und bindet das Mädchen los. Nimmt ihm die Augenbinde ab. Es kann sein Lächeln nicht erwidern.
»Geh nach Hause«, sagt Aris, berührt mit dem Finger die Nase des Mädchens. Es dreht sich um, rennt, ist schon verschwunden.
Eine weiche Hand streicht durch Aris Schopf. Berührt seinen Nacken. Er spürt einen Hauch von Wärme an seinem Ohr. Langsam dreht er sich um.
Er weiß nicht, woher die Frau kommt. Aber er fragt auch nicht. Ihre Liebesmagie erfüllt sein ganzes Ich.
Seine Lippen finden ihre. Langsam wandern ihre Hände über seinen Rücken, seine Zauberflügel, liebkosen ihn. Sein Kopf sinkt an ihre Schulter.
Ko-ka hat ihr Ziel erreicht. Sie weint Tränen der Freude, als er sie festhält.
Ihr neues Leben beginnt jetzt.
Eine vorwitzige Ratte schnuppert an der Leiche des Sängers. Schnell findet sie die Augen und beginnt, sich an ihnen zu laben.

--
25.5.-14.8.2005

 

Meinen Gruß,

ich muss sagen, dass die Stimmung deiner so obszönen, wie faszinierenden Magiemetropole wunderbar rüberkommt, fast als wandelte man persönlich durch die dunklen Gassen und regennassen Straßen.

Auch wie du die verschiedenen Erzählstränge aufbaust und zusammenführts gefällt mir sehr.

Nur eine Sache ist mir beim Lesen aufgefallen:

rudimentale Intelligenz
Soweit ich weiß, heißt es rudimentäre..., ist aber nur eine Kleinigket in einem ausgezeichneten Text.

Hocachtungsvoll
Niccolo

 

Mhh, ich muss sagen, mir hat die Geschichte gut gefallen. I.A. mag ich eschichten mit denkenden Tieren nicht so. Dass ich aber trotzdem weitergelesen habe, liegt daran, dass du den Plot so schön aufbereitet hast, dass ich wissen wollte, wie es nun ausgeht. Sehr schön gemacht. Ich würde fast sagen, dass ist so ein Plot par exellance für eine KG!! Respekt, ich kann mich immer nicht auf seinen kurzen, spritzigen Rahmen einigen.

Das einzige, was du mAn verbessern kannst, ist das Ende (letzten 6 Zeilen). Das geht zu schnell. Man versteht erst überhaupt nicht, was passiert, muss es also noch einmal lesen, was schon nicht gut ist und dann könntest du ein bisschen mehr auf die Tränendrüse drücken, wenn du verstehst was ich meine (also bitte jetzt nicht auf die kitschige Tour;)). Schreib die letzten Zeilen einfach noch mal ein bisschen lockerer aus, oder so.

Fazit: Cool Geschichte, würde von mir ein super bekommen, wenns nicht um sprechende Tiere ging;).

 

rudimentale, ups ... :shy: geändert!
Hey Tommy, zeig mir mal ne Stelle, in denen eine meiner Ratten spricht! Ich hoffe doch, dass mir da kein Fehler unterlaufen ist. Nur die Menschen sprechen, die Ratten denken lediglich. Über den Schluss werde ich nochmal meditieren. Ich habe ja öfter mal die Tendenz, etwas hopplahopp zu schreiben ...

Danke für eure Kommentare!

 

Bla, mir reichen auch schon Ratten die in Worten denken. Das ist doch ne verkappte sprachverhinderte Ratte!! So ist dass doch, pah!!! :D

 

hey uwe, schoen, dich hier mal wieder zu lesen =)

ich hab die geschichte gern gelesen, auch wenns um denkende tiere ging. denkende ratten kennt man ja schon aus maurice von pratchett... deine kam mir aber berechnender und böser vor als die niedlichen tierchen von p.
ich fand die geschichte eigentlich gut. eigentlich. es fiel mir ein bisschen schwer, die drei handlungsstränge auseinanderzuhalten, weil ich eigentlich zwei davon zu kurz fand. den mit der ratte fand ich gelungen. ich konnte mitfuehlen und hatte das obligatorische bild vor augen. den mit dem stadtwaechter fand ich verwirrend - ich wusste nicht, hinter wem er jetzt her ist, hinter der ratte oder hinter dem barden. den barden-plot fand ich ein bisschen zu kurz ausgearbeitet - er benutzt das maedchen, um sich zu verjuengen, na und?
am ende habe ich nicht verstanden, warum die ratte ploetzlich menschlich war. habe ich da was ueberlesen?
aber deinen stil fand ich, wie so oft, schoen. du bringst die stimmung in dieser stadt sehr schoen rueber.

gruß
vita
:bounce:

 

Hallo Uwe,

deine Geschichte hat mir gefallen, weil sie anders war.

Irgendwie musste ich an Sin City denken - das kannst du jetzt als Kompliment werten.
Nicht so begeistert war ich anfangs von der denkenden Ratte, aber du hast es auf eine Art in deine Geschichte gepackt, die ich ansprechend und nachvollziehbar fand.
Die Anordung deiner Absätze ist merkwürdig (und nicht chronologisch), aber sinnvoll, verschenkst du doch nicht das Geheimnis um den Sänger, das du erst später auflöst.

Das Ende: naja, mhm, gelungen fand ich es nicht, weil es die Geschichte nicht richtig abrundet. Ist aber Geschmacksache, mir fällt da auf die Schnelle nichts ein, wie man es besser lösen könnte, es hat mir eben einfach nicht zugesagt.

Stilistisch sehr fein.

Details:

und beißt alle Männchen tot, die sie begatten wollen. Drei Junge ihres letzten Wurfes hat sie bei einem magischen Ritual geopfert
Widerspricht sich das nicht direkt?

Der erste Absatz ist ja ein klassisches Beispiel, wie man show, don't tell nicht umsetzt. Absicht? (Wirkt irgendwie so, ich weiß aber nicht, ob mir das gefällt.)

Magie-Reste verstärken die Wirkung wie Schmutz Schmutz anzieht.
Den Vergleich finde ich schief.

In diesem Sinne
c

 

Hi vita, hi chazar,

tja, ich habe in der Tat mal wieder sehr stark komprimiert. Deshalb wirken Teile sehr knapp oder zu knapp.

@chazar: Für Ko-ka sind die Männchen Mittel zum Zweck. Wenn sie Nachkommen braucht, lässt sie mal eins ran (wie beschrieben), ansonsten beißt sie sie tot.

Was den ersten Absatz angeht, finde ich den "Tell"-Anteil sehr gering. Oder was genau meinst Du da?

 

Hallo Uwe,

wie immer: zu kurz! :teach: Du hast den roten Faden, die Personen, die Story - jetzt mach sie einfach doppelt so lang, damit man als Leser auch versteht, was da eigentlich abgeht. So ruckelt alles an einem vorbei, ohne Eindruck zu hinterlassen - hopp, hopp, fertig. :dozey: Und Uwe:

25.5.-14.8.2005
Damit würde ich nicht gerade hausieren gehen. :D


Eine kleine Anmerkung noch:

Wie sie es hasst, es mit einem Tier zu tun!
Ja. Ein geiles, noch dazu. Ihre Erregung steigt.
Lieber etwas anderes als "Erregung" verwenden, sonst klingt es doch so, als würde gerade ihre Libido überkochen. ;)


Das allseits geliebte Fazit: Guter Knochen, mach mal Fleisch dran.


Dante

[Irgendwie hatte ich die ganze Zeit Kamigawa-Ratten-Ninjas vor Augen, kann aber auch die Sucht sein. :schiel:]

 

Ich dachte eher an die "Unbarmherzigen Ratten":
http://magiccards.info/5dn/de/58/
Achte auf den Augapfel ...

Übrigens: Unmittelbar vor dem Begatten steigt tatsächlich Ko-Kas Libido. Sie ist halt ein widersprüchlicher Charakter. Typisch Frau :D

 

Damit meine ich:

Ko-ka ist eine intelligente Ratte. Seit sie in ein Fass magisch verseuchter Abwässer gefallen ist, hat sie einen Namen, versucht sich gelegentlich an einfachen Zaubersprüchen und beißt alle Männchen tot, die sie begatten wollen. Drei Junge ihres letzten Wurfes hat sie bei einem magischen Ritual geopfert, um selbst ein Mensch zu werden. Es hat nicht ganz funktioniert.
Hier wird alles kurz zusammengefasst, was man auch eleganter erzählen könnte.

Auch das war mir klar:

Wenn sie Nachkommen braucht, lässt sie mal eins ran (wie beschrieben), ansonsten beißt sie sie tot.
Aber:
und beißt alle Männchen tot, die sie begatten wollen.
Ist einfach widersprüchlich formuliert.

Grüße
c

 

Ja gut, das "alle" müsste eigentlich "fast alle" heißen, aber das würde an der Stelle auch seltsam klingen, oder? *grübel*

Was das andere angeht: Ja, das könnte man ausführlich erzählen statt wie geschehen zusammenfassen, aber es wäre eine andere Geschichte. Es ist schon eine Weile her, dass sie magisch geworden ist. Ich hätte entweder eine sehr lange erzählte Zeit abdecken müssen oder mit Rückblenden arbeiten, und die hätten die ohnehin wild strukturierte Story noch weiter verkompliziert, fürchte ich. Oder ich hätte ein epischeres Format wählen müssen (was Dante gefallen hätte). Deshalb habe ich keine andere Möglichkeit gesehen, als Ko-kas "Werdegang" in ein paar Sätzen zusammenzufassen.
Aber ich denk nochmal drüber nach ...

 

Hallo Uwe.

Aha! Sieh meine drei verteufelt verwobenen Handlungsstränge! Durchnummeriert!

1. Die Geschichte hat mir gut gefallen. 2. Fehlerliste folgt. 3. Das Wichtige.

1. Äh, ja. Die Geschichte hat mir gut, äh, gefallen, ja.

2.

und beißt alle Männchen tot, die sie begatten wollen.
Das finde ich witzig. Die gute Art von witzig.

Währenddessen, überdenkt sie gründlich ihre magische Formel.
Njet. Die Komma muss fort, ja!

Ein geiles, noch dazu.
Weg.

Ihre Erregung steigt.
Das finde ich sprachlich nicht schön, der Inhalt ist gut, ja - logisch, dass auch der irren Rattenmagierin das Vögeln Spass macht. Aber du hast davor nicht von ihrer sexuellen Erregung gesprochen, sondern nur von der des Männchens. Mir würde da deutlich besser gefallen: "Auch sie spürte ein wachsendes Verlangen nach dem tierischen Akt", "Erregung erfasste auch sie" oder so; hauptsache, da ist ein "auch".

er darf keinen Verdacht schöpfen.
Da du zwei Absätze höher schon geschrieben hast: "es darf keinen Verdacht schöpfen.", finde ich das so holprig. Oder ist das Absicht? Ich würde es ohne diese Wiederholung deutlich lesbarer finden.

Sein Fell berührt ihres.
"Sein Fell berührte das ihre" wäre weniger umgangssprachlich, oder?

Aris breitet seine Flügel aus, lässt die dünnen Knochen krachen. Steigt auf die Brüstung, hebt die Arme. Und stürzt sich in die Nacht.
Ist es ein Vogel? Ein Flugzeug? - Nein, du Dösel, siehst du nicht das schwarze Cape? Es ist Batman!

3. Ich habe einiges nicht verstanden. Da ich eine raffinierte Geschichte erwartete (1. Ich bin nicht enttäuscht worden), suchte ich die ganze Zeit nach Verbindungen zwischen den drei Plots. Bei jeder Ratte dachte ich, dass ist jetzt Ko-Ka. Mir persönlich hätte es ja sehr geholfen, wenn du da ein paar mal "Ratterich" geschrieben hättest, um Ratten, die nicht Ko-Ka sind, zu identifizieren- es sei denn, du WOLLTEST den Leser verwirren. Wenn du willst, dass diese Geschichte weitgehend wie ein Rätsel gelesen wird, ist das so wohl ideal.
Ich habe mir zusammengereimt, das die Ko-Ka - Frau nicht hinter einer Ecke stand, während Batman das Mädchen rettete, sondern das sie ENTSTAND, als die "Reine Magie" alles Tier vernichtete. Ich nehme an, dass eine der Ratten, die der Sänger gefangen hatte, Ko-Ka war, die den Zauber vollzogen hatte. Durch die Vernichtung alles Tierischen wurde ihre Menschengestalt erst wirklich frei. Wenn das so richtig ist - finde ich das super. Tolle Zusammenführung der drei Plots wäre das dann, wenn auch etwas undurchsichtig.
Kannst du mich über die tatsächlichen Verhältnisse aufklären?

Auch würde mich interessieren, was jetzt geschieht. Ist Ko-Ka oder Batman stärker? Werden sie überhaupt gegeneinander stehen? Wird der eine den Anderen zu sich herüberziehen können?
Ich nehme an, du hast eindeutige Hinweise in deiner Geschichte versteckt, die ich überlesen habe oder nicht verstehe.

Der erste Satz und begrenzt alles Folgende bis "beißt alle Männchen tot, die sie begatten wollen." ließen mich vermuten, dass eine Satire folgt, die gänzlich Pratchetts Ideen und Stil folgt. Ist aber nun nicht so.
Dein Stil, wo ich gerade davon spreche, ist, wie dir sicher bewusst ist, sehr lesbar; die Geschichte ist sprachlich klar strukturiert, ohne dabei trocken zu sein (im Gegenteil). Das ist dir sicher schon 1000x gesagt worden.

Klärst du mich über meine Plotfragen auf?

Jona

 

Danke für Deine sehr konkrete Auseinandersetzung mit meinem Text. Einige Deiner Hinweise werde ich in den Text einarbeiten.

Was den Plot angeht, liegst Du fast richtig.

In der Tat fängt der Sänger (im vorletzten Abschnitt) ausgerechnet Ko-ka, die mit Liebesmagie experimentiert. Der Sänger will dem Mädchen mit magischer Hilfe Lebensenergie entziehen. Aber Aris, der Herr der Stadt, kommt ihm in die Quere. Die Magie ist aber schon dabei, sich zu entladen - mit dem Resultat, dass aus Ko-ka eine Frau wird, die noch dazu vor Liebesmagie sprudelt.
Im Grunde werden hier mehrere Zauberrituale nicht richtig oder unvollständig durchgeführt, was zu ganz und gar unerwarteten Ergebnissen führt. Dieses Thema zieht sich durch die ganze Geschichte (Ko-ka wurde ja auch durch magische Reststrahlung intelligent) und konterkariert Magie-Storys, in denen die wildesten Zaubersprüche (meist deus ex machina) bewirkt werden. Hier geht einfach alles schief, keiner schert sich drum, und am Ende vögelt der weise Herr der Stadt eine Ratte. Vielleicht gefällt es ihr sogar und sie lässt ihn leben ...

Du hast richtig beobachtet, dass der Einstieg sich sprachlich vom Rest etwas unterscheidet. Ich gebe zu: Das ist allein dazu gedacht, den Leser in die Geschichte zu ziehen. Gerade hier im Netz liest man oft die erste Zeile und klickt sofort weg, wenn sie kein Knaller ist. Natürlich kann ich dieses Niveau nicht halten und es würde auch nicht zur Story passen. Deshalb "normalisiert" sich der Stil danach.

Danke nochmal für Deine Anmerkungen!

 

Ach Ko-Ka ist das MÄDCHEN... Oh. Mir fällt ein Brett vom Herzen. Oder ein Zacken aus der Krone. Oder so.
Gibt alles Sinn, klar. Wenn du willst, könntest du noch irgendwo in der Beschreibung des Mädchens eine Andeutung auf ihre Identität mit Ko-Ka machen, dann würden Leute Wie Ich das alles schneller peilen. Ist aber alles so stimmig.

Uwe, ich meine eigentlich, du hast einen gewissen Ruf hier- du musst HIER nicht mit Einleitungssätzen packen.
Trotzdem ist natürlich nichts dagegen einzuwenden, fetzige Einleitungen zu schreiben. Ich würde in diesem Fall EINEN konstant durchgezogenen Stil bevorzugen. Aber deine Gründe sind nachvollziehbar.

Heißt das "sehr konkrete Ausseinandersetzung", dass du meine Herangehensweise zu oberflächlich findest und dir eher mehr hintergründige Interpretation gewünscht hättest?;)

Gruß
Jona

 

Äh Moment, Ko-ka ist die Frau, die am Ende auftaucht. Das Mädchen wird ja weggeschickt :schiel:

Du hast definitiv den tiefgehendsten Kommentar geschrieben; die anderen haben sich entweder gar nicht so viele Gedanken gemacht oder sie nicht hingeschrieben :D

 
Zuletzt bearbeitet:

O-K. Das die Frau Ko-Ka ist, ist klar- die Frage ist, wo versteckt sie sich davor?
Potentielle Antworten:
In einer Ratte.
In einer der Ratten des Sängers.
Im Mädchen.
In Menschengestalt hinter einer Ecke.

Möglich wäre alles, meine ich, und alles wären tolle Geschichten. Abgesehen davon, dass du es ja jetzt aufgelöst hast.

Es ist faszinierend, wie viele in sich stimmige Deutungsmöglichkeiten es für deine Geschichte gibt. Das mit dem Mädchen könnte ja auch passen- also, das Ko-Kas Spruch, der sie in eine Frau verwandeln sollte, sie zwar gänzlich auf die Seite der Menschen geholt hat, aber dort nicht bis zur Frau fortgeschritten wäre, und dass erst der nachfolgende Unfall mit der ganzen freigesetzten Magie (auch die gehemnisvolle dunkle des Barden) ihr den letztem Pusch verschafft hat... Passt doch!

Eine wirklich tiefe Interpretation, ich habe ja nur den Plot rekonstruiert, müsste ja anfangen, zu fragen, was das, was passiert ist, bedeuten soll.
Na, und deine Bilder sind ja deutlich: sexuelle oder anderwertig verruchte Verlockung, die bestraft wird. Der Rattenfänger von Hameln etwas aufgefächert. Ausserdem eine von Zufällen einerseits und purer Macht und Gerissenheit andererseits regierte Welt, eine Dark Fantasy eben. Da kann man bestimmt was drin finden.

Äh.

man!=ich, natürlich.

Grüße
Jona

 

Morgen Uwe,

ich dachte, nun muss ich mich doch endlich auch mal aufraffen, einen Kommentar zu schreiben, wenn ich es doch Samstag versprochen hab...

Ich muss zugeben, dass du es zuerst mal wieder geschafft hast, mich mit der Nicht-Linearität zu verwirren. Aber eigentlich sollte ich das ja von dir allmählich gewöhnt sein.

Zu der Diskussion mit all-apologies kann ich nur sagen, dass mir schon bewusst war, dass die Frau am Ende Ko-Ka ist, ist zuvor die Ratte war. Ich dachte, dass sie durch Aris' Magie quasi "zufällig" getroffen wurde und deswegen zu einer Frau wurde, wie sie auch zufällig intelligent wurde. Na ja, da lag ich wohl ein bisschen daneben...
Ansonsten fand ich die Handlung eigentlich verständlich (da du ja schon alles erläutert hast, muss ich sie wohl nicht wiederholen :)

Ansonsten kann ich nur sagen, dass die Story mir gut gefallen hat. Besonders die düstere Stimmung, die du aufbaust. Kennst du die Kurzgeschichten aus der "Thieves World" mit der Stadt Sanctuary. Irgendwie hat mich deine Geschichte von der Stimmung extrem an Sanctuary erinnert (ich glaube, auf deutsch heißt sie Freistadt). Ich mag diese Art von Fantasy.

Liebe Grüße,

Ronja

 

Hi Uwe,

spät, ich weiß, aber immerhin ist die Story noch auf der ersten Seite ;)

Den Anfang fand ich sehr gut:

Halb verbrauchte Magie schwappt aus dem Keller der Nekromantengilde von Koushk. Sie scheren sich nicht darum. Experimentieren weiter mit Leben, Tod und allem dazwischen. Die Stadt am Dopunor-Sumpf stinkt weiter vor sich hin, seit Orfu der Grüne sie gegründet hat, um den Reisenden nach Norden einen letzten Unterschlupf zu bieten, bevor sie die Graugrünen Sümpfe durchqueren müssen.
Aber dann:
Ko-ka ist eine intelligente Ratte. Seit sie in ein Fass magisch verseuchter Abwässer gefallen ist, hat sie einen Namen, versucht sich gelegentlich an einfachen Zaubersprüchen und beißt alle Männchen tot, die sie begatten wollen.
Hier hätte ich fast aufgehört zu lesen, denn das ist "tell" in Reinkultur. Ich weiß, man darf erzählen, wenn es nicht zur Prämisse beiträgt usw., aber diese Art von Setzung "X ist ein Y und tut Z" ist irgendwie flach und scheint mir eine Konzession an Leser zu sein, die Dir nicht folgen wollen oder können.

Danach nimmst Du einen Stakkatorhythmus auf, der den Leser gut durch die Geschichte zieht. Mir persönlich war die einfache Satzkonstruktion manchmal zu einfach, aber wie Andreas Eschbach mal sinngemäß schrieb: Autoren finden sowieso andere Autoren nur gut, wenn sie genauso schreiben wie sie selbst.
Zweckmäßig ist Dein Stil hier allemal.

Das beste ist wie immer Deine virtuose Art, mit den Handlungsfäden und Zeitebenen zu jonglieren. (Da fällt mir gerade auf, dass das einer gewissen Ironie nicht entbehrt: Du magst ja auch keine Zeitmaschinen, setzt aber die literarische Zeitmaschine sehr gern ein. :) )
Die Idee einer Kette von wüst danebengegangenen Zaubersprüchen ragt hoch über dem üblichen Fantasy-Bla auf. Das ist Klasse!

Insgesamt eine stilistisch überzeugende Geschichte, die auf einer überdurchschnittlichen Idee fußt.

Gern gelesen,
Naut

 

Danke für Deine Worte.
Ja, die zitierte Stelle ist "tell". Aber jetzt mal im Ernst: Wäre es nicht dogmatisch, das grundsätzlich zu verteufeln? Ich konnte, um die Geschichte kurz zu halten und nicht endgültig 90% der Leser zu überfordern, diesen Part nicht mit "show" erzählen, das wäre zu lang geworden und wäre der Handlung nicht dienlich gewesen. Aufgrund des ungewohnten Hintergrunds (intelligente, magische Ratte) ist es aber erforderlich, diesen klar zu machen, also habe ich diese zwei Sätze "tell" gewagt, und glaub mir, ich habe lange an ihnen gefeilt, um sie a) kurz zu halten und b) möglichst lebendig. Denn letzteres ist ja das Hauptproblem von "tell" - es wirkt weit entfernt, unlebendig. Ich fasse möglichst konkret und konzentriert die jüngere Vergangenheit von Ko-ka zusammen, um dem Leser den Rest zu erleichtern, denn der ist schon knifflig genug.

Jaja, die literarische Zeitmaschine ... weißt Du was? Im Gegensatz zur "echten" funktioniert sie ;)

In meiner nächsten Geschichte spielt übrigens auch wieder eine Ratte mit ... mein erklärtes Ziel ist, analog zu gnoebels Schafen eine zweite Tierart permanent (oder penetrant, ganz wie man will) zu etablieren und irgendwann einen zugehörigen Ratten-Smiley zu kriegen :D

 

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