Was ist neu

Regeln für die Gestaltung von Kurzgeschichten

Ich finde es ja erstaunlich, wie die aufgestellten Regeln hier unisono verdammt werden.

Darauf hin hab mal ein Paar Geschichten der Autoren dieses Threads gelesen und siehe da: In jeder Geschichte fanden sich einige -- in manchen Fällen so gar alle -- Regeln angewendet. Seltsam, woher kommt nur diese Ablehnung? Wahrscheinlich liegt es schon am Begriff: Regeln. Das klingt nach Einschränkung der künstlerischen Freiheit, nach Zensur und Strangulation.

Regeln sind da, um gebrochen zu werden. Das stimmt. Aber alle Regeln zu brechen, bleibt immer dem Genie vorbehalten. Und selbst das kann sich nicht von allen Fesseln bereifen. Auch Picasso lebte unter dem Diktat der Farbenlehre.

 

hi lerato!

alle Achtung! Recherche vor der Kritik hat Stil ;)

Ich weiß jetzt ja nicht, ob Du Dich da auch auf meine Geschichten beziehst. Aber ich beantworte es mal.

Die oben dargestellten Regeln muten mir ein wenig seltsam an.

- abgeschlossene Handlung? geht schon nicht bei offenem Beginn und Ende, was ja eines der möglichen Kriterien für KGs ist.
- wenn man so zielgerichet schreibt, daß man alle Nebenhandlungen wegläßt, wird es trocken, arm und farblos - wage ich zu behaupten.
- der Leser soll die einzige Idee der Geschichte blitzartig erfassen. Hallo? das ist wie ein Witz, bei dem man vorher fragt: sagt mal, kennt Ihr den, in dem es um das und das geht?
Ich finde, gerade verwickelte und geheimnisvolle Texte sind interessant. - Aber das hat natürlich auch eine Grenze. es muß unter Benutzung des eigenen Hirns schon im Wesentlichen zu erschließen sein, worum es geht. Also dürfte man eigentlich keine Erklärungen des Autors brauchen, um an dem Text Gefallen zu finden.
- nur eine Begebenheit schildern... wie man es nimmt. Man kann sicher nicht den ganzen Inhalt von Krieg und Frieden in einer KG darstellen. Aber man darf schon mehr als eine einzige Aktion darstellen.
- simple Verknüpfung von Ursache und Wirkung ...
naja, eine Verknüpfung sollte schon bestehen. Aber soooo simpel? nee!
- möglichst nur eine Figur.
ok, es soll also Handlung geben, aber am besten nur eine Figur. Das limitiert die möglichen Themen ziemlich!

insgesamt habe ich 2 Haupt-Kritikpunkte:

1. diese Regeln sind ( bis auf die letzte ) formuliert, als wäre es nötig, diese zu befolgen, um überhaupt eine KG zu schreiben.
2. ich mag meine Leser. und ich will sie nicht wirklich verarschen. Aber ich käme genau dazu, wenn ich tatsächlich auf diese Regeln hören würde. Eins würde ich allerdings schaffen: mich wirklich kurz zu halten, denn viel fiele mir da nicht ein.

Ich habe ja nie behauptet, daß diese Regeln GANZ indiskutabel wären, aber ich denke, daß sie kaum jemanden zu (besseren) Schreiben von KGs anregen können.
Vergleich sie mal mit den Vorschlägen im Link von Aragon. Da siehst Du dann einen Unterschied.

Lieben Gruß,

Frauke

 

Lerato,

nun ich halte (unbewußt) manche Regeln ein, manche breche ich, da ich in Kurzgeschichten auch Nebenhandlungen, Nebenprotagonisten, Rückblenden einbaue. Manches ist einfach mit Hausverstand zu bezeichnen. Man kann z.B nicht die Protagonistin zuerst Karin und dann plötzlich Lisa nennen.

Gedanken sollte man sich darüber machen. Ferner denke ich, wer viel liest, entdeckt ohnehin so manches.

Aragorn hat insofern recht, als daß jemand, der zum ersten Mal in seinem Leben sagt "ich will eine Geschichte schreiben" dadurch mal Denkanstöße bekommt.

lieben Gruß

Echna

 

:bib:
Wir können also beruhigt feststellen:

1.) Arc und ich teilen die selbe Meinung (lies mal meinen Beitrag bzl. der Regeln auf Seite eins!)

2.) Auf dieser Seite gilt, wie Lord es sagte:
DER KUNST IHRE FREIHEIT,
und das ist auch gut so.

3.) Es ist keine Schande, einige klassische Kurzgeschichtenregeln anzuwenden.

...para

 

Hi arc en cliel!

Ich finde Kurzgeschichten müssen sich von Romanen oder Novellen unterscheiden. Das ergibt sich allein schon durch die Tatsache, dass sie -- nun ja -- kurz sind. Ich glaube, dass Regeln zum Schreiben von Kurzgeschichten nicht erdacht worden sind, bevor diese Form der Prosa existierte. Ich glaube eher, dass sie als Folge der Analyse sehr guter Kurzgeschichten entstanden sind. Damit will ich die oberlehrerhaften Regeln, mit denen dieser Thread begonnen hat, nicht verteidigen. Aber wenn ich die "Schnittmenge" aller Texte zum Thema Kurzgeschichte betrachte, finden sich einige Dinge immer wieder. Diese aber so wie unser Oberlehrer oben einfach hinzuknallen ist so sinnlos, als würde man den zweiten Weltkrieg auf "Hitler", "dreißig Millionen Tote", "kalter Krieg als Folge" reduzieren.

Aber in den meisten Kurzgeschichten, die mir gefallen, finde ich immer einiges aus der "Schnittmenge". Gewiss eine Kurzgeschichte mit Rückblenden, mehreren Protagonisten und mehreren Handlungssträngen kann funktionieren. Aber dann muss jeder Satz stimmen, jede Metapher treffen, das Timnig perfekt sein und so weiter. Ich kenne nur wenige Geschichten die das leisten können und immer noch als Kurzgeschichten zu betrachten sind.

Hier sind einige deiner Zweifel und ein Paar Bemerkungen von mir:

>- abgeschlossene Handlung? geht schon nicht bei offenem Beginn und Ende, was ja eines der möglichen Kriterien für KGs ist.

Wieso geht das nicht? Zwischen Geburt und Tod gibt es doch wohl auch abgeschlossene Episoden. In eine Kurzgeschichte taucht man ein, ist einfach da. Was davor ist, interessiert nicht, man will nur wissen, was die nächsten fünf oder zehn Seiten geschieht. Dann entfaltet sich die Geschichte und ist vorbei. Was danach geschieht wird dich auch nicht interessieren. Dafür gibt's den Roman zur Kurzgschichte. Nichts ist für mich schlimmer, als wenn ich jemanden eine meiner Kurzgeschichten vorlese, und der mich dann fragt:" Und, was haben die Beiden dann gemacht?" Dann weiß ich, dass ich Mist gebaut habe.


>- wenn man so zielgerichet schreibt, daß man alle Nebenhandlungen wegläßt, wird es trocken, arm und farblos - wage ich zu behaupten.

und
>- nur eine Begebenheit schildern... wie man es nimmt.

Ich habe einmal eine Geschichte gelesen, in der es um zwei Männer bei einem Schachspiel ging. Sie war unglaublich spannend. Die freudige Erregung in Erwartung eines sicheren Sieges. Die erschütternde Erkenntnis in eine Falle gelaufen zu sein. Die Wut, im Gesicht des Anderen jenen Ausdruck des Triumphes zu lesen, den man in diesem Moment selbst hatte empfinden sollen.
Ich weiß nicht, ob das Ganze das Endspiel der Weltmeisterschaft war, oder eine Partie im Aufenthaltsraum der geschlossenen Psychatrie. Ich weiß nicht, ob der Eine den Anderen nach der Partie erwürgt hat, oder sie zusammen eine Portion Spaghetti Bolognese essen gegangen sind. Es interessiert mich auch nicht. Aber die Beschreibung des Spiels war perfekt.

So, jetzt hab ich aber genug gelabert.
Gerald

 

Hi!

Geschrieben von Harkhov Syndrom
guten abend an alle frischlinge: der sinn aller regeln ist es, dass man sie lernt um sie besser brechen zu können.

wer regeln nur lernt um sie zu befolgem, wird niemals etwas bleibemndes schaffen


Wer als Lehrling keine Regeln befolgt, aus dem wird niemals ein Meister, der sie brechen kann.

 

Regeln, schön und gut.
Mein Problem damit ist, daß ich einige Menschen kenne, die versuchen, damit zu schreiben. Und letztendlich wirkt es dann klinsch, steril, trocken, konstruiert.

Sicher soll es nur ein Ausschnitt sein. Aber zB das gesamte Leben einer Eintagsfliege wäre sogar abgeschlossen und kurz. ( besonders, wenn sie nicht überlebt ;) )

Ich denke, grundsätzlich geht die KG an sich auf Autoren wie Edgar A. Poe zurück. ( so hab ich das wenigstens mal gelernt ) Und der war einfach ein talentierter Autor. Er hat kurze Geschichten geschrieben und herausgefunden, wie er sie funktionieren läßt.
Aber bestimmt hat er nicht versucht, sie in ein Schema zu pressen.

Ich sage überhaupt nicht, daß man keine Regeln kennen sollte. Ganz im Gegenteil. Kennen sollte man alle ( sinnvollen ), nur sollten die nicht so formuliert sein, wie die hier. Denn die erwecken beim "Frischling" den Eindruck, so und nicht anders geht es....und DAS halte ich für kritisierenswert.

Ich habe mir mal so ein "Merkblatt" vorgenommen und eine Reihe von Tagen jeweils eine Regel bewußt ( und jeweils vielleicht die ein oder andere unbewußt ) gebrochen. Sogar eine der absolut unverzichtbaren: Nur eine Erzählperspektive! ( Kaleidoskop )
Es handelt sich da sicher um ein Experiment, aber immerhin eins mit Aussage am Ende, also durchaus eins, das sich für mich gelohnt hat. ;)

Mein Appell:
Seht Euch Regelwerke an. Aber seid kritisch. Und dann entwickelt einen eigenen Stil und ein Gespür dafür.
Die Qualität einer KG kann und darf man nicht am Quotienten der eingehaltenen Regeln messen :D

@Para: klar sind wir da einer Meinung!

Frauke

 

@arc en ciel

Ich hab gerade deine Gschichte "Großstadt-Symphonie" gelesen und nun wird mir auch klar, warum du nicht so viel von Regeln hälst.
Das ist aber auch ganz schön hartes Brot. Du mutest deinen Lesern eine ganze Menge zu. Da kann man nicht einfach mal drüberlesen. Jeder Satz verlangte absolute Konzentration und war ich immer wieder mal verwirrt und mußte den Satz oder den ganzen Absatz noch mal lesen. Und als wäre das nicht schon schwer genug, taucht auch noch der Gärtner auf, über dessen Sinn und Zweck man nun auch noch nachgrübeln muss.
Gute Geschichte, aber nicht gerade "fast food".

Gerald

 

@lerato:

danke für Dein Lob. Ja, das mag - auch - der Stil sein, zu dem ich mich entwickelt habe. fast-food schreibe ich eher selten. Wo ist denn da der Reiz ( auf die Dauer ) ? :p
Gerade der Gärtner ist wieder so eine der Neben-Spuren, denen man nachgehen kann, aber nicht muß. Jedenfalls erschließt sich sein Sinn meiner Meinung nach aus der Geschichte selbst. Und das ist es, worauf es ankommt. Wenn man schon verwirrende Elemente oder Nebenstränge einbaut, dann sollten sie sich aus dem Text selbst heraus erschließen.
Wenn mal der ein oder andere Leser auf der Strecke bleibt, tut mir das leid. Aber wenn eine große Zahl Leser etwas nicht ergründen kann, was ich meine, muß ich vermutlich was überarbeiten.

Lieben Gruß,

Frauke

 
Zuletzt bearbeitet:

Wenn man schon verwirrende Elemente oder Nebenstränge einbaut, dann sollten sie sich aus dem Text selbst heraus erschließen.

Da will ich aber widersprechen!
Ich persönlich halte von Geschichten, denen die Realität das oberste Gebot ist, für völlig uninteressant. Da würden mir wohl noch viele zustimmen. Gerade das Unwirkliche hat seine Faszination.
Aber, was spricht dagegen, sogar die Logik der Geschichte selbst über den Haufen zu werfen? Etwas zu erzählen, daß nicht richtig vorstellbar ist? Auf Zusammenhänge zu verzichten?
Ich meine damit nicht, völligen Unsinn zu verzapfen und es dann als Trash oder gar Surrealismus zu verkaufen - nein, ich meine Geschichten, die bis zu einem gewissen Grade nachvollziehbar sind, aber dann plötzlich, oder so, an manchen Stellen, mit ihrer Existenz in unserer (doch sehr logischen) Vorstellung enden. Etwa das, was dabei herauskommt, wenn sich Träume eins zu eins wiedergeben ließen, oder das, was ein Wahnsinniger zu erzählen hätte, wenn man ihm die Möglichkeit gäbe.

Das würde nicht nur sämtliche hier genannten Regeln brechen, sondern auch die "Gesetze" unserer "gesunden" Vorstellungskraft.

Ist es dann keine Kurzgeschichte mehr? Ist eine groteske Kurzgeschichte keine Kurzgeschichte...?


EDIT: Nachdem ich deine "Großstadt Symphonie" nun gelesen habe, muß ich sagen, daß ich diese auch eher als grotesk betrachten würde. Ich finde nicht, daß du die 'verwirrenden Elemente' wirklich auflöst - vielmehr kann man sie einfach als surreal auffassen, also als, in ihrem Unrealismus real. :)

 

Para... das war eher Symbolisch gemeint... was solls, ich bin halt einer von den "Mittelaltensäcken"
(Der Zorro der Alten)
Lord

 

@falk:
das was Du da beschreibst hat meiner Meinung nach seine Berechtigung. Klar. Warum nicht.

Aber eben nicht:

völligen Unsinn zu verzapfen und es dann als Trash oder gar Surrealismus zu verkaufen

Ich hab nix gegen fliegende Kühe, quaselnde Frösche, oder siegreiche Renn-Toaster auf dem Autodach eines Mönches. Es muß nur irgendwo hinführen, im Rahmen der Geschichte. Nicht, daß es IMMER einen echten Zusammenhang haben muß.


hey! wieso ist denn meine Symphonie nicht zusammenhängend? Die ist für mich recht verwoben!! :confused:
Sie ist für mich deswegen "real", weil ich mir vorstellen könnte, das sie sich genauso in diesem Moment abspielt. Immerhin schwebt sie ja nicht über den Hof und sieht den Film auf SEINEM TV, oder so.
Und der Mann im TV ist auch nicht der von gegenüber, oder so....
Die Handlung läuft linear, chronologisch und diesmal ganz ohne flash-backs ab.... ich hab mir solche Mühe gegeben :D

aber, wenn Du den Text für unrealistisch hältst, dann ja: ich mag solche Geschichten. :p

Frauke

 

alles hat seine regeln, auch chaos. viele können schreiben nur wenige schreiben gut. wer die techniken beherrscht hat es einfacher, als jemand, der das nicht kann. man sollte nicht der sklave der regeln werden, sie durchbrechen können nur die, die sie beherrschen.

die techniken der kunst sind erlernbar, aber nicht die kunst selbst. wer die techniken nicht kann, mag künstlerisch begabt sein, bleibt aber auf der strecke. wer nicht zeichnen kann, keine ahnung von farben, komposition und proportionen hat, kann nicht malen. schreiben ist auch malen. darum sind die techniken wichtig. wie sollte man sonst eine geschichte beurteilen, ob sie eine KG, novelle oder gar roman ist? einfach darauf loslegen? na dann ... viel spass

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich finde es gut, dass der unreflektierten, aber oft vertretene Meinung 'ich brauche keine Regeln, Regeln sind da, um gebrochen zu werden', doch widersprochen wurde.
Trotzdem habe ich aber z.B. Schwierigkeiten mit der manchmal an eine Kurzgeschichte gestellte Anforderung (Regel), dass das 'Wahrheitszentrum' nicht außerhalb der Geschichte liegen darf. So unterscheidet man die Kg. zwar von der Novelle, verweigert Kgn. aber auch eine allgemeingültige, über die beschriebene Situation hinausgehende Aussagemöglichkeit. (Was ich besonders in Philo und Gesellschaft als besondere Einschränkung empfinde). An diesem Beispiel sieht man auch, ein sklavisches Anklammern an Regeln behindert eine Entwicklung ...
Vielleicht sollte sich nicht auf das Weglassen oder totale Einhalten von Regeln konzentrieren (sie aber als Grundlage benutzen), sondern auf das Ausfeilen von Geschichten, inhaltlich, wie formell. (Dies würde sicher auch die Akzeptanz der Kg. als bedeutende Form der Kurzprosa zu stärken).

Zitat:
"Jedenfalls erschließt sich sein Sinn meiner Meinung nach aus der Geschichte selbst. Und das ist es, worauf es ankommt. Wenn man schon verwirrende Elemente oder Nebenstränge einbaut, dann sollten sie sich aus dem Text selbst heraus erschließen."

Das kann ich nur unterstützen, eine Geschichte sollte selbstauslegend sein. Doch dies ist nicht im Widerspruch zu falk's Meinung, dass etwas auch der „gesunden Vorstellungskraft“ widersprechen kann, oder unerklärt bleibt. Der Leser muß diesen Aspekt aber auch erkennen können.

Tschüß... Woltochinon

 

Was Alaska sagt kann ich voll und ganz unterzeichnen. In einer Kritik kann ich lediglich das aufgreifen, was ich auf Grund meiner bisherigen Kenntnisse abwägen kann. Derjenige, der Literatur, kreatives Schreiben studiert erhält Fachwissen mit dem er mehr Aspekte beim Verfassen berücksichtigen kann. Ohne Talent wird er es jedoch nie schaffen, wirklich gut zu schreiben.
Schreiben ist wie Zeichnen, musizieren eine Kunst. Kunst in Regeln zu fassen ist so unmöglich wie Liebe in Worte. Lehrbar, aber nicht lernbar.

 
Zuletzt bearbeitet:

hi Wolchi!

Ich weiß nicht, ob ich jetzt da angesprochen war, aber ich antworte mal eben.

Wenn ich sage, daß ich Regeln gerne breche, dann ist das die Wahrheit. Und dazu stehe ich schon aus Prinzip. Aber ich denke eben, das genau dieses "Festklammern", auf das Du Dich ja auch beziehst, einschränkt. Und ich schreibe gern. Aber einschränken muß ich mich bei Prosa nun wirklich nicht. Dann kann ich auch gleich eine fachliche Abhandlung schreiben. DA halte ich mich an die Regeln.

Ich rate aber gerade Anfängern, sich diese Regeln zu verinnerlichen. Aber, wenn man sie dann einmal ( als RICHTSCHNUR ) verinnerlicht hat, finde ich es eine gute Übung, bewußt eine nach der anderen zu brechen und sich davon freizuschwimmen.

Mich stören "Moralisten" und Regelfetischiste, die dann - ohne weitere Begründung - einen Text verreißen, weil er nicht an der Checkliste der Regeln messen läßt. Die haben etwas wirklich Grundlegendes nicht verstanden. Nämlich, was Kunst beim Schreiben bedeutet. Oder "Freiheit", oder wie man es auch nennt.

Diese Regeln haben meist tiefsitzende Berechtigungen als Erfahrungswerte, oder Richtschnüre, oder Hilfslinien. Nur eben nicht als das Maß aller Dinge.

So unterschiedlich unsere Positionen auch klingen, wir sind also eigentlich so gut wie einer Meinung :p

Frauke


PS: @ Fred:

ja, sicher, die Regeln helfen beim Schreiben und Kritisieren.
wenn ein Text nicht "funktioniert", dann mag es sich damit erklären lassen, daß eine bestimmte Regel nicht beachtet wurde, oder ähnliches.
Aber wenn ein Text funktioniert, kehrt sich das Schema um: dann kann ich mich fragen, ob der bestimmte - textimmanente - Stil sich damit begründen läßt, daß eine bestimmte Regel nicht beachtet wurde ( zB raffinierte Perspektiv- oder Zeitwechsel, o.ä. )

Ich kann also nicht unterschreiben, daß Regeln absolut sind, aber sie helfen.

 

Das Propagieren von Regelverstößen ist letztlich auch nichts weiter als eine Regel. ;)

Auch wenn ich nciht mehr, wie in der Schule, eine schriftliche Gliederung wie ein Inhaltsverzeichnis über meine Erörterungsaufsätze schreibe, so war dies zum Beispiel eine gute Übung. Wenn eine Geschichte in mir entsteht, dann mache ich mir Gedanken über ihren Aufbau, den Einstieg, das Ende, die Pointe, die Perspektive, aus der sie erzählt werden möchte. Ich mache mir Gedanken über die Menschen, die diese Geschichte erleben, wie sie sprechen, wie sie aussehen, wie sie sich verhalten, und wie dieses Verhalten zu dem Erleben korrespondiert.
Das alles sind Regeln, die ich irgendwann einmal gelernt habe, und sei es nur weil ich beim Lesen anderer Geschichten feststellte, dass sie aus Bildern, aus Gerüchen aus Geschmäckern bestehen. Meist weiß ich nicht, wo ich sie gelernt habe, oft waren es Hinweise, manchmal Lehrbücher über das Schreiben von Geschichten.
In Deutschland glauben wir oft, so etwas wie die hehre Kunst müsse rein und edel aus sich selbst herraus kommen. Wenn ein Installateur mir meine Wasserleitungen so legen würde, würde ich wahrscheinlich die Firma irgendwann verklagen müssen, wenn das Wasser die Wohnung meiner Nachbarn überschwemmt hat.
Viele haben es hier angedeutet, Regeln sind das Handwerk, welches es uns erleichtert, unsere Fantasien für andere lesbar zu machen. Handwerk erfordert machmal auch unorthodoxe Flexibilität, eben das Verlassen des Regelwerkes.
Beim Fußball konnte man einmal beobachten, wie solche eine kreative Umgehung des Herkömmlichen irgendwann zur handwerklichen "Regel" wurde. Lange Zeit war es alleinige Verteidigungsstrategie, auf den Mann, auf den Ball zu gehen, und den Gegner am Torschuss zu hindern. Das ist natürlich auch heute so. Obwohl es schon lange so etwas gab wie Abseits kam erst viel später ein Trainer auf die Idee, diese Regel bewusst zu nutzen, indem er die Deckung der Gegenspieler aufhob, und sie gemeinsam durch einen Schritt nach vorn ins Abseits stellte. Was zu Beginn sogar als Unsportlichkeit gewertet aber akzeptiert werden musste wurde bald strategischer Bestandteil also "Regel" aller Verteidigungen.
So ähnlich ist es beim Schreiben. Regeln sind nichts statisches. Sie können im Interesse der Geschichte variiert werden, sie sind aber unumgänglich. Letzlich ist es die Geschichte, die ihren Regeln folgt. Der Autor setzt sie nur um.

Liebe Grüße, sim

 

die kenntnis vieler regeln ist die grund-voraussetzung, um sie zu brechen...damit daraus eine bessere und vielfältigere geschichte entsteht..

häufig wird hier über schlechte, "hingeworfene" geschichten auf dieser seite gejammert - die kenntnis der regeln würde verhindern, dass jemand mal kurz sein letztes liebeserlebnis hinkrizelt, seine trauer in wolkigen worten beschreibt etc etc - und dies dann kurzgeschichte nennt..

kein plädoyer für die strenge einhaltung dieser regeln - aber für das wissen darum..

grüße, streicher

 

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