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Regeln

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29.12.2020
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Regeln

Weil Devin dachte, dass jeder Mensch ein Talent besitze und seines sicherlich im Schreiben liege, denn wo sollte es auch sonst sein, glaubte er an sich und sein Können und strich deswegen den ersten Satz seiner Kurzgeschichte nur sehr zögerlich, aber doch mit Nachdruck durch, denn eine Kurzgeschichte musste einen plötzlichen Einstieg haben.
Eigentlich fand er ihn nicht schlecht, vielleicht sogar gut, doch wahrscheinlich war er doch etwas zu langsam oder langweilig.
Den Rücken über den Holztisch am Fenster gebeugt, vor sich auf das weiße Papier starrend, saß er da und dachte nach. Dann, mit der Energie einer neuen Idee, kritzelte er etwas hin, nur um danach wieder minutenlang zu überlegen. So ging es eine ganze Weile. Immer wieder hielt er inne, setzte neu an, dachte nach, schrieb, strich durch, formulierte, pausierte, schrieb. Irgendwann legte er zufrieden seinen Füller nieder und begutachtete seine Einleitung.

Er blickte auf das bedruckte Papier, das er immer neben sich liegen hatte, wenn er schrieb. Was darauf stand, hatte er selbst zusammengetragen. Das meiste aus Ratgebern, Websites oder Lehrbüchern. Manches stammte aus nützlichen Kommentaren zu früheren Geschichten von ihm, anderes aus Unterhaltungen mit anderen Schreibenden.
Sie alle gemeinsam beschrieben, wie man eine gute Kurzgeschichte schreibt. Es waren Regeln, Tipps, Anmerkungen und Beispiele, die keinen Aspekt ausließen, beschrieben, wie man eine Figur einführt, charakterisiert und entwickelt, erklärten Dramaturgie und Spannungsbogen und diskutierten alle möglichen Handlungselemente.
Und anhand dieser Punkte, überprüfte er jetzt seinen Text.

Ja, er hatte Spannung geweckt, seine Figur eingeführt, die Grundemotion etabliert, Fragen aufgeworfen und Handlungsort und -zeit geklärt.
Also schrieb er weiter. Immer wieder hörte er auf, schaute sich einige Stichpunkte auf der Liste neben sich an, und machte dann weiter.
Er schrieb mit Absicht per Hand, denn genug Studien hatten gezeigt, dass dies die Kreativität beim Schreiben fördere.
Als Devin meinte fertig zu sein, legte er seinen Text weg, blickte nach draußen und probierte sich von seiner Geschichte zu lösen. Er atmete ein paar Male tief durch, versuchte sich zu entspannen und Distanz zu gewinnen.
Mit neuer Objektivität las er seine soeben fabrizierte Kurzgeschichte erneut durch. Ja, sie war gut. Sie las sich flüssig, sorgte ab und zu für ein Schmunzeln und fiel nicht selten mit besonders kreativen Phrasen auf, doch vor allem, hielt sie alle Regeln ein. Mit einem Bleistift setzte Devin Häkchen hinter die einzelnen Stichpunkte, die er meinte erfüllt zu haben.

Vielleicht war sie es wirklich. Vielleicht war dies die Kurzgeschichte, die ihn endlich zu seinem wohlverdienten Ruhm führen würde. In ihr würde man sein Genie erkennen und Schriftsteller weltweit würden über ihn reden und bewundern. Seine Leidenschaft würde er zum Beruf machen können und sein bisheriges fruchtloses, ja gewöhnliches Leben hinter sich lassen. Man würde über seinen Tod hinaus über ihn reden, Straßen nach ihm benennen, denn er würde etwas hinterlassen, das noch niemand je so gesehen hatte.

Also zeigte Devin in den nächsten Tagen seine Geschichte herum. Freunde, Kollegen und Familie fanden sie alle gut, lobten sie, doch waren sie nicht völlig betäubt vor Bewunderung. Da sie aber keine Fachexperten waren und er bezweifelte, ob sie das Genie Kafkas, Brechts oder Goethes erkannt hätten, maß Devin ihnen nicht viel Bedeutung bei und veröffentlichte seine Kurzgeschichte.
Stolz, aber gespannt, hatte er sie abgeschickt und wartete jetzt unruhig. Den Laptop vor sich, die inzwischen kalt gewordene Tasse Kaffee daneben, begann er erste Kritiken, Kommentare und Rezensionen zu lesen. Sie alle waren wohlwollend, fanden nicht wirklich etwas auszusetzen und die Geschichte im Allgemeinen gut.

Da breitete sich ein seltsames Gefühl in ihm aus, das er nicht ganz deuten konnte. Vielleicht war es Enttäuschung, vielleicht Ratlosigkeit oder einfach Ernüchterung. Obwohl er alle Regeln eingehalten, alle Tipps befolgt, alle Ratschläge beachtet hatte, war sein Text nicht das, was er erhofft hatte. Man las ihn zwar, doch sprach nicht darüber. Er war ein niemand, der in der Masse unterging, verzweifelt nach Leben ringend.
Jahrelang hatte er versucht eine fehlerfreie Kurzgeschichte zustande zu bringen, hatte jede Kritik dankbar angenommen, aufgesogen und Fehler korrigiert und aus ihnen gelernt, aber jetzt, da es ihm gelungen war, war seine Geschichte nicht viel besser als die vorherigen.
Was hatte er also falsch gemacht? War es die Grundidee? Was war es?

Mit diesen Fragen strich Devin müde, aber schlaflos, gedankenverloren die nächsten Wochen durch sein Leben. Er aß nichts, sagte nichts, tat nichts, war abwesend. Eines Abends saß er planlos auf seinem Sessel, starrte mit leeren Augen nach draußen. Stunden verstrichen, es wurde dunkel und er regte sich nicht.
Bis plötzlich ein Gedanke zwischen seinen Synapsen hervorkroch. Wie im Rausch schritt er an seinen Schreibtisch und begann sofort zu schreiben. Es war der erstbeste Stift, das erstbeste Papier und die Worte sprudelten nur so aus ihm hinaus. Sein Kopf dachte und seine Hand schrieb. Sätze kamen von selbst, wurden nicht geprüft und abgewogen, nur auf Papier gebracht. Und Devin wusste, dass diese Geschichte anders würde als alle anderen zuvor und dass sie gut sein würde. Wirklich gut. Als er fertig war und sie durchgelesen hatte, freute er sich, sprang auf, tanzte im Zimmer, denn er erkannte sich selbst in der Geschichte. Sah, dass es wahrhaftig seine war.
Ekstatisch und voller Glück zeigte er die Geschichte niemandem, sondern tippte sie direkt ab und veröffentlichte sie. Den ganzen Abend saß Devin vor seinem Computer, las die Begeisterung in den Kommentaren, die Bewunderung in den Kritiken und das Staunen in den Rezensionen.

Fröhlich schaute er sich sein Papier mit der Liste an Regeln an. Wo er früher Häkchen gesetzt hatte, fanden sich jetzt nur vereinzelt welche. Manche Stichpunkte hatten überhaupt kein Zeichen hinter sich und andere hatten sogar ein kleines Kreuz. Hatte er früher seiner Liste wie der Gläubige seinen Gott angeschaut, sah er sie jetzt wie Fesseln, von denen er sich freigemacht hatte. Fesseln, die ihn nicht nur eingeschränkt, stumm gequält und festgehalten hatten, sondern gestohlen hatten.

Gut waren sie gewesen, denn an ihnen hatte er gelernt und irgendwann auch verstanden.
Doch jetzt verstand er, dass Regeln nicht immer blind befolgt und eingehalten werden sollten, sondern hinterfragt, auch ignoriert, gebrochen oder neu definiert werden sollten. Ist jeder Einstieg plötzlich, jedes Ende offen und jedes Problem alltäglich, wer war da noch neugierig auf neue Geschichten? Etablierte sich nicht ein Stil, an den sich alle hielten, wie es eine Gesellschaft an Werte und Normen tut, der langfristig zu Monotonie, ja zum Tod des Schreibens, und auch Lesens, führte? War das etwa das Leben?
Manchmal, dachte Devin, brauchte ein Satz keine Stilmittel, musste nicht schön klingen oder interessant wirken, sondern nur ein Gefühl transportieren, eine Idee pflanzen, einen Gedanken leben lassen.

 

Hallo @Max88,

vielen Dank für deinen Text - ich hatte super viel Spaß beim Lesen.
Besonders gut gefällt mir, dein erster und letzter Satz und wie treffend sie die Entwicklung des Charakters und den Verlauf der Handlung zusammenfassen! Ich finde auch, dass du den Unterschied des Schreibens wunderbar hervorgehoben hast:
"Dann, mit der Energie einer neuen Idee, kritzelte er etwas hin, nur um danach wieder minutenlang zu überlegen."
im Vergleich zu:
"Es war der erstbeste Stift, das erstbeste Papier und die Worte sprudelten nur so aus ihm hinaus." - Das ist echt super!
Mich würde es noch sehr interessieren, was Devin inspiriert hat seine zweite Geschichte zu schreiben? Ich schätze, dass du hier auch den unterschiedlichen Motivationskontext des Schreibens deutlich machen wolltest?
Es klang für mich so, als hätte sich Devin bisher nur an den Regeln orientiert, weswegen dieser Bruch zu dem spontanen Schreiben sehr.. revolutionär für ihn ist? Allerdings hat es sich beim ersten Lesen für mich ein bisschen plötzlich angefühlt - deswegen würde ich diesen Teil wahrscheinlich noch ein wenig näher beschreiben. So könnte man seine Entwicklung noch verstärken?
Das ist aber natürlich nur meine persönliche Meinung!

 

Hallo @Lilli,

Danke, dass du dir die Zeit genommen hast meine Kurzgeschichte zu lesen und zu kommentieren! Das motiviert ;)
Was genau Devin inspiriert hat seine Geschichte zu schreiben, so wie auch die Idee und die Geschichte selbst, habe ich mit Absicht offen gelassen, weil ich es nicht so relevant für die Kurzgeschichte fand und damit klar ist, dass seine zweite Geschichte nicht deshalb besser und erfolgreicher ist, weil seine Idee oder Motivation besser ist, sondern weil er ganz anders an das Schreiben heran geht, also sich von den Regeln freimacht und somit eine ganz andere und neue Geschichte zu schreiben, seine Geschichte.
Ich habe noch ein paar Sätze eingefügt und hoffe, dass seine Entwicklung jetzt bisschen genauer beschrieben ist und weniger plötzlich.

Viele Grüße,
Max

 

Well done, @Max88,

und da hast du etwas auf den Punkt gebracht, was - und das behaupte ich jetzt einfach mal so - dafür sorgt, dass in D viele schreibende Menschen den Stift wieder weglegen.

Morphin in der Schule. 70er Jahre, wir lesen Borchert, Kaschnitz, Böll, Lenz, Goethe, Schiller, Lessing, wir haben das Latinum der Literatur- und Grammatikregeln hinter uns, unter uns, links, rechts und als Hindernis vor uns. Schreibt! Nach den Regeln! Es war toll, nach den Regeln. Aber es riss die wenigsten vom Hocker. Es gab Einsen, für die Regeln. Sechser für die Regellosen. Aber auch die Geschichten der Großen rissen nicht alle vom Hocker. Manche ja, andere nicht.

Schreiben die Großen also nur für manche? Und sind die anderen zu blöde? DAS steht NICHT in den Regeln.

Also hab ich ab der 8ten Klasse nur noch leere Blätter abgegeben und gesagt: Sie können mich mal. Den Preis, den die Regeln vorgeben, habe ich bezahlt, denn Regelverweigerer haben auf Regelschulen nichts zu suchen.

Anfang 20 dachte ich, was ändern zu müssen. Also mussten die Granden der deutschen Dichter- und Denker-Literatur her. Lesen, lesen, lesen, um endlich zu begreifen, WARUM sie im Literaturhimmel waren. Manches fand ich schön. 1981 kaufte ich dann "Fuckmachine" von Bukowski und "Gedichte, die einer schrieb, bevor er im 8. Stock aus dem Fenster sprang". Und ich las Steinbeck, Roth, Kerouac, die Amerikaner. Erweckung.

Der Kurzgeschichte wirklich näher gebracht hat mich aber Bukowski. Was ich da las, war das, was ich erlebte, als ich im Tiefbau Erde schaufelte und mit den Türken Kanalschächte mauerte im Regen. Als Gebäudereiniger unterwegs war, im Nachtdienst der Bundespost am Bahnhof Karten kloppte und besoffene Postler vom Gleis hob, im Schlachthof mit 18 Alkoholikern Tiere ausweidete. Da gab es keine Regeln. Die Geschichten dieser Menschen waren ohne Regeln. Und wenn ich abends meine Kumpels traf, Lehrer, Rechtsanwalt, Beamter Stadtverwaltung, Firmeninhaber, da hörten sie, was ich erzählte, aber begriffen nicht, was ich meinte.

Schreiben ist eine Ausdrucksform eines Menschen, der sich selbst und anderen etwas mitteilt. Worte auf Papier ist der Dialog mit sich, seinem lyrischen Ich oder dem Dämon in sich. Als Leser kann ich diesen Dialog verstehen, weil es mir ähnlich geht, aber ihn ZU stark in den Vorgaberahmen guter deutscher Literatur zu zwängen, versetzt ihm meist den Todesstoß. Dann ist der Text nicht mehr er selbst und der Autor kann sich nicht mehr darin sehen.

Natürlich kann ein Autor, der den Regeln folgt, ein literarisches Kunstgebilde schaffen, und der eher "ungebildete" Autor wird diesem nicht folgen können oder wollen. Aber so wie der sprach- und regelpräzise Autor die Freiheit hat dies zu tun, hat auch der regelfreie Autor die Freiheit, dies zu tun. Und beide müssen die Freiheit des anderen akzeptieren.

Ich rede jetzt NICHT - und das möchte ich betonen! - von der Rechtschreibung. Sie dient dazu, dass Worte und Sprache ein gleiches Ausgangsniveau haben. Es geht hier um den Stil, den ureigenen Stil. Die Mittel des Autors, eine Geschichte zu erzählen.

Oft wird in Kritiken gesagt, "braun" wäre besser als "schwarz" an dieser Stelle. Der Autor schrieb "braun". Er ändert es in "schwarz" und erkennt sich nicht mehr.

Lieber @Max88, mir gefällt dein Text sehr gut, weil er aufdeckt, was in meinem Deutschunterricht komplett falsch gelaufen ist. Es muss für die "Kopfschreiber" die Freiheit geben, dies zu tun, nach den Regeln; UND es muss für die "Gefühlsschreiber" die Freiheit geben, dies so zu tun. Beide Seiten DÜRFEN voneinander lernen. Aber sie sollten sich nie gegenseitig kolonisieren.

Griasle
Morphin

 

„Ohne zu schreiben, kann man nicht denken; jedenfalls nicht
in anspruchsvoller, anschlussfähiger Weise.“ Niklas Luhmann
(Anpassung an die neuere Rechtschreibung durch mich.)​

Mit neuer Objektivität las er seine soeben fabrizierte Kurzgeschichte erneut durch. Ja, sie war gut. Sie las sich flüssig, sorgte ab und zu für ein Schmunzeln und fiel nicht selten mit besonders kreativen Phrasen auf, doch vor allem, hielt sie alle Regeln ein.

Nach der „einsamen Masse“ nun das „einsame“ Individuum oder – um im Jargon der aktuellen Soziologie zu bleiben - der schreibende Mensch als „Singularität“ (nach Andreas Reckwitz’ „Gesellschaft der Singularitäten“), die ist nun nicht der Individualist an sich, sondern der Mensch, der – wie Dein schreibender Held – auf Ruhm und Berühmtheit aus ist und dessen sozialökonomischer Standard eigentlich im Single-Haushalt zu finden ist, der ja sogar „ökonomisch“ erwünscht ist, da das Single-Dasein auf den statistischen Kopf bezogen teurer ist als ein Vier-Personen-Haushalt.

Zugleich aber widerlegstu in der Veröffentlichung hierorts

lieber Max,

die Küchenweisheit, viele Köche verdürben den Brei, wenn lesende Interessenten Einfluss auf das Werk eines schreibenden Menschen nehmen - wie meine Vorrednerin,

und damit herzlich willkommen hierorts, liebe @Lilli!

Nun, Luhmann, der Systemtheoretiker unter den großen Soziologen, hat zu Recht die „Regel/n“ als Reduzierung von Komplexität begründet, was sich selbst in der schreibenden Zunft im Ringen um das richtige Wort und die Struktur vom einfachen Satz bis zum vollständigen Text verfolgen lässt - selbst wenn der schreibende (oder auch sprechende oder anderweitig beschäftigte) Mensch sich als Schöpfer einer eigenen kleinen Welt begreift, sie unterliegt allemal übergeordneten Regeln und bedeutet zunächst eine sehr einsame Arbeit, denn es ist nicht getan mit dem Wort „es werde … und es ward …“ Und da geh ich mit Deinem Helden konform – jeder besitzt wenigstens ein besonderes Talent und – jetzt nicht erschrecken, es ist ein Lob von einem Kleist-Verehrer, hätte er sonst den Michael K. hierorts rezensieren können?, mit dem Wagnis lager Sätze hastu direkt einen Stein bei mir im Brett (oder doch eher so ähnlich).

Aber es gehört heute schon Mut dazu, Schachtelsätze zu formulieren, die ja auch vom Leser einiges abverlangen – vor allem das Gedächtnis. Insofern ist schon der erste Satz von Dir ein Experiment an Länge und Ironie

Weil Devin dachte, dass jeder Mensch ein Talent besitzen würde und seines sicherlich im Schreiben lag, denn wo sollte es auch sonst sein, glaubte er an sich und sein Können und strich deswegen den ersten Satz seiner Kurzgeschichte nur sehr zögerlich, aber doch mit Nachdruck durch, denn eine Kurzgeschichte musste einen plötzlichen Einstieg haben.
(zum Fettdruck: Wenn Du Konj. irrealis (besitzen würde) verwendest, verwässertu die Aussage und müsstest konsequenterweise das eigene Talent auch mit dem Konj. verknüpfen, also statt „lag“ läge.
Besser den Gedanken als indirekte Rede im Konj. I, „ein Talent besitze“ … „liege“ ...

Wegen der absatzmäßigen würde-Inflation vermute ich aber, dass Du den Konj. II bewusst auf Kinderniveau einführst ... Dabei akzeptiert inzwischen der Duden auch den Konj. II "würde" für den schlichten Gebrauch im Futur I (dabei ist das engl. would mehrdeutiger als das dt. würde)

Eigentlich fand er ihn nicht schlecht, vielleicht sogar gut, doch wahrscheinlich war er doch etwas zu unplötzlich oder langweilig.
Warum „plötzlich“ negieren, wenn ein ganzer Stall von Synonymen von „allmählich“ bis „überraschend“ ... z. V. steht?

Flüchtigkeit - unterstell ich mal

Da sie aber keine Fachexperten waren und er bezweifelteKOMMA ob sie den Genie von Kafka, Brecht oder Goethe erkannt hätten, maß Devin ihnen nicht viel Bedeutung bei und veröffentlichte seine Kurzgeschichte.
sonst hättestu wahrscheinlich nicht den Nebensatz durch Komma beendet

Sie alle waren wohlwollend, fanden nicht wirklich etwas zum aussetzen und im großen und ganzen fand man seine Kurzgeschichte gut.
„Aussetzen“, „Großen“, „Ganzen“, aber warum nicht schlicht und einfach „fanden nicht wirklich etwas auszusetzen“?

Und noch währenddessen[...] wusste er, dass diese Geschichte anders werden würde[...] als alle anderen zuvor und[...] dass sie gut [wäre].

Hatte er früher seiner Liste wie der Gläubiger seinen Gott angeschaut, …
… der Gläubige“, ein Gläubiger ist der Antipode zum Schuldner im Geschäftsleben

So -

da bin ich mal gespannt, was folgen wird nach Masse und dem Einzelnen!

Tschüss

Friedel

 

@Morphin,

Es freut mich wirklich sehr und bedeutet mit auch viel, dass dir mein Text so gefällt! Danke auch fürs Lesen und Kommentieren. Für so interessante, spannende und qualitativ so wertvolle Kommentare bin ich echt dankbar!

Ich habe die Kurzgeschichte hier reingestellt, weil ich glaube, dass sie nirgendwo besser wäre, denn ich glaube, dass jeder der so ernsthaft schreibt, dass er seine Texte hier hochlädt, hofft, dass seine Texte auch gut und vielleicht sogar erfolgreich sind. Unterstelle ich mal allen hier. Und natürlich stellt sich da die Frage, wie schreibe ich denn eine gute Kurzgeschichte, oder einfacher, wie schreibe ich gut? Manche Kurzgeschichten hier brechen gefühlt mit allen Regeln und sind deswegen umso interessanter zu lesen, andere halten sich sehr streng daran, und andere orientieren sich nur. Umso spannender ist es dann Kommentare wie deinen zu lesen.
Ich würde es aber nicht so schwarz-weiß sehen, dass es die Regellosen und die Regeln, denn meiner Meinung nach ist es eine unbekannte Hybrid aus beidem, das angestrebt werden sollte. Ich glaube also nicht, dass es den reinen “Kopfschreiber“ und den reinen “Gefühlsschreiber“ gibt. Wie in der Schule mit denjenigen die eher das eine oder andere sind umgegangen werden sollte, ist eine andere Frage, die in der Theorie bestimmt schwierig, aber in der Praxis noch viel schwieriger ist. Bei meinem Deutschunterricht kann leider nur sagen, dass es wie bei dir war.Ein Text der jede Regel einhält ist einfach nur langweilig, aber ein Text, der mit jeder bricht, versteht man vielleicht garnicht, auch wenn er bestimmt lesenswert wäre ;) und da kann man auch argumentieren, ob es ihn dann nicht schon zu einem “guten“ Text macht..
Schaut man sich die berühmten Werke deutscher Dichter und Denker an wird dieser Frage ja noch spannender. Ist Goethe gut, weil er die Regeln eingehalten oder mit ihnen gebrochen hat? Warum ist Kafka oder Lessing gut? Sind sie gut?
Darüber kann man bestimmt sehr lange diskutieren, und ich kenne sicherlich nicht die Antworten, finde aber jeden Beitrag interessant.
Bukowski nehme ich jedenfalls als wichtigen Lesetipp mit, danke :)

@Friedrichard,

es ist unglaublich cool Kommentare wie deinen zu lesen, mit einem Zitat beginnend :), die so interessant, vielleicht auch herausfordernd, sind und damit mindestens so lesenswert wie der Text unter dem sie stehen sind. Danke dafür! Da lohnt sich das mal richtig Kommentare zu lesen.

Warum „plötzlich“ negieren, wenn ein ganzer Stall von Synonymen von „allmählich“ bis „überraschend“ ... z. V. steht?
Hier habe ich wirklich lange überlegt und auch nach Synonymen sogar gegoogelt, aber war irgendwie mit garnichts richtig zufrieden. Außerdem fand ich “unplötzlich“ irgendwie so provokant gegenüber denen, die sagen, der Einstieg MUSS plötzlich sein. Das impliziert dabei auch noch irgendwo Pedanterie. Das fand ich alles irgendwie passend, war aber auch nicht ganz zufrieden damit. Ich habe es jetzt aber doch geändert..

„Aussetzen“, „Großen“, „Ganzen“, aber warum nicht schlicht und einfach „fanden nicht wirklich etwas auszusetzen“?
Danke fürs aufmerksame Lesen und deine Korrekturen und Vorschläge!
Hier wollte ich darstellen, dass man seine Geschichte ganz nett fand, aber eben nicht überwältigend, obwohl man nicht genau sagen kann warum. Deswegen habe ich auch das “gut“ behalten, denn es trifft das ja eigentlich. “Gut“ heißt positiv, richtig, schön, aber eben auch nicht mehr. Habe aber auch hier bissl was verändert - hoffentlich ist es jetzt bissl besser.

… der Gläubige“, ein Gläubiger ist der Antipode zum Schuldner im Geschäftsleben
Danke ;) Kein Plan was da passiert ist :p

@Morphin und @Friedrichard
Großen Dank nochmal für die Kommentare!

Viele Grüße!
Max

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola @Max88,

wir hatten ja schon die Ehre des Einanderbegegnens. In Deiner Antwort auf Morphins Komm lese ich viel Gescheites, und da denk ich mir, dann schreibt der Max88 auch was Lesenswertes.

Also ran an seinen Text, bevor er ausverkauft ist:

Weil Devin dachte, dass jeder Mensch ein Talent besitze und seines sicherlich im Schreiben liege, denn wo sollte es auch sonst sein, …
Bravo. Host mi.

Den Rücken über den Holztisch am Fenster gebeugt, vor sich auf das weiße Papier starrend, saß er da und dachte nach. Dann, mit der Energie einer neuen Idee, kritzelte er etwas hin, nur um danach wieder minutenlang zu überlegen. So ging es eine ganze Weile.
Bis hierhin hat er noch nichts Gescheites zusammengeschrieben – lt. Text. Doch schon im nächsten Satz lese ich:
… legte er zufrieden seinen Füller nieder und begutachtete seine Einleitung.
Das ging aber (zu) schnell!

Sie alle gemeinsam beschrieben, wie man eine gute Kurzgeschichte schrieb.
... schreibt

Er schrieb mit Absicht per Hand, denn genug Studien hatten gezeigt, dass dies die Kreativität beim Schreiben fördere.
Schmarrn. Vielleicht können die Verfasser der ‚Studien‘ nicht mit einem PC umgehen?
Sollte jedoch diese Altväter-Methode angewandt werden, steigt das Risiko eines Nervenzusammenbruchs beim Korrigieren. Wo ist das Korrekturband, verdammt?

Vielleicht war dies die Kurzgeschichte, die ihn endlich zu seinem wohlverdienten Ruhm führen würde. In ihr würde man sein Genie erkennen und Schriftsteller weltweit würden über ihn reden und bewundern. Seine Leidenschaft würde er zum Beruf machen können und sein bisheriges fruchtloses, ja gewöhnliches Leben hinter sich lassen. Man würde über seinen Tod hinaus über ihn reden, Straßen nach ihm benennen, denn er würde etwas hinterlassen, das noch niemand je so gesehen hatte.
Da macht das Lesen Freude! Sehr gelungen!

… ob sie den Genie von Kafka, Brecht oder Goethe erkannt hätten, …
das Genie

Er war ein niemand, der in der Masse unterging, verzweifelt nach Leben ringend.
Genau so! Der Autor bekommt die doppelte Menge Würfelzucker in seinen Kaffee!

Was hatte er also falsch gemacht? War es die Grundidee? Was war es?
Mit diesen Fragen strich Devin müde, aber schlaflos, gedankenverloren die nächsten Wochen durch sein Leben. Er aß nichts, sagte nichts, tat nichts, war abwesend. Eines Abends saß er planlos auf seinem Sessel, starrte mit leeren Augen nach draußen. Stunden verstrichen, es wurde dunkel und er regte sich nicht.
Das ist nicht lustig. Viele WK-Neumitglieder wollen einen Roman schreiben - ein anderer Weg um Dieter Bohlen herum und trotzdem zum Superstar zu werden.
Seitdem aus Lehrling ‚Auszubildender‘ wurde, schäumen die Träume von Ruhm ohne adäquate Gegenleistung über. (Eingebildete) Schönheit genügt oft (leider nicht).

Und noch währenddessen wusste er, dass …
Das würde ich anders formulieren.

Doch jetzt verstand er, dass Regeln nicht immer blind befolgt und eingehalten werden sollten, …
Umm, umm. So klingt der Holzhammer.
Genau so einen Erklärbär hatte ich am Ende eines meiner Texte – und erst bei zehntausendsten Mal Durchlesens fiel mir das auf – zack, war‘s gestrichen.

Zum Ende hin stellst Du Fragen auf, die ich allerdings nicht als besonders interessant markieren würde. Andrerseits sind die auch für andere, beinahe alle Lebensbereiche zutreffend.
Ich sehe es so: Dieses Thema benötigt keinen Zettelkasten, alles sind Binsenweisheiten.
Neues erfahre ich nicht. Inwieweit sich der Einzelne an die Abhakliste der Ratgeber hält oder drauf pupst, weiß der Kuckuck.

Lieber Max88, ich las all das, was mir schon bekannt war. Man muss nicht uralt sein, damit einem auffällt, dass unser Kosmos gebremst wird durch die Abhaker und auf Touren kommt durch die Freigeister.
Kein Problem – Du schreibst zügig und gut, packst gute Schmankerln in Deinen Text und freust Dich garantiert, zumindest aus meiner Sicht, dass Dir das so gut gelingt.

Ich freue mich mit! Kriegst trotz der ollen Kamellen einen dicken :thumbsup:
José

 

Moin @josefelipe,

Danke, dass du dich meinem Text angenommen und gelesen hast. Jede Kritik nehme ich natürlich ernst und versuche mein Schreiben, wie alle hier, damit zu verbessern, am besten noch am Text selbst, wenn er noch zu retten ist.

Das ging aber (zu) schnell!
Habe noch einen Satz eingefügt, vielleicht ists jetzt besser ;)

... schreibt
Hab ich - danke!

Schmarrn. Vielleicht können die Verfasser der ‚Studien‘ nicht mit einem PC umgehen?
Sollte jedoch diese Altväter-Methode angewandt werden, steigt das Risiko eines Nervenzusammenbruchs beim Korrigieren. Wo ist das Korrekturband, verdammt?
Diese Studien gibt es tatsächlich, hab ich mir nicht ausgedacht. Ist ja auch klar, beim Tippen kann jedes Wort ganz schnell und easy gestrichen und ersetzt werden, natürlich denkt man da, nicht bewusst, weniger gründlich über die Worte nach, auf Papier, wenn man mit Füller schreibt muss jedes Wort geprüft werden, bevor man es schreibt. Aber ob das für alle gilt ist natürlich eine andere Frage.

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das Genie
Danke!

Das würde ich anders formulieren.
Hab ich rausgenommen

Umm, umm. So klingt der Holzhammer.
Da hast du natürlich recht und ich stimme dir auch an deiner inhaltlichen Kritik zu, dass mein Text jetzt nichts bahnbrechend neues und eigenes ist. Hier liegt das Problem ganz am Anfang bei der Idee der Geschichte, werde ich hier deswegen nicht noch ändern, sondern für zukünftige Texte merken und hoffentlich umsetzen. Wenn man das hier streichen würde, denke ich, würde ein wichtiger Teil verloren gehen und die Geschichte wäre nur noch seltsam. Danke natürlich fürs Aufzeigen!
Obwohl ich natürlich zu meiner Verteidigung anmerken möchte, dass das Thema nicht völlig ausgelutscht ist und durchaus relevant ist. Vielleicht gibt es ja den einen Leser, der dieses Thema spannend und wichtig findet, für den mein Text vielleicht nicht urneu ist, aber zumindest nicht langweilig. Keine Ahnung.

Viele Grüße!
Max

 

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