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Roberts Welt

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01.05.2007
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Roberts Welt

Es war drei Uhr nachts und die Straßen schienen wie ausgestorben.
„Hallo“, grüßte Robert einen Passanten, „Wo geht es denn hier zum Bahnhof?“
„Stör mich nicht!“ antwortete der Passant, und grummelte vor sich hin. Robert reichte ihm die Hand, um sich für die Info zu bedanken.

Er überquerte an einer Ampel die Straße. Die Ampel schaltete in dem Moment, als er einen Fuß auf die Straße setzte, auf Rot. Sofort hielt ihn ein Polizist, der wie aus dem Nichts gekommen zu sein schien, an.

„Sie sind bei Rot über die Straße gegangen, das kostet Bußgeld!“ wies er Robert zurecht.
Robert schaute ihn mit bedrücktem Gesicht an.
„Ach seien sie doch nicht so. Die Ampel war grün, als ich die Straße betrat.“
„Die Ampel war rot!“ schrie der Polizist.
„Aber nein, ich....“ Robert suchte ein paar entschuldigende Worte.
„Reden Sie nicht! Sie kommen jetzt mit ins Revier. Dort werde ich Ihnen eine Videoaufnahme zeigen von ihrem Verkehrsdelikt.“
Robert folgte ihm misswillig. Der Polizist führte ihm einen Film vor, in welchem Robert zu sehen war, wie er die Straße betrat.
„Sehen Sie, ich war mit dem rechten Schuh schon über der Straße“, versuchte er den Polizist zu überzeugen, „ich bin also bei grün hinübergegangen.“
„Nix da!“, widersprach der Polizist, „Sie müssen mit dem Oberkörper über der Straße sein, um nicht mehr umkehren zu brauchen, und der Schwerpunkt des Oberkörpers ist noch nicht auf der Straße“
Der Polizist lächelte siegessicher.
„60 Euro bitte!“ forderte er.

Doch Robert erzählte ihm, dass er sich auch mit dem Gesetz auskenne.
„Ein Fuß reicht aus, um nicht umkehren zu müssen,“ behauptete er, „da bin ich mir sehr sicher. Schauen Sie doch nach!“
Der Polizist holte einen Gesetzesband hervor. Tatsächlich stellte er fest, dass Robert recht hatte, und ein Fuß, der über der Straße war, ausreichte, um nicht mehr umkehren zu müssen.

„Ach, nun seien Sie doch nicht so“, flehte ihn der Polizist an. „Geben Sie mir doch bitte das Geld. Wo kämen wir denn hin, wenn jeder so pingelig wäre wie Sie. Dann würden ja nur noch Rechtsstreite entstehen. So genau darf man das doch nicht nehmen.“

Robert überlegte einen Moment, blickte in das traurige Gesicht des Polizisten, der ihm sichtlich leid tat.
„Nein!“, sagte er dann jedoch hart und verließ die Polizeistation.
„Korinthenkacker!“ hörte er den Polizisten aus dem Fenster rufen, „seien Sie doch nicht so borniert.“
Er beleidigte ihn noch weiter, bis sich ein Fenster in der über der Polizeistation gelegenen Wohnetage öffnete.
„Ruhe!“ brüllte jemand hinaus.
Der Polizist bezeichnete den Ruheschreier als Arschloch und nächtlichen Störenfried. Ein heftiger Streit entbrannte. Robert machte sich indes aus dem Staub. Er überlegte, ob er etwas zu hart zu dem Polizisten gewesen sei.

 

Hallo Charismo,
herzlich willkommen bei KG.de, bin selbst noch frischblut. Deine KG. finde ich sehr lustig, du hättest aus dieser Geschichte viel mehr machen können. Den Schluss finde ich nicht gut, warum überlegt Robert, ob er nicht zu hart zum Polizisten gewesen sei? Hatte den Eindruck, du hattest keine Lust mehr weiter zu schreiben. Roberts Welt ist einfach zu kurz, schade. Vielleicht schreibst du mal eine Fortsetzung

Viele Grüße Weltflucht

 

Hallo Weltflucht,

danke für deinen Kommentar.
Roberts Welt ist eine Geschichte, die ich einmal vor fünfzehn Jahren geschrieben, und vorgestern noch einmal flüchtig überarbeitet habe.
Die Geschichte ist eigentlich in etwa dreimal so lang (von da aus räume ich ein, dass der Schluss eventuell ein wenig abgehakt wirken könnte). Den weiteren Text, den ich da als Jugendlicher einmal so fabuliert habe, müsste ich allerdings noch etwas länger überarbeiten, um ihn hier reinstellen zu können.

Das werde ich aber gerne demnächst einmal tun.

Viele Grüße

Charismo

 

Tach Charismo,

eine schöne umgekehrte Welt hast du dir da ausgedacht.
Jedoch gibt es einige Dinge, die du meiner Meinung nach verbessern könntest
(ist das nicht immer so..hehe),

zum einen, will denn der Robert gar nicht mehr zum Bahnhof, wie am Anfang der Geschichte, wieso macht er sich nur aus dem Staub, lustiger wäre es doch, wenn er den Polizisten noch nach dem Weg zum Bahnhof fragt, oder das irgendwie am Ende wieder aufgegriffen wird.

Sie kommen jetzt mit ins Revier.
Eigentlich stimmt es ja, das "ins Revier", doch ich finde, "aufs Revier" klingt besser, aber das bleibt dir überlassen.

Stör mich nicht!“ antwortete der Passant

Bin mir da nicht sicher aber kommt nach der wörtlichen Rede kein Komma?...
Sicher bin ich mir wie immer nicht.

„Aber nein, ich....“
falls das oben stimmt, kommt hier auch ein Komma hin.

„Korinthenkacker!“
und falls das da drüber und das daaa drüber stimmen sollte, kommt hier auch noch ein Komma hin.

„60 Euro bitte!“
Und hier auch...stimmt das echt, dass da ein Komma hinkommt?...wenn nicht, blamier ich mich gerade....

wäre wie Sie. Dann würden ja nur noch Rechtsstreite entstehen.
vielleicht macht sich nach Sie ein Komma gut, anstatt ein Punkt...

Hier hör ich mal auf...weiß ja auch nicht, ob ein Komma an die besagten Stellen kommt, jedenfalls nicht genau.

Also ich finde die Welt an sich schön verdreht, das ist lustig.
Aber die Frage stellt sich z.B, wieso will der denn zum Bahnhof (da beharr ich drauf) und weswegen bedankt er sich bei dem Typen der so unfreundlich war, wenn er dann etwas später in der Geschichte so hart und "gemein" zu dem Bullen war. Ich weiß nicht, vielleicht klären sich einige der Fragen in der "langen" Version deiner Geschichte, wäre nett die auch mal zu lesen.

Tja, das wars erstmal von mir, dir noch einen schönen Tag,

Jekyll and Hyde

 

Hi Jekyll, hi Hyde,

zu der wörtlichen Rede:

Laut Duden ist es wohl so wohl so, wie du es sagts.

Allerdings habe ich neulich noch einmal in Büchern nachgeschaut, um genau dieser Frage nachzugehen und festgestellt dass einige Schriftsteller das Komma wegfallen lassen, wenn ein Frage- oder Ausrufungszeichen am Ende der wörtlichen Rede steht (Frank Schätzing zum Beispiel). Ich habe mir diese Schreibweise wahrscheinlich daher angeeignet. Doch ich glaube, du hast recht, und es kommt trotzdem ein Komma hin.

Ansonsten freut es mich, wenn dir die Geschichte gefallen hat. Deine Geschichte hat mir übrigens auch gut gefallen. Es ist bloß in der Diskussion schon alles gesagt worden, sonst hätte ich noch einen Kommentar hinterlassen.

Viele Grüße

Charismo

 

Hallo Charismo,

und ein herzliches Willkommen auf kurzgeschichten.de.

Mir gefällt Deine kleine Skizze und ich würde gerne die überarbeitete, längere Version lesen, wenn Du da den Stil des Absurden und dabei nebensächlich geschildertem durchhältst.
Weil, der gefällt mir. Bei Dir und bei anderen und so auch in diesem Fall.

Wobei ich Dich auch gerne einlade, Neues zu schreiben, wenn Roberts Welt 15 Jahre gereift ist, dann solltest Du mal ein paar frische Wortkombinationen probieren, die in den Jahren dazugekommen sind. Wenn Du Inspiration suchst, wirst Du hier überreichlich fündig werden können, gibt großartiges zu entdecken und neue Ideen zu finden.

Zu den Kommaregeln übrigens : selbst im gleichen Verlag wird es unterschiedlich gehandhabt, Einigkeit besteht nur bei dem Punkt, der wegfällt und nach dem schliessenden Anführungszeichen durch ein Komma abgegrenzt wird. Nach einem Frage- oder Ausrufezeichen gibt es beide Varianten und ich mag - als bekennender Nonkonformist - die Variante ohne Komma lieber.

Grüße,
Comma Seltsem

 
Zuletzt bearbeitet:

hallo charismo,

wirklich ein sehr schöner einstieg bei kg.de! völlig absurd:D
herrlich, wie du mit einem ganz einfachen mittel, die positionen umkehrst.
macht lust auf mehr.

@ Jekyll and Hyde, dein kommentar war ebenfalls sehr amüsant!

germane

 

Hallo Charismo,
bei mir hat die Geschichte leider nur ein Achselzucken ausgelöst: Und? War's das jetzt?

Die Vorkritiker loben den Tausch der Positionen. Ja, okay. Und weiter? Auf mich übt eine absurde Handlung ohne Tiefgang leider keinen sonderlichen Reiz aus.

Stilistisch fand ich den Text auch eher monoton, durch die durchgehaltene Distanz über die ganze Strecke, die Absatzzeilen sehen auch eher fragwürdig aus. Und gleich zu Beginn hast du die Abkürzung "Info" drin, die ich wirklich hässlich finde.

Also mir erschließt sich der Reiz dieses Textes leider nicht, aber das muss ja nichts heißen
Gruß
Quinn

 

Hallo Charismo!

Auch mir hat Deine Geschichte sehr gut gefallen, und ich finde, Du könntest sie auch ruhig nach Satire verschieben lassen!

„Ach, nun seien Sie doch nicht so“, flehte ihn der Polizist an. „Geben Sie mir doch bitte das Geld. Wo kämen wir denn hin, wenn jeder so pingelig wäre wie Sie. Dann würden ja nur noch Rechtsstreite entstehen. So genau darf man das doch nicht nehmen.“
:rotfl:

Was noch gut passen würde, ist, wenn währenddessen irgendein ganz offensichtlich dringender Fall hereinplatzt (das Messer steckt noch und der Täter läuft gerade vorm Fenster vorbei), und der Polizist sagt: »Alles der Reihe nach. Nehmen Sie sich bitte eine Wartenummer.« ;)

So, noch ein paar Kleinlichkeiten:

Zu den Kommaregeln übrigens : selbst im gleichen Verlag wird es unterschiedlich gehandhabt, Einigkeit besteht nur bei dem Punkt, der wegfällt und nach dem schliessenden Anführungszeichen durch ein Komma abgegrenzt wird. Nach einem Frage- oder Ausrufezeichen gibt es beide Varianten und ich mag - als bekennender Nonkonformist - die Variante ohne Komma lieber.
Hör nicht auf den Rechtschreib-Cwerulanten. :D
Ohne ist alte Rechtschreibung, mit ist neue. ;)

»„Hallo“, grüßte Robert einen Passanten, „Wo geht es denn hier zum Bahnhof?“«
– entweder Punkt nach »Passanten« oder »Wo« klein

»„Stör mich nicht!“ antwortete der Passant,«
– nicht!“, antwortete

»Er überquerte an einer Ampel die Straße.«
– würde ich umdrehen: überquerte die Straße an einer Ampel.

»„Sie sind bei Rot über die Straße gegangen, das kostet Bußgeld!“ wies er Robert zurecht.«
– Bußgeld!“, wies

»„Ach seien sie doch nicht so.«
Sie

»„Die Ampel war rot!“ schrie der Polizist.«
– rot!“, schrie

»„Aber nein, ich....“«
– nur drei Punkte und davor eine Leertaste (die Leertaste entfällt nur, wenn die Punkte einen Wortteil ersetzen) – im Word übrigens unter Strg + Alt + . als ein Zeichen …

»Sie kommen jetzt mit ins Revier. Dort werde ich Ihnen eine Videoaufnahme zeigen von ihrem Verkehrsdelikt.“«
– soviel ich weiß, sagt man »aufs Revier« wenn man die Polizeistation meint, »ins Revier« wenn man die Gegend, z. B. das Jagdrevier meint. Bin mir da aber nicht 100%ig sicher.
– von Ihrem Verkehrsdelikt

»Robert folgte ihm misswillig.«
– »unwillig« fände ich schöner, »misswillig« klingt komisch (zumindest in meinen Ohren)

»Der Polizist führte ihm einen Film vor, in welchem Robert zu sehen war, wie er die Straße betrat.«
– würde mich interessieren, wo er den hernimmt – Überwachungskamera?

»„ich bin also bei grün hinübergegangen.“«
– bei Grün

»„Nix da!“, widersprach der Polizist, „Sie müssen mit dem Oberkörper«
– Polizist. „Sie

»„60 Euro bitte!“ forderte er.«
– bitte!“, forderte

»dass Robert recht hatte,«
Recht

»Wo kämen wir denn hin, wenn jeder so pingelig wäre wie Sie.«
– da es eine Frage ist: … Sie?

»blickte in das traurige Gesicht des Polizisten, der ihm sichtlich leid tat.«
– bei »sichtlich« frage ich mich, woran es ersichtlich ist, dann läßt sich der Satz auch einfacher ausdrücken: »blickte mitleidig in das traurige Gesicht des Polizisten«

»„Korinthenkacker!“ hörte er den Polizisten aus dem Fenster rufen, „seien Sie doch nicht so borniert.“«
– „Korinthenkacker!“, hörte … rufen.Seien … (Wenn Du vorn den Satz der direkten Rede mit Rufzeichen abschließt, kann er nicht hinten weitergehen.)

»„Ruhe!“ brüllte jemand hinaus.«
– „Ruhe!“, brüllte

»Er überlegte, ob er etwas zu hart zu dem Polizisten gewesen sei.«
– gewesen ist.


Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo zusammen,

vielen Dank erst einmal für die weiteren, fast ausschließlich positiven Kommentare und erst recht vielen Dank für die Tipps und Verbesserungsvorschläge.

Huhu!

Ja, ganz nette Idee.
Aber Folgendes ist unklar:

„Ach, nun seien Sie doch nicht so“, flehte ihn der Polizist an.

Wenn du das so schreibst, ist das missverständlich, wer da wen anfleht. Besser wäre:

„Ach, nun seien Sie doch nicht so“, flehte der Polizist ihn an.

Jedenfalls dachte ich beim Lesen, wieso fleht der Robert denn jetzt den Polizisten an, obwohl er Recht hat?

Gruß.
pc


Da finde ich eigentlich die erste Version besser. Ich denke, dass es besser klingt und sich der Bezug durch die Fallunterscheidung (Der Polizist = Nominativ, ihn = Akkusativ) klärt. Oder ist es trotzdem noch missverständlich?

Viele Grüße

Charismo

 

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