Was ist neu

Rose im Winter

Mitglied
Beitritt
01.09.2008
Beiträge
26
Zuletzt bearbeitet:

Rose im Winter

Es war Winter. Mitte Januar. Die Wolken hingen grau und schwer über die Stadt. Sieben Uhr in der früh. Ein Mann ging in die Arbeit. Er hob mehr Zeit für den Weg in die Arbeit auf, um Energie zu tanken. Der Mann war gut gelaunt. Die frische, kalte Luft tat ihm gut. Letzte Nacht war frischer Schnee gefallen, dachte der Mann, denn alles war weiß bedeckt. Nur die Fahrstraße war schmutzig. Wie ein Gemälde, das ein dilettantischer Maler mit schwarzer Farbe verdunkeln wollte. Das machte ihm nichts aus. Weder der Schmutz, noch seine fehlerhafte Arbeit. Der graue Himmel auch nicht. Die Bäume sahen im Winter so trostlos und nackt aus. Dabei konnte er sie besser abzeichnen, wenn er wollte. Der Schnee war am den Tag rein und weiß. Der Mann bog von der Straße in einen Fußpfad ein. Damit hatte er den Weg in die Arbeit absichtlich verlängert. Hier war der Schnee noch nicht geräumt worden. Der Mann ging langsamer und mühsamer. Das machte ihm aber nichts aus. Er ging immer diesen Weg, erstens, um ein wenig Natur in sich einzusaugen, zweitens um Motive für seine Sonntagsmalerei zu suchen. Die Geräusche der Stadt verstummten langsam. Er befand sich endlich inmitten der Natur. Der Kälte unbeugsame Amsel, Kohl- und Blaumeisen sangen und sprangen lebhaft um ihn herum. Die unnatürliche weiße Farbe des Schnees, die dunkelbraune Farbe der Hecken, die schwärzlich aussah, wegen des hohen Kontrastes mit dem Weiß, war auf einmal ergänzt worden mit einem strahlend roten Tüpfelchen einer Blume. Der Mann blieb vor der Blume stehen. Es war eine einzige, einsame Blüte einer Heckenrose, die sich dem Winter eigensinnig widersetzte. Die Farbe Rot machte ihn glücklich. Die einzige Wärmequelle weit und breit. Der Mann lächelte vor sich hin. Er versuchte sein Motiv möglichst gut sich ins Gedächtnis einzuprägen. Er beobachtete das Spiel der Farben in der Umgebung, die Töne, Halbtöne, das Blaue der Ferne, wiederum die zarten Details der Konturen der Blüte und war jedes Mal erstaunt, dass diese nicht verdarb. Seine Gedanken gingen dabei eigene Wege, wenn sie ihm neue Vorschläge aufzeigten, etwa, das Beamtentum aufzugeben und sich völlig der Malerei zuzuwenden. Und jedes Mal lehnte seine Vernunft solche Vorschläge ab. Der Mann versuchte sich gleichzeitig auf das hier und jetzt zu konzentrieren, nämlich auf die Rose, und auch an sein unvollständiges Bild von zuhause. Der schwarz war nicht so schwarz, wie er angenommen hatte. Er musste alles von vorne anfangen. Es ärgerte ihm, dass ein so einfaches Motiv, soviel Zeit und Arbeit abverlangte. Durch seine täglich neuen Beobachtungen sah er ein, dass er nicht alle Details berücksichtigt hatte. Vertieft in seine Überlegungen, merkte er nicht, dass er sich verspäten würde. Er wollte so viel wie möglich mitnehmen… Letztendlich setzte er sich widerwillig in Bewegung, schaute ein letztes Mal zurück, dann ging er seines Weges...

 

Hi Leo_spacer!
Ich zerpflücke deine Geschichte einfach mal ein wenig:

Es ist Winter. Mitte Januar. Die Wolken hängen grau und schwer über die Stadt. Es ist sieben Uhr in der früh. Ein Mann geht in die Arbeit.
Diese kurzen aneinandergereihten Sätze wirken etwas umständlich.
Er geht immer früher von zuhause weg
das klingt so als würde er jeden Tag früher als am vorangegangenen gehen.
Der Mann ist gut gelaunt
irgendwie klingt das so pauschal.
Nur die Fahrstraße war schmutzig. Wie in ein Gemälde, das der dilettantische Maler mit schwarzer Farbe verdunkeln wollte.
irgendwie wirkt der Übergang auf mich etwas holprig.
noch die fehlerhafte Arbeit
hab ich was überlesen? Das versteh ich nicht, welche Arbeit?
Damit hatte er den Weg in die Arbeit verlängert und dafür brauchte er mehr Zeit
das ist doch eigentlich eine inhaltliche Wiederholung?
nicht abgeräumt
wäre hier nicht geräumt besser? Abgeräumt klingt so nach Restaurant.
Der Mann ging langsamer und schwerer
wie geht man schwerer? Irgendwie passt das Adverb nicht ganz.
Winterfeste Amsel, Kohl- und Blaumeisen
Winterfeste Vögel?! Soweit ich weiß sagt man das nur bei Pflanzen nicht bei Vögeln.
wegen des hohen Kontrastes mit dem Weiß,
Kontrast zu etwas, oder? Irgendwie klingt das sehr technisch.
widerspenstig widersetzte
das zweimal wider widerstrebt mir irgendwie.

Alles in allem finde ich ist für eine Geschichte ein bisschen zu wenig dran. Man kann sich nicht wirklich in die Person hineinversetzen. Die kurzen Sätze sind wahrscheinlich Absicht, aber ich weiß nicht so wirklich welchen Effekt sie erzielen sollen.
Ich hoffe du kannst etwas mit meiner Kritik anfangen.
Sonnige Grüße
Cathy

 

Schließe mich an - extrem simpler Satzbau, wie bei einem Zweitklässler, plötzlicher Bruch der Tempi (Präsens oder Präteritum, was denn nun??)

 

Vielen Dank für euere Kritik. Ich habe den Text überarbeitet. Ich hoffe er ist verständlicher jetzt.

 

Hi Leo!
Ja, irgendwie ist es jetzt schon klarer.
Ein paar Sachen fallen mir immer noch auf:

Vertieft in seine Überlegungen, merkte er nicht, dass er sich jetzt verspäten wird.
in dem Satz stimmen die Zeiten nicht. Du mischt Vergangenheit und Präsens, außerdem -glaub ich - müsste da Konjunktiv hin.
Zähe Amsel
1.Amseln 2. zähe klingt ziemlich nach Brathänchen, vorallem im Bezug auf Vögel, etwas makaber ;) Ich würd noch mal auf Adjektivjagd gehen, ich hab auch überlegt und mir ist nichts eingefallen, vllt. muss man das mit einem Relativsatz umschreiben
Er geht immer zur selben Zeit von zuhause weg, damit er mehr Zeit für den Weg in die Arbeit hat.
Der kausale Zusammenhang von dem Satz bleibt mir immer noch verschlossen. Er hätte ja auch Zeit wenn er nicht immer zur selben Zeit weggehen würde, verstehst du was ich meine? Ich würde eher schreiben "früher als eig. notwendig, damit..." oder so etwas.
Für die kurzen Sätze am Anfang konnte ich mich immer noch nicht so wirklich erwärmen.
Insgesamt gefällt mir die überarbeitete Version besser.
Sonnige Grüße
Cathy

 

Hallo Catherine, vielen Dank noch mal für die Kritik. Ich habe den Text kurzerhand geändert. Vieleicht ist die Geschichte besser geworden. Gruß

 

Hi Leo!
Nur noch einmal ich.
Ich finde der Text ist echt besser geworden, was nicht schaden könnte wären ein paar Absätze, aber ich denke das ist nicht so wahnsinnig wichtig.
Irgendwie erinnert mich der Text ein wenig an das Motiv der "blauen Blume" aus der Romantik.
Sonnige Grüße
Cathy

 

Hallo Catherine,

vielen Dank noch einmal für Deine hilfreichen Anregungen. Am Schluß hat sich die Arbeit doch gelohnt.
Zum Text:
Was ich vermitteln wollte war eine Geschichte aufgebaut auf zwei Ebenen: einmal die Geschichte selbst und dann noch das Ölbild, an das der P. arbeitete. Z.B. sollen die kurzen Sätzen die kurzen, groben Pinselstrichen andeuten, dann noch die Erschwernis, die er beim Malen empfand. Usw.
Gruß,
Leo

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom