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Rudi, Tobi und die Dreschmaschine

Seniors
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04.01.2004
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Rudi, Tobi und die Dreschmaschine

"Guten Morgen, Rudi, aufstehen!"
Die Worte drangen wie durch Nebel zu ihm. Er hätte sich lieber noch einmal die Decke über den Kopf gezogen, um zu den bunten Traumbildern zurückzukehren. Er griff nach ihnen, aber seine Traumhände fingen nur Leere ein, wo waren die schönen Gefühle hin? Irgendetwas rüttelte unbarmherzig an seiner Schulter.
"Rudi, komm, es ist schon acht Uhr!"
Widerwillig öffnete er ein Auge und wurde von der Morgensonne geblendet, deren gleißende Strahlen sich bis in sein Bett stahlen. Langsam arbeiteten sich die letzen Worte bis in sein Gehirn vor, verbanden sich mit vorhandenen Erinnerungen und Wünschen, mischten sich zu einer Schlussfolgerung, die wiederum den Ausstoß von Hormonen anstieß, Gefühle auslöste und plötzlich saß er halbwegs aufrecht in seinem Bett.
"Was, schon acht Uhr? Ist Papa etwa schon weg?", fragte er und sah seine Mutter enttäuscht an.
"Ach Rudi, Bauer Elbers will heute sein ganzes Getreide dreschen, da wird es wohl sehr spät werden", antwortete sie. "Das wird doch zu langweilig für dich!"
"Nein, ich will zugucken!", sagte er voller Entschlossenheit. "Papa hat mir gestern versprochen, mich mitzunehmen!"
Seine Mutter verdrehte die Augen. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, ließ er so schnell nicht locker. Jetzt strahlte er und verkündete: "Den Weg zu Bauer Elbers kenne ich! Hinter dem Jammerweg geht es rechts ab. Da kann ich doch alleine hinlaufen."
"Hm, bis dahin brauchst du fast eine ganze Stunde und es riecht nach Schnee."
"Ach, bis es anfängt zu schneien bin ich längst da."
"Na gut, wenn du unbedingt willst, dann geh du mal." Sie wusste genau, dass er den ganzen Tag rumquengeln würde, wenn er seinen Willen nicht bekam. Als kleines Kind hatte er den emaillierten Nachttopf quer durch die Küche geworfen oder mit dem Kopf auf den Steinfußboden gehauen, wenn ihm etwas nicht passte. Der Weg war völlig ungefährlich, also packte sie ihn nach dem Frühstück in warme Winterkleidung und er stapfte los. Eine feuchte Kälte hing in der Luft, aber durch die Bewegung war ihm angenehm warm. Er war ganz alleine auf der Straße, Anfang der 50er Jahre gab es da nur sehr wenige Autos. Bald ließ er die letzten Häuser der Ortschaft hinter sich und lief über die Felder, die sich im flachen Münsterland bis zum Horizont erstrecken. Erst in weiter Ferne war wieder der nächste Bauernhof zu sehen.

'Warum hat Papa mich heute denn nicht mitgenommen?', fragte Rudi sich. 'Ich hatte ihn gestern doch so darum gebeten.' Dieser Tag schien irgendetwas Besonderes an sich zu haben, aber er verstand nicht, was es war. Inzwischen verdunkelten sich die Wolken immer mehr. Bald schwebten einzelne Schneeflocken herab. Er spielte mit ihnen und blieb stehen, um sie mit dem offenen Mund aufzufangen. Als die Erde wie mit einem weißen Tuch völlig bedeckt war, formte er einen Schneeball und probierte aus, wie weit er ihn werfen konnte. Doch inzwischen fiel der Schnee so dicht, dass er gar nicht mehr so weit gucken konnte. Bald hatte er Mühe, den Weg noch zu sehen. Schnell lief er weiter. Plötzlich merkte er, dass vor ihm einzelne Halme aus der Erde ragten. Also war er wohl auf dem Feld gelandet. Rudi suchte mit den Augen den Bauernhof, den er eben noch gesehen hatte. Doch wohin er auch blickte, er sah nur eine undurchdringliche, weiße Wand, er konnte nur noch zwei Meter weit sehen. Er drehte sich um und suchte den Weg, aber überall waren nur die Stoppeln zu sehen. Dann lag der Schnee so hoch, dass er nicht einmal mehr diese sehen konnte. Und es schneite immer heftiger. Er fühlte sich wie in Watte gepackt. Wohin sollte er gehen? Ratlos blieb er stehen und dachte nach. Irgendwie musste er eine Lösung finden. Vielleicht sollte er einfach immer genau geradeaus laufen, dann würde er schon irgendwann bei einem Haus ankommen. Rudi war immer für ein Abenteuer zu haben, aber jetzt wurde ihm mulmig zumute. Sollte er um Hilfe rufen? Doch bei dem Wetter war kaum ein Mensch unterwegs, er hörte jedenfalls niemanden. Um ihn herum fiel nur der lautlose Schnee unaufhörlich herab. Oder war da nicht doch etwas zu hören? Ein fernes Brummen, das er gerade eben noch wahrnehmen konnte, aber es kam ihm sehr vertraut vor. Er lief einfach in diese Richtung los, blieb wieder stehen, horchte wieder. War das nicht das gleichmäßige WUMwumwumwumwum, WUMwumwumwumwum der Dreschmaschine? Das konnte nur sein Vater sein! Mit neuem Mut eilte er durch das endlose Weiß und bald wurde das Geräusch lauter, dann immer deutlicher. Schließlich mischten sich Stimmen in das Maschinengeratter und schließlich konnte er die lauteste auch verstehen:
"He Fritz, schmeiß nicht zuviel auf einmal rein, du würgst mir ja die Maschine ab!"
"Papa, Papa!", rief Rudi und rannte so schnell er nur konnte. So sehr hatte er sich noch nie gefreut, diesen Kommandoton zu hören. Endlich hatte er es geschafft! Erst kurz bevor er an der Scheune angekommen war, sah er den kräftigen Rücken seines Vaters im offenen Tor stehen, die Arme in die Hüfte gestemmt.
"Papa, Papa!", schrie er wieder, doch bei dem Lärm nahm Tobias ihn erst wahr, als er atemlos vor ihm stand und an seiner Jacke rupfte.
"Rudi!" Sein Vater machte große Augen. "Wo kommst du denn her?"
Tobias hob seinen Sohn hoch in die Luft und der quietschte vor Vergnügen.
"Es schneit doch so doll, dass man seine eigene Hand vor Augen nicht sieht", sagte er. "Wie hast du denn den Weg gefunden?"
"Ich habe deine Dreschmaschine gehört und bin immer in die Richtung gelaufen", erklärte Rudi und grinste von einem Ohr zum anderen.
"Mensch, du bist ja ein schlaues Bürschchen!" Tobias strahlte, stellte seinen Sohn wieder auf den Boden und strich ihm über den Kopf. "Ich bin mächtig stolz auf dich!"
Rudi streckte sein Brust vor. So sehr lobte sein Vater ihn nur selten. Inzwischen waren einige der Arbeiter näher gekommen und alle riefen durcheinander:
"Hallo Rudi, den weiten Weg bist du ganz alleine gelaufen?"
"He Rudi, willst du mithelfen? Hier ist es wohl interessanter als zu Hause, was?"
Doch Tobias rief gleich wieder: "Jetzt aber weiter mit der Arbeit! Theo, da steht ein voller Sack! Los, los, Leute, bewegt euch!"
"Du bist doch bestimmt ganz durchgefroren", sagte die Bäuerin, die gerade eine riesige Kanne voller Getreidekaffee brachte. "Geh doch in die Küche und wärm dich auf! Tante Erna gibt dir auch ein Glas Milch."
"Mir ist überhaupt nicht kalt!", behauptete Rudi und wischte sich seine rote Nase mit dem Ärmel ab. Die Bäuerin zuckte die Achseln und wandte sich dem Hühnerstall zu.

Rudi konnte sich an der Wundermaschine nie satt sehen. Sie thronte in dem breiten Gang, wurde von oben mit den Garben gefüttert, schnitt, drosch, rüttelte und presste sie in ihrem Inneren und spuckte an drei Seiten all die Produkte, die die Menschen brauchten, wie von Zauberhand schön sortiert wieder aus. Dabei brummte sie wie ein großes Tier zufrieden vor sich hin. Die Räder, Zahnräder, Messer und die Trommel drehten sich im gleichmäßigen Rhythmus und die Menschen drum herum bildeten die Verlängerung dieser beweglichen Maschinenteile. Sie mussten die Getreidebündel, Strohballen und die schweren Säcke voller Körner hin- und her schleppen. Und Tobi dirigierte das ganze Orchester, er sorgte dafür, dass sich auch die Menschen diesem Rhythmus unterordneten. Rudi folgte seinem Vater auf jedem Schritt und schaute voller Bewunderung zu ihm hoch. Das war tausendmal spannender als der blöde Kindergarten.

Die Arbeit war anstrengend und man brauchte mindestens ein Dutzend Menschen. Deshalb waren heute neben dem Bauern mit seinem Gesinde der Knecht und die Magd eines Nachbarbauern und fünf Sträflinge dabei. Ein Wachmann mit einem Gewehr auf dem Rücken ging gemächlich auf und ab und warf ein scharfes Auge auf sie. Rudi hatte mächtig Respekt vor dem Mann in Uniform und hielt Abstand zu ihm. Eine Tante hatte ihm erzählt, dass unartige Kinder von der Polizei auf den nackten Popo gehauen würden. Die meisten der schwitzenden und stöhnenden Menschen lächelten ihn an, wenn sie ihn sahen. Außer einer jungen, rothaarigen Frau, die er nicht kannte. Sie drehte ihm immer den Rücken zu. Er wunderte sich darüber und fragte seinen Vater: "Wer ist die Frau mit den roten Haaren, Papa?"
"Ach das ist die Magd von Bauer Schulte", sagte Tobias. "Warst du schon im Stall? Da soll es ganz kleine, junge Ferkel geben."
Das ließ Rudi sich nicht zweimal sagen, rannte in den Schweinestall, kletterte in den Koben und spielte eine Weile mit den rosa Tierchen. Die Muttersau grunzte erst misstrauisch, legte sich dann aber wieder ins Stroh.

Nachdem Rudi den gesamten Bauernhof inspiziert hatte, lief er in die Küche. Die alten Frauen stritten sich so heftig, dass sie ihn erst gar nicht wahrnehmen.
"Erna, geh endlich Holz holen", schimpfte die alte Magd Paula.
"Geh du doch", keifte Großtante Erna. "Das ist schließlich Arbeit für eine Magd."
"Mit meinem Rheuma?", gab die Magd zurück. "Ich hab schon deine vollgeschissenen Windeln gewechselt. Hab gefälligst Respekt vor dem Alter!"
"Du kannst froh sein, dass du auf dem Hof meines Neffen dein Gnadenbrot kriegst!", keifte die Großtante.
"Pah, reiß du mal nicht dein schiefes Maul so weit auf, du hast doch auch keinen Mann abgekriegt!", rief die Magd. "Oh, wer kommt denn da? Ist das nicht Tobis kleiner Rudi?"
Die alte Magd Paula ließ ihr Kartoffelmesser fallen, Großtante Erna nahm schnell den großen Waschkessel voller Grünkohl vom Herd und schob mit dem Schürhaken die Ringe auf die Feuerstelle. Beide überschlugen sich förmlich dabei, die Sätze zu sagen, die alle Kinder hassen:
"Mensch Rudi, bist du wieder gewachsen!"
"Kommst du bald in die Schule?"
"Nächstes Jahr", antwortete Rudi. "Ich will Milch haben!"
"Ja, natürlich", Tante Erna holte die Milchkanne und Paula vergaß sogar ihr Rheuma, als sie aufstand um eine große Tasse aus dem Schrank zu nehmen.
"Möchtest du auch ein Stückchen Kuchen?"
"Nee, lieber ein Stück Wurst!", sagte Rudi.
"Ja, natürlich!"
"Der Kleine weiß, was gut ist."
Tante Erna schnitt ihm ein großes Stück Mettwurst ab und Rudi biss kräftig zu.
"Bleib doch hier in der Küche."
"Wir können dir auch eine Geschichte erzählen."
"Nö, danke", sagte Rudi, gab die Tasse zurück und sauste wieder in Richtung Scheune. Bei den alten Tanten war es ihm zu langweilig.
"Ein nettes Kerlchen", sagte Paula. "Aus dem wird mal was."
"Schade, dass er nur adoptiert ist", seufzte Tante Erna.
"Lass das bloß nicht Tobi hören!", zischte Paula.
"Ich bin doch nicht verrückt!", sagte Tante Erna. "Metzger Holt hat sich beim Frühschoppen einen Scherz über Tobis Manneskraft erlaubt. Da hat Tobi ihn vor dem halben Schützenverein dermaßen zusammengebrüllt, dass der so klein mit Hut war!"
Beide Frauen hielten sich den Bauch vor Lachen, bis ihnen die Tränen über die runzeligen Wangen rollten.

Als Rudi wieder in die Scheune kam, machte Fritz, der Knecht des Nachbarbauern gerade eine kurze Pause. Er wischte sich Schweiß und den gröbsten Dreck aus dem Gesicht und genehmigte sich einen Schluck Muckefuck. Er kam auf Rudi zu, riss ihm plötzlich die Mütze vom Kopf und sagte: "He, der ist ja gar nicht rot!"
"Lass den Jungen in Ruhe, verschwinde!", schnauzte Tobias ihn an und zog Rudi die Mütze wieder über die Ohren. Der Knecht drehte sich schnell um und nahm wieder seine Mistgabel in die Hand.
"Was meinte er denn, Papa?", fragte Rudi.
"Ach, das ist doch nur ein dummer Knecht, kümmere dich nicht um den", sagte sein Vater. "Guck mal Rudi, das erste Fach ist bald leer gedroschen. Hast du eine Tüte?"
"Oh, ich hole mir schnell eine aus der Küche!", rief Rudi und rannte wieder los.
Mit einer alten Papiertüte in der Hand legte er sich neben den Katzen auf die Lauer. Als nur noch zwei Bündel Getreide übereinander lag, flüchteten die ersten Mäuse aus ihrem alten Nest. Die Katzen sprangen hin und her und bissen zahllose tot. Rudi fing zwei Mäuse und fand ein Nest mit vier nackten Mäusebabys. In der Tüte blieben die Tiere vor Schreck ganz still liegen.
'Das wird ein Festschmaus für unsere Mieze', freute Rudi sich.
Plötzlich rannte eine dicke Ratte unter der letzten Garbe hervor, Fritz warf seine Mistgabel nach ihr, verfehlte sie jedoch knapp.
"Dieses verdammte Ungeziefer!", rief er.
Die Ratte schlug einen Haken und lief genau auf Tobias zu.
"He Tobi!", schrie der Knecht, doch Tobi hörte ihn im Lärm der Dreschmaschine nicht. In seiner Panik flüchtete das Tier in Tobis weite, blaue Arbeitshose. Die Ausbeulung wanderte schnell nach oben. Alle Umstehenden hielten entsetzt die Luft an. Seine dicke Winterkleidung würde Tobi so schnell nicht ausziehen können. Tobi schaute erstaunt nach unten und reagierte sofort. Er klappte sein Taschenmesser auf und stach ohne zu zögern auf den Knubbel ein. Dann schüttelte er sein Bein, so dass der Kadaver herunter fiel.
"Da wird meine Frau mir wohl die Hose flicken müssen!", lachte er und alle stimmten mit ein.

Bald darauf rief Tante Erna zum Mittagessen und alle drängten sich an den langen Tisch in der großen Bauernküche. Tobias nahm ganz selbstverständlich am Kopfende Platz, neben ihm Rudi und die Bauersleute. Alle senkten die Köpfe und falteten die Hände.
"Segne, Vater, diese Speise,
uns zur Kraft und Dir zum Preise.
Gegrüßet seist Du, Maria…"
Fritz stieß seinen Kollegen Erwin an und flüsterte: "Ich dachte, Tobi ist evangelisch, wie kann er hier vorbeten!"
"Das Ave Maria kann der genauso gut wie er rumkommandiert", grinste Erwin. "Und zehnmal besser als du!"
"Psst!", zischte es gegenüber.
"Hm, euer Grünkohleintopf schmeckt wieder mal prächtig!", sagte Tobias und hob sein Schnapsglas. "Ein Prost auf Tante Erna und Paula!"
"Ja, prima! Prost!"
"Und die Mettwurst ist schön fett!", rief einer der Sträflinge vom entgegengesetzten Ende des Tisches.
"Ja, so was Gutes kriegt ihr nicht alle Tage, was?", lachte Tobi. Großtante Erna und die alte Magd Paula saßen einträchtig nebeneinander und strahlten, ob soviel Lobes von einem Ohr zum anderen.
"Hast du schon gehört, Claas hat den ersten selbstfahrenden Mähdrescher raus gebracht", erzählte Fritz. "Ist das nicht toll, die Maschine macht alles, womit wir uns hier mühsam abrackern, ganz von selbst."
"Das kann sich hier doch kein Bauer leisten", winkte Erwin ab. "Wer weiß, ob wir so was noch erleben!"
"Na, ich hoffe, die Dinger kommen, bevor mein Kreuz kaputt ist!", seufzte Fritz.
"Und was hast du von deinem Rücken, wenn du arbeitslos bist?", lachte Erwin.
"Dann geh ich eben in die Fabrik", erwiderte Fritz.
"Den ganzen Tag am Fließband und den Aufseher hinter dir?" Erwin schüttelte den Kopf. "Ne, da lob ich mir doch die gute Münsterländer Luft."
"Und was nutzt dir die gute Luft, wenn du kaum Geld hast?", gab Fritz zurück. "In der Fabrik verdiene ich wenigstens so viel, dass ich eine Familie ernähren kann."
"Ach, mit Weibern hat man doch nur Scherereien", sagte Erwin. "Beim Bauern gibt’s immer gut zu essen und schließlich sind nicht alle Tage so hart wie heute."

Während die Arbeiter sich im Stroh ausstreckten, reinigte, ölte und inspizierte Tobias seine Maschine von oben bis unten. Rudi guckte ihm bei jedem Handgriff auf die Finger, schließlich wollte er doch immer alles ganz genau wissen. Sein Vater beantwortete ihm geduldig alle Fragen.
"Da hinten sind die Scheren", erklärte Tobias. "Du weißt ja, dass du da nicht dran kommen darfst, sonst bist du tot!"
"Klar doch", winkte Rudi ab. Tobias ging noch einmal um die Maschine herum, es schien alles in bester Ordnung zu sein. Also rief er laut:
"Los, an die Arbeit, Leute, wird's bald!", und warf die Maschine wieder an.
"Dieser Menschenschinder!", schimpfte Fritz. "Die Arbeit in dem Lärm und Staub ist schwer genug! Dann muss der uns auch noch dauernd dermaßen scheuchen."
"Tobi hat alles fest im Griff", lachte Erwin. "Vor dem Krieg war er Verwalter auf einem großen Rittergut, da hat er das Kommandieren gelernt. Wenn er drischt, klappt alles wie am Schnürchen und wir sind um neun fertig!"
"Was, bis neun?", Fritz riss erschrocken die Augen auf. "Ich muss dann doch noch nach Hause laufen! Und ich bin jetzt schon müde!"
"Jetzt ist aber Schluss mit Kaffeekranz, Fritz! Schnapp dir den Sack, sonst mach ich dir Beine!", rief Tobias und der Kreislauf aus Schleppen, Werfen, Stapeln setzte wieder ein. Rudi hockte an einer Seite der Dreschmaschine und beobachtete wie die Einzelteile sich drehten und ineinander griffen. Unterhalb des Antriebriemens war eine recht große Öffnung.
'Da müsste ich doch durchpassen', überlegte er. 'Ich muss nur acht geben, dass ich nicht an den Riemen komme.'
Er war nicht nur klein und schmächtig, sondern auch sehr geschickt, also zögerte er nicht lange und kroch hinein. Auf der untersten Schütte wurde er ganz langsam hin- und hergeschaukelt. Von hier konnte er genau sehen, wie die Spelzen und die kurzen Halme auf den einzelnen Schütten von oben nach unten aussortiert wurden. Das Stroh rutschte in die Presse genau vor ihm. Hier war er mittendrin, konnte stundenlang zugucken. Für ihn gab es keine spannendere Beschäftigung.
"He Tobi!", rief Fritz entsetzt. "Dein Sohn sitzt mitten in der Dreschmaschine!"
"Vor der Presse, nicht wahr?", Tobias winkte ab. "Der kennt die Maschine genauso gut wie ich, der passt schon auf! Kümmer' du dich mal um deine Arbeit!"

"Rudi, bist du nicht müde?", fragte die Bäuerin nach dem Abendessen. "Es ist doch schon dunkel."
"Nö, überhaupt nicht!", sagte Rudi und rieb sich die Augen. Doch bald danach wurde ihm der Kopf schwer, er legte sich ins Stroh und schlief ein, die Maschine sang ihn mit ihrem wumwum in den Schlaf.
Als die Drescharbeiten fertig waren, wurde alles wieder abgebaut, der Trecker vor die Dreschmaschine gespannt und der Bauer bezahlte Tobias. Dieser würde am Wochenende den Besitzer der Maschine auszahlen. Man verabschiedete sich kurz, alle sehnten sich nach ihrem Bett. Tobias kletterte mit seinem schlafenden Sohn im Arm auf den Trecker, setzte sich den Jungen auf den Schoß und packte ihn so gut es ging in seine offene Jacke. Die Tüte mit den Mäusen legte er neben seine Füße. Dann ließ er den Motor an.

Auf dem Nachhauseweg schlug Fritz der rothaarigen Magd auf den Hintern.
"Na, wie wär's denn heute Nacht?"
"Mach das nicht noch mal!", zischte sie und stieß ihn von sich.
"He, Feuer im Hintern hast du ja!", erwiderte Fritz. "Und tu doch nicht so spröde! Der Kleine ist doch echt was geworden!"
"Halt's Maul!", schrie sie und trat ihm kräftig gegen das Bein. "Genau so was wird mir nicht noch mal passieren!"



Diese Geschichte ist natürlich meinem Schwiegervater gewidmet.

 
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Hallo tamara :)

Erstmal Textkram:

Die Worte drangen wie durch Nebel zu ihm, er hätte sich lieber noch einmal die Decke über den Kopf gezogen um zu den bunten Traumbildern zurück zu kehren.
Nach ihm sähe ein Punkt besser aus und nach gezogen muss ein Komma
Widerwillig öffnete er ein Auge und wurde von der Morgensonne geblendet, die sich bis in sein Bett stahl
Liest sich seltsam. Die Sonnenstrahlen vielleicht, aber nicht die Sonne selbst.
Langsam arbeiteten sich die letzen Wort bis in sein Gehirn vor, verbanden sich mit vorhandenen Erinnerungen
e fehlt
Als kleines Kind hatte er den emalierten Nachttopf quer durch die Küche geworfen oder mit dem Kopf auf den Boden gehauen, wenn ihm etwas nicht passte.
danach ein Komma
'Ich hatte ihn gestern doch so darum gebeten.'
Hier stimmt was mit den Zeichen nicht
"He Rudi, willst du mithelfen? Hier ist es wohl interessante als zu Hause, was?"
r fehlt
"Du bist doch bestimmt ganz durchgefroren", sagte die Bäuerin, die gerade eine riesige Kanne voller Getreidekaffee Korn brachte.
Den Getreidekaffee verstehe ich, nicht aber das Korn
Dann hatte er so lange genörgelt, bis seine Mutter ihm wieder erlaubt ihm Garten rumzumanschen und gelegentlich mit seinem Vater mit zu fahren.
erlaubte - im - mitzufahren
Das ließ Rudi sich nicht zweimal sagen, rannte in den Schweinestall, kletterte in den Koben und spielte eine Weile mit den rosa Tierchen, deren Fell noch so wunderbar weich war.
Wir hatten nicht viele Ferkel, nur zwei. Aber ihre noch weichen kleinen Borsten haben mich nie an ein Fell erinnert. Hört sich irgendwie seltsam an
Als die Drescharbeiten fertig waren, wurde alles wieder abgebaut, der Trecke vor die Dreschmaschine gespannt und der Bauer bezahlte Tobias.
r fehlt
setzte sich den Jungen auf den Schoß und packte ihn so gut es ging in seine offenen Jacke
n zuviel

Mensch, tamara. Du hast eine so herrliche Art, alltägliche Dinge heiter und bildlich zu erzählen. Beneidenswert. ;)
Ich kann nur immer wieder betonen, wie sehr mir die Geschichten von Rudi gefallen. Auch auf die Gefahr hin, Dich zu nerven mit meiner Drängelei. Bitte schreib weiter von Rudi und Charlotte.
Sehr lesenswert. :thumbsup:

Liebe Grüße von Susie

 
Zuletzt bearbeitet:

Fotos von dem kleinen Rudi und seinen Eltern gibt es hier
(auf dem Foto links unten kann man zwischen Tobi und dem Wachmann die Öffnung in der Dreschmaschine sehen!):
http://rcbrinkmann.bei.t-online.de/rudi/rudi.html

Fotos von einer sehr ähnlichen Dreschmaschine hier:
http://www.gusenburg.de/Lanz_Bilder_Dresch.htm
[/I]

Liebe Susie,
herzlichen Dank für dein Lob! Gibt es wirklich nichts, was du zu meckern hast? Kann ich gar nicht glauben! Die Tippfehler habe ich verbessert, die ärgern mich immer, ich finde sie nur bei fremden Geschichten! Nur das Komma hinter 'geworfen' leuchtet mir nicht ein und was an dem inneren Monolog falsch ist, verstehe ich auch nicht. Könntest du das bitte näher erläutern?
liebe Grüße
tamara

 

Hallo nochmal tamara

Nein es gibt wirklich nichts, was ich meckern könnte. Glaube es ruhig. Vielleicht ein ander Mal. :D

Bei dem inneren Monolog meinte ich die Anführungszeichen, oder muss das so sein?
Bei geworfen kann ich mich natürlich auch irren. Ich mach das selbst oft viele Fehler. :shy:

Liebe Grüße und einen netten Abend wünsch´ ich Dir :)

 

Hat mir auch gefallen, wobei ich sie zwischendrin etwas lang fand... da lässt sich bestimmt noch irgendwo kürzen. Das Ende war :thumbsup:
Stellenweise war mir ein bisschen zu viel Beschreibung und zu wenig handlung. Das passt ganz gut, wenn der ganze Text in einem langsamen Tempo erzählt wird, aber hier gab es auch durchaus noch schnellerre Episoden. Somit stachen die langsamen etwas heraus. Die Adoptionsthematik hätte ich schon früher angesprochen; nicht jeder hat den anderen Text von Rudi gelesen, so wäre dieser in sich stimmiger.

LG Anea

 

Liebe Anea,
du bist doch diejenige, die sonst immer bedauert, dass meine Geschichten nicht noch länger sind! Also muss ich etwas falsch gemacht haben! Oje. :dozey: Diese Geschichte hat wirklich viel weniger Spannung, ein Tag beim Dreschen wird einfach geschildert, Alltag eben.

Das passt ganz gut, wenn der ganze Text in einem langsamen Tempo erzählt wird, aber hier gab es auch durchaus noch schnellerre Episoden.
Das ist interessant, also könnte ich auch die schnelleren Stellen weglassen? ;) Hm, ich bin noch unschlüssig. Vielleicht könntest du mir sagen, an welchen Stellen du ausgestiegen bist?
Danke erstmal und liebe Grüße
Charlotte

 

Es muss kein Fehler sein, wenn sich meine Meinung ändert...

Stellen, die ich zu lang fand:

die Beschreibung(en) der Dreschmaschine,
den Dialog der beiden Frauen,
das Gespräch zu Tisch.

Andere Episoden wie z.B. die mit der Ratte wäre spannender, wenn du sie knapper schildern würdest.
Die Geschichte hat nicht unbedingt weniger Spannung, weil sie alltäglich ist. Sie hat genug Inhalt, Witz und Pointe um wirklich gut zu sein, aber ich würde eben an einigen Stellen gezielt kürzen. Denn sonst verliert sich die Geschichte nicht ins Alltägliche, sondern ins Nebensächliche.

Aber ich fand sie gut, das mal nicht vergessen.

lg Anea

 

Die Geschichte von der harten Arbeit an der großen Dreschmaschine. Und das auch noch im Münsterland.

Dir gelingt es, die Zeit lebendig werden zu lassen. Während der ganzen Geschichte ist es klar, daß nichts geschehen wird, was den Text besonders brisant oder provokativ werden läßt. Er läßt einfach nur die Zeit wiederaufleben, die Menschen, die Arbeit. Die Atmosphäre. Eine arbeitsame, mühsame aber doch auch sehr menschliche Zeit, mit sehr menschlichen Problemen.

Zwar war ich vielleicht in der falschen Stimmung für solch einen Text, dennoch hat er mich dabeibleiben lassen. Vielen Dank für den Ausflug.

PS: Wo gibt es denn den von Anea angesprochenen anderen Text von Rudi?

 

@cbrucher:

Dir gelingt es, die Zeit lebendig werden zu lassen...Eine arbeitsame, mühsame aber doch auch sehr menschliche Zeit, mit sehr menschlichen Problemen.
Danke für das Lob und für die treffende Interpretation der Geschichte! Ich überlege noch, diese Geschichte zu kürzen, damit sie etwas flotter wird, aber im Challenge ist sooo viel los! Ich komme nicht dazu mich um meine Geschichten zu kümmern.
Die andere Geschichte ist spannender und berührender: http://www.kurzgeschichten.de/vb/showthread.php?t=20486
Gruß
tamara

 

Hi Tamara,

wieder eine schöne Rudierinnerung :)

Es macht Spaß, dich zurück in die Zeit zu begleiten.

Ich habe so ein Bauernhofleben nie kennengelernt und habe den Eindruck, dass man als Kind dort viel mehr erleben kann, als in der Stadt.
Zumindest ganz andere Dinge.
Du erzählst sehr lebendig. Hat dein Großvater(?) viel von seinem Leben berichtet?
Das mit der Dreschmaschine war mir auch zu lang, habe es nur überlesen.
Besonders spannend fand ich, als Rudi alleine übers Feld gelaufen ist und im Schneetreiben nichts mehr erkennen konnte.
Habe gedacht: Oh Gott, hoffentlich passiert ihm nichts. In meiner Vorstellung, sah ich den Mähdrecher kurz vor ihm, durch die Schneewand erscheinen.
Sein Gehör hätte ihn, durch die Mütze auch täuschen können.

Heute würde niemand mehr ein Kindergartenkind alleine irgendwohin gehen lassen. Die Zeiten haben sich eben geändert.
Wenn ich daran denke, dass mein Schw.Vater sein Leben aufgeschrieben hat, und es aus einer altersstarrsinnigen Laune heraus wieder vernichtet hat, könnte ich heute noch aufstöhnen.
Jetzt ist er tot und sein Leben verloren. Ein Jammer.

Habe deine Geschichte gerne gelesen. :)

ganz lieben Gruß, col.

 

Liebe Coleratio,
danke fürs Lesen und für das Lob. Jetzt habe ich die Geschichte endlich um eine halbe Seite gekürzt, mehr bringe ich nicht übers Herz. Ja, ich beneide Rudi um seine Kindheit, aber für die Erwachsenen war das Leben nicht einfach. Er ist übrigens mein Mann und Tobi war mein Schwiegervater.
Gruß
tamara

 

Hallo tamara!
Sehr, sehr schöne Geschichte. Zwar bietet sie keinen wirklichen Höhepunkt, aber sie lässt sich wunderbar lesen und vermittelt ein Gefühl von Geborgenheit, ebenso wie einen Hauch von Melancholie – Sehnsucht nach dem Kindsein.
Vielleicht war sie ein bissl lang, aber ansonsten kann man nicht meckern und wie gut deine Art zu erzählen funktioniert, sieht man an der Stelle, wo Rudi in die Maschine hineinklettert. Man fürchtet wirklich, ihm könnte etwas passieren.
Im Gegenzug hat mir die Szene mit der Ratte in der Hose überhaupt nicht gefallen. Vor allem die Reaktion Tobias´ mit dem Messer. Aber das ist eher ne Kleinigkeit.

So, hier noch ein paar kleine Fehler, die mir aufgefallen sind. Fehler sind so ne Sache...Bei anderen findet man sie, bei sich selbst, können sie in Massen auftreten und bleiben unentdeckt... ;)

Er war ganz alleine auf der Straße, Anfang der 50er Jahre gab nur sehr wenige Autos
- nach Straße würde ich einen Punkt setzen, oder ein „da“ einfügen. Außerdem fehlt hinter gab noch ein „es“

War das nicht das gleichmäßige WUMwumwumwumwum, WUMwumwumwumwum der Dreschmaschine
- das gleichmäßgie Wummern ;)

Rudi streckte sein Brust vor, das ging runter wie Butter
- So klingt der Satz merkwürdig. Vielleicht könnte man ihn trennen oder umgestalten; Rudi streckte seine! Brust vor. Dieses Lob ging ihm runter wie Butter.

Geh doch in die Küche und wärm dich auf! Tante Erna gibt dich auch ein Glas Milch."
- Hat die Bäuerin einen Sprachfehler? *g*


"Vor der Presse, nicht war?", Tobias winkte ab
- wahr

Doch bald danach wurde ihm der Kopf schwer, er legte sich ins Stroh und schlief ein, die Maschine sang ihn mit ihrem wumwum in den Schlaf.
- s.o.

Liebe Grüße...
morti

 

Hallo morti,
ja, du hast recht, das ist eher die Schilderung eines All-Tags beim dreschen. Freut mich sehr, dass es dir so gut gefallen hat. Es ist die Lieblingsgeschichte meines Mannes, das ist leicht verständlich, nicht wahr? Ich habe schon erheblich gekürzt, jetzt werde ich nicht mehr viel ändern, aber in Zukunft werde ich versuchen, spannendere Geschichten zu schreiben, ok? ;) Die Szene mit dem Messer habe ich nicht nur geschrieben, weil sie sich so abgespielt hat (ja, ja, ich weiß, es ist immer ein Problem mit tatsächlichen Begebenheiten, ich habe eine Menge zusammengezimmert), sondern zu zeigen, was für ein Mann Tobias war, eben hart im Nehmen. Ich finde es auch ein bisschen eklig. Das WUMwumwumwumwum bleibt auch drin, das ist für mich Lautmalerei. Die anderen Fehler habe ich korrigiert, einige sind ja peinlich! Wie du sagst:

Bei anderen findet man sie, bei sich selbst, können sie in Massen auftreten und bleiben unentdeckt
Wie wahr! :seufz:
lieben Gruß
tamara

 

Hallo tamara!

Mir gefällt diese Geschichte sehr gut, da sie vergangene Lebensabläufe und -umstände von Menschen beschreibt, die unter regionaltypischen Bedingungen aufwuchsen. Ein Städter kann in der Regel nicht nachvollziehen, welch eine Atmosphäre bei solchem Tagewerk entstand. Ohne heutzutage selbstverständliche, kommunikative Mittel (wie zum Beispiel dem Telefon oder dem Handy) war eine Mitteilung an die Bewohner eines benachbarten Hofes nicht möglich. Und: Verschneite Felder konnten tatsächlich für orientierungslose Wanderer (vor allem Kinder) den Tod bedeuten.

Du hast uns an einer bewundernswerten Vater-/Sohnbeziehung teilhaben lassen. Klasse! Schön finde ich auch die Szene in der Dreschmaschine. Rudi fühlte sich so warm und geborgen.


Lieben Gruß
Antonia

 

Liebe Antonia,
oh, es freut mich ganz besonders, dass dir diese Geschichte gefällt, du kennst Rudi ja! ;) Ich habe die KG für ihn geschrieben, aber ich wollte auch darstellen, wie sich durch die Weiterentwicklung der Technik das Leben der Menschen, ihre Beziehungen untereinander verändern. Als es wenig Maschinen gab, die Bauern auf Knechte und Mägde angewiesen waren, hatten diese keine Rentenversicherung, sondern eine sinnvolle Beschäftigung auf dem Hof. Mit allen Vor- und Nachteilen. Das hast du auch so gesehen. Freut mich.
ganz liebe Grüße
tamara

 

um zu den bunten Traumbildern zurück zu kehren
zurückzukehren
und auf einmal saß er halbwegs aufrecht in seinem Bett
"auf einmal" wirkt hier irgendwie fehl am Platze; das würde ja bedeuten, dass er sich gar nicht aufrichtete
"Ach bis es anfängt zu schneien bin ich längst da."
AchKOMMA
Als kleines Kind hatte er den emalierten Nachttopf quer durch die Küche geworfen
emaillierten
Dieser Tag schien irgendetwas besonderes an sich zu haben
Besonderes groß
formte er einen Schneeball und probierte aus, wie weit er flog
besser(mMn): probierte aus, wie weit er ihn werfen konnte. Das "flog" suggeriert, dass der Schneeball diese Bewegung von alleine ausübt
Oder, war da nicht doch etwas zu hören?
Komma weg
und schließlich konnte er die Lauteste auch verstehen:
lauteste klein
"Rudi!", sein Vater machte große Augen.
"Rudi!". Sein Vater machte große Augen. Der Nebensatz hat ja nicht wirklich etwas mit der wörtl. Rede zu tun
"Du kannst froh sein, dass du auf dem Hof meines Neffen dein Gnadenbrot kriegst!"
Gnadenbrot bekommen nur diejenigen, die zu alt oder zu krank zum Arbeiten sind
"Oh, wer kommt den da?
denn
"Ne, lieber ein Stück Wurst!", sagte Rudi.
Nee
"Metzger Holt muss beim Frühschoppen wohl zu tief ins Glas geguckt haben
Frühschoppen bedeutet eigentlich Vergnügen. Wie ist es in diesem Zusammenhang gemeint?
Gegrüßet seist Du, Maria…"
Gegrüßt (?)
"Und die Mettwurst ist schön fett!", rief einer der Sträflinge vom entgegengesetzten Ende des Tisches.
Sträflinge? die lassen doch Sträflinge nicht am gleichen Tisch mitessen, oder?
Großtante Erna und die alte Magd Paula saßen einträchtig nebeneinander und strahlten ob soviel Lobes von einem Ohr zum anderen.
strahltenKOMMA; Lob
"Na, ich hoffe, die Dinger kommen bevor mein Kreuz kaputt ist!"
kommenKOMMA
"Den ganzen Tag am Fließband und den Aufseher hinter dir?", Erwin schüttelte den Kopf. "Ne, da lob ich mir doch die gute Münsterländer Luft."
Komma nach " weg; Nee
"Ach mit Weibern hat man doch nur Scherereien", sagte Erwin
AchKOMMA
"Vor dem Krieg war er Verwalter auf einem großen Rittergut
Wann spielt die Geschichte?
"Jetzt ist aber Schluss mit Kaffeekranz, schnapp dir den Sack Fritz, sonst mach ich dir Beine!", rief Tobias
SackKOMMA
Unterhalb des Antriebsriemens war eine recht große Öffnung.
Antriebriemens
'Da müsste ich doch durch passen', überlegte er.
durchpassen
Hi tamara,
der Titel hat mich an "Robbi, Tobbi und das Fliewatüt" erinnert, deshalb habe ich die Geschichte gelesen. Nun ja, damit hatte sie ja nun gar nichts zu tun :D
Tatsächlich hat mir die Geschichte eigentlich nicht gefallen, sorry. Was soll das? Einfach, son Junge geht zum Hof, wo sein Vadda grad schafft, und die rothaarige Magd dort ist seine Mutter (was mir übrigens unrealistisch erscheint, da sie ja angeblich der Großtante schon die Windeln gewechselt hat).
Die Dialoge zwischen Rudi und Tobi erscheinen mir unrealistisch und manchmal sogar einfach nur schlecht. Sorry. Gilt eigentlich für alle Dialoge in der Geschichte. Tut mir Leid.
:heilig: Bruder Tserk

 

Hallo Tserk,
vielen Dank fürs Lesen und deine ausführliche Kritik! Tut mir Leid, dass ich jetzt erst antworten kann, mein Computer wurde neu installiert und zwischenzeitlich hat noch nicht einmal der Bildschirm funktioniert! (Warum gibt es kein smiley mit jemanden, der den Computer zum Fenster raus wirft?)
Deine hilfreiche Fehlerliste habe ich umgesetzt (in Rechtschreibung bist du wohl so gut wie Häferl!), bis auf folgende Punkte:
In der Küche sind Großtante Erna und die alte Magd Paula, die ihr Gnadenbrot bekommt. Die rothaarige Magd ist eine junge, sie arbeitet in der Scheune mit und taucht in einem anderem Abschnitt der KG auf. Das ist klar getrennt.
Den Frühschoppen habe ich gestrichen, ich weiß zwar nicht, was du nicht verstanden hast, aber ich hoffe, dass der Satz so deutlicher ist: „Metzger Holt hat sich beim Frühschoppen einen Scherz über Tobis Manneskraft erlaubt.“
„Gegrüßet seist Du, Maria“ ist der Anfang des Ave Maria. Es wird in dieser alten Sprache gebetet, siehe http://gebete.nyger.de/titel/ave_maria.php Ich war auch mal katholisch, habe das Gebet aber sicherheitshalber im Internet gesucht.
Die Sträflinge, die am gleichen Tisch mitgegessen haben, waren Freigänger, kurz vor ihrer Entlassung. Die Geschehnisse sind authentisch, das hat mein Mann mir so erzählt.
Wann die Geschichte spielt, steht im ersten Absatz: „Anfang der 50er Jahre“

Der Titel soll schon an das Fliewatüt erinnern, ich bin allerdings nur darauf gekommen, weil die Hauptpersonen Rudi und Tobi heißen. Tut mir Leid, wenn du enttäuscht warst, weil du etwas anderes erwartet hast und dir die Dialoge nicht zusagen. Die KG spritzt nicht gerade vor Action, es gibt noch nicht einmal einen Spannungsbogen, es ist eher eine historische Beschreibung eines Alltags. Ist nicht jedermanns Sache, klar!
Nix für Ungut. Danke, dass du dir trotzdem so viel Mühe gemacht hast.
Liebe Grüße
tamara

 

Das ist klar getrennt.
okay, sorry, nicht genau gelesen dann
Den Frühschoppen habe ich gestrichen, ich weiß zwar nicht, was du nicht verstanden hast, aber ich hoffe, dass der Satz so deutlicher ist: „Metzger Holt hat sich beim Frühschoppen einen Scherz über Tobis Manneskraft erlaubt.“
du hast es gestrichen? warum stehts dann noch da? :)
mein problem war die bedeutung des wortes. ich kenne es nur als "Vergnügen"
Mit meiner frage, wann die geschichte spielt, wollte ich sagen: Anfang der 50er gabs doch kein rittergut mehr, oder?
:heilig: Bruder Tserk

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Tserk,
Oh sorry! Ich meinte, dass ich den Satz kürzer, prägnanter gemacht habe, das mit dem "zu tief ins Glas gucken" ist weg. Frühschoppen ist laut Wörterbuch: ein kleiner, geselliger Umtrunk im Gasthaus am Vormittag (meist Sonntags). Klar war das ein Vergnügen! Ich dachte, das wäre klar und wusste nicht, dass du mit dem Wort etwas anderes verbindest. Das Problem bei historischen Geschichten besteht wohl darin: Wenn man authentisch schreibt, die origninale, alte Sprache verwendet, verstehen eine Leute es manchmal nicht, oder halten einiges (wie das Ave Maria) für Tippfehler. Anderseits würde es durch eine moderne Sprache für mich schräg aussehen. Außerdem können junge Leute so noch einen Eindruck gewinnen, wie die Menschen früher gesprochen haben. Das gleiche gilt für Lebensumstände, die heute völlig anders sind, z. B. die "Sträflinge". Den Ausdruck verwendet man heute ja auch nicht mehr.
Ich hatte ja geschrieben: "Vor dem Krieg war er Verwalter auf einem großen Rittergut". Damals gab es noch welche.
mit internetten Grüßen
tamara

 

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