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Ruhe

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01.02.2009
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Ruhe

Wie jeden Morgen meiner Fünf-Tage-Woche hetze ich zum Bahnhof, um den Zug zu erwischen und wie jeden Morgen ist die Eile völlig unbegründet – der Zug hat Verspätung. So stehe ich da und betrachte die Welt um mich herum. Die Menschen tummeln sich auf dem Bahnsteig; verstecken ihre verschlafenen Gesichter hinter dicken, wolligen Schals und warten sehnsüchtig auf den Zug, um dort die Zeitung aufzuschlagen oder die Hausaufgaben hervorzukramen und die Unbehaglichkeit des Perrons zu vergessen.
Eine unheimliche Stille liegt über dem Ort wo sich diese Szene allmorgendlich abspielt.
Man genießt die kurze Ruhe, aus der man vom jähen Klingeln des Weckers grausam gerissen worden ist, und die nun für wenige Minuten zurückkehrt. Das Flackern der Bahnhofsuhr taucht den Bahnhof, der von keiner Lampe beleuchtet wird, in ein schummeriges Licht.
Über dem gegenüberliegenden Bahnsteig zieht einen das Panorama eines kalten, himmelblauen Sees sosehr in den Bann, dass man sich kaum loszureißen vermag. Die schwarz und bedrohlich wirkenden Berge am jenseitigen Ufer des Gewässers grenzen sich scharf vom wolkenverhangenen Himmel ab, zwischen dem lediglich über den Bergen einige Sonnenstrahlen hindurchscheinen.
Man stockt beim Anblick solcher Schönheit und fühlt eine gewisse Unnahbarkeit, als wäre das Panorama einem Traum entrissen oder auf eine überdimensionierte Leinwand gemalt.
Plötzlich werden die Schienen in ein glänzendes Licht getaucht und man hört ein Brummen und Rattern, als stünde man in einem alten und klapprigen Fahrstuhl, nur dass der Ton bedeutend tiefer ist und den Betonboden nahezu zum Vibrieren bringt. Mit gemischten Gefühlen verlässt man diesen Ort, der eine gespenstische Schönheit besitzt und an dem viele Gestalten nebeneinander stehen, sich aber nicht beachten und ihren eigenen Gedanken nachhängen.

 

Hi Staalesen!
Willkommen bei kg.de! (Auch wenn ich sicher die Falsche bin dich willkommen zu heißen, da ich selbst sehr neu bin)
Das Problem bei deiner Geschichte ist, dass man sich am Ende fragt: "Warum habe ich das jetzt gelesen?" Das ist nicht böse gemeint, aber deine Gsichte bietet keinen roten Faden, außer vielleicht dem Ort. Sie hat keine Handlung, warum du einen Protagonisten überhaupt einführst bleibt mir schleierhaft. Soweit ich das sehe "verwendest" du deinen Ich-Erzähler ohnehin nur im ersten Absatz. Deine Beschreibung von dem Bahnsteig ist ja ganz o.k., aber wozu beschreibst du einen Bahnsteig? Was willst du uns damit sagen? Wir haben alle schon mal einen Bahnsteig mit ähnlichen Gedanken betrachtet.
Was mich auch sehr stört ist das "man", damit kann ich gar nichts anfangen, weil so eine Verallgemeinerung, besser in Bedienungsanleitungen als in Kurzgeschichten aufgehoben ist.
Also bitte nimm es mir nicht übel, aber vielleicht solltest du dir das nächste Mal eine Handlung überlegen.
Sonnige Grüße
Cathy

 

Hi Catherine
Danke für deine Kritik!:)
Du hast recht, es ist eher eine Schilderung, d.h. fast bzw. ganz ohne handlungsstrang. Ich war mir nicht sicher ob ich den Text veröffentlichen sollte aus ebenjenem Grund, aber mich interessierte einfach, ob sie sonst vom Stil her gefällt.
Wenn dir oder sonst noch jemandem Tips dazu einfallen, wäri ich froh
Grüße
Staalesen

 

Hi staalesen,

mag sein, es ist eine Momentaufnahme. In meinen Augen aber eine sehr gelungene - ich fühlte schon in den ersten Zeilen, wo es hingeht, da ich diese Momente sehr gut kenne. Mitten im Alltagstrott, gerne morgens, wird die Schleife unterbrochen, z.B. durch einen verspäteten Zug, und plötzlich ist man ganz bei sich und es gibt diese beinahe schmerzliche Sehnsucht, der Moment möge sich ausdehnen und man wäre der Alltagsschleife entkommen. Ein Genuss eines Geschenks, des Innehaltens im Trott.

Kurzgeschichten-do's-und-dont's hin oder her, ich mag Deine Zeilen.

Gruß,

Sister

 

Hallo staalsen

und auch von mir ein Willkommen.

Einmal abgesehen davon, dass die Handlung hier wirklich arg dünn ist, stört mich die Widersprüchlichkeit im Text. Wahrscheinlich wolltest du eine gewisse Zweischneidigkeit durchaus transportieren, aber auf deine gewählte Art und Weise passt es nicht.
Das liegt zum Großteil an der Perspektive, der du bereits nach dem ersten Satz untreu wirst. Leitest du noch mit Ich ein, hüpfst du alsbald zum man.
Zunächst sprichst du von Sehnsucht auf den Zug, also Sehnsucht nach dem Entkommen der Situation. Dann wird die Ruhe plötzlich genossen, man wird von dem Panorama gar vollkommen in den Bann geschlagen. Das geht schlecht mit dem Einstieg zusammen, zumal du hier von einem allmorgendlichen Prozedere sprichst.
Der Wandel der Wahrnehmung wäre aus der Ich-Perspektive noch ein netter Kunstgriff, denn das würde dem Erzähler auch das Recht der Deutung zuweisen. Dein Protagonist könnte also geiwssermaßen spekulieren, wie es den anderen womöglich ergeht. Diese unpersönliche Sicht jedoch verweigert das, da der Leser sich auf sie verlassen muss.
In meinen Augen musst du hier also noch klar nachbessern. Ob es unbedingt mehr Handlung benötigt, da bn ich mir gar nicht sicher. Aber das, was du erzöhlst, könnte ruhig noch mehr Gehalt vertragen. Dergestalt ist das Gesamtpaket einfach noch zu dünn.

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo staalesen,

danke für Deine Geschichte. Im Grunde genommen ist es ja keine Geschichte, sondern die Beschreibung eines tristen Morgens am Bahnsteig, aber ich finde diese Beschreibung im Großen und Ganzen gelungen. Ich mag die Schilderung der Versunkenheit in ein Werbeplakat, ich kenne das ja von mir als verträumtem Menschen. Entscheide Dich aber nächstes Mal für eine Erzählperspektive, bring einen interessanten Protagonisten und etwas Handlung ins Spiel und schwupps hast Du eine schöne Geschichte.
Weiter so!

Lg,
catlucy

 

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