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SAM
Der neue Balay-Herd mit Glaskeramik-Kochfeld trat allein deshalb schon in den Vordergrund, weil er gegenüber den anderen Haushaltsgeräten sauber und blank poliert war.
Ungespültes Geschirr stapelte sich in Türmen neben dem Waschbecken. Auf dem Boden und an den Wänden klebten die Essenreste und Schimmel war der vordergründige Geruch, der sich mittlerweile in der gesamten Wohnung ausbreitete.
Der dicke Eddie schlurfte mit Pantoletten und nur mit einer Unterhose und einer goldenen Kette bekleidet, behäbig in die Küche.
Eine kleine niedliche Katze - SAM - mit grauen Streifen und einem abgeknickten Ohr folgte ihn mit erwartungsvollen Blicken.
SAM war neben dem Balay-Herd die neueste Erungenschaft der Schlampe von Eddie, bevor sie sich bei einem Unfall den linken Arm gebrochen hatte.
"Das alles hätte nicht sein müssen", hatte er zu ihr geflüstert. "Es ist ganz einfach Schätzchen du erledigst deinen Teil und Eddie ist gut zu dir. Wie in alten Zeiten."
Er schlug ihr die Faust ins Gesicht und zertrümmerte zusätzlich noch ihr Nasenbein."Das ist
jetzt nicht fein." Eddie ging in die Knie und begutachtete den Teppich. "Nun sieh, was du angerichtet hast." Fasziniert starrte er auf einen roten Fleck. "Sieh mal her. Es ist Blut. Dein Blut."
Jetzt lag die Schlampe im Krankenhaus und ruhte sich aus, während er sich um jeden Mist kümmern mußte. Dabei war ihr Deal so simple, selbst eine so blöde Vorstadtnutte wie Elaine
mußte noch genug Grips haben, daß sie ihre Vorteile darin sähe.
Sie brauchte sich nur ein wenig mit den Männern zu amüsieren und er hielt ihr den Rücken frei. So einfach war das. Aber nein! In letzter Zeit parierte sie nicht mehr richtig. Behauptete, daß sie nicht mehr so bei den Männern ankommen würde. Sie wäre zu alt. Quatsch!
Sie war nur ne faule Nutte, der man ordentlich in den Hintern treten mußte.
Und jetzt das! Er – der große Eddie – mußte sich selbst was zu essen kochen. Er konnte es nicht fassen. Und diese verdammte Schlampe Elaine liegt wahrscheinlich in ihrem sauberen Krankenbettchen und läßt sich essen kommen und es sich gutgehen. Seine Wut wuchs. Am liebsten wäre er jetzt gleich in seinen Mustang gestiegen und zu ihr gefahren um ihr auch noch den anderen Arm zu brechen.
SAM beobachtete ihn aufmerksam. Er rieb seinen Kopf immer wieder an Eddie´s Füßen und gurrte ihn an. Sicherlich würde es gleich etwas zu essen geben. Das war immer so. Immer wenn Frauchen in die Küche ging, gab´s Futter. Jetzt war es zwar nicht Frauchen, aber es war diese Zeit, bei der es immer etwas zu essen gab und sie waren jetzt in der Küche.
Eddie drehte fluchend sämtliche vier Schalter der Herdplatte auf Stufe sechs. Er blickte zu Boden und starrte SAM an. "Was willst du? Hä? Willst du was zu fressen haben? Glaubst du etwa der gute alte Eddie ist so dämlich wie diese blöde Kuh und gibt dir unsere letzten Vorräte? Du stinkendes Vieh. Verschwinde! Steh mir nicht ständig in den Füßen herum!"
Treu blickte SAM Eddie an und schlängelte sich um seine Beine.
Der neue Balay-Herd erzeugte auf der höchsten Stufe durch Strahlungsheizung 2100 Watt.Diese Strahlungsheizung ließ die Herdplatten zunächst schwach dann immer intensiver in einem aggressiven Rot leuchten. Die im Schatten liegenden Kacheln nahmen dieses rot auf und reflektierten es. Eddie griff sich zwischen die Beine. Urplötzlich hatte sich bei ihm ein dringendes Bedürfnis gemeldet, dem er unbedingt nachgehen mußte. Unerwartet schnell stürmte er zur Toilette.
SAM blieb in der Küche, ließ sich auf den weiß gekachelten Boden fallen und beobachtete das rote Leuchten, das sich auf der Dunstabzugshaube widerspiegelte.
Die Herdplatten waren mittlerweile so heiß, daß die Wärme sich in der Küche mehr und mehr ausbreiteten.
Keuchend und stöhnend stapfte Eddie zurück in die Küche. Der Bauch wölbte sich über die schief sitzende viel zu weite Unterhose. Er ging zum Kühlschrank, entnahm eine Dose Gulaschsuppe und öffnete diese. Anschließend füllte er Wasser in einem Topf und stellte ihn auf die rotglühende Herdplatte.
SAM beobachtete, wie Eddies Arm nur wenige Zentimeter über der Herdplatte blieb und das rote Glühen reflektierte. Es schien beinahe so, als ob die Herdplatten ihr Eigenleben hätten und mit ihrem pulsierendem Licht alles anlockte, was man kochen oder verglühen konnte.
Schweißperlen bildeten sich angesichts der sich ausbreitenden Hitze auf Eddies Stirn. Seine Kehle fühlte sich an, als sei er kurz vorm austrocknen.
Mit einem alten Holzlöffel, an dem Essensreste klebten, rührte er in dem Topf mit der Gulaschsuppe. Eddie fluchte über Elaine und seine Unfähigkeit zu kochen. Elaine war mittlerweile zwei Tage schon im Krankenhaus und er mußte allmählich was essen.
Die Hitze, die die Herdplatten ausstrahlten und seine Wut über Elaine wuchsen im gleichen Maße wie der Hass, den er auf dem vor ihm liegenden SAM hatte, der ihn beobachtete und dessen Schweif hin- und herwedelte. Dieses stinkende Mistvieh. Dachte Eddie. Ich wollte noch nie Haustiere in meiner Wohnung haben. Die sind unhygienisch. Zerkratzen sämtliche Möbelstücke und pinkeln in jede Ecke. Außerdem liegt sie immer im Weg. Wenn da mal jemand drüber stolpert, der bricht sich sämtliche Knochen.
Der Boden des Topfes in dem sich die Gulaschsuppe befand, war von einem intensiv glühenden Rot umrandet. Der Inhalt brodelte und blubberte und verdampfendes Wasser stieg auf. Eddies blick ruhte auf SAM, der ihn immer noch erwartungsfreudig ansah. "Du verdammtes Katzenvieh. Dir werde ich es noch zeigen. Du und diese verdammte Schlampe Elaine. Ihr beide seid schuld daran, daß ich mir nichts mehr leisten kann. Sieh mich an, du verdammtes Katzenvieh. Ich habe bestimmt schon zwei Kilo abgenommen." Was nicht ganz der Wahrheit entsprach. In den letzten 10 Jahren hatte er 50 Kilo zugenommen. "Dir werde ich es noch zeigen". Er drohte mit dem Zeigefinger.
Dann hatte er urplötzlich einen etwas eigenartigen Geruch in der Nase. Es roch verbrannt.
Er wand sich um und starrte auf den Topf der feuerrot glühte und dessen Inhalt brüllend tobte.
"Verflucht".
Eddie nahm mithilfe eines Topflappens den Topf vom Herd. Er beugte sich mit dem Topf in der Hand zu SAM hinunter, der auf dem Boden lag und dessen Schweif treu hin- und herwedelte. "Sieh dir das mal an. Du verfluchtes Vieh. Wegen dir ist mein Essen verbrannt. Sieh her!" Er tauchte seinen Zeigefinger kurz hinein und zog ihn schnell wieder heraus. Die Brühe war verdammt heiß. Dann lutschte er den Zeigefinger ab. "Bäh! Das kann man nicht mehr essen. Und du bist Schuld!" Eddie holte aus und stampfte mit aller Wucht auf SAM´s Schweif.
SAM fauchte und kreischte und sprang mit einem Satz an Eddies blanken linkem Waden und krallte sich mit aller Gewalt daran fest.
Eddie schrie auf und fing an zu taumeln. Der Inhalt des rotglühenden Topfes ergoss sich über ihn. Die heiße Soße brannte sich in das weiche Fleisch Eddies. Er jammerte und stolperte Gleichzeitig. Der Schmerz ließ ihn jede Orientierung verlieren. Kurz bevor er das Bewußtsein verlor, fiel er mit dem Gesicht nach vorne auf die glühendheißen Herdplatten des neuen Balay-Herdes, die sein Gesicht zum Schmelzen brachten. Dank seines Eigengewichtes und mit schmatzenden Geräuschen von der auf den Herdplatten festklebenden Hautfetzen, plumste er schließlich zu Boden.