schön langsam
Es war schon nicht mehr lustig, wie uncool ich war. Und nicht viele können das ehrlich von sich behaupten. Erst wenn man wie ich innerlich laut fluchend (damit man die Coolness vor den Anderen behält und es als kleinen Unfall abtut, den man eigentlich ganz lustig findet) vom Rad fällt, weil man einen Menschen aus dieser Gruppe begrüßen wollte und deshalb eine Hand nonchalant vom Lenker wegbewegt hat, um mit ebendieser Hand zu winken, und dann bei der Abwärtsbewegung den Lenker verfehlt, man aber im Grunde ganz normal und entspannt an ebendieser Gruppe von Menschen vorbeifahren wollte, hat man es mit Pauken und Trompeten geschafft, in die Annalen der Verlierer aufgenommen zu werden.
Einige Leute in den letzten Reihen kicherte leise, aber offen traute sich dann doch niemand zu lachen. Aber als ich mit – gespielter – Heiterkeit aufsprang und mir den imaginären Schmutz von meiner Jacke wischte, sah ich in lachende Gesichter. In diesem Moment war es egal, ob sie mit mir oder über mich lachten, ich konnte es einfach nicht ertragen, auch wenn ich selbst mit diesen Nimms-mit-Humor-Ding vorangeprescht war. Also drehte ich mich nach einem finalen Lächler um, hob mein Rad auf, achtete besonders darauf, dass meine Hände, mein Hinterteil und meine Füße alles trafen, was zu treffen war, und trat fleißig in die Pedale.
Aber, um nicht so auszusehen, als würde ich mich zu sehr bemühen wegzukommen, verlangsamte ich meine Tritte. Eigentlich würde ich mir ja den Kragen meiner Jacke, der ganz zugeschnürt ist, weil es so kalt und windig ist, ein bisschen aufzumachen, weil mir momentan so heiß ist, aber das kann ich nicht riskieren, weil ein zweites Mal halte ich das Ganze nicht mehr aus. Zumindest nicht in so einem kurzen Zeitraum.
Im Grunde bin ich eigentlich gar nicht so. So schnell eingeschnappt und aufgebracht, meine ich. Ich kann auch über mich lachen. Normalerweise. Aber bevor ich weiter darüber nachdenke, konzentriere ich mich lieber aufs Treten. Ein Fuß nach dem anderen, schön langsam.