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Schilfgeflüster

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31.10.2004
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Schilfgeflüster

Ich habe die Zeit vergessen. Oder sie mich. Aber was spielt das noch für eine Rolle?
Ich bin zu unserem See gefahren. Nun liege ich hier und warte. Worauf eigentlich. Die Sonne ist wie ein klumpiger Stein ins Wasser gestürzt und hat den Himmel rot bespritzt. Meine Gedanken versickern im feuchten Sand. Stille.

Weißt du noch, damals, als wir uns hier das erste Mal sahen? Der Strand war voller Menschen. Das Wasser glänzte silbern im Herbstlicht. In Wirklichkeit warst du es, die schien. Du hieltst dich im Schilf versteckt, am Rand des Sees. Das Spiel hieß „Auf Tauchstation“. Wer entdeckt wird, hat verloren. Ich habe an diesem Tag gewonnen. Aber all das ist lange her. Es sind ferne, glücklichere Tage. Unsere Tage.

Auf der anderen Seite des Ufers gleiten zwei Bäche sanft in den See. Dank ihnen ist er nie leer, haben die Sterne Platz zum Ankern. Nachts, wenn das Wasser wie gelähmt daliegt, dunkel und schwer. Die Dunkelheit ist wie ein treudoofer Hund. Sie folgt dir überallhin. Legt sich auf dich, wenn du schläfst. Bleibt, wenn du schon längst tot bist.

Immer noch Stille. Nur das Schilf raschelt im Wind. Hör genau hin. Es flüstert. Ich spüre meine Hände wieder. Ich weiß jetzt, warum ich hier bin. Ich habe es dir versprochen. Deine Asche segelt aus der Urne, über das Sternenwasser, strandet in den Tiefen der Nacht. Irgendwo da draußen. Es ist kalt. So kalt.

 

HI!

Schöner Text, du verwendest schöne Metaphern und ebschreibst mit viel Gefühl. Ich habe übrigens bewusst "Text" und nicht "KG" geschrieben, denn dein text ist eher eine Beschreibung als eine Geschichte. Aber eine wirklich nette Beschreibung, wenn auch ohne Spannung.
Die Länge ist auch in Ordung, denn wenn der Text länger wäre, wäre ein ein bisschen zu lang für eine Beschreibung. Passt aber alles.
Also, hab den Text gern gelesen.

MFG Steeerie

 

Hallo Steeerie,

Vielen Dank für deine Kritik und dein Lob.
Es freut mich, dass du den Text - du hast durchaus Recht mit deiner Einschätzung - gerne gelesen hast.

Lieben Gruß,
moonaY

 

Also den Text find ich richtig gut...der letzte Absatz ist der Hammer.

Knapp formuliert alles, gut überlegt...und gefühlsbetont...vor allem am Ende: "So kalt."

Echt gut...

 

Obwohl Nachtschatten auch oft Recht hat...

Bloß bei:

bisschen unnötig, das da.
Find ich nicht...

und :

"es ist kalt. so kalt"
find ich super, egal ob abelutscht oder nich...passt aber super da rein.

 
Zuletzt bearbeitet:

Holla, Kritiken im Minutentakt. Immer schön der Reihenfolge nach. ;)

Hallo Nachtschatten,

Auch dir herzlichen Dank für deine Kritik, aber vor allem für deine vielen Verbesserungsvorschläge. Einige davon sind richtig gut. Ich werde sie berücksichtigen. Sicherlich ist solch eine Szene durch Film und Fernsehen schon längst zu einem Klischee gereift. Dagegen kann ich leider wenig unternehmen.

Hallo Nachtregen,

Dankeschön.

Liebe Grüße,
moonaY

 

Hallo moonaY,

warum machst du nicht eine Geschichte aus dem Text? So bleibt eine melancholische Betrachtung, hat man schon öfters gelesen, nur einige gute Formulierungen tragen den Text. Da wird viel Potential verschenkt.

„Die Sonne ist wie ein klumpiger Stein ins Wasser gestürzt und hat den Himmel rot bespritzt.“

Ein interessantes Bild, obwohl die Rotfärbung des Abendhimmels nur selten an Spritzer erinnert.

„Die Dunkelheit ist wie ein treudoofer Hund.“

Das ist richtig innovativ, eine gelungene gedankliche Verbindung.

„Das Wasser glänzte silbern im Herbstlicht. In Wirklichkeit warst du es, die schien.“

Meinst du, dass das Herbstlicht gar nicht die Ursache des Glänzens war, sondern die Person? Oder glänzte das Wasser nicht, sondern die Person (schien)?

L G,

tschüß Woltochinon

 

Hallo moonay,
die Geschichte passt so richtig schön in den November - seufz - .
Gruß
Leia4e:crying:

 

Hy MoonaY,

viel wurde schon zu dem Text gesagt. Der erste Abschnitt hat zum Weiterlesen verleitet, hauptsächlich wegen Deines interessanten Stils. Danach hat der Text für mich etwas geschwächelt. Es ist grundsätzlich schwer den Leser bei Stange zu halten, wenn nur Gedanken und Stimmungen beschrieben werden.

"Es ist kalt. So kalt" - da kann ich mich Nachtschatten anschließen. Ich bin sicher Du findest einen sehr viel bedeutsameren und weniger farcialen Schlusssatz.

Sie folgt dir überallhin. Legt sich auf dich, wenn du schläfst. Bleibt, wenn du schon längst tot bist.

Wunderschön. Ebenso der Titel.

miez, thorn

 

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