- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 27
Schizoman
Schizoman
Ist es ein Vogel? – Nein.
Ist es ein Flugzeug? – Nein.
Was ist es dann? – Schizomann.
Fabian Kelt. Für den unvoreingenommenen Betrachter mochte dieser Mensch ganz normal erscheinen, ohne besondere Fähigkeiten oder Schwächen. Das stimmt auch. Aber wer die andere Seite des Fabian Kelt kennt, die ... du-hu-nke-le Seite, der weiß, Fabian Kelt ist
Schizoman, der größte Held in seiner Welt.
Schizoman vereinigt die größten Superhelden aller Zeiten in sich:
Actionman, Chemieman, Superman und wie sie alle heißen. Batman. Außerdem vereinigt er nur ihre Stärken in sich, ihre Schwächen teilt er nicht. Spiderman.
Schizoman patrouilliert auf den Straßen seiner Heimatstadt. Überall kann das Böse lauern. Doch er ist bereit. Bereit,
(sich dem Bösen entgegenzustellen)
sich dem Bösen entgegenzustellen. Batman. Den hatten wir schon.
Volksbank, Kaiserstraße, Karlsruhe.
Es ist nachts. Kalle und Ede, zwei Einbrecher, denen das nie geglaubt wird, weil ihre Namen zu klischeehaft sind, versuchen, in das Bankgebäude einzudringen.
„Her mit der Lampe, Ede.“
„Welche Lampe?“
„Die Taschenlampe natürlich.“
„Die Taschenlampe? Ich dachte, die hast du eingesteckt.“
Kalle hält bei dem Versuch inne, das Fenster an der Rückseite der Bank mittels eines Glasschneiders zu öffnen.
„Moment mal, Ede. Soll das etwa heißen ...“
Er öffnet seinen am Boden liegenden Rucksack.
„Tatsache. Ich hab sie eingesteckt.“
Ede will gerade eine spöttische Bemerkung in Richtung „Ja, ja, das Alter ... Volltrottel“ machen, als die Szenerie von einem hellen Scheinwerfer erleuchtet wird.
Edes Gesicht ist eine vom Entsetzen entstellte Fratze, als er der Gestalt auf einem der umliegenden Dächer gewahr wird. Mit schreckensbleicher Miene deutet er auf sie.
„Ahh, das ist Chronoman. Nichts wie weg!“
Kalle sieht zu dem Schatten empor.
„Hm, er sieht vielleicht aus wie Chronoman, aber wegen interner kg.de-Copyrights ist er es nicht.“
„Trotzdem sollten wir fliehen als wäre es Chronoman!“
„Obwohl er’s nicht ist!“, versetzt Kalle, bevor die beiden unter „Aahh“-Rufen davonrennen.
„Muahahaha, ein weiterer Sieg für
Schizoman, den größten Held in seiner Welt!“, lacht Schizoman, der größte Held in seiner Welt.
„Fabian, was machst du da?“
„Nichts, Mama. Ich bin ganz ruhig auf meinem Zimmer.“
„Schön, mein Schatz. Spiel schön. Schöner Tag heute, du Schönling. Schönerweise ...“
„Na, fällt dir keine schöne Wortwiederholung mehr ein, du alte Vettel?“, sagt Fabian nicht, denn er hat Angst, dass seine Mutter es hören und ihn bestrafen könnte. Seine Mutter machte sowieso verhältnismäßig oft solche Wortwiederholungen. Früher dachte er, das wäre dazu da, ihn zu ärgern, aber weit gefehlt. Nichts ärgert Schizoman, den größten Held in seiner Welt.
Auf der A5, Richtungsangabe fehlt, weil ich keine Ahnung hab, wo die A5 verläuft (wäre vielleicht lustiger, wenn es nicht wahr wäre).
Ein Auto rast die Autobahn entlang. Das wäre ja nicht allzu schlimm, jedoch handelt es sich hierbei um einen Geisterfahrer. Doch das ist noch nicht genug für Schizomans kranke Fantasie: Der Geisterfahrer hat auch noch seine Freundin (also die des Geisterfahrers) entführt. Schizoman, der größte Held in seiner Welt, hätte es zwar cooler gefunden, wenn der Geisterfahrer seine Freundin (also die des Schizomans) entführt hätte, aber nicht mal die Fantasie von Schizoman ist groß genug, sich für ihn eine Freundin vorzustellen.
Schizoman schwebt in der Luft und beobachtet, wie sich das Auto glänzend durch den entgegenkommenden Verkehr schlängelt. Wenigstens ist der Geisterfahrer ein reinlicher Mensch.
Als er sich genug an dem Schauspiel ergötzt hat, verwandelt er sich in eine schlechte Chronomankopie (wegen der Copyrights) und hält die Zeit an. Als Nächstes nimmt er die Gestalt von Spiderman an und klebt das Auto mit seinen Spinnenfäden an der Fahrbahn fest. Daraufhin wird er zum Chemieman und polymerisiert das Gefährt mit der Straße.
Er wird wieder normal ... also, beziehungsweise Schizoman.
„Muahahaha, ein weiterer Sieg für
Schizoman, den größten Held in seiner Welt!“, lacht Schizoman, der größte Held in seiner Welt.
„Ich geh jetzt einkaufen.“
„Tu das, du fette Kröte.“
„Soll ich dir was mitbringen?“
„Natürlich und zwar ... eine neue Actionfigur ...“
Schizoman, der größte Held in seiner Welt.
„Schau mal, Schatz, was ich dir mitgebracht habe: Eine neue Actionfigur!“
„Ach was. Gib her das Teil. ... Hm, was is das denn für n Vogel?“
„Nennt sich ‚T-Shirt-Man’. Vermutlich, weil er auch im Winter mit einem T-Shirt herumläuft. Ein außergewöhnlicher Superheld also.“
„Aha. ... Nun, der kommt mir gerade recht.“
Und mit diesen Worten verspeist Fabian genüßlich die Figur des T-Shirt-Mans.
„Muaahaahaa, welch geniaaler Plaan, und niemaand kaann mich aaufhaalten. Nicht einmaal ... Schizomaan!“
„Nicht so schnell, Dr. Fer!“
„Verdaammt, daas ist Schizomaan, der größte Held in seiner Welt!“
„Show, don’t tell!“
„Aaber gegen meine neue, geheime Superwaaffe kommst du nicht aan: Den Eisstraahl!“
„... Sehr ‚neu’, sehr ‚geheim’ und sehr ‚super’ ... nun gut. Look!“
„Waa ... Waas zur Hölle?“
„Ganz genau!“
Und mit diesen Worten verspeist T-Shirt-Man genüßlich den Eisstrahl. Nun, er verspeist ihn natürlich nicht, sondern absorbiert ihn, aber damit es sich so ähnlich liest wie oben, ihr versteht ...
„Daas wirst du bereuen!“ Dr. Fer zückt eine Rauchgranate und zündet sie.
„Muaahaahaa, entwischt!“
Der Rauch verflüchtigt sich, Dr. Fer steht immer noch da.
„Ääh ... könnten wir nicht so tun, aals sei ich entkommen?“, bringt er mit einem nervösen Lachen hervor.
„Das glaub ich nicht.“
Kurze Zeit später hört man die Schmerzensschreie von Dr. Fer, als er von einer im Sopran kreischenden 30-Zoll-Kreissäge durchteilt wird.
„Muahahaha, ein weiterer Sieg für
Schizoman, den größten Held in seiner Welt“, lacht Schizoman, der größte Held in seiner Welt.
„Schatz, wir müssen uns mal über Fabian unterhalten.“
Herr Kelt seufzt resigniert; dann legt er die Zeitung weg. „Was’ los?“
„Er benimmt sich in letzter Zeit so komisch.“
„Komisch? Soso. Hm. Ist ja komisch.“
Herr Kelt nimmt seine Zeitung wieder auf.
Schizoman, der größte Held in seiner Welt
„Ehmja. Und Sie haben das öfter?“
„Ja.“
„Ehmja. Und Sie haben das wann, zum Beispiel?“
„Immer.“
„Ehmja. Und Sie haben das also immer, dass Sie denken, Sie wären ein Kämpfer gegen das Unrecht in dieser Welt.“
„Nein.“
„Ehmja. Nicht, ah ja.“
„Ich denke nicht, dass ich ein Kämpfer bin, ich bin ein Kämpfer, der denkt, er wäre jemand, der denkt, er sei ein Kämpfer.“
„Ehmja. Interessant.“
Schizoman befindet sich in geheimer Mission im Buchkaiser, Kaiserstraße, Karlsruhe.
Er ist in der Kinderbuchabteilung und vertauscht dort die alphabetisch angeordneten Bücher. Das wird die Kinder verwirren.
‚Die Kinder sind unsere Zukunft’, denkt Schizoman, ‚irgendwer muss ja was dagegen tun.’
„Schatz, Fabian macht mir immer mehr Sorgen.“
Herr Kelt seufzt resigniert; dann legt er die Zeitung weg. „Was’ denn nun wieder los?“
„Er sitzt den ganzen Tag in seinem Zimmer und redet vor sich hin. Klar, in dem Alter hat jeder einen unsichtbaren Freund, aber er scheint da drinnen eine ganze Armee zu halten. Und dann sind die ganzen Spielsachen, die ich ihm gekauft habe unauffindbar. Das finde ich beängstigend.“
„Beängstigend? Soso. Hm. Ist ja beängstigend.“
Herr Kelt nimmt seine Zeitung wieder auf.
Herr Kelt seufzt resigniert; dann legt er die Zeitung weg.
Er geht in die Küche und schmiert sich ein Butterbrot.
Während er es isst, läuft er durch die leere Wohnung.
Bald würde er ausziehen.
Eine Vierzimmerwohnung für einen einzigen Menschen ist schon etwas groß.
--
danke für gnoebels Geschichte, aus der die Figur des Chronomans entlehnt wurde