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Schlamm dell'8e

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18.08.2002
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Schlamm dell'8e

Auf dem Standplakat vor dem Eingang des alten Theaters am Stirnplatz, das für einen »Schlamm dell'8e« wirbt, hatte jemand mit Edding auf die Folie geschmiert: »Special Guest: *The* ELN«. Quer über das Plakat war ein Banner geklebt: »Ausgebucht«.
»Schlamm dell'Achte – So einen Veranstaltungstitel konnte sich auch nur ein Künstler ausgedacht haben«, sagte ein Herr mit schütterem weißen Haar zu seiner Gattin, als sie das Haus betraten.

»Unter welchem Namen haben Sie reserviert?«
Die Studentin im Schulmädchenlook, zwei Zöpfe, Streifenstrumpfhose und Kaugummigegnatsche, beugte sich über ihr Telefon und wischte die Empfangsliste durch.
»Tja, Gotthold«, wandte sich Vera an ihren Mann, »unter welchem Namen hat er gebucht, hat er das gesagt?«
»Ich glaube, unter Laube-Nunft, wär zumindest naheliegend, oder?«
Vera schaute fragend die Empfangsfrau an, die wieder über das Telefon wischte und den Kopf schüttelte.
Gotthold hatte einen Sprüchekalender an der Wand bei dem Versuch, ihn gerade zu rücken, vollends von der Wand gerissen und hob ihn auf.
»Entschuldigen Sie, den Namen finde ich nicht in der Liste. Leider können wir nur geladene Gäste willkommen –«
»›Egon‹, steht der Name drin?«, fragte Gotthold.
»›Egon mit den Alten-Ausrufezeichen-Ausrufezeichen-Ausrufezeichen, Datenschutzstraße -42, 12345 Gehtsienichtsanheim‹, jawoll, meinen Sie das?«
»J...aaa, sieht wohl so aus.«
»Dann herzlich Willkommen zu unserem Art Slam. Freie Platzwahl! – Moment, entschuldigen Sie, könnten Sie das bitte wieder an den Platz zurückhängen?«
»Meinen Sie mich? Entschuldigen Sie, manchmal bin ich so ein Schussel ... welcher Tag war das noch mal, ach so, 19. April, wobei – 2019? – der ist ja eh aus dem letzten Jahr ... kleinen Augenblick, so ... ›Te amo ergo sum‹, soso ... – Sitzt, passt, wackelt und hat Luft. Verzeihen Sie« – und huschte seiner Gattin hinterher.

»Ich hoffe, Egon kommt rechtzeitig, er hat uns schließlich eingeladen«, raunte Gotthold an ihrem Ohr.
»Er wollte sein ›Chef-d'œuvre‹ noch rahmen lassen.«
»Chef-d'œuvre, soso, das heißt wieder mal?«
»Meisterstück.«
Draußen schnaubte und brüllte es plötzlich. Das war ein mächtiger schillernder Stier, auf dem Egon üblicherweise ritt. Der Stier wirbelte bremsend Staub auf, und von drinnen konnte man sicher durch das Fenster sehen, wie er durch die Nüstern Feuer stieß, dass die Funken nur so stoben.
Mit seinen Stelzen, die er offenbar nie auszog, stieg der Reiter aus dem Sattel. Die Sprossen der Leiter, die von der mannshohen Schulter des Tieres hinabführte, waren derart geformt, dass die neonrosarot blinkenden Spitzen der mit Ausbuchtungen und Knoten umrankten Stelzen sicher Halt fanden.
Egon nahm sich seinen Tornister von der Schulter und nahm ein in Packpapier gehülltes planes Etwas heraus. Er überprüfte es auf etwaige Beschädigungen und bestaunte es, als könnte er durch die Verpackung sehen.
Dann nahm er seinen Sportmotorhelm ab, strich sich über die pompöse blonde Tolle und begab sich o-beinig staksend in den Veranstaltungsraum.
»Da seid ihr ja schon!«
»Da bist du – !! – ja schon.«
»Ja, so war das auch nicht geplant. Hab dem Ladeninhaber ordentlich die Löffel lang gezogen.« Verächtlich zog er Rotz hoch.
»Macht nix, bist ja noch rechtzeitig, fängt gerade an, sieh. ›Die Alten‹ nehmen es locker«, bemerkte Vera süffisant, und Egon grinste scheel.

Das erste Bild wurde entdeckt. Aber die Leinwand hinter der Bühne zeigte ein unscharfes Bild. Der Ton- und Bildmeister flitzte zur Bühne und feinjustierte das Kamerastativ, das kopfüber an der Staffelei befestigt war.
Venedig. Aber irgendetwas war falsch. Richtig: Die komplette Stadt war übersät mit großen und kleinen rot-weißen Verbotskreuzen. Kreuzfahrtschiffe, Plätze, Kanäle, Brücken und Gondeln, alles anscheinend verboten. An mehreren Stellen der Stadt stiegen Feuer in den Himmel und mit ihnen Notfallkreuze, Totenköpfe und Kronen.
»Stellen Sie sich vor«, sagte der Künstler mit italienischem Akzent, »es herrschte eine Pandemie! Pandemien treten ja regelmäßig auf, und Statistiker sind einhellig der Meinung, dass heute – just heute – eine Pandemie schon längst überfällig wäre. Und stellen Sie sich vor, wie so eine Stadt wie meine Lieblingsstadt Venedig, sagen wir mal, darauf reagieren müsste. Menschen würden reihenweise krank und die Krankenhäuser, die Intensivstationen ...«
»Hey, verschlaf nicht deinen Einsatz!«, flüsterte Gotthold und fasste an Egons Schulter. Egon unterbrach sein Schnarchen und setzte sich auf. Seine Stelzen quietschten dabei auf dem Parkett herum.
»Sorry, ich habe bis spät in der Nacht gearbeitet, müsst ihr verstehen«, murmelte Egon zurück. Dann lauschte Egon bemüht munter den Ausführungen des Künstlers. An einer Stelle meldete er sich und schnippte mit dem Finger. Ärgerlich nickte ihm der Künstler zu.
Die Moderatorin mit einer kecken Fliege am Kragen, welche tatsächlich dem gleichnamigen Insekt nachempfunden war, flog auf die Bühne und sagte ins Mikro: »Fragen und Bemerkungen nehmen wir gerne entgegen, wenn der Künstler seinen Vortrag –«
Selbiger Künstler sagte ihr irgendwas leise an seinem geschürzten Mikro vorbei, woraufhin die Moderatorin lachend nickte. Sie sprang fidel von der Bühne, um mit ihrem Mikrofon zu Egon zu kommen.
»Diese goldenen Flecken da in Ihrem Bild, ich kann es von hier aus nicht direkt sehen, sind das Kronen?«
»Ja, das sind die Kronen, von denen ich eben gesprochen habe«, sagte er und lächelte ironisch. »Einfach ein Mittel, um diese grenzenlose Arroganz des Menschen darzustellen, der auf seinem hohen Ross voller Technik sitzt, gegenüber dem Leben und dem eigenen Schicksal, und wie diese Kronen jetzt im Feuer der sich überschlagenden Umstände ... komisch formuliert ... ich meine, diese ständig wechselnden Maßnahmen der Regierung, gestützt auf dem wahrscheinlich ständig aktualisierten Diskussionsstand der Wissenschaftler und Ökonomen –«
»Aber das sehe ich doch alles gar nicht in dem Bild! Ohne Ihren Vortrag im Hinterkopf könnte der gemeine Betrachter doch einfach davon ausgehen, dass da ein Flugzeug seine Ladung an Verbotskreuzen verloren hat ...«
Der Künstler sah Egon lange und eindringlich an, seine Augen verengten sich zu Schlitzen. »Noch Wortmeldungen?«, fragte er knapp und blickte im Raum herum.
Da hob der untersetzte Herr vom Nebentisch die Hand. Die Moderatorin mit der Fliege sah ihn und tippelte im Slalom durch den Saal. Endlich mit dem Mikrofon ausgestattet, sagte er: »Vielen Dank für die Vorstellung Ihres Bildes. Es ist sehr eindringlich und ich habe mir richtig vorstellen können, über den wahrscheinlich menschenleeren Markusplatz zu laufen. Wiewohl ich glaube, dass die sogenannte ›Werkimmanenz‹, von der der Vorkritiker sprach, grundsätzlich wichtig ist, sollte man bei so wichtigen Themen schon die Kirche im Dorf lassen und dem Betrachter nicht allzu sehr das Denken abnehmen. Zumal so eine Leinwand ja auch Grenzen hat, da könnte man ja gar nicht alles unterbringen. Eine Pandemie könnte den Zeitstrahl der ganzen Welt – zack! – in ein dekadentes Vorher und ein entbehrungsreiches Nachher teilen, ja, gewisse Staaten gar, die heute noch irgendein hohler Entenkopf beispielsweise großartig machen will, morgen schon als sogenannte ›Failed States o...‹« – die Moderatorin trat sichtbar von einem Fuß auf den anderen und zeigte aufs Handgelenk– »jaja, ich will auch gar nicht vom Thema abkommen, aber auf eine gewisse Abstraktionsebene muss man sich da schon beschränken. Es ginge da um Leben und Tod, der Mensch könnte das alles ebenso wenig fassen wie eine Leinwand und wenn das Bild später in einem Museum hängt mit einer eng beschriebenen Erklärungsplakette daneben, dann sei es drum, dann sei das, weiß der Himmel, keine Ausnahme. Vielen Dank.«
Eine ältere Dame meldete sich und sprach feucht ins Mikro: »Same app-h!-lies for Europ-h!-e, if you don't mind me reminding of that fact-h!«
»Sorry, könnten wir uns bitte wieder der Kunst widmen. Über das Politische zu sprechen bleibt uns ja die Pause. Sorry, could we talk about the pictures, please? We can still discuss political things in the pause, äh, in the break. Thank you.«

Das zweite Bild, »Standort Deutschland«, zeigte eine Europakarte mit angekokelten Rändern um ein Loch an Deutschlands Stelle, an denen Flammen lecken. Die Karte war gleichzeitig ein Schlüsselloch. Es gab den Blick frei in die grell gleißende Sonne, vor der Reflektionsflecken wie von einer Kameralinse prangten. Ringsum die Sonne halbtransparente Abbildungen von verdorrten Steppen, siechenden Kindern mit geblähten Bäuchen, eins von einer alten Brücke über einem Flussbett aus Wüstensand, ein anderes mit dem Warnschild von einem Brunnen – »kein Trinkwasser«.
»Jaja, die Kunst reitet halt gern auf Wellen«, flüstert Egon zu den Eltern, »und wenn ein süßes schwedisches Gör die machen muss.« Den Ausführungen des stotternden Künstlers war kaum zu folgen. Egon driftete gedanklich ab, erinnerte sich an den Spruch, den er am Morgen – er hatte auf einen Soundcheck bestanden – im Vorraum gelesen hatte. Er zückte sein Telefon, schrieb ein paar Nachrichten an die Organisatoren und recherchierte im Netz. Und ja, etwas Lampenfieber kroch ihm jetzt auch noch auf die Nerven.

»Der nächste Kandidat: Egon-Ausrufezeichen-Ausrufezeichen-Ausrufezeichen mit seinem Werk äh ... ›Ego‹ ...«, da kam einer von der Organisation und steckte ihr einen Zettel zu, »nein, ›Egon sum‹, nein, ›Mihi...Me amo ergo sum‹, so jetzt hab ichs ... also, was auch immer das heißt.«

Egon stakste, sein Bild unter die Achsel geklemmt, auf die Bühne. Er lehnte es auf die Staffelei und riss – beinahe das Bild selbst, fast wär es passiert, Moment, zum Teufel mit der Theatralik – das Packpapier fort. Die Kamera war nun wieder ganz derangiert, der Tonmeister musste wieder auf die Bühne, brachte es in Ordnung und warf Egon einen sauren Blick zu.
Zum Vorschein kam ein mit Blattgold umrahmtes Bild, das zeigte ein planes Haus mit Schornstein, der senkrecht zum schrägen Giebeldach stehend den Ausdünstungen die Steigrichtung vorgab. Die Sonne strahlte Spaghetti vom Himmel herunter und die Eltern zahnlos zum einzigen Fenster heraus. Im Vordergrund hielt eine Hand einen Spiegel, den eine Krone zierte und in dem Spiegel grinste kein geringerer als – Egon.
Er wies mit beiden Armen auf das Bild, gleich einem Magier auf seine Assistentin, die er in zwei Stücke gesägt und auf wundersame Weise wiederzusammengefügt hatte. »Noch ein Hinweis in eigener Sache. Für gesundheitliche Schäden infolge Kniefalls kann keine Haftung übernommen werden. Aber wie ich sehe, besteht keine Gefahr, sitzen wir hier ja eh, haha!«
Der Saal ist still.
Die Stühle an ihrem Tisch sind leer.
Mama?
Papa?
Mama!? Papa!?
»Was ist das Besondere an diesem Bild?« Das fragt ausgerechnet der untersetzte Herr vom Nebentisch.
»Das Besondere ist die Art der Manufaktuierung unter Einsatz existentieller Miseren. Die Utensilien, nämlich Wachsmalstifte, bestehen aus Akadabrafidibuwachs und sorgfältig geschürftem Trockennasengold aus eigener biologischer Produktion, angesiedelt in unserer Garage, Sie wissen schon, diese Art von Garagen, aus denen gerne auch mal milliardenschwere Hitech-Konzerne erwachsen.
Die Motivik in diesem Bild haben Sie sicher schon aus den anderen Bildern mitnehmen können, die Thematik ist hier ähnlich, Pandemie und Klima und so, und natürlich immer die wichtige Selbstachtung dabei, die auch irgendwie damit zusammenhängt.«
»Wie hängt die Selbstachtung damit zusammen?«
»Naja ... einen Augenblick ... ich hab hier ... zufällig ... in meiner Tasche ... ein bekanntes Zitat zu exakt dieser Frage: ›Lorem ipsum dolor sit amet, consectetur adipisici elit, sed eiusmod tempor incidunt ut labore et dolore magna aliqua. Ut enim –‹«
»Guten Tag«, unterbricht eine adrette Dame von der Fensterseite.
»... ad minim veniam, quis nostrud exercitation ullam–«
»Ähm ... –!«, setzt sie noch mal an, muss aber eh aufs fliegende Mikrofon warten ... ... ... »Guten Tag, ich, ich habe langjährige Erfahrungen im Verlagsbereich, und leider muss ich sagen ... ey, das ist doch eine abgefuckte Scheiße, was Sie hier abziehen. Das ist doch ein Blindtext, womöglich direkt kopiert aus der Wikipedia, Lemma ›Lorem Ipsum‹! Wollen Sie uns verarschen, oder was?« Die Frau gibt das Mikro ab, streicht ihr Kleid am Hintern glatt, setzt sich hin und schlägt mit sichtbarer Genugtuung die Beine übereinander.
»Richtig erkannt. Eigentlich war das auch nur satirisch gemeint. Eine künstlerische Adaption des bekannten Videos von ... wie hieß er noch gleich ... vom ollen Hape, dem Kabarettisten ... Hurz!, genau so hieß der Sketch ... Das kennen Sie doch bestimmt dieses ... das gibt es auf Youtube, müssen Sie mal angucken, ist voll lustig, haha!«
Während Egon das sagt, sind für den aufmerksamen Zuschauer erste Verfallserscheinungen ersichtlich. Er bekommt Dellen wie Luftballons, die schon länger an Kindergeburtstagsgirlanden hängen. Seine Stelzen knicken ein, werden kleiner, dünner, schlaffer und die Füße hören auf zu blinken. Alles an ihm verliert seine Farbe, gar seine tolle Tolle zerfasert zu einem schütteren Glatzenbüschel und zurück bleibt ein Lumpen auf der Bühne.
Der Moderatorin fällt nichts ein, so oft sie auch das Mikrofon zu den Lippen führt.

Da schlichen Frau Nunft und Herr Laube zum Eingang herein und schlurften geduckt mit hängenden Schultern zur Bühne, um ihren Lumpensohn aufzuheben und herunterzutragen.
Der Herr vom Nebentisch ereiferte sich. »Recht mutig, Ihren verzogenen Sohn auf unsere Bühne zu lassen. Das ist nicht Bildung, von künstlerischer Bildung ganz zu schweigen, Blendung kann man das nennen, weiter nichts«, und, zurückgehalten von seiner Frau, die ihn bei der Schulter berührte, rief er ihnen durch die zuschwingende Tür noch nach: »Schönen Tag noch.«

Auf dem Klo legten sie den Sohn auf die Fliesen, zogen von seinen Füßen die Gummischutze ab und öffneten die dort angebrachten Luftventile.
Kaum hatten sie sich hinunter gebeugt und Luft geholt, da hielten sie inne und schauten sich an.
»Nein!«, sagte Vera.
»Das sollten wir nicht mehr tun«, pflichtete Gotthold bei.
»Er ist uns zu nichts Nutze.«
»Aber ich habe an ihn geglaubt. Mehr konnte ich auch nicht tun.« Bedauerndes Schulterzucken.
Sie pressten also auch die restliche Luft heraus und stopften den Kunststoffsohn in den Korb mit den benutzten Papierhandtüchern.
Sie verließen das Theater und gingen, Hand in Hand und pfeifend, dem Abendrot entgegen: Frau Nunft und Herr Laube. Vera Nunft und Gotthold Laube. VerNunft und GottLaube. Vernunft und Glaube. Und bald waren sie gar nicht mehr auszumachen.

 
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Hola @wörtherr,

bis zu mir in tiefster Walachei drang das Knirschen Deiner Wirbelsäule, als Du Dich nicht nur aufmachtest, den Lesern zu zeigen, wo Barthel den Mostrich holt, sondern auch dranbliebst, bis ein amüsanter geistreicher Text fertig war.
Ich hatte Spaß, hat mir gut gefallen.

Und es gab Trost:

»Chef-d'œuvre, soso, das heißt wieder mal?«
Ist Gott sei Dank nicht verschütt gegangen :D !

... ein in Packpapier umschlagenes ...
Ein mit Pp. umschlagenes ...
Ein in Pp. geschlagenes ...

Überprüfte alles auf etwaige Beschädigungen und bestaunte es, als könnte er durch die Verpackung sehen.
Ein -das- Etwas ist ein Ding, wieso dann ‚alles’?
Und wieso will er überprüfen, wenn das Etwas noch verhüllt ist? Aber okay, das Ding ist plan, da merkt man den Bruch schon durchs Papier.

Dann nahm er seinen Sportmotorhelm ab, ...
Den zu tragen, sollte für alle Reiter Pflicht sein!

Seine Stelzen schrabtem

Dann tat Egon munter den Ausführungen des Künstlers lauschend.
Hier stimmt was nicht.

Fliege in Insektenform
Eine Fliege in Schweinchenform würde ich als solche vielleicht gar nicht erkennen.

tippeln
fidel
Ich finde das schön, dass Du auch fast vergessene Wörter einbringst.
wie wohl ich glaube
wiewohl

... noch das nötigste hamstern.

marastisch siechenden Kindern, ...

Das wird dem Leser vom Autor untergebuttert; in wörtlicher Rede könnte man damit den Charakter des Sprechers zeichnen:shy:.

Egon sum‹, nein, ›Mihi...Me amo ergo sum‹, so jetzt hab ichs ... also, was auch immer das heißt.«
Solche Brillanten gilt es für alle Zeit zu konservieren!
Und den sehr sehr langen Lateintext finde ich sehr sehr lang.

Das ist nicht Bildung, von künstlerischer Bildung ganz zu schweigen, Blendung kann man das nennen, weiter nichts«
Hehe.
Zusammenfassend will ich mal so sagen: Prima Lesespaß, nette Seitenhiebe, aktuelle Stunde inbegriffen – intelligente Mischung einschließlich einer Erklärung für die, wo nix verstehn:
»Das besondere ist die Art der Manufaktuierung unter Einsatz existentieller Miseren.
Gut gemacht, Herr wörtherr! Ein Beispiel, wie furchtfruchtbar konstruktive Kritik wirkt.

Aber ernsthaft: Du hast ein grandioses Finale kreiert! Da steigert sich der Lesespaß zur Leselust. Großer Auftritt Deines Könnens, das hat mich wirklich begeistert.

Sehr beeindruckt
José

 

Hey @josefelipe,

hältst hier wacker die Stellung unter meinem zweiten Versuch, nachdem der erste berechtigten Groll auf sich gezogen hatte. Hab noch feige gewartet auf weitere Kommentare, die mich womöglich über einen abermaligen Verriss aus josefelipe'scher Feder hinwegtrösten sollten ;), aber ne, Lob und so kann ich auch genießen.

Mit der Fliege meinte ich tatsächlich das übliche(?) Accessoire für den Showmaster vergangener Zeiten. Hab das jetzt im Text deutlicher, gut möglich, dass es nun für den einen oder der anderen zu explizit unter die Nase gerieben wirkt.

Das Lorem-Ipsum-Zitat ist gekürzt, auch die meisten anderen angemerkten Stellen habe ich bearbeitet.

Das wird dem Leser vom Autor untergebuttert; in wörtlicher Rede könnte man damit den Charakter des Sprechers zeichnen
Der Erzähler, der in der Tat schwankt zwischen personaler und auktorialer Perspektive, kann es auch zusammenfassen, denn noch mal lange Erklärungen des Künstlers (den ich zu einer Frau zu machen überlege, von wegen Geschlechterparität) zu seinem Werk würde den Text nur in die Länge ziehen.


Ich danke für deinen Kommentar.

 

wörtherr schrieb:
Hab noch feige gewartet auf weitere Kommentare, ...
Ich hätte sie Dir von Herzen gegönnt, verdient hättest Du sie - hast schließlich ganz schön geackert mit diesem gelungenen Text. Aber sei unverzagt, jetzt ist die Geschichte wieder ganz oben in den Charts:).

José

 
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Hallo @wörtherr,

hier also Version Nummer zwei und ich bin ein großer Fan vom Ende! Das finde ich richtig mega!

Aber der Reihe nach ...

»Schlamm dell'Achte – So einen Veranstaltungstitel konnte sich auch nur ein Künstler ausgedacht haben«, sagte ein Herr ....
Hehe

Der Reiter stieg aus dem Sattel. Mit seinen Stelzen, die er offenbar nie auszog, denn auch die Sprossen der Leiter, die von der mannshohen Schulter des Tieres hinabführte, waren extra geformt, dass die neonrosarot blinkenden Spitzen der mit Ausbuchtungen und Knoten umrankten Stelzen sicher Halt fanden.
Eh man sich durch diesen Satz gefusselt hat, ist die Waschmaschine auch fertig, oder so ;). Und das Bild, dass da wer von seinem zu hohen Ross absteigt, drängt sich mir auch nicht unbedingt auf. Erst beim Drübernachdenken, was ich sehr schade finde. Mir wäre ja lieber, man würde ihm schlicht eine Leiter reichen, damit er absteigen kann.

»Diese goldenen Flecken da an einigen Stellen in Ihrem Bild, ich kann es von hier aus nicht direkt sehen, sind das Kronen?«
Nur Vorschlag, aber irgendwie reicht mir das so vollkommen aus.

»Aber das sehe ich doch alles gar nicht in dem Bild!
Wo er recht hat, der Egon mit den Stelzenbeinen, da hat er recht.

Die Moderatorin mit der Fliege sah ihn und tippelte im Slalom durch den Saal.
Die macht mich fertig :D.

... sollte man bei so wichtigen Themen schon die Kirche im Dorf lassen und dem Betrachter nicht allzu sehr das Denken abnehmen.
Aber Menschen mögen das so gern. Sie lieben Programmhefte! Und wehe, darin wird nix erklärt. Aber ich finde, wird ganz schön viel geredet, ich hätte nix dagegen, die Aussage des nun dritten Redners etwas aufs Wesentliche einzugrenzen, auch wenn Leute, die sich bei so Gesprächen melden, sich ganz selten darauf beschränken können. Insofern ist das natürlich auch ein guter Punkt. Aber ich fing an quer zu lesen. Dilemma. Vielleicht so bla, bla, bla (Stichwort) bla, bla (Stichwort) bla, bla, bla, bla (Stichwort) ... Wäre meine Variante.

... die Moderatorin trat sichtbar von einem Fuß auf den anderen und hieß ihm mit einer zeigenden Geste aufs Handgelenk, zum Schluss zu kommen
Ich bin ganz bei ihr.

Eine ältere Dame meldete sich und sprach feucht ins Mikro: »Same app-h!-lies for Europ-h!-e, if you don't mind me reminding of that fact-h!«
»Sorry, könnten wir uns bitte wieder der Kunst widmen. Über das Politische zu sprechen bleibt uns ja die Pause. Sorry, could we talk about the pictures, please? We can still discuss political things in the pause, äh, in the break. Thank you.«
Ich könnte drauf verzichten. Aber ich bin heute auch ein sehr ungeduldiger Leser, wie ich gerade feststelle.

Das zweite Bild, »Standort Deutschland«, zeigte eine Europakarte mit angekokelten Rändern um ein Loch an Deutschlands Stelle, an denen Flammen lecken. Die Karte war gleichzeitig ein Schlüsselloch, das den Blick freigab in die grell gleißende Sonne, vor der Reflektionsflecken wie von einer Kameralinse prangten, und ringsum die Sonne halbtransparente Abbildungen von verdorrten Steppen, siechenden Kindern mit geblähten Bäuchen, eins von einer alten Brücke über einem Flussbett aus Wüstensand, ein anderes mit dem Warnschild von einem Brunnen – »kein Trinkwasser«.
Aha. Ich habe mich bisschen schwer, das Bild innerlich nachzuzeichnen.

Der Saal ist still.
Die Stühle an ihrem Tisch sind leer.
Mama?
Papa?
Mama!? Papa!?
He? Versteh ich nicht. Haben die sich davongeschlichen?

... nämlich Wachsmalstifte, bestehen aus Akadabrafidibuwachs und sorgfältig geschürftem Trockennasengold aus eigener biologischer Produktion, angesiedelt in unserer Garage, Sie wissen schon, diese Art von Garagen, aus denen gerne auch mal milliardenschwere Hitech-Konzerne erwachsen.
Ach herrje.

»Naja ... einen Augenblick ... ich hab hier ... zufällig ... in meiner Tasche ... ein bekanntes Zitat zu exakt dieser Frage: ›Lorem ipsum dolor sit amet, consectetur adipisici elit, sed eiusmod tempor incidunt ut labore et dolore magna aliqua. Ut enim –‹«
Nachdem ich das Internet befragt hab: Sehr geil!

Seine Stelzen knicken ein, werden kleiner, dünner, schlaffer und die Füße hören auf zu blinken. Alles an ihm verliert seine Farbe, gar seine tolle Tolle zerfasert zu einem schütteren Glatzenbüschel und zurück bleibt ein Lumpen auf der Bühne.
Ich liebe dieses Bild! Ehrlich. Mit dieser Performance gewinnt Egon die Schlammschlacht bestimmt. Blöd nur, dass er es nicht mehr mitbekommen wird ... Post mortem ... Hartes Schicksal.

Der Moderatorin fällt nichts ein, so oft sie auch das Mikrofon zu den Lippen führt.
LOL

Da schlichen Frau Nunft und Herr Laube zum Eingang herein und schlurften geduckt mit hängenden Schultern zur Bühne, ...
Ah, die haben sich wirklich geschlichen. Was sind denn das für Eltern!

Der Herr vom Nebentisch ereiferte sich. »Recht mutig, Ihren verzogenen Sohn auf unsere Bühne zu lassen. So ein jämmerliches Schreckgespenst aus Eitelkeit und Selbstverliebtheit ist mir in all denen Jahren noch nicht untergekommen. Da verschleißen ja meine Fremdschämreflexe. In seinem Maul drängen sich wahlfreie Fremdwörter in erster Reihe. Das ist nicht Bildung, von künstlerischer Bildung ganz zu schweigen, Blendung kann man das nennen, weiter nichts«, und, zurückgehalten von seiner Frau, die ihn bei der Schulter berührt – »Jo, ruhig, dein Cholesterin ...« –, rief er ihnen durch die zuschwingende Tür noch nach: »Schönen Tag noch.«
Jetzt erklärst Du dieses schöne Bild. Dabei musste das nun echt nicht. Ach, es war so schön am Wirken ...

Kaum hatten sie sich hinunter gebeugt, da hielten sie inne und schauten sich an.
»Es gibt kein richtiges Leben im falschen Sohn«, flöteten sie, einer plötzlichen gemeinsamen Eingebung folgend, unisono.
»Er ist uns zu nichts Nutze«, sagte Vera.
»Gott hab ihn selig. Aber
ich habe an ihn geglaubt. Mehr konnte ich auch nicht tun«, sagte Gotthold und zuckte bedauernd die Schultern.
Sie pressten also auch die restliche Luft heraus und stopften den Kunststoffsohn in den Korb mit den benutzten Papierhandtüchern.

Aber sie sind doch selbst Schuld. Warum zeigt der Text sie mir jetzt als Opfer? Finde ich nicht so konsequent.
Ja, könnte eine sehr schöne Satire abgeben. Allerdings wünschte ich mir dann, der Text würde sich nicht so gebähren wie diese Pseudokünstler, sondern sie aus der Distanz aufs Korn nehmen. Eben durch blablabla statt vieler Worte. Solche Dinge halt. Und die Eltern müssen schon dabeibleiben und zugucken, wie ihrem Sohn die Luft ausgeht, die haben ihn doch erschaffen und ihr Weltbild geht gerade kaputt. Dafür sind die mir am Ende zu entspannt. Aber nur meine Meinung. Das Schlußbild ist auf jeden Fall ein Knaller.

Liebe Grüße, Fliege

 

Hey Fliege,

hey, wieso hat das System mich nicht benachrichtigt, Ziffer am Brief fehlt auch? Egal, ne Frage ans Off. Danke jedenfalls für deinen Beitrag. :)

Eh man sich durch diesen Satz gefusselt hat, ist die Waschmaschine auch fertig, oder so
Ich glaub, den entschachtle ich noch, ja ...

Aber ich finde, wird ganz schön viel geredet, ich hätte nix dagegen, die Aussage des nun dritten Redners etwas aufs Wesentliche einzugrenzen, auch wenn Leute, die sich bei so Gesprächen melden, sich ganz selten nur eben darauf beschränken können.Insofern ist das natürlich auch ein guter Punkt. Aber ich fing an quer zu lesen. Dilemma. Vielleicht so bla, bla, bla (Stichwort) bla, bla (Stichwort) bla, bla, bla, bla (Stichwort) ... Wäre meine Variante.
Verblahung des Dialogs zöge, befürchte ich, die ganze Story ins Lächerliche. Auf der grotesk-obszön-tragikomischen Überzeichnung des Narziss in seiner labilen, widersprüchlichen Bindung zu den Eltern Vernunft und Glaube lag mein Hauptaugenmerk. Das Gegengewicht der ernsten Themen ist mir da tatsächlich wichtig, zwecks Kontrastierung. Der eine oder andere Leser wird so vielleicht angeregt, über das Spannungsfeld zwischen dem Ernst der Lage, in der wir uns befinden, und der Kunst als gegenseitige Ergänzung von Selbstentfaltungs-, Aufmerksamkeits- und Überraschungssucht nachzudenken.

Jetzt erklärst Du dieses schöne Bild. Dabei musste das nun echt nicht. Ach, es war so schön am Wirken ...
Valider Punkt, darüber denk ich nach.

Aber sie sind doch selbst Schuld. Warum zeigt der Text sie mir jetzt als Opfer? Finde ich nicht so konsequent.
Deine Bemerkung bestätigt den Sinn dieser Passage gut. Sind Vernunft und Glaube schuld, wenn sie Geltungssucht hervorbringen? Wenn ja, hieße das nicht, dass weder Vernunft noch Glaube legitim sind, eben weil sie Geltungssucht hervorbringen? Ich will das weder bejahen noch verneinen. Das müsste ich ja dann auch erklären, aber eben dazu hab ich ja die Story geschrieben. Ist die Assoziation von Ego(n)s Eltern mit Vernunft und Glaube überhaupt nachvollziehbar?
Nun gibts ja hier massig Stories mit wenig Resonanz, aus den unterschiedlichsten Gründen. Manchmal wären gerade diese für den Autor interessant, aber genauso fänd es wohl jeder interessant zu wissen, ob man das Rentenalter erlebt oder so. Nun, was solls, Allwissen ist langweilig.

Ich bin ganz bei ihr.
Notiz an mich, überarbeite den Text niczt mehr heute: hieß mit einer zeigenden Geste >> zeigte.

 
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Hey,

nochmal.

in seiner labilen, widersprüchlichen Bindung zu den Eltern Vernunft und Glaube lag mein Hauptaugenmerk
Hätte ich das Thema benennen sollen, das hätte ich jetzt so nicht benannt. Eher so ... und jeder darf mal Kunst.

Sind Vernunft und Glaube schuld, wenn sie Geltungssucht hervorbringen?
Ich weiß nicht, ob man da überhaupt die Schuldfrage stellen kann. Eltern sind dazu da, ihre Kinder zu fördern, zu beklatschen und stolz auf sie zu sein. Na ja, wäre jedenfalls schön für die Kids, wenn Eltern dies tun. Wobei die ja nicht aus Vernunft und Glauben heraus agieren, sondern aus Liebe.
Man weiß ja auch aus der eigenen Erfahrung, dass Familie und Freunde nicht unbedingt zu den besten Kritikern gehören. (Wenige Ausnahmen bestätigen die Regel.) Aber verdammt nochmal, Eltern schleichen sich doch nicht weg, wenn ihr Kind mit rohen Eiern beschossen wird. Jedenfalls keine Eltern mit diesen Namen ... oder doch? Aber dann habe ich in dem Beziehungsgeflecht der Drei irgendwas überlesen. Die Gedanken noch als Ergänzung, damit Du meine Lesart für Dich vielleicht besser einordnen kannst.

In diesem Sinne,
Grüße von de Fliege

 

Ich weiß nicht, ob man da überhaupt die Schuldfrage stellen kann. Eltern sind dazu da, ihre Kinder zu fördern, zu beklatschen und stolz auf sie zu sein. Na ja, wäre jedenfalls schön für die Kids, wenn Eltern dies tun. Wobei die ja nicht aus Vernunft und Glauben heraus agieren, sondern aus Liebe.
Gilt das auch für metaphorische Eltern eines gedanklichen Konzepts? Zenleute, die das Ego leugnen bzw. an seiner Entthronisierung arbeiten, würden ihm daher auch nie Eltern zur Seite stellen, geschweige ausgerechnet Vernunft und Glaube. Dass sich diese beiden ein Ego(n) heranzüchten, der als eine Art Pressesprecher der raumgreifenden Person fungiert, ist da eine typische Eigenart des westlichen, konsumistischen, aufmerksamkeitsökonomischen Kul... Äh, ja?
- Aber das steht doch alles gar nicht in der Geschichte!
- Ich erzähle das alles ja nur, weil die Wortkrieger so auf seine Werkstattatmosphäre zählen. Da ist es zweckdienlich, dem Publikum zu vertellen, wenn man nicht nur Unterhaltung im Sinn hatte, warum man auch das Tag "philosophisches" gesetzt hat. So kommt dann idealerweise jemand mit Vorschlägen ums Eck, die meinen Anspruch und den eigentlichen Text, wie er von anderen gelesen wird, in Einklang bringen.

Liebe Fliege, habe den Text überarbeitet.

 

»Jaja, die Kunst reitet halt gern auf Wellen«, flüstert Egon zu den Eltern, »und wenn ein süßes schwedisches Gör die machen muss.«

„Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt“* heißt es schon bei Schiller im zweiten Brief „über die ästhetische Erziehung des Menschen“, aber auch das hat Schiller (ebd.) schon erkannt: „Jetzt aber herrscht das Bedürfnis und beugt die gesunkene Menschheit unter sein tyrannisches Joch. Der Nutzen ist das große Ideal der Zeit." Da passen dann auch die wenigen bitteren Zeilen in diesem wundersamen Werk über
Abbildungen von verdorrten Steppen, siechenden Kindern mit geblähten Bäuchen, eins von einer alten Brücke über einem Flussbett aus Wüstensand, ein anderes mit dem Warnschild von einem Brunnen – »kein Trinkwasser«.

Schöne Commedia dell‘arte nebst Fluxus, wobei mir einfällt, dass ich mal „Ich hab den Vater Rhein in seinem Bett gesehn“ um-/ungereimt hab zu „ich hab das Wadi Rhein …“ (wurd hierorts – natürlich – sofort gelöscht und gilt momentan als verschollen in den Weiten des Polyversums), und da freu ich mich, dass ich dieses feine k.o.-tisch wirkende Stück Literatour aus dem Wörtherrsee doch noch heben konnte.

Warum hab ich Dich,

lieber @wörtherr,

übersehen?
Einfachste Deutung: Seit dem 2. Mai hab ich mich auf den 30. Mai vorbereitet („Am 30. Mai ist" bekanntlich „der Weltuntergang“ behauptet man hierzulande bis Aschermittwoch, wo doch da an sich schon alles vorbei sein soll), wenn Frau Ver(a)Nunft und G(otthold)Laube wieder obsiegen, die einen der Narretei entsagen und die andern fasten und der Ostereier harren.
Wäre der nordrheinwestfälische Verlauf der Geschichte durch ein Karnevalsverbot wesentlich anders verlaufen?
Wer kann das wissen!

Aber niemandem soll vorenthalten werden, was mir besonders schräg auffiel, als Nichtlateiner (ich muss mal wieder was auf Mittelhochdeutsch schreiben, obwohl das althochdeutsche Schriftbild viel, viel schöner ist und tatsächlich noch das dubbel-ju enthält und das tea-aitsch ...), also als Nichtlateiner ist man da ja immer in einer Zwangslage, wenn es heißt bei Dir

»Naja ... einen Augenblick ... ich hab hier ... zufällig ... in meiner Tasche ... ein bekanntes Zitat zu exakt dieser Frage: ›Lorem ipsum dolor sit amet, consectetur adipisici elit, sed eiusmod tempor incidunt ut labore et dolore magna aliqua. Ut enim –‹«
Aber nicht nur „ ›Lorem ipsum dolor sit amet, consectetur adipisici elit, sed eiusmod tempor incidunt ut labore et dolore magna aliqua. Ut enim –‹ hab ich durch MetaGer (Suchmaschine der Suchmaschinen), sondern auch den Titel und da bin ich überrascht worden von der Antwort von „Yandex“ (kennt einer die Suchmaschine?)
How to fix 8 beeps on Dell laptop within 1 minute? - YouTube

Flusenlese
und gleich wieder mit „schillern“ weiter

Draußen schnaubte und brüllte es plötzlich. Das war ein mächtiger[,] schillernder Stier, auf dem Egon üblicherweise ritt.
Warum das Komma? Weil die Adjektive gleichrangig sind. Würde „mächtig“ das Schillern verstärken wollen, also ein Abhängigkeit bestehen, stünde dort „mächtig schillernder“ ...

Egon nahm sich seinen Tornister von der Schulter und nahm ein mit Packpapier umschlagenes planes Etwas heraus.
Wirkt unglücklich, die zwanghafte Vermeidung von „verpacktes“, dabei fällt mir alternativ „umschlungen“ oder „umhülltes“ ...

»Macht nix, bist ja noch rechtzeitig, fängt gerade an, sieh. ›Die Alten‹ nehmen es locker«, bemerkte Vera süffisant, und Egon grinste sche[e]l.

... irgendetwas war falsch. Richtig: Die komplette Stadt war übersä[...]t mit großen und kleinen rot-weißen Verbotskreuzen.

Selbiger Künstler sagte ihr irgendwas leise an seinem geschürzte[n] Mikro vorbei, woraufhin die Moderatorin lachend nickte.

– die Moderatorin trat sichtbar von einem Fuß auf den anderen und zeigte sich aufs Handgelenk–
sollte Sorge bestehen, dass der Leser ihr Handgelenk mit dem eines anderen verwechselte, besser „auf ihr Handgelenk“ statt „aufs ...“

»Richtig erkannt. Eigentlich war das auch nur satirisch gemeint gewesen.
Jetzt nicht mehr?,
kann ich da nur zitieren ... Weg mit dem ...wesen!

Ich schließe mit den Worten des Miroslav Lems
„Der Wolf ...
Das Lamm ...
Auf der grünen Wiese …“

Gern gelesen vom

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey, muss gerade noch mal in mein Mailfach schauen, wohl hab ich die automatische Benachrichtigung übersehen, die mit deinem Beitrag verschickt worden sein muss. Boah ist das wirklich richtig so? Nun weiß ich, was Mark Twain sagte in seinem Buch über die Deutsche Sprache, wo man an den Satz, der zu wenige Verben hat, einfach als Dekor noch welche anhängen kann wenn mann will.

Danke, @Friedrichard, für deinen wieder mal herausfordernd eloquenten Kommentar. Deine Korrekturen, außer einer, hab ich übernommen. Streiten könnten wir über das Komma zwischen mächtigen und schillernden. Die Adjektive sind nicht gleichberechtigt, da sie verschiedenen Kategorien angehören. Adjektive der Größe und Beschaffenheit haben Vorrang vor wahrnehmungsbezogenen, etwa Farbadjektive. Trug Charlie Chaplin klobige schwarze Schuhe oder schwarze klobige Schuhe? Machst du gerne komplexe, weltmännische Sätze oder weltmännische, komplexe Sätze?
Komma oder nicht? Man frage sich im Einzelfall, ob man "und" dazwischen setzen kann und ob die Adjektive ihre Plätze tauschen können, ohne dass es sich falsch anhört. Hier gibt es keine klare Grenze, am Ende entscheidet das Sprachgefühl.

Zum Titel: dell'8e sei übrigens eine verkünstelte Kurzschreibweise des ähnlich klingenden "dell'arte".

 

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