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Schrödingers Katze

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24.06.2010
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Schrödingers Katze

Ich fühle mich wie Schrödingers Katze. Es ist dieser Zustand, in dem dein Gehirn längst tot ist, aber dein Körper auf eine merkwürdige Art noch immer existiert. Du sitzt in einer schwarzen Kiste und wartest auf das Zischen, das ausströmendes Giftgas für gewöhnlich verursacht.

Solange die Kiste noch geschlossen ist, sagt Schrödinger, ist seine Katze weder tot noch lebendig. Sie ist eine Art Zombie. Erst wenn jemand die Kiste öffnet und ein erster Lichtstrahl durch den Spalt fällt, erst dann manifestiert sich ihr tatsächlicher Zustand und es entscheidet sich, ob die Katze morgen noch Mäuse jagen wird oder ein Fest für die Würmer ist. Schrödinger bewertet die Überlebenschance seiner Katze mit 50%.

Nur hat meine Kiste weder eine Tür, noch eine Klappe. Und ich kenne auch niemanden, der die Kiste aufmachen würde, um nach mir zu sehen.
Das ist der Nachteil, wenn du kein Versuchskaninchen im Gedankenexperiment eines verwirrten Physikers bist. Das ist der Nachteil, wenn du ohnehin keine Lust mehr hast, morgen noch auf Mäusejagd zu gehen. Scheiß auf Quantenmechanik. Das hier ist die Realität.
Und meine Überlebenschance?
Gleich Null.
Schrödinger, du bist ein Idiot.

Ich arbeite als Putzfrau in einem Atomkraftwerk. Die korrekte Bezeichnung ist der Begriff 'Hausmeister', so steht es zumindest in meinem Arbeitsvertrag. Um ehrlich zu sein: ich habe in diesem Laden noch nie eine Lampe gewechselt oder ein Türschloss geölt. Wenn Sie es deshalb vorziehen mich lieber 'den Typ mit dem Wischlappen' oder 'Mister Putzfrau' zu nennen, machen Sie das ruhig. Ich bin einiges gewöhnt.

Wer in einem Atomkraftwerk arbeitet braucht ein verdammt dickes Fell. Sie glauben gar nicht, was für Prozeduren man täglich durchlaufen muss, um am Ende des Monats mit 900 Euro Netto nach Hause zu gehen. Da ist nichts los mit: mal eben rein, seine Arbeit erledigen und schnell wieder raus und hier ist ihr Geld und Danke für Ihre Mitarbeit.
Jeder deiner Schritte und Handgriffe, vom Betreten bis zum Verlassen des Geländes, ist in einer Betriebsverordnung geregelt und wird von Kameras überwacht. Bis ins kleinste Detail.

Dein Tag beginnt damit, dass du beim Einlass auf versteckte Waffen, Sprengstoff und gefährliche Gegenstände untersucht wirst. Beim geringsten Verdacht, wie einem MP3-Player oder einer Haarklammer, nimmt eine Vertrauensperson des gleichen Geschlechts eine Leibesvisitation an dir vor. Man schiebt deine Vorhaut zurück oder spreizt die Schamlippen deiner Vagina, bohrt einen Finger in deinen Arsch und durchsucht deinen Mund und deine Haare. Auch das ist in der Betriebsverordnung so geregelt.

Anschließend führt dich ein schmaler Gang zur 'Schleuse'. Du musst dich bis auf die Unterhose ausziehen und in einen von diesen Raumanzügen schlüpfen. Er soll dich vor eventuell austretender Strahlung schützen. Ist das nicht witzig? Wenn es hier knallt, bringt dir auch dein Anzug nur einen feuchten Dreck. Aber Vorschriften sind eben Vorschriften und Dummheit sind keine Grenzen gesetzt. So ist das Leben. Ab diesem Moment wird auch jeder deiner Schritte permanent überwacht und irgendwo im Keller auf Endlosbänder aufgezeichnet.

In den ersten Wochen habe ich mir noch gelegentlich einen Spaß daraus gemacht und mich mit dem Rücken zur Kamera gedreht und so getan, als würde ich masturbieren. Oder ich habe einen Herzinfarkt vorgetäuscht, mich auf den Boden geworfen und darauf gewartet, dass irgendetwas passiert. Dass vielleicht ein Alarm ausgelöst wird oder jemand einen Arzt ruft.
Aber inzwischen glaube ich nicht mehr daran, dass irgendwo ein Mensch mit viereckigen Augen sitzt und permanent auf eine Wand aus kleinen Monitoren starrt. Das ist eine Hollywood-Erfindung. Ich denke, diese ganzen Aufzeichnungen sind nur für den seltenen Fall gedacht, dass jemand einen Brennstab mit nach Hause nimmt oder einen Anschlag auf das Kraftwerk verübt. Eine masturbierende oder sterbende Putzfrau ist auf jeden Fall kein Grund, gleich den Alarm auszulösen. Oder auch nur einen Arzt zu rufen.

Es liegt wahrscheinlich daran, dass du als Putzfrau in einem Atomkraftwerk einfach nur Abschaum bist. Du bist noch weniger Wert als die bemitleidenswerten Kreaturen, die in Bahnhofklos die Toiletten schrubben oder verwahrloste Klassenzimmer sauber machen. Der Unterschied ist, dass du hier von Menschen umgeben bist, die das 10 oder 20-Fache verdienen und Berufsbezeichnungen tragen, die du kaum aussprechen kannst. Und sie lassen es dich spüren. Oh ja, das tun sie. In jedem einzelnen Moment.

Ich hätte diesen Job schon vor Monaten an den Nagel gehängt, wäre da nicht Helen. Diese schlanke Frau mit unglaublich straffen Brüsten und einem Schmollmund, der beim kleinsten Lächeln deine Hormone in Aufruhr versetzt und du den Gedanken nicht mehr los wirst, sie würde mit diesen Lippen an deinem Schwanz lutschen. Sie ist eine Göttin der Sinnlichkeit. Helen ist nicht wie die anderen.

Eigentlich weiß ich nicht, was Helen den ganzen Tag macht und in welcher Abteilung sie arbeitet. Ich treffe sie nur gelegentlich, wenn ich den Boden der Cafeteria desinfiziere oder sie mir zufällig auf dem Gang begegnet. Es ist vielleicht nur ein kurzer Moment, aber ihr schnippisches „Hi“ und das schnelle Lächeln, dass sie mir dabei zuwirft, rechtfertigen jeden verdammten Tag, den ich in diesem Laden vergeude. Ich glaube, ich habe mich in Helen verliebt.

Sie fragen sich vielleicht, ob Helen meine Gefühle erwidert und ich kann aus tiefster Überzeugung sagen: ja, sie tut es. Ich hatte nie besonderes Glück mit den Frauen. Es ist nicht so, dass ich kein Interesse an ihnen zeige, aber meistens langweilen sie mich nach kurzer Zeit oder sie sind zu leicht zu haben. Ich brauche dieses Kribbeln und den Nervenkitzel, das schnelle Katz und Maus-Spiel, bis du irgendwann nicht mehr weißt, woran du eigentlich bist. In Libido-Fragen bin ich Connaiseur, ein Kenner der weiblichen Künste. Und Helen hat ein Gespür für diese Dinge.

Nur hilft mir das im Moment herzlich wenig. Seit zwei Stunden sitze ich in diesem Loch, eingesperrt wie ein Zwerghamster in seinem Käfig, und die kleine rote Lampe über der Tür blinkt ohne Pause und draußen heult die Sirene wie die fetten Walküren von Wagner. Es wird rot und heult auf, dann schwarz, es flaut ab, dann wieder rot und schwarz und rot und schwarz und es heult auf und wird leiser und heult auf und wird leiser und so weiter und so weiter. Es macht mich wahnsinnig. Wäre Helen nicht bei mir, ich hätte mir längst die Pulsadern aufgebissen und wäre jämmerlich verblutet. Aber ich kann sie nicht alleine lassen. Nicht jetzt.

Helen schläft. Eben habe ich noch versucht sie vorsichtig zu wecken, aber als sie so vor mir lag, still und rein wie ein Engel, da brachte ich es einfach nicht übers Herz. Sie hat beim Schlafen ihren Mund offen und atmet so leise, dass man es kaum hören kann. Ich habe ihr die Haare aus dem Gesicht gestrichen und als ich meine Hand zurückzog, habe ich so getan, als würde ich ihre Brust nur zufällig berühren. Ich glaube nicht, dass sie etwas gemerkt hat. Aber mein Kleiner war sofort auf hundertzwanzig und musste in die Hocke gehen, damit sie es nicht sehen kann.

Es ist schade, dass ich nicht weiß, was aus uns beiden wird. Ich meine, nach dieser ganzen Sache hier. Seit sich die Tür geschlossen hat und kurz darauf der Alarm losging, herrscht Funkstille im Laden. Normalerweise tönt jede halbe Stunde eine Männerstimme aus den Lautsprechern und sagt in diesem typischen Warteschleifen-Stil die Uhrzeit an: „Es ist vierzehn – Uhr – dreißig“, „Es ist siebzehn – Uhr“, „Ich bin ein – menschlicher - Roboter – ohne – Gehirn“. So komisch es sich vielleicht anhören mag, aber irgendwie vermisse ich dieses dumme Arschloch schon jetzt.

Es ist irgendwie komisch, nicht zu wissen, was überhaupt los ist. Da ist die Welt so riesengroß und du sitzt in einem Zimmer mit 4 auf 6 Metern und um dich herum existiertmit einem Schlag rein gar nichts mehr. Es gibt nur dich, den Fußboden, die Wände, die Decke und Helen. Und wenn du Pech hast, eine kleine blickende Lampe über der Tür und eine verdammt nervige Sirene.

Wenn ich könnte, würde ich alles anders machen. Nur lässt sich die Vergangenheit nicht mehr ändern, man kann sie vergessen oder leugnen, aber ändern kann man sie nicht. Die Zukunft ist ähnlich, mit dem kleinen Unterschied, dass man sie zumindest in Teilen beeinflussen kann. Oder man meint zumindest, es tun zu können. Haben Sie nie versucht die Zukunft zu beschwören? Als kleiner Junge stand ich oft mit einem Ball im Garten und habe gedacht: „Wenn du den Apfelbaum da drüben triffst, ist morgen Schulfrei!“ Oder später, an einem langweiligen Nachmittag, starrst du auf den Telefonhörer neben dir und denkst: „Wenn es in den nächsten 30 Sekunden klingelt, gewinnst du im Lotto.“ Es hat zwar nie funktioniert, aber es ist eine geniale Art, um die Zeit totzuschlagen.

Machen wir ein Spiel! Keine Angst, es geht dabei um nichts. Sie können Ihr Geld und Ihre Frau behalten.

Ich wette mit Ihnen: wenn ich Helen jetzt küsse und sie dabei nicht aufwacht, dann werden wir bis zum Ende unseres Lebens zusammen sein.

Ich glaube, dass ich dieses Mal gewinnen könnte.

 

Hallo Downer

Die ersten drei Abschnitte fand ich merkwürdig faszinierend, ein Unbehagen, das es mir eröffnete. Ein komplizierter Suizid in einer Kiste schien sich anzubannen. Doch dann die Wende, der Hausmeister in den Nöten des Betriebsreglements eines Atomkraftwerks, es verlor für mich etwas an Kraft und an Spannung. Helen wird einzig zur Beigabe, kein neuer Aufschwung den sie erzeugt. Der Schlussakt, schön, dass die Ursache der Misere der Fantasie des Lesers obliegt, war bereits Zeilen vorher erahnbar, einzig die Wette nicht. Letztere fügt sich im Sinngehalt wieder den ersten Abschnitten an. Insgesamt habe ich es mit Vergnügen gelesen.

Gruss

Anakreon

 

Hallo Downer,

Schönes kleines fieses Teil. Hat mich unterhalten und mit netten Wendungen aufgewartet.*

Shade finde ich, dass du den Vergleich mit der Katze nicht wieder aufgreifst. Käme das zum Ende hin noch mal, wäre das Teil runder. Einmal redest du später ja von eingesperrt wie ein Hamster. Das ist ein neues Bild und unnötig. Die Katze ist immerhin Titelträger der kg.*

Der Mittelteil hängt etwas durch. Also die Beachreibung des Jobs. Keine Ahnung, wie es in einem AKW tatsächlich vor wich geht, aber das fand ich etwas fade un sehr bildarm. Also die Atmosphäre war da nicht so greifbar.
Auch Helen ist ziemlich blass der Mund, ja gut, aber ein Tick mehr müsste schon sein. **
Gelungen wieder der Schluss. Solche genialen Schicksalsspielchen habe ich früher auch betrieben. Wenn, dann ... *:D Trefferquote lag bei ... ;)

Grüßlichst
Weltenläufer

 

Moin Downer,


Für den Einstieg und das Ende gehört dir ein Preis verliehen. Zwei, jeweils einer.
Ich hab lange keine (nichthumorige) Geschichte mehr gelesen, die meinen Geschmack so gut getroffen hat, wie diese. Vor allem das Ende hat mir unheimlich gut gefallen, weil du einfach mal konsequent bist und alles offen lässt: Dein Protagonist hat halt keinen Schimmer, warum da die Alarme losgehen und es spielt auch absolut keine Rolle. Der Übergang zum Ende ("nur hilft mir das im Moment herzlich wenig") funktioniert grandios.

Stilistisch erinnert es mich an Chuck Palahnuik, was aber nicht schlechtes ist. Im Gegenteil, ich mag die Gedankensprünge, die gewollte Oberflächlichkeit und das hingerotzte Andeuten von Informationen, ohne wirklich ins Detail zu gehen. Toll toll toll.
Im Mittelteil geht dem Text vielleicht kurz die Puste aus, aber das juckt mich wenig, weil das Ende mich mehr als entschädigt.

Allerdings glaube ich, daß die Rubrik nicht ganz glücklich gewählt ist. Würde vielleicht eher Spannung vorschlagen.

Eine masturbierende oder sterbende Putzfrau ist auf jeden Fall kein Grund, gleich den Alarm auszulösen.
Der Satz passt vom Rhythmus her irgendwie nicht. Ist zu lang. Ich würde hier entweder auf "masturbierend" oder "sterbend" verzichten: "Eine sterbende Putzfrau ist auf jeden Fall kein Grund..."
der beim kleinsten Lächeln deine Hormone in Aufruhr versetzt
Hier würde ich nen Punkt machen und das Schwanzlutschen in einen neuen Satz packen. Mein Bauch sagt, das würde dem Rhythmus gut tun.
Aber mein Kleiner war sofort auf hundertzwanzig
Dein Kleiner? Warum auf einmal diese Selbstzensur? Da würde ich nen drastischeren Ausdruck benutzen.
um dich herum existiertmit einem Schlag rein gar nichts mehr.
Da fehlt ein Leerzeichen.
Soll das am Ende dieses Absatzes wirklich eine blickende Lampe sein und keine blinkende? ;)


Tolle Geschichte.

 

Hi Downer

Hat mir ebenfalls gut gefallen. Besonders das Ende war toll! Auch mir sind solche Spielchen nicht fremd und es ist eine geniale Idee, mit so einem Spielchen die Geschichte enden zu lassen. Hut ab!
Weniger glücklich fand ich den Einstieg. Schrödingers Katze ist nicht wirklich neu – zumindest für mich nicht. Außerdem ist mir nicht so ganz klar, wieso Du es verwendest, bzw. für was es steht. Erklärt habe ich mir es so, dass die Situation des Hausmeisters der von Schrödingers Katze entspricht. Beide sind eingesperrt. Beide harren einem unbekannten Schicksal. In beiden Fällen hängt ihr Überleben, von dem Zerfall radioaktiver Stoffe ab (Wenn es denn einen Gau gab).
Probleme hatte ich mit dem Bild aus folgenden Gründen:

1. Du schreibst:

Nur hat meine Kiste weder eine Tür, noch eine Klappe.
Verstehe ich nicht. Du sagst doch, dass der Hausmeister in einem Zimmer mit Blinklicht eingesperrt ist.

2. Du schreibst:

Du sitzt in einer schwarzen Kiste und wartest auf das Zischen, das ausströmendes Giftgas für gewöhnlich verursacht.
War mir auch nicht so ganz klar. Giftgas in einem AKW? Oder ist das Gefühl das Schicksal mit Schrödingers Katze zu teilen so stark, dass der Hausmeister instinktiv auf ein zischendes Gas wartet.

3. Fand ich es seltsam, dass ausgerechnet ein Hausmeister an Schrödingers Katze denkt, nachdem er in einem Zimmer eingesperrt wurde. Solche Gedanken hätte ich eher bei einem Physiker, oder Ingenieur erwartet. Aber vielleicht gehe ich da in die gleiche Vorurteilsfalle, wie jene Kollegen in dem AKW, die den Hausmeister nur für ne bescheuerte Putze halten. ;)

Den Mittelteil fand ich auch ein wenig lang, wenngleich die zynische Ader des Hausmeisters immer wieder für ein Schmunzeln sorgte. Wie ich bereits sagte, war das Ende toll. Nur dass Helen schläft, fand ich wiederum merkwürdig. Der eine möchte sich am liebsten gleich die Pulsadern aufbeißen und die andere ratzt friedlich in der Ecke? Das musst Du mir noch mal erklären.

Letzte Ungereimtheit:

Helen schläft. Eben habe ich noch versucht sie vorsichtig zu wecken, aber als sie so vor mir lag, still und rein wie ein Engel, da brachte ich es einfach nicht übers Herz. Sie hat beim Schlafen ihren Mund offen und atmet so leise, dass man es kaum hören kann. Ich habe ihr die Haare aus dem Gesicht gestrichen und als ich meine Hand zurückzog, habe ich so getan, als würde ich ihre Brust nur zufällig berühren. Ich glaube nicht, dass sie etwas gemerkt hat. Aber mein Kleiner war sofort auf hundertzwanzig und musste in die Hocke gehen, damit sie es nicht sehen kann.
Wie soll Helen den Ständer vom Hausmeister bemerken, wenn sie schläft?

Alles in allem, aber gerne gelesen.
Viele Grüße

Mothman

 

Moi Downer,

Schödingers Katze ist ein bekanntes Buch, von dem Du den Tiel entliehen hast, bitte gib eine Quelle dafür an (Autor)! Das hätte eigentlich im Erstkomm passieren müssen.

Glücklicherweise ist der restliche Text ab dem Intro ja eigenstandig, und auch sehr unterhaltsam.

Herzlichst,
Katla

 

Hallo Katla,

vielen Dank für den Hinweis. Ich wusste nicht, dass neben unzähligen Dissertationen und Abhandlungen auch ein Buch mit diesem Titel existiert. Da es sich jedoch um eine gängige Bezeichnung aus der Quantenmechanik handelt, die mit Begriffen wie "Relativitätstheorie" vergleichbar ist, halte ich eine Quellenangabe (neben der von Herrn Schrödinger persönlich) für äußerst bedenklich.

Bei dem Begriff "Schrödingers Katze" handelt es sich um das Gedankenexperiment des österreichischen Physikers Erwin Schrödinger, welches die Unvollständigkeit der Quantenmechanik demonstrieren soll. Als Quelle einen x-beliebigen Autor anzugeben, der sich mit diesem Experiment auseinandergesetzt hat, halte ich für falsch. Das wäre fast, als würde ich meinen Text "Relativitätstheorie" betiteln und als Quellenangabe einen Herrn "Thorsten Fließbach" nennen, da er, wie unzählige andere auch, ein Buch zu diesem Thema verfasst hat. Da ich Herrn Schrödinger mehrfach im Text erwähne, sollte die Quelle des Begriffs doch ausreichend belegt sein?

Mehr zum Thema gibt es hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Schrödingers_Katze

Leider ist es schon recht spät und mein Wecker klingelt um fünf. Mit den anderen Kommentaren kann ich mich leider erst morgen beschäftigen.

Liebe Grüße
Downer

 

Hallo Downer,

ich fand deine Geschichte recht unterhaltsam. Obwohl ich in einem AKW arbeite und weiß wie lange es braucht um wirklich reinzukommen. Und vor allem die Arroganz einiger Mitarbeiter, fand ich klasse, weil es wirklich so ist.
Falls du deine Geschichte überarbeitest und Hilfe bei auftreten Fragen hast, kannst du mich gerne fragen.

Gruß hawk

 

Hallo Downer. Ich arbeite nicht in einem AKW und auch Schrödingers Katzenexperiment war mir fremd. Aber Deinen Text fand ich hervorragend.
Irgendwo wurde angesprochen, das Katzenbild des Beginns zum Schluss noch mal deutlicher aufzugreifen, scheint mir eine gute Idee. Und dann, vielleicht: Das Ausflippen der Katze in ihrer kleinen Kiste. (Den letzten Satz kannst Du vergessen, aber Dein Text erzeugt nun mal irgendwie ausgeflippte Bilder..:)
t.

 
Zuletzt bearbeitet:

>Eine masturbierende oder sterbende Putzfrau ist auf jeden Fall kein Grund, gleich den Alarm auszulösen<,

wie wahr,

lieber Downer,

und umso interessanter, wenn erwähnte (an- oder auch un-) gelernte „Reinigungsfachlraft“ männlichen Geschlechts ist.

Was Deine Aussage bestätigt, dass >Dummheit … keine Grenzen gesetzt [sind]<, was auch Folge & Ausdruck von Arro-/Ignoranz sein kann, von der ja auch in der Geschichte gesprochen wird.

Bei Deiner Geschichte bin ich quasi der Unschärferelation erlegen (kurz beschrieben: Ort & Impuls eines Teilchens können niemals gleichzeitig genau gemessen werden: je genauer das eine, umso weniger „scharf“ das andere), die in den Sozialwissenschaften während der Feld-Forschungen Lazarsfeld, Jahoda und Zeisel über die Arbeitslosen von Marienthal in den 1930-ern erstmals aufgefallen ist. Dem verfallen nicht nur ernsthafte Feldforscher, sondern auch das schlichteste Interview: indem geforscht/gefragt wird, sozusagen und soweit „auf einen oder etwas geguckt wird“, verändert der/das sein Verhalten.

Nun, was hat das mit Deinem Text zu tun? Ich will’s verraten:

Erwin Schrödinger ist mir leidlich bekannt (Farblehre, Wellenmechanik, aber auch seine eher gescheiterten Versuche herauszufinden, was Leben sei). Weiß ich um Schrödingers Gleichung, so wusste ich bis dato nix über seine Katz und schaute mir erst die Beiträge der andern an, was eine gewisse Grunderwartung und Verlockung – besonders durch Anakreon - erzeugte.

Aber da kam nix!

Sicherlich ist es ein hartes Los, als Hausmeister eingestellt zu sein und nicht einmal als Reinigungsfachkraft, sondern nur als Bodenmasseur beschäftigt zu werden, der zum berufl. Ausgleich seinen Schwanz massiert. Was gibt diesem Menschen das Gefühl, auswegslos in einer – ich nenns mal – Blackbox festzusitzen, sich zu ängstigen (wie sonst kommt die Vorstellung auf, dass Giftgas >für gewöhnlich< zische? Tut das nicht jedes ausströmende Gas, wie ausströmendes Wasser – ob frisch, verbraucht oder verseucht - halt rauscht?)

Kurz: Die Aussage

>Solange die Kiste noch geschlossen ist, sagt Schrödinger, ist seine Katze weder tot noch lebendig<

kann gar nicht vom mir bekannten Schrödinger sein, weil sie bloßer (nicht als Komparativ von bloß, sondern i. S. "nackt") quatsch ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Katze nicht mehr lebt, erhöht sich - so sagt mir die Logik und die Sympathie für die Kreatur schlechthin) mit jedem Tag – und damit auch umgekehrt: die Überlebenschance verringert sich mit jedem Tag, womit auch die 50:50 Aussage abzuhaken ist. Dieser Schrödinger, den Du kennst, ist wahrlich ein Schwachkopf!

Da ist dann wenig erstaunlich, dass >wer in einem Atomkraftwerk arbeitetKOMMA braucht ein verdammt dickes Fell.< Denn das fällt auch auf, keiner weist drauf hin, wo die grammatikalischen Schnitzer liegen, als wäre eine aus welchen Gründen auch immer empfohlene Geschichte die erzählt wird, wie einem halt das Maul gewachsen ist, davon grundsätzlich frei. Und die Geschichte der frommen Helen(e) – schlafende sündigen nicht, meint der Volksmund –ist halt trivial, wie ein Kerl schon mal seinem Wunschdenken erliegt.

Was nicht heißt, dass ich die Geschichte schlecht fände. Wie schon angedeutet: da redet einer, wie ihm der Schnabel gewachsen ist und deshalb wäre es auch müßig, die Sprache (bevorzugt bei mir am Konjunktiv, wer wüsste das nicht?) zu kritisieren. Denn die ist insofern in Ordnung. Was nicht vor schriftlichen Verwechselungen schützt (das/dass u. a.). Aber ich bin itzo ein wenig erschöpft dazu, um die Geschichte nochmal hinsichtlich der Grammatik durchzugehn. Aber ich trau Dir zu, das selbst zu bewältigen!

Gruß

Friedel

Nachtrag: Ich arbeite(te) nie in einem AKW, obwohl ich einige wenige Jahre in Lingen gelebt habe, kann auch getrost für die zwo Jahre am MPI MH behaupten, der Kernkraft nicht zugearbeitet zu haben, obwohl die Strahlenchemie sich direkt in der Nachbarschaft Nachbarschaft befand. Meine erste Verwunderung, als ich im EL ankam, galt den sichtbaren zwo AKWs*, dem eine ansonsten miserable sonstige Infrastruktur entsprach: für einen Weg von OB nach D'dorf braucht's mit öffentlichen Verkehrsmitteln etwas mehr als eine halbe Stunde, im fortschrittlichen (Teststrecke Transrapid!) EL 2 1/2, was mit dem Fahrrad in einer Stunde zu bewältigen war. Wie wäre da der Zusammenhang zwischen den Verkehrs- und Energiebranchen aufzubröseln?

* Das ältere wurde irgendwann abgerissen und ich denke, dass die RWE-Bosse auf ihrem Müll einen guten Schlaf haben.

 

Hallo Downer,
Eine sehr gute Geschichte. Hab ich mit Vergnügen gelesen. Du konzentriert dich auf das wesentliche, bleibst bei deiner Hauptperson und lässt gerade genug über den Rest der Welt heraus, damit der Leser interessiert bleibt

Dieser Satz finde ich trifft es nicht ganz genau:

Es ist dieser Zustand, in dem dein Gehirn längst tot ist, aber dein Körper auf eine merkwürdige Art noch immer existiert.
Ein totes Gehrin kann nicht mehr denken. Irgendwie widerspricht sich das. Sicher fällt dir da ein konsequenteres und prägnanteres Bild ein. Ich würde vorschlagen wie ein Zombie, der zwar tot ist, dessen Körper sich aber noch immer bewegt oder ähnlich.

LG
Bernhard

 

Tach Downer.
Der Titel hat mich angelockt da kamen doch wieder die Erinnerungen an vergangene Schulstunden zurück. Der Text hat mich dann doch überrascht dafür Dank und Hut ab.

Kleinkram:
Wie gnoebel bereits angemerkt hat fehlt da immer noch was:

... existiertmit einem Schlag ...

Dann ein kleiner Hinweis zum Thema Hausmeister, die gibts nicht mehr, vor allem bei Energieversorgern und anderen großen Firmen nicht, die heißen dort "Facility Manager".

Über:

Es ist dieser Zustand, in dem dein Gehirn längst tot ist, aber dein Körper auf eine merkwürdige Art noch immer existiert.
bin ich auch gestolpert vor allem weils meiner Meinung nach ein Unsinniger, unlogischer und unzulässiger Vergleich zu Schrödingers Katze ist. Schrödinger teilt die Katze nicht auf, er sagt sie ist einfach beides und genau so gehts ja auch unserem Hausmeister, also warum das um den Brei reden mit totem Hirn und lebendigem Körper? (Es geht um Ortsunschärfe nicht um Theologie.)
(An die Leute die Schrödingers Katze nicht kennen: Es geht um Quantenmechanik und nicht um Tierquelleier, Schrödingers Katze bringt quasie das Jein in die Quantenmechanik; weder ja noch nein sondern beides zugleich. Bisschen vertrackt aber eigtl. einfach wenn man hinter geblickt hat.)

Naja und dann fehlt mir auch irgendwie nochmal ein Bezug auf die Ortsunschärfe da hätte sich am Ende quasi als Kurzschluss geradezu etwas angeboten um die Geschichte nochmal mit Schrödinger ausklingen zu lassen.

Was gibts sonst noch? Achja ich fand die Vorhaut und die Schamlippen bei der Durchsuchung bisschen arg aufgetragen, was ich mich frage ob du in der Geschichte wirklich diese Überspitzung brauchst oder ob sie einfach nur dazu da ist damit sich der Leser daran reibt und man auf Stirnrunzelnde wie mich dann mit dem Finger zeigen kann, um zu sagen "Ach wie verklemmt.".
Ich find' die Wahl des Mittels einfach unpassend, da muss man auch nicht drüber Diskutieren, das ist einfach meine Meinung.

Trotz allem, schönes Ding, gerne gelesen.
So what ...
Les' dich
Nice

 

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