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Copywrite Schuld

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Monster-WG
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15.07.2004
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Schuld

Ich wusste sofort, dass ich mich in Ewa verlieben würde. Und das, obwohl ich nicht gut darin bin. Ich hatte mich vorher noch nie verliebt. In vierundzwanzig Jahren nicht ein einziges Mal. Aber in dem Moment, als ich sie auf dieser Party sah, stand es fest. Unumstößlich und ohne jeden Ausweg.
Trotzdem nahm ich mir vor, es gegen jede Wahrscheinlichkeit nicht zu tun.
Dreißig Minuten funktionierte das hervorragend. Bis sie mich ansprach.
„Jack O’Grady? Echt jetzt?“
Sie deutete lachend auf mein senfgelbes Fan-Shirt, auf dem der abgebrühteste aller Groschenroman-Helden schief zurückgrinste.
„Liest du das wirklich?“
Ich murmelte eine Antwort, die man mit viel gutem Willen als „gelegentlich“ verstehen konnte. Was gelogen war. Ich stehe total auf diesen Scheiß. Vergesst John Sinclair, Jerry Cotton oder Perry Rhodan! Jack O‘Grady fickt sie alle! Und in diesem Moment irgendwie auch mich.
Ewa ließ nicht locker.
„Ich glaube, von dem habe ich auch mal was gelesen. Irgendwas total Krankes mit ganz vielen nackten Weibern, einem Tentakel-Urzeit-Ungeheuer, mutierten Super-Nazis und einem verfluchten Riesendiamanten, der jedem, der ihn besitzt, den sicheren Tod bringt. Und den idiotischer Weise trotzdem alle haben wollen. Kennste?“
Ich antwortete erst und dachte dann. Eine Spezialität von mir.
„Jack O’Grady und die nymphomanen Killerlesben vom Amazonas.“
Ewa zog eine Grimasse. Für einen Augenblick schien es trotz der krachenden Partymusik um uns herum totenstill. Ich schlug die Hände vors Gesicht und versuchte erfolglos unsichtbar zu werden.
Ewa prustete los.
„Ok. Du liest den Mist offenbar wirklich! Keine Ahnung, ob das für dich spricht. Wahrscheinlich eher nicht.“ Erstaunlicherweise lächelte sie immer noch. „Wie heißt du eigentlich? Oder soll ich dich Jack nennen?“
„Christian. Und du?“
Statt zu antworten, lüftete sie ihr Oberteil. Einfach so. Ich konnte ihren nackten Bauch sehen. Bis zum Nabel. Dann war Schluss. Aber das reichte schon, um sie noch mehr zu lieben. Kein Mädchen in Taubereschlingen hatte so einen Bauch. Zumindest keines, das ich kannte.
Ich starrte den dargebotenen Blickfang einfach nur an, mit offenen Mund, und mir wurde auf angenehme Art schwindelig.
„Hey! Ist nicht eintätowiert“, sagte Ewa in spielerisch strengem Tonfall. „Guck auf den Blusenstoff. Nicht auf die Haut! Der Aufnäher da. Boah ey, Kerle! Alle gleich!“
Jetzt sah ich es. Ein kleines, weißes Schildchen mit drei Buchstaben. EWA. Wie früher in der Grundschule.
Plötzlich fand ich sie nicht nur rattenscharf, sondern auch noch super süß. Eine unwiderstehliche Mischung. Und natürlich wusste sie das.
„Haste das in alle deine Klamotten gestickt?“ Ich gab mich cool, obwohl ich schon längst Feuer gefangen hatte.
„Nur in denen, die partykompatibel sind. Ist super praktisch. Vor allem, wenn man zu betrunken zum Reden ist.“
„Und? Bist du’s?“
Ewa lächelte ein letztes Mal. Ich brannte lichterloh.
„Du bist echt niedlich, Jack. Richtig niedlich. Aber mach dir keine Hoffnung.“
Damit ließ sie das, was von mir übrig war, stehen.
Ein kleines Häufchen Asche, durchsetzt mit feurig heißer Glut.

Alles an Ewa war schön. Ihr Gesicht. Ihr Körper. Ihre Stimme. Die Art, wie sie sich bewegte, lachte und dabei den Kopf in den Nacken warf. Ewa war eine dieser Frauen, die man nicht angucken kann, ohne dass es weh tut. Weil sie nicht dir gehören. Und du genau weißt, dass sie das auch nie, nie, nie und niemals nicht tun werden.
Ich hockte auf einer leeren Bierkiste und starrte sie den ganzen Abend an. Sah zu, wie sie tanzte. Sah, wie sie sich unterhielt. Wie sie trank. Haare aus ihrem Gesicht strich. Alles, wirklich alles, an ihr war wunderbar. Ab und zu berührte sie mit dem Zeigefinger ganz sacht ihre Nasenspitze. Der Finger verharrte dort einen Augenblick und wurde dann in einer anmutig wirbelnden Bewegung wieder fortgezogen. Wie ein Schmetterling, der zu einer anderen Blüte fliegt. Sie schien die Geste nicht einmal zu bemerken, mich aber zog sie völlig in ihren Bann. Selbst wenn sie nichts Weiteres getan hätte, als ihren Finger wieder und wieder und wieder auf ihre Nasenspitze zu legen, ihn zurückzuziehen, um ihn dann erneut hinzuführen – ich hätte sie trotzdem nicht mehr aus den Augen lassen können. So schlimm stand es um mich.
Vielleicht lag es daran, dass ich ein absolutes Greenhorn in Herz-Schmerz-Dingen war. Und ich weiß, wie bescheuert das klingt. Wie eine Kitschstelle aus einem meiner geliebten Jack O’Grady-Romane. Aber die Welt, meine Welt, war binnen weniger Stunden zu Ewa geworden.
Ewa.
Und sonst gar nichts mehr.

Natürlich war Ewa nicht allein auf der Party. Das sind solche Frauen nie. Die haben immer einen Hofstaat um sich herum. In Ewas Fall waren das Holger, Vanessa und Sven.
Holger stellte kein Problem dar. Er war ein farbloser Nerd, Typ IT-Spezialist. Einer der sich cool findet, weil er Bluna statt Fanta trinkt. Und davon jedem mit stolz geschwellter Brust erzählt, so wie andere von einer Mount-Everest-Besteigung.
Vanessa ebenso wenig. Obwohl sie geschminkt wie ein Paradiesvogel war, lange, glitzernde Gelnägel hatte und ein Outfit trug, das jeder anständigen Drag Queen die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätte, wirkte sie, sobald sie auch nur in die Nähe von Ewa kam, beinahe unsichtbar. Wie der Schatten von Ewas Schatten. Bunt bemaltes Grau.
Nein, das Problem war Sven. Und zwar von dem Moment an, als er Ewa küsste. Die Art und Weise wie er es tat, zeigte mir deutlich, dass er das öfters machte. Und was am Schlimmsten war: Es schien Ewa zu gefallen.
Missgünstig zählte ich mit. Nach dem dreiundzwanzigsten Kuss hatte ich keinen Zweifel mehr. Die beiden waren ein Paar.
Ich stellte mir gerade bildlich vor, was Jack O’Grady alles mit diesem blöden Arschloch anstellen würde, als sich Mustafa neben mich setzte und das imaginäre Blutbad in meinem Kopf unterbrach.
„Alles klar, Mann?“
Ich kenne Mustafa schon seit der Mittelstufe. Ein Mann fürs Grobe. Aber loyal bis in den Tod. Einer, auf den man sich immer verlassen kann. Jetzt wirkte er angespannt. Mit einem Kopfnicken deutete er auf Ewa und ihre Entourage.
„Die sind nicht von hier!“ Es klang anklagend. Unter seinem T-Shirt spannten sich seine beachtlichen Muskeln. „Das gefällt mir nicht! Fremde sind hier verdammt nochmal nicht willkommen.“
Ich musste gegen meinen Willen lachen. „Es ist immer wieder komisch, wenn du das als Ausländer sagst. Du klingst wie ein AFD-Türke.“
Ich hatte gehofft, ihn durch meinen Einwand milder zu stimmen, aber Mustafas Gesicht verfinsterte sich nur noch mehr.
„Du weißt, wie ich das meine, blödes Arschloch. Haste das Pärchen schon vergessen? Die beiden aus Aschersleben. Ich nicht! Schöne Scheiße.“
Seine Stimme zitterte jetzt leicht.
Ich ließ Ewa immer noch nicht aus den Augen. Aber für einen kurzen Moment hatte ich keine rosarote Brille mehr auf, während ich sie angaffte.
„Das ist erst zwei Wochen her. Zwei Wochen, Alter. Es wird Monate dauern bis wieder was passiert. Gerade du solltest das wissen. Bist doch zuletzt immer dabei gewesen. Jetzt ist erst mal Ruhe im Karton. Vielleicht sogar für ein ganzes Jahr.“
Mustafa nickte. Überzeugt wirkte er nicht. Er glaubte genauso wenig daran wie ich selbst.
„Ich habe kurz mit der Aufgetakelten gesprochen. Die kommen aus Gießen. Gießen! Wo zum Teufel liegt das eigentlich? Irgendwo in Bayern?“
Ehrlich gesagt war mir das scheißegal. Mich interessierte nur eins. „Hat sie gesagt, wie lange sie bleiben werden?“
„Maximal zwei, drei Tage.“
Enttäuschung macht sich in mir breit. Ich Idiot hatte auf für immer gehofft.
Mustafa ballte seine Hände zu Fäusten.
„Sie sind auf der Durchreise nach Prag. Haben beim Axel im Hotel zwei Zimmer gebucht. Ich raff nicht, dass der echt immer wieder vermietet. Blöder, geldgieriger Arsch! Und wenn es soweit ist, macht der immer einen auf total betroffen. Das kotzt mich an.“
Mustafa seufzte. Mit einem Mal blitzte eine entsetzliche Bilderfolge in meinem Kopf auf.
Ewa.
Lächelnd.
Den Finger sacht auf die Nasenspitze gepresst.
Dann plötzlich mit vor Angst entstelltem Gesicht.
Und schließlich nur noch Blut.
Der Gedanke brachte mich um. Ich nahm einen großen Schluck Bier und versuchte ihn fortzuspülen. Mustafa stand auf. Er musterte Ewa ein letztes Mal.
„Vergiss die. An die kommst du nicht ran. Nicht in diesem Leben.“
Ich nickte. Weil ich wusste, dass er Recht hatte.

Als ich nach Hause torkelte, dämmerte es schon. Ewa war schon vor Stunden gegangen, Arm in Arm mit ihrem Freund. Sven. Dem Arschloch.
Ich hatte danach weitergetrunken, mich fürchterlich bemitleidet und dann ein bisschen mit Christine, der Tochter von Axel, geknutscht. Es war wie immer, wenn wir rummachten. Ich bekam eine Erektion. Sonst fühlte ich nichts.
Ich schwöre, dass ich nicht weiß, wie ich auf den Marktplatz gekommen bin. Es war keine bewusste Entscheidung, ganz sicher nicht.
Aber natürlich ist es auch kein Zufall gewesen.
Es gab einen Grund, warum ich hier war. Eine Eingebung, die mit jedem Schluck Alkohol ein kleines bisschen konkreter geworden war. Bis sie mich schließlich hierhin geführt hatte.
Und nun stand ich plötzlich neben dem kleinen Springbrunnen, dessen Zeitschaltuhr jeden Tag um zweiundzwanzig Uhr das beheizte Wasserspiel abstellte. Sah die riesige Eiche, die einer Legende zufolge von Bismarck persönlich eingepflanzt worden war. Und neben den schmiedeeiseren Parkbänken, die auf einem kleinen Messingschildchen der Welt verkündeten, dass sie eine Spende der Genossenschaftsbank Taubereschlingen waren, stand sie bei einem Mülleimer.
Unscheinbar. Klassisch. Gelb.
Langsam, wie in Trance, ging ich auf die Telefonzelle zu.
Mein Herz klopfte wild, als ich die schwere, gummierte Swingtür öffnete und in die Kabine trat. Mit einem Mal wurde mir speiübel. Um ein Haar hätte ich in die Kabine gekotzt. Ich schloss die Augen und stellte mir vor, ich wäre Jack O’Grady, kurz vor einem seiner waghalsigen Abenteuer. Das beruhigte mich ein wenig. Als ich mich einigermaßen gefangen hatte, atmete ich tief durch.
Dann ergriff ich den Hörer.
Meine Hand zitterte so sehr, dass die metallische Schnur klackernd gegen die Wählvorrichtung schlug. Das Geräusch tat mir in den Ohren weh und erschien mir auf unnatürliche Weise laut. Einen kurzen Augenblick lang stand ich einfach nur so da. Und dann tat ich, weswegen ich gekommen war.
Ich warf kein Geld ein oder benutzte eine Karte. Ich wählte auch nicht. Ich sprach einfach in die schwarze Muschel.
„Ich will Ewa!“
Nur diese drei Worte.
Dann ließ ich den Hörer fallen. Riss die Tür auf und rannte in die Nacht. Rannte und rannte und rannte. So, als wäre der Teufel persönlich hinter mir her.

Ich traf Ewa später am Morgen beim Ententeich. Vielleicht zufällig, aber ich glaube nicht daran. Nicht, nach alledem, was danach passiert ist.
Sie saß auf einer Bank und las ein Buch mit irgendeinem schrecklich komplizierten französischen Titel. Bei mir auf dem Nachtisch lag gerade „Jack O’Grady und die Schreckensherrschaft der schreienden Sarkophage“.
Ewa freute sich, als sie mich sah. Sogar ich konnte das an ihrem Lächeln erkennen.
„Jack! Oder nein! Christian.“ Sie musterte mich. Fast liebevoll. „Gott, siehst du Scheiße aus. Hast du durchgemacht?“
Ich nickte, war aber ansonsten zu keiner Bewegung fähig. Erst als sie mit ihrer Hand auf den Platz neben sich deutete, setzte ich mich zu ihr.
Dann platzte es aus mir heraus: „Wo ist das Arschlo... ähm... wo ist Sven?“
Sie lachte.
„Was hat er dir getan?“
Ich habe bis heute keine Ahnung, woher ich den Mut nahm.
„Er ist mit dir zusammen, das reicht schon!“
Sie hob eine Augenbraue, sagte aber nichts darauf.
„Also. Wo ist er?“
„Der schläft noch. Wenn er nicht arbeiten muss, steht der nie vor elf auf.“
„Und du?“
„Ich bin offensichtlich eine Frühaufsteherin.“ Ein seltsames Funkeln stahl sich in ihre Augen. „Diesbezüglich passen wir nicht wirklich gut zusammen.“
Mein Herz machte einen Sprung. Das lief beinahe gut.
„Und sonst so?“
„Wüsste nicht, was dich das angeht.“ Aber ihr Blick auf mich war immer noch liebevoll.
„Nein. Ernsthaft! Und sonst so? Ich muss das wissen!“
Sie zögerte einen winzigen Moment lang, bevor sie antwortete: „Er ist gut zu mir. Besser als alle anderen davor. Und er ist kein Arschloch. Ist er echt nicht!“
Ich schob mich ein kleines bisschen näher an sie heran. So, dass sich unsere Oberschenkel leicht berührten. Offenbar hatte Ewa nichts dagegen. Zumindest rückte sie nicht weg.
„Und? Das reicht schon für die große Liebe?“
Sie sagte nicht ja. Und sie sagte nicht nein.
Der Druck an meinem Bein nahm zu.
Sie sagte: „Möglicherweise.“
Danach schwiegen wir. Oberschenkel fest an Oberschenkel gepresst.

Ewa beendete die Stille mit einem Seufzen.
„Es ist schön hier. Taubereschlingen wirkt so friedlich. Das ist mir schon gestern aufgefallen. Muss toll sein, hier zu leben.“
Ich antwortete mit einem Schulterzucken.
„Wohnst du schon immer hier?“
„Ja... obwohl... eigentlich nein.“ Ich schloss Augen und Mund gleichzeitig, während ich überlegte, was ich erzählen konnte. Und was nicht.
Ewa bemerkte mein Zögern.
„Junge, Junge. Du machst es aber spannend.“
Als sie ihre Hand in meine legte, war die Entscheidung gefallen. Ich hatte noch nie jemandem meine Geschichte erzählt. Und trotzdem gab es so gut wie niemanden in Taubereschlingen, der sie nicht kannte. Warum also nicht auch Ewa?
„Ich war als Baby sehr krank. Die Ärzte hatten meinen Eltern gesagt, dass es keinerlei Hoffnung für mich gäbe. Mama und Papa waren verzweifelt. Sie rechneten damit, dass ich bald sterben müsste.“
Ewa biss sich auf die Lippen. Ihre Augen glitzerten.
„Und dann kam der Anruf. Aus heiterem Himmel meldete sich Tony, der Bürgermeister, bei ihnen. Damals war er noch ein junger Mann und erst ein Jahr im Amt. Er macht seine Arbeit wirklich gut. Wir wählen ihn jedes Mal wieder.“
„Was hat er deinen Eltern gesagt?“
„Er hat sich für seinen Anruf entschuldigt. Und gesagt, dass er wisse, wie total verrückt das alles klänge. Aber er sagte auch, dass ich überleben würde. Wenn wir als Familie umgehend nach Taubereschlingen zögen. Das wisse er aus sicherer Quelle.“
„Und deine Eltern haben ihm das geglaubt?“
Ich grinste schief.
„Meine Eltern waren verzweifelt. Die hätten alles und jedem geglaubt. Der letzte Strohhalm halt. Weißt schon. Das Ding ist nur...“
Es war Ewa, die den Satz vollendete: „... Tony hatte Recht.“
Ich atmete tief durch, bevor ich fortfuhr.
„Ein Jahr später galt ich als vollständig geheilt. Keiner wusste wieso. Aber ich war gesund. Ein medizinisches Wunder.“
Ewa blickte nachdenklich in die Ferne.
„Wer war die Quelle, von der Tony gesprochen hat?“
Einen Sekundenbruchteil rang ich mit mir. Dann erzählte ich das Ungeheuerliche.
„Er hat einen Anruf bekommen. Er ist an der Telefonzelle vorbeigegangen, die bei uns auf dem Marktplatz steht. Es hat geklingelt und er hat abgehoben. So einfach! Eine Stimme hat von mir erzählt. Und ihm gesagt, was er jetzt zu tun habe. Und genau das hat er dann auch getan.“
Ewa erschauderte.
„Was für ein Glück, dass er rangegangen ist.“
Ohne um Erlaubnis zu fragen, legte ich meine Arme um sie. Drückte meinen Kopf an ihren. Sprach die folgenden Worte in ihre Halsbeuge.
„Er geht immer ran. Jedes Mal, wenn das Klingeln ertönt. Sie teilt sich immer durch Tony mit.“
Ewa erstarrte.
„Heißt das, du bist nicht der einzige, der durch so einen Anruf...?“
Ich nickte kaum merklich.
„Jeder“, flüsterte ich und liebkoste dabei ihren Hals, „jeder der in Taubereschlingen lebt, ist auf die eine oder andere Weise von der Telefonzelle gerettet worden.“
Ich schmeckte Ewas salzigen Schweiß.
„Du glaubst, dass die die Telefonzelle selbst...?“
„Alle hier glauben das. Halte uns für verrückt! Für völlig bescheuert meinetwegen, aber wir glauben, dass sie auf uns aufpasst. Uns hilft, rettet, warnt. Manche glauben sogar, dass sie Wünsche erfüllen kann.“ Ich flüsterte nur noch. „Und ich glaube, ohne die Telefonzelle wäre ich nicht mehr am Leben.“
Das war der Moment, als Ewa mich küsste. Sie lachte und küsste mich gleichzeitig.
„Das ist aus einem dieser Groschenromane? Nicht wahr? Diese Jack O’Grady-Scheiße!“ Sie ließ von mir ab, setzte kurz den Zeigefinger auf die Nasenspitze, um mich dann wieder mit Küssen zu bedecken. Ich ließ sie gewähren und genoss.
„Für einen Moment hättest du mich beinahe wirklich...“ Sie hielt inne und wurde schlagartig ernst.
„Wie ist deine Nummer?“
Ich sagte sie ihr. Kurz darauf vibrierte es zwei Mal in meiner Hosentasche.
„Ruf mich an, Jack!“
Dann sprang sie auf und lief Richtung Marktplatz, dorthin, wo Axels Hotel lag. Bevor sie aus meinem Blickfeld verschwand, drehte sie sich noch einmal um und rief mir zu: „Ich bin auf jeden Fall verdammt froh, dass du überlebt hast, Christian! Wie immer du das auch angestellt haben magst.“
Sekunden später war sie weg.
Und ich blieb allein zurück und wusste nicht, ob das Kitzeln in meinem Bauch ein Schwarm wild gewordener Schmetterlinge oder einfach nur nackte Angst war.

Mustafa kochte vor Wut, als er zwei Stunden später wie eine Naturgewalt in meine Zweizimmerbude fegte. Er packte mich am Kragen meines T-Shirts. Für einen Moment glaubte ich, er wolle mir das Genick brechen.
„Was hast du getan? Scheiße, Christian! Was zum Teufel hast du getan?“
Bevor ich nur ein einziges Wort sagen konnte, platzte es aus ihm heraus: „Sie hat wieder angerufen! Es ist gerade mal zwei Wochen her! Und sie hat wieder angerufen! Scheiße! Tony hat es mir gerade gesagt. Eigentlich hätte jetzt monatelang Ruhe sein müssen. Aber sie hat wieder angerufen!“
Sein Blick war der eines angeschossenen Tieres. Mit beiden Händen stieß er mich aufs Bett.
Ich vergrub mein Gesicht im Kissen, als ich fragte: „Was hat sie gesagt?“
Mustafas Stimme klang rau: „Wir sollen mit dem jungen Mann zu ihr kommen! Heute Abend! Dem aus Gießen.“
„Mit Holger?“
Nicht einmal Jack O’Grady hätte so heucheln können.
„Dem anderen“, stieß Mustafa hervor. „Sven!“ Plötzlich war er ganz nah. Ich spürte seinen warmen Atem. Er roch nach Sauerkraut und Bratkartoffeln. Ich konnte hören, dass er mit den Tränen kämpfte. „Ich weiß nicht, wie du das gemacht hast, Christian. Aber dafür werde ich dich mein Leben lang hassen. Ich schwör!“
Keine Ahnung, was man darauf sagt. Also versuchte ich es einfach mit der Wahrheit.
„Ich liebe sie!“
Mustafa stieß ein wildes Knurren aus.
„Sorg dafür, dass sie heute Abend nicht einmal in die Nähe der Telefonzelle kommt. Hast du das verstanden, du Wichser? Halt sie verdammt noch mal fern von da!“
Den letzten Satz schrie er.
Ich vergrub mein Gesicht noch tiefer ins Kissen, weil ich nicht wollte, dass er mich grinsen sah.

Zunächst zierte Ewa sich ein wenig, als ich ihr am Telefon vorschlug, den Abend zusammen zu verbringen.
„Ich habe einen Freund, schon vergessen?“
„Echt, hast du?“
„Sven.“
„Nie gehört!“
Gegen ihren Willen musste sie kichern. „Ich glaube, du nennst ihn das Arschloch!“
„Ach so den! Schieß ihn ab! Der bringt’s nicht.“
„Nein. Er ist nett!“
„Das hat dich vorhin nicht davon abgehalten, mich zu küssen.“
„Mann! Fick dich!“
Damit legte sie auf.

Natürlich kam Ewa trotzdem. Ich hatte mit nichts anderem gerechnet. Nicht nachdem ich Mustafas Neuigkeiten gehört hatte.
Manchmal gehen Wünsche in Erfüllung.
Als ich sie nackt im Arm hielt, wusste ich, dass meiner in Erfüllung gegangen war. Sie hatte den Kopf auf meine Brust gelegt. Die Augen hielt sie geschlossen. Ihr Atmen ging ruhig und gleichmäßig. Das Laken klebte immer noch an ihrem schweißnassen Körper.
Ich konnte kaum glauben, wie schön sie war. Sogar danach, wenn die Lust sich verflüchtig hat und nur noch Liebe übrig ist.
Gerade danach.
„Was mach ich jetzt nur?“, murmelte sie. „Ich habe mich da echt in die Scheiße geritten. Ich bin nicht so eine. Und Sven hat das echt nicht verdient.“
Statt zu antworten, berührte ich mit meinem Zeigefinger sacht ihre Nasenspitze, verharrte kurz und zog ihn dann langsam wieder weg. Es war nicht mehr als ein müder Abklatsch. Trotzdem lächelte sie.
„Das mache ich sonst immer, ohne es zu merken. Ist dir aufgefallen, was?“
„Ist ein Grund, warum ich mich in dich verliebt habe.“
Ewa räkelte sich und schmiegte sich noch enger an meinen Körper.
„Vielleicht löst sich ja alles von selbst in Wohlgefallen auf.“ Ihre Worte waren kaum mehr als gehaucht. „Vielleicht... viellei...“
Dann war sie eingeschlafen.
Ich fand keine Ruhe.
Mein Gewissen nagte an mir, und sollte ich vorher gedacht haben, ich hätte keines, wurde ich nun umso unbarmherziger eines Besseren belehrt.
Ewa. Sven. Scheiße.
Nichts im Leben gibt es umsonst. Das weiß niemand besser als wir hier in Taubereschlingen.
Ich versuchte, die Bilder, die sich in meinem Kopf formten, wegzublinzeln. Vergebens.
Da waren sie. Das Pärchen aus Aschersleben, das vor zwei Wochen zu uns gekommen war. Arglos. Verliebt. Nette, sympathische Leute. Genutzt hat es ihnen nichts.
Die Flut der Erinnerungen drohte meinen Kopf platzen zu lassen. Ich sah Tony, Axel, Christine, Mustafa und mich. Sah das ganze Dorf.
Und die Telefonzelle. Die verdammte Telefonzelle.
Dann und wann fordert sie einen Preis für ihre Güte. Vielleicht, weil sie Hunger hat. Vielleicht, weil ihr Zauber sonst nicht funktionieren kann. Vielleicht, weil so viel Gutes einfach nicht umsonst zu haben ist.
Diesmal hatte sie die Frau gewollt.
Und wir, wir haben sie ihr gegeben.
Die Bilder wurde übermächtig, brannten sich förmlich in meine Netzhaut. Tränen rannen meine Wangen entlang. Ich gab meinen Widerstand auf, schloss die Augen und erlebte alles noch einmal.

Die Frau kreischte, rüttelte an der Tür und trommelte mit ihren Fäusten gegen die Scheibe.
Das Neonlicht in der Zelle begann zu flackern. Zuerst nur wenig und unstet, dann aber immer schneller. Schließlich blitzte und zuckte das Licht wie ein Stroboskop. Ein dumpfes Grollen ertönte. Das Telefon begann zu klingeln. Lauter und lauter. Alle wichen von der Telefonzelle zurück, die wie wild wackelte und vibrierte. Die Frau im Inneren schrie, tobte und hielt sich die blutenden Ohren zu. Immer heftiger schaukelte die Kabine wie in einem Sturm. Sie flog hin und her, ganz so, als hätte sie einen epileptischen Anfall. Und plötzlich, mit einem Schlag, blieb die Telefonzelle stehen.
Die Frau explodierte in einem Knall aus Blut, Fleischbrocken und Knochentrümmern. Die Überreste klatschten an die Innenwände der Zelle. Ihre abgerissene Kopfhaut rutschte zusammen mit einem Großteil ihrer Haare langsam an der Tür zu Boden.
Der Mann schrie und schrie, bis seine Stimme krächzend versagte und sich Mustafa mit seinen starken Armen endgültig um ihn kümmerte.

Es war immer Mustafa, der sich um die übrig gebliebenen Augenzeugen kümmern musste.

Ewa schrie nicht, als Tony ihr am nächsten Morgen die schlimme Nachricht überbrachte.
Sven war tot. Ebenso Holger.
Mit einem Mal sah ich Mustafas wütendes Gesicht vor mir. Zweifelsohne hatte es auch dieses Mal einen Augenzeugen gegeben.
Tony holte mich in die Wirklichkeit zurück.
„Ein Autounfall!“, erklärte er mit sanfter Stimme. Offenbar seien die beiden jungen Männer abends noch zu einer Spritztour aufgebrochen.
„Sie haben den Mähdrescher wohl einfach nicht gesehen. Mitten rein sind sie gefahren. Ungebremst mit mindestens 120 Sachen.“
Das Auto hatte Feuer gefangen und war völlig ausgebrannt. Die Leichen seien kaum noch identifizierbar gewesen.
„So schlimm das auch klingt“, sagte Tony und hielt Ewas Hand, „es ist ausgeschlossen, dass sie davon noch etwas mitbekommen haben. Der Aufprall war so heftig, dass sie sofort tot gewesen sein müssen. Sie haben mit Sicherheit nicht gelitten.“
Ewa rührte sich nicht. Hörte nur völlig apathisch zu.
Ich hielt sie die ganze Zeit über im Arm. Aber anschauen konnte ich sie nicht ein einziges Mal.
Als Tony fertig war, verlangte er, dass Ewa ins circa dreißig Kilometer entfernte Kreiskrankenhaus gebracht würde.
„Das Mädchen hat definitiv einen Schock. Dort kann man ihr am besten helfen. Die andere haben wir auch schon hingebracht. Vanessa. Das arme Ding war völlig hysterisch, als sie vom Tod ihres Freundes erfuhr. Ich hatte schon Angst, dass sie sich etwas antut.“
Aber Ewa weigerte sich.
„Ich will bei Christian bleiben.“
Das war der einzige Satz, den sie an diesem Vormittag sprach.
Tony musterte erst Ewa, dann mich. Ich nickte unmerklich. Eine kurze Weile schien er mit sich zu ringen. Schließlich gab er nach.
„In Ordnung. Vielleicht ist es am besten so.“

Ewa weinte erst, als sie bei mir im Bett lag. Sie weinte so lange, bis keine Träne und kein bisschen Rotz mehr da waren, das aus ihr hätte herauskommen können. Danach lag sie zusammengekauert auf der Decke und starrte mit leerem Blick die Wand an. Sie sagte kein Wort. Und ich hockte die ganze Zeit über neben ihr und fühle mich schuldig.
Endlich schloss sie die Augen. Ich blieb so lange bei ihr sitzen, bis ich mir sicher war, dass sie schlief. Vorsichtig stand ich auf.
„Christian!“
Ihre Stimme ließ mich erstarren.
„Was ist mit dieser Telefonzelle?“
Ihr Tonfall war hart und unnachgiebig.
Für einen Augenblick war ich davon überzeugt, dass sie alles wusste. Dass sie Tonys Lügen durchschaut hatte. Und, schlimmer noch, dass sie begriff, was ich mir vor zwei Nächten gewünscht hatte.
„Stimmt es, was du mir gestern erzählt hast. Erfüllt sie wirklich Wünsche?“
Ich zuckte mit den Achseln.
„Es gibt hier Leute, die das glauben.“
Ruckartig richtete sich Ewa auf.
„Es ist alles meine Schuld, Christian.“ Sie schlug die Hände vor ihr Gesicht. „Alles meine Schuld!“
Ich stürzte zu ihr, schloss sie in die Arme, drückte sie, so fest ich nur konnte.
„Was redest du da? Niemand kann etwas dafür. Du am allerwenigsten! Es war einfach ein schrecklicher Unfall.“
Beinahe glaubte ich mir selbst.
Ewa zitterte am ganzen Leib.
„Du verstehst nicht!“ Ihr Gesicht war kalkweiß. „Nachdem du mir deine Geschichte erzählt hast, bin ich über den Marktplatz zum Hotel. Da habe ich sie gesehen. Die Telefonzelle. Und ich... ich bin... reingegangen... weil ... weil ich dachte, es sei eine witzige Idee... weiß auch nicht, warum ich... und dann... dann...dann...“
Sie sah aus wie ein Gespenst. Bleich und hohl.
„Was hast du getan?“
Ich traute mich kaum, die Frage auszusprechen.
Ewa blickte mich aus großen Augen an, bevor sie flüstert: „Ich habe mir gewünscht, dass Sven aus meinem Leben verschwindet.“

Ewa ist bei mir in Taubereschlingen geblieben. Seit Svens Tod ist fast ein Jahr vergangen. Seitdem ist es ruhig, es ist zu keinen weiteren Vorfällen mehr gekommen. Ich kann mich nicht erinnern, dass die Telefonzelle so lange stillgehalten hat. Vielleicht ist der ganze Spuk vorbei und wir sind aus irgendeinem Grund uns jetzt selbst überlassen. Doch wenn ich ehrlich bin, glaube ich nicht daran. Keiner in Taubereschlingen tut das.
Seitdem Ewa nachts neben mir liegt, schlafe ich schlechter. Ich denke viel nach. Über die Liebe und den Tod. Vor allem aber über Schuld.
Ewa ist davon überzeugt, dass sie allein die Verantwortung trägt. Manchmal sage ich mir, dass sie damit vielleicht Recht hat. Immerhin war es ihr Wunsch, dass Sven verschwindet.
Aber wenn die Dunkelheit durch das Zimmer kriecht und sich bleischwer auf meine Seele legt, weiß ich es besser.
Mein Wunsch war zuerst da. Die Begierde, Ewa ganz allein für mich zu haben.
Und jede Nacht frage ich mich, ob Ewa ihren Wunsch ohne den meinigen überhaupt geäußert hätte. Frage mich, ob ihr Wunsch womöglich nichts weiter als der Rattenschwanz von meinem eigenen war. Und ob Ewa danach überhaupt einen freien Willen hatte.
Und dann liege ich wach und schäme mich.
Ich habe allen Grund dazu. Ich weiß, wie sehr Ewa mich liebt. Sie zeigt es mir jeden Tag.
Es ist alles so, wie es sein soll. Wir harmonieren glänzend miteinander, streiten nicht, lachen viel, haben tollen Sex. Ewa kann sich inzwischen sogar für meine Jack O’Grady-Romane erwärmen. Ein bisschen jedenfalls.
Ich bin ein verdammter Glückspilz. Alle sagen das. Die perfekte Liebe. Und ich weiß das auch.
Aber manchmal, manchmal wenn ich sie dabei beobachte, wie sie ihre typische, ganz eigene Geste vollführt, ihren Zeigefinger unbewusst an die Nasenspitze legt und ihn kurz darauf anmutig wegwirbeln lässt; dann fühle ich nicht mehr die Wonne, das Glück und das Verlangen, das ich gefühlt habe, als ich sie damals bei der Party beobachtet habe.
Ich weiß noch, wie sehr ich damals für sie gebrannt habe. Fühle noch die Hitze der Glut, die in mir gelodert hat. Aber selbst das heißeste Feuer wird irgendwann kalt, oder?
Und ich liege da, neben meiner Liebsten, höre ihren vertrauten Atem und ertappe mich bei der Frage, ob Wünsche ewig währen.

 

Hier so ziemlich auf den letzten Drücker mein Copywrite von Eisenmanns Geschichte "Ein geringer Preis".
Und ein bisschen Jack O'Grady ist auch drin.

War ein harter Ritt, Eisenmann, hat aber Spaß gemacht. Ich hoffe, du kannst mit dem Ergebnis leben!

Und jetzt komme ich auch dazu, die anderen Copywrite-Geschichten zu lesen und zu kommentieren.

 

Heyho svg!

Also jetzt muss ich dir gleich dreimal Danke sagen:
1) Danke dafür, dass du es noch geschafft hast, die Story vor der Deadline zu posten - da hast du es echt spannend gemacht :D
2) Danke, dass du neben Taubereschlingen auch tatsächlich Jack hast unterbringen können
3) und das größte Danke für deine total geniale Version/Spin-off/Weiterführung der Geschichte

Mir hat deine Story extrem gut gefallen! Du hast es prima hinbekommen, die Figuren und Details aus meinen Geschichten gekonnt und sehr originell zu übernehmen! Als ich zuerst den Tag „Romantik“ gesehen hatte, war ich richtig verdutzt! Romantik? Wer, ich?!:lol:
Aber was soll ich sagen- es war romantisch! Und zwar so richtig horrormäßig auf eine sehr plastische und lebendig erzählte Art. Ich konnte Ewa so richtig gut vor mir sehen.

Die Crux bzw. Pointe der Sache hast du auch verdammt clever eingefädelt. Das mit dem sich überschneidenden Wünschen und der Frage der Schuld ist so richtig schön perfide und es gefällt mir, dass du die eigentliche Auflösung dem Leser überlässt!

Tja, svg - ich könnte stundenlang so weiterloben. Nur fürchte ich, dass das irgendwann langweilig wird!
Daher kurz und gut: hat mir sehr gefallen... auch wenn du Jack im Kampf gegen die „mutierten Nazi-Lesben vom Mars auf der Jagd nach dem Diamanten des Todes“ nun endgültig in den Olymp der Trash-Götter befördert hast:D!

Sehr gern gelesen und vielen Dank für deine Arbeit sagt dir ein bestens unterhaltener EISENMANN

 
Zuletzt bearbeitet:

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Ich murmelte eine Antwort, die man mit viel gutem Willen als „gelegentlich“ verstehen konnte. Was gelogen war. Ich stehe total auf diesen Scheiß. Vergesst John Sinclair, Jerry Cotton oder Perry Rhodan! Jack O‘Grady fickt sie alle!

Ja, so zieht man ein Copywrite auf! :D

Kein Mädchen in Taubereschlingen hatte so einen Bauch.

Erster Lachanfall.

Wie der Schatten von Ewas Schatten.

Sehr schön!

Nein, das Problem war Sven. Und zwar von dem Moment an, als er Ewa küsste. Die Art und Weise wie er es tat, zeigte mir deutlich, dass er das öfters machte. Und was am Schlimmsten war: Es schien Ewa zu gefallen.
Missgünstig zählte ich mit. Nach dem dreiundzwanzigsten Kuss hatte ich keinen Zweifel mehr. Die beiden waren ein Paar.

Zweiter Lachanfall.

Homogen ist dein Text nicht, um es mal vorsichtig zu formulieren. Nach dem grandiosen Einstieg flacht der Text in meinen Augen etwas ab, bis das ganze Telefonkabinenzeugs erzählt ist, das dauert eine Weile, hat dann auch nicht mehr ganz den Esprit des Einstiegs. Am Ende wird’s wiederum nachdenklich, die Schuldfrage und die Frage, wie das so ist mit brennenden Wünschen, die in Erfüllung gehen. Das hat mir gut gefallen, aber da hatte sich inzwischen alles geändert, der Ton des Textes, die Erzählstimme.

Eine Geschichte wie Frankensteins Monster: Von einem verrückten Genie zusammengenäht und zum Leben erweckt. Ich war mir auf jeden Fall am Ende nicht sicher, ob das immer noch der Text ist, den ich zu lesen begonnen habe (Hat mich an From Dusk Till Dawn erinnert). Aber irgendwie ist das auch egal, ich hab mich insgesamt sehr gut unterhalten gefühlt.

Und auf jeden Fall wollte ich dir sagen, wie lustig ich den Einstieg fand. Wie du da diese Schundromanversatzstücke einbaust („Ich brannte lichterloh“), und trotzdem originell bleibst. Die Selbstironie auf der Metaebene. Ich habe mich bestens amüsiert.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 
Zuletzt bearbeitet:

svg, du weißt ja, dass ich ein Fan bin. Werde ich wohl auch immer bleiben, solange du so weiterschreibst. Deine Geschichte ist merkwürdig inkonsistent, ich komm gleich noch dazu, aber das hat mir gar nichts ausgemacht. Sie beginnt halt wahnsinnig witzig, ein selbstironischer durch und durch schräger und witziger Typ, dann deine Beschreibungen des Mädchens und dieser freche Schlagabtausch zwischen den beiden, das zieht unmittelbar in den Text rein. Ein echter Wahnsinn. Ich hab einfach nur gegrinst und mich gefreut. Und irgendwann dachte ich, verdammte scheiße, lass das bitte bitte nicht die Geschichte von der Telefonzelle sein. (Ich hatte gar nicht nachgeguckt, wen und was du kopierst. Ich muss einfach so schon immer glotzen, wenn du was Neues einstellst.) Und dann war sie es doch und klar, dann hat sich natürlich Thema, Ton, Stil, alles geändert. Das meine ich mit dem Inkonsistenten. Aber mir war das im Endeffekt ganz wurscht, weil ich gerade den Kontrast so klasse fand. Das macht Schuld aus einem Menschen. Also es hatte eine gewisse Logik für mich, dass sich der Ton innerhalb der Geschichte und die Sicht des Mannes auf sich so ändern mussten. Aber ist halt schon sehr auffällig.

Viel mehr kriegst du heute nicht von mir. Außer, dass ich deinen Text wahnsinnig genossen habe. Ob das das Humoristische deiner Anfangseinfälle ist oder die wunderschönen Beschreibungen des Mädchens. Oder auch, wie du uns den Ahmed nahe bringst. AFD-Türke, das muss einem erst mal einfallen. Und die Spannung hast du an der Stelle auch gut gesteuert. Ich war aufgespannt wie ein Pfeil und wollte unbedingt wissen, was da jetzt los ist.
Also wirklich schön.

Ein zwei Mitbringerlis hab ich trotzdem:

Mustafa stieß wildes ein Knurren aus.
Hier hat sich was vermuddelt.

Nicht bei Ewa.
Sondern bei dem, der sie ausgesprochen hat.
Und das würd ich einfach streichen. Find das Ende ohne diese zwei Sätze besser und klarer und irgendwie runder. Und weiß man als Leser doch eigentlich, dass es um seine Schuld geht.

Lieber svg, danke für dieses großartige frühmittwöchliche Vergnügen.
Novak

 

Gude svg,

ich habe das Original bereits sehr gemocht und ich muss befinden, dass mir auch deine Copywrite-Fortsetzung sehr zusagt. Nachdem der große Gesamtkonflikt aufgemacht wurde, wählst du meiner Ansicht nach genau das richtige Thema aus: wie wirkt sich das auf die Welt eines einzelnen Taubereschlingers aus?

Romantik ist selten mein Fall, aber du hast einen erfrischenden, leichten Schreibstil gewählt. Formulierungen wie z.B.:

Natürlich war Ewa nicht allein auf der Party. Das sind solche Frauen nie. Die haben immer einen Hofstaat um sich herum.
haben mich schmunzelnd durch den Text lesen lassen.

Ein paar Sachen sind mir allerdings aufgefallen:

Vielleicht lag es daran, dass ich ein absolutes Greenhorn in Herz-Schmerz-Dingen war.
-> Diese Stelle und ebenso den Anfang mit
Ich hatte mich vorher noch nie verliebt. In vierundzwanzig Jahren nicht ein einziges Mal.
finde ich wenig glaubhaft, wenn er später mit der Wirtstochter rummacht und dann doch sehr bestimmt und direkt den Kontakt mit Ewa sucht. Es kann ja durchaus sein, dass er bisher eher "körperbetonte" Erfahrungen gesammelt hat ;) aber die Konstruktion eines absoluten "Anfängers" finde ich da etwas unpassend.

Ich kenne Mustafa schon seit der Mittelstufe. Ein Mann fürs Grobe. Aber loyal bis in den Tod.
-> Also im Rahmen der ganzen Anleihen an "Schundliteratur" kann man das auch stehen lassen, aber die Stelle fand ich schon besonders schrecklich :D

Da waren sie. Das Pärchen aus Aschersleben, das vor zwei Wochen zu uns gekommen war. ...
Der Mann schrie und schrie, bis seine Stimme krächzend versagte und sich Mustafa mit seinen starken Armen endgültig um ihn kümmerte.[/I]
-> Ich habe mich gefragt, warum du einen so langen Rückblick einfügst. Mich hat das aus der eigentlichen Geschichte herausgerissen und ich habe dann auch eher quergelesen, bis es "weiterging". Klar, es ist ein Zitat und Rückblick auf den Eisenmann, aber das ist für den, der es erkennt, eine Wiederholung und für den, der es nicht kennt, ein kleiner Stilbruch.

Und ich liege da, neben meiner Liebsten, höre ihren vertrauten Atem und ertappe mich bei der Frage, ob Wünsche wirklich ewig währen.
Nicht bei Ewa.
Sondern bei dem, der sie ausgesprochen hat.
-> Es klang ja bereits bei meinen Vorrednern an: Ich war auch etwas von dem philosophischen Touch am Ende verwundert. Für mich braucht es den nicht, die Geschichte hat für mich ihre Stärke darin, die Prämisse "Sei vorsichtig, was du dir wünschst" interessant zu inszenieren und nicht originell zu lösen.


Alles in allem, aber eine gute Geschichte und meinem Empfinden nach eine sehr gelungene Fortsetzung über die Telefonzelle von Taubereschlingen. Jetzt wünsche ich mir da fast noch mehr ... mal auf den Eisenmann selbst oder einen anderen Copywriter hoffen.


Liebe Grüße,
Vulkangestein

 

Ewa beendete die Stille mit einem Seufzen.
„Es ist schön hier. Taubereschlingen wirkt so friedlich. Das ist mir schon gestern aufgefallen. Muss toll sein, hier zu leben.“
Ich antwortete mit einem Schulterzucken.

:Pfeif:

Nichts im Leben gibt es umsonst. Das weiß niemand besser als wir hier in Taubereschlingen.

:D

Hi svg,

herrlich. Großartig. Danke! :thumbsup:

Deine 'Hommage' an Jack O'Grady ist wohl die eleganteste Art, Copywrite umzusetzen. Und die Telefonzellenstory vom Eisenmann mag ich sowieso, finde ich gut, wie du das weitergesponnen hast.
(Wie sagte schon das Sams: 'Du musst genauer wünschen!')

Ewa lächelte ein letztes Mal. Ich brannte lichterloh.
„Du bist echt niedlich, Jack. Richtig niedlich. Aber mach dir keine Hoffnung.“
Damit ließ sie das, was von mir übrig war, stehen.
Ein kleines Häufchen Asche, durchsetzt mit feurig heißer Glut.

Ganz ehrlich, es ist verdammt romantisch, was du da geschrieben hast!

Der einzige Wermutstropfen für mich ist der Schlussteil. Also, die Tags werden hier ja alphabetisch sortiert, aber 'Horror' und 'Seltsam' stechen 'Romantik' ganz klar aus. In diesem Universum, so genial und skurril du uns das präsentierst, zu versuchen, am Ende eine Nummer über Schuld draus zu machen und das dann auch noch durchzudeklinieren - nee, funktioniert nicht.

Ewa ist bei mir in Taubereschlingen geblieben.

Nach diesem Satz würd ich den Stecker ziehen.

LG, Anne

 
Zuletzt bearbeitet:

So, dann wollen wir mal...
Eisenmann: Zunächst einmal schön, dass dir meine Version gefällt. Das freut mich natürlich sehr.
Witziger Weise habe ich bei der Lektüre von "Ein geringer Preis" sofort das romantische Potential der Geschichte gesehen, es hingen halt nir ein paar Gedärme und literweise Blut davor. ;)

Ich mag deine Vorgabe-Geschichte, weil sie bei aller (zeitweisen) Brutalität sehr sympathisch rüberkommt und ich das Dilemma der Dorfbewohner sehr spannend fand. Insofern war es mir eine Freude, die hier zu kopieren.
Wie du sicherlich gemerkt hast, konnte ich nicht der Versuchung widerstehen, die Splatterszene nahezu eins zu eins von dir zu übernehmen, quasi als langes Zitat. Warum versuchen, den Großmeister zu übertreffen ;)...
Kurz und knapp: ich freue mich sehr über dein Lob.
Allerdings: Dir ist schon klar, dass ich genau die zuerst erwähnte Jack O'Grady-Geschichte von dir erwarte, also ran an den Griffel mein Freund.
Schließlich gilt: Vergiss John Sinclair, Perry Rhodan und Jerry Cotton: Jack O' Grady f*** sie alle! ;) :D

Peeperkorn
Danke für das viele Lob und die netten Worte. Freue ich mich drüber, gerade auch aus deinem Munde. Freut mich, dass ich dich ab und zu zum Lachen bringen können.

Homogen ist dein Text nicht, um es mal vorsichtig zu formulieren.
Mag blöd klingen, aber in diesem Fall freue ich mich über diesen Leseeindruck, weil ich einen Bruch in Erzahlsprache und Tempo wollte. Keine Ahnung, ob das rübergekommen ist, aber die Schuld, die der Erzähler empfindet, wollte ich darin widerspiegeln. Immerhin haste den Bruch bemerkt. Das bestärkt mich schon mal darin, dass es vielleicht einigermaßen geklappt hat.
Generell hätt eich gern noch einen Tag länger für die Überarbeitung gebaht, aber Frist ist nun mal Frist - und wahrscheinlich wäre der Textsonst auch wieder erst auf den letzten Drücker fertig geworden.

Nochmals danke für deine netten Worte!

Novak. Ach, es ist so schön, wenn jemand, von dem man Fan ist, auch Fan von einem ist :) ;)... ich habe mich über deinen Kommentar total gefreut. Dafür ein herzliches Danke!

...dann hat sich natürlich Thema, Ton, Stil, alles geändert. Das meine ich mit dem Inkonsistenten.
Siehe Peeperkorn. Ich freue mich, dass du das gemerkt hast, weil ich es bewusst darauf angelegt habe. Aber beim Schreiben ist man sich ja selbst nie soooo sicher, ob man das, was man selber mit dem Text will, beim Leser auch ankommt. Insofern: Prima, dass es hier offenbar geklappt hat.

Viel mehr kriegst du heute nicht von mir. Außer, dass ich deinen Text wahnsinnig genossen habe.
Was brauche ich mehr? :D Vielen Dank

Nicht bei Ewa.
Sondern bei dem, der sie ausgesprochen hat.

Und das würd ich einfach streichen. Find das Ende ohne diese zwei Sätze besser und klarer und irgendwie runder. Und weiß man als Leser doch eigentlich, dass es um seine Schuld geht.
Ich habe hier echt mit mir gerungen, aber ja... du hast Recht. Ist raus!
Danke!

Wird fortgesetzt

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber svg,

das nenne ich eine Punktlandung. Deadline eingehalten, Schmunzelattacken auf den Leser generiert und den lieben Eisenmann ins romantische Lager herübergezogen. Alles schön fluffig formuliert und trotzdem pointiert. Ja, da kann sich der Eiserne nicht beklagen bei soviel Verbeugung vor seinem gesamten Schaffen.

Einige Beispiele:

Ich antwortete erst und dachte dann. Eine Spezialität von mir

Damit ließ sie das, was von mir übrig war, stehen
Ein kleines Häufchen Asche, durchsetzt mit feurig heißer Glut.

Alles, wirklich alles an ihr war wunderbar. Ab und zu berührte sie mit dem Zeigefinger ganz sachte ihre Nasenspitze. Der Finger verharrte dort einen Augenblick und wurde dann dann in einer anmutig wirbelnden Bewegung wieder fortgezogen.

Was klingt da für eine romantische Erotik durch (old school) und dein Protagonist mag ja von sich behaupten,

... dass ich ein absolutes Greenhorn in Herz-Schmerz-Dingen war. Und ich weiß, wie bescheuert das klingt ... aber die Welt, meine Welt, war binnen weniger Stunden zu Ewa geworden.

Ich finde, er hat allerhand Begabung, eine Frau zu erobern. Der dumme Kerl hätte doch gar nicht die Hilfe einer übernatürlichen teuflischen Kreatur gebraucht.

Du folgst dann dem Plot der Vorgabe und schlägst gegen Ende ernsthaftere Töne an. Die Frage nach der Schuld, dass die Freunde ums Leben gekommen sind. Fliege meint ja, Horror gehöre zur Unterhaltung. Da habe so ein moralisches Problem nichts zu suchen.

Du selbst hast dich ja mal als politischen Menschen bezeichnet und das schlägt sich im Text nieder.

"Das gefällt mir nicht! Fremde sind hier verdammt noch mal nicht willkommen."
Ich musste gegen meinen Willen lachen. "Es ist immer wieder komisch, wenn du das als Ausländer sagst. Du klingst wie ein AFD-Türke."

Ich warf kein Geld ein oder benutzte ein Karte. Ich wählte auch nicht. Ich sprach einfach in die schwarze Munschel.
"Ich will Ewa!"
Nur diese drei Worte.
Dann ließ ich den Hörer fallen. Riss die Tür auf und rannte in die Nacht. Rannte und rannte und rannte. So als wäre der Teufel persönlich hinter mir her.

Dann nimmt das Unheil seinen Lauf und er bekommt seine Ewa.

Im zweiten Teil also verging mir das Lachen.
(Ich finde, hier könnte man durchaus etwas straffen, um zu der Stelle zu kommen, wo Ewas Mitschuld herauskommt.) Und dann überlagert die Schuld alles.

Ich bin ein verdammter Glückspilz. Alle sagen das.

In der Tat ist er das. Die Betonung liegt auf verdammt. Und wirklich stellt sich die Frage, ob man das ewig aushalten kann.

Mir hat der ganze Text sehr gut gefallen, auch wenn ich nachvollziehen kann, dass er für einige Kommentatoren nicht aus einem Guss ist.

Herzliche Grüße
wieselmaus

 

wieselmaus schrieb:
Fliege meint ja, Horror gehöre zur Unterhaltung. Da habe so ein moralisches Problem nichts zu suchen.

Nein, nein! So habe ich das nicht gesagt. Auch im Horror kann man sich an relevanten gesellschaftlichen Themen abarbeiten. Dadurch wachsen und gewinnen die Texte auf jeden Fall. Für mich ist aber auch okay, wenn ein Genretext (so wie auch Krimi oder Romantik/Erotik oder Jugend) sich ganz der Unterhaltung widmet.

svg, auf meinem Komm musst Du noch etwas warten, andere waren vor dir da ;). Aber ich werde kommen!
Ich wollt das nur nicht so stehen lassen.

 

Hey svg,


gleich mal vorweg: Ich hab' mich echt gut unterhalten gefühlt.


Textkram:


Und den idiotischer Weise trotzdem alle haben wollen.
idiotischerweise

Ich schlug die Hände vors Gesicht und versuchte[K] erfolglos unsichtbar zu werden.
Komma

Einer[K] der sich cool findet
Komma

Obwohl sie geschminkt wie ein Paradiesvogel war, lange, glitzernde Gelnägel hatte und ein Outfit trug, das jeder anständigen Drag Queen die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätte, wirkte sie, sobald sie auch nur in die Nähe von Ewa kam, beinahe unsichtbar. Wie der Schatten von Ewas Schatten. Bunt bemaltes Grau.
Gefällt mir echt gut, svg. Auf den letzten Satz hätte ich verzichten können. Der nimmt etwas von dem starken Schattensatz, finde ich.

Fremde sind hier verdammt nochmal nicht willkommen.
noch mal

„Vergiss die. An die kommst du nicht ran. Nicht in diesem Leben.“
Vielleicht lieber: Vergiss sie. An die kommst du nicht ran ...

... dämmerte es schon. Ewa war schon vor Stunden gegangen ...
Könntest du vermeiden.

Das Geräusch tat mir in den Ohren weh und erschien mir auf unnatürliche Weise laut. Einen kurzen Augenblick lang stand ich einfach nur so da. Und dann tat ich, weswegen ich gekommen war.
Ich warf kein Geld ein oder benutzte eine Karte. Ich wählte auch nicht. Ich sprach einfach in die schwarze Muschel.
Könntest dir die Passage noch mal ansehen. Auch dieses "erschien mir auf unnatürliche Weise laut".

Gott, siehst du Scheiße aus.
scheiße

Ja[ ]... obwohl[ ]...
Leerzeichen.

Das Ding ist nur[ ]...
Leerzeichen.

Heißt das, du bist nicht der einzige, der durch so einen Anruf[ ]...
Einzige, Leerzeichen.

Ich schmeckte Ewas salzigen Schweiß.
Da stimmt was nicht, Schweiß ist immer salzig.

Du glaubst, dass die die Telefonzelle selbst[ ]...
Du weißt schon :).
Suche diesbezüglich nichts weiter raus. Da sind noch zwei/ drei Stellen im Text, meine ich.

Ewa rührte sich nicht. Hörte nur völlig apathisch zu.
Würde ich streichen, hast du auch weiter oben schon.

Als Tony fertig war, verlangte er, das Ewa ins circa dreißig Kilometer entfernte Kreiskrankenhaus gebracht würde.
dass

Sie sah aus wie ein Gespenst. Bleich und hohl.
Hohl kann ich mir nicht vorstellen. Könntest du auch in einem Satz zusammenfassen.

Aber selbst das heißeste Feuer wird irgendwann kalt, oder?
Damit machst du ja sogar eine Fortsetzung möglich :D.


Ja, svg, hat mir echt gut gefallen. Schön, wie du auch Jack O’Grady miteinflechtest. Da sind sehr viele Dinge drin, die ich positiv herausstellen könnte. Der nach Sauerkraut und Bratkartoffeln riechende AFD-Türke Mustafa zum Beispiel.
Ich habe großen Respekt, wie gekonnt du das Genre Humor bedienst. Nicht nur in dieser Geschichte. Sprachlich ist das sehr geschliffen, unaufgeregt und dem Sujet passend gestaltet. Und gegen Ende noch was Ernstes, das zum Nachdenken anregt, sich ja eigentlich schon durch den ganzen Text zieht. Das Thema Schuld. Sehr runde Geschichte, schöne Variante der Vorlage(n).
Wirklich gelungen, svg, ich habe das mit großem Vergnügen gelesen.

Vielen Dank fürs Hochladen

hell

 
Zuletzt bearbeitet:

Sorry, fürs Warten lassen. Ich war das Wochenende ohne Computer verreist. Manchmal auch ganz erholsam!
Vulkangestein:
Danke für deine netten Worten. Es freut mich natürlich, dass du als Fan des Originals auch die Kopie mochtest - und das obwohl es sogar zeitweise ein bisschen romantisch zugeht ;).

Danke auch für deine Anmerkungen. Die Greenhorn-Passage schaue ich mir später noch mal an und gucke, ob ich die ein bisschen entschärfe. Wobei ich sagen muss, ich kenne Leute, bei denen ist es genauso wie beschrieben. Zumindest behaupten sie das ;)...

Ich habe mich gefragt, warum du einen so langen Rückblick einfügst. Mich hat das aus der eigentlichen Geschichte herausgerissen und ich habe dann auch eher quergelesen, bis es "weiterging". Klar, es ist ein Zitat und Rückblick auf den Eisenmann, aber das ist für den, der es erkennt, eine Wiederholung und für den, der es nicht kennt, ein kleiner Stilbruch.
Der Rückblick - der ja wortwortlich von Eisenmann übernommen ist - habe ich als kleine Verbeugung für den Autor des Originals gedacht. Keine Ahnung, ob ich Splatter schreiben könnte (was ich überhaupt nicht abschätzig meine); aber irgendwie ist es ein so wichtiger Teil des Originals, dass ich die Stelle gern in meiner Geschichte drin haben wollte. Und warum neu schreiben, wenn der Ursrungsautor diesen Part schon optimal umgesetzt hat. ;)

Es klang ja bereits bei meinen Vorrednern an: Ich war auch etwas von dem philosophischen Touch am Ende verwundert. Für mich braucht es den nicht, die Geschichte hat für mich ihre Stärke darin, die Prämisse "Sei vorsichtig, was du dir wünschst" interessant zu inszenieren und nicht originell zu lösen.
Kann ich einerseits nachvollziehen, macht aber für mich ehrlicherweise den eigentlichen Grundkonflikt MEINER Version aus. Insofern glaube ich, dass es das braucht.

Nochmals Danke!

Anne49, auch dir vielen Dank für deinen netten Kommentar. Schön, dass dir der immer mal wieder vorgenommene EInbau von Jack O'Grady gefallen hat (ganz kurz habe ich übrigens mit dem Gedanken gespielt, eine Gesichte mit ihm als Prot zu schreiben...)

Schön auch, dass der "romantische" Teil für dich funktioniert, gerade auch deshalb, weil der ja nun doch recht weit vom Original weggeht.

Das bedeutet aber auch, dass ich trotz allem Verständnis, das hier ein bisschen anders sehe ;):

Der einzige Wermutstropfen für mich ist der Schlussteil. Also, die Tags werden hier ja alphabetisch sortiert, aber 'Horror' und 'Seltsam' stechen 'Romantik' ganz klar aus. In diesem Universum, so genial und skurril du uns das präsentierst, zu versuchen, am Ende eine Nummer über Schuld draus zu machen und das dann auch noch durchzudeklinieren - nee, funktioniert nicht.

Zitat Zitat von svg Beitrag anzeigen
Ewa ist bei mir in Taubereschlingen geblieben.

Nach diesem Satz würd ich den Stecker ziehen.

Ich verstehe, was du empfindest, und habe ernsthaft gerungen, ob ich das Ende abändere, aber wie bereits oben geschrieben, für mich ist Letzteres der Gruindkonflikt, dass was mich als Autor am Meisten an der neuen Umsetzung interessiert hat, insofern muss es nach meinem Empfinden bleiben, weil es sonst eben doch eine andere Geschichte ist. Nicht die, die ich schreiben wollte.
Danke dir!

wieselmaus
danke. Da sind sehr viele spannende Aspekte in deinem Kommentar.
Vor allem das hier trifft sehr viel von dem, was ich aussagen wollte:

Ich finde, er hat allerhand Begabung, eine Frau zu erobern. Der dumme Kerl hätte doch gar nicht die Hilfe einer übernatürlichen teuflischen Kreatur gebraucht.

und
Ich bin ein verdammter Glückspilz. Alle sagen das.

In der Tat ist er das. Die Betonung liegt auf verdammt. Und wirklich stellt sich die Frage, ob man das ewig aushalten kann.

Für mich die Kernaussage. DAS DILEMMA. Freut mich wahnsinnig, dass da das so herauslesen konntest.
Nochmals vielen Dank!

wird fortgesetzt

 

Fliege:

svg, auf meinem Komm musst Du noch etwas warten, andere waren vor dir da . Aber ich werde kommen!
Ich wollt das nur nicht so stehen lassen.
Keine Panik ;)... Ich hänge gerade so hinterher, dass ich dir nur sagen kann, lass dir Zeit ;)... ich habe bis auf Wieselmaus Copywrite (was mich natürlich besonders interessiert hat) noch gar nicht kommentiert.
Hole ich aber nach!
hell:
danke für deinen sehr netten und hilfreichen Kommentar. Den Textkram baue ich gleich ein bzw. um. Immer wieder geil, was die Leser dann doch noch alles finden.

Ich habe großen Respekt, wie gekonnt du das Genre Humor bedienst. Nicht nur in dieser Geschichte.
:kuss: Das freut mich total. Zumal es mit Humor ja immer so eine Sache ist.

Sprachlich ist das sehr geschliffen, unaufgeregt und dem Sujet passend gestaltet. Und gegen Ende noch was Ernstes, das zum Nachdenken anregt, sich ja eigentlich schon durch den ganzen Text zieht. Das Thema Schuld. Sehr runde Geschichte, schöne Variante der Vorlage(n).
Und auch hierüber freue ich mich total. Gerade auch, dass du das Ernste in der Geschichte mag, was ja durchaus einigen zu viel war. Für mich aber das Entscheidende in dieser Geschichte ist.
Herzlichen Dank noch einmal (und entschuldige bitte, dass ich dich so lange mit einer Antwort habe warten lassen.)
LG svg

 

Meine Güte,ist das lang her, dass ich mal 'n Jerry Cotton oder überhaupt was vom Bastei-Verlag in den Händen hatte.

Nun, vorgenommen hab ich mir, alle Werke dieser Runde durchzusehen, also durfte "Horror" mich nicht stören - und der Besuch in Taubereschlingen mitsamt der letzten ihrer Art, der Telefonzelle, hat sich gelohnt. Hab sogar das Gefühl, dass dorten auch Zebras streifen ... wenn nicht gar Streife gehen und den Schuldbeladenen überführen,

lieber svg,

es war mir das nackte Vergnügen!

Triviales (wird sich mit Vorreden überschneiden)

„Ich schlug die Hände vors Gesicht und versuchte[,] erfolglos unsichtbar zu werden.

„Ok.
Oklahoma?
Nee, okay = O. K. oder o. k., aber auch "okey dokey"

einmal schnappt die Fälle-Falle zu oder der Schreibfinger schlägt in der Nachbarschft ein

nur an, mit offenen Mund, und mir
(mit verlangt den Fativ, offenem)

Einer[,] der sich cool findet, weil er Bluna statt Fanta trinkt.
(Gibt's das Zeug noch - Bluna?)

Und wenn es so[...]weit ist, macht ...
(Soweit nur als Konjunktion zusammen. Meistens sind es unbestimmte räumlich/zeitliche Angaben, die immer auseinander geschrieben werden. soweit ich weiß ...)

Ich nahm einen großen Schluck Bier und versuchte[,] ihn fortzuspülen.
... neben den schmiedeeiser[n]en Parkbänken, die

Wo ist das Arschlo... ähm[...]... wo ist Sven?“
1. okay, Auslasssungspunkte zeigen an, dass wenigstens ein Buchstabe fehlt, was 2. beim "ähm" eher nicht ist. Musstu insgesamt noch mal durchsehn ...

Keiner wusste[,] wieso.
Nicht[,] nachdem ich Mustafas Neuigkeiten gehört hatte.

So weit, so gut!

Tschüss

Friedel

..., wenn die Lust sich verflüchtig[t] hat und nur noch Liebe übrig ist.

 

Hallo SVG,

bruhahaha.
Was für eine geile Weiterführung von Eisenmanns Geschichte.
Du hast das Thema gut übernommen, aber was ganz Eigenes draus gemacht. Eisenmann hat eine düstere Miniatur geschrieben und du entrollst nun ein Drama.
Mja, zumindest endet es als eines. Anfangs hast du noch einen sehr heiteren Ton im Gepäck. Der verflüchtigt sich jedoch recht bald. Mich hat das nicht gestört, aber so ganz rund ist das nicht, will ich mal meinen.
Wie du die Ewa aus Christians Sicht dargestellt hast, gefällt mir sehr. Das überzeugt mich. Dieser Schmerz, aus dem Wissen, dass sie ihm nie nie gehören wird. Das machst du so gut, dass die Bestellung bei der Telefonzelle glaubhaft wird.
Weniger glaubhaft finde ich das Gespräch zwischen ihm und Ewa, als er von der Zelle erzählt. Das geht dann doch zu schnell. Also vielleicht ist es nicht das Tempo, sondern die Art, wie sie das gleich annimmt.
Da könnte man noch dran feilen.

Plötzlich fand ich sie nicht nur rattenscharf, sondern auch noch super süß. Eine unwiderstehliche Mischung. Und natürlich wusste sie das.
„Haste das in alle deine Klamotten gestickt?“ Ich gab mich cool, obwohl ich schon längst Feuer gefangen hatte.
das haben wir nun langsam kapiert ;) Kann wirklich raus

Ewa lächelte ein letztes Mal. Ich brannte lichterloh.
„Du bist echt niedlich, Jack. Richtig niedlich. Aber mach dir keine Hoffnung.“
Damit ließ sie das, was von mir übrig war, stehen.
Ein kleines Häufchen Asche, durchsetzt mit feurig heißer Glut.
Auch hier, würd eich die Feuermetapher arg zurückdimmen, das ist deutlich zu viel des Guten. Nur, um das am Ende noch mal aufzunehmen, nee, das ist zu dicke
Ich Idiot hatte auf für immer gehofft.
furchtbarer Satz :aua:

Joa, ich habe das wirklich gerne gelesen. Die Frage der Schuld und die Schuld im Allgemeinen angesichts der Nutzung der Zelle, das kommt zum Ende hin immer ehr in den Fokus und ist ja auch titelgebend. Vielleicht wäre es runder, wenn das Thema Schuld schon etwas früher fallen würde. So sind das für mich noch zwei Stücke.
Aber, wie gesagt: ich habe mich köstlich unterhalten gefühlt. Wenn das dein Ziel war, hast du es erreicht.

grüßlichst
weltenläufer

 

Friedel, weltenläufer und maria.meerhaba. Bin bis Donnerstagabend auf Dienstreise. Dann - spätestens Freitag - ausführliche Antworten. Bishierhin erst einmal nur danke!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo svg,

Horror+Romatik+Seltsam? Ich dachte, dass das nie, nie, niemals funktioniert. :shy:

Missgünstig zählte ich mit. Nach dem dreiundzwanzigsten Kuss hatte ich keinen Zweifel mehr. Die beiden waren ein Paar.
Och, ich möchte Christian in den Arm nehmen oder wenigstens aufmunternd auf die Schulter klopfen. Und Ewa will ich schütteln und wach rütteln. Das wäre alles so zuckersüß traurig zu lesen, hätte ich nicht den Tag Horror im Nacken sitzen. Und so warte ich gespannt darauf, dass Ewa zur Scream Bitch wird. :sealed:

Ich finde, du hast das Szenario um die gelbe Telefonzelle (voll old school :D), die Touristen aus dem fernen Gießen und die wissenden Dorfbewohner sehr spannend aufgezogen. Für mich ist der letzte Absatz nicht ganz rund. Um die Geschichte zu schließen, wiederholst du die Metapher mit der Hitze der Glut und erwähnst noch einmal diesen Nasenspitzentiptick. Das bräuchte es für mich nicht. Und die Schuld, die bleischwer auf seiner Seele liegt - diese Ausdrucksweise passt nicht so richtig zum Anfang der Geschichte.
Richtig gut in dem Absatz fand ich den Gedanken über die Echtheit von Ewas Liebe.

Sehr gern gelesen.
Viele Grüße
wegen

 

Bei mir bricht gerade privat alles zusammen, ich werde so schnell wie mir möglich ist antworten, bin aber mental gerade auf einer komplett anderen baustelle unterwegs. Entschuldigung! :(

 

Hallo svg,

dein Text ist der letzte Text des Copywrite, den ich zu kommneiteiern habe. Na ja, du hast ihn auch knapp vor Torschluss eingestellt. Den Text vom Eisenmann kannte ich nicht und habe ihn schnell noch vor deinem gelesen. Du erzählst eine Art Fortsetzung zu seiner Geschichte. Taubereschingen, Jack O’Grady und die mysteriöse, glücks- und todbringende Telefonzelle (aha, jetzt weiß ich auch, warum es nirgendwo mehr Telefonzellen gibt). Du brauchst ziemlich viel Raum, reihst Zeile an Zeile, Wort an Wort und ich spüre eine gewisse Hast, Unausgewogenheit, wenig Dynamik, lässt dir Zeit die Ewa-Christian-Lovestory aufzurollen, aber was sie sie zueinander treibt, keine Ahnung. Ich glaube, dem Text könnten Streichungen gut bekommen, schließlich sind einige Stellen herrlich absurd.

Textstellen:

„Ich glaube, von dem habe ich auch mal was gelesen. Irgendwas total Krankes mit ganz vielen nackten Weibern, einem Tentakel-Urzeit-Ungeheuer, mutierten Super-Nazis und einem verfluchten Riesendiamanten, der jedem, der ihn besitzt, den sicheren Tod bringt. Und den idiotischer Weise trotzdem alle haben wollen. Kennste?“
Ich antwortete erst und dachte dann. Eine Spezialität von mir.
„Jack O’Grady und die nymphomanen Killerlesben vom Amazonas.“
beste Stelle und das gleich am Anfang:Pfeif:

Unscheinbar. Klassisch. Gelb.
Langsam, wie in Trance, ging ich auf die Telefonzelle zu.
na ja, klassisch 70er/80er Jahre:hmm:

Ich konnte kaum glauben, wie schön sie war. Sogar danach, wenn die Lust sich verflüchtig hat und nur noch Liebe übrig ist.
ziemlich mieseste Stelle:D

viele Grüße und hey, falls du mal Zeit hast, also ein bisschen, darfst du gern auch andere Texte kommentieren
Isegrims

 

Hallo svg,

gefällt mir sehr gut, was du aus der Idee von der bösen Telefonzelle gemacht hast. :)

Ich finde deine Version auch ein Stück gruseliger als das Original - ich glaube, weil du dich weniger darauf konzentrierst, was die Telefonzelle mit ihren Opfern macht, sondern mehr darauf, was es mit einem Menschen macht, wenn er die Möglichkeit hat, die Macht der Telefonzelle für sich zu nutzen. Externe Monster sind nur solange gruselig, wie sie auf dem Monitor oder der Buchseite in Erscheinung treten, weil ich weiß, dass es sie in Wirklichkeit nicht gibt. Monster in unserem Inneren ... die sind nachhaltiger gruselig, weil man sich vor denen wirklich in Acht nehmen muss.

Ich habe ein paar Detailanmerkungen und starte gleich mal mit denen. Falls sich da vieles wiederholt, was schon diskutiert wurde, tut es mir leid, ich bin noch nicht dazu gekommen, den ganzen Thread zu lesen, aber ich wollte gern das Restwochenende noch für wenigstens einen Kommentar nutzen.

Schuld
Von dem Titel bin ich nicht wahnsinnig begeistert, muss ich sagen. Eigentlich mag ich Einworttitel ganz gern, ich verwende die auch selbst gerne und ich finde es meistens ganz elegant, wenn man das Wesen einer Geschichte in einem einzigen Wort zusammenfassen kann. Aber "Schuld" ... ja, das passt schon zu deiner Geschichte, passt aber auch zu tausend anderen.
Möglicherweise ist das bei mir auch einfach "besetzt", denn ich bringe "Schuld" als Titel sehr stark mit dem Buch von Ferdinand von Schirach in Verbindung und vielleicht störe ich mich deshalb daran, wenn ein anderes Werk den Titel für sich beansprucht.
Na ja, das muss dich nicht stören, aber für den Fall, dass du sowieso zwischen verschiedenen Titelalternativen hin und her geschwankt bist und dich dann nach langem Zweifeln für diesen entschieden hast, würde ich sagen: nimm lieber einen anderen. :)

Horror, Romantik, Seltsam
Also die Romantik sehe ich ehrlich gesagt nicht. Dein Protagonist ist zwar überzeugt davon, er hätte sich verliebt - aber ich bin der Meinung, er täuscht sich. Denn wenn man jemanden wirklich liebt und sieht, die Person ist in einer glücklichen Beziehung, dann müsste man ja, wenn man wirklich das Beste für die will, zumindest versuchen, sich von der fernzuhalten und nicht die Beziehung zu sabotieren (oder gar den Rivalen aus dem Weg zu räumen).

Christian verwechselt Liebe mit dem Wunsch, jemanden zu besitzen - was der Hauptgrund dafür ist, warum der Text für mich so gruselig ist. Und das ist ja gar kein Subtext, sondern der Text selbst:

Ewa war eine dieser Frauen, die man nicht angucken kann, ohne dass es weh tut. Weil sie nicht dir gehören. Und du genau weißt, dass sie das auch nie, nie, nie und niemals nicht tun werden.

Das gefällt mir nicht! Fremde sind hier verdammt nochmal nicht willkommen.“
Ich musste gegen meinen Willen lachen. „Es ist immer wieder komisch, wenn du das als Ausländer sagst. Du klingst wie ein AFD-Türke.“
Ich hatte gehofft, ihn durch meinen Einwand milder zu stimmen, aber Mustafas Gesicht verfinsterte sich nur noch mehr.
„Du weißt, wie ich das meine, blödes Arschloch. Haste das Pärchen schon vergessen? Die beiden aus Aschersleben. Ich nicht! Schöne Scheiße.“
Seine Stimme zitterte jetzt leicht.
Gute Szene! Irgendwie wünsche ich mir, dass mal jemand eine Geschichte aus der Perspektive von Mustafa schreibt. Auf den ersten Blick wirkt es ja, als wäre er super integriert in Taubereschlingen. Aber irgendwie scheint ihm die Rolle als "Mann fürs Grobe" so ein bisschen aufs Auge gedrückt worden zu sein, und dann werden ihm seine Befürchtungen, dass er womöglich wieder einen schmutzigen Job machen muss, auch noch als Fremdenfeindlichkeit ausgelegt. Der muss eigentlich ein ziemlich gutmütiger Typ sein, wenn er sich immer noch mit dem Prot abgibt.

Es war wie immer, wenn wir rummachten. Ich bekam eine Erektion. Sonst fühlte ich nichts.
:thumbsup:
Ich finde den Christian extrem unsympathisch. Aber als Erzähler ist er nicht schlecht, das muss ich ihm lassen.

Und neben den schmiedeeiseren Parkbänken
schmiedeeisernen

Nicht, nach alledem, was danach passiert ist.
Das Komma nach Nicht gehört meiner Meinung nach nicht dahin.

Und ich hockte die ganze Zeit über neben ihr und fühle mich schuldig.
fühlte

„Du verstehst nicht!“ Ihr Gesicht war kalkweiß. „Nachdem du mir deine Geschichte erzählt hast, bin ich über den Marktplatz zum Hotel. Da habe ich sie gesehen. Die Telefonzelle. Und ich... ich bin... reingegangen... weil ... weil ich dachte, es sei eine witzige Idee... weiß auch nicht, warum ich... und dann... dann...dann...“
Sie sah aus wie ein Gespenst. Bleich und hohl.
„Was hast du getan?“
Ich traute mich kaum, die Frage auszusprechen.
Ewa blickte mich aus großen Augen an, bevor sie flüstert: „Ich habe mir gewünscht, dass Sven aus meinem Leben verschwindet.“
Das kann man verschieden interpretieren. Vielleicht hat sich Ewa wirklich zu Christian hingezogen gefühlt und sich von seinem harmlosen Trashliteraturfan-Äußeren täuschen lassen. Es ist ja angedeutet, dass die nicht so ein richtig tolles Händchen hat bei der Auswahl von Männern und dass sie vor Sven schon ein paar Mal eine schlechte Wahl getroffen hat. Also - Sven ist nett, aber nicht die große Liebe, mit Christian knistert es mehr und dann macht sie das mit der Telefonzelle als kleine Spinnerei, als "was wäre wenn"-Spiel. Durchaus vorstellbar.

Aber ich lese das anders. Christian war vor ihr in der Telefonzelle. Und er ist Taubereschlinger. Nach allem, was ich über die Telefonzelle weiß, glaube ich nicht, dass die Wünsche von x-beliebigen Leuten erfüllt. Die müssen in der Stadt wohnen und Teil des Pakts sein, also sich daran beteiligen, dass sie Opfer bekommt. Das heißt, Ewas Wunsch, dass Sven verschwinden soll, das ist gar nicht ihr eigener Wunsch gewesen. Das ist der Effekt von Christians Wunsch. Die Telefonzelle hat in ihren freien Willen eingegriffen. Und das finde ich noch viel, viel scheußlicher als das Explodieren von Ascherlebener Touristinnen.

"Liebeszauber" werden oft als humoristisches Element in Geschichten gebraucht, die zu einem Haufen putziger Verwicklungen führen, und am Ende ist dann doch alles gut und jede/r ist mit dem oder der Richtigen verpaart. Das hab ich noch nie verstanden. Die Vorstellung, dass die eigenen Gefühle manipuliert werden und man gezwungen ist, jemanden zu lieben, den man von alleine nicht lieben würde, ist doch von Grund auf schrecklich!

Dein Protagonist kommt ja irgendwann auch auf den Trichter.

Und dann liege ich wach und schäme mich.
Recht so! Nicht, dass das der armen Ewa und den beiden toten Jungs irgendwas nützen würde, aber immerhin.

Und ich liege da, neben meiner Liebsten, höre ihren vertrauten Atem und ertappe mich bei der Frage, ob Wünsche ewig währen.
Sag ich doch. Das war keine Liebe, er wollte sie nur besitzen. Jetzt wo das erfüllt ist, ist er plötzlich nicht mehr glücklich damit. Am Ende wird er vielleicht nur aus Schuldgefühl mit ihr zusammen bleiben.
Hmm ... na gut, vielleicht passt der Titel doch ganz gut.

Grüße von Perdita

 

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