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Ein geringer Preis

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11.07.2008
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Ein geringer Preis

Tony hörte den Lärm aus Axels Kneipe schon von weitem. Gelächter, Musik, Pfiffe und Rufe. Wie immer gings bei Axel hoch her.
Der Schnee fiel in dicken, schweren Flocken. Sauberer, fester und hartnäckiger Schnee. Der konnte noch bis Mitte April liegen bleiben. Nicht so wie dieses wässrige, grauschwarze Matschzeug in den Städten, das die hässlichen Straßen nur noch schmuddeliger machte.
Vor der Wirtschaft blieb Tony kurz stehen und sammelte seine Gedanken. Das würde jetzt kein Vergnügen werden.
Er sah sich um. Auf dem kleinen Parkplatz stand ein Geländewagen mit einem fremden Kennzeichen: 'ASL'. Aus dem Dorf kam niemand aus Aschersleben. Also Durchreisende. Aber das wusste er ja schon.
Mit einem Seufzen stieß Tony die Tür auf und betrat den Schankraum. Ein riesiger Kachelofen sorgte zusammen mit den vielen Gästen dafür, dass die lupenartigen Gläser von Tonys Brille sofort beschlugen. Ihm wehte der kräftige Duft von Bratkartoffeln, Haxen mit Sauerkraut und würzigem Bier entgegen. Aus der Stereoanlage hinter der Theke trällerte irgend ein Schlagerfuzzi. Von den Wänden starrten Hirschschädel und Wildschweinköpfe mit toten Glasaugen auf ihn herab.
Axel stieß einen lautstarken Pfiff aus, der den allgemeinen Lärmpegel durchschnitt wie sein Rasiermesser die Kehlen der zappelnden, quiekenden Ferkel, die er schlachtete, wenn mal wieder Krustenbraten und Speckknödel auf der Karte stehen sollten.
„Na da schau her, der Tony. Grüß dich. Du musst unbedingt den Wacholder vom Franz probieren. Christine, mein kleiner Engel, bring dem Tony doch gleich mal eine Lage.“ Axel schwenkte eine bauchige Korbflasche und lachte gutmütig. Seine dicken Hamsterbacken glühten und die Lachfältchen um seine Augen verliehen ihm zusammen mit dem Bürstenhaarschnitt das Aussehen eines Igels.
Georg, der Polizist, hob das Glas und prostete in Tonys Richtung. Seine Krawatte lag zusammen mit dem Ausrüstungsgürtel und der Dienstpistole in der Schirmmütze neben ihm auf der Bank.
„Auf dich, Tony. Den besten Bürgermeister, den Taubereschlingen jemals hatte.“ Die übrigen Gäste lachten, applaudierten und pfiffen. Axels Tochter Christine, die in den Semesterferien bei ihrem Vater kellnerte, brachte ein Tablett mit einem Schnapsglas und Bier. Kondenstropfen liefen an dem eiskalten Krug herab.
Tony sah in Christines lächelndes Gesicht. Ihr langer blonder Pferdeschwanz lag wie eine Seidenstola über ihrer Schulter. Wie gerne hätte er sich einfach nur auf eine der Bänke an den Ofen gesetzt und die Kälte der Winternacht mit Witzen, Liedern, Skat und Bier vertrieben.
Aber das musste noch warten.
Die Anwesenden merkten, dass etwas nicht stimmte. Das Gebrabbel und Gelächter erstarben. Stattdessen setzte nervöses Murmeln ein. Axel runzelte die Stirn und kam hinter dem Tresen hervor.
„Ist dir was? Du schaust aus, als hätts dir die Petersilie verhagelt. Sag schon.“
Tony nahm langsam seine Brille ab und rieb sich müde die Augen. Dann setzte er sie wieder auf und schaute sich bedächtig um. Sein Gesicht war ausdruckslos, die Miene undurchdringlich.
„s ist wieder an der Zeit.“
Schlagartig verstummten alle Gespräche. Klirrend knallte das Tablett aus Christines Händen auf den Boden. Sie hatte die Augen weit aufgerissen. Ihr Blick erinnerte Tony an Gansers dämliche Pferde, wenn er seine Tochter Paula zum Reitunterricht brachte. Die blöden Viecher glotzten ihn auch immer so panisch an. Fast so, als wüssten sie es.
Nur noch die Musik war zu hören.
Ohne Tony aus den Augen zu lassen, drehte Axel leicht den Kopf in Richtung seiner Tochter.
„Liebes, würdest du bitte die Musik ausmachen?“
„Papa, du hast mir versprochen, dass ich nie wieder …“
„Stell das verfickte Gedudel ab“, sagte Axel leise, aber so drohend, dass Tony unbewusst einen Schritt zurückwich.
Christine drehte sich herum, ging hinter die Theke und schaltete die Anlage aus.
Nur noch das Knacken des Ofens war zu hören.
Axel ließ die Schultern hängen. Sein Gesicht war grau und eingefallen.
„Sie hat angerufen, ja?“
„Na was denkst du denn?!“
Die Gäste sahen Tony erschreckt an. Georg stand auf. Jede Spur von alkoholbedingter Fröhlichkeit war aus seinem Gesicht verschwunden. Er griff zu seiner Pistole und zog sie aus dem Holster. Grimmig ließ er den Verschluss zurückgleiten und trat neben Tony.
„Seid froh, dass es nur so selten passiert. Wir alle wissen, wie das jetzt läuft. Also reißt euch gefälligst zusammen.“
Tony sah Georg dankbar an. Wenn er nicht immer so entschlossen durchgreifen würde, wäre Chaos ausgebrochen. Dank ihm aber blieb die Situation unter Kontrolle. Auf Georg war Verlass.
Der Bürgermeister sah zu Axel hinüber.
„Wem gehört der SUV aus Ossiland da draußen?“
Der Wirt nickte wortlos zu einem kleinen Ecktisch am Fenster. Ein Pärchen saß dort. Der Mann trug einen gepflegten Vollbart. Seine Partnerin schien etwas jünger als er zu sein. Sie hielten sich an den Händen und beobachteten stumm und unbehaglich das Geschehen.
Niemand sah in Richtung des Ecktisches, als Georg zu dem Pärchen hinüber schlenderte. Er machte sich weder die Mühe, seine Uniformjacke anzuziehen, noch seine Pistole wegzustecken. Er hielt sie locker am gestreckten Arm in der Hand.
„Na los. Mitkommen.“
„Was hat das zu bedeuten? Ich verstehe nicht, was das hier werden soll. Was wollen Sie überhaupt von uns?“
Georg winkte mit der Pistole in ihre Richtung.
„Christian, Mustafa. Geht mir mal zur Hand.“
Zwei muskulöse junge Männer bahnten sich ihren Weg durch die Menge. Sie packten die beiden grob an den Armen und rissen sie von ihren Stühlen. Die Frau kreischte auf. Der Mann versuchte, das Buttermesser zu greifen. Georg drückte ihm den Lauf seiner Pistole an die Stirn.
„Aufhören, oder ich schieße dir und deiner Tussi ins Gesicht. Na, bist du jetzt lieb?“
Der Mann wurde ruhig. Hilflos sah er zu seiner Begleiterin.
„Was wollt ihr von uns? Sie sind doch Polizist, verdammt noch mal! Wir haben nichts getan.“
Tony stellte sich neben Georg.
„Nein, aber das werden Sie. Und dafür möchte ich Ihnen von Herzen danken. Ich hoffe, das tröstet Sie ein wenig. Los jetzt.“
Christian und Mustafa zerrten das Pärchen ins Freie. Die Gäste folgten ihnen aufgeregt murmelnd. Mittlerweile fiel der Schnee wie eine weiße, undurchdringliche Wand. Außer den Straßenlaternen brannte kein Licht. Es war nicht besonders kalt, aber dennoch zitterte Tony am ganzen Körper, als er die Gruppe die Straße hinunter zu dem kleinen Marktplatz führte. Und von dort weiter hinter den kleinen Springbrunnen, dessen Zeitschaltuhr jeden Tag um 22.00 Uhr das beheizte Wasserspiel abstellte. An der riesigen Eiche vorbei, die einer Legende zufolge von Bismarck persönlich eingepflanzt worden war, auch wenn niemand erklären konnte, was zum Teufel Bismarck jemals in so einem Kaff verloren haben sollte. Weiter entlang der schmiedeeisernen Parkbänke, die auf kleinen Messingschildchen der Welt verkündeten, dass sie eine Spende der Genossenschaftsbank Taubereschlingen waren.
Und dort stand sie. Bei einem Mülleimer. Unscheinbar. Klassisch. Gelb.
Die Leute versammelten sich um die Telefonzelle. Tony trat an die schwere gummierte Schwingtür und ging hinein. Dann nahm er den Hörer ab und sprach für die Übrigen unhörbar in die Muschel. Schließlich nickte er und verließ die Telefonzelle wieder. Er stellte sich vor die Gruppe. Die Anwesenden hielten den Atem an. Die Frau aus der Kneipe schluchzte leise und der Mann sah den Bürgermeister mit schreckgeweiteten Augen an. Tony trat vor die beiden Gefangenen. Er seufzte ein letztes Mal und legte dann seine Hand auf die Schulter der Frau.
„Sie will die Frau.“ Die Frau schrie auf und der Mann versuchte sich aufbrüllend loszureißen. Georg drosch ihm mit einem Teleskopschlagstock in die Kniekehlen. Der Mann flog hart zu Boden.
Tony hielt die Tür der Telefonzelle auf und Christian stieß die Frau hinein. Die beiden drückten die Tür zu und traten zurück. Die Frau kreischte, rüttelte an der Tür und trommelte mit ihren Fäusten gegen die Scheibe.
Das Neonlicht in der Zelle begann zu flackern. Zuerst nur ein wenig und unstet, doch dann immer schneller. Schließlich blitzte und zuckte das Licht wie ein Stroboskop. Ein dumpfes Grollen ertönte. Das Telefon begann zu klingeln. Lauter und lauter. Die Dorfbewohner wichen immer weiter von der Telefonzelle zurück, die wie wild wackelte und vibrierte. Die Frau im Inneren schrie, tobte und hielt sich die blutenden Ohren zu. Immer heftiger schaukelte die Kabine wie in einem Sturm. Sie flog hin und her, als hätte sie einen epileptischen Anfall. Und plötzlich, mit einem Schlag, blieb die Telefonzelle stehen.
Die Frau explodierte in einem Knall aus Blut, Fleischbrocken und Knochentrümmern. Die Überreste klatschten an die Innenwände der Zelle. Ihre abgerissene Kopfhaut rutschte zusammen mit einem Großteil ihrer Haare langsam an der Tür zu Boden.
Der Mann schrie und schrie, bis seine Stimme krächzend versagte. Die ihn umgebenden Personen sahen ihn stumm an.
Tony hockte sich neben ihn zu Boden.
„Sie verstehen das jetzt nicht, aber ihre Frau hat uns gerettet. Ich weiß noch nicht genau wovor, aber vor irgendetwas Schlimmem, was passieren könnte. Wissen Sie, wir alle verdanken dieser Telefonzelle so viel. So unvorstellbar viel.“
Georg trat vor.
„Meine Frau hatte Brustkrebs. So frisch, dass die Scheiße keinem einzigen Arzt aufgefallen wäre. Jetzt raten Sie mal, woher ich das erfahren habe, hm? Ich hab einen verdammten Anruf gekriegt. Die Zelle hat meine Frau gerettet.“ Der Polizist sah zu Axel hinüber.
„Die Bremsleitung von Christines Auto war beschädigt. Meine Tochter hätte sterben können. Der Mechaniker sagte, es wäre ein Wunder, dass ich das bemerkt hätte. Nur hab ich’s gar nicht bemerkt, sondern die Zelle. Sie hat mich angerufen.“
„Ihr seid verrückt. Ihr seid alle total wahnsinnig, ihr Schweine.“
Tony schüttelte mitleidig den Kopf.
„Die Zelle beschützt uns. Sie sagt uns, wer von uns in Gefahr oder krank ist und wann wir uns vor was schützen müssen. Vor über einem Jahr hat sie mich angerufen und mir gesagt, dass wir ein paar alte Asbestmatten in die Wände unserer Schützenhalle stecken sollten. Einfach so. Wir wussten nicht warum, aber wir vertrauten ihr und habens gemacht. Und wissen Sie, was passiert ist? Uns hat man unsere Schützenhalle nicht weggenommen und da irgendwelches Gesocks reingesteckt. Unsere Nachbargemeinde hatte nicht so viel Glück.“
Der Bürgermeister deutete auf die Telefonzelle. Die Scheiben waren blitzblank sauber. Nicht ein Fleckchen war zu sehen.
„Alles, was sie von Zeit zu Zeit will, ist Nahrung. Sie ruft mich an, wenn Fremde ins Dorf kommen und sie Hunger hat. Ein geringer Preis für ein ganzes Dorf, wenn sie mich fragen.“
Tony stand wieder auf und klopfte sich den Schnee von der Hose. Dann drehte er sich zu Georg.
„Der Wagen?“
„Ist in drei Stunden in der Tschechei. Ich hab Marek schon angerufen. Wir sollen den Körper wieder in den Kofferraum legen.“
Der Bürgermeister nickte Mustafa zu. Der junge Türke schlang seinen Arm um den Hals des Mannes. Mustafas Bizeps spannte sich an. Die meisten blickten zu Boden oder schlossen die Augen. Aber Tony sah so lange zu, bis die Beine des Mannes nicht mehr den Schnee durchwühlten, strampelten und zuckten. Dann drehte er sich zu den Dorfbewohnern um.
„Ich glaube, jetzt können wir alle einen Wacholder vom alten Franz gebrauchen, was meint ihr?“
Ein kollektives Aufatmen war zu hören. Halblautes Gemurmel setzte ein. Sogar das eine oder andere Lächeln stahl sich in manche Gesichter.
Mustafa schulterte den Körper. Dann machten sich die Taubereschlinger auf den Rückweg zu Axels Kneipe.

 

Hi Wortkrieger!

Ich hab gute Laune und deshalb einfach nur ne kleine Horrorstory fürs Wochenende. Mal wieder Back to the roots!:D

Und ein schönes selbiges wünscht euch der EISENMANN

 
Zuletzt bearbeitet:

Wie schön und hallo Eisenmann,

eine Horrorgeschichte zum Kaffee. Was gibts Besseres?
Na und was für eine das dann war. Schön abgefahren, blutrünstig. Was genau passiert, sag ich mal nicht, will ja nicht den Kommentarlesern die Geschichte auflösen und die Spannung nehmen.
Ich fands jedenfalls aufregend und auch so ein bisschen trashig (aber wunderbar dosiert) überzogen, dass ich gleichzeitig am Schmunzeln war. Klingt jetzt abgebrüht, bin ich aber eigentlich gar nicht. Ich hab nur den Eindruck, so ein winziges Lachfältchen war auch an deinen Augen, als du die Geschichte geschrieben hast. Spielt auch so ein bisschen mit Elementen von Horrorstories.

Ist selbstverständlich gut geschrieben, wie ich das von dir kenne. Und was ganz leicht Angetrashtes, warum auch nicht mal wieder. Ich habe es genossen.


Hier ein paar Kleinigkeiten anbei:

Nicht so wie dieses wässrige, grauschwarze Matschzeug in den Städten, dass die hässlichen Straßen nur noch schmuddeliger machte.
das

Das Gebrabbel und Gelächter erstarben.
Würde ich streichen. Warum? Weiß ich nicht. :D

Georg holte mit einem Teleskopschlagstock aus und drosch den Mann brutal Schlag zu Boden.
Da fehlt was.


Kleine wunderbare Kaffeeversüßung. Dankeschön.

 

Hej Eisenmann,

möchte dich nicht mit schlechter Laune erleben.

Nicht so wie dieses wässrige, grauschwarze Matschzeug in den Städten, dass die hässlichen Straßen nur noch schmuddeliger machte.

..., das die hässlichen Straßen nur noch schmuddeliger machte.

Spannung konntest du jedenfalls aufbauen, deine Charaktere/Namen, derer nicht wenige, waren aber überschaubar und die Situation absurd genug, um neugierig zu bleiben.

Die Erklärerei und die Beispiele hätten mir "eingearbeitet" bestimmt besser gefallen, aber es war ja nur so'n Snack zum Wochenende. Und das gefällt mir. Mal eben eine unterhaltsame Schreibübung aus dem Ärmel geschüttelt. Was da so los ist in deinem Kopf.

Deinen Humor hättste auch gerne ausweiten können, aber "dämliche Pferde beim Reitunterricht" war okay.

Danke und freundlicher Gruß, sowie ein unblutiges Wochenende, Kanji

 

Hallo Eisenmann,

Achtung: nicht spoilerfrei
Ich schreibe einfach mal beim Lesen mit.

Ein geringer Preis
Ich hab jetzt schon das Gefühl, dass es irgentwie um Prostitution geht xD

Tony hörte den Lärm aus Axels Kneipe schon von der Ecke der Straße aus. Gelächter, Musik, Pfiffe und Rufe. Ging hoch her, beim Axel.
Du hast zwar schon ganz am Anfang das Wort Kneipe, ich habe aber trotzdem das Gefühl, dass du nach den ersten beiden Sätzen auf einmal sehr stark Alltagssprache verwendest. Vielleicht kriegst du einen sanfteren Übergang hin.

Seine dicken Hamsterbacken glühten und die Lachfältchen um seine Augen verliehen ihm zusammen mit dem Bürstenhaarschnitt das Aussehen eines Igels.
Schön beschrieben.

Ihr Blick erinnerte Tony an Gansers dämliche Pferde,
Wenn der Tony dem Anschein nach so in Panik ist, denkt er doch nicht an dämliche Pferde, oder?

„Stell das verfickte Gedudel ab!“, sagte Axel leise, aber so drohend, dass Tony unbewusst einen Schritt zurückwich.
Das ist wieder schön.

„Seid dankbar, dass es nur so selten passiert.
Ich weiß zwar noch nicht was passiert, was total spannend ist, aber wenn es so etwas schreckliches ist, warum leben dann die Leute in dieser Stadt?

Die Frau explodierte
What? Ich dachte sie wird in die Unterwelt teleportiert, wie bei dieser Maskenballgeschichte.

Die Zelle hat meine Frau gerettet.
Achsoo! Desswegen leben sie in dieser Stadt.

Mustafas Bizeps spannte sich an. Die meisten blickte zu Boden oder schlossen die Augen. Aber Tony sah so lange zu, bis die Beine des Mannes nicht mehr den Schnee durchwühlten, strampelten und zuckten.
Warum halten sie den Typen nocht so lange gefangen, bis das Ding wieder Hunger hat?

Das ist eine sehr interessante Geschichte. Vor allem so viel philosophische Tiefe hätte ich für eine Horrorgeschichte nicht erwarten. Hat mir gefallen. Ich hätte gerne mehr gelesen ^^

LG,
Alexei

 
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Lieber Eisenmann,

ich lese deine Geschichten sehr gerne, auch wenn mir mal wieder nichts Gutes schwante. So nette Menschen und so blutrünstig. Ob das noch unter Selbstverteidigung fällt? Hat ein bisschen was von Dürrenmatt, Besuch der alten Dame ...

Jedenfalls sehr spannend und bloß klitzekleine Fehlerchen.

Sie packten die beiden barsch an den Armen.

Barsch verbinde ich mit Sprache, grob scheint mir hier gemeint.

Der Mann versuchte( Komma) das Buttermesser zu greifen ...

... und drosch den Mann brutal Schlag zu Boden.

Schlag kann einfach gestrichen werden.

Mit amüsierter Gänsehaut ( ja, die gibt's!) gelesen.

Freundliche Grüße
wieselmaus

 
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Hallo @Eisenmann,

Tony hörte den Lärm aus Axels Kneipe schon von der Ecke der Straße aus.

Ist vielleicht kleinlich, aber die »Ecke« stört mich, würde ich rausnehmen, wenn sie unwichtig ist. Ohne klingt der Satz für mich flüssiger, knackiger. Ist ja schließlich der erste Satz deiner Geschichte.

Er sah sich um. Auf dem kleinen Parkplatz stand ein Geländewagen mit einem fremden Kennzeichen. ASL.

Vorschlag: Das ASL mittels Hochkomma oder kursiver Schrift hervorzuheben oder nach 'Kennzeichen' einen Doppelpunkt zu setzen. Fände ich angenehmer beim Lesen.

Ein riesiger Kachelofen sorgte zusammen mit der Wärme der vielen Gäste dafür …

'der Wärme der vielen Gäste' hm, da krieg ich nicht gleich das Bild, dass du dir erhoffst. Besser zurecht käme ich mit: Ein riesiger Kachelofen sorgte zusammen mit der Wärme, die die vielen Gäste verbreiteten, dafür …
Ist aber Geschmackssache.

Ihm wehte der kräftige Duft von Bratkartoffeln, Haxen mit Sauerkraut und würzigem Bier entgegen. Aus der Stereoanlage hinter der Theke trällerte Musik. Von den Wänden starrten Hirschschädel und Wildschweinköpfe mit leeren Glasaugen auf ihn herab.

Fantastisch, diese Beschreibung. Ich bin mittendrin.

Axel stieß einen lautstarken Pfiff aus, der den allgemeinen Lärmpegel durchschnitt wie sein Rasiermesser die Kehlen der zappelnden, quiekenden Ferkel, die er schlachtete, wenn mal wieder Krustenbraten und Speckknödel auf der Karte stehen sollten.

Da hatte ich zuerst Probleme, weil ich gedanklich den Tony noch als Erzähler im Kopf hatte. Das 'sein Rasiemesser' bezog ich daher auf den Tony. Doch ich habs dann schnell begriffen.
btw. zweimal 'stieß' relativ kurz hintereinander (Mit einem Seufzen stieß Tony die Tür auf/Axel stieß einen lautstarken Pfiff aus).

Die Anwesenden merkten, dass etwas nicht stimmte. Das Gebrabbel und Gelächter erstarben.

Ups, woran merkten die das? Ich hab nichts mitgekriegt, mir fehlt da was.

„Ist dir was? Du schaust aus, als hats dir gründlich die Petersilie verhagelt. Sag schon.“

Hm, vielleicht 'häts'?

Tony nahm langsam seine Brille ab und rieb sich müde die Augen. Dann setzte er die Brille wieder auf und schaute sich bedächtig um.

Ist jetzt echt kleinlich von mir, aber ich hab grad voll viel Zeit :-)
Denk mal über die zwote Brille nach. Kann man vllt umgehen. So klingts nicht sehr schön.

„S‘ist wieder an der Zeit.“

Das Apostroph stimmt hier, glaube ich, nicht. Es müsste:
»´s ist wieder an der Zeit.« heißen und in diesem Fall darf das 's' auch am Satzanfang kleingeschrieben werden.

Schlagartig verstummten alle Gespräche. Klirrend knallte das Tablett aus Christines Händen auf den Boden. Sie hatte die Augen weit aufgerissen. Ihr Blick erinnerte Tony an Gansers dämliche Pferde, wenn er seine Tochter Paula zum Reitunterricht brachte. Die blöden Viecher glotzten ihn auch immer so panisch an. Fast so, als wüssten sie es.

Finde ich auch wieder ein tolle, atmosphärische Beschreibung. Nur den letzten Satz kapiere ich nicht – auch beim zweiten Durchgang nicht.

„Stell das verfickte Gedudel ab!“, sagte Axel leise, aber so drohend, dass Tony unbewusst einen Schritt zurückwich.

Das '!' passt für mich nicht mit dem 'leise' zusammen, auch nicht, wenn er den Satz drohend ausspricht.

Jede Spur von alkoholbedingter Fröhlichkeit war aus seinem Gesicht verschwunden.

' alkoholbedingter' kann mMn weg – der Leser hat das mitgekriegt, dass gezecht wurde.

Seid dankbar, dass es …
Tony sah Georg dankbar an.

Ich sach nix

Zwei muskulöse junge Männer bahnten sich ihren Weg durch die Menge, Sie packten die …

Punkt vor 'Sie'.

Die Frau kreischte laut auf.

'laut' könnte mMn weg. Gekrischen wird nie leise.

„Nein, aber das werden sie. Und dafür möchte ich Ihnen von Herzen danken. Ich hoffe, das tröstet Sie ein wenig. Los jetzt.“

Aha, die werden geopfert – stimmts?

Die Gäste folgten ihnen leise murmelnd.

Gemurmel ist immer leise

Georg holte mit einem Teleskopschlagstock aus und drosch den Mann brutal Schlag zu Boden.

Überbleibsel?

Das Neonlicht in der Zelle begann zu flackern. Zuerst nur ein wenig und unstet, doch dann immer schneller. Schließlich blitzte und zuckte das Licht wie ein Stroboskop. Ein dumpfes Grollen ertönte. Das Telefon begann zu klingeln. Lauter und lauter. Die Dorfbewohner wichen immer weiter von der Telefonzelle zurück. Die Zelle wackelte und vibrierte. Die Frau im Inneren schrie, tobte und hielt sich die blutenden Ohren zu. Immer heftiger schaukelte die Kabine wie in einem Sturm. Sie flog hin und her, als hätte sie einen epileptischen Anfall. Und plötzlich, mit einem Schlag, blieb die Telefonzelle stehen.

Kann da richtig mitfühlen
btw: dreimal hintereinander 'Die' am Wortanfang.

Die Frau explodierte in einem Knall aus Blut, Fleischbrocken und Knochentrümmern an die Innenwände der Zelle. Ihre abgerissene Kopfhaut rutschte zusammen mit einem Großteil ihrer Haare langsam an der Tür zu Boden.

Du Eisenmann du. Ich habe das beim Mittagessen gelesen.

Die ihn umgebenden Personen sahen ihn stumm an.

Finde ich bisschen umständlich. Mein Vorschlag: Die Dorfleute sahen ihn stumm an.
Dass die um ihn herum stehen, kann man sich auch ohne den Hinweis vorstellen.

„Sie verstehen das jetzt nicht, aber ihre Frau hat uns gerettet. Ich weiß noch nicht genau wovor, aber vor irgendetwas Schlimmen, was passieren könnte …

Schlimmem?

„Die Zelle beschützt uns. Sie sagt uns, wer von uns in Gefahr oder krank ist und wann wir uns vor was schützen müssen. Vor über einem Jahr hat sie mich angerufen und mir gesagt, dass wir ein paar alte Asbestmatten in die Wände unserer Schützenhalle stecken sollten. Einfach so. Wir wussten nicht warum, aber wir vertrauten ihr und haben‘s gemacht. Und wissen Sie, was passiert ist? Uns hat man unsere Schützenhalle nicht weggenommen und da irgendwelches Gesocks reingesteckt. Unsere Nachbargemeinde hatte nicht so viel Glück.“

Ganz schön gehässig.

Der junge Mann legte seinen Arm um den Hals des Mannes.

siehst es selbst

Die meisten blickte zu Boden oder schlossen die Augen.

blickten

Sogar das ein oder andere Lächeln stahl sich manche Gesichter.

in manche?

Ich habe das wirklich gerne gelesen und mit Ausnahme der Szene mit dem zerfetzten Schädel, habe ich auch keine Gänsehaut gekriegt. Horror ist nicht so sehr mein Ding, wenn es blutrünstig wird. Eine schöne Idee, die Telefonzelle als Lebensretterin in das Dorf zu stellen und klar, für umme gibt´s nichts. Und wie praktisch, dass da grad ein paar Ossis zu Gast waren. Und dann die Geschichte auch noch: »Ein geringer Preis« zu nennen. Beschämt sei, wer schlecht darüber denkt.

Das schreibst du also, wenn du gute Laune hast? Du bist mir ja einer.

Hab Spaß gehabt.

Lieber Gruß
Tintenfass

 

Hallo (blond filettierender) Eisenmann,

danke! Ich hab so gelacht. Genau das Richtige an diesem verregneten Tag.

Tony hörte den Lärm aus Axels Kneipe schon von der Ecke der Straße aus.

"Von der Ecke der Straße" hat mich gleich im ersten Satz rausgehauen. Ich glaub, ich würd die Ecke killen.

Ein riesiger Kachelofen sorgte zusammen mit der Wärme der vielen Gäste dafür, dass die lupenartigen Gläser von Tonys Brille sofort beschlugen.

Da stell ich mir irgendwie Diether Krebs vor, falls dir der noch was sagt ...

Axel stieß einen lautstarken Pfiff aus, der den allgemeinen Lärmpegel durchschnitt wie sein Rasiermesser die Kehlen der zappelnden, quiekenden Ferkel, die er schlachtete, wenn mal wieder Krustenbraten und Speckknödel auf der Karte stehen sollten.

Der schlachtet mit dem Rasiermesser? Echt jetzt? Ich dachte, nur mit 'nem Messer.

Wie gerne hätte er sich einfach nur auf eine der Bänke an den Ofen gesetzt und die Kälte der Winternacht mit Witzen, Liedern, Skat und Bier vertrieben.
Aber das musste noch warten.

Tja, wenn die Pflicht ruft ... :D

„Ist dir was? Du schaust aus, als hats dir gründlich die Petersilie verhagelt. Sag schon.“

Als hätts dir, würd ich sagen. Schon klar, Umgangssprache, Konjunktiv nur sehr sparsam verwenden. Aber ich hätt es tatsächlich eher so im Ohr.

Mittlerweile fiel der Schnee wie ein weißer, undurchdringlicher Wasserfall.

Wasserfall??? Kann ich mir nicht vorstellen. Eher 'ne Wand.

Und von dort weiter hinter den kleinen Springbrunnen, dessen Zeitschaltuhr jeden Tag um 22.00 das Wasserspiel abstellte.

Der 22.00 würd ich ne Uhr spendieren.

Uns hat man unsere Schützenhalle nicht weggenommen und da irgendwelches Gesocks reingesteckt.

Bemerkenswert, dass es bei denen einen Mustafa gibt. Ich glaub, den würd ich tatsächlich killen, will sagen: in einen Manfred umbenennen. Dann wärs gleichmäßig böse: Gesocks, Ossis - herrlich non-pc ...

Ich wünsch dir ein schönes Wochenende!
Anne

 

Hey Eisenmann,


Ich hab gute Laune und deshalb einfach nur ne kleine Horrorstory fürs Wochenende.
Hat Spaß gemacht, danke für die augenzwinkernde, kurzweilige Geschichte. Ich hab' mich gut unterhalten gefühlt.

Peanuts:

Der Schnee fiel in dicken, schweren Flocken. Sauber, fest und hartnäckig.
Wirklich Peanuts, aber den zweiten Satz beziehe ich auf den ersten und dann geht der für mich nicht. ... fiel sauber, fest und hartnäckig?
Vielleicht: Der Schnee fiel in dicken, schweren Flocken. Sauberer, fester Schnee.
Ach, oder du streichst den Satz einfach - den braucht's auch nicht, finde ich.

Ihm wehte der kräftige Duft von Bratkartoffeln, Haxen mit Sauerkraut und würzigem Bier entgegen.
Die ganze Wirtshausatmosphäre und das "Dorfidyll" hast du mit wenigen Pinselstrichen echt gut eingefangen.

Franz probieren. Christine, mein kleiner Engel, bring dem Tony doch gleich mal eine Lage.“ Axel ...
Nur mal so zum Anmerken - exemplarisch: Manchmal kam ich mit den Namen ziemlich durcheinander.

Tony nahm langsam seine Brille ab und rieb sich müde die Augen. Dann setzte er die Brille wieder auf und schaute sich bedächtig um. Das Gesicht war ausdruckslos, seine Miene undurchdringlich.
Ich glaube, du hast nur diese und eine weitere Beschreibung für Tonis Aussehen gewählt (Außensansicht). Würdest du darauf verzichten, hätte ich den Erzähler personal eingeordnet. Kannst ja mal über die Perspektive nachdenken, wenn du möchtest.

„Liebes, würdest du bitte die Musik ausmachen?“
„Papa, du hast mir versprochen, dass ich nie wieder …“
Würde ich durch wir ersetzen.

„Sie hat angerufen, ja?“
Nein, das hab ich mir vorhin ausgedacht, um die Stimmung zu heben. Was denkst du denn?!“
Das leise Augenzwinkern im Text hat mir gut gefallen, hier ist mir das zu viel Klaumauk - ist auch ziemlich ausgelutscht, finde ich. Würde ich rausnehmen.

Die Gäste sahen Tony betroffen an.
Hm, ein Bild bekomme ich dadurch nicht, akzeptiere das aber auch. Betroffen gefällt mir trotzdem nicht.

„Seid dankbar, dass es nur so selten passiert. Wir alle wissen, wie das jetzt läuft. Also reißt euch gefälligst zusammen.“
Tony sah Georg dankbar an.
Vielleicht: Seid zufrieden, dass ... ?

Der Wirt nickte stumm zu einem kleinen Ecktisch am Fenster. Ein Pärchen saß dort. Der Mann trug einen gepflegten Vollbart. Seine Partnerin schien etwas jünger als er zu sein. Sie hielten sich an den Händen und beobachtete stumm und unbehaglich das Geschehen.
Ließe sich auch vermeiden, wenn du möchtest.

Er hielt sie locker am gestreckten Arm in der Hand.
Meintest du am herabhängenden Arm? Bei gestrecktem passt für mich der lockere Griff nicht so recht.

Und von dort weiter hinter den kleinen Springbrunnen, dessen Zeitschaltuhr jeden Tag um 22.00 das Wasserspiel abstellte.
Wasserspiele auch im Winter?

Weiter entlang der schmiedeeisernen Parkbänke, die auf kleinen Messingschildchen der Welt verkündeten, dass sie eine Spende der Genossenschaftsbank Taubereschlingen waren.
Das gefällt mir, dieses humoristische "Vorführen". Heitert den Text schön auf und ich hab' trotzdem auch das typische Dorf vor Augen.

Die Frau schrie auf und der Mann versuchte sich aufbrüllend loszureißen.
Fehlt da nicht ein Komma?

Georg holte mit einem Teleskopschlagstock aus und drosch den Mann brutal Schlag zu Boden.
Da stimmt was nicht.

Die Frau explodierte in einem Knall aus Blut, Fleischbrocken und Knochentrümmern [...] an die Innenwände der Zelle.
Fehlt da was?

Der Mann schüttelte den Kopf.
„Ihr seid verrückt. Ihr seid alle total wahnsinnig, ihr Schweine.“ Tony schüttelte mitleidig den Kopf.
Vermeidbar.

Vor über einem Jahr hat sie mich angerufen und mir gesagt, dass wir ein paar alte Asbestmatten in die Wände unserer Schützenhalle stecken sollten. Einfach so. Wir wussten nicht warum, aber wir vertrauten ihr und haben‘s gemacht. Und wissen Sie, was passiert ist? Uns hat man unsere Schützenhalle nicht weggenommen und da irgendwelches Gesocks reingesteckt. Unsere Nachbargemeinde hatte nicht so viel Glück.
Wunderbar böse und gleichzeitig so schön gesellschaftskritisch :).

Die meisten blickte zu Boden ...
n

Und dort stand sie. Bei einem Mülleimer. Unscheinbar. Klassisch. Gelb.
Die Leute versammelten sich um die Telefonzelle. Tony trat an die schwere gummierte Schwingtür und ging hinein. Dann nahm er den Hörer ab und sprach für die Übrigen unhörbar in die Muschel. Schließlich nickte er und verließ die Telefonzelle wieder. Er stellte sich vor die Gruppe. Die Anwesenden hielten den Atem an. Die Frau aus der Kneipe schluchzte leise und der Mann sah den Bürgermeister mit schreckgeweiteten Augen an. Tony trat vor die beiden Gefangenen. Er seufzte ein letztes Mal und legte dann seine Hand auf die Schulter der Frau.
Was mir noch aufgefallen ist, du arbeitest stellenweise mit sehr vielen Konjunktionen (und), was ja kein Fehler ist, mir aber einfach ins Auge sprang.


Mehr habe ich nicht zu meckern, aber loben möchte ich noch mal, Eisenmann: Mir hat das echt gut gefallen. Ich hab' mich wunderbar unterhalten gefühlt!


Vielen Dank fürs Hochladen


hell

 

Hallo Eisenmann,

nun, zuallererst muss ich zugeben, dass ich ein wenig verwirrt bin. Die Geschichte liest sich ein bisschen wie die trashigen Horrorgeschichten von früher. Ist sie denn als selbstironisches Werk gedacht? Ich bin da unschlüssig, weil ich in so einem Fall fast das Tag Satire erwarten würde.

Der Stil, den du hier verwendest, konzentriert sich auf kurze Sätze, die gut mit der Erzählzeit einhergehen, manchmal sind sie mir jedoch ein wenig zu abgehackt. Vor allem in der wörtlichen Rede ist mir das aufgefallen.

Anfangs habe ich ein wenig gebraucht, um in die Geschichte einzusteigen, aber da ich davon ausgehe, dass du den Leser so lange wie möglich im Dunkeln tappen lassen möchtest, finde ich das in Ordnung.

Also Durchreisende. Aber das wusste er ja schon.
Gehe ich hier richtig in der Annahme, dass er ganz gezielt dieses Paar aufsucht, eben weil sie auf der Durchreise sind? Ich meine: Wurde es ihm gesteckt (zB von Herbergsvater oder -mutter?) bzw. hat er sie ausgespäht?

Nur folgende Stelle erschließt sich mir nicht:

Die blöden Viecher glotzten ihn auch immer so panisch an. Fast so, als wüssten sie es.
Was genau ist es denn, was die Pferde angeblich wissen?

Das Ende ist fast schon komisch, was meine Theorie unterstützt, dass es sich hierbei um keine ernstzunehmende und sich ernstnehmende Horrorstory handelt. Vielleicht sogar mit einer Prise britischem Humor - aber eben auf bayrisch.
Im Großen und Ganzen bin ich mit der Story erst warm geworden, während ich diesen Kommentar geschrieben habe, gebe ich offen zu. Ein wenig Vorwarnung durch entsprechende Tags wie Satire hätten mir schon vorher verraten, was mich hier erwartet und aus welcher Perspektive ich die Story lesen sollte.

Liebe Grüße,

Jana

 

Hallo Eisenmann,

so ganz trivial finde ich die Geschichte nicht. Auf die Gefahr zuviel hinein zu interpretieren, dachte ich hinterher darüber nach, wieviele fremde Menschenleben eine Gesellschaft bereit ist, für ihr Gefühl von Sicherheit zu opfern. Das mit der Turnhalle ist prima. Und Mustafa darf die Drecksarbeit machen. Sehr schön böse.


Ihm wehte der kräftige Duft von Bratkartoffeln, Haxen mit Sauerkraut und würzigem Bier entgegen. Aus der Stereoanlage hinter der Theke trällerte Musik. Von den Wänden starrten Hirschschädel und Wildschweinköpfe mit leeren Glasaugen auf ihn herab.

Die schwülstige Atmosphäre in der Kneipe hast du toll beschrieben.

Axel schwenkte eine bauchige Korbflasche und lachte gutmütig. Seine dicken Hamsterbacken glühten und die Lachfältchen um seine Augen verliehen ihm zusammen mit dem Bürstenhaarschnitt das Aussehen eines Igels.

Wunderbar! Er ist eigentlich so gutmütig, aber was muss, das muss.

Und von dort weiter hinter den kleinen Springbrunnen, dessen Zeitschaltuhr jeden Tag um 22.00 das Wasserspiel abstellte. An der riesigen Eiche vorbei, die einer Legende zufolge von Bismarck persönlich eingepflanzt worden war, auch wenn niemand erklären konnte, was zum Teufel Bismarck jemals in so einem Kaff verloren haben sollte. Weiter entlang der schmiedeeisernen Parkbänke, die auf kleinen Messingschildchen der Welt verkündeten, dass sie eine Spende der Genossenschaftsbank Taubereschlingen waren.

Alles sehr, sehr deutsch.

Es war nicht besonders kalt, aber dennoch zitterte Tony am ganzen Körper, als er die Gruppe die Straße hinunter zu dem kleinen Marktplatz führte.

Ach der Arme, er tut es wirklich nicht gerne ...

Die meisten blickte zu Boden oder schlossen die Augen.

blickten

Mustafa schulterte den Körper. Dann machten sich die Taubereschlinger auf den Rückweg zu Axels Kneipe.

Und vielleicht gibt es noch ein Taubereschlinger Wirtschaftswunder, wenn die Telefonzelle anfängt Anlagetips zu geben.

Hat mir gut gefallen!

Liebe Grüße von Chutney

 

Hallo Eisenmann,

ich springe mal direkt rein:

Aus der Stereoanlage hinter der Theke trällerte Musik
Das mit der Musik hast du schon oben erwähnt („Gelächter, Musik, Pfiffe und Rufe.“). Gelächter, Pfiffe und Rufe wiederholst du ja auch nicht. :Pfeif:

„Stell das verfickte Gedudel ab!“, sagte Axel leise, aber so drohend,
Ausrufezeichen und "leise" passt nicht so ganz.

durch die Menge, Sie packten die beiden
Punkt.

um 22.00
um 22:00 (Uhr)

Die Frau schrie auf und der Mann versuchte sich aufbrüllend loszureißen. Georg holte mit einem Teleskopschlagstock aus und drosch den Mann brutal Schlag zu Boden.
Spätestens hier verliert die Story ihre Seriosität. :lol:

„Ist in drei Stunden in der Tschechei. Ich hab Marek schon angerufen. Wir sollen den Körper wieder in den Kofferraum legen.“
Voll cool geschrieben!

Die meisten blickte zu Boden
blickten

Eine verrückte Geschichte. Daraus hätte Stephen King ein ganzes Buch gemacht.
Hat mich sehr amüsiert. Prima! :thumbsup:

Schönen Abend und liebe Grüße,
GoMusic

 
Zuletzt bearbeitet:

Huhu liebe Wortkrieger!

Vielen Dank für eure Kommentare, Anmerkungen und das Feedback. Es freut mich, wenn ich euch mit der "Telefonzelle des Grauens" ein wenig unterhalten konnte. Das hätte ich eigentlich auch als Titel wählen können, aber das klingt in etwa so bombastisch und dramatisch wie "Der Killer von Pusemuckel", nicht wahr?!:D
------------------------------
Novak!

Huhu Novak!

Viele lieben Dank für deine Anmerkungen und dein Lob! Es freut mich sehr, dass ich dir trashig die Kaffeepause versüßen konnte!!:D
Ich finde das übrigens auch, dass ein bisschen Trash nie schaden kann! Und du hast völlig recht - da war in der Tat das ein oder andere Lachfältchen im Spiel, als ich diese Geschichte geschrieben habe!

Ist selbstverständlich gut geschrieben, wie ich das von dir kenne. Und was ganz leicht Angetrashtes, warum auch nicht mal wieder. Ich habe es genossen.
Wow, vielen lieben Dank für das Kompliment! Es freut mich sehr, dass du die Geschichte genießen konntest!!:)

Viele liebe Grüße und ein schönes WE wünscht dir der mit Handy telefonierende EISENMANN!!

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Kanji

Heyho Kanji!

Auch dir vielen lieben Dank für deine Kritik und die wertvollen Anmerkungen.

[...]und die Situation absurd genug, um neugierig zu bleiben.
Ich schwöre dir, in irgendeinem Paralleluniversum mache ich dir echt irgendwann mal einen Heiratsantrag, schmier dir jeden Morgen frische Brötchen zum Frühstück und du schenkst mir dafür eine ganze Busladung voller EISENMANN-Kanji-Mix-Kiddies!! Obwohl mich der Gedanke mit Grauen erfüllt, es gäbe mehr von meiner Sorte!!!:D

Was da so los ist in deinem Kopf.
Keine Ahnung - wenn ich's irgendwann mal rausfinden sollte, sag ich's dir!!:Pfeif:

Und bevor ich es vergesse - das hier hast du mal als Kommentar unter eine Jack-O'Grady-Geschichte geschrieben

Als er damit fertig war, seine Frau über drei Räume zu verteilen, hat er mit Blut an die Schlafzimmerwand Ihren Namen geschrieben, Mr. O’Grady.
Das erinnert mich an eine Texstelle von "Die Ärzte" - Meine Ex(plodierte Freundin)

folgende Szene ist also eine ganz persönliche Widmung nur für dich:
Die Frau explodierte in einem Knall aus Blut, Fleischbrocken und Knochentrümmern.
:shy:
Bis dahin viele liebe Grüße vom EISENMANN
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alexei

Hi Alexei!

Vielen Dank für deine Anmerkungen. Es freut mich sehr, dass ich dich mit der Geschichte unterhalten konnte und du auch philosophische Ansätze erkennen konntest. Die Story sollte vordergründig "nur" der Unterhaltung dienen, aber ich habe mir bei ein paar Passagen schon etwas mehr Gedanken gemacht. Schön, dass du das erkannt hast, danke!!:)

Warum halten sie den Typen nocht so lange gefangen, bis das Ding wieder Hunger hat?

Erste Regel der kriminellen Unterwelt: Nie unnötige Zeugen am Leben lassen!! Die Zelle hat ja nicht jeden Tag Hunger. Die Gefahr, dass er irgendwann fliehen kann, ist zu groß. Deshalb das Motto: "Tote reden nicht"!;) Aber vielen Dank für diese Anmerkung - ich hatte auch kurz erwogen, denn Mann als Geisel (vorerst) am Leben zu lassen, aber das wäre zuviel zu erklären und auszuschmücken gewesen. Also habe ich mich für den einfachen Weg entschieden.

Viele Grüße vom EISENMANN
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... to be continued!!

 

wieselmaus

Hallo liebes Wieselchen!:)

Das freut mich jedes Mal aufs Neue, dass du meinen blutrünstigen Werken immer so schöne Seiten abgewinnen kannst und stets so nette Anmerkungen und Worte für meine Geschichten findest - vielen lieben Dank dafür!!

Das ist aber ein ziemlich großes Kompliment, mich mit Dürrenmatt in einem Atemzug zu nennen - ich persönlich fand "Die Physiker" sehr eindringlich und gut.

Deine Textanmerkungen habe ich umgesetzt.

Ich freue mich, dir eine amüsierte Gänsehaut beschert zu haben und wünsche dir ein schönes Wochenende,
EISENMANN
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Tintenfass

Heyho Tintenfass!

Wow, vielen Dank für deine sehr ausführliche und detaillierte Kritik. Ich finde, es ist jedes Mal allein schon für sich genommen ein sehr großes Kompliment, wenn man so viel Zeit und Mühe in das Kommentieren einer Geschichte investiert - vielen Dank dafür!

Besonders gut haben mir deine Textanmerkungen gefallen - ich habe die weitestegehend übernommen, weil die mich weitestgehend überzeugt haben! Manchmal sieht man bei seinem eigenen Text den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Super, wenn man dann objektive Impulse und Anmerkungen bekommt.

Nur den letzten Satz kapiere ich nicht – auch beim zweiten Durchgang nicht.
Hm, das ist natürlich blöd, dass ich das so unverständlich beschrieben habe. Ich wollte damit ausdrücken, dass Tony bei den panischen Blicken der Pferde den Eindruck hatte, als wüssten die Pferde, dass es im Dorf eine menschenfressende Telefonzelle gibt! Mann - wenn ich das selbst grad so lesen, muss ich über den Trash schon gut grinsen!!!:lol:

Und dann die Geschichte auch noch: »Ein geringer Preis« zu nennen. Beschämt sei, wer schlecht darüber denkt.

Hey, das ist ja ein ziemlich fieser Gedanke, den du da hast!!;) Das "gering" sollte sich eigentlich auf "Ein Mensch im Tausch für ein ganzes Dorf" beziehen und hatte jetzt weniger etwas mit dem "Wert" bzw. "Unwert" von Wessis und Ossis zu tun!! In diesem Licht gibt das der Geschichte ja noch einen letzten, ziemlich makabren Zug - ich schätze, da muss ich dir wohl "Danke" sagen für diesen mir selbst gar nicht so bewussten Hinweis!:thumbsup:

Das schreibst du also, wenn du gute Laune hast? Du bist mir ja einer.

Yep!;)

Wir lesen uns!

Grüße vom EISENMANN

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Eisenmann,

nette Geschichte, für mich aber eine der schwächsten, die ich von dir bisher lesen durfte.

Tony hörte den Lärm aus Axels Kneipe schon von weitem. Gelächter, Musik, Pfiffe und Rufe. Wie immer gings bei Axel hoch her.
In einer Dorfkneipe ist WIE IMMER Halligalli? Nein, nehme ich dir nicht ab. Da wird Bier und Schnaps getrunken und dumm daher geredet (ja, Klischee). Aber hoch her geht es da normalerweise nicht.

Der Schnee fiel in dicken, schweren Flocken. Sauberer, fester und hartnäckiger Schnee. Der konnte noch bis Mitte April liegen bleiben. Nicht so wie dieses wässrige, grauschwarze Matschzeug in den Städten, das die hässlichen Straßen nur noch schmuddeliger machte.
Trägt nichts zur Geschichte bei, kann weg.

Axel stieß einen lautstarken Pfiff aus, der den allgemeinen Lärmpegel durchschnitt wie sein Rasiermesser die Kehlen der zappelnden, quiekenden Ferkel, die er schlachtete, wenn mal wieder Krustenbraten und Speckknödel auf der Karte stehen sollten.
Ähm, ja. Warum pfeift der Hansel? Dass in Kürze ein ALS zu schlachten ist, lässt sich vielleicht auch dezenter den Anwesenden klar machen. Zumal die Todgeweihten doch anwesend sind.

„Na da schau her, der Tony. Grüß dich. Du musst unbedingt den Wacholder vom Franz probieren. Christine, mein kleiner Engel, bring dem Tony doch gleich mal eine Lage.“
Und der Wirt merkt nix? Der Tony pfeift die Wirtschaft zusammen und das ist normal?

Die Anwesenden merkten, dass etwas nicht stimmte.
Woran? Eben sind doch noch alle leicht ...

Nur noch die Musik war zu hören.
Ohne Tony aus den Augen zu lassen, drehte Axel leicht den Kopf in Richtung seiner Tochter.
„Liebes, würdest du bitte die Musik ausmachen?“
„Papa, du hast mir versprochen, dass ich nie wieder …“
Sorry, den Teil verstehe ich nicht.

„Seid froh, dass es nur so selten passiert.
Dazu würde ich doch gerne mehr wissen.

„Wem gehört der SUV aus Ossiland da draußen?“
Echt? Das muss er bei zwei (in Worten: zwei) unbekannten Gästen in der Kneipe fragen?

Zum Rest:
Das Geschüttel der Telefonzelle fand ich seltsam, ist aber als übernatürliches Element in Ordnung.

Die moralische Komponente offenbart natürlich Abgründe. Menschenleben lassen sich gegeneinander aufrechnen. Auch mal 2:1. Eigentlich ziemliche verabscheuungswürdig, aber das ist da halt so. Teil des Horrors.

Ich bin echt hin und her gerissen. Den Plot finde ich geil, an der Umsetzung muss ich mich leider reiben. Vielleicht kannst du ja mit meinem wirren Geschreibsel etwas anfange.

Viele Grüße
Holger

 

Anne49

Huhu liebe Anne!

Vielen Dank für deine Anmerkungen und die Zeit, die du dir für meinen kleinen Horrorhappen genommen hast.

danke! Ich hab so gelacht. Genau das Richtige an diesem verregneten Tag.
Yeah!! Schon mal perfekt!!:thumbsup:

Da stell ich mir irgendwie Diether Krebs vor, falls dir der noch was sagt ...
Da hab ich wiederum total lachen müssen!! Klar kenne ich noch Diether Krebs mit seiner dicken Lupenbrille und den vorstehenden Zähnen aus Scetchup! Das waren noch Zeiten!

Der schlachtet mit dem Rasiermesser? Echt jetzt? Ich dachte, nur mit 'nem Messer.
Wirkt irgendwie ein bisschen krasser, so'n Rasiermesser, nicht wahr? Obwohls vielleicht sogar humaner wäre, ein Rasiermesser zu benutzen? Ich mag jedenfalls das Wort "Rasiermesser" so gern.;)

Bemerkenswert, dass es bei denen einen Mustafa gibt. Ich glaub, den würd ich tatsächlich killen, will sagen: in einen Manfred umbenennen. Dann wärs gleichmäßig böse: Gesocks, Ossis - herrlich non-pc ...
Den Mustafa wollte ich absichtlich drin lassen, um das Dorf jetzt nicht (auch noch) als Nazi-Kaff darzustellen, sondern eher so eine Art verschworene Dorfgemeinschaft, die keinen von außen rein lässt, aber im Innenverhältnis tatsächlich auch Murat und Mustafa toleriert. Das könnte man natürlich noch etwas filigraner ausarbeiten, aber dafür sollte die Geschichte gar nicht gemacht sein. Trotzdem verstehe ich gut, was du meinst. Ich könnte mir gut vorstellen, dass diese Idee auch als Geschichte funktionieren kann.

Ein schönes Wochenende wünscht dir der EISENMANN
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@Manilo

Hi Manilo!

Vielen Dank für dein Feedback, hab mich sehr gefreut, dass du sie als das hier ansiehst:

böse kleine Story
:D

Ich persönlich fände es allerdings noch fieser, wenn die Zelle einfach nur Menschenopfer
verlangt, damit sie die Bewohner überhaupt leben lässt.

Stimmt, wär auch sehr fies. Aber dann würden die Dorfbewohner von Tätern zu Opfern werden. Und man müsste das Problem lösen, warum die Dorfbewohner dann nicht fliehen würden? Aber das wäre auch ne coole Hintergundstory für eine Geschichte!
Stimmt - es geht doch nix über gemeine, tiefschwarze Gedanken und Ideen!!:Pfeif:

Schönes Wochenende und viele Grüße vom EISENMANN

 

Hallo Eisenmann

Tony hörte den Lärm aus Axels Kneipe schon von weitem. Gelächter, Musik, Pfiffe und Rufe. Wie immer gings bei Axel hoch her.
Theoretisch könntest du den Unterstrichenen kicken - Gelächter, Pfiffe, da weiß man schon

Ein riesiger Kachelofen sorgte zusammen mit den vielen Gäste dafür, dass die lupenartigen Gläser von Tonys Brille sofort beschlugen. Ihm wehte der kräftige Duft von Bratkartoffeln, Haxen mit Sauerkraut und würzigem Bier entgegen. Aus der Stereoanlage hinter der Theke trällerte Musik. Von den Wänden starrten Hirschschädel und Wildschweinköpfe mit leeren Glasaugen auf ihn herab.
Ist mir in der Szenen ein bisschen zu adjektivgeladen! Das erste und letzte würde ich, wäre es mein Text, drinnen lassen, und beim Rest könntest du mal schauen, ob es dir ohne sie nicht besser gefällt?

„Stell das verfickte Gedudel ab.“, sagte Axel
ohne Punkt

Der Mann versuchte, das Buttermesser zu greifen. Georg drückte ihm den Lauf seiner Pistole an die Stirn.
Ich finde das etwas unauthentisch, dass er das Buttermesser nehmen will, um sich zu verteidigen. Ich denke da an gepflegte Hipster, wegen dem Bart, oder zumindest Städter. Haben die nicht irgendwie Vertrauen in die Polizei oder zumindest so viel Respekt, dass sie nicht auf die Idee kommen würden, also als erste Reaktion sozusagen sich gegenüber einem Polizisten verteidigen zu müssen? Nur ein Gedanke.

Georg holte mit einem Teleskopschlagstock aus und drosch den Mann brutal zu Boden.
Hier fände ich ein paar Details gut, um das zu 100% vor Augen zu haben und im Geschehen zu sein - z.B. schlägt er mit dem Stock in die Kniekehle, und derjenige fällt dann zu Boden oder so

Ja krass, gelesen. Ich finde die Idee mit der Telefonzelle auf jeden Fall sehr cool, v.a. auch, dass sie die Leute warnt und beschützt, aber dann im Gegenzug Nahrung von Zeit zu Zeit will. Finde ich eine sehr interessante Grundidee. Ich denke mir gerade, da könnte man auf jeden Fall auch was Größeres mit aufziehen, eine richtig lange Horror-Geschichte. Du könntest die Telefonzelle theoretisch auch nur einzelne Familien (die große Probleme haben) kontaktieren lassen, die allesamt denken, sie seien die einzigen, die von der Zelle angerufen werden. Und im Gegenzug für Tipps und Hilfe der Zelle müssen sie für die Zelle andere Dorfbewohner killen. Aber ich schweife ab :D
Doch, deine Idee fand ich gut, mit der Zelle, hat mir gefallen, ein kurzes Schmankerl.

Gruß
zigga

 

Hallo Eiserner,

das ist ja mal wieder eine nette Story zum späten Wochenendfrühstück! Das, was da von den Scheiben runterläuft, harmoniert bestens mit dem Johannisbeergelee auf meinem Toast. Und ich hatte schon als Kind so ein ungutes Gefühl in Telefonzellen, besonders in den alten, gelben. :gelb:

Dementsprechend habe ich auch nichts Großes an deinem Text auszusetzen. Gute, böse Unterhaltung, gewohnt souverän umgesetzt, mit ein paar Spitzen auf unsere heutige Gesellschaft versetzt. Irgendwo zwischen Christine, Wicker Man und - danke, wieselmaus - Besuch der alten Dame. Like! :thumbsup: Nur ein paar winzige Textstellen:

Wie immer gings bei Axel hoch her.
Ich kann mich nur schwer daran gewöhnen, dass der Duden das jetzt tatsächlich ohne Apostroph erlaubt. Aber da bin ich wohl altmodisch.

Sauberer, fester und hartnäckiger Schnee. Der konnte noch bis Mitte April liegen bleiben. Nicht so wie dieses wässrige, grauschwarze Matschzeug in den Städten, das die hässlichen Straßen nur noch schmuddeliger machte.
Irgendwer fand das überflüssig, aber abgesehen von der Stimmung führst du hier auch ein, dass die Story auf dem Land spielt, stimmt[']s? Ich finde, das passt so.

„Ist dir was? Du schaust aus, als hät's (hätt's) dir die Petersilie verhagelt. Sag schon.“
Doppel-T. Und mit dem Apostroph bist du jedenfalls nicht konsequent.

Im Übrigen könnte ich mir vorstellen, dass Axel (oder einer der anderen Einheimischen) doch schon etwas ahnen müsste, wenn Tony mit so einem Gesicht reinkommt. Zumal es am Ende heißt, dass die Zelle immer ihn anruft, wenn sie Hunger hat.

Dann setzte er die sie wieder auf

„s‘ist ('s ist) wieder an der Zeit.“

Ihr Blick erinnerte Tony an Gansers dämliche Pferde, wenn er seine Tochter Paula zum Reitunterricht brachte. Die blöden Viecher glotzten ihn auch immer so panisch an. Fast so, als wüssten sie es.
Ich verstehe zwar, was gemeint ist. Aber warum sollten die Pferde panisch gucken, wenn sie es wüssten? Es betrifft sie doch überhaupt nicht. (Außerdem passt so ein Pferd ja gar nicht in eine Telefonzelle, jedenfalls nicht im Stück. :D)

„Papa, du hast mir versprochen, dass ich nie wieder …“
Da erwarte ich, dass Christine im Folgenden irgendeine besondere Rolle einnimmt (die sie nicht mehr möchte). Passiert aber nicht. :confused:

„Stell das verfickte Gedudel ab.“, sagte Axel leise
Punkt muss weg

Sie hielten sich an den Händen und beobachtete (beobachteten) stumm und unbehaglich das Geschehen.

Niemand sah in Richtung des Ecktisches.
Georg ging zu dem Pärchen hinüber.
Hoffentlich stolpert Georg nicht, wenn er nicht guckt, wo er hinläuft. :D

<offshore-Modus aus>

An der riesigen Eiche vorbei, die einer Legende zufolge von Bismarck persönlich eingepflanzt worden war, auch wenn niemand erklären konnte, was zum Teufel Bismarck jemals in so einem Kaff verloren haben sollte.
:lol:

Und dort stand sie. Bei einem Mülleimer. Unscheinbar. Klassisch. Gelb.
Auffällig, dass es eine von den gelben ist, die ja nach der Wende größtenteils durch die hässlichen grau-magentafarbenen ersetzt wurden. Bestimmt hat sie sich auch gegen Ab- oder Umbau gewehrt und den einen oder anderen Techniker verschlungen. Stoff für eine Serie ...? ;)

... Nur hab ich’s gar nicht bemerkt ...
... wir vertrauten ihr und haben‘s gemacht.
Apostrophe zum Dritten: Die mutieren gerne zu einfachen Anführungsstrichen. Verdammte AutoFormat-Funktion ...

Sogar das ein (eine) oder andere Lächeln stahl sich in manche Gesichter.

So viel zum Kleinkram. Hat mir wieder mal gut gefallen! Zum nächsten Wochenende bitte etwas, das zu meinem Nutellabrötchen passt!
[SUB](Nein, keine Exkremente. Habe gerade kürzlich so eine Folge von The IT Crowd gesehen... :sick:)[/SUB]

Grüße vom Holg ...

 

Lieber Eisenmann,

Mann aus Eisen, den so schnell nichts ankratzen kann. Und hoffentlich auch mein Kommentar nicht.
Ich, als bekennende Horror-Abstinenzlerin sage es mal gleich und sehr direkt:
Mich erreicht deine Geschichte und ihre Konstruktion weder auf einer emotionalen noch auf einer rationalen Ebene. Ich kann weder über ihre inhaltliche Aussage schmunzeln, noch gibt sie mir irgendetwas mit auf den Weg, worüber es sich nachzudenken lohnte.

Dabei hast du dir so viel Mühe gegeben und ein wirklich stimmiges Bild dieses Dorfes, der in ihm lebenden Menschen und ihres egoistisch-fiesen Handelns gezeichnet. Einige Details gefallen mir wirklich gut und ich finde sie – für sich genommen – durchaus witzig, u.a.:

Der Mann versuchte, das Buttermesser zu greifen.
Ein wirklich gut gewähltes Instrument der Selbstverteidigung.

An der riesigen Eiche vorbei, die einer Legende zufolge von Bismarck persönlich eingepflanzt worden war, auch wenn niemand erklären konnte, was zum Teufel Bismarck jemals in so einem Kaff verloren haben sollte.

Scheint typisch für manche Käffer zu sein: Auch meine kleine niederrheinische Heimatstadt schmückt sich mit so einer fragwürdigen historischen Begebenheit.

Gar nicht witzig und auch nicht zum Schmunzeln finde ich dagegen (du vermutest es sicher) diese Stelle:

Die Frau explodierte in einem Knall aus Blut, Fleischbrocken und Knochentrümmern. Die Überreste klatschten an die Innenwände der Zelle. Ihre abgerissene Kopfhaut rutschte zusammen mit einem Großteil ihrer Haare langsam an der Tür zu Boden.
Der Mann schrie und schrie, bis seine Stimme krächzend versagte.

Ich weiß, dieser ‚Splatter’ ist der Höhepunkt deiner Konstruktion, aber in meinem Gehirn öffnet sie leider den Speicher, der ähnliche Bilder aus dem RL enthält. Und das Reale überdeckt das Fiktive und führt letztendlich dazu, dass mich deine fiktive Szene abstößt. Mir gelingt es nicht, das ihr zugrundeliegende Menschenverachtende zu relativieren und als witzige Attitüde hinzunehmen.

Ich frage mich, ob deine Telefonzelle ihr Opfer nicht auf humanere Weise hätte verschlingen können, ohne Blut, Fleischbrocken, Knochentrümmer und abgerissene, an der Tür runterrutschende Kopfhaut. Und warum eigentlich muss auch der unschuldige Partner am Ende von den Dörflern umgebracht werden? (Ja gut, er ist Zeuge des brutalen Geschehens.)

Das fiese Handeln der Dorfbewohner und die einerseits nette, andererseits immer wieder mit Menschenopfern zu fütternde Telefonzelle lassen mich dagegen eher unberührt. Ich registriere den auf die Spitze getriebenen Egoismus der fiktiven Dörfler, der nicht davor zurückscheut, sogar Menschen zu opfern. Aber was willst du damit zeigen? Auf welches Verhalten beziehst du dich? Worin liegt der Witz des Ganzen?
Was soll ich als Leser für mich daraus ziehen? Dass auch dörflich-biedere Menschen vor nichts zurückschrecken? Diesen nicht unbedingt neuen Zusammenhang hätte ich mir subtiler gewünscht. So sehe ich zu sehr geschwungene Autoren-Keule.

Und weil ich nicht über das Dargestellte lachen kann, kann mir auch das Lachen nicht im Halse stecken bleiben. Und das müsste doch eigentlich passieren, wenn ich einen Text, der sich mit menschlichen Egoismus-Exzessen beschäftigt, konsumiere.

So bleibt dann Horror wie Horror und Splatter wie Splatter.

Eisenmann, sei mir nicht böse: Diesmal hat mich dein wirklich gut geschriebener Text leider inhaltlich nicht vom Stuhl gerissen (mal abgesehen von einigen guten Detail-Einfällen). Es ist vermutlich ein Generationenproblem: Mir fehlt die Kenntnis entsprechender Horror- und Splatter-Szenarien, um deinen Text entsprechend würdigen zu können.

Liebe Grüße
barnhelm

 

hell

Yo hell!

Vielen Dank für dein Feedback und die Anmerkungen. Das freut mich, wenn ich dich mit meiner kleinen Horrorstory unterhalten konnte.

Danke auch für deine Textkritik. Ich glaube, ich habe die meisten deiner Anmerkungen inzwischen auch umgesetzt bzw. abgewogen, ob ich sie verwende. Echt krass, wie man bei den eigenen Texten manchmal betriebsblind ist.:)

Nur mal so zum Anmerken - exemplarisch: Manchmal kam ich mit den Namen ziemlich durcheinander.
Das ist echt immer so ein Problem, wenn man viele Figuren mit Namen unterbringen will. In einem Gespräch, wo man sich ja auch meistens kennt, klappt das immer ohne Probleme. In einer Geschichte hingegen tue ich mich oft schwer damit.

Würde ich durch wir ersetzen.
Das sollte zeigen, dass Christine schon weiß, dass man die Zelle füttern muss -"sie" will lediglich nur nicht mehr persönlich das ganze miterleben. Ich hatte zuerst tatsächlich ein "wir" drin, aber das "ich" passt besser als Handlungsinformation.

Vielen Dank für dein Lob sagte dir der EISENMANN
-----------------------------------------
Jana Retlow

Hallo Jana!

Vielen lieben Dank für deine Anmerkungen und Kritik.

Ich muss vorwegschicken, dass ich -jedenfalls wenns um Horror geht - sehr gerne immer ein wenig Augenzwinkern und auch gern etwas (Selbst)ironie verwende. Meine Geschichten nehmen sich oft auch selbst nicht so ernst. Hier allerdings sollte es keine Satire sein und war auch nicht als Komödie oder Klamauk gemeint. Trash durchaus - besonders bei der Splatterszene und der ganzen Prämisse einer menschenfressenden Telefonzelle, die nebenher noch ein Dorforakel darstellt. Also dass du das als Satire ansiehst, verstehen ich jetzt .... total!!!:D

Vor allem in der wörtlichen Rede ist mir das aufgefallen.
Ich hatte versucht, hier etwas mehr rustikalen Sprachduktus einfließen zu lassen. Anfangs hatte ich sogar mit Dialekt herumexperimentiert, aber Mundart beherrsche ich nicht gut genug, um es authentisch klingen zu lassen. Daher freut mich das hier umso mehr:
Vielleicht sogar mit einer Prise britischem Humor - aber eben auf bayrisch.
Schön, dass man zumindest erahnen konnte, worauf ich hinaus wollte.

Gehe ich hier richtig in der Annahme, dass er ganz gezielt dieses Paar aufsucht, eben weil sie auf der Durchreise sind?
Das hat ihm die Telefonzelle gesagt - wenn sie Hunger hat, ruft sie ihn an. Und da sie keine Dorfbewohner essen will, meldet sie sich immer dann, wenn grad Fremde in der Nähe sind.

Das Ende ist fast schon komisch, was meine Theorie unterstützt, dass es sich hierbei um keine ernstzunehmende und sich ernstnehmende Horrorstory handelt.
q.e.d. :)

Vielen Dank für deine Zeit und Mühe!
Einen schönen Sonntag wünscht dir der EISENMANN
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Chutney

Heyho Chutney!

Cool, dass du dir die Zeit genommen hast, dir mal ne Story über eine fleischfressende Telefonzelle reinzuziehen!:D

Auf die Gefahr zuviel hinein zu interpretieren, dachte ich hinterher darüber nach, wieviele fremde Menschenleben eine Gesellschaft bereit ist, für ihr Gefühl von Sicherheit zu opfern.
Schön, dass du das so interpretierst, denn in diese Richtung sollte es auch gehen.
Anfangs hatte ich mir überlegt, dass die Telefonzelle tatsächlich nur bei richtig lebensbedrohenden Gefahren aktiv wird. Dann jedoch wären die Menschenopfer auf eine ziemlich verdrehte Art aber nicht sooo verwerflich gewesen. Und das wollte ich nicht. Wenn die Warnungen jetzt aber nur bei irgendwelchen Kleinigkeiten gekommen wären ("Vorsicht - vor deiner Tür liegt ein Hundehaufen!") hätte das die Morde nicht gerechtfertigt. Ich musst daher von beiden Elementen einen Cocktail zusammenbauen, der den Egoismus der Dorfbewohner ins richtige Bild setzt. Es würde mich sehr freuen, wenn mir das gelungen ist.

Vielen Dank für dein Lob und für die Gedanken, die du dir gemacht hast.

Ein schönes Restwochenende wünscht dir der EISENMANN
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GoMusic

Hey GoMusic!

Eine verrückte Geschichte. Daraus hätte Stephen King ein ganzes Buch gemacht.
Hat mich sehr amüsiert. Prima!

Boah!!! Den großen Stephen King hier anzubringen ist so, als würdest du einen Hobbymaler mit Michelangelo vergleichen! Also wenn das kein Kompliment für eine Horrorstory ist, will ich ab sofort "PUDDINGMANN" heißen!! Vielen Dank, Großer!:)

Die Textanmerkungen müsste ich mittlerweile (hoffentlich!) alle eingebaut und korrigiert haben.

Es freut mich, dass ich dich mit diesem verrückten Trashding unterhalten konnte!

Viele lieben Grüße vom EISENMANN

 

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